Das Problem Attraktivität von Ennepetal, ist im Kopf angekommen
[jpg] Es ist schon faszinierend wie ein menschliches Gehirn funktioniert. Da sind diese grauen Zellen, die bei den Einen mehr funktionieren und bei Anderen halt weniger. Auch sagt man diesen grauen Zellen eine gewisse Trägheit nach, die die reale Welt, zumindest in Teilbereichen, verdrängt.
Und diese Verdrängungsprozesse benötigen ganz schön viel Energie, die letztendlich bei anderen Vorgängen fehlt. Manchmal drängt es aber mit aller Kraft hervor. So auch in der 2. Sitzung des Wirtschaftsförderungsausschusses am 14.1.2010. Was ist passiert? Herr Palomba trug seine Vision 2025 vor, und siehe da: Die Attraktivität der Stadt wird nunmehr auch als zweifelhaft angesehen. Es wurde bemerkt, dass uns im Laufe der Jahre viele junge Menschen an andere Gemeinden verloren gegangen sind. Noch nicht ganz klar, aber es macht sich ein anderes Bewusstsein in der Stadtverwaltung bemerkbar. Das ist die gute Nachricht.
Die schlechte Nachricht ist: Die Stadtverwaltung will dies in Konsequenz einfach hinnehmen und nimmt sogar dabei evtl. in Kauf, dass Ennepetal in 2025 nur noch rund 24.000 Einwohner haben wird. Sie will "nur" darüber reden wie man diese Entwicklung begleiten kann. Konzeptionell hat sie nichts anzubieten, baut darauf, dass sich innerhalb des Zeitraumes von 15 Jahren eine Lösungsmöglichkeit anbietet. Der Vortrag von Cosimo Palomba war im Gegensatz zu seinem Vortrag während der FDP Sitzung im Haus Grebe, diesmal grafisch besser aufgebaut, ja sogar etwas übersichtlicher. Er konnte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Herr Palomba nur einen theoretischen Beschreibungsrahmen bot, der letztendlich auf viele Städte zutreffen konnte. Was fehlte diesem Vortrag? Es fehlte ihm ein unbedingter Wille der Stadt Ennepetal, die in den letzten Jahren aus dem Ruder gelaufen ist, einen Handlungsrahmen zu bieten, welcher ein Gegensteuern ermöglichen könnte. Darüber reden,ok. Aber nur unerreichbare allgemeine und vage Zielvorstellungen zu definieren, dass hatten wir doch schon immer gemacht.
Was auch noch fehlte, eine schonungslose kritische Aufarbeitung des Vergangenen. Aber, na ja, mit Kritik hatte es die Stadtverwaltung ja noch nie. Stichwort: Majestätsbeleidigung. Dann war da noch ein Begriff aus der Betriebswirtschaftslehre, der nur in bestimmten Zusammenhängen genannt wird: Fixkostenremanenz. Fixkostenremanenz ist ein Begriff, der eine langfristige ( bis 20 Jahre ) Entscheidung einfordert. Fixkosten sind Kosten die sich im Gegensatz zu variablen Kosten nur zögerlich anpassen lassen.
Ein Beispiel: Eine Produktionshalle wurde passgenau für eine Produktion gebaut. Im Laufe der Jahre stellt sich heraus, die Halle ist 50% zu groß. Logischerweise geht die zu große Halle als Kosten in die Kalkulation der zu produzierenden Produkte ein. Ziel muss es jetzt sein, eine neue, kleinere und damit preiswertere Halle zu finden, die damit die Produktionskosten senkt. Da man solch eine Halle nicht sofort findet, ist man gezwungen eine sofortige Entscheidung zu treffen. Die Umsetzung dieser Entscheidung geschieht jedoch erst nach Jahren, aus vielerlei Gründen. Ich habe das jetzt einmal verkürzt dargestellt.
Herr Palomba gebrauchte diesen Begriff aber im Zusammenhang mit dem Einwohnerrückgang. Und das bedeutet, er und damit die Stadt, haben sich damit abgefunden das die Stadt diesen dramatischen Rückgang der Bevölkerung tatenlos hinnimmt.
Die Definitionen klein- und großflächig erscheint der FDP zu willkürlich, die innerhalb des Einzelhandels zu Fehlentwicklungen führen könnte.
So gehen sie weiter die "Spielchen" der Stadtverwaltung mit CDU, Hofmann&Hofmann und der FWE auf der einen Seite und dem Rat der Stadt auf der anderen Seite. Und so bleiben die Ankündigungen eine bessere breitere Politik zu machen halt nur Lippenbekenntnisse. Und Ehrgeiz etwas für die Stadt zu erreichen? Hauptsache die Stadtverwaltung hat Recht gehabt und der Rat hat ja sowieso keine Ahnung. Tja, so ist das mit den grauen Zellen, manchmal reicht es eben nur für eine Ankündigung, für mehr eben nicht, dann läuft alles wieder mit der alten Programmroutine, manchmal auch Endlosschleifen wie in Ennepetal.
In der Zwischenzeit gehen die Leute weiter in andere Städte. Wie sagte Herr Peuser vom Bauamt der Stadt so schön hilflos. Die Leute laufen uns einfach weg!
Aber was soll es. Gut das wir darüber geredet haben.
Jürgen Gerhardt
für EN-Mosaik
Das mit der Verwaltung scheint aber nicht gut angekommen zu sein. Sie müssen die Verwaltung loben um akzeptiert zu werden.
Denken Sie bitte daran wir leben in einem Obrigkeitsstaat. Hatten Sie übrigens den Antrag der Neonazis auf der anderen Webseite gesehen? Ich verstehe jetzt auch warum diese Webseitenbetreiber die SPD und Frau Schnöneberg so angreift. In der Weimarer Republik waren die Sozialisten immer die Feinde der Nazis.
Ich betrachte diese Tendenzen mit Sorgen.
@erste links « der ruhrberliner
Zitat:“(jetzt noch mal in 200 wörtern ) “
Und was ist mit der epischen Breite?
die epische Breite hat mir ja gut gefallen – und dieser abschliessende hauch von resignation zu den einzelnen tagesordnungspunkten.
ich als aussenstehender kann das nicht nachvollziehen, will mich vor allem auch nicht lustig machen über lokale belange, fand das nur ne gute schreibe und beschreibung aus dem ruhrrandgebiet.
grüsse von einem berliner auf der suche nach der ruhr – http://www.ruhrberliner.wordpress.com
*grins* Unsere Online Redaktion ist kein Ruhrrandgebiet, wir sind mitten drin. Es ist spannend was hier mit der Kulturhauptstadt passiert.
Mal ein Beispiel: Sie kennen doch die Emscher, dieser Fluß, der nicht dem Namen nach als Fluß bezeichnet werden konnte.
Die haben am Fluß mehrere künstlerische Aktivitäten installiert, parallel zu der Renaturierung des Flußes.
Hier passiert was, was nur mit dem Zusammenwachsen des Ost- und Westteils in Berlin verglichen werden kann.
Wir sind hier im Ruhrgebiet überwiegend „Pleite“, trotzdem oder weil, es bewegt sich was.
Die Not macht bekanntlich erfinderisch. Die Städte haben kein Geld mehr, also müssen kreative Lösungen her. Das klappt nicht immer, aber gerade bei den großen Ruhrgebietsstätten hat sich so eine Einstellung a la "na und? jetzt krämpeln wir die Ärmel erst recht hoch" eingestellt.
In Ennepetal ist die Not leider in den Köpfen von Politik und Verwaltung noch net so groß…