Wie viel und was für eine Belebung darf es denn in Ennepetal sein?
[jpg] Kennen Sie den WWW? Nein? Das ist der Wilhelm Wiggenhagen Weg, also der asphaltierte Weg, der als Ersatzfahrbahn von dem Wuppermannshof auf den Parkplatz von Marktkauf auf Veranlassung von dem Ennepetaler BM Wilhelm Wiggenhagen gelegt wurde. Warum? Weil Straßen -NRW umfangreiche Arbeiten an der B7 machte. Zeitweise wurde die B7 durch die Ampelregulierung von der Hembecker Talstraße bis zur Brunnenstraße in Schwelm zu einem Verkehrsengpass erster Güte. Nun ließ Wilhelm Wiggenhagen eine Ersatzstraße zum Marktkauf legen, damit die Marktkaufkunden schneller an die Regale zum einkaufen kommen sollten. Er lies sich auch flugs mit dem Arbeitsgerät einer Asphaltmaschine ablichten. Nur, am nächsten Tag wurde die Baustelle von Straßen-NRW wieder aufgelöst. Die Ersatzfahrbahn war also nur für den einen Tag benötigt. Jetzt liegt der ganze Bitumen auf der Wiese und ein Betrag von 15.000,– Euro kann sicher abgeschrieben werden. Der gute Bürgermeister konnte sicher nicht bei Straßen-NRW anrufen um sich abzustimmen ob es sich lohnt diese Ersatzfahrbahn anzulegen. Ja haben wir denn so viel Geld in der Kasse? Und was soll man von solch einer Stadtverwaltung halten, die sich nicht abstimmen kann? Nichts. Die können doch keine Probleme lösen.
Und Ennepetal hat viele Probleme. Eines dieser Probleme ist, es will kein Einzelhändler in Ennepetal einen Laden aufmachen. Und wenn, so macht er sich nach Vertragsablauf schnellstens aus dem Staube.
Nun hat die Stadt Ennepetal einen Workshop mit dem Büro Heinze und Partner aus Dortmund initiiert. Frank Heinze, einer der Inhaber, moderiert schon einige Zeit mit einigen Leuten aus Politik und der Stadtverwaltung im Haus Ennepetal. So 5 bis 12 Leute aus Milspe finden sich auch immer ein um die Ennepetaler Bevölkerung darzustellen. Ein bescheidener Kreis bei einer Menge von 30.000 Einwohnern. Es scheint als wenn die Motivation gegen Null tendiert, irgendetwas mit oder für diese Stadt zu machen. Aber lassen wir das. Am Mittwoch, dem 11. Dez. wurde ein Kompromiss gefunden um die unendliche Diskussion über die FUZO „Inne Milspe“ für immer zu beenden. Die Fuzo wird halbiert. Eine Hälfte darf befahren werden und die andere Hälfte muss auf Schusters Rappen weiter benutzt werden. Genial? Es ist ein „Fauler Kompromiss“ und ist der mangelnden Kreativität und Innovationsfreude geschuldet.
Auf der einen Seite sehen eine Handvoll Einzelhändler die Umsätze immer weiter schwinden und auf der anderen Seite sehen die Hauseigentümer den Wert ihrer Immobilie seit 5 Jahren sinken. Konsequenterweise sehen beide Gruppen das Übel in der Fuzo, was sie allerdings nicht belegen wollen (Wie auch).
Das die Stadtverwaltung nun das Büro Heinze und Partner aus Dortmund beauftragt hatte für anscheinend 20.000,– Euro (So steht es im Haushalt) eine Lösung mit dem „gemeinen“ Volk zu suchen, war schon mal eine richtige Entscheidung. Es stellt sich jedoch heute heraus, dass Frank Heinze augenscheinlich didaktische, methodische und handwerkliche Fehler macht. Es sei denn er hat den Auftrag die beiden Parteien, Fuzo auf oder zu, zu versöhnen. Denn darauf läuft alles hinaus, weil eine klare Zielvorgabe mit den notwendigen Einzelschritten nicht definiert wurde.
„Ennepetal die Einkaufsstadt“ wäre solch eine Zielvorstellung. Gevelsberg hat es ja vor gemacht. Nur eine Teil – Zielvorstellung „Fuzo halbauf“ beruhigt zwar die Gemüter halbwegs, ist aber sicher nicht geeignet weitere Schritte in Richtung eines gemeinsamen Endziels zu definieren. Nun hat diese Runde einen zweiten Fehler zu gelassen. Die Definition des Stadtteils Milspe als Innenstadt und Mitte, die es zulässt, die anderen Quartiere auszugrenzen, und damit die Bevölkerung dieser Quartiere vor den Kopf zu schlagen. Die Ennepetaler müssten doch gelernt haben, dass die anderen Stadtteile ins „Boot“ geholt werden müssten. Wie will dieses kleine unwesentliche Milspe ohne die anderen Stadtteile nennenswert überleben? Ist es den Veranstaltern nicht bekannt wo die Kaufströme sich hinbewegen? Doch nicht nach Milspe.
Handwerkliche Fehler sind die fehlenden Aufzeichnungen aus den einzelnen Sitzungen um den Teilnehmern jederzeit den Stand der Dinge in Erinnerung vor Augen zu führen. Die Aufzeichnungen sind aber auch für die Neuzugänge wichtig. Oder wollte man nur einen ausgesuchten Personenkreis zulassen? Solche Projekte sind immer offen, weil sie eben für alle von großer Bedeutung sind. Und wenn nur ein ausgesuchter Personenkreis, so waren zu wenig Multiplikatoren anwesend.
Es fehlten aber auch bestimmte Regeln in diesem Kreis. Ausgemacht sollte sein, keine Mitbewohner zu verunglimpfen. Wie aber konnte der Moderator es zulassen über den Herrn Steinbrink der gleichnamigen Bäckerei herzuziehen? Und dann auch noch falsche Unterstellungen zu zulassen? Steinbrink wurde durch Herrn Dr. Ohlemüller unterstellt er hätte bei Gründung gewusst worauf er sich einließ. Das ist schlicht falsch. Auch Steinbrink hat den diversen Versprechungen der Stadt und der sie stützenden Einzelhändler geglaubt. Von den damaligen Versprechungen ist nichts eingetreten, eher das Gegenteil. Herr Dr. Ohlemüller wäre gut beraten gewesen, wegen der Sache, seinen Mund zu halten.
Es ist auch ungewöhnlich Bürgermeister und weitere Verwaltungsbeamte aber auch mehrere Ratsmitglieder in solchen Workshops zu sehen. Das Klima sollte ja ungehemmt sein, der Moderator ist die Person die das Projekt zum Erfolg führt. Das Resultat dieser Workshops kann ja hinterher Rat und Stadt vorgetragen werden oder zur Diskussion gestellt werden.
Zum Schluss fand noch eine Abstimmung statt, inwieweit die Anwesenden mit der Lösung, halbe Fußgängerzone mit einem Wendehammer in Höhe des derzeitigen Kinderspielplatzes einverstanden wären. Es war eine einstimmige Angelegenheit. Verblüffend war, wie schnell die Anwesenden sich von dem vorhandenen Kinderspielplatz trennten. Wieder einmal mehr hat sich Ennepetal mit einer gewissen Kinderfeindlichkeit geoutet.
Dieser Innenstadtdialog soll 2014 fortgesetzt werden und dann in einen größeren Rahmen gestellt werden. Die Frage ist, welche Belebung es in Milspe sein darf, so wie es aussieht, reicht die Belebung mit ein paar Fahrzeugen. Ob die anwesenden Herren Johannes Braselmann und Manfred Sukowski dadurch eine Wertsteigerung ihrer Immobilien erfahren, wage ich zu bezweifeln.
Auch wird sich kein Einzelhändler mehr finden der sich eines steigenden Umsatzes erfreut. Wie denn auch? Zeigt doch einmal mehr, wie Eingangs erwähnt, dass die Verwaltung nicht in der Lage ist ein abstimmendes Telefongespräch zu führen.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal.