Denkt man eigentlich an die Reputation Ennepetals?
[jpg] Klar wäre es begrüßenswert wenn der Bahnhof Ennepetal/Gevelsberg als Träger der kulturellen Identifikation Ennepetals erhalten bliebe. Klar, dass er dementsprechend restauriert werden und einer tragfähigen Nutzung zugeführt werden sollte. Klar ist aber auch, dass dies alles auf eine breite Basis gestellt werden sollte, unterstützt von den Einwohnern, Stadtteilen, Vereinen, der Stadt und anderen Zusammenschlüssen. Das alles macht Sinn und wird sogar vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MWEBWV) gefördert, und zwar nicht zu knapp. "Initiative ergreifen" heißt dieses Förderprojekt, vorgeschaltet ist die begleitende startklar.projekt.kommunikation in Dortmund.
Nun sind wir im Moment damit beschäftigt im Zusammenhang mit dem Kulturhauptstadtjahr Projekte zu bilanzieren. Und da dies alles im Kulturbereich stattfindet, trifft man auch immer wieder die gleichen Leute. Und am Rande erfuhren wir, dass das Bahnhofsprojekt Ennepetal/Gevelsberg so wie es eingereicht wurde, klar und deutlich abgelehnt und zur Nachbesserung zurück geschickt wurde. Es versteht sich von selber, dass der Schriftverkehr und die Gespräch sehr höflich aber bestimmend waren.
Was war passiert?
Der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg) e.V. (FDBEGV) so wurde uns kolportiert, hat es tatsächlich geschafft einen Förderantrag zu stellen, der in keinem Punkt noch nicht einmal im Ansatz eine der gestellten Fördervoraussetzungen erfüllt. Gesprächsweise wurde uns der Antrag der Ennepetaler als beispielgebend für vertrödelte Zeit genannt. Der Antrag wurde so interpretiert: Nun sagt uns Ennepetaler doch einmal wie man an eure Gelder herankommt.
Eine Voraussetzung ist die wirtschaftliche Belastbarkeit des Projektes und da hat dieser Verein FDBEGV aber auch alles offen gelassen. Bei der Konzeptbeschreibung beließ man es bei allgemeinen Beschreibungen und Umschreibungen. Die Eingangsstelle musste also regelrecht raten ob und wie viel Umsätze man mit den einzelnen Punkten generieren könnte. Heraus kam, dieses Projekt wäre ein hoch defizitäres Projekt, welches letztendlich den Steuerzahler auf lange Sicht belasten würde. Aber nicht nur das, vielmehr fehlt es in jeder Hinsicht an der Einbindung der Bevölkerung. 60 Vereinsmitglieder zu rund 30.000 Einwohnern kann man ja nicht als Einbindung ansehen. Es ist schon peinlich wenn man sich im Kreise von Kulturschaffenden als Ennepetaler outen soll.
Nun dachte ich immer, wenn ein Architekt, ein Dipl. Kaufmann und ein Rechtsanwalt in diesem Kreis das Sagen haben, sollte dieses Projekt zumindest formal richtig abgebildet werden, aber weit gefehlt.
Aber jeder hat (einige haben) in unserem System noch eine zweite Chance und so ist auch die jetzt angelaufene Unterschriftenaktion zu verstehen, bei der angeblich so rund 2.000 Unterschriften für den Erhalt des Bahnhofs herausgekommen sind. Dem Vernehmen nach sollen auch einige Vereinsbeitritte erfolgt sein. Nur, die breite Basis sollte das nicht nur mit einer Unterschrift dokumentieren, vielmehr sollte die Basis sich in irgendeiner kommunikativen Form mit einbringen.
So wird das also wieder nichts. Fakt ist, es soll kein Museumsgebäude erschaffen werden.
Das scheint aber nicht bei den Entscheidern anzukommen; denn ein Museum Bahnhof Ennepetal/Gevelsberg in dem man sich unterstellen, seine Notdurft verrichten und eine Tasse Kaffee bekommen kann, dass ist nicht förderungswürdig!
Gibt es denn in unseren Stadtmauern keine Persönlichkeit, für die Kultur kein Fremdwort ist, die kaufmännisch denken und handeln und darüber hinaus mit Herzblut Menschen bewegen kann?
Ich denke es ist an der Zeit, dass die Verantwortlichen mit offenen Karten spielen und das Ganze auf Start stellen. Es kann doch nicht sein, dass die Inselverantwortlichen ihre "Insel der Glückseligen" als Blaupause für NRW kultivieren wollen. Lachhaft und peinlich ist so was, was sich unsere Verwaltung und unser Rat, die uns immerhin rund 14 Mio kosten, so alles leistet.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal