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Sperrung der Ausfahrten W-Oberbarmen – wegen IKEA-Mehrverkehr?

IKEA Foto: (c) Linde Arndt

IKEA Foto: (c) Linde Arndt

[Wuppertal] IKEA: Fährst Du noch oder stehst Du schon?
Mitte August genehmigte die Bezirksregierung Düsseldorf den Flächennutzungsplan zur Ansiedlung von IKEA in W-Nord – auf der grünen Wiese am Wuppertaler Stadtrand!
Versehen wurde dies mit einem brisanten Hinweis der Genehmigungsbehörde, auf den jetzt die Kreisgruppe Wuppertal im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie die Bürgerinitiative EnergiE zum Leben – auch in W-Nord (E-W-Nord) hinweisen.

Sperrung der Ausfahrten W-Oberbarmen – wegen IKEA-Mehrverkehr

Angesichts des Mehr-Verkehrsaufkommens zieht die Bezirksregierung die Sperrung der beiden Ausfahrten Wuppertal-Oberbarmen in Betracht, falls es der Stadt nicht gelinge, gemeinsam mit den Landesbehörden (z. B. Straßen.NRW) die zu erwartenden erheblichen Verkehrsprobleme an diesen Ausfahrten zu lösen.

Da die Bezirksregierung „nur“ die relativ abstrakte FNP-Änderung zu genehmigen hat, den Bebauungsplan mit den Plänen für die konkrete Problemlösung aber nicht, ist dieser „Warnschuss“ besonders ernst zu nehmen.

Die verkehrsplanerischen Probleme sehen auch BUND und E-W-Nord.
Erkennbar ist, dass eine Sperrung der beiden Autobahnausfahrten weite Kreise ziehen und nicht nur die Menschen im direkten Umfeld, sondern auch Nächstebrecker Gewerbe- und Industriegebiete beeinträchtigen werden. Auch IKEA-Kundenströme nutzen dann dafür nicht ausreichende Nebenstraßen – verbunden mit zusätzlicher Stau-, Lärm- und Abgasbelastung,

Wie „lösen“ das die Wuppertaler Entscheidungsträger bei der Planung und Genehmigung?
Der Vorhabenträger wurde umgehend telefonisch informiert, dass der Bau beginnen kann. Dann wurde die Baugenehmigung erteilt und am 09.09.2015 öffentlich bekanntgemacht. Von der Abstimmung der weiteren Detailplanung haben die Betroffenen vor Ort, anders als vielleicht der Vorhabenträger IKEA, nichts mitbekommen.
Steuerung? Fehlanzeige!

Was macht der Vorhabenträger IKEA daraus?
Er bereitet das Baufeld vor, beauftragt die (auswärtigen) Baumfäller, die mit schwerem Gerät anrollen und loslegen. Inzwischen wurden mehrere tausend Quadratmeter Wald gefällt – meist nach Einbruch der Dämmerung.

EXKURS: Dilettantische Planung, z.B. Döppersberg-Umbau und B7-Sperrung

Man lässt es darauf ankommen und die Bürger*innen mit den Folgen im Unklaren!
Die wegen der Döppersberg-Großbaustelle erfolgte B7-Sperrung führt seither zu Staus im Großraum W-Elberfeld – mit Umsatzeinbußen im Einzelhandel und Wohnungskündigungen entlang der Umleitungsstraßen. Klarkommen müssen die Betroffenen damit alleine!

IKEA in W-Nord: Ausfahrten-Sperrung wegen von Anfang an bekannter Bedenken

Daraus könnte man lernen. Übertragen auf die Detail-Planung und Umsetzung von IKEA in W-Nord heißt das: Der Verkehrsbringer IKEA sprengt den Verkehrsknotenpunkt Schmiedestraße in W-Nord – und was unternimmt die Stadt dagegen? Nichts!

Annahmen: Kundenströme lt. Vorhabenträger und Parameter lt. Gutachter

Die Kundenströme für das Gutachten stellte der Vorhabenträger und die Parameter für die Simulation der Verkehrsgutachter bei –
aber trifft dies wirklich die Gemengelage vor Ort?
Über 80% der IKEA-Kundenströme sollen über die Autobahn kommen und zum Teil nur zu 1% über die Nebenstraßen. Diese Annahme des Investors wurde und wird bezweifelt!
Bei Sperrung der A46-Ausfahrten W-Oberbarmen passt das erst recht nicht mehr!
Das Problem: die alten Zubringerstraßen Mollenkotten, Schmiedestraße, Eichenhofer Weg und Obere Wittener Str. / Schmiedestraße sowie die drei im Nahbereich liegenden Spann-Beton-Autobahnbrücken sind allesamt Nadelöhre und z.T. ohne sichere Wege für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer*innen! Sicherheit und Barrierefreiheit? Fehlanzeige!

Paradox!

Der Verkehrsbringer IKEA soll in unmittelbarer Nähe der Autobahnausfahrt W-Oberbarmen angesiedelt werden. Deren Sperrung droht aber nun wegen eben dieses Verkehrsbringers! Geht das dann dort nicht? Doch, sicher. Sicher???
Gegen die Leistungsfähigkeit in W-Nord bestanden von Beginn an erhebliche Bedenken! Zur verkehrsplanerisch weiter ungelösten Machbarkeit kommt, dass die Ansiedlung auf unversiegeltem Gelände am Stadtrand erfolgen soll, dafür traditionelle Natur und Biotopverbünde zerstört würden und die dortige Verkehrs- und Entwässerungs-Infrastruktur nicht verlässlich ausbaubar ist!

ACHTUNG: KOSTENFALLE für die Wuppertaler*innen!

Die Kosten von mehreren Mio. EURO für das am Stadtrand neu angelegte Regenrückhaltebecken zahlen die Wuppertaler Bürger*innen über Gebühren.
(Oberflächenwasser floss bisher über Teich, Tümpel und Meine ab – kostenfrei per natürlichem Wasserregime!)
Das gilt ebenso für zukünftige Instandhaltungskosten der neu angelegten Infrastruktur.

 

Hier ist die Genehmigung der Flächennutzungsplan-Änderung.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Imke Heymann trifft den Wuppertaler OB Peter Jung zum Gedankenaustausch

 

Die gemeinsame Bürgermeisterkandidatin von CDU, FDP, FWE und Bündnis 90 / Die Grünen Imke Heymann war für einen Gedankenaustausch zu Gast bei Peter Jung, dem Vorsitzenden des Städtetages Nordrhein-Westfalen und Oberbürgermeister von Wuppertal.

Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jund [CDU] und Imke Heymann  Foto: © D. Heymann

Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jund [CDU] und Imke Heymann Foto: © D. Heymann

So wurden die Probleme des stationären Einzelhandels in beiden Städten thematisiert. Hier stellte Peter Jung das OCW Projekt (Online City Wuppertal) vor – ein Marktplatz im Internet, wo der stationäre Handel in Wuppertal sich gebündelt präsentiert. Lieferung am gleichen Tag und problemlose Abwicklung von Retouren direkt in den Läden seien hier wichtige Erfolgsfaktoren. Die Online City Wuppertal ist ein Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundes und wird durch den Bund gefördert und soll dazu dienen die Gräben zwischen Online- und Offline-Handel zu überwinden.

„Das Projekt ist sehr erfolgreich angelaufen und zeigt deutlich, dass man auch mal etwas Neues wagen muss, wenn man weiter kommen will. Die OCW zeigt sehr eindrucksvoll, dass Onlinehandel und stationärer Handel sich nicht ausschließen, sondern einander hervorragend ergänzen können. Der stationäre Handel ist unter Druck und muss seine Stärken bewusst ausspielen, um bestehen zu können. Gerade für Ennepetal kann das ein guter Weg sein, um Geschäfte zu stärken, die auf Grund der aktuell zu geringen Kundenfrequenz in eine Schieflage geraten. Ob Ennepetal allein in der Lage ist, ein ausreichend großes, regionales Angebot aufzustellen muss geprüft werden – aber auch hier lohnt es sich über die Stadtgrenzen zu schauen und mit den Nachbarstädten zusammen zu arbeiten. Wenn das Angebot und der Service stimmen, bin ich davon überzeugt, dass es uns gelingen wird, die Ennepetaler zu überzeugen, diese Angebote auch zu nutzen!“, so Imke Heymann.

Interessant war der Austausch zwischen Imke Heymann und Peter Jung auch vor dem Hintergrund, dass Peter Jung auch aus der Wirtschaft und nicht aus der Verwaltung heraus kandidiert hat. Gerade das Wissen, die Denkweise und die Erfahrungen aus der Wirtschaft seien für die Amtsführung ein echter Vorteil gewesen.

Verwaltungswissen ist in einer Verwaltung vorhanden – frische Impulse und Sichtweisen, die Fähigkeit zu begeistern, die Menschen auf dem Weg mitzunehmen und die Befähigung und Bereitschaft voran zu gehen sind hier gefragt.

Bei Ernährung sollte man ganz sensibel entscheiden

[jpg] Der Vorgang ist eigentlich ganz einfach zu beschreiben. Ein Wuppertaler Caterer, der auch die Ennepetaler Kitas und Ganztagsschulen beliefert, soll verschimmelte Lebensmittel und Lebensmittel bei denen das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist verarbeitet haben.

 

Über 400 Essen lieferte diese Firma aus Wuppertal Tag für Tag in die Einrichtungen der Stadt Ennepetal. Als dieser Vorgang ruchbar wurde, reagierte die Stadt Ennepetal sofort und sprach dem Caterer eine fristlose Kündigung aus.

Bis zu den Ferien will die Stadt Ennepetal improvisieren und das Essen in den eigenen Küchen ihrer Einrichtungen selber machen. Parallel wird man sich um einen neuen Caterer kümmern wollen, so die Stadt.

ernaehrungJetzt könnte man sich beruhigt zurück lehnen, den Kindern und sich selber ein paar schöne Ferientage wünschen und abwarten welcher Caterer nach den Ferien das Essen für unsere Kinder bringt. Es sind ja nur Kinder, die verdienen ja noch kein Geld, haben also noch keine Rechte, so könnte man meinen.

Falls der Wuppertaler Caterer wirklich verdorbene oder abgelaufene Lebensmittel eingesetzt hat, ergibt sich die Frage, wie konnte es dazu kommen? Nun, in allen diesen Fällen ist es die Kontrollfunktion die in diesem sensiblen Bereich nur unzureichend war genommen wird und wurde. In der Regel war es, wie in allen anderen Lebensmittelskandalen, der Zufall der zu der Entdeckung dieses widerlichen Vorgangs führte. Hier war es die Sendung des investigativen Journalisten Günter Wallfraff, die zu einer dementsprechende Reaktion im Ennepetaler Rathaus führte. Es bleiben jedoch viele Fragen an Stadt, Politik, Personal der Kitas und Eltern, hinsichtlich des Verhaltens in diesem Zusammenhang.

Wir gehen zurück und erinnern uns an unsere Aufzeichnungen, als die Aussprache über die Verpflegung für Kitas und OGGS stattfand. Die Ausschussmitglieder hatten nur ein Kriterium, den Preis. Es waren mehrere Angebote eingeholt worden und der „billigste“ sollte den Zuschlag bekommen. In der Ausschusssitzung konnte man den Eindruck gewinnen, es könnte auch noch „billiger“ sein. Fragen nach einer ausgewogenen, gesunden oder reichhaltigen Ernährung wurden nicht gestellt.

Zum Allgemeinwissen gehört jedoch, dass Gerichte um 2,– bis 3,– Euro meist aus Lebensmitteln bestehen, die einen geringen Nährwert haben. Zumindest ausgewogen kann und sollte man sie nicht nennen. Fatal wird es jedoch wenn diese Gerichte Kindern gereicht werden, die ja noch in der Wachstumsphase sind. Bis zum 18. Lebensjahr gilt ein erhöhter Energiebedarf aber auch an Mikro-Nährstoffen, wie Mineralien, Vitaminen oder sekundären Pflanzenstoffen, wobei abwechslungsreiche und gemischte Kost vorherrschen sollte. Dies alles setzt einen sehr sensiblen Umgang in der Küche voraus. Der Nährwert eines Gerichtes tendiert gegen Null wenn die Zutaten nicht schonend und sachgemäß verarbeitet werden, ein alter Hut.

 

Ein Beispiel: Der Nährwert eines knackigen Salates beträgt bei der Ernte 100% nach einer Woche beträgt der Nährwert nur noch 30%, die Nährstoffe des Salates haben sich schlicht verflüchtigt.

Sorgfalt beim Essen wäre angebracht   </br> Foto: (c) Linde Arndt

Sorgfalt beim Essen wäre angebracht Foto: (c) Linde Arndt

Eine Großküche oder ein Caterer kann hochwertige Speisen nur bedingt zu diesem Preis kochen, und wenn, so zahlt er drauf. Also muss er diesen Preis, in der Sendung wird über 2,10 Euro gesprochen, woanders ausgleichen um Gewinn zu machen. Und das geht nur über die Qualität der Waren und des Personals.

Jetzt wären die Entscheidungen der Stadt Ennepetal nicht so schlimm gewesen wenn man engmaschige Kontrollen eingeführt hätte. Damit hätte man das Risiko zumindest minimiert. Einfach davon auszugehen, die Kinder werden sich schon melden wenn was nicht in Ordnung ist, ist nicht nachvollziehbar. Eltern und Erzieher hätten auch etwas bemerken müssen, denn einige Kinder hatten schon am Essen gemäkelt, so wie es unserer Redaktion mitgeteilt wurde. Dies hätte man sicher ernster nehmen müssen. So wie unsere Recherche ergab, gab es viele Signale von den Kindern, den man aber nicht nachgegangen ist. Ein schmackhaftes Essen kann auch mit Glutamat angereichert worden sein und muss nicht zwangsläufig ein gesundes Essen sein.

Was kann und sollte man machen. Dieser Vorgang stellt eine Zäsur aber auch eine Chance dar und sollte dahin gehend auch wahrgenommen werden, indem nicht nur ein neuer „billiger“ Caterer gesucht wird. Denkbar ist eine Initiative der Stadt Ennepetal eine Gemeinschaftsküche des Südkreises zu initiieren. Portionen würden sicher genug herauskommen um einen Betrieb in Selbstregie zu führen.

Und wenn eine neue Initiative für einen neuen Caterer gestartet wird, so sollten sich unbedingt Kinder/Jugendliche, Eltern, ErzieherInnen, Politik und Verwaltung in einem Entscheiderkreis zusammensetzen – Verantwortung für Kinder sollte gelebt werden können. Denn Verwaltung und Politik waren ja mit dieser Entscheidung offensichtlich überfordert.

Der Fraktionsvorsitzende Güzel Albayrak von der Partei „Die Linke“ war da mit seinem Vorschlag nicht so weit weg von einer optimalen Lösung. Nur der Stadtrat wollte keine weitere Erörterung. Falscher Mann und falsche Partei?

Das Märkische Gymnasium in Schwelm hat es sich bei der Suche nach einem Caterer für seine neue Mensa nicht leicht gemacht. Eltern, Schüler, Stadtverwaltung machten sich auf die Suche um einen Caterer für die Mensa zu finden. Herausgekommen ist ein Caterer der sehr eng mit den Eltern und den Schülern zusammenarbeitet. Kurze Reaktionszeiten bei Problemen mit dem Essen, Eltern haben sich in einen Förderkreis für die Essensausgabe eingesetzt. Es geht also auch anders und besser. Und der Caterer? Er macht mit diesem System Gewinn und hat ein ruhiges Gewissen.

Bleibt zu hoffen, dass Ennepetal daraus gelernt hat und Verwaltung, Politik, ErzieherInnen und Eltern jetzt verantwortungsvoll handeln. Denn es geht, wie übrigens immer, um die schwächsten in unserer Gesellschaft – hier um Kinder.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Lang Lang Konzert in Wuppertal endete mit standing ovation

 

Historische Stadthalle Wuppertal mit dem roten Klavier von Klavierfestival-Ruhr  Foto: Archiv EN-Mosaik

Das rote Klavier von Klavierfestival-Ruhr vor der Historischen Stadthalle Wuppertal Foto: Archiv EN-Mosaik

[jpg] Lang Lang ist ohne Zweifel ein begnadeter Pianist – und das weltweit. Die historische Wuppertaler Stadthalle bildete einen festlichen Rahmen für das Klavierkonzert des chinesischen Meisterpianisten Lang Lang. Veranstalter war die Stiftung Klavier-Festival Ruhr, weltweit inzwischen das wichtigste Klavierfestival.

Nun muss man anmerken, dass der Pianist Lang Lang bei jedem Kunstkenner eine gewisse Erwartungshaltung auslöst. Denn Lang Lang gehört zu einer neuen Generation von Pianisten, die voller innerer und äußerer Gefühle ihre Virtuosität zeigen. Hört und schaut man Lang Lang zu, so eröffnet sich ein Drama welches sich aus den dargebotenen Stücken ergibt. Die durchweg schwierigen Stücke erscheinen bei Lang Lang als „leichte Kost“, wobei Lang Lang immer den Respekt vor jedem Stück erkennen lässt und es mit großer Hingabe wieder gibt. Er nimmt jedes Thema ernst, taucht ein und badet in den Noten, wobei er nicht vergisst seine persönlichen Grenzen der Interpretation in diesem Stück auszuloten. So kündigte der Veranstalter Professor Franz Xaver Ohnesorg auf Wunsch von Lang Lang eine kleine Programmänderung an, indem die „Jahreszeiten“ von Tschaikowsky als erstes aufgeführt werden sollten.

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Lang Lang spielte am Freitagabend (24. April) erstmals in der Historischen Stadthalle Wuppertal (Foto: KFR/Mark Wohlrab)

Moment, die Jahreszeiten und Tschaikowsky? Ja richtig, nicht Vivaldis, die sicherlich bekannteren Jahreszeiten, sondern „Die Jahreszeiten“ Tschaikowskys op. 37b standen auf dem Programm. 12 Monate voller Charme und Poesie wusste Lang Lang darzubieten. Gefühlvoll nahm er seine Zuhörer mit auf eine Wanderschaft durch das Jahr. Der behagliche Wintermonat im Januar am Kamin, das erste Lied der Lerche im März über die Barkarole im Juni, die Besinnlichkeit des Herbstes im Oktober bis hin zu Weihnachten im Dezember. Lang Lang wusste das „innere Auge“ der Zuhörer mit den Farben zu füllen, die Tschaikowsky mit seiner musikalischen Lyrik eingefallen sind.

Eine reizvolle und wundervolle Erweiterung dieses Konzertes stellte dann das „italienische Konzert“ von Bach BWV 971 dar. Hohes pianistisches Niveau, gepaart mit einer Leidenschaft die  schon eine weite Sicht in die Persönlichkeit Lang Lang zu lässt. Waren bei Tschaikowsky noch die tragenden russischen erzählerischen Elemente wesentliche Bestandteile, so wurde hier mehr die Leichtigkeit der italienischen Erzählweise hörbar. Lang Lang verstand es immer wieder die gefühlvollen Gegensätze, die Bachs reiche Formensprache mit sich bringt, darzubringen. Er lebt in den Konzerten mit seiner einfühlsamen Hand und feinem pianistischem Gespür.

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Lang Lang bei seinem Auftritt in der Historischen Stadthalle Wuppertal (Foto: KFR/Mark Wohlrab)

Seine ganze Virtuosität konnte Lang Lang nach der Pause mit den Scherzi 1 bis 4 von Frédéric Chopin ausspielen. Diese Stücke stellen schon eine besondere Herausforderung an jeden Pianisten dar. Lang Lang nun mit schnellen Läufen, dann wieder  hastiges teils disharmonisches Spiel, dieses wieder schnell wechselnd zu harmonischem Spiel; verharrend,  um sich dann von der Harmonik weg reissend und eintauchend in eine Spannung ohne Gleichen zu begeben. Schlussendlich endete das Konzert mit einem furiosen Schlussakkord, der alle Besucher von den Stühlen riss.

Niemand konnte sich den Gefühlen entziehen, die Lang Lang mit seinem Konzert heraufbeschworen hatte. Blumensträuße wurden überreicht und der Applaus hielt so lange an, bis Lang Lang nach der ersten Zugabe – ein Auszug aus Robert Schumanns „Davidsbündlertänzen“ –  zumindest eine zweite Zugabe spielte. Als hätte es Lang Lang geahnt, schwärmerisches flüstern im Saal, als Lang Lang Wolfgang Amadeus Mozarts „Rondo alla Turca“ KV 331 durch den Saal klingen lies.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal-Elberfeld

Heute – Einige wenige Last-Minute-Tickets für Lang Lang erhältlich

[Essen, 23. April 2015]

Chinesischer Star-Pianist spielt heute in der Historischen Stadthalle Wuppertal

Die Fans von Lang Lang können sich freuen: Für den Auftritt des chinesischen Star-Pianisten (Fr. 24. April, 20 Uhr) beim Klavier-Festival Ruhr sind noch einige wenige Last-Minute-Tickets erhältlich. Für seinen Solo-Abend in der Historischen Stadthalle Wuppertal hat der Künstler ein Programm ausgewählt, das vom Italienischen Konzert von Johann Sebastian Bach über Die Jahreszeiten von Peter Iljitsch Tschaikowsky zu den vier Scherzi von Frédéric Chopin führt.

Lang Lang Foto: (c) Harald Hoffmann

Lang Lang Foto: (c) Harald Hoffmann

Buchungen sind möglich über die Tickethotline (01806 – 500 80 3), über die bekannten Vorverkaufsstellen oder direkt und platzgenau im Internet (www.klavierfestival.de).

Sein Debüt beim Klavier-Festival Ruhr gab der damals 20-jährige Lang Lang bereits 2003 in Bochum. Die enge Verbindung des Künstlers zum renommierten Pianistentreffen ist seither nie abgerissen. Inzwischen gilt er als Mega-Star und als Phänomen unter den Pianisten. Er ist ein Künstler, der durch seine singuläre Aura Millionen von Menschen begeistert. Seine Karriere von seiner Kindheit in China verlief zum Curtis Institute in den USA bis hin zu seinem internationalen Durchbruch in der Carnegie-Hall im Jahr 2001.

In den vergangenen Jahren ist Lang Lang unter anderem mit der Heavy-Metal-Band Metallica und mit der Jazz-Legende Herbie Hancock aufgetreten – so auch beim Klavier-Festival Ruhr. Vor allem aber hat sich Lang Lang seine eigene Begeisterungsfähigkeit erhalten. Mit der ehrlichen Entdeckerfreude, mit der er als Kind die Musik Liszts durch die „Tom und Jerry“-Zeichentrickfilme kennen lernte, widmet er sich nunmehr der Musik von Mozart, Tschaikowsky oder Chopin.

 

Camille Pissarro als Fußnote? Um Gottes Willen. Nein!

 

Pissaro-Ausstellung im von-der-Heydt-Museum Wuppertal  Foto: Linde Arndt

Pissaro-Ausstellung im von-der-Heydt-Museum Wuppertal Foto: Linde Arndt

[jpg] Das Leben kann  manchmal furchtbar mitspielen. Camille Pissarro, einer der ganz großen der Impressionisten, bekommt eine Ausstellung im von der Heydt-Museum in Wuppertal. Das von der Heydt-Museum führt Pissarro in dieser Ausstellung als „Vater des Impressionismus“. Vater in vielerlei Hinsicht, sowohl menschlich als auch künstlerisch.

Es ist der vierte Impressionist. Nach August Renoir, Claude Monet und Alfred Sisley nun die Ausstellung Camille Pissarro.

 Dr. Gerhard Finckh bei der Pressekonferenz zur Pissaro-ausstellung  Foto: Linde Arndt

Dr. Gerhard Finckh [links] bei der Pressekonferenz zur Pissaro-Ausstellung
Foto: Linde Arndt

Pissaro war der älteste in der vorgenannten Gruppe, zu der noch Paul Cézanne gehörte. Er war jedoch nicht Vater im Sinne eines Patriarchen mit entsprechender Dominanz. Vielmehr war er ein väterlicher Freund, der mit seiner Lebenserfahrung und Persönlichkeit anderen, den Künstlerkollegen, zur Seite stand. Gefunden haben sich die Künstler in der damaligen Schule von Barbizon bei Fontainebleau, die auch von Jean-Baptiste-Camille Corot besucht wurde. Es war die Schule für Landschaftsmaler schlechthin, außerhalb des akademischen Lehrbetriebs. Claude Monet mit seinem Bild „Impression, Sonnenaufgang“ (1872), gab damit der neuen Stilrichtung seinen Namen. Da die Künstler um Camille Pissaro keine akademische Ausbildung hatten, wurden sie auch von dem Pariser Salon, der damals führenden Ausstellungsmöglichkeit, zurück gewiesen. Camille Pissaro lies sich dadurch nicht entmutigen, und organisierte mit der Gruppe eine eigene Ausstellungsmöglichkeit im Atelier des Pariser Fotografen Nadar. Diese Ausstellung fand jedoch in Paris ein negatives Echo, das Publikum sprach von Schmierereien und verließ schimpfend die Ausstellung. Die ausgestellten Bilder wurden von der Presse als unfertig eingestuft und die Künstler als Impressionisten verspottet. Pissaro hatte nur 130 Franc auf dieser Ausstellung umgesetzt. Zu wenig um seine Familie zu ernähren.

Aber er hatte ja noch die Gruppe ,die sich gegenseitig inspirierte und sich weiter entwickelte. So sympathisierte Pissarro zeitweilig mit den Anarchisten, die die hierarchischen, gesellschaftlichen Strukturen in der Gesellschaft ablehnten. Künstlerisch machte er Ausflüge zum Pointillismus, einer Farben- und Formenlehre, die eine durchkomponierte Malweise erforderte.

Immer war der Dialog mit der vor genannten Künstlergruppe ein wichtiges Element in seinem Leben. Auch menschlich war Pissarro der Gruppe zu getan. Van Gogh der damals unter schweren Depressionen litt, besorgte er den Arzt der ihm half die Depressionen zu überwinden. Gut und gerne kann man sagen, er war eine Größe sowohl in menschlicher als auch künstlerischer Hinsicht.

Die Dreyfus´ Affäre 1894, die ganz Frankreich damals erschütterte, brachte auch Camille Pissarro aus dem Tritt. Alfred Dreyfus wurde mit dubiosen und gefälschten Beweisen wegen Landesverrates verurteilt. Da Alfred Dreifus  Jude war, setzten kurz nach dem Urteil in Frankreich Angriffe, gegen alles was jüdisch war, ein. Der offen ausgebrochene Antisemitismus entzweite die französische Republik. Und Pissarro? Pissarro war Jude und verlor von einem Tag auf den anderen seine Freunde, die danach nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Er, der einer der führenden französischen Impressionisten war, der dem Impressionismus die maßgeblichen Impulse gegeben hatte, er stand auf einmal alleine da. Freunde wechselnden die Straßenseite und grüßten nicht mehr. Unverständlich ist für heutige Begriffe, wenn dann 1937 in einem Standardwerk „Meisterwerke französischer Impressionisten“ von Karl Scheffler, Camille Pissarro nur in einer Fußnote erscheint. Glücklicherweise gab und gibt es ja nicht nur Antisemiten auf der Welt.

1892 erlebte Camille Pissarro trotz allem noch seinen Durchbruch bei dem Kunsthändler Durand-Ruel. Es waren die US-Amerikaner die Gefallen an den Impressionisten gefunden hatten und die nicht genug von diesen Werken bekommen konnten.

Man kann jedoch sagen, es muss eine spannende Zeit gewesen sein, die Stoff für viele Gesellschaftsromane liefern würde. Menschliche Höhen und Tiefen eingeschlossen.

 

Die künstlerischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge aufzuarbeiten und dies in einer Ausstellung sichtbar zu machen ist dem Kurator und Direktor Dr. Gerhard Finckh gut gelungen.


So wird der Besucher anhand von 170 Werken, wovon rund 120 von Pissarro sind, durch die damalige Zeit geführt. Die gegenseitige Inspiration der Künstler werden sichtbar gemacht und darüber hinaus in den geschichtlichen Kontext gesetzt. Paris wurde durch den Stadtplaner Georges Haussmann zu einer Metropole umgestaltet, die bis heute noch Bestand hat. Die damalige Pariser Weltausstellung erregte die Gemüter positiv. Und die industrielle Revolution brachte dementsprechende gesellschaftliche Umwälzungen. Eine durchaus spannende Zeit des Aufbruchs. Zu jeder Zeit waren die Künstler stille Beobachter der neuen Zeit.

Diesen Spannungsbogen und die künstlerischen Veränderungen aufzuzeigen, wird diese Ausstellung im von der Heydt Museum jederzeit gerecht.

Und so schreibt Dr. Gerhard Finckh zu dieser Ausstellung am Schluss: „ Abgesehen von den betörenden Werken Pissarros sehen Sie hier auch die großartigen Werke von Courbet, Corot, Cézanne, Manet, Monet, Gauguin, van Gogh und anderen Künstlern dieser aufregenden Epoche.“

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal


Montmartre bei Nacht Foto: Linde Arndt

Camille Pissaro / Boulevard Montmartre bei Nacht
(ca. 1897) The National Gallery London Foto: Linde Arndt

Pissarro – Der Vater des Impressionismus
Eine Ausstellung:

Bis zum 22.2.2015

Öffnungszeiten:

DI+MI 11-18 Uhr
DO+FR 11-20 Uhr
SA+SO 10-18 Uhr
MO geschlossen

 

Eintrittspreise:

12,–€ pro Persone
10,–€ ermäßigt
24,–€ Familienkarte

öffentliche Führungen Plus 4,–€ zum Eintrittspreis

Adresse:
von der Heydt Museum
Turmhof 8
42103 Wuppertal

Tel.: 0202/563-6231

 

Anreise mit der DB:

Das Von der Heydt-Museum Wuppertal liegt in der Fußgängerzone des Stadtteils Elberfeld und ist vom Hauptbahnhof (DB, S-Bahn) in weniger als 5 Minuten zu Fuß zu erreichen.

 

Anreise mit dem Auto:

Von der A 46 die Abfahrten W-Katernberg oder W-Elberfeld wählen. Dem Parkleitsystem Richtung Zentrum Hofaue folgen (siehe Karte)

Weitere Informationen über das Internet: http://vdh.netgate1.net/index.html

Außerdem eine Ausstellungsseite: http://www.pissarro-ausstellung.de/

12. Jazzmeeting: Jazz-Frauen im Fux

Die weibliche Seite des Jazz

[jpg] Jazz ist im Südkreis etwas seltenes, exotisches. Obwohl, ich habe den Landrat Dr. Arnim Brux schon mal mit seinem Saxophon in Aktion gesehen. Alle Achtung.
Wer, wie viele, ab und an mal eine gute Jazzsession hören will muss sich schon auf den Weg machen. Als Elberfelder muss ich nicht lange warten, bieten sich doch einige Lokalitäten an. In diesem Zusammenhang möchte ich auf das „12. Jazzmeeting im Fux“ im ehemaligen Fuchspark, Westfalenweg 90, 42111 Wuppertal verweisen. Ist ganz leicht zu finden, denn der Fernmeldeturm Hainstraße befindet sich direkt gegenüber.

12. Wuppertaler Jazzmeeting am 25. und 26. 10.

Das Wuppertaler Jazzmeeting Nerija . New Standardsmacht das Dutzend voll. Am 25./26. Oktober 2014 findet es zum 12. Mal statt und geht dabei neue Wege.
Neu ist nicht nur die Erweiterung des Festivals auf 2 Tage, neu ist auch der Veranstaltungsort, das FUX (ehemalige Fuchspark..d.Red.) am Westfalenweg 90 in Wuppertal Elberfeld.
Das Jazzmeeting widmet sich dieses Jahr unter dem Motto „Jazz – Frauen“ der weiblichen Seite des Jazz im Bergischen Land.

Am Samstag, den 25.10. begrüßen wir ab 19.00 Uhr:
– Die Wuppertaler Sängerin Anna Luca mit ihrer Band Small Friendly Giant
– Die Wuppertaler Saxofonistin Marie Christine Schröck mit ihrem neuen Trio
– Die Wuppertaler Bassistin Inga Eichler mit ihrem englischen Frauen-Septett Nerija
– Die Solinger Band Son De La Goutte mit der Sängerin Lucy Karashigo

Am Sonntagvormittag ab 11.00 Uhr verspricht eine Jazz – Matinee mit zwei hochinteressanten und sehr unterschiedlichen Gästen ein ebenfalls spannendes Doppelkonzert zu werden:
– Die Wuppertaler Sopranistin Anika Boos mit ihrer Band Almrausch
– Die Kölner Pianistin Laia Genc und ihr Trio Liaison Tonique

Neben guter Musik wird natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt sein, so dass einem „lecker Festival“ nichts im Wege steht.

Zu den Bands:

  • Nerija

Sheila Maurice-Grey – Trompete
Rosie Turton – Posaune
Cassie Kinoshi – Altsaxophon
Nubya Garcia – Tenorsaxophon
Shirley Tetteh – Gitarre
Inga Eichler – Bass
Lizy Exell – Schlagzeug

  • Marie-Christine Schröck-Trio

Marie-Christine Schröck: Tenorsaxophon, Sopransaxophon,
Komposition/Arrangement
Jörn Dodt: Bass
Sebastian Bauer: Schlagzeug

  •  Small Friendly Giant 

Anna.Luca – Gesang, Komposition
Roman Babik – Klavier, Arrangement
Sebastian Räther – Bass
Yonga Sun – Schlagzeug

  •  son de la goutte

Lucy Karashigo l-voc, keys
Bo Zaky l-voc, perc
Philip Mancarella keys
Aleks Buzina guitar, b-voc
Sid Karashigo bass
GB Alex drums

  • Almrausch 

Annika Boos – Gesang
Oliver Körner – Klarinette
Edouard Barlerin – Trompete
Tobias Sünder – Bassposaune
Benjamin Schlie – Akkordeon
Jaime Velascu – Gitarre
Markus Rosensträter – Technik

  • Liaison Tonique

Laia Genc – Piano
Markus Braun – Bass
Etienne Nillesen – Schlagzeug

Quelle: Tillmann Braune, „openSky e.V. zur Förderung der Musikkultur in Wuppertal“
Bildrechte bei den dargestellten Personen.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal

Jochen Stücke. Ein Künstler, als Wanderer zwischen Raum und Zeit.

v.l.: Jochen Stücke, Kuratorin, Finck  Foto: Linde Arndt

v.l.: Jochen Stücke, Kuratorin Dr. Beate Eickhoff, Dr. Gerhard Finck Foto: Linde Arndt

 [jpg] Es ist faszinierend wenn man mit seiner Fantasie Zeit und Raum überwinden kann. H. G. Wells Roman „The Time Machine „ beschrieb eine Zeitreise in eine Zeit in der die gesellschaftlichen Unterschiede größer nicht sein könnten. Faszinierend war hierbei, die Zeitmaschine bleibt an einer Stelle stehen und befördert den Insassen durch die Zeit. Eine Fiktion? Albert Einsteins Annahmen einer änderbaren Raumzeit bewies in der Neuzeit die Möglichkeit einer Zeitreise, jedoch wüsste man nicht wie man diese Maschine bauen sollte.

Nun, diese Fiktion kann Wirklichkeit werden durch einen Geist der die eigene Fantasie und Kreativität anzuwenden weiß.

Jochen Stücke ist ein Mensch, der sich die Metropole Paris ausgesucht hat und diese Metropole immer wieder neu entdeckt. Paris übte seit jeher auf jeden Betrachter eine Faszination ohne Gleichen aus. Und wer sich darüber hinaus, wie Jochen Stücke, von der Stadt noch einfangen ließ, dem geriet diese Stadt zum Feld seiner eigenen Fantasie. Paris ist die europäische Metropole der Neuzeit schlechthin „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ wurden in Paris zuerst gedacht, nicht in den USA, wie viele heute meinen. Der soziale Gedanke des Staates hat bis heute seinen festen Platz in der französischen Republik in Paris. Gesellschaftliche Umwerfungen wurden zuerst in Paris vor gedacht und von Paris ging das Fanal der Freiheit über Europa in die ganze Welt. Die europäische Metropole Paris ist voll an Geschichte die uns an jeder Ecke und auf jedem Straßenkilometer entgegenkommt. Die großzügigen Straßen, Parks oder die Anordnungen der Quartiere (Arrondissements) wurden von Napoléon III. und seinem genialen Stadtplaner Georges-Eugène Haussmann im 19. Jahrhundert umgesetzt. Daneben existieren noch die alten verwinkelten Gassen mit ihren Cafés, Bars oder Brasserien. Auf diesen Straßen, in diesen Gassen und in diesen Häusern lebt die Vergangenheit noch nach. Die Rue de l’Echiquier, Rue Bonaparte (damalige Rue des Petits Augustins) , Rue Molière (damalige Rue Traversière) und die Rue du Faubourg Poissonière, waren Stationen des deutschen Dichters Heinrich Heine. Heines Umgang war Balzac, George Sand, Delacroix, Berlioz und viele andere.

Ausstellung Jochen Stücke im von der Heydt Museum  Foto: Linde Arndt

Ausstellung Jochen Stücke im von der Heydt Museum Foto: Linde Arndt

Jochen Stücke erkennt Paris in seinen fiktiven Gängen, ihm kommen die Personen aus den verschiedenen Zeiten entgegen. Danton kann sich mit Zola oder Berlioz unterhalten, wobei der heutige Präsident der Republik Hollande oder Ex-Präsident Sarkozy sich dazu gesellen könnten.

 

So schreibt Jochen Stücke:

 „Paris überblicken? Ich gehe durch Bilder, Texte, Straßen, Jahre und komme nicht an. Sage ich Balzac muss ich auch Rodin sagen, sage ich Rodin, ist Zola zur Stelle. Diese Stadt ist ihre immerwährende Fortsetzung, ohne Geschichte, in endloser Gegenwart.“

 

So hat das „von der Heydt Museum“ die Exponate in sechs Themenbereiche mit 110 Werken verwoben.

  •     Aragon/Géricault

  •     Emile   Zola „Das Werk“

  •     Notre  Dame

  •     Kunst  und Literatur

  •     Nocturne,  Paricon

  •     Revolution

 

So erkennt man in Jochen Stücke den Meister der Radierungen, Lithografien aber auch den Zeichner. Am eindrucksvollsten sind für mich die Werke aus dem Themenkomplex der Revolution. Der viel zu große Hut Napoleons mit dem er einerseits mit dem Kopf durch die Wand geht und andererseits seine geistige Größe dokumentiert. Auf unsere heutige Zeit bezogen, können wir vielen unserer Politiker sehen deren geistige Größe die Größe Napoleons nicht übersteigen. Im Gegenteil.

Oder die Aufbruchstimmung des 5. Oktober 1789,  als Marktweiber und 20.000 Nationalgardisten König Ludwig XVI nach Paris führten wobei die Nationalversammlung ihm folgt, um die Beschlüsse über die Aufhebung des Feudalsystems durch den König anerkennen zu lassen. Oder Jean-Paul Marat, ein Hitzkopf und ein angesehener Abgeordneter des Nationalkonvents. Ein schwer kranker Mann zum Ende seiner Lebenszeit, der von Charlotte Corday ermordet wurde. Der Tanz, mehr Totentanz vor der Badewanne, ist der Tanz der Revolutionsanhänger mit unterschiedlichen Ausrichtungen.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal

 

 

Ausstellung vom 16. September 2014 – 22. Februar 2015 im Von der Heydt-Museum

Titel: Pariser Album

Öffentliche Führungen:
„Jochen Stücke“

Kosten 14 € inkl. Eintritt

Samstag, 25. Oktober, 14 Uhr

Sonntag, 9. November, 12 Uhr

Samstag, 22. November, 14 Uhr

Samstag, 24. Januar, 14 Uhr

Samstag, 14. Februar, 14 Uhr

 

Öffnungszeiten:

AUSSTELLUNG SAMMLUNG „Von 1900 bis heute“ und JOCHEN STÜCKE

DI-SO 11-18 Uhr

DO 11-20 Uhr

MO geschlossen

Jeden ersten Donnerstag, 17-20 Uhr, ist der Eintritt in die Ausstellung der Sammlung frei

Adresse:

von der Heydt Museum

 Turmhof 8

D-42103 Wuppertal

Tel.: +49(0)202/563-6231

Wie peinlich eine Weltfirma wie IKEA sein kann

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IKEA-Logo Foto: Linde Arndt

[jpg] Es sollte ja nur eine Informationsveranstaltung werden. Und so waren alle gespannt, was die Stadt Wuppertal und die Firma IKEA am 4. Nov. 2013  alles aufbieten würde. Denn das ganze Investitionsobjekt ist durch die Bezirksregierung Düsseldorf und vorher schon durch die Staatskanzlei NRW Düsseldorf im Grunde abgelehnt worden.

Im Vorfeld versuchte die Stadt Wuppertal diese Ablehnung in den Bereich der politischen „Spielchen“ abzudrängen. IKEA brachte eine Klage vor dem Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg ins Spiel. Und weil Wuppertal so „klamm“ ist, will IKEA der Stadt bei der Klage finanziell unter die Arme greifen – so hört man.

Die immer wieder auftauchenden Meldungen der beiden ungleichen Partner waren und sind inzwischen nicht nur untauglich sondern auch als peinlich einzuordnen. Hier eine Großstadt Wuppertal mit immerhin 340.000 Einwohner und dort ein Unternehmen IKEA mit weltweit 27 Mrd. Euro Umsatz ( nach eigenen Angaben 2012 ), für Deutschland wurden knapp 4 Mrd. gemeldet. Da ist nichts mehr drin außer ein Rückzugsgefecht. Beide sind nicht in der Lage einen gewollten Schlussstrich zu ziehen oder einen Neuanfang zu inszenieren.

Im Gemeindesaal „Hottenstein“ hatte man belegte Brötchen, Krapfen, Kaffee und Wasser auf Tischen aufgestellt. Es sollte eine gewisse freundliche Stimmung aufkommen. Nur, statt der üblichen über 100 Besucher kamen mal gerade 40 Besucher. Der Saal war mit Stellwänden dekoriert auf denen verschiedene Zeichnungen des IKEA Projekts dem interessierten Besucher zur Verfügung standen. Höflich waren die Nächstebrecker und harrten der Dinge die da kommen sollten.

Christel Simon (CDU)  Foto: © Linde Arndt

Christel Simon (CDU) Foto: © Linde Arndt

Die Oberbarmer Bürgermeisterin, Christel Simon (CDU), stand etwas verloren im Saal und stellte die einzelnen Personen der Stadt und der Firma IKEA vor, die die Bürger informieren sollten.
Von der Stadt Wuppertal war Jochen Braun (Leiter Bauen und Wohnen) anwesend um zu informieren.

Man habe an der Schmiedestrasse einige Umbauten vor genommen oder ein Teich soll für Amphibien angelegt werden. Den Amphibien wird man nach Fertigstellung des Teiches beim Umzug helfen. So die Seite Stadt und IKEA.

Aber wer wollte das wissen? Wie gesagt, die Bürger waren höflich interessiert. Es ist alles gelaufen. Alles? Nein nicht alles für die Bürger aus Wuppertal-Nord. Denn, wer bezahlt die Rechnung für den Schaden der durch dieses unselige Projekt entstanden ist.
Es sind berechtigte Fragen die von Seiten der Stadt beantwortet werden sollten:

  • Die angekündigte Klage gegen die Bezirksregierung, wird dieser ein Erfolg eingeräumt? Wenn ja, wie hoch? Und wer prüft?
  • Wie hoch werden die Kosten für diese Klage veranschlagt?
  • Aus welchem Etat wird die Klage bezahlt?
  • Wieso plant die Stadt Wuppertal weiter, obwohl ein Planungsstopp und eine Unterlassungsverfügung vorliegen?
  • Wer zahlt die Personal- und Sachkosten?
  • Wie wird dieses Verhalten begründet
  • Es wird eine Klage gegen diese Entscheidung ausgefertigt. Ist es da nicht zweckmäßig den Ausgang der Klage, die ja immerhin 2 Jahre dauern kann, abzuwarten?
  • Wie hoch sind die Kosten, die durch die fehlende Pacht der Ausstellungsgesellschaft Eigenheim&Garten auftreten?
  • Wie werden diese fehlenden Einnahmen kompensiert?

Braun  Foto: © Linde Arndt

Jochen Braun [Stadt Wuppertal] Foto: © Linde Arndt

Es sind viele Fragen, die der Verein den Vertretern der Stadtverwaltung, der Politik und den Vertretern der Firma IKEA stellt. Und es sind berechtigte Fragen. Wenn man bedenkt, dass die gleiche Stadtverwaltung Wuppertal ohne Problem die laufenden Kosten für Schulen oder Schwimmbäder nicht tragen kann, Reparaturen am städtischen Gebäudebestand und den Straßen unterlässt und das Schauspielhaus nicht mehr aufrecht erhalten kann. So ist auf der anderen Seite die Frage nach den Kosten und der Verantwortlichkeit für solch einen Verwaltungsakt angebracht. Zunehmend wird diese Frage von verantwortungsbewussten Bürgern in Stuttgart, Hamburg und jetzt auch in Wuppertal gestellt. Mit Recht? Ja. Denn der Bürger ist der Souverän. Nach Artikel 20 unseres Grundgesetzes heißt es „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“. Die Stadt Wuppertal hat sich mit IKEA zusammen ein Recht heraus genommen, was ihnen nicht zu stand. Die Bürger in Wuppertal Nord haben sich die Macht wieder zurück geholt. Der Rat und die Stadtverwaltung haben den Volkssouverän einfach ignoriert. Und das sollte man in einer Demokratie nicht tun.

In der Zeit dieses Streites hatten die Bürger immer konstruktiv an der IKEA Investition mit gearbeitet. Nur was nutzt dies alles wenn ein Dialog zwischen dem Volkssouverän und seiner Verwaltung einfach zurück gewiesen wird.

Der Kampf IKEA ist sicher zu ende. Tatsächlich steht ein neuer Streit ins Haus mit dem Asphaltmischwerk AM-NRW in Wuppertal-Nord. Asphalt und Bitumen stehen unter dem Verdacht krebserregend zu sein. Es liegt nahe, dass sich  die Bewohner den bei der Verarbeitung von Asphalt entstehenden beißenden Dämpfen und dem Krebsrisiko nicht aussetzen wollen.



Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal