Ennepetal gibt die Kultur auf

Domicil der Kluterthöhle & Freizeit Verwaltungs- und Betriebs-GmbH & Co. KG Foto: Linde Arndt

Domicil der Kluterthöhle & Freizeit Verwaltungs- und Betriebs-GmbH & Co. KG Foto: Linde Arndt

[jpg] Die Ennepetaler Kultur wird outgesourced. Ab 1. Juli 2016 wird die Kluterthöhle & Freizeit Verwaltungs- und Betriebs-GmbH & Co. KG das kulturelle Image in Ennepetal prägen.

Die deutsche Leitkultur, die von den Konservativen so oft beschworen wird, findet man demnächst in einem Kassenhäuschen im Haus Ennepetal. Fein aufgelistet findet man in der Beschlussvorlage 83/2016 was eine Stadt wie Ennepetal unter Leitkultur versteht. „Planung, Durchführung und Abrechnung von Veranstaltungen….“. Also entwerfen von Eintrittskarten und deren Verkauf? Und was noch toller ist, ein Verwaltungsangestellter der Stadtverwaltung der zur Kluterthöhle & Freizeit Verwaltungs- und Betriebs-GmbH & Co. KG wechselt, bestimmt demnächst was Kultur ist oder sein wird. Der Weg zum Bratwurstgrill und Waffeleisen ist vorgezeichnet.

Dabei war der Kulturbereich in Ennepetal seit Jahren, im Verhältnis zu anderen Städten, ein mehr lustlos dahin vegetierender Bereich. Der Bereich brauchte dringendst einen Impuls der zu einer ernstzunehmenden Neukonzeption führen müsste.

Kultur als Standortfaktor läuft neben der Bildung vor (!) der Gewerbesteuer. Schon lange gilt für das Image und die wirtschaftliche Attraktivität einer Stadt wie Ennepetal die Kultur nicht als sogenanntes I-Tüpfelchen, vielmehr stellt es z.Bsp. für qualifizierter Arbeitskräfte einen bedeutsamen Faktor in einer Kommune dar. Zugegeben, es ist schwer den quantifizierbaren immateriellen Nutzen der Kultur durch die Erhöhung des Imagewertes einer Stadt zu errechnen, jedoch sieht man immer wieder, dass prosperierende Städte auch eine dementsprechende kulturelle Infrastruktur vorhalten. Nichts ist schlimmer als mit einer Stadt, die verstaubt, altmodisch und kulturell hinterwäldlerisch daherkommt den Ansprüchen eines modernen Personalmanagements der lokalen Unternehmen, wie Febi, Dorma oder Alanod gerecht zu werden.

Theater Foto: Linde Arndt

Theater Foto: Linde Arndt

So ist es befremdend wenn die neue Bürgermeisterin Imke Heymann, die ja aus einer großen deutschen Kulturstadt kommt, keinen ernstzunehmenden Impuls zur Ennepetaler Kultur geben kann. Imke Heymann kommt aus Leipzig, die Stadt in der Kurt Masur zuhause war, das Grassi Museum, Oper, Theater oder die das weltbekannte Gewandhausorchester und den Thomanerchor vorzuweisen hat, diese kulturellen Strukturen prägen. Und da soll die Bürgermeisterin nichts von abbekommen haben?

Begraben wir also die Kultur in Ennepetal und pflegen wir  ein Image welches qualifizierte Arbeitskräfte gar nicht an unsere Stadt denken lässt. Lasst diese qualifizierten Ingenieure, Techniker oder auch Ökonomen in andere Städte ziehen, auch diejenigen die im Reichenbach Gymnasium die allgemeine Hochschulreife gemacht haben. Nein, Ennepetal braucht niemanden, der die „graue Maus“ nicht lieben mag.

Nur, konsequenterweise sollte der Rat der Stadt Ennepetal nach dem 1. Juli seinen Kulturausschuss auflösen, die verbleibenden Aufgaben die man nur als Petitessen bezeichnen kann, können dem Sportausschuss zugeordnet werden. Damit könnte die Stadt ein „paar“ Euro sparen; denn Ennepetal ist in vielerlei Hinsicht sehr arm. Doch halt, was machen die armen Ratsmitglieder des Kulturausschusses die ja irgendwie von der Stadtverwaltung betreut werden müssen oder ist es doch eine Therapie?

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal