Summertime am Ennepe-Bogen in Gevelsberg
[jpg] Der Damen Chor „Downtown Harmony“ sang das bekannte Lied „Summertime“ von George Gershwin und man konnte ein leises …and the living is easy ahnen am Ennepebogen in Gevelsberg. Faith Puleston interpretierte den Song mit etwas mehr Schwung neu und leitete den Damenchor, der das musikalische Rahmenprogramm gestaltete. Im vorigen Jahr berichteten wir das erste mal über den Ennepebogen, nannten ihn den Ennepestrand. Wir erlebten die Diskussion über Kasematten oder Katakomben und wollten an Arkaden denken. Und wieder ist ein Jahr später ein weiterer Schritt hin zu einer Innenstadtgestaltung erreicht worden. Auch ist es wie voriges Jahr die Jahresausstellung des Gevelsberger Künstlerkreises mit dem diesjährigen Titel „Kunst am Fluss“ der den künstlerischen Rahmen bildet für ein kulturelles Wochenende.
Neben den am Ennepebogen liegenden „Arkaden“ hörte man die Skater mit ihren Brettern leise klappern, als Bürgermeister Claus Jacobi am Freitag um 18:00 Uhr die Ausstellung eröffnete.
Für Gevelsberg ist es die perfekte Darstellung von Innenstadt, wo zwei unterschiedliche Gruppen sich in Toleranz übten. Keiner störte sich an dem Anderen alles passte zusammen.
Bürgermeister Jacobi erinnerte an den Gevelsberger Künstler Eugen Viehmann der in den letzten Tagen gestorben war und bat zu einem kurzen Gedenken. „Ein Leben ohne jeden Bezug zur Kunst in all ihren Ausprägungen ist nicht so reich wie es sein könnte“ in diesem Sinne gedachte Bürgermeister Jacobi an Eugen Viemann. Der Bezug zu ihrem lokalen Zuhause und nicht nur zu den Großstädten, dies zeichnet Gevelsberger Künstler aus, die damit bewusst die Nähe zu Gevelsberg suchen. Ihre Werke zum Thema „Kunst am Fluss“ sind für uns alle beeindruckend.
BM. Claus Jacobi |
So ist auch zum 125. Jubiläumsjahr die Büste von Kaiser Wilhelm I von Renate Schmidt -V. passend in diesem Rahmen.
Denn Kaiser Wilhem I hatte uns damals die Stadtrechte verliehen. Jetzt steht er als Büste neben mir, so als wenn er mir in mein Script schauen will, so Bürgermeister Jacobi. |
Renate Schmidt-V. |
Danach las die Gevelsberger Künstlerin Renate Schmidt-V. aus den von ihr verfassten Gedanken zum Thema Kaiser Wilhelm I, der damaligen Zeit und die Geburt von Gevelsberg als Stadt.
Bürgermeister Jacobi nannte noch das Programm für Samstag, den 9. Juli, wenn der Kirchenkreis Schwelm die Gastronomie zu der Ausstellung übernimmt, wobei die Erlöse der Schülerhilfe West Papua zu gute kommt, deren Altbürgermeister Dr. Solmecke sich verschrieben hat. Auch Amnesty International sollte mit einem Stand anwesend sein, an dem unter anderem eine Unterschriftenliste für die Freilassung von Lehramtsstudentin Ayat Al-Qarmezi auslag, die wegen Teilnahme an illegalen Protesten, Störung der öffentlichen Sicherheit und Aufwiegelung zu einem Jahr Haft in Bahrain verurteilt wurde. Was hat sie getan? Sie hatte in der Öffentlichkeit ein Gedicht vorgelesen. Hier ein Auszug: "Wir werden die Erniedrigung morden das Elend meucheln" und "Hört ihr nicht ihre Rufe, vernehmt ihr nicht ihre Schreie?" Für uns vollkommen unverständlich, für sowas darf es keine Haft geben.
Die Ausstellung wurde von Künstlern ausgerichtet, wobei man Wert darauf legte, dass auch die verstorbenen Gevelsberger Künstler aus dem Künstlerkreis vertreten waren.
So sah ich u.a. Bilder von der verstorbenen Annegret Michalcik oder Werner Liebkies die jedem Gevelsberger erinnerlich sind.
Thematisch hatten die ausstellenden Künstler einen weiten Bogen gespannt, was man aber auch von den Techniken und Stilrichtungen sagen konnte. So war die Installation „Brückenschlag“ von Markus Nottke ein für Gespräche herausragendes Exponat. Die gesprächsweise genannten Interpretationen ließen einen großen Raum. Brigitte Riechelmann, die ich seit rund 17 Jahre beobachte, hat sich dem Bereich des Mimimalismus zu gewandt. Gerade sie die ich zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn mit floralen Betrachtungen kennen lernte überraschte mit dieser Wandlung. So entwickeln sich eben Menschen.
Rolf in den Birken der mit seinen Bildern immer zu nachdenken anregt und damit letztendlich eine Position erzwingt. Jürgen Unger legt seine mentalen Strömungen dem Betrachter vor die Augen. Er will nicht unbedingt etwas konkretisieren, vielmehr will er die schleichenden Veränderungen ausgemacht haben. Und dann ist da noch Renate Schmidt – V. die ein Geflecht von vielfältigen Beziehungen, Gefühlen in unterschiedlicher Intensität herausarbeitet. Sie ist in ihrer Ausdrucksweise ein wahrer Tausendsassa. Dort ihre Bilder aber auch Skulpturen und Reliefs. Sie eine ruhelose aber leise Wanderin in der ihr zur Verfügung stehende Welt der Künste. Aber auch die verstorbene Annegret Michalcik mit ihren Stilleben machte einen wunderschönen Punkt in der Ausstellung. Ich habe die genannten Künstler stellvertretend heraus geholt. Aber Cornelia Bildheim, Ursula Tempelmann, Gilda Hippenstiel oder Sivia Straube-Holbach sollen nicht unerwähnt bleiben. Das ich sie im Nachsatz erwähne bedeutet keine Abwertung, vielmehr war die gesamte Ausstellung als gelungen zu bezeichnen.
Brigitte Riechelmann,Gilda Hippenstiel,Rolf in den Birken,Ursula Tempelmann,Markus Nottke,Renate Schmidt-V.,Silvia Straube Holbach, Altbürgermeister Dr. Klaus Solmecke,Cornelia Bildheim,Jürgen Unger,Bürgermeister Claus Jacobi |
Nun, es waren und sind Sommertage, nicht zu heiß und nicht kühl, Tage an denen man sich unterhalten kann.
Nebenan fliegen die Skater, die BMX oder die Blades durch die Luft. Junge Menschen die es genießen ihre Körper zu beherrschen einige mehr, einige weniger. Als wir gingen waren es 48 Jugendliche die über die Anlage flogen.
Die Künstler dagegen saßen noch mit den Kunstinteressierten harmonisch zusammen und unterhielten sich.
Es war Sonntag, der Platz hatte sich langsam gefüllt und auf den Bänken und Stühlen saßen oder auf den Plätzen standen nun so an die 400 Zuhörer und Zuschauer. Die Gemeinschaft der Chöre hatte die Gastronomie übernommen. Ein riesiges Kaffee- und Kuchenbuffet war in den Arkaden auf gebaut Draußen wurden auf dem Grill die obligatorischen Bratwürtchen und Steaks gegrillt. Ein Getränkewagen war aufgefahren worden.
Auf der nun aufgebauten Bühne sangen die Gevelsberger Chöre. Ein Chor nach dem anderen gab sein Repertoire zum Besten. Es waren Lieder zum mitsingen und mitschunkeln. So war auch die Stimmung dementsprechend gut. Und nebenan flitzten und sprangen die Jugendlichen mit ihren Skat- und Waveboards, den BMX Räder über den Platz. Jetzt fehlen nur noch die Streethunter.
Was noch im Wege steht ist der riesengroße Klotz der AVU, der sicher Ende diesen Jahres oder spätestens Anfang nächsten Jahres weg ist, so die AVU.
Es ist eine Bewegung am Ennepe-Bogen zu erkennen, wobei ich nicht das Gefühl habe Druck machen zu müssen. Bürgermeister Jacobi nannte dieses Stück Gevelsberg ein Stück urbanes Leben in welchem sich die Bürger ihre Freiräume zurück erobern. Der nächste Schritt ist auch schon sichtbar, wenn im Herbst der Bauverein in sein neues Domizil eingezogen ist.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg