RUHRTRIENNALE 2011: WANDERUNG – SUCHE NACH DEM JETZT

[EN-Mosaik] Während der dritten Spielzeit unter der künstlerischen Leitung von Willy Decker zeigt das Festival vom 26. August bis 9. Oktober 2011  34 Produktionen mit über 130 Vorstellungen in Bochum, Duisburg, Essen, Gladbeck und Oberhausen.

So konnte EN-Mosaik 2010 bei der Welturaufführung von Hans Werner Henze´s Oper Gisela in der Maschinenhalle "Zweckel" in Gladbeck im Rahmen des Henze Projektes darüber schreiben.

Im letzten Jahr der Intendanz Willy Deckers, weiter auf der Suche nach den Urmomenten künstlerischer und religiöser Inspiration, widmet sich die Ruhrtriennale dem Buddhismus.
 

Nach der Erforschung der Kultur des Judentums und des Islams in den vergangenen zwei Spielzeiten steht 2011 ausdrücklich eine nicht-theistische religiöse Tradition im Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung – eine Tradition, in deren Zentrum die Überwindung des Ichs als Voraussetzung für bedingungslose Mitmenschlichkeit und absolute Gewaltlosigkeit steht. So wird beispielsweise dem Königreich Bhutan, als einzigartigem Modell eines real existierenden Staatswesens, welches sich vollständig auf die Philosophie des Buddhismus bezieht, ein besonderer Raum innerhalb des Programms geschaffen.

Den Schwerpunkt aber bildet das Entdecken buddhistischer Wahrheiten in den theatralen, musikalischen und literarischen Werken unseres Abendlandes.

Neben nationalen und internationalen Gastspielen bietet die Triennale Lesungen, Symposien, Konzerte, Aktionen und Ausstellungen.

Intendant Willy Decker inszeniert die Eröffnungspremiere Tristan und Isolde, Richard Wagners Adaption der keltischen Sage, die mit radikaler Ausschließlichkeit von Liebe und Tod handelt. In Kirill Petrenko als Dirigenten hat Willy Decker einen musikalischen Partner von Weltrang gefunden. Als zweite Musiktheaterproduktion kommt die Kammeroper Hanjo des japanischen Komponisten Toshio Hosokawa in einer Neuinszenierung des spanischen Regisseurs Calixto Bieito in Koproduktion mit der Staatsoper Berlin zur Aufführung. Nach dem überragenden Erfolg ihrer Produktion Verrücktes Blut widmen sich Nurkan Erpulat und Jens Hillje mit dem Ensemble des Deutschen Theater Berlin der Dramatisierung von Franz Kafkas berühmtem Romanfragment Das Schloss. Luk Perceval inszeniert in Gladbeck Macbeth von William Shakespeare in Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg.

Der Regisseur, der vor über zehn Jahren mit dem neunstündigen Shakespeare-Projekt Schlachten bei den Salzburger Festspielen Triumphe feierte, begreift die Tragödien des Elisabethaners als Auseinandersetzung mit der Relativität des Lebens.

Zudem kommt Samuel Becketts Das letzte Band in einem Gastspiel der Münchener Kammerspiele unter Regie von Jossi Wieler, mit dem großartigen André Jung als Krapp, zur Aufführung. Die geplante Neuinszenierung Don Juan kommt aus dem Krieg, die als Koproduktion mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, und den Wiener Festwochen geplant war, muss aufgrund einer Erkrankung von Luc Bondy leider entfallen. Kurzfristig konnten wir eine im Herbst 2010 entstandene Arbeit Bondys als Gastspiel einladen: Eugène Ionescos Les Chaises – Die Stühle. Diese Inszenierung setzt sich auf besondere Weise mit einem zentralen Thema unserer Spielzeit, der Suche nach dem Jetzt, nach dem besonderen Augenblick in den Erinnerungen der Menschen auseinander.

Mit Buddha goes to Bayreuth bringt das Chorwerk Ruhr eine Auftragsproduktion für die Ruhrtriennale von Robert Moran zur Erstaufführung. Werbeplakat RuhrtrienaleJohn Cale setzt sich gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern mit seinem Frühwerk auseinander. Der Pianist Francesco Tristano plant exklusiv für die Ruhrtriennale ein zweitägiges Gastspiel mit einem Programm für Soloklavier und einem Abend mit Clubmusik. Der musikalische Dialog von Künstlern und Genres zeichnet auch andere Konzerte der Ruhrtriennale besonders aus:
Das europäische Musikerkollektiv zeitkratzer trifft auf den japanischen Avantgarde-Musiker
Keiji Haino und Christina Pluhar begibt sich mit der Fado-Sängerin Mísia auf eine musikalisch- tänzerische Reise. Das englische Hilliard Ensemble arbeitet erstmals mit dem Shakuhachi-Spieler Tadashi Tajima zusammen. Die Virtuosen des Schlagquartett Köln erschaffen eine mal pochend trockene, mal glitzernd metallische Klangwelt. In ihrem ersten Gastspiel in Deutschland führt Shichiseikai, eine Gruppe japanischer Mönche, in die buddhistische Gesangstradition Schomyo ein.
Nach ihrem spektakulären Installationsprojekt The Defenders kehren William Forsythe und seine Kompanie mit der Uraufführung von Now This When Not That in die Jahrhunderthalle Bochum zurück. Bei PACT Zollverein gastieren der israelische Choreograph Emmanuel Gat mit seiner Produktion Brilliant Corners und die japanische Performancegruppe chelfitsch mit The Sonic Life of a Giant Tortoise. Studenten des California Institute of the Arts verwandeln das gesamte Gelände für vier Tage in den Spielort eines interdisziplinären Kunstfestivals.

 

Die Literaturreihe mit bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern wie André Jung, Irene Kugler, Jörg Pohl, Martin Wuttke, Michael Prelle und Martin Schwab widmet sich zentralen buddhistischen Texten, Zen-Lyrik, Texten der Beat-Generation, der deutschen Romantik, aber auch zeitgenössischer Literatur. Durs Grünbein und Yoko Tawada lesen aus ihren eigenen Werken.

 

In einer Matinée zur Eröffnungspremiere loten Intendant und Regisseur Willy Decker, Dirigent Kirill Petrenko und Philosoph Andreas Dorschel die Spannung zwischen dem Stoff Tristan und Isolde und der Weite der Bochumer Jahrhunderthalle aus. In der Gesprächsrunde Suche nach dem Jetzt diskutieren Künstler, Wissenschaftler und spirituelle Lehrer über schöpferische Prozesse, Inspiration und Kreation. Das diesjährige ZEIT Forum Kultur widmet sich, ausgehend vom Beispiel des buddhistischen Landes Bhutan und seinem Konzept des Bruttonationalglücks, dem Thema Glücksforschung.

Im Programm der diesjährigen Filmreihe, die zum ersten Mal in Duisburg, Essen und Bochum gleichzeitig stattfindet, begegnen sich europäische und asiatische Perspektiven. Beim Kinderfest Jetzt und hier zeigen Barbara Wollrath-Kramer und Theater Total die Performance Siddhartha. Bundestagspräsident Norbert Lammert spricht mit Kindern und Jugendlichen Über das Glück, die Liebe und den Tod. Paco Gonzalez begibt sich in den Klangsprüngen III zusammen mit Kindern auf die Suche nach dem Clown in einem selbst.
Zwei Ausstellungen ergänzen in diesem Jahr das Programm: Kalligraphien des japanischen Zen-Meisters Sasaki Gensô Rôshi werden im Foyer der Jahrhunderthalle Bochum zu sehen sein. Die Ausstellung des Kunstmuseum Bochum, Buddhas Spur, zeigt Werke zu Aspekten des Buddhismus in der zeitgenössischen Kunst.

 

Feierlichen Abschluss findet die diesjährige Ruhrtriennale und damit die Intendanz Willy Deckers schließlich in der Zerstörung eines großen Sandmandalas, das zuvor von Mönchen aus Bhutan in meditativer Konzentration aus gefärbtem Sand in die Jahrhunderthalle gestreut wurde.

 

RUHRTRIENNALE 2011 VOM 26. AUGUST BIS 9. OKTOBER
Karten ab 5. Mai über die Ticket-Hotline 0700.20 02 34 56 (0,14 €/Min. aus dem
Festnetz der deutschen Telekom, Mobilfunktarife max. 0,42 €/Min.), bei über 2.000 CTS
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