Kinder- und Jugendtheater mit „Parzival“ im Jugendzentrum Schwelm

Vom naiven Tor zum Gralskönig

Einer der berühmtesten Helden der Geschichte ist Parzival, der sich vom naiven Tor zum Gralskönig entwickelt.

Aus dem Tal seiner Mutter, die ihn von allem Bösen fernhalten will, gerät der Held in eine kriegerische Welt voller Schuld, Liebe, Gewalt und Tod. Die Gralsboten suchen nach ihm, Parzival will Ritter sein und den kostbaren Gral finden. Doch die einfache Frage, die den kranken König Anfortas erlösen würde, vermag er nicht zu stellen. Aber dann erhält er eine zweite Chance, sich zu bewähren…

                              

Mit einer herausragenden Inszenierung über "Parzifal" gastiert am Samstag, dem 9. April, um 16 Uhr das beliebte Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater im Jugendzentrum am der Märkischen Straße 16. Das profilierte Ensemble, das seit Jahren immer wieder in Schwelm auftritt, spielt mit großem Einfühlungsvermögen für junge Zuschauer die Geschichte dieses Mannes, der in seinem Leben nur einen Wald, seine Mutter und Rüben kennt, dann drei Ritter trifft, die einen Königssohn suchen, der man selbst ist, was man aber nicht weiß.

Keine Frage, dass man dann mitten drin ist, in einem Abenteuer, das alles verändert. Die humorvolle, sprachlich gelungene Version der Parzival-Sage setzt sich ganz neu mit der kriegerischen Welt vor 800 Jahren, heute und in 800 Jahren auseinander, ohne dabei den mythischen Zusammenhang zu verlassen.
  

                                         

"Parzival trifft sein junges Publikum mitten ins Herz", schrieb die "Rheinische Post" anlässlich der Uraufführung. 2008 erhielt das Stück den Deutschen Kindertheaterpreis.

Eintritt: Kinder/Schüler/Studenten: 5 Euro, Gruppen ab 10 P. 5 €, Erw. 6,- Euro. Reservierungen und Vorverkauf bei Frau Wiese, Fachbereich Jugend, Soziales, Moltkestraße 26, Tel. 02336 / 801-298.

Schwelm, den 15. März 2011

Bemerkungen zu einer Pflanze

[jpg] Nein es müssen nicht immer spektakuläre Ausstellungen wie die ehemals gezeigten Werke von Auguste Renoir oder Claude Monet sein. Es geht noch etwas feiner und zarter,  was war vor dem von uns heute bewunderten Gemälden der großen Meister?

Nun, es waren die Skizzen oder Zeichnungen welche die einzelnen Künstler anfertigten. Und diese Zeichnungen sind die Gedanken, oder die "Dinge im Kopf", wie es Cragg nennt, die in den meisten Fällen auf  Papier gebannt werden. Ich kannte Künstler, die haben auf der Rückseite einer Streichholz- oder Zigarettenschachtel gemalt. Ein mir bekannter Maler meinte, es bricht eben aus mir heraus. Es wurde danach nicht unbedingt ein Gemälde bzw. Kunstwerk, es konnte aber eines werden. Viele Künstler machten diese Zeichnung hinterher zu einem eigenen Werk um es zu verkaufen. Aber in der Regel waren es spontane und eigenständige Artefakte die, wenn man so will, teils nicht weiter verfolgt oder teils auch wieder aufgenommen wurden.

       
   v.l.: Dr. Gerhard Finckh, Direktor des Von der Heydt Museums, / Julia Klüser / Verena Klüser / Bernd Klüser / Foto: copy Linde Arndt
 

Und so hat sich die Galeristen Familie Klüser aufgemacht diese Zeichnungen zu sammeln. Zuerst fanden die modernen Maler die Aufmerksamkeit der Galeristen. Später wurde die Sammlung ausgeweitet auf die alten Meister. Mit der Zeit und der Erfahrung stellte die  Galeristen Familie Gemeinsamkeiten zwischen den Zeichnungen der alten und modernen Künstler fest. Die Striche, ob zart und leicht oder hart und breit, die Schattierungen, die Abstufungen, die Konturen oder auch der Abstraktionsgrad, dies findet man sowohl bei den alten als auch bei den zeitgenössischen Meistern.

220 Zeichnungen sind es die die Galeristenfamilie mit dem von der Heydt Museum in verschiedenen Blöcken ausstellt um diese Zusammenhänge aufzuzeigen. Es sind jedoch noch einige Zeichnungen die es noch zu sehen geben könnte, nur der Besucher wäre überfordert von dem weiten Rahmen. Und es ist die  erste Ausstellung für diese Zeichnungen und das in Wuppertal.

Bernd und Verena Klüser wollen damit ihre Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt Wuppertal und dem von der Heydt Museum zeigen.

Bernd Klüser hat im damaligen Elberfeld am und im Von der Heydt Museum seine Liebe zur Kunst entdeckt. Es war eine andere Zeit in Elberfeld, das Schauspielhaus war noch an der Bergstrasse. Es gab offene Künstlerkreise die miteinander diskutierten und sich unterstützten. In dem Bereich hatte die damalige Jugend jede nur erdenkliche Inspiration bekommen. Und heute? Das Theater soll eingestellt – Kultur soll klein geschrieben werden. Das nur so am Rande. Heute hat die  Familie Klüser in München Fuß gefasst und betreibt dort zwei Galerien.


Paul Klee 1934,
Bemerkungen zu einer Pflanze
 

Ach ja der Titel, "Bemerkungen zu einer Pflanze" von Paul Klee, was hat er zu bedeuten? Künstler "sprechen" mit ihren Werken, es ist ein Dialog. Und ich könnte mir vorstellen, wie Paul Klee mit dieser Pflanze gesprochen hat und dabei diese Zeichnung anfertigte und in eines seiner späteren Werke hat einfließen lassen.

Diese Zeichnung hat aber ihren besonderen Reiz. Zeichnet diese Zeichnung doch das Galeristenehepaar Klüser mit ihrer Klugheit beim Sammeln aus.

Denn die geistige Verwandtschaft Klees mit Beuys zeigte sich bei einem zufälligem Treffen zweier Ausstellungen im Lenbachhaus 1979. Beuys sah dort die Bilder Klees und fand die Gemeinsamkeiten im Zusammenhang mit der Betrachtung über die Ganzheit der Natur.

 

"Ein Fetzen Gemeinsamkeit" hieß folgerichtig auch eine spätere Ausstellung 2000 auf Schloss Moyland  im Kreis Kleve.

Soweit zu dem Gedanken, die Zeichnung sei als Vorstufe eines späteren Werkes anzusehen.

Und so fügt sich alles folgerichtig zusammen, indem das Galeristenpaar Klüser einen großen Block an Beuyszeichnungen gesammelt hat und einzelne Zeichnungen der anderen Meister zuordnete um die geistige Verwandtschaft, auch in handwerklichem Sinne, aufzuzeigen.


Théodore Géricault (1791 – 1824), Gretchen im Kerker
  Wenden wir uns dem zweiten aber nicht letzten Aspekt zu. Zeichnungen als eigenständige Werke.

Géricault ein Zeitgenosse von  Delacroix und Daumier fertigte hier die Zeichnung "Gretchen im Kerker" an. Zugrunde liegt hier das Faustdrama von Goethe.

Vor den Füßen liegt das getötete Kind und man erkennt schon an der Haltung, dass Gretchen  dem Wahnsinn verfallen ist.

Gretchen erwartet ihren Henker, also den Tod, was durch den schwarzen Hintergrund angekündigt wird. Gretchens Unschuld, durch das nach beige hin aufgetragene Weiß, widerspricht die Körperhaltung. Der Blick ist auf das am Boden liegende Kind gerichtet, der Körper jedoch nach hinten geneigt, so als will sie sagen: Was habe ich getan?

Gretchen hat sich mit ihrem Schicksal, dem Henkerstod, abgefunden und ist von Faust schon längst verlassen.


   

Géricault zeigt hier seine angeeignete Fertigkeit Körper in realistischer Weise darzustellen.

Es ist aber auch noch ein dritter Aspekt dieser Ausstellung festzuhalten. Die alten Meister des 16. und 17. Jahrhunderts mit der Moderne in Beziehung zu setzen. Man sieht dies erst auf den zweiten Blick und ich muss gestehen, ich bin beim ersten mal zu schnell bei der Betrachtung der Werke vorgegangen. Machen sie nicht den gleichen Fehler, gönnen sie sich die Zeit um die wunderbaren Verbindungen zwischen den einzelnen Meistern zu erkennen. Es ist pure Kunstgeschichte die Bernd und Verena Klüser gesammelt haben.

Es ist auch ein Universum der verschiedensten Zeichnungen das, genauso wie Arno Schmidts "Zettels Traum", auf eine subtile innere Gemeinsamkeit hinweist. Die Sammlung in ihrer Zusammenstellung leitet, nimmt einen an die Hand aber –  und das ist das Spannende  – bringt einen auf Verbindungen die man so nicht gesehen und geahnt hat – man ist außerordentlich überrascht.

Die Ausstellung ist aber damit noch nicht zu Ende, es gibt da noch eine besondere Gabe die man so nicht erwartet hat.

  Jorinde Voigt, die Otto-Dix Preisträgerin von 2008, stellt unter dem Titel "Nexus" ihre großformatigen Zeichnungen aus. Teilweise sind sie eigens für diese Ausstellung angefertigt worden.

Geschwungene Linien, Pfeile, Fußstapfen, Zahlen, Sätze, Anweisungen, Worte oder Verweise, dies sind die Zeichnungen mit denen man sich konfrontiert sieht. Ein Code!

Genau, es sind codierte Zeichnungen die etwas sichtbar machen, was so nicht sichtbar ist.

Zuerst weigert man sich in die Fülle der Informationen  der gesehenen Zeichnungen hineinzuversetzen. Und doch lässt es den Betrachter nicht los. Den Code  "knacken"?

 Jorinde Voigt vor einem ihrer Werke
Foto: © Linde Arndt
   

Nein, es ist einfacher als man denkt. "Adlerflug" in Beziehung zur Windrichtung, der Himmelrichtung und der Windstärke. Die Darstellung auf Papier mittels Tinte und Bleistift, als gerichtete Bewegung ergibt eine Zeichnung. Diese Zeichnung hat eine innere und äußere Ästhetik, die den Betrachter in seinen Bann zieht.

Nexus I (Horizont; mögliche Farben des Horizonts; Position; Himmelsrichtung; Melodie; Zäsur; Territorium, Zentrum; Öl; Wasser; Konstruktion; Dekonstruktion; Airport, N; S; W; O; Externe Zentren; Rotation; Kontinentalgrenzen)

Diese Parameter wirken auf Voigt in ihrer Wahrnehmung wobei sie die Zusammenhänge aufzeichnen will. Diese Aufzeichnung ergibt eine Struktur die eine Verbindung eingeht. Die Endstruktur ergibt nunmehr das Werk. Auf dem Papier entsteht ein riesiges Energiefeld welches sich aus scheinbar willkürlichen Verbindungen speist.  Die Quellen dieser Linien oder Zeichen können unterschiedlicher Natur sein.Letztendlich bilden sich auf dem Papier neue Wirklichkeiten die von anderen Wirklichkeiten abgeleitet sind. Voigt ist dabei stückweit ein Transformator oder eine Verschlüsselungsstation.

Eine Melodie löst eine Bewegung aus, diese wiederum eine Richtung, eine gewisse Zeit, die wiederum etwas anderes benötigt oder aber auch auslöst. Es klingt wie eine Versuchsanordnung verschiedener Elemente, die sich berühren und wieder lösen.

Unwillkürlich denkt man an die Fraktale der Mandelbaum-Menge, an die Chaosforschung und damit an die Geschichte von dem Schmetterling der mit seinem Flügelschlag in Südamerika einen Orkan in Europa auslösen kann. Voigst Werke erscheinen undenkbar und doch zieht uns Voigt mit ihren Werken und deren Inhalte auf eine Basis die Vertrauen erzeugt und uns das Denken mit ihren "Apparaten" erleichtert. Mir ging bei der Betrachtung das Hauptwerk Aristoteles über die Physik (Band IV) durch den Kopf, die Bewegungs- oder die Zeitdefinition. Es ist schon komisch auf welche Gedanken man kommt  wenn man sich in ein Kunstwerk versenkt.

Zur  Eröffnung der Ausstellung sprach Dr. Gerhard Finckh, Direktor des Von der Heydt Museums,
die Einführungsrede hielt Dr. Michael Semff, Leiter der Staatlichen Graphischen Sammlung München.

Zur Ausstellung "Zettels Traum" ist ein zwei Bände umfassender Katalog mit zahlreichen Abbildungen, einem Interview mit Bernd Klüser, einem Einführungstext von Dr. Michael Semff mit dem Titel "Die Zeichnungssammlung Bernd und Verena Klüser, Band I und Band II erschienen. Die beiden Bände können im Shop des Von der Heydt Museums erworben werden.

Sicherlich werden diese beiden Bände zu einem Standardwerk für Zeichnungen avancieren.

Zur Ausstellung "Nexus" Jorinde Voigt  ist selbstredend auch ein Katalog erschienen, der von Julia Klüser herausgegeben wurde.
Die Texte hierzu wurden von Andreas Schalhorn und Lisa Sintermann verfasst.
Der Katalog hat 144 Seiten, mit 200 farbigen Abbildungen

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal.


Info

"Zettels Traum" –
Die Zeichnungssammlung Bernd und Verena Klüser
15.3.2011 – 19.6.2011

Von der Heydt-Museum
Turmhof 8
D – 42103 Wuppertal
Telefon  0202 – 563 2500
Telefax  0202 – 563 8091
von-der-heydt-museum@stadt.wuppertal.de
www.von-der-heydt-museum.de

Öffungszeiten:

DI – SO 11 bis 18 Uhr
      DO 11 bis 20 Uhr
      MO geschlossen

 


Hier unsere Galerie von der Vernissage und Ausstellung im von der Heydt-Museum Wuppertal.

 

{Fotos © Linde Arndt]

Die Roncalli Premiere – Ein Abend der besonderen Art

[[wr] 592] Wir waren schon sehr früh da an diesem Premierenabend am Konrad Adenauer Platz in Recklinghausen, aber wir waren nicht die Ersten.

Viele waren schon sehr früh an diesem Abend gekommen. Die Schlangen vor den Kassen und vor dem Eingangsportal wurden lang und länger. Doch obwohl es an diesem Abend lausig kalt war, tat dies der freundlichen und beschwingten Stimmung keinerlei Abbruch, was ein wenig an die Veranstaltungen von RUHR.2010 erinnerte, denn da war es wieder dieses viel zitierte Gemeinschaftsgefühl der Menschen aus dem Revier. Herrlich!

In der Regel ist man als geneigter Zuhörer und Zuschauer immer etwas skeptisch, wenn bestimmte Superlative bei der Vorstellung einer Veranstaltung benutzt werden. Doch es gibt sie auch, die Überraschungen der besonderen Art. So hatte Bernhard Paul bei der Vorstellung seines Jubiläumsprogramms im Recklinghauser Rathaus noch davon gesprochen; "Höchstleistungen allein reichen aber für eine Roncalli-Inszenierung nicht. Erst die verbindende Dramaturgie, das poetische erzählen der Geschichten und die harmonische Einheit von Artistik und Musik machen das perfekte Programm aus." Der Prinzipal des Roncalli hat kein wenig zuviel versprochen und nun haben wir das Problem nicht in jedem Satz ein Superlativ zu verwenden.

          
  Gruppe vor dem Zelt                                                                                                                   Foto: © Zdena David  

Allen Künstlern konnte man die ungeheure Spannung, sein allerbestes zu geben an der Nasenspitze ansehen. Die Probenzeit für das gesamte Programm zu dieser Auftaktveranstaltung "35 Jahre Roncalli" war mit 2-3 Wochen auch ziemlich stramm bemessen. Der eine oder andere "Haker" zeigte wie es bei Höchstleistungen normal ist ganz menschlich Züge und genau das macht Roncalli schließlich aus. Der Mensch als Ganzes steht im Mittelpunkt!

In seiner Einleitung hatte Bernhard Paul auch von der nächsten Generation in der Manege gesprochen und wahrlich die Lebensfreude dieser jungen Generation (Durchschnittsalter ca. 20 Jahre) hielt der nur auf Produktivität schielenden Gesellschaft den Spiegel vor Gesicht.
            


An dieser Stelle fällt es auch schwer einzelne der Künstler hervorzuheben, denn alle gemeinsam haben den anwesenden Zuschauern einen wunderbaren Abend geschenkt. Als absoluter Clown-Fan, als der ich mich hier oute, war ich von der ersten bis letzten Sekunde von David Larible begeistert, der mit seiner Körpersprache und Mimik viele Tränen der Freude zusammen mit Theaterclown Gensi heraus kitzelte. Mit ihrer auf die einzelnen Artisten passgenau abgestimmten Dramaturgie waren die Beiden die Seele der Manege und man hatte nicht Gefühl nur als Zuschauer dort zu sein, sondern man fühlte sich als ein Teil des Ganzen. Bei jedem der 18 Programmpunkte wurde man Emotional mitgenommen. Bei Florian & Edith Richter war man dabei, wenn die wunderschönen Pferde ihre Phantasien und ihren Postkurs zeigen. Wenn Shirley Larible an Strapaten unter der Kuppel ihre grazilen Figuren drehte oder das Duo Bobrov mit ihrer Luftnummer eine emotionalen Choreographie zeigte, wurde das Publikum ebenso wie bei den Fahrrad-Kapriolen von Fabrico Nogueira in die Welt des Staunens entführt. Die zierlichen Azzario Sisters, die mit ihrer Darstellung von Balance sehr viel "Köpfchen" bewiesen, zeigten ebenso wie Borys Borysenko mit seiner Pantomime, Jemile Martinez als Jongleur und Andrey Romanovsky als "Mensch ohne Knochen" zwar etwas mehr die "Bodenhaftung", doch die Schnelligkeit und Eleganz war auch hier in jedem Atemzug zu spüren. Den artistischen Reigen schloß Encho Kreyazov mit seiner wahrlich kraftvollen Handstand-Akrobatik.
            
Eine der wichtigsten Gruppen sah man allerdings nicht selbst in der Manege, das Orchester thronte über dem Bühnenportal und spielte Live einen hervorragenden Sound. Ein großer Dank sollte aber auch an die vielen unsichtbaren Geister gehen, die in allen Lebenslangen dafür sorgen, das im Rund alles reibungslos funktioniert und die Gäste immer umsorgt werden.
Es war schön für ein paar Stunden in einer anderen Welt zu sein.
            

 

Gastbeitrag von Will Rumi für EN-Mosaik aus Recklinghausen

 

Hilchenbach vom theaterhagen in Theaterkonferenz NRW berufen

Norbert Hilchenbach, Intendant des theaterhagen, ist in die neu eingerichtete Theaterkonferenz des Landes Nordrhein-Westfalen berufen worden. Dieser Konferenz gehören neben fünf Intendanten zwei Oberbürgermeister, vier Kulturdezernenten, zwei Vertreter des Städtetags NRW sowie der Direktor des Deutschen Bühnenvereins an. Sie soll sich mit der Neustrukturierung der Landesförderung für kommunale Theater beschäftigen und den Erhalt dieser Bühnen sicherstellen.  

    
  Foto: © Stefan Kuehle  

Ein Teil eines Forschungsprojektes: Dokumentarfilm „Gotteshäuser zu verkaufen“

 [zd] Bochum / Westfalen Zur Filmpremiere "Gotteshäuser zu verkaufen – Kirchenschließungen zwischen Verlust und Chance" wird am Donnerstag, 17.03.2011 ab 19 Uhr in die Kunstkirche Bochum (Christ-König-Kirche, Steinring 34) eingeladen.

   
  (v.l.): Projektleiterin Dr. Katrin Bauer, Prof. Dr. Ruth-E. Mohrmann, Vorsitzende der Volkskundlichen Kommission für Westfalen, Dr. Barbara Rüschoff-Thale, LWL-Kulturdezernentin, Probst Michael Ludwig, Hausherr der Kunstkirche Bochum, Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Kommission.                                                                                                                     Foto: © Zdena David  

Profanierung von Kirchen in Westfalen macht sich auf unterschiedlichste Art und Weise bei den betroffenen Menschen, ob christlich Erzogenen oder Ungläubigen sowie bei den Vertretern der Kirche und Gotteshäuser bemerkbar. Mit dieser Wirkung und Auswirkung auf den Menschen und den Raum dieser umfangreichen Thematik der "unübersehbaren Entkirchlichungstendenzen in unserer Gesellschaft", beschäftigte sich Dr. Katrin Bauer im Rahmen einer  zweijährigen wissenschaftlichen Arbeit des Forschungsprojektes der Volkskundlichen Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL):  "Kirchenumnutzungen und ihre Folgen".

Aus diesem Projekt entstand ein 47-minütiger Dokumentarfilm  und ein Buch, die die Autorin "Gotteshäuser zu verkaufen" betitelte.
Neben lokal präsentierten kirchlichen Standorten (Bochum-Langendreer, Bocholt, Münster, Bielefeld,…), die gezielt umfunktioniert wurden oder abgerissen werden mussten, zeigt Bauer emotionsgeladene Bilder der Gemeindemitglieder, die diese massive Wandlung nicht verstehen können. Auch der Abriss der St.-Antonius-Kirche in Gronau-Epe ist Gegenstand des Dokumentarfilmes, wo sich die Gläubigen lange gewehrt haben und nun "verraten fühlen".

 

           
  Kunstkirche Christ-König in Bochum.                                                                                               Foto: © Zdena David  

Die Christ-König-Kirche in Bochum wurde zu einer Kunstkirche umgewandelt – großartige Ausstellungen finden bereits seit der RUHR.2010 in diesen Räumen statt.

 

   
  (v.l.): Projektleiterin Dr. Katrin Bauer, Prof. Dr. Ruth-E. Mohrmann, Vorsitzende der Volkskundlichen Kommission für Westfalen, Dr. Barbara Rüschoff-Thale, LWL-Kulturdezernentin, Probst Michael Ludwig, Hausherr der Kunstkirche Bochum. Foto: © Zdena David  

Der Hausherr Probst Michael Ludwig hat sich mit der Umwandlung des Gotteshauses sehr gut angefreundet, er sieht dies als eine Chance auf einen Neuanfang. "Hier mache ich etwas Innovatives, was Neues. Das ist besser als hinter der Vergangenheit nachzutrauen", erklärte er während des Pressegesprächs am 15.03.2011, als das gesamte Forschungsprojekt  "Kirchenumnutzungen und ihre Folgen" in Bochum von zahlreichen Vertretern vorgestellt wurde.

Dieser Dokumentarfilm ist auch für schulische Zwecke zu empfehlen. Die DVD ist beim LWL-Medienzentrum für Westfalen, medienzentrum@lwl.org oder im Buchhandel erhältlich.

Aus dem Forschungsprojekt  "Kirchenumnutzungen und ihre Folgen" sind hervorgegangen:

DVD "Gotteshäuser zu verkaufen.
Kirchenschließungen zwischen Verlust und Chance".

Ein Film von Katrin Bauer, Andrea Graf und Ragnar Kopka.
(in der Reihe: Alltag im Film, eine Co-Produktion des LWL-Medienzentrums und der Volkskundlichen Kommission für Westfalen,
zu bestellen beim LWL-Medienzentrum für Westfalen, medienzentrum@lwl.org oder im Buchhandel)

Katrin Bauer:
Gotteshäuser zu verkaufen.

Gemeindefusionen, Kirchenschließungen und Kirchenumnutzungen,
212 Seiten, zwei farbige Bildteile,
mit DVD, Festeinband, 29,90 Euro Waxmann-Verlag, Münster


Ausstellung: Kirchenumnutzungen.

Fotografien von Stephan Sagurna,
vom 17.März bis zum 10. April
in der Kunstkirche Christ-König, Steinring 34 in Bochum

Ein weiterer Bericht folgt im nächsten Zeitraum.

Text: Zdena David

Krimidinner „Hochzeit in Schwarz“


Datum: Mittwoch, 30.03. 2011,
[Donnerstag, 28.04.2011, Samstag, 28.05.2011 und Samstag, 25.06.2011 jeweils um 19.00 Uhr]

Preis: 75,00 € pro Person

 

Ein Paar feiert Hochzeit. Einige Familienangehörige setzen alles daran, dem jungen Glück jede Menge Steine in den Weg zu legen. Und so trüben üble Verdächtigungen die Feier. Wie kam der Bräutigam, der sonst all sein Geld ver-spielt, so überraschend zu Reichtum? Welches Geheimnis verbirgt die mittellose Braut? Und warum lässt der sonst so zuverlässige Pfarrer so lange auf sich warten? Alle neu dazu stoßenden Hochzeitsgäste sind herzlich willkommen. Und keine Sorge, bei einer Hochzeit kann ja schließlich niemandem etwas zustoßen. Oder vielleicht doch?

Anmeldung: 0201 – 201 201, oder http://www.krimidinner.de
Vorverkauf an der Museumskasse, Mittwoch -Sonntag von 11.00-16.30 Uhr

Die Metropole und ihre Besucher

Nach einem wunderbaren Sommer erlebten die heimischen Regionen im letzten Jahr zusammen mit der Kulturhauptstadt einen starken Zuspruch. Sei es nun die klassische Städtereise oder der Jahresurlaub, die verschiedenen Regionen konnten so ein durchschnittliches Wachstum von 8,8 % verzeichnen.

War es vor wenigen Jahren noch schwer als Radfahrer oder klassischer Wanderer im Ruhrgebiet  ein Hotel zu finden, das darauf eingestellt war. So ist heute schon schwer ein Zimmer ohne Vorbestellung zu finden. Denn die entsprechenden Hotels in den Regionen sind meist sehr schnell ausgebucht. Bei den Städtereisen gibt es auch so etwas wie eine Neuorientierung und hiervon profitiert auch das Ruhrgebiet. Eine Region der man lange Jahre nur Ruß, Kohlenstaub, Hitze und eine kräftige Dunstglocke bescheinigt hatte, genau diese Region konnte im bundesweiten Vergleich mit zweistelligen Zuwachsraten glänzen. Und wer außer dem Ruhrgebiet könnte das wohl sein. Aus dem ehemaligen Schmelztiegel von Kohle und Stahl wurde im letzten Jahr mit Unterstützung der Kulturhauptstadt RUHR.2010, der Schmelztiegel der Kulturen.

Nun, wenn man in einer solchen Metropole lebt und arbeitet, dann gehören viele positiven und auch negativen Dinge die eine solche Metropole ausmachen  zur täglichen Betrachtungsfläche und treten nur dann in den Vordergrund, wenn Besucher mit einem ganz anderen Betrachtungswinkel auf die Menschen in der Metropole zu gehen.

In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war diese Region ausschließlich dafür da, den Rest der Republik mit Energie und Stahl zu versorgen. Als die Ressourcen dann so langsam zu Ende gingen, hat man dieser Region den sprichwörtlichen Tritt in den Hintern gegeben und fortan Global eingekauft. Von nun an hieß es hier, sterben der Montanindustrie mit allem was dazu gehört. Viele der Entscheidungsträger fielen umgehend in eine vorauseilende Lethargie und konnten noch nicht einmal den Besen in die Hand nehmen um den Kohlenstaub von den Straßen zu fegen.

Doch da waren noch so ein paar schillernde Vögel, so was wie Künstler und andere kulturbeflissene "ausse Kaue", die sich nicht unterkriegen ließen. Dazu gesellten sich ein paar kluge Köpfe die mit ihren Ideen in die verrückte Ecke gestellt wurden sich aber dennoch nicht beirren ließen. Sie schafften in den neunziger Jahren mit der IBA Emscherpark den Grundstock für den strukturellen Umbau. Zur Jahrtausendwende war einiges geschafft und vieles noch auf dem Weg. Doch die Besenhalter standen immer noch an der gleichen Stelle und hatten nichts besseres zu tun, als wieder einmal Lethargie zu verbreiten und die ganze Region gleich wieder in Kirchturmskreise aufzuteilen (auch Rosinenpicken genannt). Viele mußten darunter leiden, auch die Künstlerszene. Nun schafften es abermals ein paar kluge „Wirrköpfe“ einen weiteren Meilenstein vorweg in diese Region zu werfen, nämlich die Kulturhauptstadt. In den nächsten Jahren der Vorbereitung glaubte keiner so richtig bei diesem Begriff an etwas Positives. Die Protagonisten dieser Veranstaltung haben sich diesmal eine unschlagbare Verstärkung besorgt und zwar die 5,5 Millionen Einwohner dieser „Metropole“. Was, eine MetropoleRuhr so etwas gibt es doch garnicht sagten die Besenhalter und rührten sich nicht vom Fleck. Doch der dann folgenden Begeisterung der Menschen hatten auch sie nichts mehr entgegen zu setzen. Diese Begeisterung der Einwohner war vom ersten bis zum letzten Tag das tragende Gerüst (aus bestem heimischen Stahl).

Was hat das alles mit unseren Besuchern zu tun? Nun mit dieser Begeisterung wurden viele Neugierige angezogen und alle wollten sehen, was veranstalten die denn da? Viele von denen die dann kamen waren überrascht, denn Menschen und Region zeigten Kultur pur. Den Besuchern zeigte sich eine aufkeimende Kulturmetropole deren Vielfältigkeit und Qualität weltweit keinen Vergleich scheuen muß. So muß die Kultur nur auf die Besenhalter achten, denn die stehen immer noch oder schon wieder an den Ecken herum.

  

Doch dieses mal wird es schwieriger mit der Lethargie, denn nunmehr gibt es ein Zahlenwerk, das die positiven Ergebnisse unterstreicht. Jedes Bezirksparlament innerhalb der Metropole kann  sich die Zahlen ansehen und feststellen, was die vielen kleinen Maßnahmen im Zusammenspiel mit den wenigen großen Aktionen für die Besucher der Metropole war, nämlich ein derart positives Erlebnis das Viele noch genießen wollen.

  

Aber wie schaffen es die Bewohner der Metropole den Besenhaltern endlich Beine zu machen? Zuerst präsentiert man das Zahlenwerk und mit einem durchschnittlichen Zuwachs von über 13 % gegenüber dem Vorjahr hat man schon einmal eine solide Basis. Dieser Wert steigt in einigen Bezirken bis zu gut 30 % an und dieser Zuwachs an Besuchern sollte uns stolz machen und gleichzeitig anspornen die vielen Dinge anzugehen, die jetzt wiederum notwendig sind damit dies ein nachhaltiger Erfolg wird.

 

Dazu gehört ein einheitlicher Personennahverkehr nicht nur von West nach Ost (sprich RRX), sondern auch von Süd nach Nord, denn wer dies mit dem ÖPNV machen will, der hat in der gleichen Zeit mit dem ICE die Strecke nach Berlin zurück gelegt. Denn wenn sich hier die sieben  großen Gesellschaften zu einmal zwei Gesellschaften (KÖR = Bogestra, HCR, Vestische, DW21) und (VIA = DVG, EVAG, MVG) zusammen finden und darüber noch der VRR thront, dann ist klar am Mechtenberg ist die alte und neue Grenze. Dies ist alles, aber sicherlich nicht Besucher freundlich. Doch hier stehen sie wieder die Besenhalter und anstatt die Schienen zu fegen wird erstmal wieder das gemacht was man am Besten kann „Ausbremsen“! Doch das dies nicht die einzige „Baustelle“ ist, das ist all denen klar, die sich täglich via Blechlawine durch die Metropole bewegen. Ach und da werden die Besenhalter auf einmal ganz wach und haben grandiose Ideen. Wir brauchen einfach noch ein paar mehr und breitere Autobahnen, dann läßt sich die Lawine in den Griff bekommen. Da stellt sich die Frage; wo empfangen wir dann zukünftig unsere Gäste, auf der Autobahnraststätte?

 

Abba las ma, wenze mitte Bahn drei Stunden brauchs um innet Theater zu kommen, so brauchse mit dat Auto nur zweieinhalb, dat is doch wat newa!

 

Kritischer wird es nur dann, wenn unsere Besucher nach einem anstrengenden Kulturtag sich zur Ruhe betten wollen, da fehlt es vorne und hinten. Es gibt da gleich ein paar Stimmen, die meinen wir brauchen als Erstes ein paar Fünf-Sterne-Nachtlager. Nur den meisten Besuchern wäre ein gemütliches Familienhotel viel lieber und davon fehlen in der Metropole eine weit größere Zahl. Denn Kulturmetropole heißt schließlich, das Menschen aufeinander zugehen können, miteinander "nen Pilsken"  trinken und nicht im Luxus-Glas-Kasten alleine an der Bar sitzen.

 

Also geben wir unseren Besuchern, das was sie sich wünschen, ein kleines Stück unseres Lebensgefühls!

 

Glück Auf

 

Will Rumi

 

Von der Burg zum Residenzschloss (Hohen)- Limburg im Wandel der Zeit


Datum: Mittwoch, 30.03.2011 um 18.00 Uhr- ca. 20.15 Uhr

Preis: 10,00 € pro Person

 

Das eindrucksvolle Bauwerk auf dem Schleipenberg hat schon viel erlebt. Von den Wirren und Fehden, die auf die Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert im Jahre 1225 folgten, über die Auseinandersetzungen im 30-jährigen Krieg bis hin zum Verlust der Souveränität – die Limburg war oft in die Geschehnisse einbezogen und sie hinterließen ihre Spuren. Dabei gab es sowohl freudige Ereignisse wie die Erhebung zur Residenz, die Bautätigkeiten auslöste, als auch Wunden wie den Blitzschlag, der 1811 den Bergfried traf. In dieser Veranstaltung wird der Kunsthistoriker Michael Eckhoff Ihnen die wechselvolle Geschichte von Burg und Schloss Hohenlimburg mit einem einführenden Vortrag und einer spannenden Führung vor Augen führen.

 

Anmeldung erfolderlich, VHS Hagen: 02331/ 207 3622
Kurs: R 1013

 

Kammermusikkonzert „Voyage, Voyage“

Kammermusikkonzert „Voyage, Voyage“

Datum: Sonntag, 27.03.2011 um 11.00 Uhr

Ort: Fürstensaal

Preis: 14,00 € pro Person

 

Das Duo Imaginaire nimmt seine Zuhörer auf eine musikalische Reise durch Europa mit: Beginnend in unseren Gefilden werden Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ in den Klangfarben von Harfe und Klarinette zu hören sein. Über England (Paul Reade) und die Niederlande (Carlos Micháns) geht die Reise nach Südeuropa. Serge Lancens „Duo concertant“ führt nach Frankreich, von wo es mit Enrique Granados „Tonadillas“ nach Spanien weitergeht. Die Reise endet in Italien bei Gioacchino Rossini, dessen Cavatine „Di piacer mi balza il cor“ das Konzert abrundet.

SPD und politische Kämpfer? Niemals

[jpg] Auf der "Insel der Glückseligen" gibt es wie überall auch Parteien. Sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Na ja, die Personen sehen schon unterschiedlich aus, ist doch klar. Aber sonst ist man sich in  allem einig und tut lediglich so als wenn es politische Unterschiede gibt.

Wenn ich im Ennepetaler Rathaus bei den Ausschüssen sitze und "verträumt" dem Harmonie trunkenen Treiben zuhöre und zusehe, denke ich, warum gehen wir jetzt nicht alle ganz gemütlich in das nächste Cafe. Dort könnten wir von der Oma, dem Opa plaudern und  uns sonstige Geschichten erzählen und alle wären glücklich. Wenn ich nicht immer einen Artikel über die Politik in Ennepetal schreiben müsste. Gott sei Dank tun mir die Ratsmitglieder und die 14 Millionen Truppe allesamt den Gefallen und mühen sich um eine gute Story für mich. Sie haben mich noch nie enttäuscht.

Wie das ein guter Journalist und Blogger tut, installiert er sich dementsprechende Ticker und treibt sich in den sozialen Netzwerken rum um die News  auf den Desktop zu bekommen.
Auf der Ennepetaler SPD Site fand ich einen Artikel von Kathrin Sicks mit dem Titel:

 "Frauenförderung statt Gleichstellung in Ennepetal – Falscher Ansatz mit schlechter Umsetzung" 

Ich habe den Artikel zweimal gelesen, weil ich es nicht glauben wollte. Ich meine es ist ok, wir haben am 8. März 2011 den 100sten Jahrestag des internationalen Frauentages der UN gehabt. In Ennepetal gingen die Uhren immer schon etwas anders. Aber dass in einem  Ennepetal der Faupels, Rauleffs oder Freys eine Frau etwas über Frauenpolitik schreibt, hätte ich nicht gedacht. Ich könnte mir vorstellen, dass diese gestandenen Politiker es als Blasphemie auslegen könnten und Kathrin Sicks gedanklich auf dem Milsper Markt vom Citymanagement öffentlich verbrennen lassen könnten. Trotzdem würde ich diesen Artikel voll und ganz unterschreiben.

In Ennepetal wo Frauen in der Politik nur rhetorische Fragen stellen dürfen, die zwar notiert aber dann in einem Wurmloch der Stadtverwaltung verschwinden, da  tritt Frau Sicks kämpferisch für die Rechte der Frau ein und legt messerscharf die Verfehlungen der Frauenpolitik in Ennepetal dar. Auch diese Pseudoveranstaltung im Mehrgenerationenhaus legt sie als das dar, was sie ist, ein Rückschritt auf dem Weg zur Gleichstellung  von Mann und Frau. Töpfern, Wände bemalen, Filzen, sich mal wieder schön machen oder Knete selber machen, alle diese  Aktivitäten gehören in den Bereich 3K (Küche, Kinder und Kosmetik). Es mutet irgendwie an, als wenn wir Jungs den Frauen wieder Taschengeld zuweisen wollten, konkret, die Geschäftsfähigkeit entziehen wollten. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Frauen und das so wie ich gehört habe, auch noch von Frauen.

Frau Sicks hat aber eines übersehen. Die SPD war ein ganzes Stück weit im Rathaus an der Macht.

In Ennepetal hat man immer Wert darauf gelegt den politischen Gegner in die Verantwortung mit einzubeziehen auch die SPD. So wurde in der Frauenpolitik nur das gemacht, was gesetzlich vorgeschrieben war, nur die Umsetzung ist recht schwach. Also langsam mit den Pferden.

Und so war es nicht verwunderlich, dass die Kommunalwahl mit einem hohen Grad an Frauenfeindlichkeit von der CDU mit Duldung der anderen Parteien eröffnet wurde.

Schaut man das Rathaus der 14 Millionen Truppe an, so erkennt man unschwer, sämtliche Führungspositionen bis runter auf Fachbereichsebene sind nur den Männern vorbehalten – und das seit Jahren. Auf Abteilungs- und Gruppenleiterebene werden sicher einige Frauen vorhanden sein, ich denke aber eher weniger. Auf Sachbearbeiterebene wird es sicher dann eine nennenswerte Quote von Frauen geben. Ennepetal hat zwar eine Gleichstellungsbeauftragte, diese Frau wird sicher  eine Alibifrau sein.

Tja so ist das auf dieser Insel.

Wo sind die an anderen Orten angestoßenen Diskussionen über Gewalt, Karriere, Familie und Beruf, Armutsrisiko bei Frauen, Alleinerziehende Frauen oder Frauen in der Politik?

Selbst für einen Mann ist das peinlich wie Frauenpolitik in Ennepetal betrieben wird – nämlich überhaupt nicht wirklich. Es geht nicht mehr, wie Frau Sicks richtig erkannt hat  um die ach so schwachen Frauen, es geht um die gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen. Und das nicht nur weil die Gesellschaft auf einmal vor Mitleid die Frauen entdeckt hat. Vielmehr ist es eine Forderung aus allen Bereichen der gesellschaftlichen Sparten endlich das umzusetzen, was politisch seit Jahren gefordert wird. Und diese Forderung will man sogar nun  mit einer Quote erreichen. Die Bundeskanzlerin hat der Quote zwar eine Absage gegeben ( Wenn man oben ist braucht man auch keine Quote mehr), letztendlich kann sie aber mit ihrer CDU die Quote nicht mehr verhindern. Es ist zu einer Frage der Vernunft geworden und duldet keinen Aufschub mehr.

Die Telekom führt inzwischen die Frauenquote ein, zwar erst 30% in den Führungspositionen, aber immerhin. Wenn die Politik ihren Führungsanspruch nicht verlieren will, sollte sie schnellstens eigene Ideen und Konzepte vorlegen. Die Diskussion verläuft im Moment ganz anders als es der konservativen Politik, und da gehört auch die SPD dazu,  lieb ist. Man könnte es auf zwei Kernsätze zuspitzen: Wenn Frauen in den Führungspositionen sind, werden auch Frauen gefördert und einstellt. Es ist dann das was es sein sollte, eine Selbstverständlichkeit. Und wenn Männer den Vorteil durch die Frauenquote sehen, werden die Frauen nicht mehr wegzudenken sein. Dann werden auch endlich die vielen Untersuchungen bewiesen, die besagen, es gibt nur Vorteile auf allen Ebenen wo Frauen ihren Anteil haben.
Wem sagen die Namen  Philippe Juvin, Raül Romeva i Rueda, Marc Tarabella etwas? Niemanden etwas ?

Inzwischen haben sich auch Männer emanzipiert und sitzen mit den Frauen auf Augenhöhe an einem Tisch um die Probleme zu lösen die sich durch noch nicht vorhandene Gleichstellung von Frau und Mann ergeben. In Strasbourg und an anderen Orten eine Normalität und alltägliche Notwendigkeit.

Und was machen wir danach mit Faupel, Rauleff und Frey und all den fosilen Unverbesserlichen? Es sind immerhin gestandene Männer in deren Umfeld die Luft Adrenalin geschwängert ist. Nun, sie werden wie so viele ihrer Vorgänger mit der Geschichte verschwinden und nicht erwähnt werden. Und dann wird Ennepetal eine moderne Stadt sein wo man die heutige Zeit nicht verstehen kann.

Was bleibt?

Frauen haben die gleichen Rechte wie Männer und sollten sich daher ohne Schuldkomplexe einer Karriere widmen können. Es ist nicht annehmbar, dass sich Frauen entscheiden müssen, ob sie lieber Direktorin oder Mutter werden wollen. Warum gibt es in der Gesellschaft eine Sichtweise, dass Frauen "unangenehme Arbeitnehmer" sind, oder eine zweite Wahl darstellen oder es Risiken in sich birgt sie einzustellen? Ganz einfach: weil die Verantwortung für die Familie nicht von den Männern mitgetragen wird. (Edite Estrela, Portugal)

So, nun schminckt euch mal schön am 12. März ihr Mädchen und Frauen im Mehrgenerationenhaus von Ennepetal, Papa holt euch auch abends wieder ab, wenn er von der Arbeit kommt. Und bringt nicht wieder diese selbstgetöpferten Tassen mit.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal.