[la] Es gab einmal einen Unternehmer, der ließ in einer kritischen Situation, als es seinem Unternehmen nicht gerade gut ging, mit letzten Mitteln sein marodes Gebäude streichen und die Fensterläden mit frischen Farben aufpeppen. Kurz drauf redete keiner mehr in der Stadt davon, dass die Firma wohl bald pleite gehen würde. Es gab wieder Aufträge, denn es musste ja wohl alles bestens sein. Aber intern veränderte sich leider nichts.
Der Schein trügt, denn nur nach außen so zu tun, als wenn alles bestens wäre, dass fällt einem irgend wann einmal auf die Füße. So war es in obiger Geschichte auch – auch wenn es eine geraume Zeit noch weiter ging – bis zum bitteren Ende.
Es gibt Menschen in dieser Stadt, die gehen davon aus, wenn man alles „schön“ redet, dann würde alles von selbst gut. Und da ja dann alles gut ist – was müsste man noch ändern? Ja, es gibt eine ganze Reihe schönes in Ennepetal – aber noch viel, viel mehr, was geändert oder besser gemacht werden müsste, um Ennepetal lebenswert und liebenswert zu machen.
Ich weiß eigentlich nicht, warum gerade immer in Zeiten einer Bürgermeisterwahl ich den Bezug zu Märchen bekomme. 2009 – es war eine andere Zeit als jetzt – habe ich noch mit meinen Collagen als „Neues von der Pixelhexe„ den Wahlkampf aufgemischt. Heute sehe ich das ganze etwas ernster. Denn immerhin haben die fünf Jahre keinen wirklichen Fortschritt für Ennepetal gebracht (im Gegenteil) und vieles, was in der Wahl versprochen oder angekündigt wurde, ist im Sande verlaufen, bzw. wurde erst gar nicht in Angriff genommen.
Die Zeit ist schwerer und ernster geworden. Die Anforderungen (immer mit Blick auf ein drohendes Haushaltssicherungskonzept) sind komplexer. Das Flüchtlingsproblem und viele andere neu hinzugekommenen Aufgaben erschweren die Angelegenheit noch. Es kommt auf Mut, Durchsetzungskraft, Verantwortungsbewusstsein aber auch Ideen an, das bestmögliche aus dieser verfahrenen Situation zu machen.
Bürgermeister oder Bürgermeisterin in dieser Stadt zu werden ist nicht mit einem strahlenden Lächeln und aufgehübschten Fotos erreichbar. Denn das Lächeln könnte schon bald im Alltagsgeschäft verfliegen. Posen mit prominenten Persönlichkeiten putscht zwar das Ego auf – ist aber kaum von Wichtigkeit, wenn man ernsthaft für Ennepetal was bewirken will. Auf jeder Veranstaltung präsent zu sein (und das im Doppelpack) und anschließend darüber zu berichten um dadurch Wählerstimmen zu sichern, ist auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.
Es kommt auf die Ernsthaftigkeit an neue Wege zu gehen um Ennepetal neu zu justieren.
Dabei ist es völlig unwichtig ob man ewige Zeiten verwurzelt, dutzende von Leuten kennt und duzt – oder neu in der Stadt ist und frischen Wind verspricht. Beides hat seine Vorteile (und Nachteile). Aber denken wir doch einmal an den Bürger! Der hat sich doch in den letzten Jahren schon eine Blase gelaufen und hat besseres verdient.
Also wäre es schon wichtig von den Kandidatinnen zu erfahren, [wer weiß ob Mitte Juli nicht noch ein männlicher Bewerber die Reihe aufstockt] welche konkreten Vorstellungen sie für Ennepetal – im Falle ihrer Wahl – haben. Bisher gibt es nur überwiegend Schlagwörter und Ankündigungen, die nicht real genug sind.( So war das in 2009 auch und was ist daraus geworden?) Man kann für die Jugend oder die Alten sein – aber bitte was hat man konkret vor. Was soll passieren, was will man tun oder ändern? Die Bürger haben „vor der Wahl“ eine klare Definition verdient. Damit es nicht wieder so wird wie beim letzen Wahlkampf, bzw. danach.
Das Argument „Die Innenstadt muss gestärkt werden“ grenzt schon fast an Realitätsverlust.
Was nützt dieser Spruch bei immer mehr abwandernden Einzelhändlern und einem kaum vorhandenen Branchen-Mix?
Während viele andere Redaktionen die Kandidatinnen mit bezahlten Annoncen puschen, haben wir uns entschlossen einen anderen Weg zu gehen. Wir stellen auf unserem Journal für beide kostenlos (also als Non Profit Aktion) jede Menge Platz zur Verfügung, um unseren Lesern die Möglichkeit zu bieten, nicht nur „schöngefärbte“ Berichte und Themen zu erhalten, sondern zu versuchen, die Essenz aus beiden Personen heraus zu kristallieren. Zwar haben beide Ihre Teilnahme bestätigt – ob, oder wie es aber dazu kommt, werden wir sehen.
Ebenso werden wir die Schwelmer Kandidaten ansprechen und Ihnen die gleiche Gelegenheit bieten.
Es ist Wahlkampf und kein Kuschelkurs angesagt! Lassen wir uns überraschen.
Linde Arndt