Tun wir einfach mal so als ob

[jpg] Alle hatten sich etwas vom 22. September 2011 im Schwelmer Jugendzentrum versprochen.

Nur was? Ich zumindest sah nicht vorrangig das  Thema Erhalt der Schwelmer Brauerei, zumindest nicht auf Seiten der Facebookgruppe. Es sollte eine moderierte Diskussion um die Zukunft der Schwelmer Brauerei werden. Die Moderation übernahm der Chefredakteur der Westfälischen Rundschau Klaus Bröcking. Auf der einen Seite war die komplette politische Riege nebst Stadtverwaltung mit Bürgermeister Jochen Stobbe angetreten. Und auf der anderen Seite viele „Freunde“ des Schwelmer Bieres, nebst der „8.000 er“ Facebook Gruppe.

 
  Forum der Bürgersprechstunde im Jugendzentrum                                                       Foto: © Linde Arndt
 

Bürgermeister Stobbe machte darauf aufmerksam, dass im Forum sehr viel Energie vorhanden wäre, die man positiv nutzen sollte.

Klaus Bröcking zurrte erst einmal die Regeln fest: Es sollte über die Zukunft der Schwelmer Brauerei geredet werden. Und um es etwas spannender zu gestalten, sollte auf eine Frage eine direkte Antwort kommen. Nachfragen oder Statements waren nicht erlaubt. Jetzt will ich die ganzen Fragen nicht aufdröseln. Vielmehr will ich das Erreichte dokumentieren.

 

Auf Seiten des Rathauses:

 

  • Politik, und zwar sämtliche Parteien, und Verwaltung waren uneingeschränkt für den Erhalt der Schwelmer Brauerei. Aber, und das wurde auch klar gemacht, Schwelm kann sich finanziell nicht bei der Brauerei arrangieren.

  • Falls ein Investor mit seinem Geschäftsmodell eine wie auch immer geartete bauliche Veränderung im Zusammenhang mit dem Erwerb oder der Pacht der Brauerei wünscht, wird das Rathaus die notwendigen Anträge mit Vorrang prüfen und auch genehmigen.

  • Jeder Investor der ein tragfähiges Geschäftsmodell vorweisen kann ist dem Rathaus willkommen.

 


v.l. BM Jochen Stobbe und Ralf Schweinsberg
Foto: © Linde Arndt

  Ob jedoch das Geschäftsmodell tragfähig ist, wird und kann nur von den Eigentümern der Immobilie als auch der Markenrechte entschieden werden.

Auf die Entscheidung hat das Rathaus nur bedingt Einfluss. Falls von Seiten der Genossenschaft oder der Facebookgruppe die Vermittlung eines Gespräches durch das Rathaus angedacht ist, wird die Stadt hilfreich zur Seite stehen.

Soweit das Rathaus mit Bürgermeister Jochen Stobbe und den gesamten Parteien.


Und was war mit den Schwelmern und der Facebookgruppe?

Nun, obwohl der Moderator die Fragen konstruktiv auf die Zukunft ausgerichtet sehen wollte, schmeckte dies vielen Leuten gar nicht. Die Facebookgruppe erkannte man an den beschriebenen Seiten die sie vor oder neben sich liegen hatten. Auf diesen Seiten waren die Fragen aufgeschrieben. Und was für Fragen!? Es ging darum einen Schuldigen zu finden, der für die Insolvenz herhalten sollte.

         
         

vlnr.: Barbara Lingnau, Claus Kaiser,  Dirk Podszuweit  und Yvonne Daniel                            Foto: © Linde Arndt

Der war auch relativ einfach gefunden – Bürgermeister Jochen Stobbe. Er hatte angeblich Investoren vergrault. Hinterher stellte sich jedoch  der Zeuge, Brauereimeister und Prokurist der Schwelmer Brauerei Stefan Jukic, der dies mitbekommen haben wollte, als nicht glaubwürdig heraus. Jukic soll auf der einen Seite im Zusammenhang mit dem Ossenkämper Fall unglaubwürdig und auf der anderen Seite mit der Erklärung gegen den Bürgermeister glaubwürdig sein. Die „Betriebsberaterin“ Yvonne Daniel wusste zum ersten mal konkrete und überprüfbare Zahlen zu nennen. Es sind rund 180 Genossen mit einem Kapital von rund 200.000,– Euro die sich erklärt (!!!) haben. Da die Genossenschaft erst am Morgen gegründet wurde, also eine Genossenschaft in Gründung ist, konnten noch keine Bankauszüge vorgelegt werden. Ob die Genossenschaft schon eingetragen ist wurde nicht gesagt. Es gibt allerdings einen Anwalt und einen Wirtschaftsprüfer auf Seiten der Genossenschaft, so Frau Daniel. In einem anderem Satz sprach Frau Daniel von Investoren (Plural), also mindestens zwei und im Nebensatz von einem Investor (Also drei Investoren) mit einem höheren Geldbetrag. Weitergehende Informationen über diese Investoren, wie Geschäftsmodelle, angedachte Investitionssumme, eigenes Personal, aus der Brauereibranche, die in solchen Gesprächen üblich sind konnten nicht genannt werden. Überhaupt bunkerte die Facebookgruppe wenn man sie gezielt befragte. Kurz, keine Aussage war belastbar man blieb im Allgemeinen und Nebulösen.

Michael Zander von der Facebookgruppe, wollte von allen Rathausmitgliedern eine persönliche Erklärung (Sogar schriftlich) gegen eine Nur-Brauhaus-Lösung haben. Als BM Jochen Stobbe diese Erklärung, nach Augenkontakt, für alle abgab, wollte Zander dies nicht gelten lassen, es sollten Einzelerklärungen abgegeben werden. Klar war aber auch, dass der Investor bei der Gruppe offensichtlich mit einigen Einschränkungen zu rechnen hat. Marktwirtschaftliche Regeln scheinen bei dieser Gruppe keine Geltung zu haben. Unfassbar und peinlich, war diese Veranstaltung, weil man weder eine Kapitalbedarfsberechnung, eine Anschubfinanzierung aufgestellt hatte, es braucht nur der Brauereiknopf auf „Go“ gestellt zu werden.Wie die Gruppe einem zukünftigem Investor helfen will ist mir schleierhaft. Durch höherem Bierkonsum?

Partizipative Demokratie kann man mit solchen Verhaltensweisen vergessen, denn es geht ja nicht um die Zukunft, es geht um Vergangenheitsbewältigungen und Therapiesitzungen um das Lecken der Wunden die man noch nicht einmal selber lecken will.

 

Und jetzt tun wir einfach mal so als ob Bürgermeister Jochen Stobbe am Abend das Handtuch geschmissen hätte. Was wäre dann gewesen?

 

Ich glaube dann wäre die Gruppe zufrieden nach Hause gegangen um sich dort eine Flasche Veltins, Krombacher oder Radeberger, gerne aus dem wöchentlichen Sonderangebot, zu „krallen“ und auf den Sieg zu trinken. Und die Schwelmer-Brauerei?

Und die Arbeitsplätze? Und Schwelm? Was soll es, Hauptsache wir haben denen da oben einmal gezeigt was Facebook so alles leisten kann und was man für eine Macht haben könnte. Mark Zuckerberg, Inhaber von Facebook, wird ihnen allen für diese kostenlose Werbung danken.

Und wie geht es weiter? Die Facebookgruppe wird so viel wie möglich an Genossenschaftskapital einsammeln, und Investoren Ratschläge erteilen wie sie ihr Geld anlegen sollen. Wie sagte Frau Lingnau vom Betriebsrat sinngemäß so schön: Wir brauchen keine Anschubfinanzierung also kein Kapital, wir brauchen nur bei den Supermärkten einzahlen und schon sind wir wieder im Geschäft. Toll! Betriebswirtschaft kann so einfach sein.

Im Saal sah ich Ernst Walter Siepmann vom Schwelmebad, der in diesem Jahr nicht weiß wie er die Gelder für das Schwelmebad zusammen bekommen wird. Aber wer erinnert sich noch an die Aufstände im Zusammenhang mit der Schließung des Schwelmebad. Wo sind die tausende von Leute ( Übrigens ohne Facebook) hin die ihr Schwelmebad unterstützen wollten. Aber das sind eben nur so Gedanken.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

 

 

9 Kommentare
  1. Avatar
    Steve Lausberg sagte:

    Mit dem Artikel kann ich sehr gut leben. Am Ende noch ein kleiner Seitenhieb, aber nicht weiter schlimm. Alle Interessanten Fakten bezüglich der Genossenschaft werden schnellstmöglich beantwortet. Die Internetseiten werden gerade eingerichtet und Bestehende aktualisiert. Außerdem wird es nächste Woche auch noch einen richtigen Informationssatnd in der Stadt geben. Man sollte dem ganzen noch etwas Zeit geben… es wird schon.

  2. Redaktion
    Redaktion sagte:

    Na ja, wenn Sie mit einem Sprecher aufgetreten wären, der die Fragen auf einem Zettel gehabt hätte wäre das ok gewesen. Ich habe von meinem Standort alleine 10 Leute mit voll beschriebenen Zetteln gesehen. In welcher Zeit wollten Sie die denn abarbeiten?

    Ach, und noch was. Kritik scheint die Gruppe nicht weg stecken zu können, Andere sollen dies aber gefälligst tun.

    Vielleicht befasst sich die Gruppe ja mal mit Ideen wie man eine Schwelmer Brauerei zukunftsfähig machen kann. Ein potentieller Investor sieht diese Ideen und schnappt sich die Brauerei, wobei er die Ideen dann umsetzt. Es geht doch um den Erhalt oder geht es um Profilierung?

  3. Avatar
    Steve Lausberg sagte:

    Kritik steckt die Gruppe im allgemeinen sehr gut weg und es wird auch diskutiert. Im Gegensatz zu anderen Seiten wo Kommentare nicht zugelassen oder einfach gelöscht werden 🙂

  4. Redaktion
    Redaktion sagte:

    Da habe ich aber was anderes gehört. Ein Wort der Kritik und dann kommt der Spruch: Du kannst ja gehen. Oder man ist in der Gruppe der „Vollpfosten“.
    Und, die anderen Seiten müssen keine Beleidigungen und Beschimpfungen zu lassen die thematisch nichts bringen.
    Es heißt Kommentarfunktion in einem Blog. Und das Kommentieren dreht sich noch immer um ein Thema.

  5. Redaktion
    Redaktion sagte:

    Und noch eines. Sie tun immer alle so als wenn Sie mit dem Internet umgehen könnten, Jörg Brandenburg hat sogar eine Firma die sich damit befasst. Fragen Sie doch mal Herrn Brandenburg ( Ihre Webdesigner von JA-Internet Arne Bracht und Jörg Brandenburg ) welche ungeahnten positiven Möglichkeiten das Internet bietet um an einen Investor zu kommen. Oder muss der Investor aus der Nachbarschaft kommen? Chatten können Sie überall und auch weiterhin im Netz.

    Wo ist die Seite „Liebenswerte Kleinstadt im Westfälischen sucht für ihre kleine Brauerei einen Käufer“ So billig können Sie nie wieder Werbung für Ihre Brauerei schalten. Das könnte übrigens unabhängig von den üblichen Kommentaren bei der Zuckerberg-Firma geschehen.

    Noch ein Wort zur Kritikfähigkeit der Gruppe. Ich habe ja hier die O-Töne vom 22.September mir mehrfach angehört. Jedes mal wenn Kritik geäußert wurde, wurde der Empfänger der Kritik aus der Gruppe aggressiv.

  6. Redaktion
    Redaktion sagte:

    Übrigens noch so ein Fake.

    In § 2.2 der Genossenschaftssatzung steht:

    Zitat: (2) Der Gegenstand der Genossenschaft ist der Betrieb der oder die Beteiligung an der Privatbrauerei Schwelm einschließlich aller damit zusammenhängender Geschäftsfelder. Zitat Ende.

    Tatsächlich wurde aber gesagt, wir wollen einem Investor nur hilfreich zur Seite stehen und den Betrieb nicht selber übernehmen.

    Ja, was denn nun?

  7. Redaktion
    Redaktion sagte:

    Wir schließen jetzt die Kommentarfunktion zu diesem Artikel. Wir möchten das auch begründen: Wir haben 27 Kommentare zugesandt bekommen aber nur den Kommentar von Herrn Lausberg durch gelassen. Warum? Alle anderen Kommentare waren voll mit Beschimpfungen und Beleidigungen und befassten sich nicht mit dem Thema „Erhalt der Brauerei“. Kommentieren heißt aber auch sich mit dem vorgegebenen Thema auseinanderzusetzen. Und in diesem Thema ging es um das meines Erachtens stümperhafte und intransparente Auftreten der Facebook Gruppe, welches nicht zielführend sein konnte.

    Ich kann nicht von meinem Diskutanten (Stadt) Transparenz verlangen, selber dieselbe aber nicht liefern. Ich kann nicht mit Unwahrheiten vor das Publikum treten, von dem Anderen jedoch eine wie auch immer geartete Wahrheit verlangen. Ich kann nicht kritisieren, selber eine Kritik, berechtigt oder nicht berechtigt, mit wüsten Beschimpfungen beantworten. Das ist unredlich! Und ich kann von einer unabhängigen Presse keine Streicheleinheiten erwarten, wenn mein Benehmen und meine Rede im Forum nicht danach ist.

    Am Donnerstag war das Standing der Facebook Gruppe grottenschlecht und unterirdisch. Mit diesem Standing wird kein ernsthafter Interessent mit dieser Gruppe reden. Die meisten dieser Gruppe sind zu selbstverliebt um ein Problem dieser Art auch nur im Ansatz lösen zu können.

    Ich hoffe ich täusche mich und die Gruppe besinnt sich um sich positiv für den Erhalt der Brauerei einzusetzen. So aber wird das nichts!

    Ach ja, es geht hier nicht um feige oder nicht feige; solche Konnotationen kenne ich nur aus meiner Kindheit.

    Ich hoffe Sie alle haben dafür Verständnis.

  8. Redaktion
    Redaktion sagte:

    Und wieder wurde von der Facebook Gruppe nicht die ganze Wahrheit geschrieben. Auf der Internetseite ploepp.net schreibt diese Gruppe:

    Zitat: „Die Initiative für den Erhalt der Schwelmer Brauerei hat umgehend den Bürgermeister über diese Termine informiert und ihn gebeten, unterstützend tätig zu werden. Das hatte er auf der Informationsveranstaltung im Jugendzentrum am vergangenen Donnerstag zugesagt. Zusätzlich wurde er gebeten, bei Gesprächen der Investoren mit dem Besitzer der Immobilie hilfreich zu sein.“ Zitat Ende

    Tatsächlich erreichte ein Telefongespräch das Sekretariat des Bürgermeisters in welchem nur die Information über ein anstehendes Investorengespräch angekündigt wurde. Weitergehende Informationen wurden nicht übermittelt. Die vermeintliche Bitte unterstützend tätig zu werden entspricht nicht der Wahrheit, so das Sekretariat des Bürgermeisters.
    Gleichzeitig ist die Genossenschaft immer noch nicht eingetragen, so dass die Bezeichnung Brauereigenossenchaft e.G. ( eingetragene Genossenschaft ) irreführend ist, es darf höchstens Brauereigenossenschaft i.G. ( in Gründung ) geführt werden. Die Bezeichnung e. G. darf erst mit der vollzogenen Eintragung ins Genossenschaftsregister geführt werden.

  9. Redaktion
    Redaktion sagte:

    Und wieder wurde von der Facebook Gruppe nicht die ganze Wahrheit geschrieben.

    So schreiben sie noch gestern von Investorengespräche die am Donnerstag oder Freitag ( So genau weiß man das nicht so bei der Gruppe) stattfinden sollen.

    Und heute?

    Zitat: „Westfalenhof Schwelm: Claus: die Brauerei ist leer!!! der IV hat seit 2 Jahren alles verscherbelt womit man Bier brauen kann… wir sind jetzt hier locker schon bei 2,5 Millionen… nicht mehr 120000… und die Vorgespräche fanden gestern abend und heute morgen statt… telefonisch… ich war dabei… es sieht echt nicht gut aus… echt nicht…“
    vor 2 Stunden · ( Also 14:47…..d. Redaktion) Gefällt mir Zitat Ende

    Jetzt vergleichen Sie einmal die Informationen, automatisch kommt da die Frage:

    Wie kann ein Gespräch welches am Donnerstag oder Freitag stattfinden soll am Mittwoch schon gescheitet sein?

    Die Gruppe scheint ein Hort von Schwätzern zu sein.

    Und am Montag oder schon am Sonntag?

    Sicherlich versammeln wir uns alle im Westfalenhof von Herrn Hussong und werden beim Radeberger Bier den Schuldigen aussuchen. An der Gruppe hat es sicher nicht gelegen, die war ja sooooo gut drauf.

    Die Schuldigen sind auch schon da:

    Zitate:

    Helga Schulte-Paßlack: SCHEISS GELDSÄCKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    vor etwa einer Stunde ( 15:57 h …d. Redaktion)

    und weiter:

    Jörg Brandenburg: Wird Zeit sich gegen die Geldsäcke aufzulehnen!!! Wenn die jetzt wirklich ein Brauhaus machen und dieses seit Jahren geplant war, dann sollten wir dieses boykottieren!!! vor 58 Minuten ( 16:00 h ….. d. Redaktion)

    und weiter:

    Westfalenhof Schwelm: früher hat man schonmal Steine geworfen
    vor 52 Minuten ( 16:11 h. …d. Redaktion )

    Zitat Ende

    Und noch einmal: Wie kann man am Mittwoch so reden, wenn die Gespräche erst am Donnerstag oder Freitag stattfinden? Der Investor sollte es doch ohne Problem richten? So die Gruppe.

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