Märchenstunde im Hauptausschuss der Stadt Ennepetal?

[jpg] Es sind ja immer die Anderen, diejenigen, die an allem Schuld sind. Würde es die Anderen nicht geben, gäbe es auch keinen Schuldigen.

Bei der 14 Millionen Truppe der Stadt Ennepetal gibt es eine riesengroße Gruppe von Anderen.

Da ist die Presse die immer alles falsch versteht, der EN-Kreis der eine viel zu hohe Umlage festlegt, der Regierungspräsident der seinen Kaffee nicht selber mitbringt, da man sich mit einem Haushaltssicherungskonzept am Hals keinen Kaffee mehr leisten kann, die Einwohner die nicht mehr einkaufen wollen und ja, die Leute, die die eigene Ortschaft verlassen und die rosaroten Brillen die ausverkauft sind, mit denen man früher die Leistungen sehen konnte, die nicht geleistet wurden und werden.

1 ½  Jahre sind Rat und der Bürgermeister im Amt. Unzählige Stunden wurden "abgesessen". Und was wurde geleistet? Nichts, oder zumindest nichts erwähnenswertes. Wobei der Haushalt 2010 und 2011 schon eine recht "abenteuerliche" Leistung war, hat ja auch eine schöne Stange an Fremdleistungen gekostet. Wie man hört soll es bei den 300.000,– Euro geblieben sein. Oder waren es mehr, man weiß es ja nie so recht. Neuerdings sollen es ja nur ausgesuchte Ratsmitglieder sein mit denen WW eine Ratssitzung light macht. Volker Rauleff ( SPD ) fühlte sich wie Rolf Hüttebräucker (FWE) bei der Causa Streetworker nicht so richtig informiert. Oder ausgegrenzt? Beide haben zwar etwas gegen die fehlende Information, jedoch haben sie in der Sache – also "Rauswurf" des Streetworkers – nichts zu sagen.

Ab 1.2.11 wird der gesamte Komplex Streetworkerei von der Lohernockenstiftung übernommen. Warum? Weil die Stiftung  Erfahrung in diesem Bereich hat?

Nein! Eher, weil Frau Gringel, der Leiterin der Lohernockenstiftung und Frau Backhaus ( Backhoff, d.Redaktion) der Leiterin die Kinderschutzbundes eine gewisse Nähe zu WW nachgesagt wird. Also wird die aufsuchende Jugendarbeit (Streetworkerei), die Betonung liegt auf aussuchend, von der Lohernockenstiftung geleistet.

Und dann versuchte uns Michael Schmidt (Stadtverwaltung) noch zu erklären, warum die Stadt, also die 14 Millionen Truppe, nichts mit dem "Rauswurf" des Streetworkers zu tun hatte. Und weil das nicht so einfach ist, also einen glatten Rauswurf zu erklären, brauchte Herr Schmidt auch für seine Erklärungen etwas länger. Nur die Erklärungen wurde dadurch nicht wahrer.

Denn es gibt nämlich ein einfaches Prinzip in diesem Fall. Und das lautet: Wer hatte von der Leistung des Streetworkers in 2009 und 2010 einen Vorteil? Wer war an einem Leistungsaustausch interessiert?

Herr Haltermann hatte seine regelmäßigen 2 Stunden geleistet und die Stadtverwaltung die Leistung nachgefragt. Die Sparkasse war doch nur an einen sinnvollen Einsatz ihrer Spende interessiert aber doch nicht an einem Bericht des Herrn Haltermann.

Und diese Antwort ist in ihrer Eindeutigkeit nicht zu überbieten, es war das städtische Jugendamt der 14 Millionen Truppe. Ob eine Spende von der Sparkasse kam und über das Mehrgenerationenhaus abgerechnet wurde, ist dabei nachrangig. Und weil das so ist, wird dieses Jugendamt auch den "Rauswurf" betrieben haben. Ob dies nun mit WW, Doris Gringel oder Frau Backhaus geschehen ist, ist dabei wieder ohne Belang.

Fakt ist jedoch, es wird ein gewisses Geschäft auf dem Rücken der Jugendlichen gemacht, wobei die Einwerbung von Spendengelder für die Stiftung Lohernocken im Vordergrund stand.

Die Frage ist doch nunmehr: Welches Konzept hat die Stiftung Lohernocken in der aufsuchenden Jugendarbeit? Wurde dieses Konzept dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt? Wohl kaum. Nun, es interessierte auch niemanden der Anwesenden ob es ein Konzept gab oder nicht. Als Sparkasse würde ich die Spendenzusage zurück nehmen, offensichtlich sind die Voraussetzungen für die Spendenzusage unklar, einem negativen Transfer sollte solch eine Spende nicht zugrunde gelegt werden.

Volker Rauleff (SPD) wie gesagt, den interessierte nur, dass etwas ohne sein höchstpersönliches Wissen durch die 14 Millionen Truppe besprochen wurde. Tja, was so ein vielleicht "Kontrollfreak"  wie Volker Rauleff so eben in Schwierigkeiten bringen könnte, die Jugendlichen sicher nicht. Oder doch?  Na ja, ist ja auch was Soziales an diesem Fall und dafür haben wir halt keine Partei im Rat. Und der Rest des Rates lässt sich schon einmal von der 14 Millionen Truppe auf den Arm nehmen. In anderen Städten hätte es da vom Rat sicher eine Rüge gegeben.

Ach übrigens. Das Problem der Jugendlichen haben die Nachbarstädte Schwelm und Gevelsberg auch. Denn schon damals stellte die Polizeibehörde fest, dass die Jugendlichen regelmäßig eine Wanderung innerhalb der drei Städte vollziehen. Man hätte sich im Rahmen der ach so immer mal wieder gepriesenen interkommunalen Zusammenarbeit die Streetworkerei teilen können. Ach ne, das geht ja nicht, Ennepetal ist ja arm, die können sich ja nicht mal ´ne Tasse Kaffee für ihren Besuch leisten. Abgesehen Armut. Gibt es nicht auch eine geistige Armut?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Update 17.Februar 2011

Es hat sich angeblich eine kleine Gruppe von Ratsmitgliedern mit Leuten aus der Stadtverwaltungstruppe getroffen, um einstimmig festzustellen, dass Herr Haltermann nichts oder nur unzureichende Jugendarbeit geleistet hatte.  Haben wir also jetzt zwei Rathäuser in Ennepetal?

( Das soll wohl sein, für 10.000,–Euro kann man sicher nicht die notwendige Jugendarbeit leisten…..die Redaktion )

 

 

Unsere Jugend hat solche Politiker nicht verdient

[jpg] Mit der Jugend hat unsere Politik so ihre Probleme – immer. Einesteils brauchen wir gut ausgebildete Jugendliche, lassen ihnen jedoch die Ausbildung und Bildung nicht zu kommen die die Wirtschaft benötigt. Dann wollen wir die Jugendlichen nicht dem Gesetz der Straße überlassen, tun aber nichts dafür um sie von der Straße zu holen. Wenn wir immer wieder feststellen, dass unsere Jugendlichen es sich vor dem Fernseher oder dem Computer bequem machen, fangen wir an zu lamentieren.

  Wir vergessen aber dabei, dass die Erziehung der meisten Erwachsenen ( Ich bin nicht von dem Status des Erwachsenenseins bei einigen überzeugt) sich in der Zuweisung des Platzes vor dem Fernsehen oder dem Computer erschöpft. Heranwachsende, denn so heißen die Kinder und Jugendlichen im Amtsdeutsch, brauchen aber mehr als den ihnen zugewiesenen Platz vor dem Fernseher. Kleinkinder sollen, so sagt man, einen natürlichen Bewegungsdrang haben.
Dann war da auch noch was mit der Erziehung, die sich auch nur darauf erstreckt, jeden Tag immer die gleichen Verbote herunter zu beten.
 Hans Heller, Fachbereich Jugend und Soziales    

Was bleibt da noch? Die Schule. Nur die ist ja personell ausgedünnt worden wobei die Lehrpläne anschwellen. Und diese Schule soll personell die Erziehungsarbeit der Eltern übernehmen? Das muss ja schief gehen. Viele Jugendliche bekommen nichts und fühlen sich alleine gelassen.

Und weil sie alleine sind und keine Perspektiven sehen versuchen sie sich einen dementsprechenden Ersatz auf der Straße zu verschaffen. Und auf der Straße werden die Handlungen erprobt und ausgeführt die eben nicht möglich sind, Genzen überschritten die bei vernünftiger Jugendpolitik nicht überschritten würden.

Alkohol, Drogen oder sexueller Missbrauch ist dann schnell das  erste und verlockende Angebot der Straße. Die Heranwachsende wollen ja ausprobieren, ihre Grenzen ausloten. Vater und Mutter sind schnell überfordert, haben sie doch keine probate Ausbildung um den nun anstehenden Problemen adäquat zu begegnen. Was bleibt? Diese Heranwachsenden beginnen auf der Straße  ihre kriminelle Karriere.

Um dem zu begegnen hat die Gesellschaft die "aufsuchende Sozialarbeit" (Streetworking) eingerichtet. Streetworker suchen die Gruppen auf den Straßen in der Regel zu zweit auf um ein Vertrauensverhältnis zu den Heranwachsenden aufzubauen. Sie sind fest bei der Kommune angestellt und haben eine Absicherung bei Polizei und der Kommune (Ordnungs-,Sozial- und Jugendamt).

Ennepetal hat für seine Heranwachsenden nichts zu bieten. Spiel- und Bolzplätze sind in der Regel vergammelt, wie es sich eben für eine "reiche" Stadt gehört. Die Sandkästen sind für Hunde und Katzen eine willkommene Toilette. Nun sollen diese Plätze geschlossen werden, die schlimmsten zu mindestens, Ersatz wird es keinen geben.

Allerdings verdienen viele Plätze überhaupt nicht den Namen Spielplatz. Denn vier Bretter in der Erde und eine Schippe Sand machen im "reichen" Ennepetal schon einen Spielplatz aus. Aber lassen wir das.

Da wurde in 2009 auf Antrag der SPD ein Streetworker für 10.000,– Euro jährlich angeschafft ( War ein Schnäppchen damals und heute auch). 10.000 deshalb, weil für Heranwachsende nicht mehr übrig ist; denn die CDU wollte für dieses Problem nichts ausgeben.

Bei einer öffentlichen Begehung meinte die CDU, die anstehenden Probleme könne man der Polizei anvertrauen. Sozialarbeit, gleich Polizeiarbeit?  Die Nachfrage bei der Kreispolizeibehörde löste dort nur Unverständnis aus.

Für die Streetworkerei wurde Herr Haltermann angestellt. Angestellt? Nein, es wurde ein Jahresvertrag mit Herrn Haltermann einem Dipl. Sozialpädagoge abgeschlossen. Nach einem Jahr war das Geld ausgegangen, ein drei Monate andauerndes Ringen um den Bestand der Stelle wurde veranstaltet.

   
     Leiterin Lohernockenstiftung Doris Gringel

Und es wurde, da Wahlkampf war, eine Lösung gefunden.Die Sparkasse  gab etwas Geld an das Mehrgenerationenhaus und die stellten Herr Haltermann "ein". Nun ist ein weiteres Jahr vergangen und wiederum sind die finanziellen Möglichkeiten der ach so "reichen" Stadt Ennepetal gleich Null. Muss man doch gerade 450.000,– Euro für die Zockerei bei einem Swap Geschäft begleichen. Zocken macht ja auch viel mehr Spaß als mit Heranwachsenden zu arbeiten. Sollen die doch ruhig kriminell werden, die dann entstehenden Kosten trägt dann  das Land. Die Unterhaltung der Gefängnisse übernimmt das Land NRW. Ein dort einsitzender Heranwachsender kostet so an die 3.000,– Euro/Monat. Und der Kommunalpolitiker weiß das. Ziel eines "guten" Kommunalpolitikers ist es, die nicht mehr erreichbaren Heranwachsenden in die Kriminalität abzudrängen um die Kosten für eine vernünftige Jugendarbeit zu vermeiden.Macht Sinn für die Kommune, die spart und hat ein Problem weniger, für die Jugendlichen und für das Land NRW macht das keinen Sinn. Denn die ganze Streetworkerei kostet für eine Stadt wie Ennepetal und die dort anstehenden Problemen, so an die 100.000,– Euro. Die 10.000,– Euro für Herrn Haltermann, einem  Dipl. Sozialpädagogen, sind da ein Witz. Und das weiß unsere 14 Millionen Truppe in der Stadtverwaltung auch. Für die 10.000,– Euro konnte kaum etwas geleistet werden, es war nur eine Alibistelle. Und jetzt? Jetzt fällt die Stelle mit Herrn Haltermann weg und wird dem Treff 101 in der Voerderstraße zu geschlagen? Der Treff 101 ist eine Einrichtung der Lohernockenstiftung und diese Einrichtung wird von der Diplom-Sozialpädagogin Doris Gringel geleitet. Frau Gringel hat sich aber in der damaligen Sitzung des Jugendhilfeausschusses vom 22.4.2009 nicht in der Lage gesehen ein Angebot für die Streetworkerstelle abzugeben. Begründung: Die Lohernockenstiftung könne dies personell nicht leisten. Ist ja auch richtig, denn für diese Stelle müsste ja eine fachlich versierte Kraft abgestellt werden. Was ist passiert? Was hat sich bei der Stiftung seit 2009 verändert?

Nach unseren Informationen kann die Lohernockenstiftung nur stationäre Hilfe leisten, für aufsuchende Hilfe fehlt das Personal. Und doch hat die Sparkasse angeblich der Lohernockenstiftung Gelder überwiesen um die Streetworkerei zu ermöglichen. Haltermann ist jedoch draußen. Warum? Immerhin hat er ja eine zweijährige Erfahrung mit den Heranwachsenden gemacht, die dann für die "Katz´" wären.

  Hier kommt der Ennepetaler "Klüngel" ins Spiel. Herr Haltermann ist im katholischen Bereich eingebunden und die Stiftung Lohernocken ist evangelisch. Evangelen sollen keine Katholen einstellen dürfen. Umgekehrt allerdings auch nicht. Gringel als Leiterin der Stiftung Lohernocken ist auf Fremdgelder mit aller Wahrscheinlichkeit angewiesen. Da kommt das Geld der Sparkasse gerade recht. Gringel gehört zu einem Kreis der eine gewisse Nähe zu Wiggenhagen und damit der 14 Millionen Truppe nachgesagt wird.

Das Ganze ist also gut für die Stiftung Lohernocken und damit für Frau Gringel und leider schlecht für Herrn Haltermann, aber auch schlecht für die Jugendlichen. Herr Haltermann ist damit draußen.

 Christian Haltermann, Streetworker    

Was für eine Einstellung zur Jugend. Jetzt müsste sich der Fachbereichsleiter Herr Heller lautstark und unüberhörbar zu Wort melden. Wie aber sollte er das? Als die Fehlbesetzung des Kinderschutzbeauftragten Herrn Schilling in das Citymanagement wegkomplimentiert wurde, schnappte sich der gute Herr Heller die Stelle und versenkte diese in seinem Schreibtisch. Die Telefonhotline, die wurde auch kurzerhand umgeleitet, und gut war es.

Dann war da noch das Kinder-und Jugendparlament, welches immer mal wieder im Jugendhilfeausschusses durch Herr Schilling vorgetragen wurde. Es war immer ein Vortrag mit einem Credo: Ich weiß überhaupt nicht wie ich mit Jugendliche umzugehen habe. Aber ich schaff´ das noch, irgendwie. Der Jugenausschuss war nicht in der Lage sich zu einer Rüge aufzuraffen. Es war unzweideutig, dass der Auschuss durch die Stadtverwaltung auf den Arm genommen wurde. Herr Schilling treibt nunmehr sein Unwesen im Wirtschaftsförderungsausschuss. Dort erzählt er in seiner eigenen Art und Weise wie erfolglos er mit seinem Citymanagement ist. Auch der Wirtschaftsförderungsausschuss goutiert die Verhaltensweisen des Herr Schilling.

Zurück zum Fachbereichsleiter Herrn Heller und dem Jugendhilfeausschusses. Nun sollen noch zwei Jugendtreffs geschlossen werden. Auch kein Aufschrei. Meine Güte, wieder Signale die nach draußen gesendet werden, die Ennepetal in einem schlechten Licht darstehen lässt. Ennepetal die Stadt die ihre Kinder und Jugendlichen im Regen stehen lässt! Wollten wir solch ein Signal senden?

Ich meine, genug ist genug. Signal, wir müssen sparen, schaffen uns aber 4 Bürgermeisterstellvertreter und einen ersten Beigeordneten an. Die Zuschüsse für Senioren werden um 50% gestrichen. Die Kulturarbeit wird fast zur Gänze eingestellt.Wir kaufen uns einen Bahnhof mit dem wir nichts anfangen können. Wir mieten neue Räumlichkeiten an, obwohl die Mitarbeiter ja früher ihre Büros hatten.

Aber wir zocken und machen Verluste von 450.000,–€.
Sicher, da ist logischerweise kein Geld mehr für die aufsuchende Sozialarbeit mehr da.

Nur, ist der 14 Millionen Truppe eigentlich klar, wohin die Reise geht? Die Jugendlichen werden sicher nicht den Treff 101 zu den angegebenen Öffnungszeiten aufsuchen. Sie werden, wie in anderen Städten auch, ihren Alkohol- und Drogenkonsum steigern. Sexuelle Exzesse werden über kurz oder lang auch auftreten. Die Beschaffungskriminalität wird zu beobachten sein. Genug! Der weitere Verlauf sollte jedem einigermaßen gebildeten Bürger klar sein. Aber sind unsere Ennepetaler Politiker gebildet oder anders gefragt: Haben diese Ennepetaler Politiker überhaupt die Chance gehabt einen Bildungsgrad zu erlangen?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal
 

Alle Fotos: Linde Arndt

 

Manchmal verzweifelt man in Ennepetal.

Jugendhilfe für EUR 10.000,– im Sonderangebot, mit allem Drum und Dran.

 
[Foto: BMFB]

 

 

 

 [jpg] Als ich früher ehrenamtlich als Jugendleiter mein Unwesen trieb, gaben mir die älteren Jugendleiter mehrere gute Ratschläge mit auf den Weg.

1.    Höre auf, wenn Du merkst, die Jugendlichen sind für dich da.
2.    Denke daran, Jugendarbeit ist Zukunftsarbeit. Sie werden Dir  
       einmal als Erwachsene begegnen.
3.    Unterscheide klug, wer ein Freund der Jugend ist und wer
       nicht.

 

Als ich nun am 22.4.09 das erste mal drei Stunden die Sitzung des Ennepetaler Jugendhilfeausschusses besuchte, war es mir als wenn ich auf einem heißen Stuhl saß. Da ging es vorrangig um alles mögliche und erst dann  um die Jugendlichen oder unsere Kinder.

Da ging es erst einmal um eine Formalie in einem früheren Protokoll, sehr wichtig!!!

Dann ging es aber um die Personalie, eine persönliche Vendetta, zwischen der Verwaltung und der Vorsitzenden des Jugenhilfeausschusses. In den vorliegenden Schreiben der GPA NRW   ( Gemeindeprüfungsanstalt NRW) und des Landesjugendamtes (LWL) traten Widersprüchlichkeiten auf, die einen Beschluss nicht zuließen.
Dieses Dilemma löste man, indem man kurz den vorliegenden Beschluss umwidmete, was  in Folge wieder eine formalistische Debatte auslöste und auslösen  wird. Inhaltlich sind sich alle Beteiligten einig, indem sie das Personalproblem im positiven Sinne gelöst sahen wollten. Nur sie hatten sich in einen formalen Dschungel begeben.

Es war ein erbarmungswürdiges Schauspiel, nur die Vorsitzende wollte ihren Kopf halt durchsetzen.

Nun denn, es ist halt diese Parallelwelt die sich mir dort auftat,. Es kam aber noch schlimmer.

Beschlossen wurde sodann nur, dass die bestehende Stelle, die zum August ausläuft, verlängert werden sollte. Inwieweit nunmehr die Anrechnung der Stelle in den Bereich Schule oder Jugendhilfe zugerechnet werde, konnte nicht abschließend geklärt werden, man vertagte das Ganze.

1.    Frauenhaus in Ennepetal

Es folgte eine Präsentation von einer Frauenhaus Sozialpädagogin, die die Aufgaben und Arbeiten recht anschaulich darstellte. Es war aber eine Präsentation light. Als ich die Frau später auf dem Flur befragte, warum sie denn viele wichtige Aspekte ihrer Aufgabe außen vor gelassen habe, sagte diese sie habe nur eine 15 Minuten Zeitvorgabe gehabt.

Beispiele hierzu, was nicht gesagt wurde:


[Foto: AI]
  Gewalt wird heute nicht mehr so einfach interpretiert indem man körperliche Gewalt als die Gewalt schlechthin sieht. Es gibt vielfältige Formen der Gewalt in den Beziehungen, die zu schweren und schwersten Schädigungen bei den Opfern führen. In Folge werden die Opfer sogar stigmatisiert indem sie sich teilweise den Vorwurf gefallen lassen müssen, sie wären beziehungsunfähig. Denn man holt ja evtl. den Empfänger der Gewalt aus der Beziehung heraus, nur die psychologische Nachsorge, Therapie ist nur oberflächlich angelegt, weil die notwendigen finanziellen Mitteln nicht vorhanden sind. Die neuesten Studien, so neu sind sie auch nicht, zeigen eine gewisse Opferhaltung, die den Täter in die Gewaltspirale erst eintreten lässt.

Einem Menschen aber die Konditionierung der Opferhaltung ab zu therapieren ist recht mühselig. Gerade Frauen haben in vielen Familien eine konservative Erziehung erhalten, die diese Opferhaltung beinhaltet. Antiaggressionstraining, Schulungen um Selbstbewusstsein zu erlangen oder auch Gesprächtherapien der teilweise schwer traumatisierten, kein Wort davon. Wie die Gesellschaft ist auch der Ausschuss froh, wenn darüber der Mantel des Schweigens gehüllt wird – wegsehen oder totschweigen ist immer noch die beste Lösung.

Dann das Thema Wiederholungszwang wurde nicht ansatzweise behandelt. Erfährt ein Jugendlicher Konfliktlösungen mittels Gewaltanwendungen, so wird sein Erwachsenenverhalten dementsprechend sein.
Hier spricht die Psychologie aber auch die Soziologie von fehlenden positiven Vorbildern in unserer Gesellschaft. Aber es fehlen auch Anlaufstellen die einem Menschen beibringen wie er mit seinen Aggressionen umgehen sollte. Die Schulen vermögen das seit Jahren nicht mehr zu leisten, sie melden sich nur, wenn etwas total aus dem Lot ist.

Ich hatte zumindest den Eindruck, die Beteiligten wissen nicht wovon hier geredet wurde und alle waren froh, dass es eine Institution gibt die dieses Problem auch löst. Ein Gespräch wurde nicht gesucht aber auch nicht gewollt. Obwohl die Frauenhäuser mit geringen finanziellen Mitteln ausgestattet sind, wurde noch nicht einmal eine Zuwendung angedacht.

2.    Streetworker

Nun, in unseren Stadtteilen finden sich Jugendliche ein um zu "randalieren" oder wie es im Amtsdeutsch heißt, das Vorliegen von auffälligen Verhaltensweisen. Dazu gehört  Suchtverhalten, Drogenmissbrauch, neue religiöse Bewegungen und Weltanschauungen, Rechtsextremismus, politischer Extremismus, Kinder- und Jugendkriminalität, Alltagsgewalt, Mediengewalt (Internet, Fernsehen, Video, CD, Computerspiele, Zeitschriften, Bücher u.a.), Pornographie, jugendgefährdende Orte usw.. Sicher es ist nicht gerade toll was dort stattfindet. Aber es ist immer ein Ausdruck von Unzufriedenheit , der sich in Form von Exzessen äußert. Hier und heute aber auch früher und überall. Das Problem ist jedoch wie begegnet man dem "Treiben"?

Die Arbeit eines Streetworkers ( aufsuchende Sozialarbeit ) ist immer eine präventive Arbeit. Der Gedanke: Bevor ein Jugendlicher in den kriminellen Bereich abgleitet ihn aufzufangen und mit ihm tragfähige Alternativen zu erarbeiten, die ihn letztendlich zu dem gesellschaftlichen Konsens zurück finden lässt. Die Arbeit baut auf Vertrauen auf und ist anonym.Was dem Streetworker zugetragen wird, bleibt auch bei ihm. Er ist quasi einer von "ihnen".
Die Devise: Die Arbeit eines Streetworkers ist billiger als das abgleiten eines Jugendlichen  in eine Subkultur mit evtl. kriminellen Strukturen. Übrigens, ein Platz in einer JVA kostet das Gemeinwesen, z. Zt. rund EUR 3.000,–/Person und Monat. Das Problem: Der Beweis, dieser oder jener Jugendliche hätte bei Einsatz eines Streetworkers keine kriminelle Laufbahn eingeschlagen, kann nicht angetreten werden.

Nun sollten sich 3 Fachkräfte zu diesem Thema äußern und ihre Konzepte vorstellen.

Was sich mir nun darbot, verschlug mir doch den Atem.

Der erste trug vor man könne oder wolle sich mal damit befassen, habe aber jetzt einen anderen Termin wahrzunehmen und einen Stellvertreter mitgebracht. Der Stellvertreter bejahte nunmehr unsicher die Fragen die ihm gestellt wurden, nur ob er diese auch inhaltlich verstanden hatte  ist nicht anzunehmen. Welche Konsequenzen sich daraus boten war nicht auszumachen. Ein Angebot sieht sicher etwas anders aus.

Nun kam Frau Hamann von der Diakonie Ennepe-Ruhr/Hagen. Diese Frau legte die Schwachstellen der Anfrage frei, indem sie erst einmal eine grundlegende Analyse des Verhaltens einforderte. Legte auch die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Jugendlichen dar, die auch die probaten Maßnahmen ihrerseits erforderten. Jugendliche sind nicht mehr nur einer sozialen Schicht zu zuordnen, vielmehr beobachtet man zunehmend eine Herkunft auch von den Mittel- und Oberschichten. Konzeptionell gäbe es viele Ansätze, die aber alle auf den Einzelfall zugeschnitten würden. Auch die unterschiedlichen Erscheinungsformen der so genannten auffälligen Verhaltensweisen, sollten erst eruiert werden
Für die veranschlagten 10.000,– EUR sähe sie nur den ersten Ansatz einer erfolgreichen Streetworkerarbeit.
Sie machte darauf auch an Beispielen unterschiedliche Konzepte deutlich, die aber alle weiterlaufen und noch zu keinem endgültigen Ergebnis führen könnten. Man merkte ihr schon die Kompetenz aber auch Erfahrung im Bereich der Sozialarbeit an. Man merkte dieser Frau Hamann schon an, dass sie aus der Praxis kam und wusste wovon sie sprach.
Rückfragen wurden nicht gestellt, so wurde diese Frau entlassen – schade.

Der nachfolgende Vortrag war zu allgemein, als das man daraus etwas ableiten konnte.

In Folge wurde von der Verwaltung angemerkt, dass bei einem besuchten  Vortrag über die Streetworkerei ohne klare Zielvorstellungen gegenüber den Jugendlichen nichts zu bewegen wäre.

Was denn sonst? Zielvorstellungen müssen aber doch die Streetworker nicht definieren, dies ist ein allgemeingesellschaftliches Vorhaben. Das kommunale Jugendamt ist hier gefragt. Stimmen diese Zielvorstellungen nicht mehr, bricht  der soziale Unfrieden aus, so ist das eben. Wenn der Anspruch eben größer ist als die Wirklichkeit, so ist auch ein größerer Frust oder auch eine größere Wut oder größeres  Gewaltpotenzial vorhanden. Man sieht das an der Qualität der Zerstörungen aber auch an der Gewalt.

Wer nunmehr meinte der Ausschuss würde sich besinnen und sich fachkundigen Rat über die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Jugendlichen einzuholen, der irrte. Es wurde heruntergespielt indem man den Erfolg der Schwelmer Streetworker in Frage stellte. Nach unserer Recherche ist dem jedoch nicht so, vielmehr ist die Schwelmer Streetworkerin inzwischen schwanger und kann dem Beruf nicht mehr nachgehen, die Arbeit ruht also.

Der Erfolg solch einer Arbeit hängt aber von vielen Faktoren ab, eine davon ist die Kommunikation zwischen der Stadtverwaltung aber auch anderen Behörden und den Streetworkern, aber auch den überzogenen Forderungen zeitlicher als auch qualitativer Art. Es geht eben nicht, dass Streetworker mal in 6 Monaten was wegmachen, was die Gesellschaft mit mangelnder Sozialisation über Jahre verbockt hat. Jugendliche haben Eltern und Eltern sein ist eine recht anspruchsvolle Tätigkeit, die aber nirgends eine Ausbildung erfährt. Man wird halt Mutter oder Vater.

So dachte ich mir im Hinausgehen, es waren nicht alles  Freunde der Jugendlichen die in diesem Jugendhilfeausschuss saßen. Als Ehemaliger würde ich sagen, die haben halt die Schecks mit dem Geld, mehr aber auch nicht.

Der Ausschuss wurde von Frau Dr. Hella Siekermann (FDP) geführt. Obwohl, Führung würde ich das wohl kaum nennen. Wenn man Führung als zielgesteuerten Prozess definiert, so stellte sich einem hier die Frage, was war das Ziel und was der Prozess. Unvorbereitet, kein Hintergrundwissen der Thematik, unkonzentriert aber auch undiszipliniert. So kann man einen Häkelkurs führen, aber doch bitte keinen Jugendhilfeausschuss. Oft war ich soweit, aufzuspringen und zu rufen "aufhören". Die Vorsitzende war total mit diesem Ausschuss überfordert, aber ich war ja nur dieses eine Mal in diesem Ausschuss. Jeder hat das Recht auf einen schlechten Tag, auch eine Frau Dr. Siekermann (FDP)

Aber es ging ja um nichts, nur um unsere Jugend und um Gewalt. Ist das wichtig?

Tja, manchmal verzweifelt man in Ennepetal.

Jürgen Gerhardt
 

Nachtrag: Samstag 25.April 2009 Uhrzeit: 0:20h

Zu der Behauptung es gäbe kein Jugendproblem. Mit dem Auto unterwegs.

 

Voerde, Friedhof und Lindenstr. 32 Jugendliche mit Flaschen gezählt.

Milspe, Busbahnhof und Marktplatz 22 Jugendliche mit Flaschen gezählt.

Altenvoerde, Mittelstrasse 5 Jugendlich mit Flaschen gezählt.

Herr Faupel, Herr Kraft und Herr Wiggenhagen, der Tag ist nicht nach dem Abendprogramm zuende, da fangen die Probleme erst an. Wollen wir mal abwarten bis der erste zusammen geschlagen ist. Oder wie wäre es mit dem ersten Drogentoten – ist doch mal was.