Kohle, Kühe, Kunst in Ennepetal

 [la] Es war die erste Veranstaltung des Serienprojektes Kohle, Kühe, Kunst  4 Städte – 1 Weg, die am 7. Mai 2010 im Hülsenbecker-Tal in Ennepetal eröffnet wurde. Die Landschaft ist einfach prädestiniert für eine Kunstausstellung in der Natur, wie es sich ja bereits in den Vorjahren bei der hier stattgefundenen "Nature-Art" bereits bewiesen hatte. Die Projekte der Künstler waren von der Jury  mit Feingefühl ausgesucht und fügten sich harmonisch in das Umfeld ein.
Leider war der Wettergott nicht ganz so gnädig und daher war es schon gut, das die Gruppe TROYH den Anwesenden mit flotter Musik einheizte.

Jürgen Fischer, Programmkoordinator der Ruhr2010 und Frau Friderike Zenk, Projektmanagerin Ruhr2010, hatten sich ebenfalls auf den Weg ins Hülsenbecker Tal gemacht, um den Startschuss für das 4-Städte-Projekt zu geben. Jürgen Fischer überreichte Bürgermeister Wiggenhagen den Pokal, eine Glassteele, die von jetzt ab Woche um Woche an den Bürgermeister der nachfolgenden Stadt überreicht werden sollte.
 

                  
Friederike Zenk und Jürgen Fischer   BM Wilhelm Wiggenhagen und Jürgen Fischer

Markus Nottke, der künstlerische Leiter des Projektes für alle 4 Städte, hatte für jede Stadt ein Gemälde des neuen Rundweges geschaffen, wobei jeweils die Stelle des Weges der einzelnen Stadt entsprechend rot gekennzeichnet war. Diese Werke wurden sodann den ebenfalls anwesenden Kulturbeauftragten der 4 Städte auf der Bühne überreicht.
                          

Wenn für diese Veranstaltung auch nur wenige unbeteiligte Gäste eingetroffen waren, mal abgesehen von den Künstlern und Familienmitgliedern dieser Beteiligten, so waren doch Bürgermeister und -Stellvertreter der involvierten  Städte, wie auch weitere Persönlichkeiten aus Stadt und Rat anwesend.

Das es hier zur Eröffnung noch keinen durchgängig geplanten Programmablauf gab mag einmal dahingestellt sein. Schade war nur, dass vor lauter Eifer zwar die Organisatoren reichlich gewürdigt, die Künstler aber meiner Meinung nach (und wie ich hörte auch ihrer Meinung nach) nicht ausreichend gewürdigt wurden, was Gott sei Dank später in den Städten Schwelm und Gevelsberg reichlich und angemessen erfolgte, nur davon haben natürlich die Ennepetaler Künstler nichts.

Immerhin steht für RUHR2010 in diesem Jahr die KUNST und Kultur an bevorzugter Stelle und wie Essen selbst in ihren Erklärungen schreibt ist der Satz "4 Städte – 1 Weg" lediglich der Untertitel hierfür.

Die Künstler und Werke im Hülsenbecker Tal (und auch den übrigen Städten) waren von der Jury und dem  künstlerischen Leiter gut gewählt und plaziert.

Da es in den nächsten Tagen und Wochen über die Projekte einen Katalog geben wird, den allerdings nur für die teilgenommenen Künstler zur Ergänzung ihrer Vita erhalten (so meine Information), möchte ich gern an dieser Stelle nochmals die einzelnen Künstler vorstellen und ihnen für ihren großen Einsatz danken, denn nur mit einem Rundweg hätten die 4 Städte kaum in das Konzept von Ruhr2010 gepaßt. Das wäre dann schon eher eine normale Angelegenheit für die Abteilungen "Wirtschaft und Tourismus" gewesen.


 

 Und hier die Künstlerinnen und Künstler aus dem Hülsenbecker Tal:

 


Ursula Bebko

geboren und aufgewachsen in Polen, in Gevelsberg lebend.
Gerontologin und freischaffende Künstlerin, international tätig. Geprägt durch Migration und katholische Rituale, beeindruckt durch die Prinzhorn Sammlung, DaDa und Vanitas.
Seit 25 Jahren gemeinsame Kunst- und Kulturprojekte mit Uwe Gryzbeck.
Mehr unter: www.turbulenz.info und www.pyrographie.de

In der künstlerischen Arbeit Bezug zu gesellschaftlichen Phänomenen. Bevorzugte Ausdrucksformen sind Installationen (Materialien: Fundstücke und Wiederverwertbares), Flugobjekte und Genre übergreifende Performances. Die Intention ist die  Schaffung NEUER Horizonte, die den Blick nach oben und in die Ferne leiten (Vision).

"Vernetzung"

Im Fokus der aktuellen Arbeit ist die Kooperation zwischen den an dieser Kunstaktion beteiligten Städten. "Vernetzung" – über dem Tal werden Verbindungslinien verspannt. Der Besucher schaut nach oben, sieht Überschneidungen, Berührungspunkte, Parallelen und Lücken.
Ein Netzwerk entsteht.
Eine simplifizierte Darstellung von komplexen Vorgängen.



Henner Gräf, Bärbel Güldenstern, Uwe Juchum, Axel Otto,
Claudia de Silva, Klaus Rudolf Schell, Sandra Wessien,
Frank Wilke, Andreas Hippe, Bettina Boos

"Soundscapes"
Eine musikalische Performance mit Tanz und Stimme …
 
Kuhglocken , Schlagzeug , Gong , Marimbaphon , Akkordeon ,
Saxophon , Bassclarinette , Flügelhorn , Waldhorn , Gesang .

www.freivomhieb.de


Sigrid Gruber
www.sigridgruber.com

  • lebt und arbeitet in der Lüneburger Heide, Niedersachsen und ist Mitglied im Berufsverband bildender Künstler e.V. Hamburg und  Lüneburg
  • 1958 geboren in NRW in Lennestadt / Sauerland
  • Studium – Visuelle Kommunikation, FH Düsseldorf zum Dipl. Grafik-Designer und  mehrere Jahre im Medienbereich und in der Werbung tätig
  • seit 1994 Bildende Künstlerin
  • 1997 und 1999 PENTIMENT, Internationale Kunstakademie, Hamburg
  • Zahlreiche Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen u.a. in Hamburg, Lüneburg, Norderstedt, Bonn, Ammersbek, Reinbek, Mecklenburg Vorpommern, Thüringen, Tartu (Estland)


"Notruf"

Neben großformatiger Freier Malerei erstelle ich Skulpturen aus naturbelassenem Holz, des Weiteren arbeite ich mit dem Material Plüsch, auch in der freien Natur.
Bei meinen Baum-Installationen bekleide ich Bäume mit pinkfarbenem Plüsch und greife somit in die Natur ein, welches zu einer veränderten Sehensweise des Betrachters führt. Ich möchte damit das Verantwortungsbewusstsein  jedes Einzelnen für die Umwelt verstärken. Ich möchte Signale setzen, die Umweltbelastungen aufzeigen und gleichzeitig darauf hinweisen, wie schön unsere Umwelt und deshalb auch schützenswert ist.


Ilse Hilpert
www.Hi-ART.de

  • geboren 1950 in Recklinghausen 
  •   Studium Kunst/Ästhetische Erziehung + Kulturmanagement
  • tätig in Kunst + Design, Kunstmanagement + -pädagogik seit 1973
  • kulturell tätig in Entwicklungsländern von 1982 bis 2002
  •   freischaffend in Bildender Kunst  seit 1990
  • Hi-ARTelier im Bahnhof Waltrop seit 2004
  • Mitglied im Bund Bildender Künstler seit 2006


"Überhöhte Natur!"

Die westliche Welt hat sich der Natur entfremdet. Als Folge wird Natur einerseits erniedrigt, ausgebeutet, verwüstet und zerstört. Andrerseits wird sie verklärt, geschmäcklerisch missbraucht und idealisiert zum Hort des Schönen und Guten. 

Die Installation hat den Eingriff in die Natur und seine Auswirkungen zum Thema: Ein Stück Natur wird symbolisch ihrem Umfeld enthoben, isoliert und damit ‚kultiviert‘ – mit unkontrollierten Folgen im Laufe der Zeit.



Topiary
Diana Kahn

Diana Kahn – Malerin und Grafikerin-  zeichnet sich seit einigen Jahren
durch Beteiligungen an "Nature Art" Projekten aus.
In den letzten Jahren standen im Mittelpunkt ihrer Arbeiten Landschafts- und Architekturbilder, die sich auf eine bestimmte Epoche oder Region beziehen.

Die Beschäftigung mit Bodenobjekten aus Rindenmulch beschreibt
eine Fortführung dieser Auseinandersetzung.
Für das Projekt " Kohle, Kühe, Kunst" entsteht aus diesem  Material ein großes,
aus einer Vielzahl von Bildern zusammengesetztes Relief.

In die Natur gelegt erinnert es an einen Pflanzenschnitt – Topiary – mit dem oftmals
in Parks oder Gartenanlagen aus Buchsbaum Figuren, Tiere oder Phantasiewelten gestaltet werden.
Der Mulch dagegen bietet ideale Bedingungen für Erdlebewesen, die ihn nach und nach aufzehren und umwandeln.

Motive und Material bewerten auf diese Weise unsere Gegenwart als Anteil der regionalen Vergangenheit. Sie zielen aber auch auf die Lückenhaftigkeit unseres Erinnerungsvermögens.
Schon während des Projektes wird sich die Arbeit auflösen und in der Natur  unsichtbar werden.

Cornelia Kneer


Iris Müller

  Ich sehe mich als Naturkünstlerin und Waldschamanin.
  Ich habe in meinem Leben viel  Zeit in der Natur verbracht und mich dort
  immer aufgehoben und geborgen gefühlt.
  In Zeiten in denen ich Kraft, Mut und Heilung brauchte,
  habe ich diese in der Natur gefunden.
  Ich möchte durch meine NaturKunst wieder in das Bewusstsein bringen,
  dass wir uns alle wieder als Teil der Natur verstehen.
  Meine Art der NaturKunst öffnet  den Blick wieder auf die wunderschönen
  Geschenke von Mutter Erde bzw. der Natur, die uns in vielfältigen Arten
  begegnen, wenn wir unsere Augen dafür wieder öffnen.
  Jeder ist ein Teil der Natur, entdecken wir ihre Wunder gemeinsam wieder.

     "Entscheidungsstab"

     "Du hast genau zwei Entscheidungsmöglichkeiten.
     Für Dich oder gegen Dich. Eine dritte gibt es nicht."
     Um uns im Alltag immer wieder an diese Indianische Weisheit zu erinnern,
     dass wir eine Wahl haben, suchen und finden wir einen Entscheidungsstab,
     den wir mit Naturgeschenken von Mutter Erde schmücken und gestalten.
     NaturKunst zum anfassen, mitgestalten und mitnehmen,
     die etwas andere Aktionskunst-Performance mit Publikum.



Portaelskring Vilvoorde

Eine lebende Geschichte. Ein Ereignis.
Im 19. Jahrhundert kamen Künstler zusammen und gründeten die "Barbizonschule", Künstler aus Vilvoorde gründeten 1918 den Portaelskring.  Sie strebten einem gemeinsamen Ziel nach, nämlich draußen zu malen.
In Dresden malten die Mitglieder von "Die Brücke" sonntags am Moritzburger See.  Ihre frühen Werke führten zum Expressionismus.  Durch ihren typischen Federstrich stellten sie die Welt in einer äußerst subjektiven Perspektive vor: sie verzerrten sie um einen emotionalen Effekt zu bekommen und um persönliche Gemütszustände und Ideen zu überbringen.
Heute bringt der Royal Portaelskring die Geschichte zum Leben in den Wiesen des Hülsenbecker Tals.

Künstler :  Hugo Beullens, Pierre Bogaerts, Annie De Boeck, Magda De Cock,          
                 Nadine De Cock, Walter De Hollander, Liliane De Koninck,
                 Natacha Dimovska, Rita Opstaele, Roland Van Laethem,
                 Jan Van Lysebetten and Irma Verdeyen.



Brigitte Riechelmann              

Malerei
Experimentelle Fotoarbeit
Zeichnung
Objekt
seit 1990    intensive künstlerische Tätigkeit
seit 2001    Dozentin für Malerei und Zeichnung
an der VHS Ennepe-Ruhr-Süd

Ausstellungen / Auswahl

2009    Galerie Nasenberg, Sprockhövel
2007/ 2005      Nature Art EN, Ennepetal, Katalog
2006                EN-KUNST 2006, Südwestfalen, Katalog
2004               Galerie Basiner, Schwelm
2001               Kleine Galerie, Schwelm
2000               Foyer Rathaus Dortmund
1996               BBK Künstlerhaus, Wuppertal
"Schmuck der Silva"
–  die Waldfrau  –  Schönheit der Natur  –  Ketten und Ringe  –     Kreisformen  –  zugleich Anfang und Ende  –  ewiger Kreislauf  –  Symbol des Lebens  –  Natur und Mensch –  offen und kraftvoll  –  sich einlassen  –  sich verbinden –  sich entwickeln  –  Synergien entstehen –



Burkhard Serong

Jahrgg. 1943
Lehrer Physik, Kunst, Technik, Sport, Fachleiter, Hauptseminarleiter
2005 freischaffend, jährliche Atelierarbeit in Frankreich
Ausstellungen, Auswahl
2001            Werkschau, Galerie Indivisuell, Essen,
2002           Galerie Oberhausen, Sandarbeiten
               o    Artothek Köln
2003 – 2010  Zeche Zollverein, Essen, regelmäßige Arbeiten
2006              BeST & Kunst, Langenberg; Kleine Bilder
                o    Melanchthon-Kirche, Essen, Rauminstallation
2007/2008    BTI, Neuss, Linolschnitte, Collagen
2008/2009    Schulen, Bottrop Vermischte Arbeiten
                     Essen, Projekte mit Klienten

"Energieadern – Installation im Raum"

 

… Es existieren weit mehr natürliche Verbindungen zu dem "Freund" Baum als sie auf dem ersten Blick sichtbar sind. Dieses Verbindende wie Kraftfluss, Lärm- und Staub-Schutz, Atemreservoir … werden dabei sichtbar. 
Der umgebende Raum kann dabei durchaus sakral verstanden werden. 
Das mit Fäden gekennzeichnete Objekt, sei es nun Baum, Gebäude o. ä., wird "gezeichnet" und pars pro toto aus der Menge anderer herausgehoben:
Es lohnt sich hinzuschauen.



Diana Such

"Exotic Alien"

Geformt und gestaltet von dem sich ewig verändernden Planeten, der unsere Welt ist, wächst, entwickelt sich und gedeiht das Leben. Die Vergangenheit hegt und nährt die Gegenwart, sie fördert die Zukunft. Wir selbst stützen uns auf das reiche Erbe und die Ressourcen, welche uns von der Erde in ihrer langen Evolution geschenkt wurden.
Unsere Kultur wächst aufgrund der irdischen Natur, und wir selbst erstrahlen, wenn wir die Welt in all ihrem natürlichen Glanz umarmen.
Doch die Natur verändert sich ständig schon aufgrund ihrer Natur, und immer dann, wenn wir etwas Neuem begegnen, so ist es wundervoll exotisch und fremd. Jene neue Erscheinung, so sie denn glücklich in Allem um uns herum integriert ist, wird unser Leben bereichern. Wir gedeihen, indem wir Veränderung willkommen heißen, aber wir fürchten, verdrängt zu werden, bevor wir uns anpassen können.
Nur, wenn wir gemeinsam mit der Natur gehen, werden wir uns auch mit ihr verändern und nicht beiseite gefegt von unserer eigenen Evolution, so dass wir mit offenen Armen das exotische Fremde der Welt begrüßen können.
Die Pflanzen, die unsere Kohle entstehen ließen, sie waren einst genauso exotisch, und für die Kühe, die nun auf den Flächen grasen, die deren Rückstände bereichern, wären sie in der Tat überaus fremd.

 


In der nachfolgenden Galerie sind u.a. auch die obigen Werke nochmals enthalten [Fotos: Linde Arndt]

 

 Dieser Artikel basiert auf dem Vorwort in http://en-mosaik.de/?p=13029

 

Kohle, Kühe, Kunst 4 Städte 1 Weg – ein Resümee

[jpg] Fast völlig unbemerkt geht das obige Projekt im Gevelsberger Stadtgarten zu Ende.
Zeit  hierübet ein Resümee anzufertigen. Es wäre schade wenn man dieses einfach ohne weitere Beachtung auslaufen lassen würde.

Das vorgenannte Projekt, welches von der Ruhr2010 gefördert wurde, ist zweifelsfrei eine Adaption der auch überregional 2 jährig stattfindenden "Natur-Art" aus Ennepetal. In der Regel fand diese Ausstellung immer im Hülsenbecker Tal in Ennepetal statt. Die Adaption bestand darin die Städte, Sprockhövel, Gevelsberg und Schwelm in Form eines gemeinsamen Weges mit einzubinden. Dieser Weg sollte die Gemeinsamkeiten aber auch die Beziehungen in Form der Kunstausstellungen herausarbeiten. Angedacht war auch ein Wander- aber auch Fahrradweg, mittels der Kunstinteressierte die Ausstellungen besuchen und begehen sollten.

Am 2. Dezember 2009 wurde dieses Projekt im Schloß Martfeld vorgestellt (Wir berichteten darüber http://en-mosaik.de/?p=8688). Landrat Dr. Arnim Brux übernahm die Schirmherrschaft für dieses Projekt, Markus Nottke aus Ennepetal war der Kurator für den künstlerischen Bereich. Wer für die Planung und die Organisation zuständig war, war nicht ersichtlich, gesprächsweise wurde jedoch immer Herr Carsten Michel, der Kulturhauptstadtbeauftragte der Stadt Ennepetal genannt. Es war eine zweijährige Vorbereitungszeit vorausgegangen und noch 6 Monate Zeit um alles in die Wege zu leiten.

Denn am 7. Mai 2010 sollte die erste Eröffnung im Hülsenbecker Tal in Ennepetal erfolgen und am 28. Mai 2010 sollte im Gevelsberger Stadtgarten die letzte Ausstellung eröffnet werden.

Nun habe ich alle vier Ausstellungen besucht und meine, die Qualität der Ausstellungseröffnungen konnte nicht unterschiedlicher sein. Die Künstler hatten alle durchweg das Thema gut aufgenommen und auch umgesetzt. Nur was nutzen gute Arbeiten wenn die Rahmenbedingungen nicht danach sind? Ausstellungen haben immer eine Arbeitsteilung, nämlich, der Künstler soll sich um seine Arbeiten kümmern und sich in einer guten Planung und Organisation bestens präsentiert wieder finden.


Am 7. Mai 2010 ging ich den Weg zur Musikmuschel im Hülsenbecker Tal in Ennepetal hoch, auf dem Weg kam mir eine Kollegin entgegen, die mir sagte: "Brauchst gar nicht hoch zu gehen, dort ist kaum was los".

Es war ein etwas kühler Tag und als ich oben ankam, sah ich die mir bekannten Personen, die in der Regel bei jeder Veranstaltung anzutreffen waren, wenn halt der Bürgermeister auftauchte. Es war ein überschaubarer Kreis von etwa 30 Besuchern. In der Musikmuschel hatte sich die Deutsch-Rock Gruppe "TROYS" eingerichtet und harrte der Dinge die sich ergeben sollten. Was jetzt ablief konnte man nur noch als peinlich und beschämend bezeichnen. Peinlich und beschämend für die Künstler die in den Hintergrund gedrängt wurden. Peinlich und beschämend weil der Ablauf der Veranstaltung chaotisch inszeniert wurde. Peinlich und beschämend weil die Betreuung der anwesenden Gäste weit unter Niveau war. Man hatte den Eindruck der Ennepetaler Bürgermeister wäre das Kunstobjekt der mehrmals auf die Bühne gerufen wurde und den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung störte. In Ennepetal kennt man kein Ablaufscript. Klare Linien, hin zu den Kunstobjekten, die ja immerhin im Mittelpunkt stehen sollten, konnte man nicht erkennen.

                      

Mitten in dieses Chaos fing die Gruppe "Soundscapes" mit ihrer Performance an. "Soundscape" wollte das obere Hülsenbecker Tal in eine Klanglandschaft verwandeln. Weil aber keiner zu einer Moderation sich aufraffte, gingen sowohl die Klänge als auch die Texte in diesem ganzen Tohuwabohu unter. Die Besucher schauten irritiert dem vortragenden Künstler an. Dann, als eine kleine Kunstpause entstand wollte die Gruppe "TROYS" zu spielen anfangen. Ging nicht, weil jetzt erst einmal Führung sein sollte. Markus Nottke betätigte sich mit marktschreierischer Stimmgewalt um die Besucher um sich zu scharen und führte diese an den Kunstwerken entlang. Zwischendurch brachte Carsten Michel von der Stadt Ennepetal seine Druckerzeugnisse an den Mann. Den Druckkarton unterm Arm und die Druckerzeugnisse verteilend ging er durch die Besucherreihen. Jürgen Fischer von der Projektkoordination der Ruhr2010 brachte dann 5 Sätze als Begrüßung an. Ich will die ganzen Geschehnisse nicht weiter beschreiben. Es war mir so als wenn die Kleingartenanlage Stenkelfeld zum ersten Mal eine Kunstausstellung mit Hobbykünstlern organisiert hätte.
Für die Künstler fand ich es schade, denn die hatten durchweg gute Arbeiten ausgestellt. Sie zumindest hätten eine solch niveaulose Eröffnung nicht verdient gehabt.
Vor dem Ende der Ausstellung zog sich WilhelmWiggenhagen mit seiner Frau, Termine vorschützend, in den Gasthof Hülsenbecker Tal zurück.
Das Hülsenbecker Tal ist ein schönes Tal, welches sich hervorragend für solch eine angedachte Ausstellung eignet. Nur, wenn man die Rahmenbedingungen der Planung und Organisation nicht nutzt, nützt das schönste Umfeld und die besten Künstler nichts.


Eine Woche später war Sprockhövel dran. Als ich den Platz gefunden hatte, traute ich meinen Augen nicht. Es war ein oberflächlich aufgeräumter Schrottplatz oder Baustoffplatz(?), der offensichtlich kurz vorher noch einmal schnell etwas hergerichtet wurde. 6 Künstler stellten ihre Exponate mehr oder weniger gedrängt auf diesem Lagerplatz dar.

  

Hier war die Ablaufplanung etwas besser gestaltet. Wobei aber auch hier den Künstlern nicht die notwendige Aufmerksamkeit zuteil wurde. Der Kurator Markus Nottke übergab immer an die Künstler die sodann ihr Werk erklären sollten. Wilhelm Wiggenhagen überreichte einen "Staffelstab", eine geätzte Glasplakette, dem Sprockhöveler Bürgermeister, Dr. Klaus Walterscheid, der sich auch artig bedankte. Auch hier hatten die Künstler ansprechende zeitgenössiche Kunst zur Ausstellung gebracht. Nur was nützt die beste Kunst wenn das Umfeld nicht stimmt? Das Ausstellungsareal war eben kein naturbelassenes Areal, sondern ein vormaliger Lagerplatz. Insoweit hätten die Ausstellungsbedingungen evaluiert werden müssen.
Nach der Ausstellung haben wir noch erfahren, dass das Gelände abgesperrt war. Da das Gelände mit Maschendraht umzäunt war, konnte also diese Ausstellung nicht ständig besichtigt werden.
Überprüft haben wir das allerdings nicht, wir haben uns auf die Aussage eines unserer Nutzer verlassen, der diese Ausstellung besuchen wollte. Auch diese Ausstellung kann ich nur als beschämend und niveaulos bezeichnen.


Eine weitere Woche später wurde in Schwelm die Ausstellung eröffnet. Bürgermeister Jochen Stobbe hatte sicher bei beiden Ausstellungseröffnungen die Schwachstellen erkannt und hatte dementsprechend vorgesorgt. Eine Bühne war aufgebaut und für den gastronomischen Bereich wurde eine Nachbarschaft eingesetzt.

                  

Auf dem Hof von Schloß Martfeld übernahm Bürgermeister Jochen Stobbe die Moderation, stellte sofort die anwesenden Künstler vor, leitete über zu seinem Kollegen aus Sprockhövel, der sodann die Glasplakette übergab.

Zuletzt übergab er an den Kurator (im Prospekt heißt es künstlerischer Leiter) Markus Nottke, den er bat die Führung durch den Kunstgarten zu übernehmen. Anwesend waren auch der Schirmherr Dr. Arnim Brux und Jürgen Fischer von der Projektkoordination der Ruhr2010.
Hier stimmte das Umfeld, die Hervorhebung der Künstler und die Organisation, wobei hier das Niveau weitaus höher war als bei den beiden vorangegangen Ausstellungen. Selbst  eine Jazzband "Braidhouse Jazzman" wurde aufgeboten. Ich bin mir dabei auch bewusst, dass Schloß Martfeld mit seinem weitläufigen Park eine hervorragende Kulisse für eine derartige Kunstausstellung bietet. Aber, und das ist wesentlich, Bürgermeister Jochen Stobbe drängte sich nicht in den Vordergrund, sondern zeigte immer wieder auf die Künstler und deren Kunstausstellung. Eine durchaus gelungene Eröffnungsausstellung.


Eine Woche später wurde in Gevelsberg, der letzten Station, die Ausstellung eröffnet.
Hier war es der Stadtgarten der als Ausstellungsfläche eingeteilt wurde. Souverän  und kompetent übernahm Bürgermeister Claus Jacobi die Moderation der Ausstellungseröffnung.

            
Er wusste auch den Faden zu spinnen zu der parallel stattfindenden Ausstellung des Gevelsberger Künstlervereins. Die Einordnung der Kunstwerke fiel ihm nicht schwer, er war gut vorbereitet. Er leitete leicht über zu der nun stattfindenden Führung des Kurators Markus Nottke. Wie in Schwelm lagen sichtbar die im Zusammenhang mit dem Projekt verfügbaren Flyer aus und darüber hinaus die Ruhr2010 Programme. Ein durchaus gelungener Nachmittag mit Niveau und dem Anlass angemessen.

Wenn man nun einmal von den beiden ersten verpatzen Ausstellungseröffnungen absieht, bleibt noch die Erwähnung, dass ein Gesamtkatalog oder auch vier Einzelkataloge nicht vorhanden waren. Der ausgegebene Flyer diente ja doch nur der einfachen Orientierung, kann aber nicht den Gesamtkatalog ersetzen. Hier war die Leitung von Markus Nottke und dem Kulturhauptstadtbeauftragten Carsten Michel ein weiteres Defizit unterlaufen, ein schwerwiegendes so  meine ich. Denn die Ruhr2010 GmbH als auch der Kreis hatten ja für solche Aufwendungen Zuschüsse gezahlt. Zumindest hätte Markus Nottke als künstlerischer Leiter (Kurator) darauf bestehen müssen. Den Katalog nachträglich drucken macht keinen Sinn, denn er dient ja als Führer durch die Ausstellungen. Was auch noch fehlte sind die notwendigen Pressemitteilungen die substanzielles hätten übermitteln sollen.

Wenn man einmal die chaotische Ennepetaler Eröffnung und den ungeeigneten Lagerplatz in Sprockhövel weg nimmt so ist die Idee eine geeignete Möglichkeit die Südstädte des EN-Kreises zu präsentieren, eine reizende und nachhaltige Idee, Kunst als Grundlage um Städte zu verbinden. Nur sollte man auch geeignete Personen in der Planung und Organisation einsetzen. Auch wäre es der Idee nicht abträglich gewesen, wenn zum Abschluss der Ausstellung meinetwegen eine Sternfahrt mit dem Fahrrad zu einem geeigneten Ort ausgeführt worden wäre. An diesem Ort hätte man sodann gemeinsam mit den     Künstlern, den Organisatoren, den Bürgermeistern und Beauftragten den Abschluss begehen können. Oder die Bürgermeister hätten mit den Künstlern und Interessierten die 4 Orte abfahren können.
Der Symbolwert dieser Veranstaltung hätte viel mehr in den Vordergrund gerückt werden können, wobei die Künstler eine weitere Würdigung ihres Tuns erfahren hätten.

Nun, vielleicht gelingt es ja sich in Zukunft einer besseren Planung und Organisation zu bedienen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem EN-Kreis