Wider die deutschen Stammtische

[jpg] Über zwei Themenbereiche sollte man an deutschen Stammtischen nicht diskutieren, über Politik und über Religion.

Dort wo normalerweise über Autos, Fußball und Frauen diskutiert wird, passiert es schon einmal durch zumeist neue Stammtischangehörige, dass die beiden Themenbereiche Politik und Religion angesprochen werden. Meistens passiert zuerst einmal nichts, ein tiefes Schweigen breitet sich über den Stammtisch aus, aber nach etwa 1 Minute, die einem wie eine Stunde vorkommt, fallen erwachsene Menschen übereinander her, als wenn es um das Überleben geht. Wenn man sich vorher über den deutschen Meister, ob FC Bayern oder Borussia Dortmund ziemlich einig war, ziehen nunmehr drohende Wolken des Unfriedens über den Stammtisch her. Es wird monologisiert, nicht mehr zugehört, geschimpft und beschimpft, ja sogar Prügel werden dem vormals besten Freund angedroht. Wenn man als Beteiligter vom Nebentisch so zuhört, kann man eines ausmachen, dass das Ganze nur aus Vorurteilen, Halbwissen oder weitergegebenem Wissen von einschlägigen Presseerzeugnissen besteht.

Aufklärung täte da Not, nur die will keiner der Streithähne haben.
Das Politiker alles Deppen sind und darüber hinaus noch ihr eigenes Süppchen kochen, dass könnte man ja noch nachvollziehen. Schnell wird der eine oder andere Politiker erwähnt den man mit einem guten Posten jetzt in der Industrie sieht oder der in der Brüsseler Bürokratie den Winkel der krummen Gurken ausrechnen lässt.

So geht es auch mit der Religion, die man in der Regel gerne abgeschafft sähe. Kostet nur und bringt nichts. Eine Steigerung ist aber noch durch das Thema Islam zu erreichen, hier drehen fast alle ab.

 
    Moshee des Propheten Mohammed

Und wenn an diesem Stammtischkreis sich noch ein vernünftiger Mensch befindet, sieht der sich kurz vor der Steinigung wenn er ein Argument für den Islam aufbringt.

  Nun haben wir uns ausgedacht etwas Aufklärung zum Thema Islam zu betreiben. Das können wir, befinden wir uns doch weitab von jedem Stammtisch, so dass eine Steinigung mangels Entfernung nicht in Frage kommt.

Ich, der Verfasser, bin  bekennender Christ. Das heißt, jeder der es wissen möchte erfährt von mir, dass ich Christ bin. Das heißt aber auch, ich lebe tolerant gegenüber dem  Anderen, auch dem gegenüber welcher einer anderen Religionsgemeinschaft angehört.

Ich besuche gerne Synagogen, aber auch Moscheen (Von den anderen Religionen möchte ich jetzt einmal nicht schreiben) und unterhalte mich gerne mit den Geistlichen der anderen Weltreligionen.

Meistens ist dies ein geistiger Austausch im Glauben indem man offen mit den eigenen als auch den anderen Glaubensgrundsätzen umgeht.

Moschee von Selangor    

Die jüdische Religion wird auf Grund der deutschen Vergangenheit in Deutschland beschützt, so dass meines Erachtens die Schwellenangst erhöht wurde. Für mich ist die jüdische Religion meine Vorgängerreligion aus der mein heutiges Christsein hervorgegangen ist. Gäbe es sie nicht, so gäbe es auch meinen Glauben nicht.

Anders ist es mit dem Islam der aus der jüdischen und christlichen Lehre als eigenständige Religion hervorgegangen ist.
Einem Christ sollte also der Islam nicht fremd sein, findet er doch immer wieder Analogien seines Glaubens in dieser Religion.

Nur in unserem Kulturkreis regt keine Religion mehr auf als der Islam, er wird diskriminiert, diskreditiert und letztendlich stigmatisiert, teilweise schlägt den Gläubigen der pure Hass entgegen. Warum eigentlich? Es gibt viele Gründe, die jedoch alle keinen Bestand haben können.

     Wenn wir uns mit Religion befassen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, es sind Menschen die in ihrem Kulturkreis in der Religion einen Halt suchen indem sie an sie glauben.

Die religiösen Übungen sind es die ihnen immer wieder ihren Glauben bestätigen. Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird in den meisten Fällen durch den Glauben beantwortet. Die Religion hat also eine wichtige Stellung in dem entsprechenden Kulturkreis.

Zweifelt man die Religion in dem Kulturkreis an oder nimmt man die Religion dem Kulturkreis weg, so provoziert man tiefste gesellschaftliche Verwerfungen.

Gebet in Kairo von Jean-Léon Gérôme (1865)    

Und weil das so ist, sollte man die Religion des anderen Kulturkreises achten und respektieren, ja, man sollte die Menschen in diesem Kulturkreis in ihrer Religionsausübung unterstützen. Nicht umsonst ist die freie Religionsausübung ein wichtiger Bestandteil unserer Verfassung, aber auch der Charta der Menschenrechte der UNO.

Übrigens gilt das für alle Religionen, auch die der christlichen.

Während die christlichen Kirchen Schwierigkeiten haben die Gläubigen in die Kirche zum "Gottesdienst" zu bekommen und manchmal nur mit einer Handvoll Gläubigen aufwarten können, sind die Kirchen des Islam in der Regel zum "Gottesdienst" gut besucht. Die religiösen Übungen und Riten werden bei den Anhänger des Islam akzeptiert aber auch in der Regel eingehalten, während die Regeln und Riten der Christen weitgehend aufgeweicht sind und damit zur Disposition stehen. Während die christlichen Werte weitestgehend im gesellschaftlichen Leben durch allgemeine Gesetze ersetzt wurden, werden die Werte des Islams in der islamischen Gesellschaft gelebt.

Die Gesetzgebung in der islamischen Gesellschaft orientiert sich ausnahmslos an den Werten des Islam.

Die Folge ist ein Kulturschock der christlichen Gesellschaft die dem nichts Gleichwertiges entgegen zu halten hat, denn wir orientieren uns kaum mehr an den christlichen Werten. Es entsteht ein Unbehagen in der christlichen Kultur. Die säkularisierte Welt der christlichen Gesellschaften mit ihrem Mangel an Religiosität reagiert gegenüber dem Islams sodann mit zunehmender Aggression.

Kommunikativ werden die Anhänger des Islam, die man nach  unseren Sprachregeln normalerweise als Islamisten bezeichnen würde, [sie selber bezeichnen sich als Moslems]  mit Terroristen gleichgesetzt. Die 1,5 Milliarden Moslems werden als schießwütige und Bomben legende Masse von uns vorgeführt und abgelehnt. die 2,2 Milliarden Christen jedoch als friedliebende Gruppe eingeordnet. Dass alle Religionsanhänger  der großen Religionen Kriminelle hervorbringt also auch das Christentum, wird dabei von uns nicht erwähnt. Es stimmt nicht, dass durch eine Religion Kriminelle erwachsen. Vielmehr ist es so, dass religiöse Führer Religionsanhänger verführen kriminelle Handlungen auszuführen.

So werden Christen in den USA aufgerufen gegen Ärzte vorzugehen die eine Abtreibung vornehmen. Prompt wurden auch Abtreibungsärzte in den USA auf offener Straße erschossen – im Namen des Christentums. Es war christlich motivierter Mord.
Wir wollen uns nicht mit der Vergangenheit des Christentums aufhalten in denen viele Morde zu registrieren sind von Menschen die durch ihre christlichen Führer verführt wurden. Auch der Islam brachte religiöse Führer hervor, welche die islamischen Gläubigen zu Morden verführten.
Sie sehen mit Religion kann man Menschen verführen, sprich, manipulieren.

Wie kann so was passieren?

Nun in allen Religionen verspricht man nach dem Tode entweder das Paradies oder aber einen "Höllenzustand". Um aber nicht in die Hölle zu kommen, sondern in das Paradies zu gelangen, muss man zu Lebzeiten auf der Erde einen positiven Lebenswandel geführt haben.

Zu diesem Lebenswandel gehört auch der Gehorsam gegenüber der Amtskirche und deren Angehörigen, sprich Geistlichen.
Diese Angehörige sind die religiösen Führer, von denen einige sich immer wieder dementsprechende Gläubige aussuchen um sie zu kriminellen Taten zu verführen.

Sie manipulieren sie damit, indem sie ihnen das Paradies versprechen oder ihnen mit der Hölle drohen. Und schon wird ein Abtreibungsarzt erschossen oder es macht sich jemand auf den Weg sich mit einem Sprengstoff-Gürtel oder Auto in die Luft zu sprengen.

 
    Stephansdom in Wien

In den USA leidet man heute noch unter dem Schock den die Terroristen mit dem Anschlag 9/11, bei dem vier Flugzeuge mit islamisch manipulierten Gläubigen in die Twin Towers von New York oder in das Pentagon reinflogen und  einen tausendfachen Mord ausübten.

Als im Jahre 1995 Timothy McVeigh einen Sprengstoffanschlag mit 168 Toten in Oklahoma City verübte, sprach kein Mensch über die Religion die dieser Attentäter ausübte. Er war schlicht und ergreifend ein 168-facher Mörder.

Diese Anschläge hatten aber doch alle nichts mit der Religion zu tun. Vielmehr waren das Kriminelle und die Religionsführer die dahinter standen, waren die Anführer dieser Morde. Die Glaubenslehren in Bibel und Koran geben keinen Mord vor, weder im Islam noch im Christentum, im Gegenteil. Gott sei Dank gibt es nicht viele Geistliche die die Gläubigen verführen, vielmehr sind die meisten Geistlichen friedfertige Menschen die ihre Gläubigen   in ihrem Glauben unterrichten. Wie kommt es aber, dass die Religionen immer wieder benutzt werden um Menschen zu solchen Taten zu verführen?
Die Frage kann man nur beantworten indem man nach dem Sinn von Religionen in der Kultur fragt.

Wolf Biermann hat einmal gesagt: Es gibt ein Leben vor dem Tode. Damit ging er auf das so genannte Heilsversprechen aller Religionen ein; mit diesem Satz stellte er dieses Versprechen in Frage. Denn wenn wir nach dem Sinn des Lebens fragen, antwortet die Religion, indem sie auf das Paradies bei Wohlverhalten oder die Hölle bzw. das Fegefeuer
bei einem Verhalten in Sünde, nach dem Tode hinweist. Wir müssen also das Leben erdulden ohne zu wissen ob das was wir getan haben richtig war, bezüglich unserem Lebenswandel. Da aber der Mensch seit jeher nach dem Sinn des Lebens gefragt hatte ist dieses Heilsversprechen sicherlich unbefriedigend. Was bleibt, es ist der Glaube an die Versprechungen der Religionen.

Damit der Glaube, der ja mit Zweifel einhergeht, aber nicht nachlässt, werden in bestimmten Intervallen rituelle Übungen abgehalten, die durch Predigen begleitet werden. Die geistlichen Führer, die diese Predigen abhalten, haben mit der Zeit eine gewissen Macht erlangt. Und diese Macht wird von einigen ausgenutzt um eine andere Zielsetzung als die in den Religionen vorgegebene zu erreichen. Es sind aber verschwindend geringe Führer in den Religionen die diese Macht ausnutzen, sowohl in den christlichen als auch in den islamischen Gemeinden. Jetzt von der islamischen Religion als einer terroristischen Religion zu sprechen, wäre reine Diffamie.

Warum versucht die westliche Welt zurzeit den Islam zu diffamieren?

Es gibt nur einen Grund: Die Angst vor dem Anderen, sprich dem Islam, dem vermeintlich Fremden.

Immer wieder suggeriert die westliche Welt sich selber, sie wäre dem Islam überlegen.
Dies geschieht versteckt aber auch ganz offen. Nur warum lässt die westlich christliche
Welt den Dialog unter den Gläubigen nicht zu, wenn der christliche Glaube dem Glauben an den Islam überlegen ist? Es ist der Verfall der christlichen Werte der in der westlichen Welt zu registrieren ist und dieser Zustand lässt keinen Dialog unter Gläubigen zu. Wir reden zwar von der westlichen Wertegemeinschaft, wissen aber dass diese Werte kaum mehr vorhanden sind. In unserer säkularisierten westlichen Welt haben diese Werte keinen Bestand mehr. Diese ehemaligen christlichen Werte waren aber einmal wichtig um den Zusammenhalt, die soziale Bindung herbei zu führen und zu erhalten. Bei einer Ellenbogengesellschaft die einen Egoismus ohne Gleichen hervor brachte, sind diese Werte jedoch nur hinderlich.

Und der Islam?  Der Islam hat diesen Werteverfall nicht, im Gegenteil. Die Gläubigen sind durchdrungen mit den Werten und sie glauben noch an ihre Religion, wie es ehemals die Christen taten. Den Christen laufen die Gläubigen in Scharen weg, der Islam hat aber einen Zulauf an Gläubigen zu verzeichnen. Die Angst der westlichen Welt ist damit begründet. Denn die Religion in der Gesellschaft hatte noch eine andere Funktion. Sie hatte immer die Funktion den Herrschaftsanspruch der Eliten zu begründen, indem dieser als Gott gegeben ausgegeben wurde. "Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist", so die christliche Lehre.

Der Wert der Religion in der westlichen Kultur ist allerdings auf einen gewissen Unterhaltungswert gesunken, mehr ist da leider nicht mehr.
Ist der Islam uns deshalb nun überlegen? Ganz klar: Nein.

Nur der Islam ist präsent und das Christentum nicht. Und das ist das eigentliche Problem.
Nicht die Kopftücher oder Verschleierung der Frauen oder gar die Sharia, sind ausschlaggebend für die Stigmatisierung des Islam, sondern die Abwesenheit des gelebten christlichen Wertekanons. Übrigens die Sharia hat ihre Analogie in der heiligen Inquisition, heute Glaubenskongregation, die auch eine eigene Gesetzgebung hat. Insofern ist die Sharia, so grausam sie auch ist, kein Argument gegen den Islam.

Was bleibt?

  Die Massen der Gesellschaft waren und werden durch die Religionen immer manipuliert, meistenteils zu Kriegen, die als Gott gewollt und gerecht hingestellt wurden. In den christlichen Nationen segneten die Geistlichen beide Kriegsgegner und redeten den Soldaten den gerechten Krieg ein. Da wurden die Waffen aller Parteien gesegnet, mit denen man den Gegner umbrachte, es war die christliche Analogie des Dshihad.  Das Christentum kann dies nicht mehr leisten, der Islam schon. Und nur deshalb lehnt die westliche Welt Länder ab die den Islam als Religion hat.

Ich denke mir, die westliche Welt wäre gut beraten, wenn sie es der islamischen Welt selber überlassen würde ob sie unseren säkularisierten Lebensstil annehmen wollen oder nicht.

Gläubige beim Gebet    

Jeder sollte nach seiner Facon selig werden. Und mal ehrlich, eine Moschee bereichert das Stadtbild doch ungemein, z. B. in Duisburg-Marxloh die Merkez  Moschee.

Und die Stammtische? Sie kennen nur die drei Themen: Frauen, Autos und Fussball, zu mehr reicht es eben nicht.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik