Wir wollen die Unternehmer in die Schule holen…

   

[jpg] …..so wollte Bürgermeister Claus Jacobi das erste Unternehmerfrühstück in der Mensa des Schulzentrums West verstanden wissen. Und es soll noch weitere derartige Treffen geben, immer mit einem Thema welches die gesellschaftlichen Gruppen zusammen bringen soll.

Es war die Idee von Frau Viola Thor,  Mitinhaberin der gleichnamigen Kanzlei für Steuerberatung, das „abi two business“ Bürgermeister Claus Jacobi vorzutragen.


v.l.: Markus Scholemann, Sabine Scholemann, Viola Thor  
 

Claus Jacobi war begeistert, schnell wurde noch ein weiterer Partner, die Firma Design-Scholemann, motiviert mit zu machen.

Worum geht es? Es geht um die Schulabgänge 2013 des Gevelsberger Gymnasiums. 2013 werden zwei Jahrgänge das Gymnasium verlassen und in das Berufsleben einsteigen.
Verschärfend kommt noch der Wegfall von Zivildienst und Wehrpflicht hinzu, womit die Schulabgänger zumindest eine „Ehrenrunde“ drehten bevor sie auf die Arbeitswelt stießen.

  Die einen werden studieren, andere AbgängerInnen werden eine Ausbildung anfangen. Immer steht bei ihnen aber zuerst eine Orientierungs- und Entscheidungsphase an. Und es wäre fatal wenn die SchulabgängerInnen die Region verlassen, weil ihnen hier die entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten fehlen. Denn wenn diese jungen Menschen in andere Regionen gehen, sind sie in der Regel für unsere Region und damit für Gevelsberg verloren. Problematisch wird das Ganze wenn den Gevelsberger Firmen dann die Fachkräfte fehlen. Der Druck auf den Arbeitsmarkt ist jetzt schon durch den demografischen Wandel spürbar und wird sich in den nächsten Jahren noch erhöhen. Dies zum Hintergrund des Themas Fachkräfte und SchulabgängerInnen.

Bürgermeister Claus Jacobi appellierte an den Ehrgeiz der Firmen, diese beiden Jahrgänge aufzunehmen, damit die Zukunft keinen Mangel an guten Fachkräften erbringt. Denn Gevelsberg soll sich auch in Zukunft als Gewerbestandort positiv entwickeln können.

So machte Axel Vollmann, Vizepräsident der SIHK Hagen, auf die mittelständische und Inhaber geführten Firmen in Gevelsberg aufmerksam. Diese waren immer in der Lage qualifizierte Schulabgänge mit den dementsprechenden Arbeitsstellen zu versorgen.

Auch gibt es ausreichende und gute Universitäten in der Region die immer- hin zu den größten in Deutschland zählen. Es muss nicht unbedingt Heidelberg für ein Studium her halten.

 
Axel Vollmann

Seine Botschaft: Bleibt hier, man kümmert sich leidenschaftlich um euch und wird euch mit offenen Armen aufnehmen.


Jörg Hamann
   Jörg Hamann von der Handwerkskammer Dortmund findet die Ausbildung in einem handwerklichen Beruf zunehmend als gute Alternative zu einem evtl. gedankenlos begonnenem Studium, nur weil die Noten danach sind.

Das Fazit: Das Handwerk will mehr Abiturienten und hat dafür eine Begabtenförderung eingerichtet. Was fehlt ist eine durchgängige Kooperation zwischen Wirtschaft, Unternehmerschaft und Schule.

  
Thomas Biermann

In diesem Zusammenhang verweist Bürgermeister Jacobi auf die Sparkasse, die Kooperationsverträge mit den Schulen hat. Thomas Biermann von der Sparkasse Gevelsberg machte auf die Management AG der SIHK Hagen aufmerksam,  in die sich der Finanzdienstleister Sparkasse mit seinen drei Instituten des EN Südkreises mit eingebracht hat. Dort werden mittels eines Rotationsprinzipes die Interessierten durch die Betriebe geschleust. Mit der Management AG lernen die SchülerInnen die verschiedensten Branchen bezogen auf die beruflichen Möglichkeiten kennen. Die Sparkassenorganisation macht auch noch mehr, sie bietet ihren Angestellten die Möglichkeit an, innerhalb von 4 ½ Jahren drei Berufsabschlüsse zu erwerben. So sind die Kooperationsverträge mit den Schulen alle sehr eng gestaltet, indem man sich über den beruflichen Alltag inzwischen näher kennt.

Bürgermeister Claus Jacobi regte solche Einzelverträge für die restliche Wirtschaft an.

Torsten Kreischer von der Firma TKR schilderte wie sich das Bild der mittelständischen Unternehmen heute verändert hat. Seine Firma fertigt Werkzeuge, die als Spezialwerkzeuge passgenau für die Automodelle von der Planung bis zur Fertigung weltweit produziert werden.

Er braucht für die Werkzeugfertigung inzwischen Ingenieurabgänger; denn der einfache Maulschlüssel ist nicht mehr die erste Wahl.

 

             
Torsten Kreischer

Bürgermeister Jacobi zieht demnach ein positives Resümee, indem er auf die Möglichkeiten und den Willen zum Austausch von Informationen zwischen der heimischen Wirtschaft und den SchulabgängerInnen verweist.

Nachdenklich machte die Aussage vom Forum, dass die SchulabgängerInnen etwas mit „Medien und Menschen“ in ihrem Beruf machen möchten, was ein sehr diffuses Bild von den heutigen Berufsbildern wieder spiegelt. Diese Aussage zeigt ein großes Image-Problem in vielen Firmen. Denn die Produkte machen sich nicht alleine, hinter der Produktion stehen in der Regel Teams die für diese hochwertigen Produkte stehen. Auch ist es heute in vielen Abteilungen der Verwaltungen alltäglich mit probaten Medienformaten Abläufe oder auch Produkte darzustellen. Die Wirtschaft sollte sich einmal Gedanken machen ob die berufliche Außendarstellung noch zeitgemäß ist um dementsprechende Arbeitskräfte auf sich aufmerksam zu machen.

Was fehlte waren interessierte SchülerInnen, die ihre Unsicherheiten mittels Fragen bei den anwesenden Unternehmern hätten abbauen können. Ein Moderator dazu, der die notwendigen Stichworte übermittelt, und fertig. Letztendlich geht es auf beiden Seiten um Werbung, sprich Bewerbung um eine Stelle oder um eine Arbeitskraft. Auf beiden Seiten spielt die Eignung eine wesentliche Rolle. Mir scheint das System der Sparkassenorganisationen eher als zielführendes System zu taugen. SIHK und Handwerkskammer könnten ein derartiges System von der Sparkassenorganisation ableiten. Das Sparkassensystem steigert bei Arbeitgeber und Arbeitnehmer langfristig die Motivation und senkt die Fluktuation. Denn zufriedene Arbeitgeber und Arbeitnehmer erbringen höhere Leistungen und die Arbeitnehmer verlassen nicht so schnell die Firma. Und das bedeutet letztendlich Einsparungen von Kosten.

Gesprächsweise habe ich mitbekommen, dass diesem Unternehmerfrühstück weitere folgen sollen. Begrüßen sollte man solche Gespräche allemal für den Standort Gevelsberg.

 

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg.

[Alle Fotos: © Linde Arndt]