Bäumchen, Bäumchen wechsle dich in Ennepetal

[jpg] Ein Einzelhändler zieht 10 Häuser in einer Geschäftsstrasse in eine neue 20qm größere Räumlichkeit weiter. Was ist daran so besonderes? Nichts! Es ist eigentlich die reinste Banalität, die in jeder Stadt Tag für Tag vorkommt.

Außer in Ennepetal, hier kommt der Bürgermeister höchstpersönlich mit Blumenstrauß, um für die jetzt 50 qm großen Räumlichkeiten zu gratulieren.

Süß, dieses "Bäumchen wechsle dich Spiel". Tja, "Inne Milspe" ist was los. Rund 5 Einzelhändler machen dicht, 2 ziehen um und drei neue kommen.
Da fragt man sich doch was aus dem im vorigen Jahr mit 150.000 Euro ausgestatteten Citymanagement geworden ist, welche Erfolge haben sich eingestellt? Wo und wie greifen die angedachten oder auch umgesetzten Konzepte?

Gut der Bürgermeister braucht Erfolge und da macht es sich ganz gut, sich nach einem gelungenen Geschäftsumzug einmal ablichten zu lassen. Aber was ist das für ein Erfolg, was für Vorstellungen herrschen vor, die schon eine Banalität zum Erfolg ausrufen?

Im Grunde lenkt der Bürgermeister doch nur davon ab, dass es keine wirklichen Konzepte gibt und das die Situation "Inne Milspe" verfahren ist. Die Citymanagerin, die fährt dem Vernehmen nach  Rom – etwa um für eine göttliche Eingebung zu beten? Kann ja nicht schaden, auch wenn da die falsche Abteilung angerufen wird. Im Wirtschaftsförderungsausschuss berichtete Frau Drees über die in 2009 stattgefundenen Veranstaltungen "Inne Milspe".  Die Resonanz, die wollte sie allerdings in dem nicht öffentlichen Teil des Ausschusses vortragen. Nur es ist bekannt, es werden die bewilligten 150 Tsd. verteilt ohne echtes Konzept, ohne Erfolgsorientierung. Einfach so, wir haben es ja.

Den "Ennepetaler" der mit Pauken und Trompeten herausgegeben wurde, auch hier, so wurde uns berichtet, ist kein durchschlagender oder überhaupt erkennbarer Erfolg beschieden. Das Citymanagement, das einmal mit Einzelhändlern aus Milspe die "City" beleben sollte, kann nur noch ein paar Einzelhändler vorweisen. Der Vorsitzende, Herr Pütz, der in der Fußgängerzone ein erhebliches Potenzial sah, hat zum Jahresende 2009 das Handtuch geschmissen und sein Geschäft aufgegeben. Wenn das mal nicht ein Zeichen für vorhandenes Potenzial ist.

Die Marketingaktion "Mein Ennepetal" wurde nicht weiter entwickelt, Druckkosten sind entstanden, mehr nicht.

Ablenkung? Auch hier ohne erkennbaren Sinn und Verstand. Wenn diese Manöver nicht so durchsichtig wären, würde man dies sicher goutieren. Aber diese Ablenkung erinnert immer wieder an die vielen, vielen Baustellen die in Ennepetal zu besichtigen sind.

Auch der Bahnhof ist so ein Ablenkungsmanöver. Da werden Gespräche mit den kreativen Ennepetalern angekündigt, die letztendlich ihre Vorschläge vorbringen sollen. Von Kreativen keine Spur, eher von Menschen die an das Stadtsäckel heran wollten. Und was ist? Noch nicht einmal sämtliche Grundinformationen sind erarbeitet worden oder lagen vor. Da werden wilde Ideen vorgetragen, die allesamt dazu angetan sind noch nicht einmal im Ansatz eine wirtschaftliche Nutzung herbeizuführen. Eher wieder eine unsolide und unseriöse Nutzung aufgetan, die die Stadt in erheblichem Maße belastet.

Eine Art Bürger- und Kulturbüro, finanziert durch die Stadt wird vorgetragen. Ja haben wir denn nicht genug Gebäude mit dem Platsch oder dem Haus Ennepetal in die wir Gelder reinstecken, bzw. reinstecken müssen? Die angedachten Nutzungen kann man sicher gut und gerne im Haus Ennepetal unterbringen oder wenn das nicht reicht, hat Herr Döpp von der CDU ja noch sein Kruse Gebäude, das er gerne sicher für kleines Geld vermietet. Oder das Debomi Gebäude steht ja auch z. T. noch leer herum. Und weil wir gerade dabei sind, es gibt so viele Brachen in Ennepetal, deren Eigentümer nur darauf warten, wenn die Stadt diese anmietet.
Nun sagt man, der Bahnhof hat eine überragende geschichtliche Bedeutung für Ennepetal. Für wen? Für den Ennepetaler? Ich habe mal so über den Daumen nachgerechnet, wie viel Ennepetaler es denn noch geben könnte.

Wenn man die Bevölkerungsstatistik der 60 jährigen Ennepetaler-Statistik zu Grunde legt, die Abwanderungen und Sterbefälle abzieht, können das über alles mal so gerade 4.000 Einwohner sein, die man als Ennepetaler im Sinne der Vortragenden sehen könnte. Den restlichen 27.000 Einwohnern  ist es evtl. egal ob der Bahnhof stehen bleibt oder nicht, sie wohnen nur hier.

Wenn aber der Bahnhof identitätsstiftend sein sollte, so hätte man das von Anfang an anders anfangen sollen. Hat man aber nicht, weil es auch den Entscheidern bisher egal war. Also auch hier die reinste Ablenkung. Aber wovon? Will der Bürgermeister als der kompetente Macher sich aufbauen? Der alles im Griff hat? Der seine Bürger fragt bevor er entscheidet? Also ein bürgernaher Bürgermeister?

Dabei hat er doch als Chef der Verwaltung so viel Unerledigtes auf dem Schreibtisch liegen, dass man nur Mitleid haben kann. Dem Rat der Stadt gibt er der anscheinenden  Unübersichtlichkeit wegen nur tröpfchenweise die Haushaltsplanung 2010 an die Hand. Die Ratsfrau Schöneberg von der SPD wird abgewatscht weil sie ihr Unbehagen über den Haushalt öffentlich zum Ausdruck bringt. Klar, darüber spricht man nicht vor den Bürgern, das schadet eben dem Ruf des kompetenten Machers.

Die gleiche Ratsfrau fragt nach den Kosten der Werbetafeln für den Wahlkampf und bekommt nur die Materialkosten zurück. Über die Kosten der Anbringung, Reparatur, Pflege da gibt es keine Aufzeichnungen? Was für ein Laden ist das der keine Kostenkontrolle hat? Aus Mitleid hat man diese Frage zurückgezogen, weil die Werbetafeln zukünftig nicht mehr zum Einsatz kommen. Kann man denn wenigstens den anderen Kostenermittlungen trauen oder muss man da auch mit dem Daumen nachhalten?

Die gleiche Ratsfrau fordert und vermisst einen kreativen Ansatz bei der Haushaltsplanung.
Recht hat sie. Denn bei Durchsicht nach den mir vorliegenden Zahlen, könnte man spielend Millionen einsparen.

Nur das erfordert Mut, Mut sich von den liebgewordenen Zöpfen zu trennen, Mut diese Mentalität des alles alimentieren Wollens zu durchbrechen und Mut auch den eigenen früheren Kollegen zu sagen, dass sie evtl. über sind und in Altersteilzeit gehen sollten. Mut eine Ratsfrau abzuwatschen, die nicht die Mehrheit im Rat hat, ja den hat er. Aber was ist das schon für ein Mut. Mut der Verzweifelung?

So stolpert Bürgermeister Wiggenhagen durch die Gegend und baut sein Image als kompetenter Macher ab um letztendlich als unglücklich agierender Bürgermeister in die Analen einzugehen?

Ach ja, und da steht er auf der Titelseite des Haushaltsblattes in welchem er für tausende Euro seine Wahlkampfkampagne eingestellt hatte. Musste da ein  Gefälligkeitsartikel her, der helfen soll sein Image, welches er noch sucht, zu befördern? Ein Macher hätte sich der gesamten Presse gestellt. Für den Macher wäre es eine Herausforderung sich auch und gerade kritischen Zeitgenossen zu stellen, er aber kneift.

Ich denke er sollte mal seinen Vorgänger fragen, wie der es verstand vor jeder Kamera ein blendendes Lächeln hinzukriegen. Selbst vor der Verkehrsampel soll Eckhardt bei rot gelächelt haben, weil er dachte, dass ihn gleich jemand fotografieren würde. Hatte er denn eigentlich noch mehr zu bieten?

Und inzwischen wollen mindestens drei Bürgergruppen  schon mal eine Stiftung gründen, damit erst einmal Geld in die Kasse kommt. Geld wofür? Ist doch egal, Hauptsache man ist wer, auf der "Insel der Glückseligen"

Und so laufen die Glückseligen über ihre Insel mit dem Gedanken, irgendwie wird es schon werden, lasst uns ein wenige "Bäumchen, Bäumchen wechsle dich" spielen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal