Jetzt werden wir alle integriert. Alle?
[jpg] Es war die erste Sitzung des Ennepetaler Integrationsrates am 31.Mai 2011. Nachdem alle Formalitäten, wie die Verpflichtung auf das Grundgesetz, erledigt waren, ging es zur eigentlichen Sitzung.
vlnr.: BM Wiggenhagen, Bianco (SPD), Hunsche (Stadt), Küpper (Stadt), Schmidt (Stadt), Heller (Stadt), Siekermann (FDP) Foto: EN–Mosaik Pool |
Über 18 Monate hat es gedauert bis dieser Integrationsrat nunmehr seine erste Sitzung abhalten konnte. Man sollte meinen, dass diese Sitzung professionell durch die Stadtverwaltung vorbereitet worden wäre. Denn immerhin standen der Stadtverwaltung als auch den anwesenden Ratsmitglieder eine handvoll Newbies im politischen Geschäft gegenüber. Weit gefehlt. Es fremdelte zwischen den Parteien. Auf der einen Seite die Stadtverwaltung mit den etablierten Ratsmitgliedern und auf der anderen Seite die neu gewählten Mitglieder des Integrationsrates.
Die Geschäftsordnung des Integrationsrates gem. § 27 Abs.7 der Gemeindeordnung aber auch die Gemeindeordnung wurden dem Integrationsrat, ich will es einmal vorsichtig formulieren, einfach während der Sitzung zur Abstimmung vorgelegt. Beide hätte den neuen Mitgliedern, da sie Grundlagen der Arbeit des Integrationsrates sind, getrennt vorher gebunden übergeben werden müssen. Nun gut, es ist ein Akt des Respektes vor den Mitgliedern und der Normen welches die Mitglieder bindet. Aber man kann es halt auch nebenbei vorlegen (unterschieben?) wenn sie für die Beteiligten nicht so wichtig sind. Es wurde auch ein Vorsitzender gewählt. Guiseppe Bianco (SPD) wurde wie erwartet einstimmig der Vorsitzende des Integrationsrates, zur Stellvertreterin wurde Hatice Bürgül gewählt. Danach referierte Ercan Atay über die Rechte und Pflichten aber auch Möglichkeiten der Mitglieder des Integrationsrates.
Damit wäre eigentlich schon alles gesagt, wenn nicht noch einige Merkwürdigkeiten zu vermelden wären:
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Da wird ein internationales Freundschaftsfest am 18. Juni bis 19.Juni dem Integrationsrat als Bühne zur Selbstdarstellung oder als „Pflichtaufgabe“ angeboten. Selber darf er sicher nichts organisieren.Denn es fehlte ja die Zeit.
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Das Projekt „ KOMM-IN-NRW“ wird als Grundlage für weitere Vorgehensweisen von der Stadtverwaltung eingebracht.
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Auf dem Freundschaftsfest wird es einen ökumenischern Gottesdienst/ eine Messe geben, wobei die Moslems ausgeklammert werden. Dem Vernehmen nach, wird den Moslems abgesprochen, gemeinsame Gebete zu formulieren.
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Die Stadtverwaltung wollte wissen was die Migranten für Forderungen formulieren würden, man wisse so wenig von einander. Traurig, es ist allgemein bekannt welche politischen Defizite Migranten formulieren.
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Aus diesem Integrationsrat soll nach dem Willen der Stadtverwaltung ein Arbeitskreis gebildet werden, der die weiteren Vorgehensweisen erarbeiten soll.
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Dann wisse man nicht welche Ethnien in Ennepetal wohnen. Traurig, in der Regel kann man das an den Namen ablesen.
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Und so weiter, und so weiter….
So diktierten die etablierten Politiker gemeinsam mit der Stadtverwaltung schon einmal, was alle gemeinsam inhaltlich unter Integration zu verstehen haben.
Die Anmerkungen der „neuen Mitglieder“ wurden jedoch ganz souverän abgeblockt oder aber mit anderen vorrangigen Arbeiten kaschiert. Oder es wurde auf die Vergütungsregelungen hingewiesen als auch, dass 4.500,– Euro in den Haushalt eingebracht wurden.
Der Integrationsrat war schlecht konzeptionell sowohl von der 14 Millionen Truppe als auch von den Ratsmitgliedern vorbereitet worden. Wir hatten manchmal den Eindruck dass die Hilf- und Ratlosigkeit ein vorherrschender Wesenszug der etablierten Politiker und Verwaltungsmenschen gewesen sei.
Dabei ist die Problemstellung ganz einfach, nur alle Probleme sind tabuisiert.
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Da ist das Kulturproblem. Während die Deutschen die sogenannte „christlich jüdische Wertegesellschaft“ zur Grundlage erklären, fühlen sich die Moslems dadurch ausgegrenzt. Allerdings weiß kein Deutscher was sich hinter der „christlich jüdischen Wertegesellschaft“ verbirgt.
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Stichwort Sprachproblem: Die anwesende türkische und tamilische Ethnie sprachen ein hervorragendes und akzentfreies Deutsch.Das Sprachproblem musste jedoch definiert werden, was man natürlich unterließ.
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Stichwort Kommunikation: Herr Sri Kanthavel schlug einen Internetauftritt vor. Dieser hätte ganz leicht mit einer Subdomain http:www.integration.ennepetal.de erledigt werden können. Nein, dieser Vorschlag wurde ignoriert. Anscheinend weil für die Stadt das Internet sowieso Teufelszeug ist.
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Als noch gar im Zusammenhang mit den sportlichen Aktivitäten von Herrn Türkdönmez 3 Fußballmanschaften offeriert wurden, schien die Ratlosigkeit sich zu vergrößern.
Es waren so viele Merkwürdigkeiten zu notieren. Wenn die 14 Millionen Truppe der Verwaltung als auch das politische Establishment nur ein paar Freundlichkeiten anbieten will, so hat man einmal mehr die Bedeutung der Integration nicht begriffen.
Integrationsrat die Newbies m. Schöneberg (SPD) i.Hintergrund Kultur und Bürgermeister Foto: EN-Mosaik Pool |
Integration ist harte Arbeit, das bohren von ganz dicken Brettern, zumal in der Vergangenheit außer dem Austausch von Nettigkeiten nichts geschehen war. Die beiderseitigen Klischees und Vorurteile müssen definiert und abgebaut werden. Es muss ein gemeinsamer Wertekanon erarbeitet werden, wobei es nicht genügt eine ausgrenzende „christliche jüdische Wertegesellschaft“ zu reklamieren. Man muss auch sagen, was man darunter versteht.
Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte müssen definiert werden. Eine Integration besteht nicht nur aus Pflichten wie es gerne die Konservativen reklamieren. Nein, es gibt auch unveräußerliche Rechte, die von der UN definiert wurden. Kommunikation, etwas sehr wichtiges und zwar in der Mehrsprachigkeit, heißt die Muttersprache muss vorrangig akzeptiert werden. Was nützt es wenn ich fordere, mein Gegenüber solle gefälligst deutsch sprechen, wenn er einem Gespräch nicht folgen kann. Heißt das dann: Selber Schuld, hättest ja deutsch lernen können? Die US Amerikaner sind da ganz pragmatisch, spricht jemand nicht das vorherrschende englisch, so wird kurzerhand ein Dolmetscher geholt.
Auf den Punkt gebracht: Es gibt über die Jahre viele Studien zu den Migranten und Intergrationsproblemen. Die Betrachtungen sind sehr vielfältig, nur man sollte sie auch lesen um einen Intergrationsrat zu organisieren. Eines ist sicher wir brauchen auf jeden Fall die Einwanderer, die im übrigen eine ganz normale Wanderungsbewegung darstellen. Wir brauchen die Migranten schon deshalb um die Löhne niedrig zu halten.
Der Integrationsrat hatte einen schlechten Start gehabt, lassen wir ihn wieder bei Los anfangen.
Fangt nochmals an, damit auch alle ins Integrationsboot geholt werden.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal