Tja, so kann es gehen

 [jpg] Gestern noch in einem Brüsseler EU – Ausschuss im József Antall building mit den Presse-Kollegen den Debatten der ParlamentarierInnen zugehört; wie sie doch trefflich stritten um die Themen die auf der Tagesordnung standen. Alle Pressevertreter hatten einen Tisch auf dem sie ihr Notebook, ihre Vorlagen und sonstigen Sachen ablegen durften, Arbeitsbedingungen wie sie sein sollten – Standards. Jetzt werden viele sagen: He, das war Brüssel. Ja, das ist richtig, nur ein Journalist kann schon die Arbeitsbedingungen auf die Arbeitsbedingungen eines Rathauses oder eines Kreises herunterbrechen.  
Presseplatz im József Antall building,Brüssel                        Foto: © Linde Arndt

In den fünf Jahren meiner journalistischen Tätigkeit habe ich von Politikern immer mal wieder eines gehört: Die Medien sind an allem Schuld. Wenn Fehler gemacht wurden, haben die Medien diese Fehler natürlich überzeichnet. Der Vorwurf: Man muss ja nicht über alles berichten. Wie bitte? Doch müssen wir über alles berichten, dass ist unser Job. Wo wir zurückhaltend sein sollten ist, wenn es intim oder persönlich wird, wenn es sich um persönliche Trauer, Schmerz oder Leid handelt. Da haben wir abzublenden, das Mikro ist auf Hintergrund gestellt,  es gilt die Regel "off the record". 
Diese Regel beherrscht „jeder“ Journalist. Und weil das so ist, bringt man uns dementsprechenden Respekt und dementsprechende Achtung entgegen. Man schafft Arbeitsbedingungen die uns in die Lage versetzen die Informationen, die wir benötigen, in der Form zu bekommen um eine gute Story zu erstellen. Dabei brauchen wir eigentlich nicht viel: Einen Tisch, ausreichend Licht, gute akustischen Verhältnisse, so dass wir auch alles mitbekommen, die Sichtverhältnisse sind befriedigend um Verwechselungen zu vermeiden. Na ja, wenn es sehr gut kommt, haben wir an dem Tisch auch noch einen Stromanschluss, wo wir unser Notebook bei längeren Sitzungen aufladen können. Eine Lan oder Wlan, WiFi Einrichtung wage ich nicht zur Sprache zu bringen, denn in der Regel sind die Ratsmitglieder mit Journalisten die direkt ins Notebook schreiben überfordert. Sie vermuten dann sofort eine konspirative Tätigkeit bei diesem Journalisten.

     
Sitzordnung im Kreishaus  Schwelm – kein Arbeitsplatz für die Presse                                                                                            Foto: © Linde Arndt

 

 

 

Um es kurz zu machen, wir brauchen einen Tisch und Übersicht über das gesamte Geschehen. Und in Brüssel war dies alles gegeben.
Am nächsten Tag ein Termin im Kreishaus, Sitzungsraum 166, es tagte der „Ausschuss für Umwelt, Planung und Bauen“. Wir wollten wissen was der Ennepetaler FNP (Flächennutzungsplan) nun im Kreis machte. Immerhin haben wir ihn von Anfang an beobachtet und wollten wissen ob er nun durch ist. Ach ja,trotz Bedenken wird der FNP durch gehen.
Als wir in den Raum herein kamen, sahen wir unseren Kollegen von der WR (Westfälischen Rundschau), Klaus Bröking, noch Leiter der Redaktion, zwischen Tür und einem Wagen auf dem Kaffee und Wasser stand, eingeengt sitzen. Den Schreibblock auf dem Oberschenkel, wie es bei einer Boxveranstaltung, einer Theater-Generalprobe oder Zirkusvorstellung üblich ist – schreibbereit.


Arbeitsmöglichkeit für die Presse
Foto: © Linde Arndt
  Da war noch eine Bank die besetzt war, am Ende der Bank sahen wir den Ennepetaler Stadtplaner Dipl.-Ing. Ulrich Höhl.

Keiner konnte seine Unterlagen auf einem Tisch ablegen. 2 Stühle waren noch frei, die wir von EN-Mosaik auch direkt nach bejahender Rückfrage in Anspruch nahmen.

Auch hier kein Tisch, also Block auf den Oberschenkel. Dann kamen nun  Vorträge per Beamer die in meinem Rücken und für den Kollegen Bröcking in einem Winkel abgespielt wurden,so  dass eine umfassende Information nicht möglich war.

 Der Vorsitzenden des Ausschusses, Wolfgang Richter von der (SPD), sah zwar das Problem wollte aber keine Abhilfe schaffen. Von der Kreisverwaltung assistierte Dipl. Ing. Klaus Tödtmann dem Ausschussvorsitzenden, dem aber anscheinend auch nicht an den Arbeitsbedingungen der Presse gelegen war.
Weitere Sitze (Auch keinen Alibisitz) konnte ich nicht ausmachen, somit hätte auch kein Bürger der Sitzung beiwohnen können.

Man kann sich solche Arbeitsbedingungen nur so erklären, indem dieser Ausschuss Fehlinformationen provozieren wollte um evtl. auftretende Fehler der Presse zu zu schreiben und damit einen Persilschein für weitere Ungereimtheiten zu bekommen. Komisch, dass die Schwelmer und Gevelsberger Rathäuser die Mindeststandards an Arbeitsbedingungen  für Pressevertreter schaffen können.

Tja, so kann es halt gehen. Heute Brüssel und morgen findet man sich in „Skopje“ wieder – sorry es war der EN-Kreis.
Die Westfälische Rundschau, die ja immer noch in Auflösung ist und nun inhaltlich von der Westfalenpost übernommen wird, macht eine Auflage die sicher noch erwähnenswert ist. EN-Mosaik hat im neuen Jahr die 600.000er Besucher Marke/ per Monat geknackt. Überwiegend haben wir Besucher aus der Zielgruppe der 14 – 49 jährigen auf unserem Blog. Die über 50jährigen überlassen wir der WR und der WP. Demnächst werden wir unsere Artikel aus der europäischen Union auf unseren Seiten www.european-mosaic.de oder european-mosaic.eu einbringen. Wir werden sicher die 700.000er Marke/per Monat in 2013 knacken. Zusammen erreichen wir also im Kreis sicher 90 % der Bevölkerung. Darüber hinaus erreichen wir, WR, WP und ENM, Gesamt NRW zu einem gewissen Grade, so dass solche Vorfälle dem Image des Kreises sicher abträglich sind. Wenn dem Kreis dies egal ist, soll uns das Recht sein. Denn kritischer und engagierter Journalismus ist in vielen Städten Europas, auch Kleinstädten, angesagt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm