Wie viel Kultur können wir uns leisten? ODER Die Idee aber will weiter wachsen


[jpg] Ruhr 2010 zieht Bilanz: Was wurde erreicht? Was wurde gelernt? Was ist zu tun?
Das sind die drei Felder über die es nachzudenken gilt. 

Die Verantwortlichen dieses Spektakels.

Spektakels? Nein! Es war nicht mehr und nicht weniger als ein Impuls dem Ruhrgebiet seine Seele bewusst zu machen oder ihr diese sichtbar zu machen. Das die Großereignisse stärker durch die Medien  kommuniziert wurden ist nachvollziehbar, war aber so nicht gewollt. Insofern ist der Vorwurf der Gigantomanie vollkommen unberechtigt und zeugt von einem mangelnden Verständnis der Adressaten.

Die Verantwortlichen des Kulturhauptstadtprojektes Ruhr.2010:

Geschäftsführer:

          
   Dr. h.c.Fritz Pleitgen      /      Dr. Oliver Scheyt /

 

und des Direktoriums:

  Prof. Karl-Heinz Petzinka als Direktor für das Themenfeld "Stadt der Möglichkeiten",  
    Steven Sloane, Musiker als Direktor für das Themenfeld "Stadt der Künste",  
    Asli Sevindim als Direktorin für das Themenfeld "Stadt der Kulturen",  
    Prof. Dieter Gorny als Musiker als Direktor für das Themenfeld "Kreativwirtschaft".  
  Marc Oliver Hänig, Pressesprecher und Öffentlichkeitsarbeit  

Lassen wir uns einmal ein Projekt der Ruhr 2010 betrachten, welches recht "unspektakulär" verlaufen war und im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres zu einem Großereignis nach Besucherzahlen avancierte:

"Jeanette Schmitz , Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH konnte für das Ruhr2010  Projekt "Sternstunden – Wunder des Sonnensystems" bereits rund 950 000 Besucher im Gasometer begrüßen. Es war mit Abstand die größte Ausstellung im Gasometer und damit ein herausragendes Projekt im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres."

950.000 Besucher sind sehr viel. Gemessen an was? Und wenn ich es in Relation setzen könnte (zu was), ist dann der Vorwurf der Gigantomanie angebracht? Nein! Es zeigt doch lediglich, dass es ein nicht unerhebliches Interesse an dieser Ausstellung gab. Und da diese Ausstellung über einen längeren Zeitraum lief, sollte man von der qualitativen Ausrichtung dieser Ausstellung ausgehen können. Denn wäre sie nicht so gut gewesen, wären die Besucherzahlen innerhalb einer Woche zurückgegangen – so was spricht sich schnell im Pott herum.

Aber nun zum Anfang dieser Analyse.

1.    Die Vorbedingungen

Das Ruhrgebiet war einmal industrielles Kernland Deutschlands. Hier wurde Kohle gefördert und Stahl gekocht und verformt. Um diese Industrie gruppierten sich die weiterverarbeitenden Branchen, die den Rohstoff Stahl benötigten. Bekannt war das Ruhrgebiet  aber auch als Waffenschmiede der Nation. Das Gebiet war bis Mitte der 70er Jahre mit Ruß und Dreck mehr oder weniger als "Rußland" verschrien. Hier wurde das große Geld gemacht. Mit diesem Geld wurden ganze Landstriche des restlichen Deutschlandes entwickelt, man denke an die unterentwickelten Gebiete der Eifel aber auch an das Land Bayern. Wobei Bayern heute nichts mehr davon wissen will, dass es über den Länderausgleich Gelder für seine Entwicklung bekommen hatte.

        
  Ruhrgebiet Areal / Verfasser Threedots (Daniel Ullrich)  

Das Image dieses Gebietes war auf Jahre festgeschrieben und stand einer anderen Entwicklung im Wege. Wer wollte schon in einem Schmuddelgebiet investieren, und wenn ja mit was? Oper oder Museum erwartete man sicher nicht im Ruhrgebiet, Düsseldorf oder Köln waren da die erste Adresse.Obwohl das Ruhrgebiet hervorragende Häuser zu bieten hatte und hat.

Die Großindustrie ging dann aus den unterschiedlichsten Gründen. Zurück blieben riesige Areale von Industriebrachen die eine sehr große Belastung für die Kommunen darstellte und noch darstellen. In Folge ging auch die weiterverarbeitende Industrie. Das alles führte dazu, dass die vorhandenen Arbeitsplätze weg brachen. Aber auch die Steuereinnahmen brachen dramatisch ein. Mangels Alternativen stieg die Arbeitslosigkeit in nie da gewesener Höhe, die Strukturkrise hatte NRW fest im Griff. Dieser Strukturkrise wurde nur unzureichend durch die Politik begegnet. Dazu kam die Wiedervereinigung, die die Steuergelder in die neuen Länder lenkte. Wobei die Ruhrkommunen selber mit den Wiedervereinigungskosten belastet wurden.In Folge hatten die meisten Ruhrkommunen keine Mittel um  in neue Infrastrukturen zu investieren.

Was blieb? Ein riesiges Gebiet mit rund 5 Millionen Bewohnern welches ein denkbar schlechtes Image hatte. Und dieses Image hinderte den privaten Wirtschaftssektor auch in diesem Gebiet Investitionen durchzuführen, die Standortfaktoren sahen eben nicht danach aus. Ein Impuls und ein Imagewandel wurden geradezu herbei gesehnt.

2.    Die Idee


Karl Ernst Osthaus Gemälde
  Unter dem Motto "Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel" trat im vorigen Jahrhundert der Hagener  Karl Ernst Osthaus in den Vordergrund.

Er versuchte die Industrie, den Handel und die Dienstleistung mit der Kultur zu versöhnen oder zumindest das diese Bereiche sich gegenseitig ergänzten um einen Vorteil daraus zu ziehen.

Die Idee ist also nicht so neu. Osthaus fiel mit seiner Frau Gertrud in Hagen auf, indem er Künstler um sich scharte und es ihnen ermöglichte frei von wirtschaftlichen Zwängen ihre künstlerischen Fähigkeiten zu entwickeln. Er arbeitet vollkommen unkonventionell, für die damalige Zeit war diese Vorgehensweise sehr umstritten.

Der Hagener Impuls ist in der Kulturgeschichte ein fester Begriff, der auf die Ideen Osthauses zurückging.

 Leider war es nur ein Impuls; denn Osthaus starb viel zu früh im Alter von 47 Jahren. Heute würde man einen Mann wie Osthaus einen beseelten Menschen nennen, der etwas bewegen kann.

Diese Idee machten die oben genannten Macher der Kulturhauptstadt 2010 zu ihrer eigenen Idee indem sie alles das was sich an Kultur im Ruhrgebiet befand nutzten und darüber hinaus bestehende kulturelle Strukturen verknüpften. Das Ergebnis: Rund 6.000 Projekte wurden initiiert oder sichtbar gemacht um das Fundament für eine Metropole Ruhr aufzuzeigen. Und die heutigen Möglichkeiten sind weitaus besser als vor hundert Jahren.

Einesteils wurde an bestehende Projekte angeknüpft, wie die Renaturierung des Emschertales, die mit der Emscherkunst verknüpft wurde und andererseits erschuf man neue Projekte wie die großen S (Schachtzeichen, Stillleben und !Sing Day of Song) der Alltagskultur. Sinn war es, eine Region darzustellen, die von der Hochkultur bis zur Alltagskultur alles bieten konnte und zwar in einer Vielfalt ohne Gleichen.

Herauskommen sollte eine kreative, innovative, polyzentrische Metropole Ruhr die sich mit seinen 53 Städten eben nicht mit einem Schmuddelimage empfahl und eben diesen schon vorhandenen Wandel im Prozess befindlich sichtbar zu machen um eine attraktive Metropole Ruhr zu befördern.

3.    Die Umsetzung

Zuerst wurde ein Kommunikationsnetz geknüpft, dass schlagkräftig genug die Botschaften und Ideen nach außen beförderte. Parallel wurden die eingereichten rund 10.000 Projekte gesichtet und  geordnet. Heraus kamen rund 6.000 Projekte unterschiedlichster Art, die ein Gesamtbild von einer Metropole ergeben sollten. Unter der gemeinsamen Dachmarke Ruhr.2010 siedelte man nach der klassischen Markenarchitektur die Rangemarken und sodann die Monomarken an. Dieses klassische Vorgehen  war erfolgreich und brachte der Ruhr.2010 auch den Marken Award 2010 ein.
Organisiert wurde eine breite Palette von kleinen und kleinsten Veranstaltungen bis hin zu Mega Ereignissen von denen weltweit berichtet wurde. Die Großereignisse brachten der Ruhr2010 den Vorwurf der Gigantomanie ein. Zur Unrecht. Denn gerade die Großereignisse zeigten ja auch das immense Kulturinteresse der Bevölkerung an ihrer Region oder Metropole. Es zeigte aber auch, es ist ein lebendiges Gebiet indem der Mut vorherrscht auch etwas Außergewöhnliches zu vollbringen. Wie anders ist es zu verstehen als sich rund 3 Millionen Menschen auf der 60Km langen A40 von Dortmund bis nach Duisburg zum Feiern einfanden. Es war ein Flair auf der Autobahn welches man eher den Franzosen zugesprochen hätte als den grummeligen Deutschen. Oder die Eröffnungsveranstaltung, jeder Veranstalter hätte sie abgesagt, nicht die Ruhr.2010. Später begründete das den Ruf der neuen Ruhris, denen Wind und Wetter nichts anhaben kann. Nur alleine diese beiden Großveranstaltungen überdeckten logischerweise die mittleren und kleinen Veranstaltungen. Der Reiz der kleineren Veranstaltungen kam aber dabei nicht zu kurz, in der Regel waren sie gut besucht. Stellvertretend sei hier der Celloherbst im Landkreis Unna erwähnt oder die Lesung des Briefwechsels von Bachmann mit Henze in Unna Massen. Veranstaltungen eben mit 100 bis maximal 400 Besuchern. Berichtet wurde nur durch die Lokalpresse. Die Pressestelle der Ruhr.2010 setzte aber auch hier ein Pressegespräch an. Diese kleinen Veranstaltungen, mit einer hohen Qualität, haben ja auch nur kleine Zielgruppen, die sich hervorragend in das Gesamtkonzept eingliederten und ein buntes Bild ergaben. Da nur lokal berichtet wurde fielen diese Veranstaltungen überregional nicht auf.

Eines soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, die finanzielle Ausstattung der Ruhr.2010. 90 Millionen hat die Ruhr.2010, teilweise mit Mühen, aufgebracht. Im Gegensatz dazu hatte die Kulturhauptstadt Istanbul sofort ein Budget von 160 Millionen überwiesen bekommen. Weiterhin wurde der Kulturetat der Türkei auf rund 350 Millionen erhöht, was für die Türkei einmalig ist. Denn in der Türkei ist der Kulturetat immer ein sehr spärlicher Etat. Auch die dritte Kulturhauptstadt Pecs in Ungarn stand finanziell besser dar. Wenn mit dem Staatssekretär Hans-Heinrich Große-Brockhoff in der Staatskanzlei nicht ein sehr großer Fürsprecher gewesen wäre, wären sicherlich einige Millionen weniger geflossen.

      
   Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff  / Hannelore Kraft / Jürgen Rüttgers
 

Ruhr.2010 weitete den Kulturbegriff aus, indem es nicht nur Kultur für die Eliten organisierte, sondern der zeitgemäßen Forderung Raum gab: Kultur für jedermann zu organisieren. Ich glaube Ruhr2010 hat die alten Zöpfe die dem Kulturbegriff innewohnte dem Orkus der Geschichte überlassen. Auch der Kunstbegriff wurde unbewusst oder bewusst der Neuzeit angepasst. Die zeitgenössische Kunst hatte während des Kulturhauptstadtjahres eine große Bühne eingenommen. Die Diskussionen dauern noch heute an; die Konservativen geben eben nicht so schnell auf. In Hattingen das Morandini Tor oder in Gelsenkirchen der Herkules auf Zeche Nordstern, hier wird die Toleranz der Konservativen auf eine harte Probe gestellt. Aber – und das muss man sagen, ob es gefällt oder nicht gefällt – es ist zeitgenössische Kunst. Kunst muss und will nicht gefallen und will auch nicht jeden Idioten in Verzückungszustände bringen.
Übrigens brachte die Intention der Ruhr.2010, Kunst nicht nur für die Eliten zu organisieren, das Folkwang- und das Ruhrmuseum durch den Besucherandrang an seine personellen Grenzen. Die Stadt Essen wollte oder konnte kein Personal zur Verfügung stellen. Es war Berthold Beitz der wieder einmal in die Bresche sprang und Personal finanzierte damit keine Besucher zurück gewiesen werden mussten, so wurde kolportiert.

Nun zu dem Wesentlichen, welches die Ruhr.2010 soweit nach vorne brachte. Es war die Truppe von Öffentlichkeitsarbeitern um Marc Oliver Hänig, Clemens Baier und Felicitas Fletcher die die Presse, aber nicht nur die, mit Informationen "Just in Time" versorgte. Die Arbeitsbedingungen für die Presse waren hervorragend.  Jede Information, welche die Presse nachfragte, wurde schnellstens übermittelt, falls sie nicht schon in der Pressemappe vorlag. Der Internetauftritt war immer auf dem neusten Stand. Über Twitter und Facebook wurden teilweise aktualisierte Information und Meinungen nachgeschoben. Interviewanfragen wurden ohne Problem erfüllt. Und diese Truppe behielt immer die Übersicht, selbst in dem größten Durcheinander. Wen wundert es wenn  zum Jahresende rund 120.000 Artikel über die E- und Printmedien, durchweg positiv, bilanziert wurden. Die gesamten Artikel national und international ergaben einen werblichen Gegenwert von 95 Millionen Euro. Diese Truppe um Hänig hatte einen sehr guten Job gemacht. Sie beherrschten die Klaviatur der Kommunikation unserer heutigen Zeit. Offensiv drückten sie die Informationen in die Öffentlichkeit. Sie saßen nicht auf ihren Informationen wie es heute immer noch anderenorts üblich ist.

Dann waren da noch die Volunteers, die unermüdlich und ehrenamtlich bei allen Projekten den Besuchern den rechten Weg zeigten, sie waren jederzeit ansprechbar und halfen freundlich und verbindlich auch bei noch so komplizierten Fragen. Sie boten sich dem Besucher immer wieder an um ihn ins Bild zu setzen.

Und dann war auch noch Fritz Pleitgen, der souverän alle Projekte ins Bild setzte, begleitete und immer im Stoff war. Er stand als der Macher für alle da, seine Ausstrahlung war immer auf Erfolg gepolt. Auch wenn es mal in der Organisation knarzte wusste er dies immer zu kaschieren. Und es ging ja auch immer alles gut. Mit Oliver Scheytt stand der Zweite der Ruhr2010 zur Verfügung. Manchmal wirkten sie einzeln und wenn nötig als Team um ihr Anliegen besser durchzusetzen. Und sie brachten vieles auf die Beine, was sicher von anderen nicht so geleistet worden wäre. Ihr großes Plus war jedoch auch, dass sie vollkommen unpolitisch agierten, so kamen sie nicht in die Lagerkämpfe, kurz, alle waren politisch vollkommen unverdächtig.

4.    Konsequenzen und Aussichten

Die 110 Leute starke Truppe wurde nun  um ca. 50% reduziert und im Jahre 2011 wird der Rest abgewickelt. Einige Projekte werden noch bis Mitte des Jahres 2011 begleitet um sie dann alleine laufen zu lassen. 

Damit lässt man ein eingespieltes und erfolgreiches Team gehen, welches bei Licht betrachtet auch wirtschaftlich hervorragendes geleistet hat.

Die investierten 90 Millionen wurden mehrfach in der Metropole Ruhr wieder eingespielt. Ich schätze mal ganz konservativ, dass die nachgelagerten Investitionen gut mit 500 Millionen anzusetzen sind.

 
     Ruhr.2010 Spuren /  Foto: KNSYphotographie.de

Nur kein Investor wird hergehen und mitteilen dass seine Entscheidung durch das Kulturhauptstadtjahr ausschlaggebend war.  Das Kulturhauptstadtjahr war für viele Investoren ein Impuls genau hier in der Metropole Ruhr zu investieren. Für Touristen war es der Impuls, dieses Gebiet welches sich so anders darstellte, aufzusuchen und neu zu entdecken .Die Übernachtungen stiegen immerhin um 15%. Es ist eine Diskussion angestoßen worden, wie der ÖPNV sich besser in Verbünden aufstellen könnte. Einige Bürgermeister (nicht alle) haben wohl die Berührungsängste überwunden und streben nunmehr eine Kulturpartnerschaft mit ihren Nachbarstädten an. Durch das Twins Projekt wurden die Städtepartnerschaften wieder belebt und erbrachten Projekte die vorher nicht möglich waren. Aber einige Städte zögern immer noch die einmal geschaffenen Netze weiter zu pflegen und sie zu belasten. Wenn jetzt die Klammer Ruhr.2010 wegfällt wird man sicher in den alten Trott verfallen, dass Beharrungsvermögen ist zu groß. Das arbeiten in Netzen hat sich mit diesem Impuls der Ruhr.2010 noch nicht verinnerlicht.

Und die Politik? Beide Ministerpräsidenten, Rüttgers als auch Kraft, fanden lobende Worte für das im Kulturhauptstadtjahr Geleistete, nur sie zogen nicht die Konsequenz daraus. Nicht einmal im Ansatz wurde eine neue Gebietseinteilung in Erwägung gezogen. Nicht einmal im Ansatz wurde angedacht der Ruhr.2010 für ein weiteres Jahr die Mittel zur Verfügung zu stellen um die Arbeit zu Ende zu bringen. Auch wäre ein Regierungsbezirk Ruhr doch die logische Konsequenz nach diesem Jahr. Und im übrigen ist der Regierungsbezirk Ruhr schon längst überfällig. Wie viel Eigenständigkeit muss man denn noch zeigen um einen Regierungsbezirk zu bekommen? Der RVR will zwar die Nachfolge antreten, kann aber kein schlüssiges Konzept vorweisen. Auch die "Kultur Ruhr GmbH" steht in den Startlöchern. Immerhin hat sich die "Kultur Ruhr GmbH" mit der Ruhrtriennale einen Namen gemacht. Nur beide haben nicht die personellen Ressourcen um den einmal eingeschlagenen Weg einer Nachhaltigkeit zuzuführen.
Die Ruhr.2010 hat aber etwas geleistet was man nicht so einfach in einen Verband eingliedern kann. So ist es vorprogrammiert, dass diese Aufbruchstimmung die die Ruhr.2010 erzeugt hat verpuffen und letztendlich in irgendein Eventmanagement münden wird. Düsseldorf wird einige Millionen an Institutionen überweisen, die vorgeben die Arbeit der Ruhr.2010 fortzusetzen. Und diese Millionen werden letztendlich ohne nennenswerten Effekt versickern.

Politik sieht bei mir anders aus, nämlich eine sich bietende Chance zu nehmen und sich an die Spitze dieser Chance zu stellen, die dann zur Bewegung werden könnte.

Und die Industrie respektive Wirtschaft?

Sie hat sich in diesem Jahr 2010 trotz der Finanzkrise stark engagiert und würde dies auch weiter machen, aber mit den bewährten und kompetenten Ansprechpartnern der Ruhr.2010. Da diese aber nun wegfallen, fällt auch das gezielte Sponsoring weg, welches dem Ruhrgebiet sein neues Image erbrachte. Die Signale die die Industrie aussandte waren unüberhörbar, nur die Politik scheint im Moment schwerhörig zu sein. So wird die Wirtschaft wieder ihre eigene Wege gehen und die Gelder dort investieren wo die besten Konzepte sind, die einen Transfer gewährleisten. Und das muss nicht unbedingt das Ruhrgebiet sein.

Unverständlich ist mir auch das Rheinland vorgekommen. Nachdem Ruhr.2010 einen nachweislichen Erfolg vorzuweisen hatte, machten die Rheinländer eines, sie kappten den Rhein Ruhr Verbund um sich jetzt selbstständig zu präsentieren. Wird es demnächst eine Rhein 2020 geben? Auf einmal können es die Rivalen Düsseldorf und Köln miteinander. Da scheinen gehörige Ängste im Rheinland vorzuherrschen.

Wie also weiter?
In Oberhausen haben wir an den im Dezember 2010 verstorbenen Kollegen der WAZ Michael Schmitz gedacht der im Kulturbereich zu Hause war. Für ihn war immer alles klar: "Ja zur Kultur hieß für ihn Ja zum Leben" Und das hat Michael Schmitz in Oberhausen vorgelebt.
Und das Leben will wachsen und so sollten wir erkennen: "Die Idee (Der Metropole Ruhr) aber will weiter wachsen."

 Impressionen  

Und so war der Garant für die Idee der Metropole Ruhr die Ruhr.2010, deren Leute beseelt und mit Herzblut an dieser Idee gearbeitet haben. Tja, und die müssen jetzt gehen, weil wir uns eben nicht soviel Kultur leisten können? Nach dem Tode von dem Hagener Osthaus wurde fast alles von ihm verkauft, keiner wusste diese Idee aufzunehmen und weiter zu befördern. Geblieben sind in den Annalen nur der "Hagener Impuls" und ein paar Bauten in Hagen Das ehemalige Hagener Folkwangmuseum wurde nach Essen verkauft und arbeitet nach den Ideen eines Osthaus.

Jetzt wird nach dem Kulturhauptstadtjahr die Ruhr.2010 verkauft, übrigens ohne Not, bleiben wird vielleicht der Essener Impuls. Für die Annalen?

Wann wird man den Wert der Kultur erkennen und ihr endlich den Platz in den Budgets der Städte einräumen den sie verdient hat?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

alle Fotos: © Linde Arndt