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Das Ich im Anderen

[jpg] Es war am 13. Januar das zweite Mal, dass die Mercator Stiftung in Essen zum Neujahrsempfang einludt. Und so fanden sich mehr als 150 geladene Gäste im Hause der Stiftung ein. Die Stiftung hatte die Annäherung an China als Thema, einschl. der Ausstellung "Das Ich im Anderen" , des Neujahrsempfang gewählt.

 

   
 Professor Scheytt lks.mit Besuchern      Foto: © Linde Arndt    Stiftung Mercator Empfang                    Foto: © Linde Arndt    

Über das gesamte Gebäude waren die Exponate der chinesischen zeitgenössischen Künstler verteilt. Es sollte ein Überblick der derzeitigen zeitgenössischen Kunst in China gezeigt werden. Die Künstler waren ausnahmslos anwesend und stellten sich den Fragen der anwesenden Gäste.

   
   Die Vlnr: Professor Tu Weiming,Professor Dr. Michael Lackner,Tian Yuan, Kuratorin, 4. von links,Alexander Ochs, Kurator und Galerist im Kreise der KünstlerInnen und Mercator Mitarbeiterin.                 Foto: © Linde Arndt                                                     
 

   Hier geht es zu einigen ausgesuchten  Werken

Dr. Bernhard Lorentz; Geschäftsführer der Mercator Stiftung begrüßte die anwesenden Gäste und erneuerte das Bekenntnis der Stiftung  zur "Metropole Ruhr". Ging dann auf das Kulturhauptstadtjahr ein und fand den noch vorhandenen Schwung aus 2010 in 2011 zu nutzen um aus der Region Signale an Europa zu senden.
Die Stärken der Region nutzen und klare Schwerpunkte setzen. Bildung, Wissenschaft, Kultur aber auch was die Region besonders auszeichnet, die Integration, dies will die Stiftung unterstützen. China und die Beziehung zu Deutschland soll ein erster Schwerpunkt der Stiftung sein. Denn die globalen Herausforderungen sind ohne China nicht zu bewältigen, dies soll ein Schritt ohne Vorbelastung sein. Aus diesem Grund hat man auch chinesische Künstler bevorzugt die unbelastet von der Kulturrevolution als auch den Vorkommnissen auf dem Tiananmen-Platz sind.

   
   vlnr. Professor Dr. Michael Lackner,Frank Sieren, China Korrespondent  „Die Zeit“, Professor Tu Weiming         Foto: © Linde Arndt  

Frank Sieren, China Korrespondent der Wochenzeitung "Die Zeit", moderierte nunmehr eine Debatte zwischen dem chinesischen Professor des Konfuzianismus Tu Weiming, Universität Peking und dem deutschen Professor für Sinologie  Dr. Michael Lackner,  Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Es war eine inspirierende Debatte, die zwar in Englisch gehalten wurde, jedoch hatte die Stiftung im Vorfeld eine Simultanübersetzung angeboten und vorgesorgt.

Interessant die These, über einen Bogen der von einem globalen Humanismus von Sokrates über Konfuzius bis Mohammed gezeichnet wurde. Es war ein erstes Gespräch zwischen der europäischen, hier deutschen, Kultur und der chinesischen Kultur. Wobei die Philosophien der beiden Weltregionen sicherlich bei gegenseitigen Dialogen kompatibel sein könnten. Professor Weiming betonte, dass China zwar mit der Aufarbeitung seiner Vergangenheit noch Probleme habe, diese jedoch bewältigen werde um sodann zu seiner eigenen Identität zu finden. Denn der in China vorhandene Konfuzianismus könne sehr wohl mit der europäischen Aufklärung eines Voltaire oder Rousseau und der in Folge ausgerufenen europäischen Werte mithalten. China war bis ins vorige Jahrhundert eine schwache Nation in Folge der verlorenen "Opiumkriege" als auch der Schwächen, die durch die  Okkupation im zweiten Weltkrieg sichtbar wurden. Heute besinnt China sich auf seine immer schon vorhandenen Stärken im kulturellen Bereich und erreicht dadurch die Selbstständigkeit die sie braucht um eine selbstbewusste Partnerschaft in der internationalen Gemeinschaft anzustreben.

Konfuzius, Lao-Tse, Buddha könnte man als chinesische Aufklärung einordnen und sie stehen zumindest gleichrangig der europäischen Aufklärung gegenüber. Gerechtigkeit und Mitgefühl sind die Werte die China bevorzugt, aus diesen leitet China die sanfte Kraft der Macht ab, die aber nicht für einen Revanchismus genutzt werden wird. China hat heute ein anderes Bewusstsein als vor 100 Jahren.
Professor für Sinologie  Dr. Michael Lackner, Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg findet den chinesischen Optimismus zu stark ausgeprägt und vermisst die Selbstreflektion und den Pessimismus um überhaupt von Aufklärung im europäischen Sinne zu sprechen.

Professor Tu Weiming plädierte für ein Ende der Dämonisierung von China. Denn diese Dämonisierung erbringt nur Blockaden die den wichtigen Dialogen die geführt werden müssten auf im Wege stehen. China glaubt an die innere und äußere Stabilität die letztendlich zu einer Harmonisierung der chinesischen Nation führt.
Man muss voneinander lernen, dies sollte die Devise sein. So klang die Debatte aus indem auf das angebrochene Jahr des Hasen verwiesen wurde. Der Hase ist in China als ein friedfertiges Tier angesehen. In Europa ist der Hase auch als friedfertiges Tier eingeordnet. Wenn das keine erste kleine Gemeinsamkeit ist.

 

 
   vlnr.Dr. Bernhard Lorentz; Geschäftsführer der Mercator Stiftung,Tian Yuan, Kuratorin und Künstlein,Alexander Ochs, Kurator und Galerist                                      Foto: © Linde Arndt  

Und so war es Dr.Bernhard Lorentz sowie Tian Yuan, Künstlerin und Kuratorin, Alexander Ochs, Galerist und Kurator vorbehalten die im Hause vorhandene Ausstellung zu eröffnen. "Das Ich im Anderen" so lautet die Ausstellung, es passte durchaus zu den ersten Annäherungsschritten denen wir beiwohnen konnten. Wie lautet eine alte Buddhistische Regel auf die Frage: Wo ist der Weg? –  die Antwort kommt prompt: Er ist vor deinem Fuß.

Und, als wenn das Ruhrgebiet eine Seele hat, so lautete der Antrittsvortrag von Frau Professorin Dr. Käsmann an der Ruhruniversität Bochum: "Multikulturelle Gesellschaft – Wurzeln, Abwehr und Visionen" , zwei wahrhaft globale Bemühungen aus dem Ruhrgebiet.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.

 

  
Mitglieder Pressekorps

 

de Advent kommt auffe Kokerei

de Advent kommt auffe Kokerei
ne Adsventsfeier mit em klasse Programm

Dort wo früher die Kohle kochte wird an den nächsten drei Wochenenden Advent auf eine besondere Art gefeiert.

Auf dem Gelände der Kokerei werden 400 (!) Weihnachtsbäume und über 500 Kerzenleuchtern die „Blaue Allee“, den „Canale Grande“ und die Koksbatterien in ein weihnachtlichesAmbiente verwandeln.

                            

In nur zehn Wochen Vorbereitungszeit haben die Organisatoren Jolanta Nölle, Richard Röhrhoff, Michael Borde und Thomas Bungarten es geschafft ein anspruchsvolles Programm mit Schauspielprofis, Schülern des Gymnasium am Stoppenberg und ehemaligen der Kokerei „aus den Öfen zu drücken“.

So werden eine Vielzahl von WeihnachtsGeschichten aus dem Leben der Menschen des Reviers an den drei Wochenenden dargestellt, erzählt und Oma und Opa führen die Enkel durch die Adventtage auf Zollverein.

                    
     

Das genau Programm kann unter www.zollverein.de/index.php?f_articleId=5624
herunter geladen werden.

Die 50 Stände mit regionalen Kunsthandwerker und Künstler sollen die Qualität der
Veranstaltungen, ebenso wie die Führungen (ca. 20 Minuten) auf dem Meistergang der Kokerei weiter unterstreichen. Wer sich also den Weg zur Kokerei macht, wird sicherlich angenehm überrascht sein. Für den Besuch am 18. Dezember sei noch erwähnt, an diesem Tag findet die große Abschlußfeier der Kulturhauptstadt in Gelsenkirchen, Essen, Dortmund und Duisburg statt.

Termine: die Wochenenden 4./5. und 11./12. und 18./19. Dezember
Ort: Kokerei Zollverein, Arendahls Wiese, 45141 Essen

Eintritt: Erwachsene 7 Euro (ermäßigt 5 Euro)
Kinder (6 bis 14 J.) 1 Euro Kinder unter 6 Jahre haben freien Eintritt
Gruppen ab 10 Personen 5 Euro pro Person
Der Besuch des „Portal der Industriekultur“ ist im Eintritt enthalten.

von Will Rumi

 

 

Haben wir eine gemeinsame Zukunft?

[jpg] Manchmal habe ich das Gefühl ich werde fremd gesteuert. Da sehe ich in der Stadt in der ich wohne, wie fast alle damit beschäftigt sind die Zukunft der Stadt zu verspielen. Sich egoistisch in der Jetztzeit bereichern wollen ohne daran zu denken, dass spätere Generationen noch hier leben müssen.
Und dann? Dann bekomme ich einen Termin für einen Kongress auf den Tisch, der sich mit eben der Zukunft und deren Gestaltung befasst. Auf der einen Seite Selbstaufgabe zum Preis eines kurzen egoistischen Vorteils in der Gegenwart und auf der anderen Seite hunderte Köpfe die sich brennend mit unserer Zukunft befassen.
So besuchten wir das Pressegespräch der Stiftung Mercator in der Wolffs Lounge der Philharmonie in Essen. "Our Common Future"  ist eines der sieben Projekte der Stiftung Mercator im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010. Es sollte ein wissenschaftlicher Höhepunkt werden, welcher auch als  erstes Fazit des Kulturhauptstadtjahres anzusehen ist.

Unsere Gesprächspartner waren:

Dr. Norbert Lammert, Präsident des deutschen Bundestages
Dr. Bernhard Lorentz,Geschäftsführer der Stiftung Mercator
Dr.h.c. Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhr.2010 GmbH

Moderation und Kommunikation: Christiane Duwendag

        
  v.l.n.r: Christiane Duwendag / Dr. Bernhard Lorentz/ Dr. Norbert Lammert/ Dr.h.c. Fritz Pleitgen  

Die Mercator Stiftung hatte sich in viele Projekte des Kulturhauptstadtjahres mit über 3 Mio. eingebracht und wollte hier eine erste Bilanz ziehen. Aber nicht nur das, vielmehr will man einen Blick in die Zukunft werfen. Die nächste Dekade muss geplant werden, auch im Hinblick auf das weitere Vorgehen im Zusammenhang mit der Metropole Ruhr. "Our Common Future"  ist ein Kongress der mit 200 Referenten den Versuch unternimmt gestaltende Vorgaben zu machen. Die Stiftung fokussiert auf zwei große Themenbereiche, einerseits Klimawandel und andererseits Integration und Migration.

                       

In Hannover hat der Kongress parallel als Nachfolge der Expo begonnen, in Essen betrachtet man diesen Kongress als  Nachfolge nach dem Kulturhauptstadtjahr. Strategisch muss die Umwandlung der Ruhrregion weiter entwickelt werden. Jedes Jahr wird die Mercator Stiftung 20% des Förderkapitals in die Region stecken. Ziel wird es sein, eine Wissensplattform aufzubauen, die im Jahre 2020 die hellsten Köpfe der Welt anzieht.
Pleitgen betonte, dass das Projekt "Our Common Future" ein Höhepunkt am Ende des Jahres darstellt. Es passt haargenau in das Kulturhauptstadtjahr, dass im Rahmen dieses Kongresses mit dem  Projekt "Global Young Faculty" eingeht. Die rund 100 Nachwuchswissenschaftler aus der Metropole Ruhr präsentieren auf diesem Kongress ihre ersten Forschungsergebnisse hochrangigen Wissenschaftlern des In-und Auslandes aus den Arbeitsgruppen Klima, Technologie, Kultur und Gesellschaft, Wirtschaft und Gesundheit. Das Kulturhauptstadtjahr wird mit diesem Kongress eine Tür aufmachen, die weit in die nächsten Jahre geöffnet sein wird. Die Metropole Ruhr wird letztendlich auch ein Wissenschaftsstandort sein, wobei die Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR), das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) neben der Mercator Stiftung starke Kooperationspartner sind.

Das 10 Mio. Besucher die Veranstaltung besucht haben sei nicht so wichtig, vielmehr sei es wichtig, dass die Bevölkerung sich so eingebracht hat in ihre Metropole. Jetzt sollte am Ende des Jahres eine Diskussion angestoßen werden, über die Bedeutung der Kultur in dieser Metropole.

                      
     

Bundestagspräsident Norbert Lammert unterstrich, dass das Kulturhauptstadtjahr sowohl von innen als auch von außen sehr positiv wahrgenommen wurde. Die Öffnung und die Inszenierung der Metropole Ruhr war und ist ein Ereignis, welches seines gleichen sucht. Erstmals haben alle Kommunen es fertig gebracht sich gemeinsam zu präsentieren, dadurch wurden Potenziale sichtbar, die in der Wahrnehmung so nie vermutet wurden. Dadurch hat die Region überzeugt. Damit hat sich aber auch die Region von seiner industriellen Vergangenheit verabschiedet. Aber sie hat sich damit nicht aufgemacht zu einer Verlängerung der Vergangenheit. Der Kongress als solches sollte nicht der Schlusspunkt sein, vielmehr stellt er einen Doppelpunkt dar der einen Aufbruch in die nächste Dekade vermitteln soll.

Die Frage was in den 10 Jahren bis 2020 passieren sollte kann nur so beantwortet werden, indem nur noch auf Kooperationen der Städte und Kreise eingezahlt wird. Denn die Kooperationen und das hinten an stellen des Lokalpatriotismus hat erst die Stärke der Region hervorgebracht. Die Finanzierung der weiteren Aktivitäten, die von einer "Basisstation" organisiert werden müsste, sollte vom Land, den Städten, den Kreisen und dem Regionalverband plus den ergänzenden Aktivitäten der Stiftungen und Privatunternehmen erfolgen. Die Mittel werden sicherlich keine übermäßige Belastung der einzelnen Teilnehmer der öffentliche Hand sprengen, so Norbert Lammert.

Was die Metropolen im Rheinland angeht gab es gemeinsame Aktivitäten, die in Zukunft auch weiter verfolgt werden. Kooperationen soll es nicht nur innerhalb der Metropole geben, Kooperationen kann und wird es auch von Metropole zu Metropole geben.

Es war ein schwieriges Wochenende, war doch am 6. November der ganztägige Finanzausschuss in Ennepetal. Als ich jedoch morgens in den Ratssaal kam und diesen alten Raum, mit furnierten Spanplattentischen sah, die Tagesordnung durchlas und merkte hier ist alles abgefahren, fiel es mir leicht wieder nach Essen zu fahren um dem Kongress zu folgen. Themen wie Migration, Integration, Netzwerke und deren Entwicklung oder die Dynamik der religiösen und politischen Konflikte, alles Workshops mit hervorragenden Köpfen die ihre Keynotes vortrugen.

Hier offensives Vorgehen an Probleme, kämpfen um bessere Lösungsansätze und innovative Denkansätze die jeden in den Workshops herausfordern und in Ennepetal das gemeinsame Sparschweinschlachten in einem Ratssaal der mit Möbeln wie aus dem Sozialkaufhaus ausgestattet zu sein scheint. Irgendwie kam mir das so vor wie, dort Rinderfiletspitzen und hier dreimal aufgewärmte Erbsensuppe. Und dann dieses träge Denken und diese offensichtlichen Denkverbote die fast einer mentalen Retardierung entsprechen. Die Unterschiede konnten nicht größer sein.

Und das schlimme daran, man sieht kaum jemanden in Ennepetal der offensiv die Probleme der  Zukunft meistern will. Wegducken und aushalten ist die erste Devise.

Migration und Integration, mein Gott, das Thema der Zukunft schlechthin, der Kampf um die klügsten Köpfe der Migranten in unserem Lande. Gemäß des renommierten Prognoseinstitutes ist die Fertilitätsrate in einigen Städten auf unter 1,0 gesunken. Junge leistungsfähige Menschen verlassen die unattraktiven Städte ihrer Eltern. Zunehmend beschleunigt sich der demografische Wandel in einigen Städten. Migranten könnten die Lücken schließen, nur in den meisten Städten fehlen die Konzepte um Migranten zu integrieren und damit zu binden. Gut ausgebildete Migranten wandern aus, weil sie sich hier nicht akzeptiert fühlen. Bei den türkisch stämmigen Migranten wandern mehr aus als hier einwandern. Und in Ennepetal (aber nicht nur hier) wählt man einen Integrationsrat der mit Köpfen ausgestattet sein wird, die dem alten Denken verhaftet sind. Wie sagte Cosimo Palomba in einem Vortrag auf dem er seine Vision 2025 vorstellte? Wir müssen uns damit abfinden, dass wir morgen nur noch alt und weniger sind. Aufgabe als Zukunftsplanung? Eine gemeinsame Zukunft in den Alten- und Pflegeheimen? Das kann es doch nicht sein:

Ennepetal hat eine Zukunft, aber doch nur wenn die dementsprechenden Weichen gestellt werden. Die Untersuchungen des Prognoseinstitutes haben gezeigt, dass Ennepetal in einem Gebiet liegt welches auf eine Ausrichtung wartet. Diese Ausrichtung kann sowohl in Richtung einer sterbenden Stadt als auch in die einer prosperierenden Stadt vorgenommen werden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

[alle Fotos: © Linde Arndt]

Das alte Paris ist hin……

[jpg] Geschichte wiederholt sich nicht, so sagt man. Die Geschichte hatte jedoch Epochen, die man gerne nachträglich nochmals erleben möchte. Etwas was immer wieder fasziniert sind die Aufbruchzeiten die immer wieder in der Menschheitsgeschichte vorgekommen sind. Es sind Weichenstellungen die bis in die heutige Zeit wirken, die etwas hinterlassen was den Gestaltungswillen des Menschen als Faszinosum erscheinen lässt.

Eines dieser großen geschichtlichen Ereignisse ist die Umgestaltung von Paris im 19. Jahrhundert. Das ehemalige, alte  Paris war in seinem Zentrum eine verwinkelte Stadt mit gebogenen Gassen, die noch aus der Zeit stammten als der dörfliche Charakter sichtbar oder erahnbar war. Denn Paris ist immerhin mindestens über 2000 Jahre alt. Es könnte aber noch älter sein, was jedoch nicht klar datiert werden kann. Gesichert ist nur das Paris von den Römern Lutetia Parisiorum genannt wurde und das seit 53 vor unserer Zeitrechnung.

Zurück zum 19. Jahrhundert. Es war ein Jahrhundert voller Umwälzungen. Und eine dieser Umwälzung war die weit in das nächste Jahrhundert reichende Umgestaltung von Paris. Napoleon III mit seinem Präfekten und Stadtplaner  Georges-Eugène Haussmann griffen derartig in das alte Stadtbild von Paris ein, dass Räume entstanden die bis heute das Bild von Paris prägen. Georges-Eugène Haussmann war zwar in seinem Handeln genial aber viele seiner Eingriffe in die Stadt blieben bis heute sehr umstritten. Beispiel: Haussmann organisierte Paris als absoluten Mittelpunkt Frankreichs. Dies hatte zur Folge, dass alle Verbindungen über Paris laufen mussten, was bis heute noch nachwirkt. Denn die anderen Städte waren nur unzureichend miteinander verknüpft. Aber lassen wir das und wenden wir uns wieder Paris und der damaligen Zeit zu.

Deleuil erfand die elektrische Beleuchtung, Nièpce und Daguerre erfanden die Fotografie oder Eiffel erbaute eines der heutige Wahrzeichen Paris, den Eiffelturm. Diese umwälzenden Neuerungen bewegten auch die Kunst. Und so ist es nicht verwunderlich das der Impressionismus, eine Stilrichtung in der Malerei, in dieser Zeit seine Geburt hatte. Der Impressionismus war, bedingt durch seine themenhaften und stilistischen Neuerungen,  der Wegbereiter der modernen Kunst. Er bewegte die damalige Kunst in allen Bereichen wie die Musik, Literatur oder die Fotografie und den Film. Alle schauten den Veränderungen welche die Metropole Paris erbrachte zu und begleiteten diese Einschnitte in diese Stadt. Es waren widersprüchliche Gefühle welche die Menschen und damit die Künstler erlebten. Einesteils gab es eine Begeisterung für die Veränderungen, andererseits gab es eine Traurigkeit für das für immer Vergangene. Manet, Pissarro, Monet, Caillebotte oder Degas, um nur einige zu nennen, sahen und malten die Eindrücke die sie mit der Verwandlung von Paris erlebten. Aber auch die Fotografen standen nicht abseits, so hielten  Gustave Le Gray, Edouard Baldus, Charles Marville, Louis-Emile Durandelle, Henri Rivière oder Eugène Atget die Veränderungen der Stadt auf ihren Fotos fest. Wenn man so will waren sie diejenigen die eine fotografische Dokumentation erbrachten.

So hat es sich das Folkwang Museum zur Aufgabe gemacht analog zu den Bestrebungen für eine Metropole Ruhr im Kulturhauptstadtjahr 2010, welches einen bedeutenden Impuls erbringen soll, den Impuls der damaligen Zeit im damaligen Paris in Form der Ausstellung

Bilder einer Metropole
Die Impressionisten in Paris

zu präsentieren.

Folkwang zeigt in dieser Ausstellung eindrucksvoll den Wandel der Metropole Paris und das im Herzen der Metropole Ruhr.

Und so ist die Ausstellung angeordnet als wenn der Besucher einen Rundgang durch das damalige Paris des Aufbruchs und der Veränderung machen würde. Da sind die Brücken, die Plätze, die Strassen, die Parks aber auch die Idylle der Vororte in ihrer Entstehung aber auch Vollendung zu sehen. Die Fotografie zeigt die imposanten industriellen Bauten, wie Brücken, Bahnhöfe oder Häuser.

Einige der Bilder haben wir bei der Pressekonferenz stellvertretend eingefangen um den roten Faden einmal sichtbar zu machen.

  Nächtlicher Zauber zeigt hervorragend die Stimmung die durch die Weltausstellung von 1900 ausgelöst wurde.

Der Eiffelturm im Hintergrund vor ihm eine Brücke und auf der Seine Boote, alle beleuchtet. Die Elektrizität war noch etwas was nicht selbstverständlich war. Man machte die Nacht zum Tag. Auf der Brücke drängen sich Menschen die allesamt der Stimmung des Besonderen erliegen.

Die Horizontale der Brücke scheint hier einen Weg zwischen dem Vergangenen und dem Zukünftigen darzustellen. Der Beginn der Moderne.

Maxime Maufra   
Nächtlicher Zauber Weltausstellung 1900
   
   

 In dem Restaurant Chez le père Lathuille umwirbt ein junger Mann eine junge Frau.

Was an der Stimmung besonders hervortritt sind die weichen Farben und die des Lichtes, die dem Werben des jungen Mannes einen zärtlichen Ausdruck verleihen.

Typisch für ein impressionistisches Werk.

Édouard Manet
Chez le père Lathuille
   

 

Die junge Fotografie zeigte die ganzen Ausmaße der damaligen Bauten.

Es ist ein Albuminabzug von einem Glasnegativ. Offensichtlich war der Fotograf von den Dimensionen dieses Bauwerkes sehr beeindruckt, so zeigt es zumindest seine Perspektivauswahl.

Louis-Emile Durandelle
Discontbank Bauarbeiten
   

  Der Gegensatz des schweren Stahlträgers und die Leichtigkeit der Passanten die in der Sonne flanieren, deutet an, dass die  Menschen die neue Zeit wie selbstverständlich angenommen haben.
Gustave Caillebotte
Der Pont de l´Europe
   

  Aber die neue Zeit brachte auch neue Probleme. Streiks und Aufstände in Paris brachten neue Formen des Arbeitskampfes.

Auf der linken Seite sieht man formiert die Staatsmacht der doch mehr ungeordneten Gruppe der Streikenden gegenüber.

In der Mitte ein großer freier Platz, der die Sprachlosigkeit dokumentieren könnte, die zwischen den Parteien herrschte. Fast teilnahmslos stehen die Bürger dem Treiben gegenüber.

André Devambez
Der Angriff
   

 

Eine Besonderheit dieser Ausstellung sind die stereoskopischen Aufnahmen.

Linde Arndt hat einmal versucht mit der  Kamera ein dahinter liegendes Bild auf zu nehmen.

Normalerweise muss man durch ein Glas schauen um die Bilder zu sehen. Es sind besondere Bilder die die damalige junge Fotografie erstellte.

     

Die Entscheidung, welche Bilder wir fotografieren sollten, sind von uns gefühlsmäßig gemacht worden. Die  Bilder sollen also einen winzigen Einblick in diese Ausstellung  gewähren. Die ganze Pracht aber auch das Gefühl für die damalige Zeit ist jedoch nur möglich indem man sich wie ein Spaziergänger von dieser Ausstellung führen lässt. 16 Themen in 13 Räumen beleuchten ein Paris im Aufbruch der damaligen Zeit. Und dieses Führen ist die Stärke dieser Ausstellung. Nach diesem Spaziergang wird Paris zwangsläufig eine Metropole sein, die seine damaligen Vorstädte vereinnahmt hat. Man sollte jedoch nicht vergessen, wir befinden uns im Kulturhauptstadtjahr 2010. Und es ist nicht schwer den Faden  der in dieser Ausstellung liegt aufzunehmen und ihn in den Städten der Metropole Ruhr weiter zu spinnen. Diese Metropole wird jedoch keinen Vereinnahmungsprozess anstreben, vielmehr wird es im Endstadium eine polyzentrische Metropole geben. 

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Januar 2011 geöffnet.
Weiter Informationen entnehmen sie bitte der Internetpräsenz: http://www.museum-folkwang.de

Hier noch ein paar Fotos von der Pressekonferenz im September.
[Alle fotos © Linde Arndt]

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

Live Musik in der Clubscheune im Landhaus Am Staadt, Essen

Auf dem Wege zum Ruhr-Atoll am Baldeneysee in Essen stiessen wir  durch Zufall auf das "Landhaus Am Staadt" .

Es hat uns dort sehr gut gefallen und so entstand der Kontakt zu den Besitzern und wir geben gerne Termine für Veranstaltungen weiter. [Ein Besuch lohnt sich aber auch, wenn Sie in  angenehmer Atmosphäre gut speisen wollen.

Hier der Termin:

 

Am Donnerstag, dem 19.08.2010 bietet das Landhaus Am Staadt in Essen Live Musik in der Clubscheune
 

Beginn 20.30 Uhr
Eintritt frei

mit  Riccardo Doppio und seiner Band


 
Landhaus Am Staadt
Ruhrtalstr. 111
45239 Essen
Tel.: 0201 / 490 24 24

 Linde Arndt für EN-Mosaik

 

300.000 Besucher in der Ausstellung „Das schönste Museum der Welt“ – Museum Folkwang bis 1933


Sonderöffnung bis 24 Uhr zum Finale  aufgrund steigender Besucherzahlen

Neun Tage vor Abschluss der Sonderausstellung „Das schönste Museum der Welt“ – Museum Folkwang bis 1933 begrüßten das Museum Folkwang und Sponsor E.ON Ruhrgas, am  Freitag, 16. Juli 2010, den 300.000 Besucher. Die Besucherzahlen stiegen in der letzten Woche nach der WM noch einmal kräftig an.  Die Ausstellung endet am 25. Juli 2010 und ist als Sonderöffnung bis 24 Uhr zugänglich. So haben die Besucher noch einmal  Gelegenheit die Meisterwerke der Sammlung des Museum Folkwang bis 1933 in einem Haus zu sehen.

                    

Bei angenehmen, kühlen Temperaturen um 20 Grad innerhalb des Museums wurden das niederländische Ehepaar Guus Bloemers (64) und Gertruda Jeukens (61)  aus der Gegend um Maastricht mit weiteren Familienmitgliedern als 300.000 Besucher von Esra Aydin, Museum Folkwang, und Rita Hofmann-Credner, E.ON Ruhrgas, begrüßt (s. Foto). Sie freuten sich über einen Gutschein für die kommende große Sonderausstellung Bilder einer Metropole. Die Impressionisten in Paris, ab 2. Oktober im Museum Folkwang, freien Eintritt und einen Ausstellungskatalog "Das schönste Museum der Welt".

                    

Mehr als 1.400 Werke so genannter „entarteter“ Kunst beschlagnahmten die Nationalsozialisten 1937 und unterbrachen so brutal die fortschrittliche Ankaufs- und Ausstellungspolitik des Museums. Die meisten beschlagnahmten Werke wurden später verkauft und zählen zu den Höhepunkten der privaten und öffentlichen Sammlungen, denen sie heute gehören. Diese Meisterwerke sind nun für die Dauer von vier Monaten aus Amerika, Asien und Europa nach Essen zurückgekehrt, darunter Werke von Chagall, Kandinsky, Kirchner, Marc und Beckmann. Zugleich bringt die Ausstellung einen alten Schatz des Museums wieder ans Licht: Werke der alten und außereuropäischen Kunst, die lange in den Depots des Museums lagerten, werden erstmals wieder präsentiert. Insgesamt umfasst die Ausstellung 350 Werke: Gemälde und Skulpturen der Moderne, ausgewählte Arbeiten auf Papier, sowie Objekte der alten und außereuropäischen Kunst.

Die Ausstellung wird in bewährter Partnerschaft mit E.ON Ruhrgas realisiert, die als Sponsor seit 25 Jahren große, erfolgreiche Sonderausstellungen im Museum Folkwang ermöglicht hat. Sie ist eines der Hauptprojekte der Kulturhauptstadt RUHR.2010.

Zur Ausstellung erschien ein reich bebilderter Katalog (29 Euro) und ein Essayband (15 Euro) in der Edition Folkwang/Steidl. International renommierte Fachleute erschließen in ihren Beiträgen die geistigen Voraussetzungen für das Wirken von Karl Ernst Osthaus, Ernst Gosebruch und die Sammler ihrer Zeit ebenso wie Grundfragen des modernen Museums; sie werten dabei neue, bislang nicht berücksichtigte Quellen aus.

 

Love-Letter auf der A40 zum Still Leben

 

[JPG] So stand es am Dienstag, dem 6. Juli 2010 in der WAZ Essen unter der Rubrik

       "Grüße und Glückwünsche":          

                    
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          Liebe Beate,

          herzlichen  Glückwunsch  zur Porzellanhochzeit.
          Aus  Liebe  zu  Dir  möchte ich auf  der längsten
          Hochzeitstafel der Welt,  am  18.7.2010,  auf der
          A40,  den   schönsten  Tag  unseres  Lebens
          nachfeiern incl. Trauung, wird nachgestellt.

          Dein Uwe

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Diese Zeilen waren dabei rund herum mit der Zahl 20 umrandet. Welch wundervoller Liebesbrief, der auch Aussenstehenden das Herz berührt.
 
Wir wünschen Beate und Uwe einen unvergesslich schönen Tag zusammen mit Millionen Gästen, die gemeinsam mit ihnen diesen Tag auf der A40 verbringen und dieses absolut einmalige Ereignis feiern werden.
 
                
                                                                                                              Foto: Linde Arndt  EN-Mosaik

So wurde heute die Pressekonferenz und das anstehende Briefing in der Messe Essen durch den Pressesprecher Marc Oliver Hänig eröffnet. Die etwa 120 akkreditierten Pressevertreter spendeten Applaus, was eigentlich unüblich ist.

In der Nachbarhalle lagerten die 20.000 Tische und 40.000 Bänke. Sie stehen bereit um in der Nacht zum 18. Juli 2010 auf der gesperrten A40 aufgestellt zu werden.
Als Fritz Pleitgen in New York zum ersten mal sah, wie unkonventionell die Amerikaner einen ganzen Stadtteil sperrten um mit Fahrrädern, Rollerblades oder Skatebords ihren Stadtteil zu erkunden, kam in ihm der Gedanke, so was muss bei uns doch auch möglich sein. Und als er diese Idee variierte und die A40 gesperrt haben wollte, wollten ihn erst alle für verrückt erklären. Nur der Bund hat es der Ruhr 2010 zugetraut. Es war viel Überzeugungsarbeit nötig, die Fritz Pleitgen als auch das Team der Ruhr 2010  um ihn geleistet haben.

       
   ©MESSE ESSEN GmbH, 45001 Essen, Germany / Fotograf: Rainer Schimm/MESSE ESSEN
Fritz Pleitgen (links), Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH und die Oberbürgermeister der A40-Städte, Dagmar Mühlenfeld, Mülheim an der Ruhr, Reinhard Paß, Essen, Klaus Wehling, Oberhausen und Frank Baranowski, Gelsenkirchen sowie Michael Townsend, Kulturdezernent Bochum und Günter Kozlowski, Staatssekretär im Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW und der Düsseldorfer Regierungspräsidenten Jürgen Büssow (rechts)
 

Der Regierungspräsident Jürgen Büssow, als Strassenverkehrsbehörde, übergab sodann symbolisch die Erlaubnisurkunde ( Ein 90 seitiges Werk ) an Fritz Pleitgen, den Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH, womit alles ein genehmigungsrechtliches Fundament hat.

So standen am 07. Juli 2010 alle Verantwortlichen, fast alle Bürgermeister der Anrainerstädte waren anwesend (s.vor), den Fragen der Presse zur Verfügung. Es gilt ein weiteres Mammutprojekt der Ruhr 2010 Wirklichkeit werden zu lassen.

Es sind keine 10 Tage mehr wenn es im Verkehrsfunk heißt:

Achtung, Achtung, wichtige Verkehrsdurchsage:

Personen auf der A40 und zwar millionenfach!
Wir bitten alle Verkehrsteilnehmer ihre Fahrzeuge auf den ausgeschilderten Parkplätzen abzustellen und über die Auffahrten zu sehen, was sich dort abspielt.

Die organisatorische und logistische Herausforderung ist immens und hatte bisher nichts Vergleichbares. Wo das geht, geht alles. Einer der Slogans der Ruhr 2010.

  Erwartet werden mindestens 1.000.000 Besucher denen von der Firma Edeka rund 1,5 Millionen Flaschen alkoholfreie Getränke, 300.000 Früchte und 100 tausende Snacks zu einem geringen Preis ( € -,50 und € 1,– ) angeboten werden. 

Dieses auf  93 Versorgungsstationen mit 100 Kühl Lkws angeliefert und verteilt.

Es gibt aber auch ein leckeres Bier für einen Euro aus der Dose, gekühlt versteht sich. Damit ist die Grundversorgung gesichert.

Versorgung durch EDEKA
Foto: Linde Arndt
   

11.700 Helfer, darunter 3.100 THW-Mitarbeiter, 1.700 Polizeibeamte, 1.000 Feuerwehrleute, 800 Entsorger, 780 Volunteers und, und, und stehen bereit für das große Spektakel.

  300 weitere Lkws bringen die Tische, Bänke Schilder und das Equipment auf die Autobahn und Umgebung.

37 Auf- und Ausfahrten werden durch das THW gesichert und begehbar gemacht.

   
Logistik durch Schenker    [Fotos re. + li.: Linde Arndt]    THW auf der Spur

31 Stunden ist die Autobahn gesperrt mit 30 Km Absperrungen.
Es wird 2.700 sanitären Anlagen geben, die vor Ort von 100 Helfern betreut werden.

Die VRR stellt 600 Helfer um die Besucher an die Auffahrten zu bringen. Die Regionalbahn erhöht für 10 Strecken ihre Kapazitäten, teilweise fahren auf einigen Strecken die Züge im 15 Minuten Takt. Shuttlebusse werden die Gäste aus dem Innenstadtbereich an die Autobahnauffahrten bringen. Es gilt statt 200 tsd.Fahrgäste nunmehr ca. 1 Million oder mehr Fahrgäste zu befördern. Dazu kommt, Autobahnauffahrten sind keine Bushaltestellen. Der adfc, also der allgemeine Fahrradclub erwartet bis zu einer halben Millionen Fahrradfahrer und wird an seinen Infopoints mit Pannenkoffern einfache Reparaturen ausführen. Mit dem Angebot "Bett und Bike" hält der adfc noch 100 Betten bereit um ein stressfreies Still-Leben zu gewährleisten. Denn es wird schwierig bzw. unmöglich, sein Fahrrad im öffentlichen Personennahverkehr mit zu nehmen.

Ein gigantisches Projekt um der Welt, Deutschland und der Metropole Ruhr zu zeigen, so leben wir, so sind wir, das können wir. Wir sind vor nichts bange.

Viele beispielhafte Programmbeiträge haben wir schon einmal in unserem Artikel http://en-mosaik.de/?p=13364 zusammengestellt.

Hier  einige interessante Beispiel die sich noch gemeldet haben?

  • Salsatanztreff, Dortmund
  • Goethe Dinner, Bochum Stadion
  • Englisch Table on the A40, Bochum Stadion
  • Rio meets Ruhrpott, Essen Frillendorf
  • Die Band CULTURE POOL spielt unplugged, Essen Holsterhausen
  • Die Pottpoeten mit unplugged Rap, Mülheim Dümpten
  • 100 Bräute für Marxloh, Kreuz Duisburg Kaiserberg


Ach ja, die Stiftung Zollverein ist auch an 15 Tischen nunmehr vertreten. Da können Grubenhelme angemalt werden, an anderer Stelle werden Fühlkästen aufgestellt in welchen man Dinge erfühlen kann. Mit "Schrift und Siegel" können Besucher alte Schriften erlernen und sodann ihren eigenen Siegelstempel anfertigen.

Wie gesagt, dieses sind nur Beispiele die ich nur so willkürlich aus den letzten Meldungen herausgenommen habe.

Die Stadt Ennepetal bunkert da leider etwas mit ihren Informationen. Lediglich wurde verlautet, dass Bürgermeister  Wilhelm Wiggenhagen auf der A40 dabei ist  und jeden begrüßt,  der an den 15 Tischen Ennepetals vorbeizieht. Wäre schön, ausführlicher informiert zu sein, so wie es durch anderen Städten geschieht. Aber was soll es, Ennepetal hat Öffentlichkeitsarbeit schon immer als konspirative Tätigkeit angesehen und sie daher nur rudimentär ausgeführt. Schon bei der Eröffnung von Ruhr2010 kam alles leider kleckerweise.

Aber lassen wir uns, den Tag nicht vermiesen, wenden wir uns interessanteren Dingen zu.

Dieses Projekt ist nicht nur imagefördernd sondern auch gemeinschaftsfördernd im doppelten Sinne. Einmal haben sich inzwischen viele Kommunen ausgetauscht und feiern gemeinsam auf der A40. Zum anderen fördert es den Gemeinschaftssinn innerhalb der Gruppen, die sich neu indentifizieren.

Still-Leben hat das Potenzial zu einem emotionalen Gründungsmoment der Metropole Ruhr zu werden. Alle Städte haben inzwischen ihre Aktivitäten weiter gemeldet, so dass man jetzt schon sagen kann: Bunter geht es nicht mehr. Die Metropole Ruhr ist bunt und nicht grau, und zwar bunt in vielerlei Hinsicht. Wir wollen nicht nur die längste Tischkultur haben, sondern die schönste und kreativste, so Fritz Pleitgen.

Es geht aber auch international zu. Die Co-Kulturhauptstädte Péc und Istanbul schicken uns ihre Frischvermählten und  diese sollen auf der A40  nochmals symbolisch  getraut werden. Unsere Nachbarn, die Niederländer, sind gar mit Tischkontingenten anwesend.

Teilnehmer sind als Besucher aus den USA, Spanien, der Schweiz, Österreich, Polen, Frankreich und Großbritannien fest gebucht. Sie haben konkret gebucht um auf dem Ruhrschnellweg A40 das Still-Leben zu erleben. Die Ruhr.2010 wird die unermüdlichen Ehrenamtlichen aus dem Schachtzeichenprojekt  nochmals sehen wie sie einige der gelben Ballons auflassen.
Aber bitte etwas Ruhe in dem bunten Miteinander, denn es gibt einen "Sing-Mop", richtig es ist dem Flash Mop entlehnt. Um 12:10 Uhr wird es ein Sing-Mobbing geben, alle werden zu diesem Zeitpunkt das Lied:
"Hejo, spann den Wagen an". einen dreistimmigen Kanon singen

Hier der Text:

Heho, spann den Wagen an
seht, der Wind treibt Regen übers Land
Holt die goldenen Garben!
Holt die goldenen Garben!

Und danach, klar, gibt es das Steigerlied. Glück auf! Glück auf!

Und das alles wird dementsprechend dokumentiert. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum wird mit einem Hubschrauber über der A40  kreisen. Ausgestattet mit hochauflösenden Kameras werden die Aktivitäten in 2D und 3D im Einzelbild als auch im Bewegbildmodus aufgezeichnet. WDR 2 wird im Radio berichten. ARD und ZDF schicken komplette Übertragungswagen.

Den Streckenflyer haben wir als pdf zum download bereitgestellt.  Und hier der Link um wesentliche Fragen (FAQ) wie und  was man alles auf dem Still-Leben machen kann beantwortet. (http://www.ruhr2010.still-leben-ruhrschnellweg.de/deutsch/projekt/gebrauchsanweisung.html)

Als oberste Devise gilt übrigens immer: Rücksichtnahme gegenüber anderen. Die Mobilitätsspur kann beidseitig befahren werden, es gilt das Rechtsfahrgebot. Wer mit dem Auto anfährt sollte sich vorher im Internet kundig machen; denn die Auf- und Abfahrten der Autobahn sind mit Piktogrammen gezeichnet wo man mit dem Auto abparken kann.

Mit dieser Pressekonferenz als auch mit dem Briefing werden gleichzeitig sämtliche Planungs- und Sicherheitsreserven im Tischbereich aufgelöst.

Bis zum 12. Juli 2010 können noch einzelne Tische entweder über das Internet http://www. ruhr2010.de/still-leben/tischtickets oder telefonisch unter 01805-152010 (Festnetz 0,14 €/Min, Mobilfunkpreis max. 0,42 €/Min.) gebucht werden. Bis zum 17. Juli geht es noch an den bekannten Vorverkaufsstellen. Ein Tischticket kostet € 25,– zzgl. € 3,50 Gebühren und zzgl. Versandkosten.

Es gibt auch eine Bürgerhotline: 01805 – 452010 (Festnetz 0,14 €/Min, Mobilfunkpreis max. 0,42 €/Min.)

Generell gilt aber: Auch ohne festen Platz kann man bei Still-Leben dabei sein. Man kann die Programmbeiträge entdecken, erkunden und wird teilweise zum mitmachen animiert.

Auch wir müssen uns vorbereiten, haben wir doch heute bei dem Briefing einige Dinge mit auf den Weg bekommen, welche uns wieder einmal an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit führen werden. Denn eines hat uns das heutige Briefing mal wieder gezeigt, vor Überraschungen, im positiven Sinne, ist man bei der Metropole Ruhr nie sicher. Wurde uns doch heute mitgeteilt, dass die Möglichkeiten der Berichterstattung erheblich ausgeweitet wurden. Wie bei den Eröffnungstagen, dem  !Sing-Day of Song oder dem Schachtzeichen werden wir uns auch beim Still-Leben wieder von der Stimmung beflügeln lassen und erst morgens singen: Komm zu Ruhe…

In dieser Metropole Ruhr macht es Spaß und Laune mitzumachen und die positiven Spannungen auszuhalten. Wir gehören dazu. Und vielleicht gelingt es uns auch später mit ein paar Zeilen und ein paar Fotos ihnen allen diese spannenden Momente auf den Bildschirm zu zaubern.

Hier noch einige Impressionen von der Pressekonferenz in der Messe Essen.
[Fotos: Linde Arndt EN-Mosaik]



Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.

Beim Essen spart man nicht, schon gar nicht bei Kindern

[jpg] Meine Mutter hatte eine einfache Devise im Bereich der Ernährung ihrer Kinder: Beim Essen wird nicht gespart, schon gar nicht bei den Kindern. Die zwingenden Argumente meiner Mutter waren: Gesunde Kinder bedürfen einer guten Ernährung. Nicht das meine Mutter beim Feinkostladen einkaufte, nein, das konnten wir uns nicht leisten. Das Brot wurde beim Bäcker gekauft, wobei das Brot einen Tag alt sein musste. Obst und Gemüse auf dem Markt dort kamen die regionalen Obst- und Gemüsebauer hin um ihre Waren zu verkaufen. Butter, Käse und Milch wurde nebenan beim Einzelhändler gekauft. Sie kannte alle Händler, kannte ihre Vorzüge und wusste die Lebensmittel für sie richtig auszuwählen. Kurz, sie lebte nach ihrer frei gewählten Devise, ihren Kindern eine gute Ernährung zu kommen zu lassen. Uns Kindern war das manchmal peinlich, wenn sie meinetwegen auf dem Markt misstrauisch die Schnittfestigkeit der Tomaten überprüfte.
Meine Mutter hat alle diese Regeln von ihrer Mutter gelernt und gab sie an ihre Kinder weiter und wenn ich heute meine Tochter beobachte mit welcher Sorgfalt sie mit den Lebensmitteln umgeht, denke ich immer an meine Mutter. Es ist gut geworden und sollte sich nicht ändern.
Was soll sich nicht ändern? Der Bäcker, Metzger und Gemüsebauer ist heute im Supermarkt zu Hause. Obst und Gemüse, alle Sorten, gibt es das ganze Jahr über. Wenn sich über Deutschland der Winter legt, wird in Chile oder Australien die Obsternte angegangen. Muss sich da nicht auch unser Verhalten geändert haben? Ja und nein. Ja, weil auch ich mir im Winter gerne eine Schale Erd- oder Himbeeren zu Gemüte führe. Aber nein, weil ich auch heute noch die größte Sorgfalt und Aufmerksamkeit bei der Gestaltung des häuslichen Speiseplanes aufwende. Das hat etwas mit Verantwortung zu tun, die ich gegenüber anderen als Vorbild und mir selber gegenüber auszuüben habe. Das Wissen welches man von den Eltern mitbekommen hat, das man mit den eigenen neueren Erkenntnissen anreichert und an Andere weitergibt. So gehe ich auch heute noch in Restaurants in denen die angebotenen Gerichte einen angemessenen Preis haben und ich weiß wer meine Gerichte zu bereitet.

Jetzt werden Sie sicher sagen: Was soll das? Nun, am 1.Juni fand eine Sitzung des Hauptausschusses statt.
Unter TOP 7 wurde die Beschlussvorlage 187/2010 "Reichenbach Mensa" behandelt.
Und wie das nun bei unserer Verwaltung so ist, ist solch eine Vorlage mit größter Sorgfalt zu lesen um den Tenor der Vorlage zu erfassen. Auch sollte man bei unserer Verwaltung immer den Weg zu der Lösung eines Problems im Auge behalten.
Nach Durchsicht der Vorlage muss ich schon sagen, eine verantwortungsbewusste Vorgehensweise mit dem Problem, Ernährung unserer Kinder und Jugendlichen in der Mensa des RGE, ist meines Erachtens nicht zu erkennen.

1.    Es werden zwei Personenkreise der Verantwortlichkeit benannt.
In jedem gut geführten Betrieb liegt die Verantwortung immer in einer Hand.
In der Vorlage wird von 4 – 5 Personen, plus weitere aus Fremdbetrieben, gesprochen.
In einem Nebensatz wird sodann die Verantwortung dem Fachbereich 4 zugeführt. Wie soll das gehen? Fährt Herr Müller höchstpersönlich morgens um 5 Uhr auf einen Großmarkt um die Lebensmittel einzukaufen? Die Strukturen einer Mensa ähneln dem eines gastronomischen Betriebes. Und da sind die Verantwortlichkeiten klar festgelegt.

2.    Der Einzelpreis einer Mahlzeit (Vollwert-Essen!!) ist sehr gering angesetzt  € 2,60 ( € 3,40 bei Fremdvergabe), das erscheint sehr gering und deutet nicht gerade auf Qualitätslebensmittel hin. Bekannt ist, dass es erhebliche qualitative Unterschiede im Bereich der Lebensmittel gibt. Letztendlich macht sich das auch im Einkaufspreis bemerkbar. So sinkt der Nährwert von den meisten Lebensmitteln mit der Dauer der Lagerung und tendiert ab einem bestimmten Zeitpunkt gegen Null. Aber diese Lebensmittel werden bis kurz vor dem Zeitpunkt des Verfalls verkauft. Ein frischer knackiger Salat ist eben teuerer als ein fast welker Salat, beide gelangen aber noch in den Verkauf.
3.    In der Sitzung wurde erwähnt, dass der Caterer, also die Fremdküche, evtl.  mit einem Subcaterer arbeitet. Bekannt sollte aber sein, dass in Europa inzwischen, bedingt durch die technische Möglichkeit des Gefrierens, in einigen Ländern billigst Mahlzeiten produziert werden, die teilweise qualitativ jenseits von Gut und Böse sind.
Die zu Recht hohen deutschen hygienischen Standards im Bereich der Gastronomie sind in anderen Ländern nicht gegeben. Um diese aber durchzusetzen, wäre nach dieser Vorlage ein Kontrollsystem zu installieren, welches die Kosten in die Höhe treiben würde. Bakterien und Viren sind nun eben mal nicht mit dem bloßen Auge sichtbar.
4.    Im Bereich der Ausgabe wird ein Kassensystem angedacht. Diese Systeme sind sehr verwaltungsaufwendig und in einer Zeit, wo bargeldlose Bezahlung üblich ist, nicht mehr zeitgemäß. Abgesehen davon könnten mit der Kartenlösung mehrere Probleme gelöst werden. Ich denke mal an das Problem der Kinder und Jugendlichen, die finanziell nicht in der Lage sind den Preis zu entrichten aber auch ernährt werden sollten. Über eine Karte kann dieses Problem elegant gelöst werden.
5.    Die DGE hatte einmal die Forderung 5 Mahlzeiten pro Tag aufgestellt, die angedachte Lösung trägt dem aber in keinster Weise Rechnung.
6.    Was eine vollwertige, schmackhafte Ernährung ist, scheint der Verwaltung offensichtlich nicht bekannt zu sein. Sie verliert sich da im Ungefähren.
7.    Geradezu grotesk wird es bei der Angebotsannahme von 50 Snackgerichten und 50 Pizzen. Warum nicht auch das Angebot von Pommes  rot/weiß und Döner mit andenken? Das Zubereiten von Essen hat auch immer etwas mit Erziehung zu tun, sprich, man sollte sich schon für eine klare Linie einer gesunden Ernährung entscheiden. Und weil diese klare Linie nicht vorherrscht haben wir das Problem der vermehrten Übergewichtigkeit von Kindern und Jugendlichen  mit allen seinen negativen Folgen. Heute weiß man, dass viele Krankheiten eine Folge von falscher Ernährung sind. 

Insgesamt zielen die Verwaltung und der Rat mehr auf die Kostenseite, frei nach der Devise. Geht es noch billiger? So kann man nicht an dieses Problem heran gehen, dass verlagert zwar die Verantwortung löst aber nicht das Problem einer guten vollwertigen Ernährung.  Wenn bei der Produktion der Essensportionen etwas passiert ist die Verwaltung fein raus.
Im Rat der Stadt haben wir einen Herrn Hustadt bei den Bündnisgrünen, dieser ist gelernter Koch, warum dieser keinen Aufschrei von sich gegeben hat, verstehe ich nicht. Dann sind im Rat sicher auch Eltern, denen ich zutraue auch für andere Kinder und Jugendliche zu sprechen, warum sie aber solch ein Konzept durchlassen ist für mich nicht nachvollziehbar.

Die Herangehensweise an dieses Problems sollte sein: Ich definiere, dass ich eine vollwertige Ernährung für die Schule aufbauen will ohne wenn und aber. Daraus folgt das personelle Anforderungsprofil an die Mensa und da sollte es klar sein, dass das Personal aus eigenen Kräften bestehen sollte. Das Auslagern der Produktion bedeutet auch immer ein Auslagern von Verantwortung. Und die Verantwortung für solch einen sensiblen Bereich sollte grundsätzlich im eigenen Hause verbleiben. Lager ich die Verantwortung aus, so sollte ich auch bereit sein die Verantwortung für die Risiken zu übernehmen und einzuplanen. Das heißt ich bin damit einverstanden, dass es bei der Produktion und Lieferung von Essensportionen zu qualitativen Einschränkungen, ja sogar, zu gesundheitlich bedenklichen Lieferungen kommen könnte.
Das muss nicht zu direkten gesundheitlich nachweisbaren Einschränkungen oder Krankheiten führen, könnte aber bei dementsprechenden Lieferungen langfristig zu gesundheitlichen Schädigungen führen.
Das Denken in der Kategorie "Billigst" ist in diesem Bereich ein fatales Denken und zeigt das mangelnde Verantwortungsbewusstsein der Stadtverwaltung. Als verantwortungsvolles Elternteil würde ich bei solch einer Vorlage schon einmal den alten Henkelmann aus dem Keller holen und meinem Kind ein dementsprechendes Gericht mit geben. Ich weiß, der Henkelmann ist nicht mehr das "Gelbe vom Ei", dient aber zur Verdeutlichung, dass ich die Verantwortung für mein Kind nicht in die Hände dieser Mensa abgeben würde.

Und jetzt kommen wir wieder zu meiner Mutter, die mir beibrachte das Lebensmittel und der Umgang mit diesen, etwas mit Leben zu tun hat. Denn warum wohl heißt es Lebensmittel?
Und Leben heißt auch Verantwortung übernehmen, Verantwortung für sich und für Andere.
Und das ist es was ich an dieser Vorlage vermisse, dass die Stadtverwaltung und der Rat der Stadt Verantwortung übernehmen wollen.

Entsetzt bin ich über das Verhalten der Bündnisgrünen Hofmann&Hofmann, gerade diese Partei müsste gegen eine Fremdvergabe stimmen. Denn dies ist eine Domäne dieser Partei, der Bio Gedanke kam einmal aus dieser Partei. Haben die denn alles über Bord geworfen? Wofür sind die eigentlich auf der Selbstverleugnungsspur? Auch Frau Dr. Siekermann, die mich seinerzeit mit ihrem Schwarzbrotrezept überrascht hat, müsste halt gesagt haben. Aber diese ganze unselige und unfertige Vorlage steht ja noch zur Abstimmung im Rat der Stadt. Ich bin schon heute gespannt auf die evtl. anstehende Diskussion.

Was der Hinweis auf den nicht genehmigten Haushalt betrifft ist für mich nicht nachvollziehbar. Denn der Kreis muss eben mittels einer Duldung angegangen werden, für den Kreis ist dies ein ganz normaler Vorgang und wird sicherlich positiv beschieden. Wenn der Kämmerer etwas die Finger fliegen lassen würde, wäre entweder der Haushalt schon durch oder ein Haushaltssicherungskonzept schon längst aufgestellt. Dieses ewige Genörgel gegen den Kreis sollte die Stadtverwaltung unterlassen. Der Ball liegt nun einmal im Spielfeld der Stadtverwaltung.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Aus der Vergangenheit in die Zukunft die Gegenwart bewegen

[jpg] "Ruhrblicke" heißt die Fotoausstellung der Sparkassenfinanzgruppe im Sanaa Gebäude auf der Zeche Zollverein. Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes  trug vor, dass die Sparkassenfinanzgruppe schon immer im Ruhrgebiet vor Ort ein starker Partner im Bereich der Kultur war und ist.

So haben die Sparkassen sich in 2008  mit 140 Millionen Euro und 2009 mit 160 Millionen Euro an kulturellen Ereignissen beteiligt. Wichtig war es der Sparkassenfinanzgruppe sich im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres Ruhr 2010  mit einem eigenen Projekt einzubringen. Schwerpunkt sollte die Fotografie sein, wobei sie  als Kurator Professor Thomas Weski mit der Ausstellung "Ruhrblicke" gewonnen hatten.
                         
Dr. Rolf Gerlach, Präsident des Westfälisch-Lippische Sparkassen- und Giroverband,  hob die 32 Sparkassen in der Region Ruhrgebiet hervor. Wobei das kulturelle Engagement der Sparkassen den Wandel befördern soll. Fotografie als Gedächtnis, welches die Region darstellen soll, so hatte man sich das gedacht. Wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass sich bis jetzt 400 Führungen für diese Ausstellungen eingebucht haben.

Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes meinte, es ist schon etwas Spannendes im Sanaa Gebäude eine Ausstellung zu organisieren, wobei dieses Gebäude selber ein Kunstobjekt ist. Es war die Folkwang Uni, die hier hilfreich bei der Organisation zur Seite stand. Nach dieser Ausstellung werden diese Exponate an sieben weiteren Orten zu sehen sein. Dr. Pleitgen wusste, dass durch die Dynamik des Kulturhauptstadtjahres 650 weiter Projekte gemeldet wurden.
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Professor Thomas Weski berichtete über die 11 Künstler, die ortskundig eine eigene Sicht der Region erarbeitet haben. 90% der Bilder sind zum ersten mal zu sehen. Die Bilder stellen allesamt Fragen und animieren den Betrachter Antworten zu geben. Wobei die Bereiche der Fotografen nicht konkurrieren werden, es ist quasi eine eigene Erkundung des Künstlers in der Region. Professor Dr. Norbert Lammers, Präsident des Deutschen Bundestages, hob die Besonderheit der Region hervor, die immer schon als eigenständige urwüchsige Region wahrgenommen wurde. Diese Region mit ihren starken Menschen strebt mit aller Kraft den Wandel an und zeigt mit welcher Kraft der Wandel gestaltet werden  wird.

 
Bergmann im Streb © Fotoarchiv Ruhr Museum   Vor der Kohle © Museum Ludwig, Köln, Fotosammlung

Es sind diese beiden Typen die ich stellvertretend für alle Menschen aus dem Ruhrgebiet aus den 50er Jahren ausgesucht habe. Ob Bergmann, Stahlkocher, sie waren die Menschen die NRW den Reichtum beschert haben, wovon wir heute noch leben. Sie haben das urbane Leben in der Region geprägt. Der Habitus dieser Menschen ist unverwechselbar. Sie sind nicht schön  im allgemeinen Sinne, sondern eher plump,  bieder aber direkt. Auch die Unterscheidung in Nationalitäten greifen nicht. Ob Pole, Türke oder auch Deutscher, sie allein hatten und haben etwas Gemeinsames – die "Maloche". Das aufeinander angewiesen sein prägte sie. Das galt für die Arbeit, aber auch für die Freizeit. Sportvereine, wie Schalke 04 oder der BVB Dortmund, sind mit dieser Einstellung entstanden. Noch heute haben diese Vereine den größten Zulauf. Wenn es dem Verein mal nicht so gut geht, geht man nicht direkt laufen, man hält und steht zusammen. Ja, man teilt Freud´ und Leid. Sie sind heute Legende und doch nicht mehr wegzudenken. Für den Rest der Republik war dieser urwüchsige Menschenschlag nicht fassba, ja löste sogar ein Naserümpfen aus.

Dieses Gebiet, diese Region, das Ruhrgebiet sollten die 11 Fotografen erkunden, sichtbar und fassbar machen, ungeschminkt und real. Seine durch ihn geprägte Umwelt, die noch steht und doch in vielen Arealen schon zerfällt.

  • Bernd & Hilla Becher
  • Laurens Berges
  • Joachim Brohm
  • Andreas Gursky
  • Jitka Hanzlova´
  • Candida Höfer
  • Matthias Koch
  • Elisabeth Neudörfl
  • Jörg Sasse
  • Thomas Struth

Bernd und Hilla Becher sind seit den 60er Jahren im Ruhrgebiet tätig. Die von ihnen gemachten Aufnahmen, ausnahmslos architektonische Bauten der Industrie, werden mit anderen Regionen vergleichbar gemacht. Im Vergleich zeigen sich die unterschiedlichen Sprachen in den von ihnen fotografierten und verglichenen Bauten. Es sind nicht nur funktionale Bauten für sie, vielmehr verstehen sie Bauten als Skulpturen. Im Kontext zu den ihnen umgebenen Landschaften entstehen so Gesamtbilder, die von ihnen als Gesamtkunstwerk ausgewiesen werden.

Laurens Berges zeigt den stetigen Verfall der einmal sicherlich bewohnten Bauten. Wie mit einem Skalpell geht er in die Bauten und legt das frei, woraus man in der Betrachtung das Ehemalige erahnen kann. Die Tristesse der Viertel und Bauten spürt man körperlich. Man möchte gestalten, eingreifen um ihnen, den Objekten, ein pulsierendes Leben einzuhauchen.

Joachim Brohm widmet sich den urbanen Landschaften der Region, sucht Spuren der nicht mehr vorhandenen Bewohner. Setzt die gefundenen Spuren mit der Natur in den verschiedenen Jahreszeiten im Kontext. Der Eindruck entsteht, es ist noch nicht vorbei, es wird weitergehen, die Region atmet nur durch um sodann sich zu regenerieren.

Hans-Peter Feldmann
  macht Stellvertreter Fotografien indem er Bürgermeister der Region sich ihr eigenes Umfeld auswählen lässt und sie dort fotografiert. Der Stolz dieser Menschen, alles Amtsträger, zeigt sich in den Fotos. Stolz für das schon Erreichte, Stolz auf das Vergangene, Stolz auf das noch zu Gestaltende. Sie, die Amtsträger, die eine Vorbildfunktion haben sollen, sind sich ihrer Rollen auch bewusst und tragen diese auch mit Würde.

Andreas Gursky stellt in seinen Werken das uniforme der Menschen dar, er malt mit seinen Bildern, welche natürlich Fotos sind, Gemälde von einer tiefen Poesie. Durch diese Fotos wird eindringlich und liebevoll das Sehnen des Dazugehörens dokumentiert. Uniform soll aber nicht bedeuten, alles gleich, vielmehr sind doch marginale Unterschiede zu erkennen.

Jitka Hanzlová erkennt das ursprüngliche und starke in der Landschaft und der darin wohnenden Menschen. Sie, die Menschen, prägten und prägen diese Landschaft Mit ihnen entstand und entsteht Starkes aber auch Eigentümliches. Ein rauhes Umfeld, welches ambivalente Personen birgt. Man mag es ihnen nicht zutrauen und doch sind sie es die Gestaltung ihrer Umwelt erreicht haben.

Candida Höfer zeigt uns Bauten die etwas anscheinend Sakrales haben, doch es sind die ehemaligen Industriegebäude, die einer neuen Nutzung zugeführt wurden. Die Gegensätze der Klassen mit ihren Bauten werden von ihr thematisiert. Die Frage stellt sich, ob der ehemalige Industriebau oder der Prunkbau den größeren Wert besitzt. Es ist eine subtile Ästhetik in den Fotografien zu erkennen, die zu weiterem Denken anregt.

Mathias Koch zeigt in seinen Fotografien die Landschaften, die einen Rest der industriellen Zeit zeigen. Die riesigen Areale der ehemaligen Industrielandschaften sind bis auf die Grundmauern abgewickelt. Sie zeigen aber auch den zaghaften Wandel hin zu einer wieder natürlichen Landschaft. Es soll jedoch nicht ganz die ehemalige Nutzung vergessen sein, zumindest Andeutungsweise soll das Vergangene erhalten bleiben.

Elisabeth Neudörfl
zeigt mit ihren Fotografien die Wohnbauten und deren Umfeld der Region. Reine funktionale Wohnbauten ohne Schnick Schnack in dem die Enge der in die Landschaft gestellten Bauten, der Enge der Arbeitsplätze entspricht. Wuchernde Sträucher und Bäume, welche die Wohnhäuser einrahmen, verstärken das Gefühl der Enge. Durchbrochen wird diese Enge durch das Licht, welches eine gewisse Hoffnung aufkommen lässt.

Jörg Sasse zeigt eine Vielfalt der Region, er sieht sie ganz am Horizont mit all ihren Merkmalen. Er verlässt seine Position um die Reichhaltigkeit einzugrenzen um sie überschaubarer zu machen. Die heile Welt ist in einem größeren Ausschnitt nicht mehr heile Welt, sondern nur noch Teil eines viel größeren von der Wirtschaft diktierten Bildes. Heimatgefühle könnten erwachen, jedoch die Idylle ist im Wandel. Und der Wandel noch nicht abgeschlossen.

Thomas Struth zeigt den menschlichen Schaffensdrang in der Konstruktion seiner Industriewerke. Wie Raumschiffe zeigen sie einen Anlagenbau mit einer eigenen Ästhetik.  Leitungen und Rohre als Straßen die Rohstoffe transportieren. Behälter die mit Fantasie den Wohnsilos gleichen, aber doch nur Silos von Rohstoffen sind. Da wird die Oxygen Zufuhr eines Stahlkoches schon mit einem simulierten Sonnenaufgang gleichgesetzt. Die städtebauliche Architektur des Menschen ist gleich der Architektur seiner Produktionsanlagen, so meint man aus seinen Bildern zu sehen.
 
Alle 11 Künstler zeigen die Facetten des Ruhrgebietes und doch können sie nicht das Ganze des Ruhrgebietes zeigen. Es wäre ein Unterfangen welches immer unvollkommen sein würde.
     
Und doch ist bei allen gemeinsam der Aufbruch in ihren Werken zu sehen. Der Anfang ist gemacht, hier wurde er dokumentiert. Dem Betrachter bleibt es überlassen, wohin die Reise geht. Die richtigen Fragen sind gestellt, die Antworten müssen noch erfolgen. Die Geschichte wird diese Antwort sicher übermitteln. "Kultur durch Wandel, Wandel durch Kultur", so das Credo der Kulturhauptstadt. Dies setzt eine besondere Art von Menschen voraus, die unverwechselbar den Zwang des Wandels begreifen und letztendlich zusammen gestalten. Diesen Typus Mensch hat das Ruhrgebiet, hart und weich, zart und grob, zupackend und loslassend. Dieser Typus fragt oder redet nicht lange drum herum, er packt eher an um alles zu einem guten Ende zu bringen. Dieser Typus kann nicht widersprüchlicher sein, er weint bitterlich wenn sein Fußballverein einmal verliert, er ist aber stolz und glücklich über das von ihm einmal Erreichte. Die schnörkellose Art wirkt manchmal abstoßend, ist aber nicht anderes als eine direkte Art etwas auf den Punkt zu bringen. Seine Arbeit hat ihm eine Konditionierung aufgezwungen, die ihm in kritischen Arbeitssituationen das Überleben sicherte. Warum sollte  er anders sein?

Zum Schluß noch zu dem Ausstellungsgebäude, dem Sanaa Gebäude. Es ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnliches Haus. Außergewöhnlich deshalb, weil die Räume des Drinnens und Draußens irgendwie aufgehoben sind. Im Raum stehend hat man das Gefühl doch draußen zu sein. Die Anordnung der Fenster die alle in ihrer Größe unterschiedlich sind vermitteln ein Gefühl des Unfertigen. Die Geschoßhöhen die auch teilweise dramatisch variieren haben einesteils etwas Erhabenes und andererseits etwas wohnliches,  gemütliches.

Das Wesentliche ist jedoch eindeutig durch die Nutzung durch den Menschen zu erkennen. Betritt der Mensch einen Raum, so erfährt der Raum eine Wandlung – es ist komplett.

Info:

Ausstellungsort
SANAA-Gebäude
UNESCO-Welterbe Zollverein
Gelsenkirchener Straße 209 (Ecke Bullmannaue)
45309 Essen

Öffnungszeiten
24. April bis 24. Oktober 2010
Täglich von 10:00 bis 19:00 Uhr

Eintrittspreise
Erwachsene 4,50 Euro,
ermäßigt 2,00 Euro (Kinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren, Schüler und Studierende, Menschen mit Behinderung ab 70%, Wehr- und Zivildienstleistende, Menschen mit Sozialhilfebezug),
Gruppen ab 10 Personen: je 4,00 Euro, Schüler- und Studentengruppen im Zusammenhang mit einer Führung: 1,00 Euro zzgl. Führungsentgelt,
Führungsentgelt für Gruppen bis 20 Personen: 60,00 Euro
Ticket berechtigt am Besuchstag zum ermäßigten Eintritt (4,00 Euro) in die Dauerausstellung des Ruhr Museum (Kohlenwäsche)

Informationen zur Ausstellung
Buchung von Gruppenführungen
Info-Hotline RUHR.2010: +49 (0)1805-45 2010
Festnetzpreis 0,14 Euro/Minute, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Minute