Kreisjugendsinfonieorchester gibt Benefizkonzert für Zittauer Zoo

(pen) „Es ist sehr erfreulich und nicht alltäglich, wenn Jugendliche eine solche Form der Hilfsbereitschaft und Unterstützung initiieren, ihre Talente unentgeltlich für andere einsetzen und ihre Freizeit opfern.“ Landrat Dr. Arnim Brux hofft, dass möglichst viele Musikinteressierte ein kurzfristig organisiertes Benefizkonzert des Kreisjugendsinfonieorchesters besuchen und es so zum Erfolg werden lassen. Spielort ist am Freitag, 1. Oktober, ab 19 Uhr  das Reichenbach-Gymnasium in Ennepetal (Peddinghausstr. 17).

Ausgangspunkt des Konzertes ist das Hochwasser, das im August in Sachsen für dramatische Zerstörungen und Verwüstungen gesorgt hat. So war der Pegel der Neiße in Görlitz innerhalb kürzester Zeit von den sonst üblichen 1,70 Metern auf über 7 Meter angestiegen. Betroffen war auch der Tierpark in Zittau. Dort überflutete die Neiße zwei Drittel des Geländes und setzte Gehege und Gebäude bis zu 1,50 Meter unter Wasser. 48 Tiere starben, es gab einen Sachschaden von rund 300.000 Euro. Traurige Aktualität hat das Konzert durch die momentane Lage an der Neiße: Nach starken Regenfällen in den vergangenen Tagen wurde im Landkreis Görlitz am Montag erneut Katastrophenalarm ausgelöst.

„Die Jugendlichen möchten helfen und einen Beitrag für den Wiederaufbau des Zoos leisten“, kündigt Ulrike Brux, Vorsitzende des Kreisheimatbundes Ennepe-Ruhr, an. Mit Hilfe der Stadt Ennepetal organisiert der Kreisheimatbund die Veranstaltung, die unter dem Motto „Jugend musiziert für die Fluthilfe Görlitz“ steht. Zu hören sein werden Stücke, die dem Thema „Märchen, Mythen, Sagen…“ folgen, dabei sind unter anderem Werke von Monteverdi, Gluck, Rossini, Rimskij-Korsakov, Stravinskij und Williams.

Die Beziehungen zwischen dem Landkreis Görlitz und dem Ennepe-Ruhr-Kreis haben sich in den letzten Monaten intensiviert. Derzeit läuft die Gemeinschaftsausstellung „á la Jacquard“, die Teil des Kulturhauptstadtjahres ist. Sie war zunächst in Görlitz zu sehen und läuft jetzt noch bis Mitte Oktober im Ennepetaler Industriemuseum. Durch das Projekt kam es auch zu Gastspielen des Kreisjugendsinfonieorchesters an der Neiße. „Dabei wurden die Musiker sehr freundlich aufgenommen und das Publikum war von den Leistungen beeindruckt. Auch dies sicher ein Grund, warum sie sich jetzt engagieren“, so Landrat Brux, der gleichzeitig Schirmherr des Benefizkonzertes ist.

Eintrittkarten für das Konzert am Freitag gibt es zum Preis von 6 Euro, ermäßigt 4 Euro ab sofort im Rathaus der Stadt Ennepetal sowie in der Stadtbücherei Ennepetal und an der Abendkasse. Zusätzlich sind Spenden möglich. Diese können unter dem Stichwort „Fluthilfe“ auf das Konto des Kreisheimatbundes Ennepe-Ruhr, Kontonummer 1033802, BLZ 45251515 eingezahlt werden. Alle Einnahmen kommen vollständig dem Zittauer Zoo zugute.

Stichwort Kreisjugendsinfonieorchester

In ihrer Heimatstadt hatten sich die Jungen Hattinger Sinfoniker seit ihrer Gründung 2003 einen sehr guten Ruf erspielt. Der Erfolg machte Mut, im Rahmen des siebten Hattinger Frühjahrskonzerts wagten die Beteiligten 2009 den Schritt über die Stadtgrenzen hinaus. Neben dem Auftritt in Hattingen zeigten die jungen Musiker ihr Können auch in Gevelsberg und Herdecke. Das Plus an Auftritten war aber nicht die einzige Neuerung für die Sinfoniker. Das Orchester öffnete sich unter der Leitung von Wolf Dieter Schäfer, Bernd Wolf und Christiane Büscher auch für Interessierte aus anderen Städten des Kreises. Erfolg: Zu den 50 Sinfonikern gehören aktuell auch Musiker aus Ennepetal, Gevelsberg und Witten.

Die Initiatoren sehen in dem Orchester eine Ergänzung zu bestehenden Angeboten. „Das Kreisjugendsinfonieorchester bietet hervorragende Möglichkeiten, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Es stellt keine Konkurrenz zu den Orchestern der Schulen und Musikschulen im Kreis dar. Es steht in der Mitte zwischen Orchestern der Städte und des Landes", unterstreichen sie. Der Aufwand für die beteiligten Musiker ist zwar durchaus überschaubar, aber dennoch nicht zu unterschätzen. Geprobt wird sehr gezielt für die Konzerte. Dieser sehr intensiven Phase folgen nach den Auftritten deutlich ruhigere Wochen. Finanziell unterstützt werden die Kreisjugendsinfoniker von der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung aus Herdecke.

Expo Real: EN-Agentur präsentiert regionale Projekte internationalem Publikum

(pen) Wenn mit der Expo Real in der kommenden Woche (4. bis 6. Oktober) die größte internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien in München ihre Tore öffnet, zeigt auch der Ennepe-Ruhr-Kreis den Besuchern aus dem In- und Ausland, was er in diesem Bereich zu bieten hat. Der Auftritt von Kreis, Städten und Partnern aus der Immobilienwirtschaft wird von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ennepe-Ruhr koordiniert und ist am Stand der Metropole Ruhr in Halle B, Stand 330/430 zu finden.

Im Gepäck hat die EN-Agentur die Messebroschüre „Ennepe-Ruhr – einfach naheliegend“. Sie stellt den Ennepe-Ruhr-Kreis kurz und knapp vor und bietet den Projekten, für die Interessenten gewonnen werden sollen, Raum sich zu vorzustellen. „In diesem Jahr stehen insbesondere die Erweiterung des Gewerbegebiets Oelkinghausen in Ennepetal und Technologiebauflächen neben der Universität Witten/Herdecke im Blickpunkt“, erläutert Jürgen Köder, Geschäftsführer der EN-Agentur.

Schwerpunktthema am Stand der Metropole Ruhr ist in diesem Jahr das Thema Energieeffizienz. Auch aus diesem Bereich hat die EN-Agentur ein Beispiel mit nach München genommen, vorgestellt wird das Modernisierungsprojekt, das die Schwelmer & Soziale an der Friedrich-Ebert-Straße realisiert hat. „Angesichts der globalen Klima- und Energieprobleme ist energieeffizientes Bauen und Renovieren wichtiger denn je. Folglich müssen wir die Gelegenheit nutzen und zeigen, welche Kompetenzen und Innovationen die Metropole Ruhr in diesem Bereich zu bieten hat“, so Köder.

Mitaussteller am Stand der EN-Agentur ist die Stadt Witten. Maßgeblich unterstützt wird der Messeauftritt von verschiedenen Sponsoren. Dazu gehören die Sparkassen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, die AVU, die DEW21, die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft für den Ennepe-Ruhr-Kreis, die Herdecker Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (HGWG) und Mark E.

Stichwort Expo Real

Die letzt jährige Expo Real verzeichnete knapp 21.000 Fachbesucher aus 73 Ländern, 1.580 Unternehmen aus 34 Ländern stellten aus. Vertreten ist in München das gesamte Spektrum der Immobilienwirtschaft. Das umfangreiche Konferenzprogramm bietet einen differenzierten Überblick über aktuelle Entwicklungen und Projekte im Bereich der Immobilienwirtschaft. Gleichzeitig profitieren Aussteller und Besucher von der internationalen Gesprächsplattform.

Stichwort EN-Agentur

Seit 1996 unterstützt die EN-Agentur mit Sitz in Hattingen die Arbeit der örtlichen Wirtschaftsförderungen im Ennepe-Ruhr-Kreis. Sie ist Dienstleister für Unternehmen, bearbeitet gemeinsam mit Partnern strategische Vorhaben und vermarktet die Region nach Außen. Die Arbeit der Agentur erstreckt sich im Einzelnen auf die Schwerpunkte Wirtschaftsförderung, Tourismusförderung und Regionalmarketing. Internet: www.en-agentur.de.

theaterhagenTAG am 2. Oktober 2010

Die ersten Durchführungen des theaterhagenTAGs in der vergangenen Spielzeit  stießen auf große Resonanz seitens des Publikums. Nun hat das theaterhagen zum ersten Mal in der noch jungen Saison wieder einen theaterhagenTAG am 2. Oktober 2010 eingerichtet, bei dem interessierte Theaterliebhaber auf ihre Kosten kommen. Gezeigt wird der Ballettabend "Molière" von Ricardo Fernando, der am 24. September 2010 eine umjubelte Premiere feierte und den die Presse "als einfach betörend schön" kommentierte. Es gibt wieder ein begrenztes Kartenkontigent – aus allen Platzgruppen gemischt – zum Einheitspreis von 8.-/ 6. Euro. Die ermäßigten Karten gibt es ausschließlich an der Theaterkasse, d.h. diese können nicht online gebucht werden. Telefonische Reservierungen sind möglich.

   
   
     

 

 

theaterhagenTAG
"Molière", Ballettabend in zwei Teilen von Ricardo Fernando
2. Oktober 2010 – 19.30 Uhr – Großes Haus

Karten unter 02331/ 207-3218

 

Theaterhagen spendet zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan

Das theaterhagen spendet zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan

Sichtlich erfreut zeigten sich die vier Damen aus der Verwaltung des theaterhagen über den Erlös aus dem Trödelmarkt am Tag der offenen Tür.

              
     

Ute Bähr, Gabriele Eisermann, Andrea Pittermann und Claudia Spiegel kümmerten sich – wie schon letztes Jahr – um den Verkauf von Trödelsachen, die von den Mitarbeitern des Hauses gespendet wurden. Der Erlös des Trödelmarktes in Höhe von 835,78 € geht zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan.

 

Ein beschwingter, heiterer Premierenabend im Theater Hagen

 

[jpg] Es deutete sich in der Pressekonferenz am 20.September im Theaterkaffee schon an, es sollte eine reizende und erfrischende Premiere werden. Mit Florian Ludwig (Musikalische Leitung), Ricardo Fernando (Choreographie und Inszenierung), Peer Palmowski (Kostüme und Bühnenbild) sowie Maria Hilchenbach (Dramaturgie) stellte sich ein Team vor, welches nicht besser für das Ballett Moliere sein konnte.

      
  v.l.n.r.: Maria Hilchenbach (Dramaturgie) / Peer Palmowski (Kostüme und Bühnenbild) / Florian Ludwig (Musikalische Leitung) /  Ricardo Fernando (Choreographie und Inszenierung)                                           Foto: © Linde Arndt  

Da der erste Teil der Aufführung, "Le disperazioni del Signor Pulcinella", von Hans Werner Henze war, wurde von dem Team eine gewisse Traurigkeit artikuliert, dass Henze zum Hagener Premierenabend am Freitag nicht kommen konnte, zumal dieses Stück dem Henze Projekt der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 gewidmet ist. Und wie es sich so ergab, trafen wir Hans Werner Henze zwei Tage später in Gladbeck, wo er seine neue Oper "Gisela! oder: die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks"  in einer Pressekonferenz vorstellte (Wir berichteten darüber). Es war nicht schwer Hans Werner Henze zu überzeugen, dass das Theater Hagen sich freuen würde, wenn er zumindest an der Hauptprobe teilnehmen könnte, zumal er seine Neufassung von 1995 noch nie selber gesehen hatte. Es wurden kurz Termine umgelegt und Henze kündigte sein Kommen in Hagen an. Wir fanden es ist immer wieder für jedes Haus ein Ansporn, eine Ehre und  Freude im Beisein des Komponisten dessen Aufmerksamkeit für das Werk zu haben. Dies wurde uns auch in der Premierenfeier von Generalmusikdirektor Ludwig und dem Choreographen Fernando bestätigt.

Um das Ballett "Moliere" weitergehend verstehen zu können, sollte man sich in die Zeit versetzen als es entstand, das 17. Jahrhundert. Die Person Moliere war in der französischen Gesellschaft eine total widersprüchliche Person. Auf der einen Seite hatte Moliere die "Gunst" Ludwig des XIV, einem absoluten Herrscher, auf der anderen Seite bekämpfte die Gesellschaft  Moliere mit allen Mitteln bis hin zum Rufmord. Da der König ihn schützte konnte Moliere sich am Hof des Königs halten. Was hatte Moliere getan? Nun, einesteils hatte er die französischen Theatertraditionen der "Farce" mit der italienischen Tradition der "Commedia dell‘ Arte" vereinigt und andererseits hatten seine Stücke als Akteure den gemeinen Mann, den Bourgeois, also den Bauer, den Kaufmann usw.. In vielen seiner Stücke ist indirekt aber auch direkt dieser einfache Mann sogar der Held und der Adelige ist der Dumme. In der damaligen Zeit gab es schlicht und ergreifend kein Volk in der Geschichtsschreibung. Und überhaupt gab es in der Geschichtsschreibung Frankreich erst ab dem 17. Jahrhundert. Moliere war es zu verdanken das er Frankreich animierte sich seiner Geschichte zu besinnen und damit letztendlich zu einer eigenen Identität zu kommen.

Moliere war für mich ein Universalgenie, so reiste er mit dem berühmten Scaramouche durch Frankreich und erarbeitete seine Komödien und brachte sie zur Aufführung. Es blieb nicht aus, dass diese Theatertruppe auch in Paris auftrat, wo sie auch direkt Gesprächstoff in der Gesellschaft war. Es war nur ein kurzer Weg und Moliere war am Hof Ludwig des XIV. Dort kam er mit dem Italiener Giovanni Battista Lulli, der sich in Frankreich verständlicherweise Jean-Baptiste Lully nannte, zusammen. Fortan arbeiteten beide zusammen. So weit einige wenige Hintergrundinformationen.

Das Ballett Moliere das in Hagen zur Aufführung gebracht wird gliedert sich in zwei Teile.
Der erste Teil "Le disperazioni del Signor Pulcinella" (Die Verzweiflung des Herrn Pulcinella) ist der Henze Teil. Man muss die Musik Henzes, die im übrigen sehr wohl "hörfähig" ist, nicht verstehen, man muss sich nur auf die Handlung und die Musik einlassen und schon bekommt man eine spannende und anregende Handlung vorgesetzt, die man nicht mehr missen möchte. Also zurücklehnen, Augen und Ohren auf und auf sich einwirken lassen. Denn Henzes Musik begleitet und verstärkt die Erzählung.

Die Handlung:

Herr Pulcinella (Andre Baeta), ein einfacher aber reicher Mann, ist mit Smeraldine (Hayley Macri), aus der gehobenen Gesellschaft, verheiratet. Smeraldine betrügt ihn mit Salvatore Lupino einem Kavalier der ihrem Stand angemessener erscheint. Pulicinella merkt dies, zumal die Beiden ihre Betrügereien nicht gerade versteckt ausüben, und beschwert sich bei seinen Schwiegereltern Herrn Bellavista (Leszek Januszewski) und Frau Bellavista (Giulia Fabris). Smeraldine ist jedoch eine gewiefte Betrügerin und dreht den Spieß einfach um indem sie die Treue Pulcinellas in Frage stellt. Dies bewirkt nun, dass Pulcinella unglaubwürdig wird. Als Pulcinella Salvatore und Smeralda in Flagranti erwischt holt er seine Schwiegereltern um sie mit dem Beweis zu konfrontieren. Das Ergebnis ist für Pulcinella ernüchternd – er wird verhöhnt und ausgelacht. In seiner Verzweiflung sieht er nur einen Ausweg – den Freitod.  In einem anderen Leben findet er nun zu dem zurück, wonach er sich so sehnte, der einfachen und reinen Liebe.

     

André Baeta      
Fotos: Foto Kühle; Rechte theaterhagen

 

Hayley Macri, Marcelo Moraes  
Fotos: Foto Kühle; Rechte theaterhagen          

   

Baeta (Pulcinella) tanzt einen Leidenden der nicht nur überzeugt, man leidet förmlich mit und möchte am liebsten auf die Bühne springen um ihm zu Hilfe zu eilen. Rührend wie er sich um Smeraldine kümmert. Hayley Macri (Smeraldine) stellt dieses "Biest"  dar indem sie zwar Pulcinella nicht ganz abweist (denn sein Geld ist ihr ja gut) aber doch klar sich für Salavatore (Marcello Moraes)  entscheidet, der ihr mehr gesellschaftlichen Glanz verspricht. Marcelo Moraes als Salvatore könnte die Oberflächlichkeit der gehobenen Gesellschaft nicht besser darstellen. Ihm ist es egal ob Smeraldine verheiratet ist, er lebt nur dafür eine neue Eroberung gemacht zu haben. Liebe ja, aber doch nur bis zum Bett. Mit Leszek Januszewski (Herr Bellavista) und Giulia Fabris (Frau Bellavista) tanzen zwei Schwiegereltern die nur das Aufgesetzte lieben, es ist lachhaft was sie zu bieten haben, nämlich nur Äußerlichkeiten. Diese Gesellschaft die Pulicinella in den Tod treibt kann sich der Verachtung sicher sein. Tänzerisch wird durch kurze Schrittfolgen und Hebefiguren sowohl das Leid als auch in einer anderen Szene die Zerrissenheit sehr gut dargestellt. Die Konfliktsituationen werden in ihrer Dramatik sowohl tänzerisch als auch musikalisch exzellent umgesetzt. Hier zeigt sich die Stärke von Henzes Musik wenn sie gut umgesetzt wurde, das Publikum brennt darauf einzugreifen.


Der zweite Teil des Abends ( es ist eine Uraufführung)  gliedert sich in drei Teile und ein Rahmenteil:

Auf der Bühne steht ein riesengroßes Buch, welches aufgeschlagen, also erzählt, werden will.
Jean Baptiste Moliére (Marcello Moraes), Louis XIV (Vladimir Freitas) und Jean-Baptiste Lully erscheinen auf der Bühne und kommen überein die Erzählungen Moliéres zu inspizieren, die Musik ist hier von Richard Strauß.

Le Bourgeois gentilhomme (Der Bürger als Edelmann), Musik: Jean Baptiste Lully

                       
              Ensemble                                                                       Fotos: Foto Kühle; Rechte theaterhagen  

Jourdain (Leszek Januszewski) ein reicher einfacher Bürger will aufsteigen, sein Status ist ihm nicht gut genug. Er will sich die Regeln der Adligen aneignen. Dazu will er fechten, tanzen und  musizieren lernen. Keine geringeren als Louis XIV( Vladimir de Freitas) Lully (Shaw Colemann) und Moliére (Marcelo Moraes) wollen ihm das beibringen. Aber es klappt nicht, er ist ein wahrer Tollpatsch. Unbemerkt von seinen Bemühungen hat sich seine Tochter Lucile (Yoko Furihata) mit Cleante (Malthe Clemens) nicht nur befreundet, sondern sie wollen gar heiraten. Nur Jourdain und seine Frau (Noemi Martone) sind gegen diese Verbindung, weil diese für sie nicht standesgemäß ist. Cleante und sein Freund Dorante (Andre Baeta) überlisten jedoch Jourdain indem sie sich als Prinz und dessen Abgesandter ausgeben um Jourdain den Titel eines Paladins anzutragen und verlangen dafür Lucile als Frau. Jourdain fällt darauf herein und gibt die Hand seiner Tochter dem Prinzen. Die Liebenden haben sich gefunden. Die Moral von der Geschichte: Schuster bleib bei deinen Leisten.
              

Januszewski entwickelt einen Tollpatsch und einen Neureichen der nicht nur überzeugt, nein mit diesem komödiantischen Talent treibt er einem die Tränen vor lachen in die Augen. Er stolpert von einem Fettnäpfchen in das andere. So ist es nicht verwunderlich das Cleante ihn auch überlisten kann. Wunderbar und reizend erzählt.

               

Le Malade imaginaire (Der eingebildete Kranke) Musik: Darius Milhaud

      
   Ensemble                                                                       Fotos: Foto Kühle; Rechte theaterhagen  

Argan (Matthew Williams) ein Hypochonder hat nur seine Krankheiten im Sinne. Diese Krankheiten werden immer mehr, die Kosten für diese Krankheiten jedoch auch. So kommt Argan auf den Gedanken seine Tochter an einen Arzt zu verheiraten, was diese jedoch nicht will, sie liebt einen anderen. Argan soll sich tot stellen um in den nun folgenden Gesprächen herauszuhören, wer ihn wirklich liebt. Es stellt sich heraus, dass nur seine Tochter ihn wirklich liebt, als er als vermeintlich Toter die Gespräche mithört. Argan überlässt nun seiner geliebten Tochter die Wahl des Ehemanns.

Es ist schon eine Freude wie ein Matthew Williams (Argan) sich als eingebildeter Kranker mit seinem Krankenbett über die Bühne fahren lässt. Immer wieder tanzt er szenisch über die Bühne und hopst und plumpst zum Abschluss in sein Krankenbett, nicht ohne vorher das überdimensionale Thermometer in den Mund zu stecken. Mit großen Augen schaut er auf seine ihn versorgenden Krankenschwestern. Und diese Krankenschwestern haben es doch recht leicht mit ihm und seinen vermeintlichen Krankheiten. Ein bisschen abhören, ein bisschen antippen und schon ist eine neue Krankheit diagnostiziert.  Eine Phase der Genesung gönnen sie ihm allerdings nicht, schon wackeln sie wieder zu ihm hin. Die Szene könnte gut und gerne in einem Schönheitsinstitut, nein, es heißt ja heute einer plastischen Chirugie,spielen. Für diese Art von Kranken gibt es in der Regel kein Entkommen.

Dom Juan ou le Festin de pierre (Dom Juan (Spanisch Don Juan)) Musik: Christoph Willibald Ritter von Gluck 

       
     Carla Silva, Leszek Januszewski               



               Fotos: Foto Kühle; Rechte theaterhagen



 

Dom Juan (Leszek Januszewski) hat Elvire (Carla Silva) entführt und will sie heiraten um sie danach wieder fallen zu lassen. Dom Juan ist ein Mensch der keine Normen kennt und ewig Grenzüberschreitungen begeht. So ist es nicht verwunderlich das er keine Freunde hat, jedoch unzählige Feinde. In Elvire hat er jedoch zum ersten mal eine Frau die seinem drängenden Werben widerstehen könnte. Dieser Widerstand stachelt ihn jedoch nur an; denn ein Nein kennt ein Don Juan nicht. Letztendlich kommt es wie es kommen muss, die ehemals Herabgesetzten treten auf um über ihn zu richten.

In diesem Moment steht Jean Baptist Moliére auf und findet sich mit dem sich abzeichneten Ende der Geschichte nicht ab. Er bricht die Geschichte ab.

Leszek Januszewski und Carla Silva zeigen in ihrem  Pas de deux sehr anschaulich den Kampf um eine Moral und die guten Sitten. Das sich fordernde Nehmen und das sich wehren um und gegen die Moral. Zügelosigkeit auf der Seite von Juan der aber nur die  Ehrlosigkeit des anderen erbringt. Das Vereinen wollen und doch nicht können, drückt sich in vielen Figuren der Beiden aus. Eine sehr ausdrucksvolle Darbietung die nur durch das Eingreifen Moliéres beendet wird. Tja, Moliére konnte anscheinend nicht alles ertragen, wie man an seinem Lebenslauf auch sehen konnte.

Das große Buch wird geschlossen, die Geschichten sind erzählt. Vielleicht haben sie den Einen oder Anderen nachdenklich gemacht. Berührt haben sie auf jeden Fall.

Die Vorstellung endete mit tosendem Beifall und nicht endend wollenden Verbeugungen der Akteure.

Das Ballett war ein durch und durch Spitzenballett, das Corps war gut aufgelegt und brachte in Verbindung mit der Musik beste Erzählkunst in  Form einer Komödie aber auch Tragödie dem Publikum dar. Die Kunst Komödie mit der Tragödie zu vereinen ist nicht jedem vorbehalten, das Hagener Ballett hat es jedoch geschafft. Auch wurden Ansätze mit unserer heutigen Gesellschaft offensichtlich aufgezeigt. Erwünscht? Lassen wir es stehen. Dank an  eine hervorragende Leistung aller Beteiligten. Und diese Beteiligten wurden anschließend nochmals in der folgenden Premierenfeier berechtigterweise vom Intendanten Norbert Hilchenbach gewürdigt.

   
  Hans Werner Henze (Zweiter v.l. zweite Reihe) bei seinem Besuch im Theater Hagen                                                  Foto: Foto Kühle  

 Weitere Vorstellungen:

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Hagen.

 

 

 

Von wegen! Die Senioren in Ennepetal finden sich eben nicht damit ab

[jpg] So hatte sich der Sozial- und Generationenausschuss (Man sollte ihn in Ausgrenzungsauschuss umbenennen)  Donnerstag den 23.September nicht vorgestellt. Die Tagesordnung wurde zuletzt um zwei Punkte, Top 5+6, erweitert, der Armutsbericht 2010 des En-Kreises vom Mai und die Arbeit des Tafelladens sollten vorgestellt werden. Bei beiden Tops hätte man sich den Vortrag angehört, evtl. ein paar Worte der Betroffenheit absondern können und eine Absichtserklärung abgegeben, dass man jederzeit helfend zur Seite stehen würde. Und überhaupt wie wichtig die Ehrenarbeit im sozialen Bereich ist.

Der Nichtöffentliche Teil wäre in 10 Minuten erledigt und  so wären die Ratsmitglieder pünktlich zum Abendessen zu Hause gewesen. Vor dem Fernseher wäre einigen Ratsmitgliedern ein wohliges Gefühl gekommen und sie hätten gedacht: Ein Glück, dass ich nicht zu diesen armen Socken gehöre über die vorhin berichtet wurde. Na ja, was soll man machen, die Welt ist wie sie halt ist.

Stop! Aber es kam ganz anders. Da standen und saßen auf einmal 70 Senioren im Ratssaal, bewaffnet mit Schildern, Fahnen und Bannern 

– die daran erinnerten, dass sie auch mit Rechten ausgestattet sind.

– die daran erinnerten, dass sie sich nicht so einfach abspeisen lassen wollten

– die daran erinnerten, dass sie durch ihre Arbeit in Ennepetal Vermögen geschaffen hatten

– die daran erinnerten, dass der Beschluss 50% der Zuschüsse für Seniorenarbeit ein schäbiger Beschluss war

. . . und das es gelten sollte diesen Beschluss rückgängig zu machen.

Als ich in den Saal kam sah ich nur betretene Mienen der Ratsmitglieder. So etwas gab es noch nie in Ennepetal, so hörte ich. Die Augen der Senioren verrieten eine Mischung aus Anspannung, Wut und Entschlossenheit. Sie sind unterschiedlichen politischen Lagern angehörig und kommen aus unterschiedlichen Schichten. Es ist genau die Mischung Menschen die derzeit  in Stuttgart gegen den Abriss des Hauptbahnhofs demonstriert.

         
   

Mittags waren wir noch in der Staatskanzlei in Düsseldorf. Dort sprach man vom Risiko der Staatsverdrossenheit, welches durch die finanzielle Situation der Kommunen aufkommen könnte, so die vortragenden Politiker. Man sprach von der Entsolidarisierung der Gesellschaft die man an allen Ecken bemerken könne und das man dagegen halten müsse. Trotz und gerade weil die Kommunen  sparen müssten. Und da standen und saßen 70 Senioren im Ratssaal und zeigten genau das wovon wir mittags in der Staatskanzlei gesprochen hatten. Sie waren verdrossen und wollen die Solidarität zwischen den Menschen nicht aufgekündigt sehen.

Es geht ihnen nicht um die Gegenleistung der einen Tasse Kaffee die ihnen gestrichen wurde. Es geht ihnen um ihr Miteinander um ihr "mitten in der Gesellschaft stehen". Viele von ihnen engagieren sich in der Hilfe für andere Senioren, die vereinsamt in ihren Wohnungen oder in Altenheimen sitzen. Sie wollen nicht ins Abseits gedrängt werden, sich in ihr Schicksal der Wertlosigkeit schicken.

Und der Auschuß?

Viele Ratsmitglieder schauten betreten nach unten auf die Tischplatte und taten so als wenn sie nicht da wären. Die gesamte Jamaika Koalition wirkte hilflos und konnte mit den Senioren nichts anfangen. Dabei waren es doch ihre Wähler, CDU, SPD, FDP, Bündnisgrüne oder FWE Wähler. Jetzt nicht mehr? Waren alle Politiker doch während des Wahlkampfes in allen Altenheimen anzutreffen um dort für Stimmen zu werben. Aber auch die Seniorenvereine wurden fleißig beworben. Immer wieder wurde das Soziale oder auch Christliche von den Kandidaten betont. Und jetzt ist das nichts mehr wert? Jetzt kommt Sozialdarwinismus in Ennepetal zum tragen? Der stärkere möge gewinnen? Die 9.000,– Euro als Versuchsballon?

Der Ausschussvorsitzende Bernd Decker (CDU) eröffnet die Sitzung und Christian Zink (SPD) bemängelte, dass die Niederschrift vom 20.Mai unvollständig sei. Dann beantragte er die Einwohnerfragestunde (Warum heißt das eigentlich nicht "Bettelstunde"?) als auch den TOP Seniorenarbeit vorzuziehen.
Bernd Decker (CDU) gestand den Senioren sofort nur 30 Minuten Fragezeit zu (Wie gnädig!) um damit zu demonstrieren: Wir haben hier das Sagen. Souveränes handeln gegenüber dem Souverän ( Wähler ) ist das nicht. Und klar, jeder sollte seinen Namen, seine Adresse angeben, obwohl die Anwesenden allseits bekannt waren (Witzig?). Bernd Decker (CDU) saß dem Volk gegenüber; so ist das nun mal in der Demokratie. Und dann versanken die Ratsmitglieder in ein Chaos und stellten sich in Folge als politische "Laienspielgruppe" dar.

Der Voerder Friedrich Wilhelm Thun formulierte auch sofort die ersten Fragen:

  •   Warum haben wir kein Protokoll des Arbeitskreises der Senioren vom 12.7.2010
      unter der Leitung des BM Wiggenhagen  erhalten?
  •  Welche Sozialverbände haben an diesem Arbeitskreis teilgenommen?
  •  Warum sind die Zuschüsse an Senioren um 50% gekürzt worden?
  •  Warum ist die Altersbegrenzung für Frauen von 60 auf 65 Jahre angehoben, was zu einer weiteren Kürzung führt?
  •  Ist eine unbürokratische Auszahlung der gekürzten 9.000,–Euro gefunden worden; denn Frau Hofmann (Bündnisgrüne) hatte angemerkt, dass der Bürgermeister für diesen Betrag einen Sponsor finden würde?
  • Wieso die Meldung in der Rundschau, "Sozialverbände akzeptieren Kürzungen" übermittelt wurde, obwohl die Mehrzahl der Verbände entweder nicht anwesend waren oder aber diese Kürzungen so nicht hinnehmen wollen?
  • Wie kommt die Pressestelle zu so einer unwahren Pressemiteilung?

Die Verwaltung war nicht in der Lage diese Fragen zu protokollieren, so dass Friedrich Wilhelm Thun die Fragen dem Protokollführer, auf Bitten des Ausschussführers, übergeben musste.

Thun verwies auf die nächste Kommunalwahl und auf den 20%igen Anteil der Senioren in der Wählerschaft. Tosender Applaus der 70 Senioren.

Dann meldete sich Frau Ingold  Schneider, auch eine Voerderin, formulierte zwar keine Frage, schloss sich aber den Fragen von Friedrich Wilhelm Thun an.

Darüber hinaus forderte sie, dass grundsätzlich die Alterbegrenzung der begünstigten Senioren auf 60 Jahre für Frauen und für Männer abgesenkt werden sollte. Es muss doch möglich sein die aufgeworfenen Probleme einvernehmlich zu lösen.

 
     

Der Ausschussvorsitzende Bernd Decker(CDU) ging auf das zukünftige vereinfachte Prozedere der pauschalen Bezuschussung ein, wusste aber zu den Fragen keine Antwort.

Herr Heller von der Verwaltung merkte nun an, dass man mit dem Protokoll nicht nach kam um einen späteren Vorwurf der fehlerhaften Protokollierung vorzubeugen.

Die folgenden Statements der einzelnen Ratsmitglieder kann man nur als inkompetent einordnen.
Hier ein Auszug:
Frau Hofmann (Bündnisgrüne) mochte sich nicht mehr an ihre Aussage hinsichtlich des "Seniorensponsering" durch den Bürgermeister so richtig zu erinnern.
Herr Haas (FDP) reklamierte die nicht vorliegenden Anträge der Senioren über den Zuschuss einer Tasse Kaffee.
Frau Klauß (FWE) merkte an, dass die junge Bevölkerungsschicht einer zu starken Belastung ausgesetzt ist und deshalb die Kürzung im Seniorenbereich notwendig sei.
Herr Kraft (CDU) schob die Schuld für die verspätete Kürzung auf den nicht genehmigten Haushalt durch den Kreis.

Und das ging nun so reihum, man drückte sich vor der Verantwortung. Konkrete Antworten erwarteten die anwesenden Senioren vergebens. Im Gegenteil, die Fragen wurden kassiert und werden sicher nicht öffentlich beantwortet, so dass dann wieder gemeldet wird: Senioren sind zufrieden. Für den Rat der Stadt und die anwesende Stadtverwaltung war es ein beschämender Auftritt. Hatten sie doch die vermeintliche Schwäche der Senioren unterschätzt und wussten nicht einmal auf einfache Fragen eine Antwort. Damit hatten die Anhänger des Sozialdarwinismus im Rat der Stadt einen ersten Dämpfer bekommen.

Was fehlte waren die berühmt berüchtigen Trillerpfeifen und Rasseln die, sofern sie bedient werden, nicht als Unmutsäußerungen verstanden werden können.

Nur sollten die Senioren sich nichts vormachen, es ist sicher erst der Beginn eines langen gesellschaftlichen Kampfes, der entweder in der Ausgrenzung endet oder aber auf dem Platz in der Gesellschaft der ihnen Kraft ihrer Leistungen schon zusteht, nämlich mitten in der Gesellschaft. Die Senioren sollten sich kein schlechtes Gewissen machen und sich gegen andere Gruppen unserer Gesellschaft ausspielen lassen.

Wer die Verbände und Vereine der Senioren beobachtet sieht, dass es nicht nur um die Tasse Kaffee geht, sondern es geht inzwischen um Aufgaben die ehrenamtlich ausgeführt werden, die der Staat noch nicht einmal im Ansatz erledigt. Der Staat schiebt nur in die Altenheime ab, wo Senioren nach der Devise "Satt und Sauber" vielfach versorgt werden. Wo unruhige Senioren entweder Psychopharmaka bekommen oder fixiert werden. Würdevoll ist das nicht. Ist da nicht  die Nachbarschaftshilfe der Verbände und Vereine im Seniorenbereich  mehr als eine Tasse Kaffee wert?  Die Politiker aller Couleur sehen aber in den Senioren ein gewaltiges Einsparpotenzial, was sie immer mal wieder abrufen werden.

Nur so wie die Senioren es im Rathaus gemacht haben geht es in der heutigen Zeit; denn Politiker sind vergesslich und schwerhörig. Allerdings sollten die Sprecher sich angewöhnen ihre Statements und Fragenkataloge auch der anwesenden Presse zu übergeben. Denn Öffentlichkeit kann nicht schaden. Die im Rathaus anwesenden Senioren sollten sich nach diesem Auftritt also nicht zurücklehnen, sondern ihre nun eingeschlagenen Vorbildfunktion weiterentwickeln, und zwar nach dem Vorbild: "Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können".
(Jean Jaurès. 1859-1914) Machen sie also weiter und geben anderen Menschen Hoffnung.

Ich bin mal gespannt wann die Kinder und Jugendlichen im Rathaus auftauchen, wenn es dieser Gruppe an den Kragen geht.

Leider mussten wir frühzeitig wegen eines anderen Termins den Ratssaal verlassen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Raus aus den Schulden, aber wie?

[ jpg] Oberbürgermeister und Kämmerer von  20 Städten und  Landräte und Kreiskämmerer von 7 Landkreisen trafen sich heute am 23.September 2010 mit der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und dem Minister für Inneres und Kommunales, Ralf Jäger in der Staatskanzlei in Düsseldorf.

"Kooperation und Verlässlichkeit" war die Devise mit dem die sich äußerst dramatisch ausbreitende Finanznot der Kommunen und Kreise erörtert wurde.

Es ging um die grundlegende Neuordnung der kommunalen Finanzen, die die Städte in die Situation gebracht haben, keine Handlungsfähigkeit mehr zu besitzen. Es sind zwar nicht alle Städte in NRW in dieser für sie misslichen Lage, aber immerhin die meisten.

So schilderten die Sprecher des Aktionsbündnisses "Raus aus den Schulden/Für die Würde unserer Städte", Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) aus Wuppertal und Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (SPD) aus Mülheim in anschaulicher Weise, dass es längst nicht mehr nur die Kommunen betrifft, vielmehr werden Kosten zwangsläufig auf das Land und den Bund weiter gereicht. Aber nicht nur das, sondern die Kommunen geraten immer mehr in die Situation, dass gute Leute in besser gestellte Kommunen abwandern.

So kann z.B. ein Feuerwehrmann nicht befördert werden, was ihn eine Tarifstufe höher bringen würde, weil durch das Haushalssicherungskonzept eine Höherstufung nicht genehmigungsfähig ist. Dieser Feuerwehrmann kündigt und geht in eine andere Kommune, wo er das dementsprechende Gehalt bekommt. Die Stelle die nun offen ist, muss nun mit dem höheren Entgelt ausgeschrieben werden und es findet auch eine Einstellung statt, dies ist aber nun genehmigungsfähig. Diese Widersprüchlichkeit schilderte Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) aus seiner Stadt Wuppertal um die Situation zu verdeutlichen.

Jugendarbeit kann  nicht mehr in dem Maße stattfinden, das man von einer Prävention sprechen kann, die Kriminalitätsrate steigt. Dies hat zur Folge, dass die Kosten des Strafvollzugs in die Höhe getrieben werden, so Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (SPD) Einig sind sich alle, dass es nicht sein kann, dass die Kommunen auf die Pflichtaufgaben zurück geworfen werden und damit keine Möglichkeit mehr haben ihre Kommune zu entwickeln. Es geht nicht um ein Selbstverschulden der Kommunen, es geht um die Leistungen die der Gesetzgeber den Kommunen abverlangt, wofür es aber keine Gegenfinanzierung gibt. "Städte und Gemeinden sind für uns keine Bittsteller", so Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, sondern verlässliche Partner mit denen wir auf Augenhöhe verkehren wollen und die sich auf ihr Land verlassen können.

So hat die Landesregierung einen "Aktionsplan für Kommunalfinanzen" und einen "Stärkungspakt Stadtfinanzen" in einem ersten Schritt ins Leben gerufen. Nachgedacht wird aber auch einen Ausgleich zwischen "reicheren" und "ärmeren" Kommunen in die Wege zu leiten. Eine "Bettenabgabe" oder "Solariumabgabe" sieht man allerdings kritisch. Innenminister Jäger betonte, es können nur erste Schritte sein, denn der Bund muss sich endlich zu diesen seit Jahren sich entwickelnden Problemen bekennen und auch handeln. Innenminister Jäger will dieses Problem auch in der Innenministerkonferenz thematisieren. Der Bund muss sich endlich stärker an den Kosten beteiligen die er selber verursacht hat.

       
  v.l.n.r.: Peter Jung [CDU] Oberbürgermeister Wuppertal   /   Dagmar Mühlenfeld [SPD] Oberbürgermeisterin Mülheim / Ministerpräsidentin Hannelore Kraft [SPD] und Minister für Inneres und Kommunales, RalfJäger(SPD) Foto: © Linde Arndt  

          
So betonten die Sprecher dieses Aktionsbündnisses Jung(CDU) und Mühlenfeld (SPD) aber auch, dass ihre Sparanstrengungen, durch die in Aussicht gestellten Hilfsmaßnahmen,  dadurch nicht nachlassen würden und diese geforderten ersten Schritte nur eine Hilfe zur Selbsthilfe darstellten.
Es blieben noch viele Fragen offen die diese Problematik betreffen. Wichtig ist jedoch, dass es endlich Gespräche gibt die den Kommunen und Kreisen das Gefühl geben in ihren Sorgen zumindest verstanden zu werden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf

GISELA! ODER: DIE MERK- UND DENKWÜRDIGEN WEGE DES GLÜCKS

Ruhrtriennale und Ruhr.2010 präsentieren den Höhepunkt des Henze-Projekts

[jpg] Am Dienstag, dem 2.September 2010 stellte Intendant Willy Decker zusammen mit Hans Werner Henze, Pierre Audi,Steven Sloane, Klaus Bertisch und Hanna Herfurtner das diesjährige Musiktheaterstück der Ruhrtriennale, Gisela! oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks, in der Maschinenhalle Zeche Zweckel Gladbeck vor. Es ist eine Uraufführung der Ruhrtriennale, ein Auftragswerk der Sächsischen Staatsoper Dresden und der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 für »das Henze-Projekt«.
Der Kompositionsauftrag wird gefördert durch die Kunststiftung NRW.

Premiere und damit Uraufführung wird am 25.September 2010 um 19:30 sein.

   
  v.l.n.r: Pierre Audi (Regie) / Christof Hetzer (Bühne u. Kostüme] /  / Hanna Herfurtner (Gisela) / Steven Sloane
(Musikalische Leitung) / Hans Werner Henze / Klaus Bertisch (Dramaturgie]       Foto: © Linde Arndt
 

Hans Werner Henze versucht mit seinem neuesten Musiktheaterwerk, extreme Pole miteinander zu verbinden und unmöglich erscheinende Kombinationen zu ermöglichen. Die widersprüchliche Art in der sowohl Italiener die Deutschen sehen aber auch die Deutschen die Italiener sehen, mag hier der Gedanke sein. Henze zeigt einmal mehr seine Ambitionen,  indem er die gegenseitigen Klischees als hinderlich für weitere Entwicklungen im zwischenmenschlichen Bereich sieht. Nur das Zwischenmenschliche ist aber auch gerade prädestiniert diese gegenseitigen Schranken einzureißen und Normalität herzustellen.

Zwischen Commedia-dell’Arte-Improvisationen, die in Chaos auszuarten scheinen, und Gebrüder-Grimm-Romantik, die zu Albträumen mutiert, regiert über allem aber das große Gefühl. Die Hauptfigur Gisela trifft in Neapel ihre wahre Liebe Gennaro und tauscht dafür gerne ihren deutschen Verlobten ein, wenn der neue »Italian Lover« nur bereit ist, sich auch auf die schönen Seiten von Oberhausen einzulassen. Nur das Happy End ist wie es sich für Henze gehört etwas anders geartet.

Ein großes Anliegen des Komponisten bei dieser neuen Arbeit ist die Hinwendung zu der jungen Zuschauer- und Darstellergeneration. So werden in die Uraufführung im Ruhrgebiet tätige jugendliche Musik- und Theaterschaffende miteinbezogen, um ihr kreatives Potenzial und ihre künstlerische Identität zu entdecken, zu fördern, herauszufordern und zu präsentieren. Studierende der Folkwang Universität, der Jugend-Kammerchor der Chorakademie Dortmund und die Musiker des Studio musikFabrik bestreiten den Abend gemeinsam mit angehenden Profis.  So beträgt das Durchschnittsalter des Ensembles gerade mal 25 Jahre.

Hans Werner Henze  spricht   "von einer Verpflichtung, jungen Menschen das Beste und Tollste zu entlocken." Die musikalische Leitung hat Steven Sloane: "Das Stück ist sehr herausfordernd. Es ist fantastisch, wie die Teenager und young professionals das Material an sich heranziehen und es auf hohem Niveau lebendig machen." Den letzte Takt hatte Henze vor 14 Tagen geliefert, wobei dies die Proben nicht beeinträchtigte. Im Gegenteil, die jungen Akteure saugten die ihnen dargebotenen Takte dankbar auf und setzten sie sofort um.

Durch sein musikalisches Wirken hat Hans Werner Henze im europäischen Raum nationale Grenzen und kulturhistorische Barrieren seit Jahrzehnten zu überwinden geholfen. Der Komponist wird für sein Werk und damit für sein sozio-kulturelles Wirken mit dem KulturPreis Europa 2010 am Samstag, dem 25. September ausgezeichnet. Er steht in der Folge von Preisträgern wie Prof. Helmut Zilk, Prof. Dr. Pasqual Maragall, Antonio Bassolino (die Bürgermeister von Wien, Barcelona und Neapel), dem griechischen Staatsrechtler Prof. Dr. Dr. Dimitris Tsatsos, Minister Hans-Dietrich Genscher und Bundespräsident Johannes Rau, dem TV-Programm 3Sat, Istanbul Foundation for Culture and Arts, European Broadcasting Union EBU, u.a.m.

Für die Vorstellungen am 28., 30. September sowie am 2., 3., 6. und 8. Oktober sind noch Restkarten über die Website der Ruhrtriennale erhältlich.

Ein Shuttle-Service vom Essener Hauptbahnhof zur Zeche Zweckel in Gladbeck wird für diese Produktion eingerichtet. Hier finden Sie weitere Information zur Anfahrt.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gladbeck.

Noch nie in Deutschland präsentierte Meisterwerke in der Folkwang- Ausstellung

17. September 2010 • Das Museum Folkwang präsentiert in der Sonderausstellung Bilder einer Metropole – Die Impressionisten in Paris (2. Oktober 2010 bis 30. Januar 2011) spektakuläre Leihgaben aus internationalen Museen.

Das Musée d’Orsay verleiht erstmals Renoirs Meisterwerk Tanz im Moulin de la Galette von 1876 an ein Museum außerhalb Frankreichs. Aus dem Art Institute of Chicago kommt Caillebottes großformatiges Werk Straße in Paris, an einem Regentag, 1877, nach Essen, aus der National Gallery of Art, Washington, Die Eisenbahn von Manet aus dem Jahr 1873. Hartwig Fischer, Direktor Museum Folkwang: "Dass wir diese großartigen Leihgaben erhalten, ist eine Sensation.

Wir sind den anderen Museen für Ihre Unterstützung sehr dankbar, insbesondere Guy Cogeval, dem Direktor des Musée d’Orsay, für sein Vertrauen in unser Ausstellungskonzept. Der Tanz im Moulin de la Galette ist Renoirs Hauptwerk und eines der bekanntesten Gemälde der Kunstgeschichte. Millionen Besucher sehen es jedes Jahr im Musée d’Orsay. Nun präsentieren wir das Gemälde im Neubau des Museum Folkwang in einzigartiger Konstellation – ein Höhepunkt im Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010!" Die Ausstellung, die in bewährter Partnerschaft mit der E.ON Ruhrgas realisiert wird, zeigt insgesamt ca. 80 Gemälde der berühmtesten Impressionisten wie Manet und Pissarro, Monet oder Renoir und bedeutende Zeitgenossen wie Caillebotte, Luce oder Goeneutte.

   
  Edouard Manet
Die Eisenbahn / Le chemin de fer, 1873
National Gallery of Art, Washington, Gift of Horace Havemeyer in memory of his mother, Louisine W. Havemeyer
© Courtesy of the Board of Trustees, National Gallery of Art, Washington
 

Zugleich konzentriert sie sich mit ca. 120 Fotografien der Zeit, darunter Meisterwerke von Gustave le Gray, Edouard Baldus, Charles Marville, Louis-Emile Durandelle, Henri Rivière oder Eugène Atget auf wichtige Momente der Stadtfotografie. Die Ausstellung ist der Großstadt Paris gewidmet, die sich zwischen 1860 und 1900 zur ersten Metropole der Moderne entwickelte. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Angela Merkel, Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, und Nicolas Sarkozy, Präsident der Republik Frankreich.

 

(übersandte Info vom Folkwang-Museum Essen]