Ennepetal verfolgt mich

[jpg] Da gehe ich zum ersten Mal nach Düsseldorf einem Pressetermin nach, und was ist?

Ganz von vorne. 

Am Montag, dem 21.09.09 wurden die Pressevertreter von Minister Prof. Andreas Pinkwart über den Stand der Initiative gegen den Ingenieurmangel informiert. Die Zwischenbilanz fiel nach der Aussage des  Ministers sehr gut aus, wie es sich halt bei einer Zwischenbilanz so gehört. Ob das aber für unseren Wirtschaftsstandort Deutschland ausreichend sein wird, mag bezweifelt werden. Denn Jahr für Jahr verlassen gut ausgebildete Menschen Deutschland um ihr Heil in anderen Ländern zu suchen. Gut ausgebildete Deutsche sind eben gefragt.

Als Neuling hatte ich gewisse Orientierungsprobleme und ging so durch das Pressezentrum. Und mir fiel ein Flyer in die Hände, Aufschrift: "Kinder zum Olymp".

                           
Da wird über eine Aktion berichtet an der die Schulen Deutschlands mit Künstlern zusammen, künstlerisch ihre Stadt oder ihr Umfeld darstellen sollen. Eine gelungene Idee, so meine ich, an der immerhin 800 Schulen in Deutschland teilgenommen haben. 30 Schulen wurden nunmehr geehrt, wobei 12 Schulen aus Nordrhein- Westfalen bei der Ehrung dabei waren. Nur wo war Ennepetal? Die Liste der teilnehmenden Schulen war schnell besorgt, nur es fand sich nicht unsere Stadt unter den Teilnehmern. Die Kulturstiftung der Länder hatte auch das Land NRW und sein Ministerium unter Schulministerin Barbara Sommer eingebunden. Also hätte sich Ennepetal mit seinen Schulen daran beteiligen können.

Der Wettbewerb umfasst die Sparten:

  • Bildende Kunst, Architektur und Kulturgeschichte
  • Film, Fotografie und Neue Medien
  • Literatur
  • Musik
  • Musiktheater
  • Tanz
  • Theater

Der Wettbewerb ist nach den Schulklassen

  • 1- 4,
  • 5 – 9
  • 10 -13 gestaffelt.

Aber auch klassen- bzw. altersübergreifende Projekte sind möglich.

Und in diesen Bereich konnten wir nichts bieten? Sagt man doch, dass unsere Schulen hervorragend sind. Sagt man doch immer wir würden was für unsere Kinder und Jugendlichen tun. Kultur ist ein wesentlicher Bereich von Bildung, und gehört zur Allgemeinbildung.

In der Gesellschaft ist der Stellenwert der Kultur insbesondere der Kunst unbestritten, nur tun sich die Kommunen manchmal schwer damit. Noch schwerer tun sich die Kommunen mit dem Heranführen von Jugendlichen und Kindern an die Kunst. Geistert da vielleicht in einigen Köpfen die elitäre Kunst herum?

Kunst ist nicht elitär, Kunst ist Kultur der jeweiligen Gesellschaft und Gesellschaft sind wir alle. So und nur so lautet die Gleichung. Kunst gehört zur Allgemeinbildung und damit in den Bildungsbereich aber auch den Bereich der Ausbildung in den  Schulen. Doch Bildung ist nicht gleich Ausbildung, es ist viel mehr. Der Humanismus hat uns gelehrt, dass unser Menschsein und das Miteinander oder auch das Streben nach einer besseren Gesellschaft der Kunst bedarf, der Kunst etwas darzustellen oder auch nicht darzustellen. Junge Menschen die mit der Kunst in Berührung gekommen sind, sind phantasievoller und auch kreativer. Als Erwachsene sind sie es, welche die Ideen haben, die Pobleme lösen, neue Wege aufzeigen aber auch Diejenigen,  die sich nicht mit dem Gegebenen abfinden wollen. So gehen auch hier in Ennepetal die Uhren etwas nach, werden aber auch nie vorgestellt. Nein Avantgarde wollen wir wahrlich nicht sein, wir wollen nicht auffallen mit unserer "Insel der Glückseligen". Identifikation oder Motivation mit unserem Gemeinwesen findet nur auf der sprachlichen Ebene statt, es wird angeordnet. Wem es nicht passt, der kann ja gehen. Und es passte vielen jungen Menschen nicht – sie gingen.

So wäre es ganz einfach gewesen. Man brauchte nur einen Kulturpartner, wie Museen, Galerien, Theater, Bibliotheken, Literaturhäuser, Bands, Tanztheater oder Musik- und Kunstschulen, Orchester oder Maler, Bildhauer, Architekten, Schriftsteller, Musiker, Tänzer, Schauspieler. Dies als eine kleine Auswahl der Möglichkeiten. Dazu brauchte man ein Projekt, Beipiel: "Eine Stadt die getrennt zueinander finden will","Wege zueinander", dies hätte die Integrationbemühungen der Stadt Ennepetal darstellen können. Die natürliche Umgebung der Stadt die als kleinster gemeinsamer Nenner verstanden wird.

So kann man nur feststellen, das Ausbildung und Bildung als Vorstufe zu dem vom Leben vorgegebenen Erwerbsleben hier in Ennepetal verstanden wird. Aber reichen nur gut ausgebildete Arbeitskräfte für die Zukunft aus? Darf es nicht ein bisschen mehr sein?

Johann Gottfried Herder schrieb in seinem Briefen zur Beförderung der Humanität (S. 470):

"Humanität ist der Charakter unseres Geschlechts; er ist uns aber nur in Anlagen angeboren, und muss uns eigentlich angebildet werden. Wir bringen ihn nicht fertig auf die Welt mit; auf der Welt aber soll er das Ziel unsres Bestrebens, die Summe unsrer Übungen, unser Wert sein."

 Und weiter..
"Wenn der Dämon, der uns regiert, kein humaner Dämon ist, werden wir Plagegeister der Menschen (sind wir das nicht schon?)
Humanität ist der Schatz und die Ausbeute aller menschlichen Bemühungen, gleichsam die Kunst unsres Geschlechts. Die Bildung zu ihr ist ein Werk, das unablässig fortgesetzt werden muss, oder wir fallen zurück in die Barbarei."

Nun wird man mangels eines Verstehens, die Kostensituation der Stadt bemühen. Nur die Kosten sind hier nicht das Problem, es ist das Herzblut das den Verantwortlichen fehlt. Und dieses Herzblut fließt automatisch in jedem Menschen.
So dachte ich, ich könnte in Düsseldorf Ennepetal entfliehen und wurde eines besseren belehrt.

Jürgen Gerhardt

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  1. […] –  eine Initiative der Kulturstiftung der Länder –  hat sich seit unserem ersten Artikel  gemausert. Diesmal wurde in Berlin sogar ein erster Preis vergeben. 80 Schülerinnen und […]

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