Die Ruhrfestspiele im 70. Jahr – eine Bilanz

Presseabschlusskonferenz Ruhrfestspiele 2016 Foto: (c) Linde Arndt

Presseabschlusskonferenz Ruhrfestspiele 2016 Foto: (c) Linde Arndt

 

[jpg] Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen haben ihren festen Platz der großen europäischen Festspiele. Das Edinburgh international Festival, das Festival d’Avignon steht in einer Reihe mit dem Ruhrfestival Recklinghausen. Zum 70. Jubiläumjahr kamen die ehemaligen Intendanten mit eigenen Produktionen. Hansgünther Heyme, inszenierte „Am Rand“ von Sedef Ecer oder Frank Castorf inszenierte „Die Kabale der Scheinheiligen, das Leben des Herrn Molière“ von Michael Bulgakow was sehr gut ankam.

Intendant Dr.Frank Hoffmann bewies ein feines und sensibles Händchen in der Auswahl der Stücke in einem Jahr in dem das Mittelmeer (Mare Nostrum) zum namenlosen Massengrab tausender Kriegsflüchtlinge wurde. Der Wahnsinn des Krieges über ehemals friedliche Länder kam, wo Menschen mit ihrer Hände Arbeit sich und ihre Familie nicht mehr ernähren können.

„ Was ist das für ein Gott, der für sich muss kämpfen lassen?“ Ein Satz aus Nathan der Weise, ein Meisterwerk von Lessing. In der heutigen Zeit einen interkulturellen Dialog zwischen Christentum, Islam und Judentum mit Vernunft auf der Basis unserer humanen Werte zu fordern, scheint nur wie ein Märchen in der augenblicklichen Zeit. Trotzdem, Andreas Kriegenburg inszenierte mit dem Deutschen Theater Berlin ein Stück welches voller Humor und verspielt die heutigen Konflikte spiegelte.

Oder die „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq, Regie: Karin Beier, Deutsches Schauspielhaus Hamburg. Edgar Selge las etwa 2 Stunden dieses Meisterwerk, was bei Herausgabe einen gesellschaftlichen  Aufschrei nach sich zog. Aber sind es nicht die Angstphantasien, die die westlichen Gesellschaften vielfach in Schockstarre versetzen?

Die Inszenierung von Christian Stückl (endlich wieder) mit dem Burgtheater Wien, Carlo Goldonis „Diener zweier Herren“ Ein Diener der nicht genug verdient um sich zu ernähren muss sich einen zweiten Job suchen. Na klingelts?

Dr. Frank Hoffmann inszenierte nach Calderon und Paolini „Das Leben ein Traum“.  Aktuell werden wahnhafte Wachstumsfantasien wieder gegeben, allerdings mit der vordergründig vermeintlichen progressiven Verbesserung der Gesellschaft.  Dr. Frank Hoffmann lässt die Träumenden neu erzählen indem er sie zu einem Dialog zwischen Calderon und Pasolini entführt.

Dr. Frank Hofmann, Intendant der Ruhrfestspiele Recklinghausen Foto: (c) Linde Arndt

Dr. Frank Hofmann, Intendant der Ruhrfestspiele Recklinghausen Foto: (c) Linde Arndt

Frank Hoffman hat die Ruhrfestspiele ´16 in die heutige Zeit fest und donnernd in den Boden gerammt, er hat der Kunst damit Mut gemacht, Kunst als gesellschaftliches Spiegelbild zu zeigen, manchmal codiert und manchmal ganz offen und revolutionär. Die Festivalkunst in Recklinghausen ehrt das deutsche Festival in Recklinghausen als einzigartig und kann sich stolz neben den großen Festivals in Edinburgh, Schottland oder d’Avignon, Frankreich sehen lassen. Einmal mehr zeigen die Ruhrfestspiele in Recklinghausen den Gedanken des Festspiels für alle und nicht wie in Bayreuth für eine elitäre Schicht, die der Kunst am liebsten den Atem nehmen würden.

Die Ruhrfestspiele haben aber bewiesen und beweisen es Jahr für Jahr, dass anspruchsvolle Inszenierungen, ich denke an Elfriede Jellineks „Schutzbefohlenen“ von Aischylos, ein breites Publikum erreichten. Das Schauspiel Leipzig provoziert den notwendigen gesellschaftlichen Wertediskurs, der die europäische Schande darstellt, die sich durch das vergiftete Klima in Europa im Kontext der Kriegsflüchtlingskrise zeigt.

Eines zeigt sich auch ganz deutlich durch das aktuelle und vielseitige Programm, es ist ein Hunger nach Sprache, nach dem Wort welches klar und deutlich benennt und nicht verbirgt. Das Leben kann so vieles sein. Die Ruhrfestspiele vertreiben mit roher Gewalt, und das ist gut so, dieses ewige einschläfernde Schwarz/Weiß Denken welches der Gesellschaft vorgegeben wird. Nicht einschläfernd oder gleichmachen wollen die Ruhrfestspiele sein, sondern ermunternd, ermutigend, bunt und vielfältig und manchmal laut.

Dr. Frank Hoffmann Foto:(c) Linde Arndt

Dr. Frank Hoffmann Foto:(c) Linde Arndt

„Wir hatten viele Erwachsende die mit ihren Kindern ins Theater kamen“, so Dr. Frank Hoffmann freudig. „Und noch etwas Statistik: 80.610 Besucher haben wir in diesem Jahr gezählt und damit sind wir wieder über die 80 tausender Marke gesprungen.“ Eine Auslastung von über 80% konnte Dr. Frank Hoffmann bilanzieren. Einen zufriedeneren Intendanten findet man zur Zeit in deutschen Landen wohl kaum.

Und noch etwas fiel aus dem Rahmen. Die Urauführung von Tankred Dorsts „Blau in der Wand“, ein Alterswerk; es handelt vom Zerfall des menschlichen Lebens im Alter, wobei der Tod in unsere Vorstellungen einzieht. Dem Stück wurde herzlichster Applaus zugedacht und dem, immerhin, schon über 90 Jahre alten Tankred Dorst half Intendant Dr. Frank Hoffmann auf die Bühne damit er seinen Applaus entgegennehmen konnte. Das möchte ich extra würdigen in einer Zeit wo solche Gesten unter Kosteneinsparungen gestrichen werden – bravo.

Bleibt eine Frage die uns Dr. Frank Hoffmann noch beantwortete: Warum solche Festspiele, warum reicht das ganz normale Stadttheater nicht aus? Die Festspiele geben die Impulse, die die Stadttheater benötigen um in neuen künstlerischen Räumen ihre Inszenierungen umzusetzen.

Festspiele sind nicht der Alltag oder die Einfalt, Festspiele sind die hohen Feiertage der Kultur und Kunst und zeigen die Vielfalt und Kreativität der Kultur und damit der Kunst.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Recklinghausen

Theater der Jungen Welt Leipzig bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen

Foto: (c*)Theater der Jungen Welt Leipzig

Foto: (c*)Theater der Jungen Welt Leipzig

[Recklinghausen]  Das Theater der Jungen Welt aus Leipzig ist zu den diesjährigen Ruhrfestspielen Recklinghausen mit gleich drei Produktionen eingeladen, darunter auch eine Produktion für die allerjüngsten Zuschauer ab zwei Jahre. Dabei feiern Ruhrfestspiele und TdJW einen Doppelgeburtstag, beide werden 70 Jahre alt – die Pforten des ältesten Kinder- und Jugendtheaters in Deutschland öffneten im November 1946.

Das Theater der Jungen Welt mit seinem Intendanten Jürgen Zielinski zählt zu einem der renommiertesten Kinder- und Jugendtheater der Republik. Auszeichnungen und Nominierungen belegen dies eindrücklich. Im letzten Jahr wurde die Inszenierung »GINPUIN. AUF DER SUCHE NACH DEM GROSSEN GLÜCK« für den Theaterpreis Faust in der Kategorie »Regie im Kinder- und Jugendtheater« nominiert und das Theater mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet. Die Jury lobte vor allem das starke Ensemble, und dass der Spielplan mit seinen verschiedenen Regiehandschriften junge Zuschauer und Erwachsene gleichermaßen ästhetisch herausfordere, sich mit den Ambivalenzen der Welt auseinanderzusetzen.

2002 hat der gebürtige Dortmunder Jürgen Zielinski nach Stationen unter anderem in Tübingen und Hamburg das Haus in Leipzig als Intendant übernommen. Er ist nicht nur künstlerischer Leiter, sondern auch als Regisseur tätig. Seine »GINPUIN«-Produktion wird auch in Recklinghausen zu sehen sein. 14 Ensemblemitglieder in einer Schauspiel- und einer Puppentheatersparte machen das TdJW mit über 700 Vorstellungen pro Jahr zum meistspielenden Kulturbetrieb Leipzigs.

Hinzu kommt eine rege Gastspielaktivität im gesamten deutschsprachigen Raum, die 2012 mit dem INTHEGA-Preis für Kinder- und Jugendtheater ausgezeichnet wurde. Auch auf Festivals ist das TdJW regelmäßig vertreten. In dieser Spielzeit gab es Einladungen zum mitteldeutschen Festival Wildwechsel in Weimar, den Ruhrfestspielen und dem Szene Bunte Wähne Festival in Österreich. Hinzu kommen internationale Projekte mit Theatern in Israel wie aktuell »OUT OF THE BOX // PIONIER« und die Einladung zum Flow-Festival, das im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas 2016 in Breslau stattfindet. Dort wird das TdJW mit der szenischen Installation »MARMOLADA // HOME SWEET HOME« als einziges deutsches Theater mitwirken.

Ein weiteres wichtiges Standbein des TdJW ist seine Theaterpädagogik, die sich Junge Wildnis nennt und mit herausragenden Projekten Theater nicht als Schau- sondern vor allem Spielraum versteht. So entwickelten die Theaterpädagogen in dieser Spielzeit das interaktive Klassenzimmerspiel »BESSER ICH«, das sich mit dem Optimierungswahn auseinandersetzt und der Club Melo, das inklusive Theaterprojekt, fährt mittlerweile selbst auf Gastspiele.

Der 70. Geburtstag des Theaters wird als Jubiläumsspielzeit gefeiert mit zahlreichen besonderen Aktivitäten und einem Buch mit dem Titel »70 JAHRE ZUKUNFT«, das zur Leipziger Buchmesse im Frühjahr 2017 erscheinen wird.

»Ich freue mich, dass wir in diesem Jahr so präsent sind auf den Ruhrfestspielen. Die Einladungen ermutigen uns den Weg qualitativen Mehrgenerationentheaters weiter fortzusetzen«, erklärt Jürgen Zielinski. »Gerade als gebürtiger Dortmunder ist es mir eine ganz besondere Ehre, an einem so renommierten Ort im Ruhrgebiet auftreten zu können und unsere Kunst zu zeigen.«

Auf den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2016 sind folgende Produktionen des Theater der Jungen Welt zu sehen

»FISCHE UND SÜSSER BREI« [2 plus]
Von Ines Müller-Braunschweig | Uraufführung
30 Min.
Regie. Ines Müller-Braunschweig | Komposition: Lutz Schlosser |
Kostümbild: Jule Dohrn van Rossum
Mit: Katja Bramm, Lutz Schlosser
10. Mai, 10 und 15 Uhr | 11. Mai, 10 und 15 Uhr

»KÖNIG DER KINDER: MACIUS!« [8 plus]
Von Katrin Lange | Nach Motiven des Romans »König Macius I.« von Janusz Korczak | Auftragsarbeit für das Theater der Jungen Welt | Uraufführung
1 Stunde 35min
Regie: Kai Festersen | Bühnenbild: Fabian Gold | Kostüme: Katja Rosa Quinkler |
Dramaturgie: Jörn Kalbitz
Mit: Sonia Abril Romero, Katja Bramm, Katja Göhler, Hannes Hirche, Kevin Körber, Benjamin Vinnen, Anna-Lena Zühlke
17. Mai, 15 Uhr | 18. Mai, 10 Uhr

»GINPUIN. AUF DER SUCHE NACH DEM GROSSEN GLÜCK« [4 plus]
Von Winnie Karnofka | Frei nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Barbara van den Speulhof und Henrike Wilson | mit Live-Musik | Uraufführung
1 Stunde
Regie: Jürgen Zielinski | Komposition: Simon Bodensiek | Ausstattung: Jasna Bošnjak | Dramaturgie: Winnie Karnofka
Mit: Simon Bodensiek, Stephan Fiedler, Chris Lopatta, Reinhart Reimann, Anke Stoppa
19. Mai, 9:30 und 15 Uhr | 20. Mai, 9:30 und 11:30 Uhr

Bei der Preisverleihung des erstmals ausgeschriebenen Theaterpreises des Bundes der mit 80.000,– Euro dotiert ist, begründete die Jury  ihre  Entscheidung für das Theater der Jungen Welt  damit, dass das Theater nicht nur durch ungewöhnliche Stückentwicklungen, Gegenwartsdramatik und experimentellen Tanzprojekten überzeuge, sondern diese auch mit einem starken Ensemble und auf kontinuierlich hohem Niveau für die Bühne umsetze. Das Programm fordere sowohl junge Zuschauer als auch Erwachsene auf, sich mit eigenen widersprüchlichen Gefühlen und Handlungen sowie den Ambivalenzen der Welt auseinanderzusetzen. Hier bewahrheitet sich einmal wieder, gutes Theater für junge Zuschauer ist auch immer ein gutes Theater für Erwachsene, so Dr. Mildred Scheel, Ärztin, Gründerin der deutschen Krebshilfe.

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Kulturvolksfest am 1.Mai – Auftakt der 70.Ruhrfestspiele

 Singa Gätgens ist Moderatorin beim Kinderkanal KiKA und Botschafterin der Mitmach-Initiative „Kinder stark machen“ Foto: © BZgA

Singa Gätgens ist Moderatorin beim Kinderkanal KiKA und Botschafterin der
Mitmach-Initiative „Kinder stark machen“
Foto: © BZgA

[Recklinghausen] Zum Auftakt der 70. Ruhrfestspiele unter dem Motto „Mittelmeer – Mare Nostrum?“ findet am 1. Mai das traditionelle Kulturvolksfest statt. Das „Fest von allen für alle“ mobilisiert alle Generationen. Familien, Kultur und Gewerkschaftspolitik stehen dabei im Vordergrund. Rund um das Ruhrfestspielhaus erwartet die Besucher ein vielfältiges Programm aus Musik, Artistik und vielen Mitmach-Aktionen für Jung und Alt. Eine Neuheit in diesem Jahr ist das Sparkassen-Clubraum-Finale auf der Musikbühne an der Dorstener Straße mit Bands aus dem Kreis Recklinghausen. Darüber hinaus freuen sich die Ruhrfestspiele über den Besuch des ver.di-Bundesvorsitzenden Frank Bsirske, der im Ruhrfestspielhaus gemeinsam mit weiteren Experten über die Entstehung struktureller Fluchtursachen diskutieren wird.
Auftakt ist die traditionelle Maikundgebung des DGB um 12.00 Uhr auf der BÜHNE VOR DEM RUHRFESTSPIELHAUS. Nach einem Grußwort von Bürgermeister Christoph Tesche hält Norbert Maus, Betriebsratsvorsitzender Auguste Victoria, die diesjährige Mai-Rede. Im Anschluss werden die 70. Ruhrfestspiele offiziell eröffnet.

Im KLEINEN THEATER geht es „echt tierisch…“ zu, wenn die Mini-Sinfos Recklinghausen/Herten, das Jugendsinfonieorchester Recklinghausen und die Neue Philharmonie Westfalen Korngolds „The Sea Hawk“, Survivors „Eye of the Tiger“ und Strawinskys „Feuervogel“ zum Besten geben. Musikalisch geht es weiter mit dem Flüchtlingschor Hannover und Werken von „Amazing Grace“ über Bizets „Carmen“ bis hin zu Beethovens „Ode an die Freude“. Im ZEPPELIN begegnen die Besucher im Figurenpantomimenspiel „Der Schöne und das Biest“ einem Schönen, der gar nicht so schön, und einem Biest, das gar nicht so biestig ist. In „Hör mir zu“ konfrontieren Alejandra Jenni Palma und Sebastian Gisi ihr Publikum in einer Mischung aus Akrobatik, Tanz und Sprache provokant mit dem aktuellen Umgang mit Geflüchteten.
Im RECHTEN SEITENFOYER im Ruhrfestspielhaus diskutieren PD Dr. Jochen Hippler, Politikwissenschaftler und Friedensforscher, Prof. Dr. Herbert Schui, Volkswirt und Mitbegründer der AG Alternative Wirtschaftspolitik und der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske unter dem Titel „Ursachen von und Gründe für Flucht“ über die Entstehung struktureller Fluchtursachen.

In der Ausstellung „Glückauf in Deutschland“ des IG BCEBezirks Recklinghausen erzählen türkische Lehrlinge über ihre Migration und Integration vor 50 Jahren. Im LINKEN SEITENFOYER erhalten die Besucher in offenen Proben einen Vorgeschmack auf das Theaterprojekt „wg. Deutschland“. Anschließend geht es von der Probebühne auf die Tanzfläche: Nach der Tango-Show mit Wiebke Harder und Arend Weitzel können die Besucher selbst das Tanzbein schwingen. DJ Consigliere legt auf.
Mit „DANCE“ startet auch das Programm im THEATERZELT: Hier zeigen die internationalen Tänzer von BBC (Best Boys Club) unter dem Titel „Nur Mensch sein“ einen Ausschnitt aus ihrem Projekt der „kumpane“-Kultur-Kampagne. „Dabkeh“ ist eine einzigartige Mischung aus Folklore, Breakdance und weiteren Tanzstilen, die die zehn jungen Tänzer aus Syrien und Palästina von Ojin – the survivor auf die Bühne bringen. In der
Choreographie „Unterwegs“ erzählt die Schule für Bühnentanz Robin Lynn die berührende Geschichte einer Reise? Oder Flucht? Unter dem Titel „The Doppelchor“ treffen der integrative Chor der Lebenshilfe e. V. Chorcan (Leitung: Felix Jensen) und der auf Initiative der Ruhrfestspiele gegründete Chor Kumpane mit Vest-Bürgern aus aller Welt (Leitung: Svetlana Svoroba) zusammen. Mit skurrilen Figuren, intelligentem Wortwitz und agiler Körpersprache erzählt das Theater Narrattak unter dem Titel „Arlecchino reloaded“ die Geschichte einer konfliktreichen Liebe zwischen Arm und Reich. In „The Audition“ setzen sich die jungen Künstler von ART.62 in einer Mischung aus Schauspiel, Tanz und Artistik mit den Ängsten, Träumen, Werten und Normen ihrer Generation auseinander.

Die MUSIKBÜHNE AN DER DORSTENER STRASSE steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Newcomer-Bands aus dem Vest. In acht Vorrunden haben 30 Bands aus Recklinghausen und Umgebung um den Einzug ins Finale des Sparkassen-Clubraums gespielt.
Am 1. Mai wird der Sieger des Jahres 2016 ermittelt, der beim Abschlusskonzert der Ruhrfestspiele am 18. Juni 2016 im Stadtgarten als Vorband spielen wird. Folgende Bands stellen sich dem Urteil von Jury und Publikum: BescheuAt (Datteln) mit Dadaistischem Punk, Voodoo Cowboys (Recklinghausen Süd) mit Hardrock, El Mobileh (Dorsten) mit Punkrock, Turtle Beach (Marl) mit Rock, The Juicy Dolls (Oer-Erkenschwick) mit
Punkrock, Arbeitstiere (Castrop-Rauxel) mit Rap-Rock, Tizzle (Herten) mit HipHop und Mower (Recklinghausen) mit Alternative Stoner Rock. Vor der Siegerehrung heizt die Gewinnerband des Sparkassen-Clubraums 2015 Threepwood ‘N Strings noch einmal kräftig ein. Begleitet wird der Konzert-Wettbewerb von den Peers der Präventionskampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit Unterstützung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV), die Jugendliche auf Augenhöhe über die Risiken des Alkoholkonsums informiert und zu einem verantwortungsvollen Konsum motiviert.

Auf der WIESE AM HIRSCHGEHEGE wacht Rodrigo in der „Nanirossi Show“ eifersüchtig über seine Liebste Josephina. Dank akrobatischer Einlagen und komödiantischem Talent ganz zum Amüsement der Zuschauer. „Sómente“ erzählt ganz ohne Worte die poetische Geschichte eines einsamen alten Mannes, der auf einer Parkbank darauf wartet, dass etwas passiert – oder nur darauf, dass die Zeit vergeht.

Was Kinder alles können, wenn man ihnen Freiräume gibt, wird im „Kinder stark machen“- Erlebnisland der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit der Drogenhilfe Recklinghausen und Ostvest e.V. (DROB) und dem StadtSportVerband Recklinghausen e.V. auf der MITTLEREN WIESE HINTER DEM RUHRFESTSPIELHAUS eindrucksvoll vermittelt. An Mitmachstationen wie dem Niedrigseilgarten und dem Vertrauensparcours sowie auf der Spielbühne dreht sich alles um Mut, Anerkennung und Teamgeist. Mit dabei ist Singa Gätgens, KiKA-Moderatorin und Botschafterin von „Kinder stark machen“. Auf der WIESE AN DEN TENNISPLÄTZEN präsentieren sich Vereine und Initiativen mit Info-Ständen.
Und ÜBERALL UND NIRGENDS tauchen schräge Gestalten und Akrobaten auf: die Besucher erwartet eine luftige Show im Heliumballon, phantasievolles Stelzentheater, geheimnisvolle Spiegel, verrückte Spanier, musikalische Dickköppe, brasilianische Kampfkunst, magische Zaubertricks und vieles mehr. Darüber hinaus sorgen auf dem gesamten Gelände Spezialitäten aus der internationalen und der heimischen Küche für das leibliche Wohl.
Die Vestische richtet zwischen dem Recklinghäuser Hauptbahnhof bzw. dem Kreishaus und dem Ruhrfestspielhaus ab 10.21 Uhr einen Bus-Pendelverkehr ein.

Mare Nostrum und 70 Jahre Solidarität in Recklinghausen

Vorstellung des Fringe-Programms der Ruhrfestspiele 2016 Foto: (c) Linde Arndt

Vorstellung des Fringe-Programms der Ruhrfestspiele 2016 Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Thema der Ruhrfestspiele 2016 „Mittelmeer – Mare Nostrum“ ist ganz bewusst gewählt worden. Das Mittelmeer ( Mare Nostrum, Unser Meer) die Wiege der europäischen Kultur,  Schnittstelle zwischen Orient und Okzident oder Weg für den Austausch von Wissenschaft. Mare Nostrum war und ist aber auch eine riesengroße Bühne der tragischen Ereignisse, wie der antike griechische Dichter  Homer in seinem Werk „Ilias“ beschrieben hat. Aber auch die aktuellen politischen Ereignisse in Syrien, Libyen oder Marokko lassen uns das „Mare Nostrum“ als ein tragisches Spannungsfeld erscheinen. Christen und Moslems haben hier immer schon um den wahren Glauben gerungen. Es lag auf der Hand, diesenRaum kulturell als auch künstlerisch auf einer Bühne zu bearbeiten.
Dr. Frank Hoffmann Festspielleiter weist auf das besondere Jahr hin; denn die Ruhrfestspiele haben 2016 ihr 70 jähriges Jubiläum. Frank Castorf, Hansgünther Heyme, als ehemalige Festspielleiter werden im Jubiläumsjahr wieder inszenieren. Das Hamburger Theater ist zu Gast, immerhin haben die Hamburger 1947 das Festival begründet. Zeit für eine kleine Bilanz der Ruhrfestspiele nach 70 Jahre.

Abenteuerlich könnte man den Beginn der Ruhrfestspiele nennen. Die Hamburger Theater, Deutschen Schauspielhäuser und Hamburgische Staatsoper, suchten im kalten Winterjahr 1946/1947 für ihre Häuser und die Bühnentechnik Brennstoffe und fuhren mit zwei LKW durch das Ruhrgebiet.

Die Kraftwerksanlagen der Zeche König Ludwig 4/5 an der A2 kamen in Sicht. Den Angehörigen der Zeche König Ludwig 4/5 wurde die Situation der Hamburger Theater erklärt. Es wurde nicht lange geredet und die beiden LKW waren voll mit Kohle. Mehrfach fuhren die Hamburger vor um sich die Kohle für ihr Theater zu holen. Bis die englische Militärpolizei die Aktion stoppte, weil keine Genehmigung der Besatzungsmacht vorlag.

Als Dank kamen 1947 einhundertfünfzig Schauspieler und führten unter dem Motto: „Kunst gegen Kohle“ im Städtischen Saalbau Recklinghausen die ersten, wenn man so will, Ruhrfestspiele durch.

Die Hamburgische Staatsoper mit dem Philharmonischen Orchester eröffnete am Abend des 28. Juni 1947 mit Mozarts Oper Figaros Hochzeit die damaligen ersten „Ruhrfestspiele“. Bis zum 2. Juli 1947 füllten die Hamburger den Kulturhunger der Recklinghäuser. Nun sollte man meinen, 70 Jahre danach wäre die Idee der Ruhrfestspiele in die Jahre gekommen und hätte sich abgenutzt, zumal die Kultur sich auf dem Rückzug befindet. Weit gefehlt. Die Ruhrfestspiele haben sich einen nicht mehr weg zu denkenden Platz bei den internationalen Festivals erobert. Die Ruhrfestspiele haben sich ihre „Jugend“ erhalten und sind als richtungsweisendes Theaterfestival international fest verankert.

Von der Programmgestaltung hatte das Festival immer einen Finger am Puls der Zeit ohne die Klassik oder die Antike zu vergessen.

So verwundert es nicht wenn mit der „Unterwerfung“ von dem Franzosen Michel Houellebecq ein brandaktuelles Stück auf die Bühne des Festpielhauses in Recklinghausen kommt. Michel Houellebecq hat mit diesem Roman einen gesellschaftlichen „Streit“ ausgelöst, der die französische Gesellschaft 2015 entsetzt aufschrien lies.

Unterwerfung / Edgar Selge Foto: (c) Janine Gulde

Unterwerfung / Edgar Selge Foto: (c) Janine Gulde

Unter der Regie von Karin Beier spielt Edgar Selge vom Deutschen SchauSpielHaus Hamburg einen Mann der im Frankreich von 2022 einen muslimischer Politiker als Staatspräsidenten entgegensieht. Die Parti socialiste (PS) geht mit den Konservativen und dem muslimischen Politiker Mohamed Ben Abbès ein Bündnis ein um den Aufstieg von Marine le Pen zu verhindern.

Es klappt, der muslimische Politiker Mohamed Ben Abbès wird französischer Staatspräsident.

François (Edgar Selge), ein Trinker und allein gelassen, denkt über das Angebot nach, an der renommierten Universität Paris III wieder zu arbeiten. Sicher er müsste zum Islam konvertieren aber er würde viel Vorteile aus dieser Machtübernahme ziehen.

Hier werden die Ängste Frankreichs (Aber nicht nur deren) vor der Islamisierung und dem Identitätsverlust durch den Untergang der christlichen Kultur thematisiert. Das Christentum als verweichlichte Religion die man um des persönlichen Vorteils zur Seite legen kann. Ist das Abendland so verkommen?

Romeo und Julia Foto: (c) Olivier Hoeix

Romeo und Julia Foto: (c) Olivier Hoeix

Romeo und Julia nach Motiven von William Shakespeare, Musik: Hector Berlioz, Choreographie: Thierry Malandain,Malandain Ballet Biarritz. Berlioz schrieb eine Musik die die Liebesbeziehung zweier Menschen, die weit über das normale hinausgeht,  bis zur Extase nachempfindet. Wobei die gesellschaftlichen Bedingungen nicht außen vor bleiben. Eine Musik als auch ein Ballett welches nicht loslässt.

 

Das sind nur zwei Stücke von 106 Produktionen die stellvertretend von unserer Redaktion für die Qualität der Ruhrfestspiele genannt werden.

Beginnen wird das Ruhrfestival am 1. Mai und endet am 19. Juni 2016.  Es werden 303 Veranstaltungen auf 18 Spielstätten zur Aufführung kommen.

 

Fringe das Off-Festival ist zum 12. Mal präsent. 4 Wochen wird um das Herzstück im Stadtpark, dem weißen Palastzelt, Musik, Tanz, Clownerie, Comedy und Akrobatik den Besucher unterhalten.

Internationale Künstler von Japan über Neuseeland bis zu den Ländern Europas werden auf diesem „Schrägen Festival“ auftreten.

Beginnen wird das Festival am 17. Mai und endet am 11.Juni 2016

Programmvorstellung der Ruhrfestspiele 2016 Foto: (c) Linde Arndt

Programmvorstellung der Ruhrfestspiele 2016 Foto: (c) Linde Arndt

Karten für die einzelnen Aufführungen erhalten sie einfach über das Internet über den Link https://www.ruhrfestspiele.de/de/tickets/bestellmoeglichkeiten.php der sie auch über die diversen Möglichkeiten informiert eine Karte zu bestellen.

Aber es geht auch anders:

Persönlich, telefonisch oder per Fax

Die Kartenstelle der Ruhrfestspiele Recklinghausen, Martinistraße 28 (am Hauptbahnhof, gegenüber Zufahrt Tiefgarage) berät und verkauft:

Tel.: (02361) 9218-0, Fax: (02361) 921818

Öffnungszeiten:

Montag – Freitag: 9.00 – 19.00 Uhr, Samstag: 10.00 – 14.00 Uhr

Karten für Rollstuhlfahrer

Rollstuhlfahrer buchen bitte ausschließlich über die Kartenstelle der Ruhrfestspiele.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Recklinghausen