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Wie und wo sind existentielle Fragen und Antworten möglich?

Kulturpolitisches Forum (WDR3) diskutiert auf dem Welterbe Zollverein
Wie und wo sind existentielle Fragen und Antworten möglich?

 Inspiriert vom „Film der Antworten“ von Peggy und Thomas Henke – eine Installation, die aktuell in der Bunkerebene der Mischanlage der Kokerei auf Zollverein gezeigt wird – lautet die Frage beim „Kulturpolitischen Forum“ des WDR 3 am kommenden Sonntag, 10. Juni 2012: Wie und wo sind existentielle Fragen und Antworten möglich?
Die Sendung wird im Salzlager auf der Kokerei, Heinrich-Imig-Str., 45141 Essen, aufgezeichnet. Die aus dem kulturellen Leben in NRW nicht mehr wegzudenkende Diskussionsrunde beginnt um 12 Uhr und ist öffentlich und kostet keinen Eintritt. Als Diskutanten eingeladen sind:
 
  • Christiane Florin, Redaktionsleiterin DIE ZEIT – Beilage Christ & Welt
  • Reinhard Hoeps, Theologe Universität Münster
  • Fabian Lasarzik, Künstlerischer Leiter Stiftung Zollverein
  • Catrin Lorch, Kunstkritikerin Süddeutsche Zeitung
  • Thomas Macho, Kulturwissenschaftler Humboldt Uni Berlin
  • Moderiert wird das Kulturpolitische Forum von Dr. Michael Köhler.

Der „Film der Antworten“ zeigt persönliche Gespräche, die Thomas Henke mit zwölf Schwestern der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk geführt hat. Der Film betrachtet das Lebenskonzept der Ordensschwestern, die sich selbst und ihr Leben als Antwort auf einen permanenten Dialog mit Gott verstehen. Diese Antworten beruhen jedoch nicht auf mystifizierten Ansichten, sondern auf der Unmittelbarkeit der individuellen Anfrage. Der vierstündige Film liefert einen nicht vordefinierten Zugang zu religiösen Inhalten und erschafft einen Ort für existentielle Fragen und Antworten, für die es in der heutigen Zeit sonst kaum noch Raum gibt.  

 Die Ausstellung wird kuratiert von Fabian Lasarzik, künstlerische Leitung Stiftung Zollverein.

 

Mehr Informationen auf www.zollverein.de

Foto: © Philipp Neumann

 

Die Unmöglichkeit etwas einfaches nur zu machen

 


Prof. Franz-Xaver Ohnesorg
[Intendant]
  [jpg] 100 Jahre wäre der Komponist John Cage in diesem Jahr geworden. Es war ein Treffen mit der Vergangenheit (zumindest für mich) in der viele in der Kunstszene (aber nicht nur dort) nach dem Lustprinzip lebten und auch arbeiteten ( ! ).

Das Lustprinzip fungierte dabei wie ein Zufallsgenerator. Man wusste nie wohin es einen führte oder trieb. Und weil das so war, kannte man vorher auch kein Ergebnis.

Aber es klappte, die Ergebnisse konnten sich zumindest sehen lassen.

 Und so traf man sich im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr im Folkwang Museum um mit zwei Weggefährten diesen 100. Geburtstag „würdig“ zu begehen.

Margaret Leng Tan fing mit einem präparierten Flügel und ihren „Toys Pianos“ an.

Tags darauf referierte Prof. Dr.Wulf Herzogenrath über den Bildenden Künstler John Cage.

 
Margaret Leng Tan

 Aber zurück zum Abend mit Margaret Leng Tan. Krach, Geräusche stehen gleichberechtigt neben einem komponierten Akkord. So war das Stück ONE durch Frau Leng Tan ein Erlebnis das, wenn man sich darauf einließ, eine Erweiterung des Bewusstseins bewirkte. Im präparierten Flügel stand ein Löffel, ein Radiergummi oder Papierblätter die ein Klangvolumen für eine Psychedelische Musik geben konnten. Es erinnert mich an die Filmmusiken die Luis Buñuel (Filmemacher) für seine Filme aussuchte. Es gab aber auch noch andere Komponisten, wie Erik Satie oder Robert Caby um noch weitere zu nennen. Aber auch erinnerte mich das an den Film "Der Würgeengel (1962) von Buñuel " in welchem die Gesellschaft Gefangene ihres eigenen Denkenmusters waren, aus denen man nie ausbrechen kann. Man kann zwar den Raum wechseln nicht jedoch das Denken.

   

Frau Leng Tan führte uns aus dem eigenen Gefängnis mit ihrem radikalen Spiel. Alles war möglich, Leng Tan war selber Instrument und korrespondierte mit den anderen Instrumenten. Da war ein Rufen in den Resonanzboden des Flügels,  eine eigenständige Melodie. Das Schweigen von Frau Leng Tan, an die 20 Takte lang, erbrachte die Melodie des eigenen Kreislaufes. Langgezogene Töne wurden durch ansteigende und abfallende Töne überlagert. Ein Hupen oder das Klingeln einer Fahrradklingel fügten sich in ein Gesamtwerk ein. Kräftige und starke Griffe in die im Inneren des Flügels befindlichen Saiten folgten auf ein harmonisches Spiel. Selbst die Umbauphasen konnten als konzertant wahr genommen werden. Es war ja nicht so, als wenn der Flügel oder die Toys Pianos nur zu einem Spiel zur Verfügung standen. Vielmehr führte Frau Leng Tan eindrucksvolle Genzüberschreitungen vor. Es war nicht nur Musik, vielmehr malte Frau Leng Tan auch ein Bild. Es war eine höchst inspirierende Aufführung die Frau Leng Tan dem Publikum bot.

Und da kommt der Gedanke von Cage durch Frau Leng Tan zum Tragen:

"Die Künste existieren nicht isoliert voneinander, sondern ziehen einander ins Gespräch. Vieles in der neuen Musik (kompositorische Mittel, Notationen, die grafisch sind) ist eine Erwiderung auf die moderne Malerei und Skulptur (Marcel Duchamp, Großes Glasbild, das von seiner Umgebung nicht mehr getrennt ist; das ‚Fundobjekt‘, die geworfenen Fäden). Jede Kunst kann jedoch vollbringen, was die andere nicht vermag. Es ist daher vorauszusehen, dass auf die neue Musik eine neue Malerei antworten wird – eine, die wir noch nicht gesehen haben."

 (John Cage)

Nein, Frau Leng Tan ging weiter indem sie nichts einer Isolation sah. So hörte man und damit sah man bei den 36 Takten von „Waiting“ das weiß einer leeren Leinwand. Aber ist sie, die Leinwand wirklich leer? Robert Rauschenberg hat mit seinen weißen, roten und schwarzen Bildern die Antwort zu „Waiting“ gegeben. Leng Tan sah die Zeit nicht als Einschränkung sie ließ sie in das Konzert mit einfließen um mit ihr zu spielen. Sie sprach mit ihrem Konzert das Publikum an, welches die schon gemalten Bilder in der Jetztzeit malte.Und da wir schon in dieser Zeit sind, so wollte Frau Leng Tan auch eine politische Botschaft überbringen indem sie mit einem Happening gegen das Elefanten töten demonstrierte. Da waren die Schreie der Tiere im Hintergrund zu hören, während Frau Leng Tan mit einer stoischen Mine Papiere abstempelte und dies alles fließend in das Konzert einband, als sie zum Schluß die abgestempelten Papiere – „Toy Pianos Don´t Kill Elephants“ an die Zuhörer verteilte.

Zu guter Letzt erklang noch auf dem Flügel ein codiertes „Happy Birthday“ für John Cage.

  Am nächsten Tag hörten wir Prof. Dr. Wulf Herzogenrath mit einem Vortrag über John Cage. Erst einmal hat Herzogenrath als Kurator eine eigene sehenswerte Ausstellung in Berlin an der Akademie der Künste, Hanseatenweg Hallen kuratiert. Soviel Zeit muss sein.

Herzogenrath ein Zeitgenosse von Beuys, Alexej Jawlensky oder Günter Uecker wusste vom bildenden Künstler John Cage zu erzählen. Cage war neugierig, hungrig auf alles Neues. Alles ließ er in sich rein um es dann in einer anderen Form wieder auszugeben. John Cage sah sich nie alleine, vielmehr sah er sich in einer großen Gemeinschaft die ihm vieles gab.

     
Zeit seines Lebens lebte er von der Improvisation auch im privaten wirtschaftlichen Bereich. Er war ein zu groß gewordenes Kind welches nichts bei sich behalten wollte und konnte. Eine Zeit lang lebte er in Europa um sich den europäischen Einflüssen auszusetzen. Als 27 jähriger kuratierte er 1939 Paul Klee und Alexej Jawlensky in einer eigenen Ausstellung. Klänge, Geräusche, Krach, Worte ergaben mit dem Zufall ein Kunstwerk für Cage. Du musst bereit sein für Lösungen nicht für Probleme! Klare Fragen, die zu Aufgaben werden, sollten an die Kunst gestellt werden, so eine Losung der Zeit.  

Zeitweise war Cage im Bauhaus mit den Avantgardisten Piet Mondrian, Fernand Léger, Maholny-Nagy, Otto G. Carlsund und wurde selber zum Avantgardisten. Überall war Cage dabei, so war Anni und Josef Albers für ihn ein Quell der Inspiration, die er in North Carolina kennen lernte. Die Versuche mit Arnold Schönberg, der die Aufgabe der Dur-Moll-Tonalität damals betrieb, brachten ihm andere Welten näher. Auch Schönberg sah Kunst nicht in einer „Kiste“, sondern wollte auch die Bildende Kunst mit der Musik bereichern.

Ohne John Cage wäre die bildende Kunst aber auch die Musik ärmer. Er hat Wege aufgezeigt, wo es davor Grenzen gab. „Der Würgeengel (1962)“ von Buñuel konnte damit nur noch als Vorlage dafür dienen wie armselig unsere Welt verkommen kann. Es ist alles ganz einfach zu machen, man muss es nur tun. Die Welt hat keine Grenzen im Denken und damit auch Handeln.

 

         
Fotos vom präparierten Flügel
 

Und dann wurden wir doch Zeuge einer Grenzbegehung im Folkwang Museum als die Besucher in Gruppen unterteilt wurden um die korrespondierende Ausstellung mit einer sicherlich kompetenten Führung zu sehen. Nichts soll mehr dem Zufall überlassen werden, heute, aber vielleicht nicht für immer. Ab und an will man noch die Grenzen aufzeigen – die Angst ist in der realen Welt  eben zu groß.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

[Alle Fotos © Linde Arndt]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Handlung bestimmt unser Tun – Eigendynamiken

 

[jpg] „Communitas“ heißt die neue Austellung des Folkwang Museums in Essen. Im Mittelpunkt steht Aernout Mik (1962, Groningen in den Niederlanden ), dessen Ausstellung von drei Kunstinstitutionen gemeinsam organisiert wird: dem Jeu de Paume in Paris, dem Museum Folkwang in Essen und dem Stedelijk Museum in Amsterdam. Drei Kuratorinnen: Leontine Coelwij, Marta Gili und Sabine Maria Schmidt haben 2 Jahre an diesem Projekt gearbeitet.

Die Ausstellung zeigt Arbeiten von 1998 bis heute und wird unter dem Titel „Communitas“ geführt. „Communitas“ wurde aus den Schriften Victor Turner [(1920 -1983) „The Ritual Process: Structure and Anti-Structure“] entnommen. Turner verwendet ihn um einen Prozess des gesellschaftlichen Wandels zu bezeichnen, bei dem alle Mitglieder einer Gruppe temporär gleich sind: Bei einer Katastrophe, bei der Abfertigung am Flughafen oder beim Grenzübergang im Niemandsland.
Miks Arbeiten zeigen ein gleiten in feste Gruppenverbände die sich aber in einem Moment auflösen und zu einer Gesamtstruktur vereinen. Die sozialen Grenzen werden überwunden und gleiten in eine Gesamtsozialisation hinüber. Wesentlich sind auch die die emotionalen Ausbrüche die durch die neue spontane Situation provoziert werden.

   
     

Die Videoinstallationen gehen von einkanalig bis achtkanalig. Man erschrickt förmlich wenn man die Handlungen erkennt die man selber schon evtl. durchlebt hat und sich seiner erlebten Hilflosigkeit erinnert. Der Mensch als selbstbestimmendes Wesen wird hier zu einer Herde dessen Ziel als diffuses Drängen wahr genommen wird. Er (Der Mensch) entwickelt Handlungen nach dem „Try and Error“ Prinzip – ein Vorwärtskommen fast unmöglich. Die Liminalität des Menschen in diesem Zustand ist beängstigend. In einem anderen Fall beschreibt er mit einer dreikanaligen Videoinstallation eine Gerichtsverhandlung gegen den italienischen Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Da wird das Ritual einer Gerichtsverhandlung geradezu inszeniert. Richter, Ankläger, Verteidiger aber auch Zuschauer befinden sich Eingangs in ihren fest zugewiesenen sozialen Gruppen. Das Ritual der Gerichtsverhandlung wechselt in eine Inszenierung einer Marketingveranstaltung in der alle Beteiligten zu einem Produkt Berlusconi mutieren, so dies seine neue Arbeit „Shifting Sitting“ Schlussendlich wird der Zuschauer zum Angeklagten der von Berlusconi verteidigt wird. Eindringlich zeigt Mik den Zustand der Demokratie in der die Justiz, die Politik und das Volk in eine soziale Gruppe übergehen in der jeder alles sein kann, wo aber die Machtstrukturen nicht mehr sichtbar sind. Berlusconi obsiegt indem wir alle zu Berlusconis werden.

      [flv:/wp-content/video/rolltreppe.flv 600 420]  

Der Spiegel den uns Mik vorhält kann uns nicht gefallen, sehen wir uns doch wie wir unsere Ideale für ein bisschen Konsum verraten. Die Maßlosigkeit und Rastlosigkeit unseres Tuns auf Kosten Anderer münden letztendlich in dem Zerfall der Gesellschaft. Mik geht aber nicht nur mit der moralischen Keule einher um den Untergang zu zeigen, vielmehr erkennt man den Ruf „Muss-das-sein“ der einen sehr nachdenklich macht. Die Installationen sind hochaktuell. Zeigt sich doch heute gerade die Hilflosigkeit des Staates gegenüber dem Finanzsektor. Zeigt sich mit der „Occupy“ Bewegung der Einzelne wieder als Mensch mit der Sehnsucht nach einer Persönlichkeit der sich schon in der sozialen Gruppe Masse untergegangen sah. Diese beiden aktuellen Vorfälle zeigt ein fragiles Individuum welches den Neubeginn reklamiert. Und so sind die Arbeiten Miks auch als Arbeiten zu verstehen die den Zustand unserer Demokratien untersuchen. Allerdings mit einem recht nachdenklich machenden Ergebnis. 

       

Vom 29. Oktober 2011 – 29. Januar 2012 findet die Ausstellung zu den hier zu erfahrenen Informationen statt.

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Katalog mit zahlreichen Abbildungen und monografischen Texten zum Preise von 32,– Euro begleitet. Unterstützt wird diese Ausstellung vom Niederländischen Filmfonds, der Niederländischen Siftung für visuelle Kunst, Design und Architektur, der European Cultural Foundation und der Niederländischen Botschaft, Berlin.

Zur Ausstellung findet ein umfangreiches Begleitprogramm statt. In Vorbereitung ist u.a. das eintägige Symposium „Communitas, Commune, Communismus“ in Kooperation mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut, Essen, am 24. Januar 2012 ( näheres ab Januar 2012 auf www.museum-folkwang.de )

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

Alle Fotos © Linde Arndt

Wie weit sind wir denn mit den Nachbarn?

[jpg] Ab und an sollte man den Nachbarn in Freundschaft einen Besuch abstatten, um zu sehen, wie weit ist es mit der Verständigung. Die Rede ist von unseren moslemischen Mitbürgern, bei  denen man in einem normalen Gespräch ab und an im Bereich der Missverständnisse landet.

Bestimmte Themen müssen von uns ( Ungläubigen) ganz und gar ausgespart werden, weil die Befindlichkeiten der Moslems weitaus größer sind als die der „Andersgläubigen“.

Jenseits der Debatte auf der Ebene "Kopftücher ja oder nein", gibt es noch andere Gemeinsamkeiten die man zusammen ausleben könnte. Es geht um das interkulturelle und interreligiöse Zusammenleben.

So brachte das Katakombentheater im Giradet Haus in Essen die Veranstaltung,
Du bist Wind und ich bin Feuer“
, über den persischen Mystiker Dschalal ad-Din Muhammed Rumi. Es sollte ein Abend mit Poesie und Musik der persischen Mystik werden.

Organisiert war alles perfekt mit dem exzellenten und bekannten türkischen Rohrflötenspieler Murat Cakmaz. Tasächlich gesellte sich noch ein Musiker dazu der sowohl sang als auch mit seinen Trommeln das Duo komplett machte.

Der Dritte im Bunde, der also über Rumi den Abend gestalten sollte war der Islamwissenschaftler, Schriftsteller und Übersetzer Nevlef Cumart. So weit so gut.

Mystik ist eigentlich für jeden gebildeten Gläubigen einer jeden Religion ein anregendes und erbauliches Thema mit dem man, dementsprechende Gesprächspartner vorausgesetzt, stundenlange Gespräche führen kann. Was ein Mystiker ist, ist mit einer Geschichte relativ schnell abgehandelt, was Curmat ja auch tat:  „Ein Gläubiger steht  klopfend vor der Himmelspforte und begehrt Einlass. Gott fragt hinter der Pforte wer der Gläubige ist. Und der antwortet: Ich bin es. Worauf Gott ihn wieder wegschickt. Nach einer Zeit kommt der Gläubige wieder und klopft. Und wieder fragt Gott: Wer bist Du? Und nun antwortet der Gläubige: Du bist es. Und die Himmelspforte öffnet sich.“

Nun ist das der Endpunkt auf dem Wege eines Mystikers. Und was wir betrachten  können, ist der Weg und die Werke eines Mystikers – also die Vita.
Und die Werke von Rumi haben es in sich,  sind diese Werke doch von einem hohen geistigen Erkenntniswert. Und was das schöne in der persischen Welt ist, sie liegt in Versen vor. In Persien  der damaligen Zeit war das Alltag, Menschen vom Schlage Rumis waren Universalgelehrte. Philosophie, Mathematik, Sprache oder auch Medizin waren diesen Personen auf den Leib geschrieben, sie hatten dies als Allgemeinbildung in sich vereinigt.

Und was machte  Nevlef Cumart mit diesem Abend? Er bekannte sich  außerstande den Mystiker Rumi in der zur Verfügung stehenden Zeit vorzustellen und erklärte den Abend zum Versuchsabend.

Cumart teilte den Abend kurzerhand in drei Abschnitte ein:

1. Basisinformationen Islam
2. Biographie  Dschalal ad-Din Muhammed Rumi
3. Ein paar Doppelverse des Dichters

Nun, das ganze geriet dann auch zu einer Mischung aus Predigt, Informationsabend und Rezitationen der Werke des Mystikers. Es waren so an die 10 Minuten an Poesie Rezitationen, mehr nicht.

  Die beiden Musiker waren wunderbar geeignet mit ihrer Musik den meditativen Aspekt der Mystik dem Besucher zugänglich zu machen.

Vergebens. Curmart der ein wirklich ausgesuchtes Deutsch sprach, hätte den interkulturellen Dialog mit diesem Abend befördern können. Er brauchte nur die europäischen Mystiker, wie meinetwegen Meister Eckhardt oder Hildegard von Bingen, vergleichend in den Abend einfließen lassen.

Brücken bauen nennt man das. Denn die Gott-Suche der Mystiker gleicht sich in vielerlei Hinsicht. Sie hätte allen ein Bild der damaligen Zeit beschert, welches in einer Hochsprache ohne gleichen geführt wurde.

Mein Erkenntniswert von diesem Abend, wollen wir uns denn annähern, verstehen oder tolerieren? Ich denke auch die islamische Intelligenz will den interkulturellen Dialog auf einer ansprechenden Ebene führen.

Diese ansprechende Ebene ist bei den Kopftuchdiskutanten oder Gewaltgläubigen jedoch nicht vorhanden.

Und weil der Abend so nicht geführt wurde, verließen so an die 20 Besucher während der Veranstaltung den Raum um sich auf den folgenden Salsaabend zu freuen.

Im Fernsehen oder Radio werden dann die Alibiveranstaltungen geführt, wo wir uns alle so lieb haben und der Hass ausgeklammert wird. Es ist zum Verzeifeln.

 

Sind beide Religionen doch dem Frieden und der Liebe verpflichtet. Nur was tun wir alle denn dafür? In den heiligen Büchern steht nicht das Gott uns alles richtet. Nein, wir müssen schon selber etwas dafür tun.
Religion scheint nur was für Machtmenschen zu sein, nicht für die Menschen welche die Liebe Gottes in Wort und Schrift erfahren wollen – so die heiligen Bücher. Und so scheint es nur um Unterordnung oder Ausgrenzung des Anderen zu gehen. Aber sind wir mit solch einer Strategie nicht schon immer gescheitert? Es gibt keinen Beweis für einen Gott aber es gibt auch keinen Beweis dagegen.

Vergessen wir also nicht, Religion ist eine Glaubenssache, gibt einer Vielzahl von Menschen Halt und müsste eingeführt werden wenn sie nicht vorhanden wäre. Aber Religion ist auch eine Möglichkeit Menschen zu manipulieren und dieser Möglichkeit bedienen sich viele Machtmenschen. Eine Möglichkeit der Manipulation ist in den unterschiedlichen Ansätzen der Religionen begründet. Was haben die drei Weltreligionen, Juden, Christen und Moslems, schon für ein Elend über die Menschheit gebracht und bringen es immer noch. Und das nur weil die vermeintliche Religionsgrundlage nicht passte. Es wird Zeit, dass man es mal mit Verständigung versucht. Die theoretische Grundlage ist in allen Religionen vorhanden.
Schade, wieder einmal eine Gelegenheit verpasst.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.

Fotos:  © Linde Arndt

Vom Kochen, Essen und Genießen

[la] Am 14. September 2011 fanden die  "Presse-Häppchen" in der Alfredstraße 99 in Essen-Rüttenscheid statt. Zahlreiche Journalisten und Fotografen waren angereist, um sich von dem neuen Konzept
des Kocheventstudios und der dahinter stehenden Philosophie der Inhaberin Sonja Beselin begeistern zu lassen und die Botschaft zu verbreiten.

Die ersten Tests waren im Jahre 2010 im kleineren Rahmen schon mit Sonja Beselin und ihrer Agentur Mobilee auf Zeche Zollverein gelaufen und haben die Annahme bestätigt, das diese Idee ausbaufähig ist. So hat man jetzt in großen, lichten Räumen, die viel Platz für Aktivitäten bieten, das Konzept weiter entwickelt und bietet  für Genussinteressierte, die das Besondere lieben eine neue Erlebniswelt, die kochBar essBar.

Kochsendungen im Fernsehen wie "Das perfekte Dinner", "Unter Volldampf", "Das perfekte Promi Dinner", "Promi Kocharena" oder "Die Küchenchefs online sehen", erfreuen sich schon seit geraumer Zeit einer hohen Einschaltquote. Die Idee, hier mitten im Ruhrpott etwas Außergewöhnliches zu schaffen, wo diese Grundidee des gemeinsamen Kochens noch verfeinert und um einige Akzente bereichert wird, scheint gute Perspektiven zu haben.

   

Die kochBar essBar setzt sich zusammen aus den Bereichen

  • großes Kocheventstudio 
  • Restaurant
  • sowie Shop mit  Manufakturware

Modernstes Mobilar von Miele mit einer offenen Showküche auf Rollen ist flexibel in mehreren Variationen  einsetzbar. So können je nach Bedarf eine oder mehrere Küchenzeilen in Gebrauch genommen  und die Anordnung und Position verändert werden.

     

Die  rustikal und dennoch edel anmutende Einrichtung der Tische und Sitzplätze im Gastraum sind auch hier wieder den jeweiligen Anforderungen leicht anzupassen oder können für  mehrere Gruppen aufgeteilt werden.

So kann der Raum sowohl als Restaurant, was diesem Konzept angeschlossen ist, genutzt werden, als auch für die zahlreich geplanten  Veranstaltungen von Kochevents einzelner Gruppen.

Da nicht nur die Einrichtung und die gebotenen Speisen ganz unter dem Aspekt des Besonderen stehen, sind auch im Shop und bei der Manufakturware ausgefallene und exclusive Produkte vorhanden. In bis zur Decke reichenden Regalen werden feinste Jordan Olivenöle aus Griechenland, handgemachte Pastasoßen von Faitmain aus Düsseldorf mit einem Geschmack wie selbstgemacht, Weinbowlen TEUFLISCH-LECKER aus Schermbeck, ausgefallene Senfsorten der Schwerter Senfmühle, u.a. Nachtwärter-Senf aus Schwerte, der nur bei Vollmond gemahlen wird, sowie eine ganze Reihe weiterer Gewürze und Feinkost-Produkte präsentiert.Beim Pressetermin war auch Dr. Thomas Stauder  von der Privatbrauerei Stauder anwesend, die das neue Konzept unterstützt und fördert.

Ebenso werden  Designerwaren der neuen Tischkultur, wie  Tafelbestecke und Tisch-Accessoires von zeitloser Ästhetik von Carl Mertens (Solingen) oder  mono, der Manufaktur aus Mettmann, oder Kahla in Restaurant und Kochstudio eingesetzt und sind gleichfalls Bestandteil des Shops.

Der Gast ist  im Restaurant durch die Showküche mittendrin im Geschehen.

Ob es nun ein exklusiver Kochkurs für Gruppen mit bis zu 18 Personen, oder  Kochevent mit bekannten Köchen oder mit thematischen Schwerpunkten in Essens einzigem Kocheventstudio sein soll; wenn Sie hier vor Ort gerne
individuell konzipierte Firmenevents und private Feiern für bis zu 100 Personen, oder gerne einmal Verkostungen von Wein, Spirituosen und Feinkost erleben möchten – das neue Konzept ist offen für vieles und sehr flexibel.

 

v.l.:Sonja Beselin und Marie Zitterbart

 

Große Unterstützung erfährt Sonja Beselin durch ihre Eventmanagerin Marie Zitterbart von der

Voll im Trend liegen themenbezogene Kochevents, die aus einem klassischen "Essen gehen" ein kleines Genuss-Abenteuer machen, von  dem alle Teilnehmer begeistert sein werden.

Hier dürfen unter fachlicher Unterstützung und Anleitung abends auch Amateure sich beweisen. Erlebnisfaktor groß geschrieben.


   

Am 16. September fiel dann der Startschuss zur  Eröffnung.

Seitdem haben sich schon viele Leute von dieser neuen Möglichkeit des Genießens und Erlebens überzeugt.

Die hinter diesem Konzept stehende Botschaft lautet, den ungesunden schnellen Fertiggerichten oder der Massenware aus den Kühlregalen der Discounter  den Rücken zu zu kehren und lieber gesunder, wenn auch teurerer Kost den Vorzug zu geben. Eine Entscheidung, die jeder überdenken und individuell für sich treffen sollte.

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Essen.

Alle Fotos © Linde Arndt

 

Lesen Sie auch unseren Artikel: Bundesweite Geschmackstage 2011 auch in der kochBar essBar

 

Bilder in den Köpfen verändern

[jpg] Wir alle kennen die Vorurteile, die Klischees die wir in den Köpfen anderer sehen. Und wenn wir gut sind, erkennen wir in der Selbstreflektion das gleiche in den eigenen Köpfen. Es ist wie ein Reflex, ein Stichwort genügt und schon läuft da ein Kino ab worüber wir uns nur wundern sollten. Das Schlimme an diesen Bildern, sie wiederholen sich immer wieder. Es ist wie ein Zwang.

Die Stiftung Mercator hat sich diesem Zwang widersetzt indem sie auf einen aufklärerischen Dialog setzt. Einen Dialog der mit Menschen geführt wird die ein ureigenstes Interesse haben vorurteilsfrei und ohne Klischees dem Anderen zu begegnen. Es ist schon mit den Chinesen gelungen einen philosophischen Dialog, trotz eingeschränkter Menschenrechte in China, zu führen. So wurde im Rahmen der Mercator Lecture jetzt die türkische Unternehmerin Güler Sabanci die bedeutendste Frau der Türkei für die vierte Mercator Lecture zu einem Gespräch gewonnen.

    
   Von links: Zerrin koyunsağan, Geschäftsführerin Sabancı Stiftung, Rüdiger Frohn, Staatssekretär a.D. und Vorsitzender des Beirats der Stiftung Mercator, Güler Sabancı, Vorsitzende der Sabancı Holding und der Sabancı Universität, Prof. Dr. Fuat Keyman, Istanbul Policy Center, Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer Stiftung Mercator.  

Güler Sabanci ist keine Unbekannte, sie hat an der Istanbuler Bosporus-Universität Betriebswirtschaftslehre studiert und führt ein Milliardenschweres Unternehmen. Sie kontrolliert rund 65 Unternehmen und führt 45.000 Arbeitnehmer, 10 Joint Ventures mit bedeutenden Unternehmen weltweit und besitzt eine Universität mit gleichem Namen. Von Forbes wird sie unter den Top 100 der bedeutendsten Frauen in der Welt 2009 auf Nummer 27 geführt. Keine deutsche Frau ist in dieser Liste vor ihr zu sehen. Die ersten drei Mercator Lecture wurden mit Jürgen Rüttgers, Joschka Fischer und Georges Soros geführt. Jetzt aber sprach Güler Sabanci zum Thema "Germany and Turkey: Common Approaches to Global Problems" und das vor einem hochkarätigen Publikum.

200 Gäste waren geladen unter anderen mehrere Professoren, Vorstandsvorsitzende, Politiker aber auch Theologen aus beiden Kirchen.

Die Philharmonie Essen mit dem RWE Pavillon bot eine Umgebung in der solche Gespräche gedeihen können.

Carolin Altmann, eine Teilnehmerin aus dem vorjährigen Jugendcamp pottfiction, sang und spielte "Alone in the Night" als Eröffnung.

 

Rüdiger Frohn, Staatssekretär a.D. Und Vorsitzender des Beirates der Stiftung Mercator begrüßte die anwesenden Gäste und den Ehrengast Frau Güler Sabanci in türkischer und deutscher Sprache.

Wir müssen von einander lernen um die globalen Herausforderungen zu meistern. Perspektiven müssen wieder her um die Beziehungen zu erweitern. Die derzeitigen Bilder die nur Klischees befördern können so nicht stehen bleiben.

Aus diesem Grunde wurde Frau Sabanci bewusst ausgewählt, weil sie eben zu den Besten des Landes gehört und nicht dem Bild der Türkei in Europa entspricht, so Rüdiger Frohn.

 
Rüdiger Frohn, Staatssekretär a.D.


Michael Thumann ( Die Zeit )
  Michael Thumann ( Die Zeit ) erkannte in seiner Einführung, dass die Verhandlungen der EU mit der Türkei ins Stocken geraten sind, wobei er ein Versagen der Politik sieht.

Wir, die Bürger, sollten jetzt die Initiative ergreifen und die konstruktiven Gespräche führen die notwendig sind. Die Mercator Stiftung tritt mit der Sabanci Stiftung in dieses Gespräch um einen gemeinsamen Handlungsrahmen zu erarbeiten. Thumann lebt selber in Istanbul und sieht die Wichtigkeit der beiden Stiftungen, die letztendlich die deutsche Seite aus den eingeschränkten Gesprächen herausführen kann.

 Es können noch sehr viele Beziehungen erweitert werden, stellvertretend sei hier die Jugend genannt. Auch sollte der Mythos Islam von der Türkei genommen werden, der nur die Vorurteile und Stereotypen erbrachten, die nunmehr überwunden werden sollten, so Michael Thumann.

   
  Thumann und Sabanci im Dialog  

In ihrer Erwiderung sprach Güler Sabanci von Deutschland als den wichtigsten Partner mit dem man 2010 immerhin einen Warenumsatz von 20 Milliarden gemacht hatte. Beide sind in der G20 Gruppe, eine der führenden Wirtschaftgruppe weltweit, die sich regelmäßig austauschen. 3,8 Millionen Türken leben in Deutschland, davon 700.000 mit deutschem Pass.400.000 Beschäftige in Deutschland die in türkisch geführten Unternehmen arbeiten, erbringen einen Umsatz von 10 Milliarden. Dies nur am Rande um die Bedeutung der Türken in Deutschland wertzuschätzen. Aber das sind nur kalte Zahlen.

Wichtiger sind die gemeinsamen Probleme, wie der Klimawandel und dessen Folgen, dieses Thema sollte ernsthaft geführt werden, weil eine Nation dieses Problem nicht mehr alleine lösen kann. Die Universität Sabanci ( Sabanc? Üniversitesi) in Istanbul hat sich konsequent dieses Themas angenommen. Aber nicht nur in diesem Bereich steht die Türkei für eine Kooperation bereit. Aufgrund der guten Beziehungen zu den östlichen Staaten aber auch den Nordafrikanischen Staaten kann die Türkei politisch das Drehkreuz zwischen Europa, Afrika und Asien ausfüllen. Wirtschaftlich werden viele Warenströme durch die Türkei geleitet, als Beispiel sei hier einmal der Energiebereich genannt.

Das die Türkei ein verlässlicher Partner des Westens ist hat sie vielfach mit der Natomitgliedschaft bewiesen. Die Spannungen die immer mal wieder zwischen Ost und West aufbrechen kann die Türkei abmildern. Die demokratischen Entwicklungen in der Türkei sind international als beispielhaft zu bezeichnen. Nirgendwo sonst wurden so viele Veränderungen registriert als in der Türkei, die zu einem so großen Schritt hin zu mehr Demokratie führte. Aber nicht nur das, diese türkische Demokratie ist eine stabile Demokratie. Im Gegensatz zum arabischen Frühling der erst am Anfang ist, hier ist die Türkei ein ehrlicher und unverfänglicher Vermittler zwischen den Parteien in Nordafrika.

Deutschland und die Türkei können nur als ein positiver Verbund bewertet werden. Wirtschaftlich hat die Türkei ein Wachstum von 9% in 2011 zu bieten, also eine dynamische Wirtschaft die als stabil zu bezeichnen ist. Beide Länder werden in der Welt als erfolgreiche Länder von den anderen wahrgenommen, vielen dienen sie als Blaupausen für die eigene Entwicklung. Das Problem Griechenland kann zu einer Ansteckung führen, welche dem Euroraum Schwierigkeiten bereiten könnten. Wir alle sind in anderen Abhängigkeiten als vor 2 bis 3 Jahrzehnten. Dies bedeutet es gelten nicht mehr die Bedingungen der 80 Jahre. Sabanci gibt die Hoffnung für eine Zukunft in einem modernen Europa nicht auf. Denn sämtliche Zeichen stehen auf einer Mitgliedschaft der Türkei in der EU. Die Türkei kann die Weiterentwicklung der EU vorantreiben, weil sie ein aktiver Handlungsträger innerhalb der EU sein kann.

Unsere beiden Stiftungen haben sich für eine Zusammenarbeit entschlossen, damit entwickeln wir auch unsere beiden Zivilgesellschaften weiter, die letztendlich zusammen finden könnten. Themen gibt es viele die in der gemeinsamen Zukunft Platz haben, auch in der G20 Gruppe. Mein Wunsch ist dabei, dass diese Bemühungen dazu führen die beiderseitigen "Bilder in den Köpfen zu verändern", so Sabanci.

Danach folgte ein Gespräch zwischen Michael Thumann und Güler Sabanci.

Thumann zeichnete eine liebenswerte Istanbuler Idylle der Stadtteile und fragte danach, was für die Türkei Modernisierung bedeutet?

Für Sabanci bedeutet Modernisierung die wirtschaftliche und kulturelle Weiterentwicklung der Städte allgemein. Viele Städte haben sich in den letzten Jahren entwickelt aber mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den Entwicklungen. Wobei keine der Städte und Regionen zurück gelassen werden wird. Wir sind alle auf dem Weg, jedoch noch nicht am Ziel.

Thumann: Wie können wir in die Stiftungen helfend eingreifen um eine neue Bürgergesellschaft zu initiieren?
Sabanci: Der Reformer Atatürk hat es begünstigt, dass ich als Frau hier sprechen kann.
Und weiter, die bisherigen Reformen haben es begünstigt, dass wir auf einem guten Weg zur EU sind. Viele Stiftungen und Gesellschaften haben die Reformen genutzt um in den neu entstandenen Freiräumen stärkere Netzwerke einzugehen. Die Stiftungen, hier wie dort, können Verbesserungen in den Beziehungsgeflechten der Länder aber auch der Firmen untereinander herstellen. Ein wichtiges Thema, die Gleichberechtigung.

Thumann: Das war sicher ein wichtiges Thema in der Türkei?
Sabanci: Auch wenn sie eine Bundeskanzlerin haben, haben auch sie das Frauenproblem noch nicht gelöst. Ein Thema ist, was machen wir mit den hochqualifizierten Frauen, die später wieder sich in die Familie einreihen. Das ist nicht nur in der Türkei so, auch Deutschland hat dieses Problem. Oder sehen sie einmal das Rollenbild der Frauen in der Werbung, dort wird das alte Rollenbild der Frauen weiter befördert.

Frau Sabanci hatte ein fundiertes Wissen, sowohl von Deutschland als auch von ihrem Land. Was sie aber auch noch hatte, sie hatte einen Mutterwitz und eine Schlagfertigkeit, die Herrn Thumann etwas alt aussehen ließen. Sie zeichnete eine Türkei die eine Dynamik entwickelt hatte, wie ehedem die Tigerstaaten in Asien. Und richtig ist, was politisch nicht so gerne in Deutschland gehört wird, Ministerpräsident Erdogan hat eine stabile Türkei geschaffen, die in der Bevölkerung auf breite Zustimmung stößt.

Als 2001 durch die Finanzkrise das türkische Finanzsystem neu geordnet werden musste, kam uns die hohe Eigenkapitalquote unserer Banken sehr gelegen. Fast unbeschadet kamen wir aus dieser Krise. Die jetzige Regierung die ja immerhin seit 2002 an der Macht ist hatte eine glückliche Hand in Bereich der Wirtschaft gehabt. Die wirtschaftliche Expansion führte nicht zu einer Überdehnung der Wirtschaft. Im Moment sind wir jedoch etwas zu euphorisch in vielerlei Hinsicht. Weitere Reformen warten auf unser Land die nicht lange warten sollten, so Frau Sabanci. Das schnelle Wachstum der Türkei bringt doch sicher ökologische Probleme?
Das ist ein nicht hinnehmbares Dilemma,
so Frau Sabanci. Und weiter führte sie aus: Wir brauchen alle neue Denker die neue Ideen entwickeln. Das heutige System kann die anstehenden Probleme nicht lösen. Wir haben die gleichen Probleme wie Deutschland im Energiebereich, also sollten wir hier eine Zusammenarbeit anstreben um unser beider Energie zu sichern. Die Türkei wird im Gegensatz zu Deutschland die Atomenergie nutzen, weil wir keine anderen Optionen haben. Wir werden aber aus den Sicherheitsproblemen der anderen Nationen lernen und werden darum die Sicherheit erhöhen können. Auf die Frage ob die nachbarschaftlichen Beziehungen ein Hindernis auf dem Weg zur EU darstellt, antwortet Frau Sabanci: Unsere guten nachbarschaftliche Beziehungen sind eher förderlich. Es sind in Jahrhunderten gewachsene historische und traditionelle Beziehungen die uns in Rolle einer Führungsnation brachte. Die Türkei wird den Demokratisierungsprozess der Nachbarnationen begleiten und wird sich immer der Leitrolle bewusst sein. Wir werden einen sehr langen Weg mit unseren Nachbarn gehen.
Etwas betrübt äußerte Frau Sabanci sich über die vielleicht abgebrochene Reise zur EU. Vielen Türken ist dieses Verhalten der EU Nationen nicht vermittelbar. Zumal wir uns noch auf der zivilisatorischen Ebene weiter entwickeln. Und diese Entwicklungen werden nicht aufhören, so Güler Sabanci.

Dr. Bernhard Lorentz bemerkte in seinen Abschlussworten, dass sich die Mercator Stiftung bewusst für die Türkei entschieden hat und mit der Sabanci Stiftung einen starken Partner in der Türkei gefunden hat.

Diese Beziehung gilt es nun zu stärken. Anderen riet er sich ebenso auf den Weg zu machen, es gibt selten ein Land wie die Türkei wo man so leicht einen Partner finden kann.

Seinen Dank richtete er an die Freunde und Partner die das Gedeihen der Stiftung ermöglicht haben.

Es folgte danach der Empfang der noch viele gute Gespräche brachte die dazu angetan waren den anderen kennen zu lernen, ganz im Sinne der Mercator Stiftung.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosak aus Essen

 

Alle Fotos © Linde Arndt

Museum Folkwang – Paul Vogt feiert 85. Geburtstag

Paul Vogt feiert 85. Geburtstag

Mai 2011 – Prof. Dr. Paul Vogt, Direktor des Museum Folkwang von 1963 bis 1988, feiert am 29. Mai seinen 85. Geburtstag. Das Museum Folkwang verdankt Paul Vogt den Wiederaufbau seiner Sammlung und die Gründung der Fotografischen Sammlung im Jahr 1979. Von 1984 bis 2010 war Paul Vogt als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Kulturstiftung Ruhr verantwortlich für die großen Ausstellungen in der Villa Hügel.

               
  Prof. Dr. Paul Vogt, Direktor des Museum Folkwang                                                     Foto: Holger Kruessmann                                                                                                          
 

Cézannes Steinbruch Bibémus und Kirchners Tanzpaar gehören zu den wichtigsten Werken, die Paul Vogt für das Museum Folkwang nach ihrer Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten zurückerwerben konnte. Als geborener Essener hatte er das „schönste Museum der Welt“ in den 1930er Jahren noch miterlebt.

                                „Ich hatte mir drei Ziele gesetzt, als ich ab 1963 […] für das Museum verantwortlich war,  nämlich: das Verlorene, so weit es ging, zurückzuholen oder durch Werke ähnlicher Qualität zu ersetzen; dann die Entwicklung zu dokumentieren, die es weder bei Osthaus noch bei Gosebruch gegeben hatte, Surrealismus, Konstruktivismus, die Malerei Picassos; und dann in die Gegenwart vorzustoßen – die eigentliche Aufgabe, die das Folkwang ja immer hatte, ein Museum der Gegenwart zu sein.“
(Paul Vogt 2009 im Gespräch mit Hartwig Fischer und Uwe M. Schneede)

Er erweiterte die Sammlung französischer Kunst um Gemälde von Monet, Delaunay und Léger und erwarb bedeutende Werke von Miró, Tanguy, Dalí, Munch, Mondrian, Beckmann und Albers. Frühzeitig und auf höchstem Niveau ergänzte er die Sammlung mit Werken der heute im Neubau präsentierten USAmerikaner Newman, Rothko, Kline, Pollock, Reinhardt, Louis und Stella. Er widmete sich der osteuropäischen Avantgarde ebenso wie den Jungen Wilden zu Beginn der 80er Jahre.

Mit dem Erwerb des fotografischen Nachlasses von Otto Steinert und dessen Sammlung zur Geschichte der Fotografie begründete Paul Vogt die Fotografische Sammlung, die heute zu den bedeutendsten der Bundesrepublik gehört. Bereits zu Beginn der 1970er Jahre wurde unter seiner Leitung im Museum Folkwang ein Videostudio eingerichtet, damals einzigartig in einem Museum, und das Deutsche Plakat Museum wurde 1974 ebenfalls auf Vogts Bestreben hin dem Museum Folkwang angegliedert.

Zurzeit schreibt Paul Vogt an seinen Memoiren, die in der Edition Folkwang veröffentlicht werden.

 

 

Hendrik von Boxberg – Museum Folkwang

Es gibt keine Zufälle ….oder?

[la] Im vergangenen Jahr hatten wir das Glück, Menschen zu begegnen, die wie wir unermüdlich im EN-Kreis und Ruhrgebiet während des Kulturhauptstadtjahres unterwegs waren – jeder für seinen Verlag oder sein Magazin und doch irgendwie als wäre man schon immer zusammen gewesen.

Drei davon – unter anderem Will Rumi – kooperieren inzwischen mit uns  und berichten auch im Magazin von EN-Mosaik mit Gastbeiträgen.

Da uns aber nicht nur Politik und Alltagsthemen interessieren, sondern Kunst, Kultur und Soziale Projekte übereinstimmend interessieren, ist es nicht verwunderlich, dass hier eine  besondere Basis geschaffen werden konnte.

Sehr zu meinem Erstaunen – die hier im Kreis selbst künstlerisch tätig ist – musste ich feststellen, das der Journalist Will Rumi mir anlässlich des Projektes "Kohle, Kühe, Kunst" in Gevelsberg bereits als Künstler begegnet war. Zufall oder nicht?  Wieder einmal hatten sich unsere Wege gekreuzt und jetzt intensiviert.

So haben wir  im November 2010  bereits über seine Aktivität berichtet, wo er mit "El Plastico" viele Kilometer durch  Städte des Ruhrgebiets zu Fuß gezogen ist um seinen Endpunkt in der Kunstausstellung "Marler Stern" zu finden. [siehe Bericht vom a) 1.11.2010 – b) 1.11.2010 und c) 4.11.2010. ]

Heute möchte ich Sie nun auf seine persönliche, künstlerische Seite aufmerksam machen. Einfach anklicken und stöbern:

                    

 

damit auch Sie die andere Seite des ansonsten realistischen Journalisten Will Rumi kennenlernen können.

 

Viel Spass.

 

Linde Arndt  EN-Mosaik

 

RUHR.2010 öffnet Schatztruhe: Flohmarkt aufgrund hoher Besuchererwartung und Produktvielzahl nach Zollverein verlegt

Aufgrund des zu erwartenden hohen Andrangs und der Fülle an Produkten, wird der Flohmarkt von RUHR.2010 (28. – 31. Januar) in die Halle 5 auf dem Gelände des Welterbe Zollverein (Schacht XII, Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen) verlegt.

365 Tage Kulturhauptstadt, mehr als 300 Projekte mit 5500 Veranstaltungen, da sammelt
sich so einiges an. Nach einem Jahr voller kultureller Höhepunkte und großartiger
Erlebnisse ist die Schatztruhe der Kulturhauptstadt gefüllt: Ob Ruhr-Atoll-Hinweisschilder,
Kofferanhänger der Odyssee Europa, Sitzkuben aus RUHR.2010-Bannern, Regenponchos
der Eröffnungsfeier, Warnwesten sowie Arbeitsschuhe von Still-Leben oder Büromaterial
und -mobiliar – alles was die Macher von RUHR.2010 das Jahr über begleitet hat und nicht
niet- und nagelfest ist, wird verkauft oder verschenkt.
          
Neben den Original-RUHR.2010-Memorabilia können auch die beliebten Produkte aus dem RUHR.2010-Onlineshop zu absoluten Spitzenpreisen erworben werden.

Reduzierungen um bis zu 70% (gilt für alle angebotenen Artikel) lassen jedes Schnäppchenjägerherz höher schlagen. Aufkleber, Broschüren und Poster gibt es sogar
gratis. Alle Preise sind Festpreise, eine Versteigerung findet nicht statt.

Kulturhauptstadtfans sind herzlich eingeladen vorbeizukommen, in Erinnerungen zu schwelgen und ihren persönlichen Schatz zu finden. An allen drei Verkaufstagen gibt es außerdem Waffeln am Stiel, weitere Leckereien und Clown Bobori zur Unterhaltung von Jung und Alt in der beheizten Halle 5 auf Zollverein (Schacht XII, Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen).

Los geht es am Freitag, 28. Januar von 15 bis 20 Uhr. Samstag und Sonntag ist der Flohmarkt von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Parkplätze stehen auf dem Gelände kostenfrei zur Verfügung (Parkplatz A1 und A2); ÖPNV-Anreise mit der Kulturlinie 107 bis Haltestelle „Zollverein“.

RUHR2010

Teilnehmer der Jungen Islam Konferenz – Berlin 2011 stehen fest


40 Jugendliche setzen sich im Februar 2011 mit der Rolle des Islam in ihrem Alltag auseinander

Essen/Berlin, 17. Januar 2011 – Die Teilnehmer der Jungen Islam Konferenz – Berlin 2011 stehen fest. 40 Jugendliche zwischen 17 und 23 Jahren aus Berlin und Nordrhein-Westfalen wurden aus einer Vielzahl von Bewerbungen von der Stiftung Mercator und der Humboldt-Universität zu Berlin ausgewählt. Bei zwei Veranstaltungen im Februar 2011 setzen sie sich mit der Rolle des Islams und der Muslime in ihrer Alltagsrealität auseinander.

„Wir haben junge Menschen mit und ohne muslimischen Migrationshintergrund ausgewählt, die sich in besonderer Weise durch soziales oder politisches Engagement auszeichnen und großes Interesse am Dialog über den Islam in Deutschland haben. Mit der Jungen Islam Konferenz – Berlin 2011 geben wir ihnen die Möglichkeit, ihre Sichtweise dieses gesellschaftlich wichtigen Themas aktiv einzubringen“, so Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator. Viele der Teilnehmer haben die aktuelle Debatte zur Integration in Deutschland verfolgt und das Bedürfnis verspürt, auch selbst mitreden und etwas beisteuern zu können.

 „Von den Schülern und Studenten erhoffen wir uns auch Impulse und Inputs aus einer Position heraus, die nicht den Sachzwängen des Regierungshandelns, politischer Strukturen oder Verwaltungs- und Verbandsinteressen unterliegt. Wir hoffen auf erfrischende, mutige, vielleicht auch visionäre Anregungen aus einer Altersgruppe, für die Pluralität in Deutschland schon längst Realität ist. Ein selbstverständlicher Teil ihres Lebensalltags und ihrer Lebenserfahrung. Diesen „normalen“ Blick auf Heterogenität hoffen wir in Worte verwandeln zu können“, so Dr. Naika Foroutan, Projektleiterin der Humboldt-Universität Berlin.

Aus Nordrhein-Westfalen:

Mazlum Dog(an (17), Wippersfürth; Nuriani Hamdan (18), Wegberg; Mohamed Kanaan (18), Essen; Tugrul Kurt (21), Recklinghausen; Orgun Özcan (22), Herne; Hüda Sag (22), Bielefeld; Ibrahim Spahic (21), Kamp-Lintfort

Aus Berlin:
Amina Abu-Gharbieh (17); Cemal Aydin (20); Till Becker (19); Serdar Bulat (23); Pascal Dengler (21); Emine Erol (22); Jasmin Fürhoff (23); Liridona Halili (19); Till Hartmann (22); Denise Henschel (23); Maraike Henschel (19); Lina Katharina Henzel (20); Duygu Hepaydinli (17); Katharina Hüdepohl (22); Kesnia Ilinskaya (17) Shahda Kaikati (22); Fatma Khanjar (17); Marett Katalin Klahn (22); Arman-Enes Kuru (19); Jonathan Mühlbauer (19); Ecem Oskay (22); Tommy Rudov (17); Nebi Sabanuc (18); Christin Sandow (23); Christoph Schlesiger (23); Anna Schmid (17); Pauline Schur (17); Aylin Selçuk (21); Vincent Streichhahn (17); Stefan Strunz (20); Ferhat Topçu (17); Kahina Toutaoui (18); Emre Yildiz (20)

Bei einem zweitägigen Vorbereitungsseminar am 05. und 06. Februar 2011 in Berlin werden die Teilnehmer mit ausgewiesenen Wissenschaftlern wie u.a. Prof. Klaus J. Bade oder Prof. Haci Halil Usluçan und Experten der Deutschen Islam Konferenz wie Dr. Riem Spielhaus und einer Teilnehmerin der aktuellen Deutschen Islam Konferenz – Tuba Is,ik-Yig(it – sowie Praktikern im Feld der Integrationsarbeit über die Rolle des Islams und der Muslime in Deutschland diskutieren. Neben der Vermittlung von Hintergrundwissen sowie methodischen Fähigkeiten haben die Teilnehmer Gelegenheit, sich untereinander über ihre Erfahrungen auszutauschen. Im Rahmen des Vorbereitungsseminars bestehen Interviewmöglichkeiten mit den Teilnehmern und Referenten. 

Bei der zweitägigen Jungen Islam Konferenz – Berlin 2011 am 18. und 19. Februar 2011 versetzen sich die Teilnehmer dann in reale Verhandlungssituationen und entwerfen im Anschluss daran ihre eigenen Ideen und Konzepte für das Zusammenleben in Deutschland. Diese sollen zur nächsten Plenarsitzung der Deutschen Islam Konferenz in Form eines Empfehlungskatalogs überreicht werden. Mit diesem Empfehlungskatalog bringen die Jugendlichen ihre eigenen Vorstellungen über die Rolle des Islam in Deutschland zur Geltung.

Ausgewählte Zitate der Teilnehmer zu ihrer Motivation:

Marett Katalin Klahn, Berlin, 22 Jahre: „Mit der Integrationsdebatte einher gehen auch Fragen der Religion, des Nationalismus und der Identität, die alle miteinander in Beziehung stehen. Diese Zusammenhänge und die Entschärfung von Klischees und Vorurteilen durch mehr Wissen und Begegnung interessieren mich.“

Emine Erol, Berlin, 22 Jahre: „Es ist sehr wichtig, dass wir (gerade ich, die in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen ist) scharf erkennen können, dass ein friedliches und unersetzlich reiches Leben miteinander kein Ausweg, sondern ein Lebensstil sein kann.“

Pauline Schur, Berlin, 17 Jahre: „Mir ist es wichtig, Politik zu verstehen und nachvollziehen zu können.“