[jpg] Man hat schon sein Kreuz als lokaler Journalist; denn man sollte den EN-Kreis als Journalist nicht verlassen. Man kann die Idylle und die damit einhergehende Berichterstattung über die 9 Städte nach einer Zeit sicher richtig genießen.
Wenn man jedoch wie wir regional und überregional arbeitet so stellt man die geringe Anforderung fest die an uns von Politik und Wirtschaft gestellt wird.
Man unterstellt uns geradezu einen geringen Informationsstand über die Bereiche über die wir schreiben sollen. Stichwort: Das würde zu weit führen, wenn wir das weiter ausführen würden. Klartext: Das übersteigt ihren Horizont. Oder auf eine Frage, folgende Antwort: Sie sollten hierzu mehr Vertrauen zu uns entwickeln, wir machen das immerhin jahrelang.
Diese und andere Sätze würde man in Düsseldorf, Dortmund, Essen oder anderen Großstädten niemals hören. Hier im Kreis habe ich das öfter gehört. Jetzt kann ich auch verstehen, weshalb so wenig gefragt wird und warum so wenig Pressegespräche stattfinden. Diese Gedanken gingen mir am 1. April 2011 während der Pressekonferenz der AVU in Gevelsberg durch den Kopf. Nicht, dass die AVU solche Antworten gab, nein, um Gottes Willen. Es war alles Bestens.
Nur, ich frage mich, warum die strategische "Neuausrichtung" eines Energieversorgers (EVU) mit einer PR Aktion untermauert werden soll.
In den letzten 14 Tagen überschlagen sich die Meldungen aus Düsseldorf, Essen und Berlin. Die Firma EON aus Düsseldorf und die Firma RWE aus Essen sind von dem Moratorium der Bundesregierung wirtschaftlich betroffen. Es geht um Milliarden und es geht um Rechtssicherheit. Ein Pressegespräch jagt das Andere. RWE klagt nunmehr vor dem Verwaltungsgericht in Kassel und Eon versucht eine andere Lösung zu finden. Umweltminister Röttgen (CDU), in dessen Bereich die Atommeiler fallen, steht mit dem Rücken zur Wand. Durch die Wahlen am Sonntag in Baden-Würtemberg und Rheinland-Pfalz hat der Wähler der derzeitigen Regierung in Berlin eine "rote" Karte gezeigt. Und gestern, also am Donnerstag, legt Minister Röttgen (CDU) die erwartete "Testliste" für die Sicherheit der Öffentlichkeit vor. Die gesamten Atommeiler sollen einem "Stresstest" unterzogen werden und das bis zum Ende des Moratoriums. Nur jedem der Journalisten ist nach Einsicht dieser Liste klar, die dort aufgeführten "Checks" sind schon längst beantwortet und der "Stresstest" ist in der Zeit des Moratoriums nicht zu schaffen.Toll!
In Berlin laufen die Politiker wie wildgewordene Hühner durch die Gegend. Fragt man drei Politiker bekommt man auch drei Meinungen. Auch die sogenannten Experten findet man wieder zuhauf. Die einen die den Tsunami inzwischen auch am Rhein sehen und die anderen die alles nicht so schlimm sehen. Mit zwei Kollegen aus Berlin korrespondieren wir in diesem Zusammenhang.
Und dann sitzen wir friedlich in Gevelsberg und hören vom Einstieg der AVU in den Grünstrom mittels einer 10 ha großen Fläche in "Gnötzheim" in der Nähe von Würzburg an der A7. Die installierten 16.400 Photovoltaik-Module produzieren 3,9 Mio kWh im Jahr. Um das mal erfahrbar zu machen, dass reicht für 1.100 Durchschnittshaushalte. Und das Ganze wird in 5-6 Jahren mit Gewinn arbeiten. Was aber noch interessanter ist, die AVU hat einen österreichischen Vertragspartner der 30% des Stromeinkaufes über Wasserkraft liefert. Was daran so interessant ist?
Nun, wir alle haben nach Harrisburg, Tschernobyl und jetzt Fukushima den dritten GAU. In der Wahrscheinlichkeitsberechnung durfte es jedoch nur einen GAU gegeben haben, also ist die Berechnung falsch. Das Problem bei AKW´s ist ein tiefgreifendes, jenseits von menschlicher Denke. Bei AKW´s darf der Mensch sich nicht irren um sodann aus dem Irrtum die AKW´s zu korrigieren. Ein Flugzeug das abstürzt hat nur eine relativ begrenzte Opferzahl und man kann aus diesem Irrtum lernen. Bei einem AKW geht das nicht.
Johannes Teyssen CEO von Eon sagte: Nach Japan können wir nicht zur Tagesordnung übergehen. Dr.-Ing. Jürgen Großmann CEO von RWE sieht solch eine Verkettung von Katastrophen auf Deutschland nicht zukommen und sieht die deutschen Kernkraftwerke im sicheren Bereich. Aus diesem Grunde hat RWE jetzt wegen der Abschaltung von Bilblis A gegen die hessische Landesregierung in Kassel geklagt und will den Meiler nach dem Atomgesetz wieder hochfahren da keine Gefährdung vorliegt. Er verlangt von der Regierung ein Gesetz zur Abschaltung.
Die strategische Ausrichtung eines Energieversorgers wie der AVU in Richtung Green Power, also grüne Energie, ist geradezu überlebenswichtig. Der Kauf einer 10 ha großen Photovoltaik-Anlage sollte also ein erster Schritt sein, neben dem Vertrag mit dem österreichischen Wasserwerk. Ein langfristiges Ziel um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wäre, den Kernkraftanteil von derzeit 16% auf eine vernachlässige Größe im einstelligen Prozentbereich zu senken. Und da wir gerade bei langfristigen Zielen sind, so ist der Anteil von fossilen Energien langfristig gesehen in 10-20 Jahren sicherlich zu hoch.
Die Zukunft wird ein riesiges europäisches Netzwerk der erneuerbaren Energielieferanten sein, die noch, und die Betonung liegt auf noch, mangels ausreichender europäischen Leitungsnetze den Strom zum Verbraucher bringen. Die bestehenden und die in Planung befindlichen Offshore Windparks, nicht nur in Deutschland, produzieren schon heute Strom der mangels Leitungsnetz ins Nichts geht. Und zum Leitungsnetz wäre zu sagen, auch hier sind ungelöste Probleme. Überlandleitungen haben mehrere technische Nachteile die einen Widerstand der Bevölkerung geradezu provozieren, was letztendlich zu Verzögerung des Baues führen wird. Alternativ steht hier das teurere Erdkabel zur Verfügung. Nur es gibt bis heute noch nicht einmal eine im Ansatz befindliche Diskussion Überlandleitung vs Erdkabel.
Und so hätte auch die AVU solch ein Pressegespräch nutzen können um ihre Position in der schon lange anhaltenden und durch Fukushima wieder befeuerten Energieerzeugungdiskussion breiter vorzustellen. Zumal denn mit Dr. Arnim Brux die Politik und die Verwaltung und mit dem Vorstand Dr. Ing. Claus Bongers sowie Dipl. Kfm. Dieter ten Eikelder, Technik und Wirtschaft mit einer geballten Kompetenz am Panel saßen. Warum wird solch ein Gespräch nicht in einem größerem Zusammenhang aufgebaut, kurz- und langfristige Energieversorgung der AVU in einem relativ unsicheren Beschaffungsumfeld – politisch und wirtschaftlich. Der Verbraucher ist höchstgradig verunsichert, wenn Japan vergessen ist, wird der Wechselwille sicher höher werden. Und der Wechselwille ist nicht immer nur auf den Preis zurück zuführen, vielmehr zählt dann auch ein überzeugende Image.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg