Wenn zwei das Gleiche tun . . .

[jpg] Wasserwerfer fahren auf. Hunderte von Polizisten stürmen in einen Park um Demonstranten aus diesem Park zu vertreiben. Da werden Rentner, Schüler, Frauen wehrlose Menschen mit Pfefferspray malträtiert. Die Wasserwerfer, die am Anfang noch mit Wasserregen operierten, verändern kurz danach ihre Taktik. Es werden gezielt Menschen mit den Wasserwerfern „beschossen“. Zwei Menschen werden danach ihre Sehkraft fast eingebüßt haben. 180 – 400 Menschen tragen nach diesem Einsatz leichte bis schwere und schwerste Verletzungen, wie Reizungen der Augen, Nasenbrüche und Platzwunden davon. Tagelang werden einige Menschen die Augenreizungen nicht überwinden können – tränende Augen.

Unter den Demonstranten befand sich eine angemeldete Schülerdemo, die genauso dran kam wie alle Teilnehmer dieser Demo. Die Polizei wird hinterher durch einen Sprecher mitteilen lassen:

„dann kann die Polizei auch mal hinlangen“.

Es war nicht der Taksim-Platz oder der Gezi-Park in Istanbul bei denen, wie oben beschrieben, unschuldige Menschen mit staatlicher Gewalt zu körperlichen Schaden kamen. Es war der Stuttgarter Schlossgarten am 30. September 2010, an dem die deutsche Polizei auf Befehl gegen zehntausende Menschen körperliche Gewalt anwendeten. Thema war das Bahnprojekt Stuttgart 21, ein Milliardenprojekt, und der Stuttgarter Schloßgarten mit seinen alten Bäumen, die alle dem Projekt geopfert werden sollten. Innenminister Heribert Rech (CDU) und Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) werden im Tenor danach sagen, es wäre alles mit rechten Dingen zu gegangen. Die Menschen hätten nur den Park verlassen müssen und alles wäre gut verlaufen. Was folgte: Die Staatsanwaltschaft klagte Polizisten wegen Körperverletzung im Amt an und der ganze Vorfall landete vor einem Untersuchungsausschuss. Das war es.

In Istanbul geht es jedoch angeblich um eine türkische Revolution, die den demokratisch gewählten Regierungschef Recep Tayyip Erdogan aus dem Amt jagen will. Immer wieder wird auf die Religionszugehörigkeit des Regierungschefs zum Islam verwiesen. Politisch korrekt? Nein. Dem damaligen Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) mit seinem Innenminister Heribert Rech (CDU) hat man auch seine Religionszugehörigkeit nicht vorgeworfen. Warum auch. Denn beiden Politikern Mappus wie Erdogan kann man eines attestieren, dass ihnen die Macht zu Kopf gestiegen ist. Mappus hat die Quittung bekommen als er abgewählt wurde. Und Regierungschef Recep Tayyip Erdogan, vielleicht bekommt auch er solch eine Quittung wie Mappus. So ist das nun mal in einer Demokratie. Die Gewalt die beide jedoch anwenden ist ein abscheuliches Mittel und ist weder in einer deutschen noch einer türkischen Demokratie zu entschuldigen.

Und die Religionen, wie in diesen Fällen die christliche und die islamische Religion, haben mit dieser Politik nichts zu tun. Sie werden nur von der Politik vorgeschoben um von den Ungereimtheiten abzulenken. Und letztendlich wird die Feindschaft zwischen den beiden Religionen wieder beschworen um die Brückenbauer zwischen den Religionen zu diffamieren. Schade dass die deutschen Kollegen von den „Staatsmedien“ ARD und ZDF sich für diese Scharfmacherei instrumentalisieren lassen. Vorauseilender deutscher Gehorsam? Wie war das nochmal mit der kritischen Distanz eines Journalisten? Und wie war das noch mit dem Kollegen Nikolaus Brender vom ZDF? Der sprach in einem Spiegelinterview im Zusammenhang mit den öffentlich rechtlichen Sendern von einem: „Spitzelsystem, das davon lebt, dass Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen“

So ist das wenn zwei das Gleiche tun, ist das nicht dasselbe in deutschen Medien.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik