Der Krieg war uns schmerzhafte Lehre um heute den Frieden zu schätzen

Foto: Linde Arndt

vlnr. Petra Herrmann (Öffentlichkeitsrabeit), Alois Banneyer (Theaterpädagoge),Bernd Dreisbusch (Geschäftsführer Verdi), Jörg Schürmann (Vorstand Christlich-Jüdischen Gesellschaft)
(c) Linde Arndt

[jpg] 70 Jahre Frieden in Europa. Nein, Jugoslawien hat uns eines anderen belehrt, wie zerbrechlich der Frieden sein kann. Jahrelange friedliche Nachbarschaften führten von einem Tag auf den anderen wieder in die Barbarei. Wir sind so vergesslich. Und heute? In Europa stehen wir wieder vor einem Krieg, es kriselt wieder. Wieder sind Millionen Flüchtlinge unterwegs um dem Furor des Krieges zu entgehen. Schwache, Kranke oder Kinder müssen zurück bleiben, weil sie körperlich einer Flucht nicht gewachsen sind. Gegenseitige Schuldzuweisungen führen die Kriegshandlungen, den Mord, für jede Partei zu entschuldbaren Wahrheiten. Wahrheit oder Lüge, werden zu einem Begriff und beliebig. So wurden immer Kriege geführt, nicht für einen höheren Wert oder einen nachvollziehbaren Wert überhaupt, nur für die Macht und des persönlichen Vorteils willen.
Vor 70 Jahre am 8 Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Truppen in Kraft. Der zweite Weltkrieg war vorbei. Nachdem alles vorbei war, stellte man eine ungeheure Opferzahl in Europa fest. Polen 6 Millionen, Sowjetunion 27 Millionen, Ungarn 950 Tausend, Jugoslawien 1,7 Millionen, es gab keine Familie in Osteuropa die nicht mindestens einen Toten zu beklagen hatte. Viele der Osteuropäischen Länder lagen in Schutt und Asche, die deutschen hatten ganze Arbeit geleistet. Und Deutschland? Deutschland als Aggressor hatte 6,4 Millionen Tote zu beklagen, wobei in Deutschland kein Stein über dem anderen lag. Hunger, Not und Elend wurden noch Jahre später registriert. Bundespräsident Richard von Weizsäcker sprach 1985 in einer Rede vor dem deutschen Bundestag von der Befreiung vom Nationalsozialismus. Bis heute weiß niemand wie aus einem deutschen Volk ein verbrecherisches Regime entstehen konnte. Man weiß durch die Untersuchungen, welche Mechanismen angewendet wurden. Diese gab es aber schon immer ohne das dies zu solch einem Ergebnis führte.
Nun hat man in der Vergangenheit diesen 8 Mai als Erinnerungs- und Mahntag verstanden, hat an die Untaten oder die Taten der einzelnen Völker erinnert. An das „Nichtvergessen“ wurde appeliert und der Zeigefinger ging nach oben, so als wenn man eine heraufziehende Gefahr verhindern könnte. Wir haben aber vergessen die Zukunft für den Frieden zu sichern. Wir haben vergessen mit allen über die gemeinsame Zukunft zu reden, um sie dann auch zu gestalten.

Am 8. Mai 2015 um 12:00 Uhr

wird es eine andere Gestaltung dieses Tages vor dem Recklinghausener Festspielhauses im Festzelt geben.
An diesem Tage gedenken wir der Freiheit, die wir unter dem Naziregime nicht hatten.
Gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Recklinghausen e.V., dem Jugendsinfonieorchester Recklinghausen, dem ver.di-Bezirk Emscher-Lippe-Nord sowie den Kabarettisten Fritz Eckenga und René Steinberg wollen wir die Demokratie und die Freiheit feiern.
Freiheit und Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, es gilt sie immer wieder bewusst zu erarbeiten. Unterschiedliche gesellschaftliche Strömungen fordern immer wieder unser handeln heraus, indem wir uns evtl. von dem Ziel der Freiheit entfernen.
Die Kabarettisten Fritz Eckenga und René Steinberg werden sich an diesem Tage mit eben diesen Herausforderungen der Gegenwart auseinandersetzen und die Besucher mit ihren Erkenntnissen konfrontieren – nicht ohne Augenzwinkern. Die Poetin Lütfiye Güzel macht Ihren Standpunkt in Gedichten deutlich.
Die Gruppe JaSsO – junge Musikerinnen und Musiker des Jugendsinfonieorchesters – werden unter Leitung von Peter Nickel Musik von Glenn Miller spielen; Musik die man nicht immer in Deutschland hören durfte. Jazz und Swing waren während des NS-Regimes durch Repressalien wie Rundfunk- und Tanzverbote geächtet.
Weitere Schülerinnen und Schüler aus dem Vest tragen musikalisch und mit Wortbeiträgen zum Programm bei, sie werden die Zusammenhänge zwischen den beiden Weltkriegen herstellen.
Aus Wuppertal beteiligt sich die Projektgruppe „Dialog macht Schule“ ( Das Projekt schafft Möglichkeiten, trotz unterschiedlicher Kulturen, Religionen und individueller Lebensläufe an einem Ort Gespräche zu führen) .
In dieser Veranstaltung mit SchülerInnen, LehrerInnen, GewerkschafterInnen und Künstlern herrscht Gedankenfreiheit! Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Um Anmeldung wird gebeten.

RUHRFESTSPIELHAUS – THEATERZELT 12:00 Uhr
Otto-Burrmeister-Allee 1, 45657 Recklinghausen / Tel.: +49 (0) 23 61 / 9218-0

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Recklinghausen