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Ennepetaler Mogelpackungen en gros & en détail

Foto: (c) Linde Arndt

Integriertes Handlungskonzept „Innenstadt im Wandel“ Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Wer von Rat und Verwaltung der Stadt Ennepetal etwas erwartet, wird immer wieder enttäuscht. Die Ennepetaler Probleme sind eigentlich lösbar, nur wenn die Mehrheit der Ennepetaler keine Erwartungen mehr hat, fallen die vorhandenen Probleme niemanden mehr auf.
EN-Mosaik fasst einmal die letzten Tage des politischen Ennepetaler Alltags zusammen. Wobei wir nur Beispielthemen anführen, die nicht in der zeitlichen Reihenfolge stattfanden, aber die derzeitigen Ennepetaler Probleme gut darstellen.

Integriertes Handlungskonzept „Innenstadt im Wandel“

Fade war die Abschlussveranstaltung. Die fehlenden Mikrofone brachten die gerade einmal rund 10 Teilnehmer! (Der Rest waren Politiker, städtisches Personal und Presse) dazu, sich akustisch nicht zu verstehen. Ennepetal versucht zum dritten male die Stadt neu zu ordnen. 2001 waren es die Leitbilder, 2008/2009 war es der Stadtumbau West und jetzt, 2015, das Integrierte Handlungskonzept. Jedes mal versuchte Ennepetal einen Mix von Fremd- und Eigenfinanzierung – vergeblich. 2001 und 2008 wurde keine der in langwierigen Gesprächen erarbeiteten Zielvorstellungen in die Tat umgesetzt. Konzeptionell wusste man nie etwas richtig Ganzes aus einem Guss vorzuweisen, immer war es ein willkürliches Geschubse von Immobilien ohne Ergebnis.

Auch diesesmal konnte man die Ergebnisse am 29. April kaum als Konzept einordnen, geschweige mit einem Integrierten Handlungskonzept benennen. Es war mehr ein Sammelsurium von Ankündigungen ohne Zielvorstellung. Man wollte Ennepetal mal aufräumen. Da ein Stockwerk drauf gesetzt, dort ein paar Blümchen gepflanzt und ein paar Häuser mit einer neuen Funktion belegt und fertig ist das Konzept. Es war eine seelenlose Planung, die den Menschen außen vor ließ.
Um aber die Fördertöpfe, Förderung mit EU-Mitteln EFRE/ESF, „Stadtumbau West“, „Soziale Stadt“, anzuzapfen, verlangt der Fördergeber bestimmte Regeln – auch für Ennepetal.
10 Ennepetaler kann man ja wohl nicht als Teilhabe der Bevölkerung bezeichnen. Und wenn bei der Diskussion eine Journalistin sich besonders hervortun musste, damit überhaupt etwas inhaltlich gesagt werden konnte, ist dieses Konzept als fragwürdig einzuordnen.
Wo waren die gesellschaftlichen Gruppen aus den sozialen, sportlichen, bürgerlichen, kulturellen oder sonstigen Bereichen, die sich beteiligen wollten? Wo waren Förderer oder Sponsoren die sich einzubringen versprachen? Konzepte der Integration, meinetwegen der Sprachintegration von Flüchtlingen und Migranten, suchte man vergebens. Außer dem Grünen Jürgen Hoffmann stellte man die Abwesenheit der Politik fest. Ist sich die Politik zu fein um mit dem einfachen Ennepetaler zu sprechen. Den Verkehrsverein, eine tragende Säule in jeder Kommune suchte man vergebens. Anita Schöneberg (SPD) die Vorsitzende konnte aus Urlaubsgründen nicht kommen. Nur ein Verkehrsverein ist keine One-Man-Show, also wo war der Stellvertreter?
Die Präsentation war ja recht schön, nur konnte sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass weder eine „soziale Stadt“ definiert wurde noch gebietsbezogene Aussagen von einer gesamtstädtischen Perspektive dargestellt wurden.
Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, Ennepetal will eine Innenstadt nur auf der sprachlichen Ebene.
Und die Stadtteile/Quartiere? Hier sollen Leitbilder erarbeitet werden und sie sollen die zeitliche Vorgabe 2030 haben. Gut das wir darüber geredet haben.
Und wieder ist es der Politik und der Verwaltung der Stadt Ennepetal nicht gelungen eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Wie auch, wenn die Buchhalter das sagen haben.

Haus – Ennepetal

Nachdem der Rat und die Stadtverwaltung der Stadt Ennepetal sich neue Brillen besorgt hatten, stellte man mit Entsetzen fest: Haus – Ennepetal befindet sich in einem erbarmungswürdigen Zustand (EN-Mosaik berichtete vor Jahren). So richtig klar war die Konsequenz jedoch nicht,  Abriss oder Sanierung. Die CDU stellte darauf hin einen Antrag, einmal prüfen zu lassen wie viel die Stadt investieren müsste um Haus – Ennepetal in einen Zustand zu versetzen, so dass die bauliche Substanz des Hauses mit gut bezeichnet werden kann. Und falls das nicht umzusetzen ist, wie viel ein Abriss kosten würde.
Sofort wurde das Thema von der SPD aufgenommen und zerredet. Abriss nein, so die SPD, koste es was es wolle. Eine unselige Debatte entstand, auf deren Höhepunkt der Architekt Dipl.-Ing. Peter Stiller eine Schätzung über 10-15 Milionen Euro für die Sanierung des Hauses abgab. Nicht unerwähnt sollte bleiben die Nähe zur Stadt die der angesprochene Dipl.-Ing. Peter Stiller hat.

In 2009 festgestellte Schäden am Haus Ennepetal (s. auch http://en-mosaik.de/nach-5-jahren-sollte-man-bilanzieren-konnen/  Fotos:(c) Linde Arndt

In 2009 bereits festgestellte Schäden am Haus Ennepetal Fotos:(c) Linde Arndt

Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist doch, was will Ennepetal mit dem Haus anfangen? Ein weiter so, hat die Konsequenz von jährlichen Verlusten von mehreren hunderttausend Euro. Haus-Ennepetal sollte aber zumindest ein Ergebnis vorweisen, wonach sich das Haus tragen kann. Dazu müsste aber in mehreren Bereichen investiert werden, Haustechnik, Energieeffizienz oder Barrierefreiheit stehen auf der Liste ganz oben. Die Räumlichkeiten einschl. dem großen Saal haben sicherlich keine nennenswerten Auslastungen mit Erlösen. Also, erwarten kann man ein gut ausgestattetes Schulungs- und Eventcenter für den Südkreis. Personell müsste ein Manager her, kein Kämmerer oder Verwaltungsbeamter, sondern ein leistungsorientiert arbeitender Manager mit dementsprechender Vernetzung.
Und was macht die Politik und die Verwaltung? Sie arbeiten das Haus – Ennepetal ohne klares Nutzungskonzept mit 15 Millionen Euro in das integrierte Handlungskonzept ein. Unmöglich.

Flüchtlinge, Asylanten und die Integration
Da beantragen die Grünen im September 2014 ein kurzfristiges Konzept für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen. Ende April 2015 wird dieser Antrag ohne Beschlussantrag in den Sozialausschuss eingebracht. Ein dreiviertel Jahr schlummerte dieser Antrag in irgendeinem Schreibtisch und kein Konzept. Der Antrag beinhaltet klare Vorgaben indem die Grünen auf das Konzept der Stadt Lünen verweist. Hätte die Stadt Ennepetal das Lünener Konzept nicht als Blaupause nehmen können? Ein Anpassungsscript an Ennepetaler Verhältnisse und Möglichkeiten und fertig ist das Konzept. Bei 15 Seiten ist das kein großer Zeitaufwand, zur Not kann man auch noch die Kollegen der Stadt Lünen konsultieren. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden.
Im Sozialausschuss der Stadt Ennepetal tat man sich schwer einen Antrag zu formulieren. Heraus kam der Antrag auf einen Antrag für die Ausstellung eines Konzeptes. Da konnte einem schon der Atem stocken.
Rund 1 Millionen Flüchtlinge stehen an der nordafrikanischen Küste und wollen nach Europa. Die Mittelmeerländer werden letztendlich den Teufel tun und die Dublin Verträge einhalten und werden die Flüchtlinge durchlassen. Das ist zwar nicht solidarisch. Aber, handelt die EU solidarisch (So die Frage der Mittelmeerländer)? Die Mittelmeerländer fühlen sich im Stich gelassen. Das bedeutet Deutschland kann von heute auf morgen tausende von Flüchtlinge ohne Pässe und mit unbekannter Herkunft bekommen. Ob dann wohl die Zeit für lange Debatten um Konzepte eingeplant werden kann? Wohl kaum.
Aus der Erfahrung anderer Städte weiß man, dass ein unzureichendes Integrationskonzept zu sozialen Unruhen führt. Rat und Stadtverwaltung scheinen dieses Problem aussitzen zu wollen.

Schulreform und Gebäudemangement

Als die Schule Hasperbach geschlossen werden musste, zeigten die damaligen Zahlen auf die gesamte Schullandschaft und stellten viele Schulen vor eine Entscheidung der Schließung, die der Rat und die Stadtverwaltung nicht treffen wollten. Rat und Stadtverwaltung retteten sich über die Zeit, indem sie mit dem Instrument des Teilstandortes „spielten“.  Alternativen wollte man nicht sehen, die Stadt Ennepetal, Politik und Verwaltung, steckten die Köpfe in den Sand.
Und dann ging es Schlag auf Schlag, da wurden Gebäude hin und her „geschoben“, dabei wurde allen ganz schwindelig. Die katholische Grundschule (KGS) im Harkortgebäude kam kurzerhand dabei unter die Räder und wurde nach Rüggeberg verlegt, also am Rande der Stadt. Das darauf folgende Bürgerbegehren brachte über 6.000 Unterschriften gegen diesen Ratsbeschluss. Ein eindrucksvolles Zeugnis eines Bürgerwillens gegen Rat und Stadtverwaltung. FWE und SPD wollten sich jedoch mit dem Bürgerwillen nicht abfinden und versuchten das Bürgerbegehren formal als ungültig darzustellen. Was allerdings misslang. Jetzt trauten sich die beiden Parteien aber auch nicht einen Bürgerentscheid einzuleiten und lenkten ein.

links Harkortschule - rechts Rüggeberger Schule  Fotocollage: (c) Linde Arndt

links Harkortschule – rechts Rüggeberger Schule Fotocollage: (c) Linde Arndt

An diesem Bürgerbegehren konnte man schon ablesen, dass der Rat und die Stadtverwaltung nicht unbedingt die Interessen der Bürger vertritt. Selektive Wahrnehmung konnte man FWE und SPD bescheinigen.
Und jetzt haben wir viele, viele Schulgebäude, eine Musikschule ohne richtige Heimat und einen Rat mit der Stadtverwaltung der mit der Situation überfordert ist – wie mit vielen Dingen.

Swap Geschäfte und der Bundesgerichtshof

Mit Urteil vom 28. April 2015 hat der XI.Zivilsenat (XI ZR 378/13) des Bundesgerichtshof das Berufungsurteil (I-9 U 101/12) des OLG Düsseldorf aufgehoben und an das Berufungsgericht zurück überwiesen. EN-Mosaik hat den Tenor dieses Urteils angesehen. Jetzt einmal abgesehen davon, dass es vor dem OLG Düsseldorf um die Verpflichtung zur Aufklärung und Beratung der Banken geht, kann man aus den Urteilen auch klar herauslesen:
Der Rat und die Stadtverwaltung haben nicht das Wohl der Stadt Ennepetal im Blick gehabt, man kann gut sagen, er hat sich von seiner Gier leiten lassen. In der Vorlage 38/2006 vom Februar 2006 für den Hauptausschuss spielte die Stadtverwaltung das Risiko der Swap Verträge herunter und stellte Erträge die aus den Swap Verträgen an gedacht waren in den Vordergrund. Erst im letzten Absatz machte sie so nebenbei auf ein Risiko aufmerksam, welches aber weit weg gewiesen wurde. Die Vorlage deutet nicht auf ein Beratungsdefizit durch die Bank hin, eher auf eine herbeigeschriebene Selbsttäuschung. Das der Stadtrat diesen Geschäften jedoch zugestimmt hat und dieses Geschäft nicht unterbunden hat, ist dabei nicht nachzuvollziehen. Es kann doch nicht sein, dass Rat und Stadtverwaltung annahm die damalige West LB wäre ein Sozialinstitut. So naiv würde nicht einmal ein Förderschüler denken.
Inwieweit der Kämmerer zu dem Schluss kommt, das BGH Urteil würde die West LB (EAA) zu einem Vergleich führen, ist nach Prüfung der unserer Redaktion vorliegenden Unterlagen schleierhaft. Der XI. Senat wurde in seiner Bewertung des Sachverhaltes nur auf den anfänglichen negativen Marktwert der Swap Verträge und deren Aufklärung durch die Bank hingewiesen, nicht aber auf die Komplexität der Verträge.
Hier scheint wie überall eine Aussprache über den Begriff Sorgfalt anzustehen.

Berlet & Bahnhof Ennepetal/Gevelsberg & AÖR/SBE

Es sind die drei Meisterstücke von Stadtrat und Verwaltung. Letztendlich hat die Stadt Ennepetal hier Millionen verbrannt mit fragwürdigen Vorteilen. Alleine die drei Meisterstücke sollten keinen Eurocent kosten, immer wieder ließ der Stadtrat ohne Rückfrage Steuergelder in die drei Projekte fließen.
Zur Verantwortung wurde bisher keiner gezogen, weder auf der politischen noch auf der Verwaltungsebene.

Berlet(Plan) - Bahnhof - AÖR  Fotocollage: (c) Linde Arndt

Berlet(Plan) – Bahnhof – AÖR Fotocollage: (c) Linde Arndt

Konsequenzen und Perspektiven

Wie man die Vorgänge in Ennepetal auch immer bewerten will, immer wieder stößt man auf eine nicht vorhandene Sachkompetenz, Sorglosigkeit, Gedankenlosigkeit, Oberflächlichkeit bis hin zu Schlampigkeit. Womit nicht ausgeschlossen ist, dass es auch verantwortungsbewusstes Personal gibt, nur sind die in der Minderheit oder gehören nicht zu den Entscheidern.
Der Stadtrat übt nur eine mäßige Kontrollfunktion aus, ja, sogar die politischen Vorgaben werden so schwammig formuliert, dass für die Verwaltung sehr viel Interpretationspielraum vorhanden ist. Die Verwaltung kann dann machen was sie will, und der Stadtrat duckt sich weg. Wohin das führt, konnte unsere Redaktion im Zusammenhang mit dem AÖR SBE mit Entsetzen registrieren.
Was bleibt? Es müssten endlich einmal politische und in der Verwaltung personelle Konsequenzen gezogen werden. Kurz, es müssten „Köpfe rollen“. Ob das die derzeitigen Bürgermeister Kandidatinnen können, kann man getrost bezweifeln. Die Arbeit im Rat müsste straffer geführt werden. Es kann nicht sein, dass Ausschussmitglieder über etwas abstimmen wovon sie keine Ahnung haben, der Gruppenzwang sie aber zur Abstimmung treibt. So mogeln sich alle in der Stadt durch.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Nichts hören, Nichts sehen, Nichts sagen will das der Rat in Ennepetal?

[jpg] Es ist schon ein lustiger Verein unser Rat und unsere Stadtverwaltung mit unserem kompetenten Bürgermeister. Da haben wir einen Haushalt der sämtliche "Tücken" des Haushaltsrechts offenbart und es besteht für jeden ernsthaften Menschen, der einigermaßen etwas von Finanzen versteht, Gesprächs- und Handlungsbedarf.  Und was passiert? Nichts.

Da "tingeln" drei Bürgermeister der CDU, zwei ehemalige und ein im Amt befindlicher,  in Düsseldorf herum und verkaufen uns das irgendwie über die neue Verlautbarungsseite der CDU als Wahrnehmung von Interessen der Stadt Ennepetal.

Der schon einmal gescheiterte Ennepetaler "Stadtumbau West" Antrag wurde durch unseren "heiß geliebten und kompetenten" Bürgermeister W. Wiggenhagen (parteilos !!!!) der Landtagspräsidentin  Regina van Dinther (CDU) vorgestellt. Vorgestellt? Wahrscheinlich  wurde er der Landtagspräsidentin in die Hand gedrückt und Michael Eckhardt (parteilos!!!!) hat geknipst. Was soll das? Da wird suggeriert was so nicht stimmig ist. Das Bild wurde übrigens im Foyer aufgenommen, die Landtagspräsidentin war da sicher gerade auf dem Sprung. Vorstellung? Und im übrigen,haben wir das Geld für den Eigenanteil der anfällt, würde der Antrag durchgehen?

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Mangelnde Transparenz im Rathaus, Bürger außen vor?

[jpg]  Als wir 1989 die "Wiedervereinigung" hatten, die ehemalige DDR abgewickelt war, stand als einziges Versprechen, die Schaffung der so genannten "blühenden Landschaften".

Formal war die DDR der BRD beigetreten, so dass keine neue Verfassung zur Abstimmung dem Volk vorgelegt werden musste. Der industrielle Sektor der ehemaligen DDR wurde abgewickelt, es entstand ein Markt von weiteren rund 16 Millionen Konsumenten die westdeutsche Produkte nachfragten. In Folge stieg die Arbeitslosigkeit auf teilweise über 50% in dem nunmehr genannten Gebiet Ost.
Was blieb? Es entstand ein gewaltiger Investitionsbedarf in die Infrastruktur des Ostens, der bis heute nicht ganz gedeckt ist. Konservativ flossen ca. 1.000 Milliarden Euro, das sind 1 Billion in das Gebiet Ost.

Damit wurden aber die Ersatzinvestitionenund auch Neuinvestitionen im Westen total vernachlässigt, der Staat hatte sich schlicht und ergreifend übernommen – von wegen Portokasse bei dem Konzept.

Das ging im Zusammenhang mit der "Wiedervereinigungseuphorie" eine ganze zeitlang gut. Im Westen hatten wir allerdings eine Strukturkrise, Kohle und Stahl mussten neu organisiert werden, Arbeitsplätze brachen weg.

Es kam wie es kommen musste, die Westdeutschen fanden sich auf einmal auf der Verliererseite wieder.
Den Kommunen im Westen, speziell in den Industriegebieten fehlte das Geld um in die Infrastruktur zu investieren.  Ganze industrielle Gebiete wurden brachgelegt, die Bevölkerung die dort keine Arbeit mehr hatte, wanderte ab z. B. in den Süden. Parallel dazu verwaisten ganze Stadtteile, der Wohnungsbestand war zu groß geworden. Die Kosten des Sozialbereiches stiegen ins Unermessliche.

Ende der 90er Jahre murrten die Städte nunmehr unüberhörbar, teilweise fielen sie ganz im Bereich der Investitionen auf den Märkten aus. Sie hatten die Spielräume für Investitionen gänzlich verloren.  Am dramatischsten konnte man dies im Ruhrgebiet bemerken. Als der Druck zu groß wurde, kam die Politik in Berlin auf die Idee zur Jahrtausendwende den "Stadtumbau West" analog zum "Stadtumbau Ost" zu initiieren.

2002 wurde daraufhin ein Forschungsfeld mit 16 Pilotstädten eingerichtet, die neue Strukturen erproben sollten, dies betraf den Wohn-, Industrie- aber auch den Infrastruktursektor. Jämmerliche 30 Millionen wurde von Berlin bereitgestellt. Anfang 2004 wurde daraus ein Regelförderungsprogramm "Stadtumbau West" mit festem Budget.
Ziele dieses "Stadtumbau West" sollten sein:

  •   Qualitätssteigerung der Innenstädte
  •   Anpassung des wirtschaftlichen Sektors einer Stadt
  •   Anpassung des Wohnungsbestandes durch neue quantitative und qualitative Anforderungen
  •   Industrielle Brachen in das Stadtbild zurückführen und umwidmen

Nun sollte man meinen, dieses Programm ist genau auf Ennepetal zugeschnitten worden. Also ran an die Tastatur und Konzepte und deren Finanzierung errechnet. Denn Ennepetal hat:

  •  Erhöhte Wohnraum Leerstände, durch überpropotionalen Wegzug junger Erwachsener
  •  Überproportional ältere Bevölkerung
  •  Industriebrachen, wie Kruse,  Debomi, Thyssen usw.
  •  Innenstadtbereiche müssen neu strukturiert werden
  •  Attraktivität der Gesamtstadt müsste verbessert werden.
  •  Das Wohnen muss neu organisiert werden


Es ist also Kreativität gefragt gewesen. Vorhandene Strukturen mussten in Frage gestellt  und neue aufgebaut werden. Es kreiste der Berg und heraus kam eine Maus. Da hat man mal eben die restliche Friedrichstrasse im Plan abgerissen, eine kleine Insel, mit der alten Post und Kartenberg gelassen.
Die freiwerdenden Flächen hat man benutzt um einen riesigen Kreisverkehr, doppelspurig versteht sich, zu planen. Hat dieses Ganze in einen Antrag gepackt, heraus kam, klar, der Antrag wurde abgelehnt.
Wie auch sonst. Denn unter welcher Regel wollte man dieses Projekt einordnen? Bis heute habe ich leider nicht den Ablehnungsbescheid einsehen können, kann mir aber gut vorstellen,dass dieser Bescheid zwar höflich aber unmissverständlich darauf hinwies, dass die Bedingungen eben andere sind.

Aber warum haben sich schon früher andere Leute, die wir bezahlt haben, für uns die Köpfe zerbrochen und uns im Ansatz Wege aufgezeigt, wenn wir diese Wege nicht nutzen wollen?
Da existiert ein Leitbild Voerde von 2001, indem die Wilhelmstrasse neu strukturiert werden sollte um sie an die Lindenstrasse besser anzubinden. Das Citycenter in Voerde bedarf einer Überarbeitung, es ist also viel Platz für kreatives Denken und Handeln. Und darüber hinaus würde der Stadtteil funktional aufgewertet.

Voerde soll nicht die City schlechthin werden, ok, aber soll Voerde verkümmern, weil Milspe als Retortencity aufgebaut wurde?
Dann existiert  noch ein Leitbild von Milspe, auch hier sind Gestaltungsmöglichkeiten ohne Ende die offensichtlich nicht gewollt sind.
7.000 Bürger haben wir in den letzten Jahren verloren, sehr viele, viel zu viele in der Gruppe der Leistungserbringer. Geblieben sind die Alten überproportional. Diese Entwicklung konnte man ohne Probleme sehen. Die Reaktion heute? Man möchte das barrierefreie Wohnen "erfinden". Nur in anderen Städten ist man schon weiter, dort organisiert man ganze Wohngebiete neu unter dem Stichwort Mehrgenerationen.
Gut wir haben oder bekommen ein Mehrgenerationenhaus, nur solche Häuser haben nur Pilotenstatus, mehr nicht. Sie werden zwar aus einem anderen "Topf" bedient, man bekommt dafür also Zuschüsse, sie sind aber für die Zukunft recht fraglich. Es musst das Zusammenleben und -wohnen neu organisiert werden.  Nur die Rahmenbreite der Türzargen für Rollstühle befahrbar machen, das sind Selbstverständlichkeiten.

Schaut man sich in den Ausschüssen um, so bemerkt man ohne lange Anwesenheit, es fehlt der nötige Ehrgeiz bei Politik und Verwaltung. Es wird sehr viel Zeit verschwendet für Nebensächlichkeit oder auszuloten ob der nächste Antrag so klein ist, das er auch durch den Ausschuss geht. So ist es nicht verwunderlich wenn ein Tunnelprojekt nach Gevelsberg durch die Aske, welches von der SPD zur Diskussion gestellt wurde, schon beim ersten Ruf niedergemacht wird. Das löst bei den Einzelnen Ängste aus, dann lieber die ganze Aske abholzen und verbreitern, das ist überschaubarer.

Da tun die beiden Gruppen, Verwaltung auf der einen Seite und der Rat der Stadt auf der anderen Seite  so, als wenn sie gestalten würden. Nichts dergleichen, es wird nur verwaltet.

Beiden Seiten fehlt es an Willen, die Stadt nach vorne zu bringen. Der "große Wurf", um Gottes Willen, da bekommen alle Kleingeister der politischen "Garde" das Fluchtsyndrom. Stadtumbau West, eine von vielen Chancen, die bezuschusst  die Möglichkeiten bietet den Umbau der Stadt Ennepetal voranzutreiben. Nur einen Riesenkreisverkehr, doppelspurig versteht sich, was macht das städteplanerisch für einen Sinn. Keinen! Eher mal so ad hoc den Durchbruch von Milspe nach Altenvoerde, wobei die alte Thyssen Brache verschwinden  und Raum für vielseitige Möglichkeiten bieten würde. Das macht Sinn! Oder in Voerde, wie schon einmal vorgedacht, das Schlecker Gebäude abreißen und einen Durchbruch ins Zönchen zu erhalten. In der Wilhelmstrasse, wie angedacht auf der Brandruine,die immerhin auch schon fast 10 Jahre da rum liegt einen Markt zu etablieren.
Aber in der Politik in Ennepetal geht es ja gar nicht um das gestalten, das wird uns nur vorgegaukelt, da geht es um Besitzstandswahrung, um Eitelkeiten oder sonstige Animositäten.

Der Bürger bleibt immer außen vor, wird getäuscht mit Floskeln versorgt, die nicht hinterfragt werden dürfen.
Der Druck der auf die Verwaltung durch Vorgaben aus der Politik aufgebaut wird ist so gering, dass die Verwaltung machen kann was sie will. Siehe den Kreisverkehr im Zusammenhang mit dem Stadtumbau West, der Gott sei Dank nicht genehmigt wurde. Wenn die Politiker aller Coleur keinen Druck ausüben können, so sollten das die Bürger selber tun, so könnte es in 5 Jahren passieren, das endlich eine neue Generation ins Rathaus einzieht, die mehr will als nur ein riesiges Altenheim aus Ennepetal machen.

Jürgen Gerhardt

Interview mit Dr. jur. Ingo Mehner – Ein Mann mit Biss.

Aus dem Internetpool, Stand: 30.04.09

[jpg] In den 70er Jahren spielte Herr Dr. jur. Mehner in Ennepetal eine herausragende Rolle.  Hat er doch mit anderen den Gedanken der zentralen Bedeutung von Milspe nach vorne gebracht. Sein Vorzeigeprojekt "Haus Ennepetal" wurde jedoch im Verlauf der damaligen Zeit von vielen verwässert.
Ihm sich zu nähern um die Person auszumachen, war sehr, sehr schwierig, versteht er es doch geschickt sich hinter seinen immer wieder vorgetragenen planerischen Stadt-Visionen zu "verstecken". Man muss schon geistig fit sein,  um  den in schnellen Wechsel von ihm vorgetragenen Inhalten zu folgen. Er ist geistig fit, verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz, den er auch ohne Mühe in einen kommunalpolitischen Kontext bringen kann.
Folgt man ihm in seinen geistigen Exkursionen, so erlebt man einen angenehmen und anregenden Partner im Dialog. Auch kulturell hat er einiges zu bieten, seine musischen Fähigkeiten sind sehr ausgeprägt, die er aber unseres Erachtens vernachlässigt. Ob er diese Fähigkeiten in diese Stadt einbringen kann, vermochten wir nicht auszumachen. Seine vielfach vorgehaltene Arroganz, dieses Belächeln des Gegners, so erlebten wir das, ist ein Schutzschild den man allerdings bei allen Juristen, die den Doktor haben, vorfinden wird. Und doch kann man ihm eine gewisse "Volksnähe" nicht absprechen. Und doch ist er ein Mann der mit dem Kopf durch die Wand geht, sich immer wieder beweisen und das Alte nicht aus den Augen verliert. Er kann nicht einfach abhaken und den Alltag akzeptieren. Menschlich könnte er schon eine Stadtverwaltung, von immerhin rund 300 Personen führen, nur, komfortabel haben es seine ihm "Anvertrauten" nicht. Wenn man ihn allerdings politisch einordnen würde, würde ich ihn dem konservativem Lager zuordnen, wobei er den örtlichen Konservativen weit überlegen ist, denn die sind nur reine Mutationen einer mal vorhandenen konservativen Bewegung.
Er ist ein Machtmensch, klar, aber nicht wie die örtlichen Konservativen, um der Macht Willen, sondern er braucht die Macht um etwas zu bewegen.

1.    Nennen Sie uns die Faktoren die den Standort Ennepetal besonders auszeichnen?

Ennepetals Standortfaktor Nr. 1) war, ist und wird bleiben das regional einzigartige
 Angebot von mehr als 15.000 Arbeitsplätzen prägt (davon mehr als 60 % gewerbliche),
dem ein Einpendlerüberschuss entspricht. Ennepetal ist also entgegen landläufiger
Meinung gerade "keine Schlafstadt". Ennepetal weist eindeutig die traditionelle
Beschäftigungsstruktur einer Industriestadt auf mit einem geringen Anteil der Wirtschaftsbereiche
Handel und Dienstleistungen. Meine Mitbewerber beschäftigen sich zu sehr mit der Schlafstadtthese
und den "virtuellen" Gedanken einiger "Fuzzis", so heißen die wohl auf
"Neudeutsch". Ich betone dagegen mehr die traditionelle Herkunft und das
vorhandene industrielle "Wir Gefühl".

Standortfaktor Nr. 2) sind die hier wohnenden Bürger, schon und in erster Linie ihrer Anzahl nach,
in zweiter Linie zeigt die never ending story ehrenamtlichen Engagements gerade in schwierigen
Zeiten und auf schwierigen Feldern (beispielhaft "Pfingstturnier", "FuZo" , "Täckel"
und "Industriemuseum") ein in der veröffentlichten Diskussion stark unterschätztes
Zusammengehörigkeitsgefühl.

Standortfaktor Nr. 3) ist die Kluterthöhle als Alleinstellungsmerkmal.

2.    In welchen Bereichen wollen Sie mehr/weniger Geld ausgeben – wo soll besonders gespart werden und  worauf müssen sich Bürger und Vereine einstellen?

Mehr Geld ausgeben in allen Bereichen, welche die
gesamtstädtische Entwicklung den oder die entscheidenden kleinen Schritte voran bringen (Sicherung der vorhandenen Infrastruktur auf Verkehrswegen und in Wohnquartieren, Übernahme der sog. unrentierlichen Kosten für "Mehr Handel und Wandel in der Innenstadt" und drittens für die städtebauliche Zukunftsplanung (z.B. "Neues Wohnen bis zur Ennepe",
"Piccadilly", "Neustraße unter Flur", "Industrie- und Gewerbepark
Breckerfelder Straße" und "Neues Einkaufscenter für
Voerde/Hasperbach/Oberbauer") .

Weniger Geld für parteipolitisch oder bürgerschaftlich umstrittene
Maßnahmen.

 


Überhaupt kein Geld (Sparen) für Projekte, die sich selbst tragen müssen. Wenn sie sich nicht
rechnen, muss der Bürger darauf verzichten können.
Wenn ich Bürgermeister werden darf, können sich Bürger und Organisationen (ich ersetze das
Wort Vereine durch den umfassenderen Begriff Organisationen) auf einen Richtungs- und
Methodenwechsel einstellen, hin zu mehr Fachkompetenz, Mut zu mehr Bürgerschaft und
Ehrenamt sowie selbstbestimmte Eigenverantwortung. Ich werde Engagement
fordern, Eigeninitiative fördern, aber keinen Platz für Experimente lassen.

3.    Können Sie sich einen Bürgerhaushalt, wie z. B. in Rheinstetten oder Cottbus vorstellen?       Wenn ja, würden Sie sich dafür einsetzen?

Ich hatte zur Jahrtausendwende das Glück, im Rahmen einer persönlichen Beziehung das
Leben in zwei bürgerlichen Familien in Brasilien erfahren zu dürfen. Ich war in Recife (Pernambuco)
im Nordosten und in Porto Alegre tief im Süden. Das Schwellenland Brasilien hat eine vergleichsweise
geringe politische Streitkultur entwickeln können und in Porto Alegre auf kommunaler Ebene mehr
Bürgerbeteiligung gewagt. Mir wurde stolz gesagt "mit besserem Erfolg als zuvor". Von
Porto Alegre aus nahm die von Ihnen angesprochene Entwicklung aus ihren Lauf.

Die Ennepetaler politische Streitkultur ist ähnlich entwicklungsbedürftig.

  Weshalb also nicht? Ich bin dabei und habe den Mut, die Ennepetaler Bürger auf diesem Weg zu begleiten und zu führen wo notwendig.
Die Parteipolitiker werden sich da sehr schwer tun. Und haben
mit der Abschaffung der Kameralistik neue Hürden gegen mehr unmittelbare Bürgerdemokratie aufgetürmt; die sind ja nicht dumm.
Also auf den Punkt: Mit Mehner als Bürgermeister ist mehr
Bürgerdemokratie selbstverständlich. Dafür trete ich ja gerade an. Der grundlegende Vorteil dieses Prinzips ist nach allen Erfahrungen, positiv wie negativ, die führende Rolle der Mittelschicht. Dafür stehe ich.

4.    Im nächsten Jahr ist das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas. Mit welcher Aktion wird sich Ennepetal beteiligen?

Ich würde gern Bürgermeister Dietz aus Rheinstetten nahe Karlsruhe kennenlernen, ebenso
Frau Pauli, und nach Ennepetal einladen, um ein Signal zu setzen, dass und wie eine junge
zerstrittene Gemeinde ohne selbstverständliches "Wir-Gefühl" auf gute Agenda Gleise gesetzt
werden kann, also mit anderen Worten für die Kulturhauptstadt Ruhrgebiet ein winziges Stück
Vorbild sein. Das ist machbar, kostet nicht zu viel und hilft gerade auch Ennepetal.

Außerdem war Ennepetal einmal zu Zeiten von August Born eine Hochburg für freies
bürgerschaftliches Engagement.
Ich hätte da sehr kompetente und vorzeigbare Gesprächspartner aus der Region im Hinterkopf.

5.    2007 wurden schreckliche Kleinkindmorde veröffentlicht, welche Konsequenz hat Ennepetal daraus gezogen, damit so was bei uns nicht passiert?

Das müssen Sie den Bürgermeister und Frau Dr. Siekermann fragen. Souverän wirkten beide nicht.
Ich stehe formell noch außerhalb der Verwaltung und hatte weder für Ennepetal noch in meinem
Umfeld Konsequenzen zu ziehen. Meine Familie gehört zur gesellschaftlichen Mittelschicht und
ist fest in christlicher Tradition verwurzelt. Sonka war ein Wunschkind. Barbara, ihre Mutter,
und ich, so unterschiedlich wir auch sein mögen, haben durch familiäre Vorbilder die Erziehung
praktisch mit der Muttermilch erlernt. Was ich damit sagen will: Die Familie ist die Stellschraube,

an der jeder für sich zu drehen hat, damit die Gesellschaft Kinder mit mehr Respekt und
Würde behandelt.
Wer das nicht kann oder will, sollte für meinen Geschmack besser keine Kinder in die Welt setzen.
Wenn ich als Bürgermeister in die Pflicht genommen werde, handele ich nicht anders. Aber ich
werde die Welt nicht verbessern können. Da lassen sich keine allgemein gültigen "Besserformeln"
aufstellen. Jedes Kind, jede Familie verdient Respekt vor dem selbstbestimmten Leben, Kinder
aber noch etwas anderes, nämlich gesellschaftlichen Schutz vor unwilligen oder ungeeigneten Eltern.
Vielleicht hat unsere Egoismusgesellschaft zu lange über die Rechte von Eltern debattiert.
Einige wenige Eltern haben darüber die Pflichten von Eltern vergessen.

6.    Wir werden in den nächsten Jahren durch die Überalterung in Ennepetal immer mehr Einwohner verlieren! Werden Sie Entlassungen im Rathaus vornehmen? Werden gar Stadtteile zusammengelegt werden  müssen?

Die Frage stellt sich nicht. An der Überalterung der
Ennepetaler Bürger ändert der Bürgermeister nichts, wenn er im Rathaus
Fachkräfte entlässt. Die Verwaltung wird sich anders aufstellen müssen, nämlich antizyklisch. Wenn die Gesellschaft zwar alt werden, aber die Lasten des Alters nicht persönlich ertragen will, dann müssen die Gemeinden als allzuständige Gebietskörperschaften eben im Rahmen der Daseinsvorsorge die notwendigen "Ergänzungsarbeiten" leisten bis die
Lasten des Alters wieder gesellschaftlich selbstverständlich werden. Wie sie das zweckmäßig organisiert ist Sache der kommunalen Selbstverwaltung.

 

 Zusammenlegung von Ortsteilen ist mir dazu noch nicht eingefallen, Zusammenlegung von
Organisationseinheiten wie zum Beispiel Schulen schon eher. In Zeiten, wo es um die Mangelverteilung
geht, wird es wehtun. Das weiß jeder, der eine Scheidung hinter sich hat.

Ansonsten gilt für eine effektiv arbeitende Verwaltung nichts anderes als für jedes Unternehmen.
Weniger Kunden: Weniger Personal, weniger Kindergärten, weniger Schulen, weniger Arbeitsplätze,
weniger Kirche, weniger Vereine, weniger Stadtbad, Volkshochschule und kulturelle Angebote, dafür
mehr Friedhöfe, Bestattungs- und Umzugsunternehmen bei gleichwohl steigenden Kosten.
Wollen Sie das? Ich nicht. Ich will diesen Teufelskreis in Ennepetal durchbrechen.

7.    Welcher anderen Kommune würden Sie gern mal für einen Tag vorstehen und warum?

Dem Kreis Nordfriesland. Der Zusammenschluss kleiner und kleinster Gebietskörperschaften, die
weit auseinander liegen und doch ein ausgeprägtes "Wir-Gefühl" Ausstrahlen.
Weshalb wohl? Dort haben die Bürger auf kommunaler Ebene weitgehend die Geschicke
selbstbestimmt und selbstverantwortlich in die eigenen Hände genommen. Die politischen Parteien
dominieren nicht mehr, obwohl auch dort jeder Bürger seine Meinung hat.

8.    Was qualifiziert Sie eher als Ihre Mitbewerber|Innen| dafür, hauptamtlicher Bürgermeister|In| von Ennepetal zu werden?

Ich habe als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht die stärkste und aktuell
abrufbare Fachkompetenz von allen fünf Kandidaten. Mich zeichnet die grösste Erfahrung
in Führungspositionen der Stadt Ennepetal aus. Ich lebe und arbeite seit 40 Jahren in
Ennepetal, 10 Jahre als Planungsamtsleiter und Beigeordneter für Bauwesen, Schulen, Kultur
und Sport sowie seit 1980 als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht nicht nur für
Ennepetal und seine Bürger.

Schwerpunkt meiner beruflichen Tätigkeit ist der großflächige Einzelhandel. Das Anforderungsprofil
ist also auf mich zugeschnitten. Ich bin einer zum Anfassen mit Ecken, Kanten und Schwächen, aber mit
einem großen Herz, viel Liebe für die Stadt, die meine Heimat geworden ist, und, last but not least,
mit viel und blitzschnellem Verstand und Bauernschläue zwischen den Ohren. Und ich habe mehr

Mut und mehr Ideen als die anderen vier.
Mit diesen Genen und der Befähigung zum Höheren Verwaltungsdienst, die ich als einziger Bewerber
habe, lässt sich die Stadtverwaltung effektiv und nachhaltig führen. Ich wäre der beste Ratgeber für
den Rat und die Bürger. Ich bin parkettsicher und kann mit Humor und Eloquenz präsentieren.
Übrigens sagt man mir nach, dass ich mich als Rechtsanwalt sehr geschliffen und korrekt ausdrücke und
nur dann grob oder laut werde, wenn ich mir das drei Tage vorher so überlegt habe wie zum Beispiel
Adenauer zu seinen Zeiten oder ich auf dem Handwerkertag im Haus Ennepetal.

9.    Was halten Sie von Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden als Ausdruck von mehr Demokratie? Und      können Sie sich vorstellen, dass hier in Ennepetal eine NGO Mehr Demokratie e.V. aktiv wird?

Als freier und parteipolitisch unabhängiger Kandidat sind Bürgerbegehren und Bürgerentscheide
die angesagten Instrumente zur Entscheidungsfindung. Wer meinen blog verfolgt, weiß, dass ich
das sehr ernst meine. Die kommunalpolitischen Parteien wissen das auch und fürchten mich aus
diesem und einem anderen Grunde.

10.    Nennen Sie ein Projekt, das Ihnen am Herzen liegt und das Sie besonders gern umsetzen würden?

Die Vollendung des Stadtumbaues der Milsper Innenstadt und parallel dazu die Weichenstellung
für die nach der Landesentwicklungsplanung möglichen Entwicklungen in Voerde und Altenvoerde
mit Blick auf Oberbauer, Hasperbach und Breckerfeld.
Dagegen scheinen die westlichen Ortsteile stark genug zu sein, ihre Belange mit viel Bürgersinn
selbst in die Hand zu nehmen. Das gilt insbesondere für Oelkinghausen, Rüggeberg und den Büttenberg,
die seit 1925 am meisten aus dem "schwierigen Kunstwerk Milspe" gewonnen haben. Die Innenstadt
selbst hat die Kommunalpolitik nach meiner Abwahl, also seit 1980 aus dem Focus verloren. '

Ich will das Versäumte gerne mit den Gutwilligen auf- und nachholen, wenn es denn noch geht.
Dazu muss aber ein Konsens her. Alles zugleich kann man nicht haben. Übrigens ist es mit Blick
auf die Innenstadt und die Gesamtstadt wenig hilfreich, Voerde als Nebenzentrum herabzustufen.
Die das wollen wie der Beigeordnete und Frau Schöneberg, die wiederholen die Fehler, die in der
Innenstadt durch Untätigkeit gemacht wurden. Weil dort dann beispielsweise kein Industriegebiet
entwickelt werden dürfte wie in Oelkinghausen, das Ennepetal dringend braucht, wenn die Flächen in
Oelkinghausen verkauft sind. Weil dort dann beispielsweise nur kleinflächige Handelsangebote
zulässig wären (nach heutiger Rechengröße bis zu 750 qm = Discounter), nicht aber so ein
Einkaufszentrum wie an der Heilenbecke, das Voerde, Oberbauer und Hasperbach wahrlich nicht
schlecht zu Gesicht stehen und die Euros hier lassen würde. Meine
Entwicklungspolitik ist klüger und nachhaltiger angelegt.

Zwei Ersatzfragen, die Sie gegen obige auswechseln dürfen. [Die Fragen wurden zusätzlich beantwortet – Anmerkung d.Red.9]

a)    Wer ist Ihr politisches Vorbild und warum?

Konrad Adenauer (CDU) und Willy Brandt (SPD) haben das Bild vom
Nachkriegsdeutschland geprägt, der eine durch seine antikommunistische
pragmatische Ausrichtung nach Westen, der andere durch seine visionäre
Ostpolitik, für die er mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Beide
haben auch meine politische Grundeinstellung beeinflusst, als ich
heranwuchs, wenn nicht gar geprägt. Wegen dieser Visionen und des Mannes
bin ich einmal der SPD beigetreten, habe sie dann aber auch nach seinem
Rücktritt (nicht wegen seines Rücktritts) wieder verlassen. Beide
Kanzler, den ersten und den vierten der Republik, zeichneten
Entschlossenheit und Popularität über die Parteigrenzen hinaus aus,
obwohl der Bundespolitiker Brandt wegen seiner Herkunft öffentlich
diffamiert wurde. Ich war 1963 in Berlin, als Brandt den legendären Satz
zu Kennedy sagte: "Wir grüßen nicht nur das Amt, wir grüßen auch den Mann."

b)    Welche Reform bewundern Sie am meisten?

Die Verwurzelung der Bundesrepublik im atlantischen Bündnis auf
der einen und die "Neue Ostpolitik" auf der anderen Seite. Beide
Reformen haben die spätere Wiedervereinigung begünstigt.


Abschlussbemerkung:

Zum Abschluss, wo wir einige Fotos machten, zierte er sich etwas. Es ist so, als wenn er nicht abgelichtet werden wollte. Auch das Abschlussgespräch brachte eine gewisse Nähe, wobei er immer darauf achtete, seine Position des Leaders nicht aufzugeben. Angst vor Kontrollverlust? Es war ein schwieriges Interview, aber ich denke es hat sich gelohnt. Ist es doch so, dass wir dem Wähler einen Kandidaten vorstellen können, der eine ernst zunehmende Konkurrenz in einem Kandidatenfeld bietet, welches so wenig Würze hat.
Geeignet für das Bürgermeisteramt ist er allemal in einer Stadt die so unpolitisch ist, wie nach meiner Erfahrung keine andere Stadt in der Republik. In dieser Stadt ist fast nichts in Ordnung, und das was in Ordnung ist, hat sich von alleine entwickelt und wurde von der Politik nicht initiiert.

An dieser Stelle möchten wir uns nochmals vielmals für dieses Interview bedanken.

So wünschen wir ihm einen guten Wahlkampf und viel Erfolg beim Kampf um das Rathaus.

Jürgen Gerhardt