Eine Chance und nicht das Risiko suchen – Thema Fracking bzw. unkonventionelle Gasförderung

   [HL] Eine ähnliche Veranstaltung hatte es bereits vor ca. einem Monat in den Räumlichkeiten der Grünen in Hagen gegeben. Hier war das Interesse der Bürgerinnen und Bürger so groß, dass man sich für einen weiteren Termin in einer größeren Lokalität entschied. 

Zudem war zu der vorangegangenen Veranstaltung eine wichtiger Referent aufgrund einer anderen Konferenz nicht erschienen: Joachim Pünnel, Direktor der Wintershall-Erdölwerke.
 Die Wintershall Holding GmbH mit Sitz in Kassel ist, nach eigenen Angaben, eine 100-prozentige Tochter der BASF in Ludwigshafen und seit mehr als 75 Jahren in der Suche und Förderung von Erdöl und Erdgas aktiv.

Joachim Pünnel vom Unternehmen Wintershall
gab am Donnerstagabend
einen Überblick zu den Vorhaben seines Unternehmens: (Foto:
© Hans Leicher}
   

Wintershall konzentriert sich bewusst auf ausgewählte Schwerpunktregionen, in denen das Unternehmen über ein hohes Maß an regionaler und technologischer Expertise verfügt. Und genau dieses Unternehmen will in Zukunft unter anderem in unserer Region nach einer besonderen Art von Erdgas bohren, das versteckt in sehr tiefen Gesteinsschichten lagern soll. Das Ganze setzt ein besonderes, aufwändiges und nicht ungefährliches Verfahren zur Erforschung der Vorkommen und der evtl. späteren Förderung voraus. Pünnel gab in einem rund 20-minütigen Vortrag einen Überblick über sein Unternehmen, die Bedeutung von Erdgas und die Bedeutung von Gasimporten aber auch über die geplanten Vorhaben des Unternehmens. Zudem gab er einen kurzen Überblick über das vielfach kritisiere Verfahren der unkonventienellen Gasförderung die, nach seinen Worten, viel mehr Bohrungen notwendig mache, wie die konventionelle Gasförderung. Bereits sechzehnmal habe das Unternehmen derartige Bohrungen durchgeführt; ohne Umweltschäden. Geologische Bohrungen würden zunächst bis auf eine Tiefe von ca. 200 Metern durchgeführt um Erkenntnisse über die Gesteinsbeschaffenheit zu erlangen. Die für die Förderung interessanten Gesteinsschichten liegen aber viel tiefer – in ca. 2.000 Metern. Gefährliche Anwendungen, wie sie seit vielen Jahren in den USA angewendet würden, seien in Deutschland nicht möglich und würden hier auch nicht durchsetzbar sein, versuchte Pünnel zu beruhigen. Zudem seien kurzfristige Bohrungen nicht angedacht, bis dahin könnten noch bis zu sechs Jahre ins Land ziehen. Das Unternehmen "suche eine Chance und nicht das Risiko" bekräftigte Pünnel zum Abschluß seiner Ausführungen.

   
  Gäste beim Vortrag über Frecking von Joachim Pünnel vom Unternehmen Wintershall    Foto: © Hans Leicher
 

Ein Vortrag und eine Aussage eines Managers, das nun eigentlich an dem Abend alle hätte beruhigen können. Hätten, haben sie aber nicht. Verschiedene Fachleute auf dem Podium aus dem Bereich der Geologie, Biologie, Wasserwirtschaft und auch aus dem heimischen Energie- und Wasserversorger Mark-E brachten viele Einwände und erläuterten ihrerseits die Gefahren der Vorhaben. Die liegen unter anderem in den brüchigen, rissigen und unberechenbaren Gesteinsstrukturen in der Region begründet. Dazu komme die Gefahr der Verunreinigung und Vergiftung des Grundwassers, da für die unkonventionelle Gasförderung eine enorme Menge an (teils toxischen) Flüssigkeiten in den Boden gepresst werden müssen. Diese werden (nach Pünnels Aussagen) auch nur zu maximal 50 % wieder zurückgewonnen, müssen dann jedoch wieder auf Deponien gelagert werden. Auch kleinere Erdbeben bis zu einer Stärke von 3,0 seien möglich, so die anwesenden Fachleute. Insbesondere Roland Rüther vom Wasserversorger Mark-E sah große Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf Grund- und Trinkwasser. Es müsse klar prüfbare Standards geben und Wintershall müsse alles offenlegen und sich nicht auf Betriebsgeheimnisse berufen, erklärte Rüther. Unklar aber, warum diese klar prüfbaren Standards noch nicht bestehen, wenn es bereits Bohrungen gegeben hat. Unklar blieb an dem Abend vieles, insbesondere hinsichtlich der Fragen aus dem Publikum von rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Teils konnte Pünnel Fragen nicht konkret beantworten, da Erfahrungswerte fehlten, teils wurden Antworten "umschifft" oder Fragen nur zum Teil beantwortet. Ein Vorhaben in unserer Region, das weiterhin für sehr viel Gesprächsstoff sorgen wird und viele Fragen auf den Plan bringt.

Gastredakteur von EN-Mosaik  Hans Leicher.
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