Ennepetal und die Natur oder wir und die Natur
[jpg] Nun ist es drei Jahre her, als sich Deutschland so fürchterlich mit einem Bären blamiert hat. Wer erinnert sich nicht an Bruno den Bären aus Bayern. Ein Monat hielt er die Schlagzeilen besetzt. Er riss Schafe, trieb sich in Städten herum, wurde von finnischen Hunden, die eigens eingeflogen wurden, gejagt und schließlich einen Monat später erschossen. Bayern nannte ihn einen Problembär und gefährlich, also weg damit. 170 Jahre hatten wir damals keinen Bär auf unserem Staatsgebiet gehabt. Andere Länder die noch Bären haben, lebten und leben ganz gut in friedlicher Koexistenz mit den Tieren.
Ich glaube es ist ein typisches deutsches Problem, wenn auf einmal etwas Außergewöhnliches, nicht geplantes passiert, dass wir hysterisch werden und entweder das Problem mit Gewalt beseitigen oder mit offenem Mund da stehen und abwarten ob das Problem sich selber löst.
Wir und die Natur oder unsere Natur, so heißt es manchmal bei uns, jedoch ist dies grundlegend falsch. Die Natur sind wir selber, haben uns also außerhalb gestellt, indem wir als Betrachter die Natur, irgendwie als Zoo sehen. Zaun oder Gitter drum und wir sind geschützt. Doch letztendlich stehen wir nur ein paar tausend Jahren unseren Vorfahren, den Primaten, nach. Alles was uns an unsere Vorfahren in der Evolutionsgeschichte erinnern könnte, wird demnach weggesperrt um eine totale Überlegenheit zu dokumentieren. Doch im Alltag bemerkt man manchmal bei uns, der Spezies Mensch, Verhaltensweisen, die den evolutionären Vorsprung recht zweifelhaft erscheinen lassen. Man denke nur an das rudelhafte Verhalten der Menschen wenn sie sich allesamt zum gleichen Zeitpunkt morgens zur Arbeit begeben, da staut es an allen Ecken, auf den Strassen in den Betriebseingängen, bis jeder hinter seinem Arbeitsplatz sitzt, steht oder wie auch immer. Man kann seine Uhr danach stellen, es ist jeden Tag das Gleiche. Vergleichbar ist das mit einer jedes Jahr einsetzenden Krötenwanderung, dem Einfliegen der Vögel in den Schutzgebieten oder dem Zug einer Herde zur Tränke bzw. zum Fluss. Die Frage, wo ist unser geistiger Vorsprung, wo das Besondere unserer Spezies?
Ich habe einmal beobachtet wie ein Hund zwischen einem großen Schwarm von Graugänsen herum tollte. Überall wo der Hund hin rannte sprangen die Gänse in die Luft um ihm auszuweichen und gingen wieder runter wenn dieser sich entfernte. Der junge Hund fand das lustig, sicherlich dachte er es wäre ein Spiel und konnte gar nicht auf hören. Nun, nach einigen Minuten verlor der Hund die Lust und trottete davon. Die Gänse beschäftigten sich sodann weiter mit ihrer Nahrungsaufnahme, als wäre nichts geschehen. Das Problem war dabei, wir haben den Gänsen gewisse Flächen gelassen, die sich mitten in unseren Siedlungsgebieten befinden, der Hund der ja ein "Haushund" ist gehörte halt nicht zu dieser Szene. Fein säuberlich trennen wir gnädigerweise wo Natur zugelassen wird, wobei wir unsere Natur verdrängt haben.
Bruno der Bär störte also unsere Ordnung, er richtete sogar Schaden an. Wobei wenn wir Bärenfleisch essen würden, wäre das sicher nicht schlimm, wir bedienen uns halt, wenn aber ein Bär seinen natürlich Hunger stillt so ist das eben ein Schaden. Und das geht nicht in der von uns geordneten Welt. Nun sollte man meinen, auch Deutsche haben eine gewisse Lernfähigkeit, wie beispielsweise Delphine, Affen aber auch andere Tiere.
Im Zusammenhang mit der Evolutionstheorie Darwins sind die Galapagosfinken da ein gutes Beispiel, die über die Jahre gelernt hatten sich eines Werkzeuges zu bedienen.
So weit so gut, in etwa soll dies belegen, wir sind nicht so weit von der in uns innewohnenden Natur entfernt, wir sind halt nur eine eigene Spezies. Eine Besondere, nein, weiß Gott nicht. Denn auch wir lernen nicht soooo schnell.
Da fiel uns ein Beitrag im WDR auf der über die Mufflons in unserem Stadtgebiet berichtete. In dem gesendeten Film wurde die Überquerung einer Strasse einer Mufflonfamilie dokumentiert. Der Mufflonvater ging ein Stück auf eine Strasse, sperrte die irgendwie ab, Mufflonmutter und Mufflonkind passierten die Strasse und der Mufflonvater sprang hinter seiner Familie her ins Gebüsch. Eine vorbildliche Strassenüberquerung sollte man meinen. In Folge hörten wir, so geht das nicht, es wurde von der Stadt Ennepetal ein Mufflon-Beauftragter ernannt der sich um diese Angelegenheit kümmern sollte.
Wir fragen uns allerdings ob dieser Beauftragte im Wege einer Antidiskriminierungskampagne welchem Fachbereich zugeordnet wurde. Es gibt ja Frauen -Beauftragte, Kinder-Beauftragte oder auch Integrations-Beauftragte, alles ganz wichtige Leute, die dafür Sorge tragen sollen, dass alles gerecht zu gehen sollte.
Nun hatten wir einen Mufflon-Beauftragten, sollte der für eine gerechte Position bei den Hühner, Gänsen, Kühen und Schweinen in der Umgebung sorgen, so dass diese die Mufflons nicht unterdrücken?
Wie dem auch sei, wir wollen unseren verantwortungsvollen Fachangestellten vertrauen. Martin Küpper hieß der Mensch in der Stadtverwaltung Ennepetal, ein sicher wichtiger Mensch.
Nun meldete die WP am 08.07.09 das diese Mufflons die "Kurve" gekriegt haben. "Kurve" heißt in diesem Zusammenhang Mutter Mufflon wurde einfach überfahren. Es wurde eine aufwendige Aktion angemerkt, welche zum Einfangen der Tiere hätte führen sollen. Nur was haben die Aktionisten unter Leitung des Mufflon-Beauftragten Küpper nur gemacht, den Mufflon mittels Aldi Tüten oder gar mit einer Rede unseres Bürgermeisters Michael Eckhardt gedroht? Man weiß es halt nicht so recht. Es soll nach dieser Aktion zu keiner weiteren Aktion gekommen sein. Man kennt das ja von unserer Stadtverwaltung, es fehlt halt die Beharrlichkeit und ein gewisser Ehrgeiz etwas zum Guten zu wenden. Seit aber nun Mutter Mufflon tot ist haben die Tiere, Vater und Kind, sich "etwas" zurückgezogen. Und der Mufflon-Beauftragte ist jetzt ganz froh. Weil die Mutter tot ist?
Aber, es kommt noch besser, dieser liebe Herr Küpper warnt uns nun alle, die Mufflons könnten urplötzlich wieder auf die Strasse gelangen, sie wären halt unberechenbar, wie eben Menschen auch unberechenbar wären, mit ihren Maschinen, wie Autos und Motorrädern. Wie wahr, wie wahr.
Sollen wir jetzt abwarten bis zuerst das Kind "platt" gefahren wird und dann evtl. der Mufflon -Vater?
Ich kann es nicht fassen! Da mühen sich Jahr für Jahr Naturschützer um Waale, Robben, Hunde, Wölfe und was weiß ich noch, liebevoll und fürsorglich mit Erfolg um das Wohlergehen von Wildtieren. Und die Stadt Ennepetal ist nicht in der Lage drei gefährdete Wildschafe in nicht gefährdete Gebiete um zu siedeln?
Spekuliert darüber, dass dieses Problem mittels eines Verkehrsunfalles einer Lösung zu geführt wird?
Wenn die Wildschafe schon nicht in ihre natürlichen Siedlungsgebiete umgesiedelt werden können, so wird sich doch ein ruhiges und gefahrloses Gebiet in unserem rund 57 qkm großen Stadtgebiet finden, in welchem eine Gefahr für die Mufflons nicht gegeben ist.
Ich sage ja, wir sind nicht weit vom Verhalten eines Rudels Graugänse entfernt, in welcher ein junger Hund sich tollen möchte. Was macht den Menschen angeblich so überlegen gegenüber den anderen Spezies? Ich weiß es nicht. So ist das halt mit der Natur und uns, wo wir doch so überlegen sein wollten.
Jürgen Gerhardt
Also J.G.
erstens heißt es Muffel Wild und nicht Mufflon, das sind zwei verschiedene Tierarten
zweitens sind es nicht mehr drei sondern bekanntermaßen nur noch zwei Tiere und drittens wenn man aufmerksam ist, kann man sie immer noch regelmäßig morgens und abends am Straßenrand betrachten.
Was allerdings noch schöner ist, ist das sich der Großteil der Autofahrer sehr angepasst verhält und sogar den gegenverkehr warnt wenn die Muffel wieder an der Straße stehen.
Betrachten wir sie doch einfach als Bestandteil unserer wunderschönen fauna und erfreuen uns daran.
Die 30 Sekunden Zeitverzögerung können wir bestimmt alle gut verkraften.
Wie schrecklich für die Mufflon Familie, die Mutter verloren zu haben, nur weil keiner sie wirklich in Sicherheit bringen konnte. Was ist mit dem oder der Autofahrer/in? Weiss man da Näheres? Und soll man sich da auf Glück verlassen? Genau so könnte ja ein Motorrad- oder Autofahrer auch bei einem Unfall getötet werden.
Im Internet habe ich gelesen, dass die Tiere wohl sehr schwierig einzufangen sind, aber es muß doch
irgendwen geben, meinetwegen aus einem Zoo, der die Tiere betäuben und dann in ein sicheres Quartier bringen kann.
Da kann man doch nicht einfach nur auf Glück auf beiden Seiten hoffen. Werde mich mal bei der Stadt
erkundigen, was so ein Mufflonbeauftragter überhaupt für eine Aufgabe hat. Wer kommt für Fahrzeug-
oder Menschenschäden oder sogar Tod auf, wenn tatsächlich was passiert. Greifen da überhaupt Versicherungen? Soll das dann höhere Gewalt sein? Nur immer abwarten kann doch nicht die Lösung sein.
Außerdem tun mir auch die armen Tiere leid. Im Internet heisst es, die sind meist in Rudeln da, auch wenn sie dann familienmäßig ihr eigenes Terrain haben. Wo sind dann u.U. die anderen? Weiß denn keiner, wo die überhaupt herkommen?
@Nachdenklich
Also, gerade als ich schrieb, war Ihr Beitrag noch nicht zu sehen. Es kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein.
Denken Sie gar nicht an die Gefahr für Mensch und Tier? Immerhin war damals auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung und es ist passiert. Erstens gibt es nicht nur Einheimische, die die Geschichte kennen und zweitens, stellen Sie sich einmal vor ein Mitglied Ihrer Familie würde hier zu Schaden kommen.
Würden Sie dann immer noch Ihre obige Meinung vertreten, oder wollten Sie JG nur ein wenig auf die Schüppe nehmen.
@Renate Crone
Nein ich meine das im Ernst, der letzte Unfall ist passiert weil , weider mal, jemand mit völlig unangepasster Geschwindigkeit durch diese Straße „geflogen“ ist.
Wir sollten uns vor Augen halten das dort in Reichweite das Sanatorium Königsfeld ist, viele Spaziergänger und Wanderer und es schön wäre, wenn trotz der jetzigen Umleitungs eine angepasste Fahrweise praktiziert würde.
Wenn man zusätzlich bedenkt das unterhalb der Zufahrt zur Kurklinik regelmäßig der Krötenzaun installiert ist und dort nicht unbedingt nur die Kröten sondern besonders die ehrenamtlichen Helfer gefährdet werden, ist es umso sinnvoller mal an den normalen Menschenverstand der Autofahrer zu appellieren.
Schön wäre es wenn uns nicht erst so reizende wesen wie die Muffel darauf hinweisen müßten.
Die Natur kommt ohne uns Menschen wundervoll zurecht, wir Menschen ohne die Natur niemals.
@Nachdenklich #4
Wie die Wildschafe nun heißen sollen, mag ich nicht mit Ihnen streiten, schlage daher den Gattungsnamen Ovis orientalis vor.
Das es nur noch zwei sind, konnte man aber aus dem Kontext meines Artikels entnehmen.
Es mag ja sein, dass die Mehrzahl der Gattung Homo sapiens in friedlicher Koexistenz mit dem Ovis orientalis leben kann, ich gehe aber davon aus, dass diese Koexistenz nicht von langer Dauer sein wird. Und um den Ovis orientalis vor dem Homo sapiens zu schützen ging es mir, indem ich für eine Umsiedlung plädierte.
@Renate Crone
Also in der Regel kommen die Jungs nur zu Paarungszeit mit den Mädels zusammen.Versicherungstechnisch ist es bei einem sogenannten Wildschaden ganz übel. Die Regel lautet, fahren sie drüber, dann gibt es was, weichen sie aus und es passiert was, gibt es nichts.
@Renate Crone
„Schöne“ Analogie. Ein Ehepaar mit Kind geht die Strasse längs und die Mutter wird überfahren.
@Nachdenklich
Ach wie schön wäre es wenn sich alle Menschen an Ihre so schön skizzierte Ordnung halten würden, wir hätten das Paradies auf Erden. Bis diese paradiesischen Zustände eingetreten sind, sollten wir eben „wildlebende“ Gattungen vor uns Menschen schützen. Nicht hinterher einfach sagen, he, das waren eben Leute mit „nichtangepasster Geschwindigkeit“.