[jpg] Ganz viel Mut gehört dazu, sie, die B1/A40 als eine Schönheit zu bezeichnen. Eine große Strasse ist sie allemal. Aber eine Schönheit? Nein. Für viele Menschen ist sie der Alptraum schlechthin. Diese B1/A40 die so aussieht, als wenn jemand diese Strasse gewaltsam mit einem riesengroßen Skalpell durch die Städte geschnitten hätte. Man spürt förmlich die Gewalt, die den Städten angetan wurde. Doch – und das ist das Widersprüchliche – die Menschen möchten diese Strasse nicht missen.
Frank Goosen, der Bochumer Kabarettist, hat es einmal in seinen Stücken so formuliert:
"…..freuen uns darüber, wie schön das Leben mit Abitur sein kann, und denken: "Nä, schön is dat nich. Abba meins!"
Oder wie es mein Oppa auszudrücken pflegte: "Ach, woanders is´auch Scheiße!"
Da liegt viel Weisheit in diesen Sätzen drin, Weisheit der Metropole Ruhr, einfach, unverfälscht und direkt. Aber auch die Hassliebe treibt hier ihre Blüten. Einesteils stolz auf das Erreichte und andererseits etwas Verbitterung, dass es nicht so geworden ist. Öfter bin ich die A40 entlang gefahren, meistens langsam, weil das Verkehrsaufkommen keine höhere Geschwindigkeit zulies. Gelsenkirchen, Bochum und Essen, rechts die nie aufhörenden Schallschutzwände mit den dahinter liegenden Wohnhäusern. Da kam die Frage immer wieder auf: Wer wohnt nur dahinter? Aber,und das ist das wesentliche, die Bewohner haben sich angepasst an ihre B1/A40 , ja, sie haben sich sogar mit ihr arrangiert. Von Dortmund wo es noch die B1 ist bis Duisburg wo es schon die A40 ist. Der ehemalige Hellweg dieser im Mittelalter so wichtige West – Ost Handelsweg, ist auch heute noch eine wichtige West -Ost Achse, eine der meistbefahrenen Strassen in Deutschland.
Man kann sich nicht vorstellen wie hier Leben aussieht, wie soziale Beziehungen funktionieren können. Es funktioniert aber, die Menschen haben sich ihre eigenen Nischen geschaffen, teilweise ohne Stadt- oder Landschaftsplaner. Diese Nischen lassen die Stadtplaner manchmal verzweifeln, wie sollen sie weitere städtebauliche Gestaltung betreiben? Die Enge die keine Eingriffe mehr zuläßt, die förmlich nach Weite ruft.
Nein, hier hat man urbanes Miteinander neu definiert, indem man etwas ohne Planung zulies.
Sicherlich ist dies vielerorts nach dem 2. Weltkrieg entstanden, wo man schnell Wohnraum brauchte, wo man nicht weiter dachte. Er ist aber nun einmal da, der Raum hinter den Schallschutzwänden.
Und da kommen die Macher der Kulturhauptstadt Ruhr2010 auf die vermessene Idee dieser B1/A40 zwei Projekte zu zuordnen um diese Strasse ins grelle Rampenlicht zu zerren.
Ab 12. Juni bis zum 8.August 2010 "B1/A40 Die Schönheit der großen Strasse", die die Nischen sichtbar machen soll. Und einen Monat später am 18.Juli 2010 steigt das "Still-Leben Ruhrschnellweg Die Metropole feiert".
Aber wenden wir uns erst dem Projekt "B1/A40 Die Schönheit der großen Strasse" zu.
Es ist ein einzigartiges Projekt das seinesgleichen sucht. Die B1/A40 als Gänge und Flure, die Abfahrten als Zugang zu den Exponaten. Urbane Räume als Ausstellungsräume.
Der Kurator und Projektleiter Markus Ambach sieht dieses Projekt im Zusammenhang mit den Menschen, die einfach nur ernst genommen werden wollen. Nicht nur mal eben ein Hallo im vorbeifahren erfahren, sondern von sich und ihrer Kultur erzählen wollen.
Da ist das Autobahnkreuz Kaiserberg, auch der Spaghettiknoten genannt. Viele sind hier schon durch gekommen, und haben nicht im Traum daran gedacht, wie sich hier Kultur etablieren könnte, ja, wie man hier leben kann.
Adolf Braun von Delikatfisch Braun Foto: Linde Arndt
Wir trafen uns in Duisburg-Werthacker in der Delikatfisch-Firma Braun. Auch das ist eine Besonderheit neben diesem Autobahnkreuz, wo seit 30 Jahren die Brauns riesige Teiche ökologisch mit Fischen unterhalten. Wo man nebenbei mal eben Angeln gehen kann. Wo die Anlage landschaftlich aussergewöhnlich ansprechend angelegt wurde. Von Forellen über Karpfen bis zu Aalen, alles lebt in diesen riesigen Teichen, die auch noch mit Brunnen selber versorgt sind. Es liegt immer ein leichtes Surren der Autobahn in der Luft [ 240.000 Fahrzeuge fahren täglich dort durch] und ab und an hört man ganz in der Nähe einen Zug vorbei rauschen. Zwei Wanderwege führen um und über das Kreuz Kaiserberg, Ausgangspunkt die Firma Delikatfisch Braun, die auch die Wanderkarten bereithält.
Und was für Touren, vorbei an einer Pumpstation der Gruppe Finger, die dort mit ihren Bienen den reinsten Honig fördert. Schwermetalle, Belastungen des Honigs? Nein, diese kleinen Helfer fördern nur nachweislich mittels Studien die goldene Süße des Honigs. Unter den Brücken haben Künstler halblegal ein Streetart-Museum geschaffen, die Dorfbewohner schlossen sich zusammen um auf einem ehemaligen Kirchplatz ein riesiges Grill- und Gemeinschaftsfeld zu schaffen. Oder Rita McBride mit ihrem Delicate Arch eine monumentale natürliche Gesteinsformation die neben der A3/A40 zu sehen ist, neben ihr weiden die Pferde, Ponys und Ziegen in trauter Harmonie. Kaiserberg ist nicht himmlisch, nein, sicher nicht es ist irdisch mit allen seinen Ungereimtheiten, eine Idylle neben der Verkehrshölle.
Das Leben entschleunigen an einer Strasse deren Sinn es gerade ist, dass Leben schneller zu machen? Entfernungen in kürzester Zeit zu überwinden, wo die Zeit ein knappes Gut ist? In Bochum – Hamme an der A40 hat die Epipaniasgemeinde eine Autobahnkirche eröffnet, die Botschaft: "Woher kommen wir – wohin gehen wir?" soll Licht in unser augenscheinlich rastloses Tun bringen. Einhalt in einer Zeit, die keine Zeit für die Rückbesinnung auf sich selber zulässt.
Christoph Schäfers "Auslaufendes Rot" nähert sich den längst vergessenen Arbeitergeschichten im Ruhrgebiet. Er inszeniert im Wasserturm Essen – Hüttrop die lokale Geschichte. 1920 – die Nationalsozialisten wollten das besetzte Ruhrgebiet erobern, Arbeiter taten sich zusammen und schlugen diese Verbrecher zurück.
Bis 1943 kämpfte die "Rote Ruhrarmee" gegen das Naziregime. Heute gibt es keine Arbeiter im damaligen Sinne mehr. Was ist aus dem damaligen Verständnis geworden, wie verstehen sich die heutigen Bewohner dieser Region, die stolz auf ihren damaligen Widerstand sein müssten. Christoph Schäfer ging dem nach und zeigt seine Ergebnisse im Foyer des Essener Kinos Eulenspiegel.
Der Dückerweg in Bochum mit dem Motel Bochum an der A40, hier wird nur das edelste vom edelen an Autos, Motoren für Motorbegeisterte bereitgehalten. Zwischen den Fahrzeugen Übernachtungsplätze, es ist Zeit zur Ruhe zu kommen an dieser Strasse die einem viel an Energie abverlangt und doch von der Energie lebt.
Roadmovie Ruhr, Menschen wie sie nicht unterschiedlicher sein können erzählen von ihrer "Großen Strasse", deren Mitte sie ausfüllt und die sich immer wieder neu erfinden müssen. Im Autokino Dückerweg finden die Kurzfilmtage aus dem Kurzfilmfundus von Oberhausen stat. Thema: "Roadmovies". Seitenwechsel auf die andere Seite der A40 in die Vietingstrasse. Peter Pillers Werbeflächen zeigen Trennungen zwischen den sozialen Schichten. Edelkarossen versus Schrebergartenmilieu. Spannungsfelder en detail. Und hinter der Lärmschutzwand der Schrebergarten. Wir erinnern uns, 170 Nationen sind in der Metropole Ruhr integriert, im Schrebergarten zeigt man Flagge, da gibt es Marokkaner, Russen, Kasachen und Philippinos, die hinter der Lärmschutzwand mit Deutschen eine Gemeinschaft bilden. Friedlich und unspektakulär.
Dann das Rhein-Ruhr-Zentrum, ein Areal wo nur "Shopping" möglich scheint, die Funktion des Konsumierens, scheint nichts anderes zu zulassen. "Le Grand Magasin" ein vielfältiges Programm jenseits des Konsumterrors, reflektiert unser Leben mit einem Ruhrgebietstalk aber auch Dinner mitten in den Konsumtempeln.
Wir haben einmal das komplette Programm als pdf-Kurzfuehrer_B1A40-1.pdf eingestellt.
Nachstehend einige Fotos der Pressekonferenz von Linde Arndt
So ist "B1|A40 Die Schönheit Der großen Strasse" eine große Ausstellung, ein großes Projekt welches der Kurator Markus Ambach vorstellt, eine Inszenierung, die eine liebevolle Erzählung an diese Strasse darstellt.
Dieses Projekt spannt einen großen Bogen von der Vergangenheit mit allen seinen anscheinend längst vergessenen Geschichten bis hin zu dem Heute. Staunend sieht man wie sich die Menschen eingerichtet, sich engagiert an die Gestaltung menschlicher Lebensräume gemacht haben.
Technische augenscheinlich lebensfremde Räume erhalten einen menschlichen Stempel. Und diese Stempel machen nachdenklich, ihr Tenor "wir sind da" und leben eine andere Normalität, jenseits der Eueren.
Markus Ambach Foto: Linde Arndt
Es ist ein Projekt das Besinnung, Entschleunigung und Stille verlangt in einem Umfeld wo alles in Bewegung ist, wo blitzschnelle Bilder auf uns einstürmen, die zu fassen uns nicht möglich ist. Mit diesem Projekt ist es Ambach gelungen uns einen Halt, besser Break, in unserem Leben anzubieten. Es ist ein Angebot, welches man annehmen kann oder auch nicht, nimmt man es jedoch an, erfüllt es einen mit einer Wärme ohne gleichen.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg
http://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.png00Annalenahttp://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.pngAnnalena2010-06-16 19:06:242010-10-17 12:02:13Nicht nur mal eben ein Hallo sagen. B1|A40 - Die Schönheit der großen Straße
[jpg] Fast völlig unbemerkt geht das obige Projekt im Gevelsberger Stadtgarten zu Ende.
Zeit hierübet ein Resümee anzufertigen. Es wäre schade wenn man dieses einfach ohne weitere Beachtung auslaufen lassen würde.
Das vorgenannte Projekt, welches von der Ruhr2010 gefördert wurde, ist zweifelsfrei eine Adaption der auch überregional 2 jährig stattfindenden "Natur-Art" aus Ennepetal. In der Regel fand diese Ausstellung immer im Hülsenbecker Tal in Ennepetal statt. Die Adaption bestand darin die Städte, Sprockhövel, Gevelsberg und Schwelm in Form eines gemeinsamen Weges mit einzubinden. Dieser Weg sollte die Gemeinsamkeiten aber auch die Beziehungen in Form der Kunstausstellungen herausarbeiten. Angedacht war auch ein Wander- aber auch Fahrradweg, mittels der Kunstinteressierte die Ausstellungen besuchen und begehen sollten.
Am 2. Dezember 2009 wurde dieses Projekt im Schloß Martfeld vorgestellt (Wir berichteten darüber http://en-mosaik.de/?p=8688). Landrat Dr. Arnim Brux übernahm die Schirmherrschaft für dieses Projekt, Markus Nottke aus Ennepetal war der Kurator für den künstlerischen Bereich. Wer für die Planung und die Organisation zuständig war, war nicht ersichtlich, gesprächsweise wurde jedoch immer Herr Carsten Michel, der Kulturhauptstadtbeauftragte der Stadt Ennepetal genannt. Es war eine zweijährige Vorbereitungszeit vorausgegangen und noch 6 Monate Zeit um alles in die Wege zu leiten.
Denn am 7. Mai 2010 sollte die erste Eröffnung im Hülsenbecker Tal in Ennepetal erfolgen und am 28. Mai 2010 sollte im Gevelsberger Stadtgarten die letzte Ausstellung eröffnet werden.
Nun habe ich alle vier Ausstellungen besucht und meine, die Qualität der Ausstellungseröffnungen konnte nicht unterschiedlicher sein. Die Künstler hatten alle durchweg das Thema gut aufgenommen und auch umgesetzt. Nur was nutzen gute Arbeiten wenn die Rahmenbedingungen nicht danach sind? Ausstellungen haben immer eine Arbeitsteilung, nämlich, der Künstler soll sich um seine Arbeiten kümmern und sich in einer guten Planung und Organisation bestens präsentiert wieder finden.
Am 7. Mai 2010 ging ich den Weg zur Musikmuschel im Hülsenbecker Tal in Ennepetal hoch, auf dem Weg kam mir eine Kollegin entgegen, die mir sagte: "Brauchst gar nicht hoch zu gehen, dort ist kaum was los".
Es war ein etwas kühler Tag und als ich oben ankam, sah ich die mir bekannten Personen, die in der Regel bei jeder Veranstaltung anzutreffen waren, wenn halt der Bürgermeister auftauchte. Es war ein überschaubarer Kreis von etwa 30 Besuchern. In der Musikmuschel hatte sich die Deutsch-Rock Gruppe "TROYS" eingerichtet und harrte der Dinge die sich ergeben sollten. Was jetzt ablief konnte man nur noch als peinlich und beschämend bezeichnen. Peinlich und beschämend für die Künstler die in den Hintergrund gedrängt wurden. Peinlich und beschämend weil der Ablauf der Veranstaltung chaotisch inszeniert wurde. Peinlich und beschämend weil die Betreuung der anwesenden Gäste weit unter Niveau war. Man hatte den Eindruck der Ennepetaler Bürgermeister wäre das Kunstobjekt der mehrmals auf die Bühne gerufen wurde und den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung störte. In Ennepetal kennt man kein Ablaufscript. Klare Linien, hin zu den Kunstobjekten, die ja immerhin im Mittelpunkt stehen sollten, konnte man nicht erkennen.
Mitten in dieses Chaos fing die Gruppe "Soundscapes" mit ihrer Performance an. "Soundscape" wollte das obere Hülsenbecker Tal in eine Klanglandschaft verwandeln. Weil aber keiner zu einer Moderation sich aufraffte, gingen sowohl die Klänge als auch die Texte in diesem ganzen Tohuwabohu unter. Die Besucher schauten irritiert dem vortragenden Künstler an. Dann, als eine kleine Kunstpause entstand wollte die Gruppe "TROYS" zu spielen anfangen. Ging nicht, weil jetzt erst einmal Führung sein sollte. Markus Nottke betätigte sich mit marktschreierischer Stimmgewalt um die Besucher um sich zu scharen und führte diese an den Kunstwerken entlang. Zwischendurch brachte Carsten Michel von der Stadt Ennepetal seine Druckerzeugnisse an den Mann. Den Druckkarton unterm Arm und die Druckerzeugnisse verteilend ging er durch die Besucherreihen. Jürgen Fischer von der Projektkoordination der Ruhr2010 brachte dann 5 Sätze als Begrüßung an. Ich will die ganzen Geschehnisse nicht weiter beschreiben. Es war mir so als wenn die Kleingartenanlage Stenkelfeld zum ersten Mal eine Kunstausstellung mit Hobbykünstlern organisiert hätte.
Für die Künstler fand ich es schade, denn die hatten durchweg gute Arbeiten ausgestellt. Sie zumindest hätten eine solch niveaulose Eröffnung nicht verdient gehabt.
Vor dem Ende der Ausstellung zog sich WilhelmWiggenhagen mit seiner Frau, Termine vorschützend, in den Gasthof Hülsenbecker Tal zurück.
Das Hülsenbecker Tal ist ein schönes Tal, welches sich hervorragend für solch eine angedachte Ausstellung eignet. Nur, wenn man die Rahmenbedingungen der Planung und Organisation nicht nutzt, nützt das schönste Umfeld und die besten Künstler nichts.
Eine Woche später war Sprockhövel dran. Als ich den Platz gefunden hatte, traute ich meinen Augen nicht. Es war ein oberflächlich aufgeräumter Schrottplatz oder Baustoffplatz(?), der offensichtlich kurz vorher noch einmal schnell etwas hergerichtet wurde. 6 Künstler stellten ihre Exponate mehr oder weniger gedrängt auf diesem Lagerplatz dar.
Hier war die Ablaufplanung etwas besser gestaltet. Wobei aber auch hier den Künstlern nicht die notwendige Aufmerksamkeit zuteil wurde. Der Kurator Markus Nottke übergab immer an die Künstler die sodann ihr Werk erklären sollten. Wilhelm Wiggenhagen überreichte einen "Staffelstab", eine geätzte Glasplakette, dem Sprockhöveler Bürgermeister, Dr. Klaus Walterscheid, der sich auch artig bedankte. Auch hier hatten die Künstler ansprechende zeitgenössiche Kunst zur Ausstellung gebracht. Nur was nützt die beste Kunst wenn das Umfeld nicht stimmt? Das Ausstellungsareal war eben kein naturbelassenes Areal, sondern ein vormaliger Lagerplatz. Insoweit hätten die Ausstellungsbedingungen evaluiert werden müssen.
Nach der Ausstellung haben wir noch erfahren, dass das Gelände abgesperrt war. Da das Gelände mit Maschendraht umzäunt war, konnte also diese Ausstellung nicht ständig besichtigt werden.
Überprüft haben wir das allerdings nicht, wir haben uns auf die Aussage eines unserer Nutzer verlassen, der diese Ausstellung besuchen wollte. Auch diese Ausstellung kann ich nur als beschämend und niveaulos bezeichnen.
Eine weitere Woche später wurde in Schwelm die Ausstellung eröffnet. Bürgermeister Jochen Stobbe hatte sicher bei beiden Ausstellungseröffnungen die Schwachstellen erkannt und hatte dementsprechend vorgesorgt. Eine Bühne war aufgebaut und für den gastronomischen Bereich wurde eine Nachbarschaft eingesetzt.
Auf dem Hof von Schloß Martfeld übernahm Bürgermeister Jochen Stobbe die Moderation, stellte sofort die anwesenden Künstler vor, leitete über zu seinem Kollegen aus Sprockhövel, der sodann die Glasplakette übergab.
Zuletzt übergab er an den Kurator (im Prospekt heißt es künstlerischer Leiter) Markus Nottke, den er bat die Führung durch den Kunstgarten zu übernehmen. Anwesend waren auch der Schirmherr Dr. Arnim Brux und Jürgen Fischer von der Projektkoordination der Ruhr2010.
Hier stimmte das Umfeld, die Hervorhebung der Künstler und die Organisation, wobei hier das Niveau weitaus höher war als bei den beiden vorangegangen Ausstellungen. Selbst eine Jazzband "Braidhouse Jazzman" wurde aufgeboten. Ich bin mir dabei auch bewusst, dass Schloß Martfeld mit seinem weitläufigen Park eine hervorragende Kulisse für eine derartige Kunstausstellung bietet. Aber, und das ist wesentlich, Bürgermeister Jochen Stobbe drängte sich nicht in den Vordergrund, sondern zeigte immer wieder auf die Künstler und deren Kunstausstellung. Eine durchaus gelungene Eröffnungsausstellung.
Eine Woche später wurde in Gevelsberg, der letzten Station, die Ausstellung eröffnet.
Hier war es der Stadtgarten der als Ausstellungsfläche eingeteilt wurde. Souverän und kompetent übernahm Bürgermeister Claus Jacobi die Moderation der Ausstellungseröffnung.
Er wusste auch den Faden zu spinnen zu der parallel stattfindenden Ausstellung des Gevelsberger Künstlervereins. Die Einordnung der Kunstwerke fiel ihm nicht schwer, er war gut vorbereitet. Er leitete leicht über zu der nun stattfindenden Führung des Kurators Markus Nottke. Wie in Schwelm lagen sichtbar die im Zusammenhang mit dem Projekt verfügbaren Flyer aus und darüber hinaus die Ruhr2010 Programme. Ein durchaus gelungener Nachmittag mit Niveau und dem Anlass angemessen.
Wenn man nun einmal von den beiden ersten verpatzen Ausstellungseröffnungen absieht, bleibt noch die Erwähnung, dass ein Gesamtkatalog oder auch vier Einzelkataloge nicht vorhanden waren. Der ausgegebene Flyer diente ja doch nur der einfachen Orientierung, kann aber nicht den Gesamtkatalog ersetzen. Hier war die Leitung von Markus Nottke und dem Kulturhauptstadtbeauftragten Carsten Michel ein weiteres Defizit unterlaufen, ein schwerwiegendes so meine ich. Denn die Ruhr2010 GmbH als auch der Kreis hatten ja für solche Aufwendungen Zuschüsse gezahlt. Zumindest hätte Markus Nottke als künstlerischer Leiter (Kurator) darauf bestehen müssen. Den Katalog nachträglich drucken macht keinen Sinn, denn er dient ja als Führer durch die Ausstellungen. Was auch noch fehlte sind die notwendigen Pressemitteilungen die substanzielles hätten übermitteln sollen.
Wenn man einmal die chaotische Ennepetaler Eröffnung und den ungeeigneten Lagerplatz in Sprockhövel weg nimmt so ist die Idee eine geeignete Möglichkeit die Südstädte des EN-Kreises zu präsentieren, eine reizende und nachhaltige Idee, Kunst als Grundlage um Städte zu verbinden. Nur sollte man auch geeignete Personen in der Planung und Organisation einsetzen. Auch wäre es der Idee nicht abträglich gewesen, wenn zum Abschluss der Ausstellung meinetwegen eine Sternfahrt mit dem Fahrrad zu einem geeigneten Ort ausgeführt worden wäre. An diesem Ort hätte man sodann gemeinsam mit den Künstlern, den Organisatoren, den Bürgermeistern und Beauftragten den Abschluss begehen können. Oder die Bürgermeister hätten mit den Künstlern und Interessierten die 4 Orte abfahren können.
Der Symbolwert dieser Veranstaltung hätte viel mehr in den Vordergrund gerückt werden können, wobei die Künstler eine weitere Würdigung ihres Tuns erfahren hätten.
Nun, vielleicht gelingt es ja sich in Zukunft einer besseren Planung und Organisation zu bedienen.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem EN-Kreis
http://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.png00Redaktionhttp://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.pngRedaktion2010-06-09 10:43:262010-10-17 20:19:51Kohle, Kühe, Kunst 4 Städte 1 Weg - ein Resümee
[la] Es wurde einiges darüber geschrieben und doch gibt es immer noch eine ganze Reihe Personen, die nicht rechtzeitig informiert waren, oder aber anderweitig unterwegs, so dass es noch keine Gelegenheit gab, diese außergewöhnliche Ausstellung persönlich zu besuchen.
Ursprünglich war geplant die Ausstellungseröffnung in Serie ein um die andere Woche zu veranstalten und dann sollte die Dauer der Ausstellung dieser Werke jeweils auch nur eine Woche ausmachen. Zwar war anderenorts auch verlautbar, dass die Objekte möglichst über 2010 hinaus nachhaltig ihren Platz einnehmen sollten, das aber sicherlich nur in wie weit die Natur selbst und die Vergänglichkeit des Materiales hier mitspielen.
Gut für alle, die die letzte Gelegenheit noch einmal wahrnehmen möchten – abgesehen von Sprockhövel, die auf Grund der Standortfrage oder -lage(?) bereits abgebaut haben – es geht noch eine kurze Zeit:
Bis zum 17. Juni 2010 können die Projekte in
Ennepetal / Schwelm und Gevelsberg noch aufgesucht werden.
[Anmerkung d.Red. – Letzte Chance leider verpasst, hoffen wir auf kommende Ausstellungen]
Und für alle die, die bis jetzt noch nicht umfassend informiert waren, mache ich mir gern die Mühe, auf gesonderten Unterseiten hier die Kunstwerke und Informationen zu den Künstlerinnen bzw. Künstlern ein zu stellen.
Nehmen Sie es bitte nur als Vorabinformation, denn "Pur Natur", also in echt sind diese Werke viel beeindruckender als ein Foto es vermitteln kann.
[jpg] Das beschauliche Ennepetal schlief noch fest als sich um 4:30 Uhr rund 100 Gelsenkirchener Bürger, die an dem Singvirus (der Virus ist ansteckend) erkrankt sind, zum Gelsenkirchener Nordsternpark aufmachten. Das Solistenensemble TAMAR des Chorwerks Ruhr, hatte zum Sonnenaufgangskonzert geladen.
Pünktlich um 5:08 Uhr, also zum Sonnenaufgang, stimmten die Anwesenden den ersten Song an. Es sollte die Einstimmung zum Höhepunkt des !Sing – Day of Song werden.
Und es klappte wir hatten an diesem Tage "Kaiserwetter" die alle weiteren Veranstaltungen mit über 1 Millionen Sängern zu einem Großereignis in der Metropole Ruhr werden ließ.
Am anderen Morgen, als wir nach Hause fuhren hörten wir immer noch vereinzelnd das "Glück auf" Lied.
Langsam, wir haben ja noch einen langen Tag vor uns, der ja erst einmal beginnt. Zurück in Ennepetal, frühstückten wir erst einmal und überprüften unsere Ausrüstung. Kurz nach 9:00 Uhr begaben wir uns auf den Parkplatz/Kirmesplatz Voerde. Und dort standen schon die ersten Shantys, die auf die restlichen Mitglieder warteten. Die trudelten auch nach und nach ein. Man begrüßte sich jedes mal mit einem großen Hallo und das Geknutsche wollte nicht enden. Schnell waren auch die Geräte aufgebaut und die ersten Klänge tönten über den Parkplatz. Alle waren sie etwas "wibbelig", die Erwartungen konnten nicht unterschiedlicher sein. Singen konnte der Shantychor-Voerde ja, aber was würde in der Veltins Arena auf Schalke werden. Dann waren noch die Animositäten, die sich zwischen unserem Bürgermeister und dem Chor aufgebaut hatten, im letzten Moment abgebaut worden. Fühlte sich doch der Shantychor durch die Stadtverwaltung nicht richtig gewürdigt. Und so kam auch kurz danach der Bürgermeister mit seinem Kulturbeauftragten Carsten Michel um den Shantychor-Voerde zu verabschieden. Was heißt verabschieden, der Chor war ja schon auf Touren und brannte darauf zu singen. So war es dem Bürgermeister vergönnt mit dem Vorsitzenden die Formalien der Verabschiedung hinter sich zu bringen. Kurz danach tauchte auch noch das inoffizielle Verlautbarungsorgan des Bürgermeisters, die erste und einzige Bürgerin "Uns Helga", auf. Unser Redaktionsmitglied Linde Arndt entschied sich kurz und bündig den Shantychor-Voerde im Bus zu begleiten, ich brauchte sie also nicht nach Datteln – Hafen zu fahren. Nachdem der Bürgermeister die Chormitglieder mit guten Wünschen verabschiedete und ihnen auch noch eine Ennepetaler Fahne übergab, die sie auf dem Schiff hissen sollten, ging es scherzend und singend in den inzwischen angekommenen Bus, der alle nach Datteln – Hafen bringen sollte. Die zurück gebliebenen Ehefrauen winkten den Shantys noch nach, als der Bus abfuhr.
8 Stunden später sollte ich alle erst wieder sehen.
Über die Micro Netzwerke des Internet erfuhr ich, dass sich in den anderen Städten der Sing-Virus inzwischen verbreitet hatte. Ob in Marl, in Lünen, in Essen oder auch Dortmund überall kamen die Menschen zusammen und sangen was die Stimme hergab. Wobei in den meisten Städten die Chöre das Rückgrat dieser Veranstaltungen bildeten. Aber nicht nur auf den Markt- oder Stadtplätzen fand man singend zueinander. Nein, Gruppen drangen in Altenheime, in Krankenhäuser oder U-Bahnschächte ein und überzogen die Metropole Ruhr mit ihrem Gesang. Als ich aus dem Internet heraus ging, hatte man die Million an Sängern geknackt. Kurz vor 12:00 Uhr konnte man sagen, der Sing – Virus war zu einer Epidemie angeschwollen. denn alle wollten um 12:10 Uhr zum gleichen Zeitpunkt das Steigerlied singen. Mein Gedanke war jetzt, hoffentlich löst niemand jetzt den Katastrophenalarm aus.
Denn gegen das Singen gibt es keinen Impfstoff, diese Krankheit ist unheilbar.
Unter diesem Eindruck, der meine Stimmung stark anhob fuhr ich dann mit Barbara Mittag, von Kosmetik Mittag runter nach Milspe um dort die ersten Bilder vom Singen in Ennepetal um 12:10 Uhr zu machen.
Unten in Milspe angekommen, sahen wir zwar den Gemeinschaftschor des Stadtverbandes der Ennepetaler Chöre (Wer hat sich eigentlich solch einen sperrigen Namen ausgedacht?), aber höchstens 15 Mitbürger die ein Blatt Papier mit den Texten der Lieder in der Hand hatten.
Dabei hatte der Bürgermeister doch über die städtische Seite als auch über das inoffizielle Verlautbarungsportal der Frau Nachbarin das Singen ausdrücklich angeordnet, oder wie war das? Und jetzt?
Bürgermeister Wiggenhagen, Stephan Langhardt vom Ordnungsamt (Wegen der Lärmbelästigung?) sowie Carsten Michel der für das Kulturwesen stehen soll, Frau Nachbarin und die Frau des Bürgermeisters standen recht hilflos da. War oben in Voerde schon von Anfang an "Spaß in der Kehle" zu registrieren, so hatte man in Milspe den Eindruck, es sollten Strafzettel verteilt werden. – eine etwas unterkühlte Stimmung herrschte vor. Der Chor hatte Polo-Shirts mit dem Aufdruck "Metropole Ruhr" übergezogen. Warum? Wollte man nicht mit Ennepetal Werbung machen? Hatte man bei der Stadt keine Zeit gefunden ein ansprechendes Logo für den Chor zu entwerfen und aufzudrucken? Herr Michel der Kulturbeauftragte meinte, so wäre das in Ordnung. Kapiert die Stadtverwaltung das nicht, dass diese Sänger Botschafter und damit Werbeträger für die Stadt Ennepetal darstellen? Der Shantychor-Voerde hatte zumindest die Stadt Ennepetal auf seiner Kluft stehen. Na ja, Hauptsache der Bürgermeister kam ins rechte Licht, die Stadt ist ja nicht ganz so wichtig.
So wurden drei Lieder, "Glück auf", "Komm zur Ruhr" und "Der Lindenbaum" gesungen, der Bürgermeister wusste sich sodann zu profilieren indem er den Chor verabschiedete, und gut war es.
Er und sein Atlatus haben ja alles getan, wenn die Ennepetaler ihm nicht huldigen wollen, was soll es.
Der Chor verließ auch danach irgendwie fluchtartig den Marktplatz, es war eine peinliche Vorstellung, wofür der Chor jedoch absolut nichts konnte.
Schlechte Planung und schlechte Orga, scheint ein Herausstellungsmerkmal der Stadt Ennepetal zu sein. Wie wäre es mit dem Slogan: "Wir sind so schlecht, wir können uns aber noch steigern!".
Stichwort: Öffentlichkeitsarbeit. Wie dem auch sei, ich zumindest wollte mir die gute Stimmung nicht von dem Unvermögen der Stadtverwaltung vermiesen lassen.
Aus dem Umfeld des Bürgermeisters erfuhren wir, dass es den Wiggenhagens wichtiger war abends zum Kegeln zu gehen, anstatt ihre Stadt auf Schalke zu repräsentieren. Körperliche Ertüchtigung bei einem Glas Bier ist sicher wichtiger.
Danach machte ich mich an das Handy und erfuhr so, dass der Shantychor über das falsche Ufer doch noch das dazugehörige Schiff "Der Reservist" gefunden hatte. Oder war es anders herum? Eine Überraschung war der Dattelner Bürgermeister Wolfgang Werner der seinen "Dattelner Hafen Chor" bis zum Schiff begleitete und dort verabschiedete. Bürgermeister Werner stellte dann fest, er kannte den Shantychor-Voerde aus Borkum schon, wobei es dann eine freudige Begrüßung wurde. Als letztes kam noch die Combo "Käpt´n Knebel´s Knochen Kombo Crew" an Bord.
Hunderte standen am Ufer und winkten dem Schiff hinterher als es ablegte. Die beiden Chöre beschnüffelten sich erst einmal und stellten dann kurzerhand fest, dass der eine Chor für den Hafen zuständig ist, während der andere Chor die hohe See als Betätigungsfeld sah. "Käpt´n Knebel´s Knochen Kombo Crew" war für den Teil der Unterhaltung zuständig, der nicht in den Bereich des Seemännischen fiel. So waren alle zufrieden und dem Singen stand nichts mehr im Wege.
Dattelner Hafen Chor
Shanty Chor Voerde Ennepetal
Käpt`n Knebel´s Knochen Kombo Krew
Nach kurzer Zeit war die Parade am Schiffshebewerk Henrichenburg angekommen und dort reihte sich die Felsenstein, mit dem BVB Fanchor und die Integra ein – die Flotte war nun komplett. !SING – Chor Kanal so nannte man es nun. Und es war eine super Parade; denn überall begegneten den Chören die Menschen, die winkend und lachend die Schiffe begrüßten. Auf den Brücken den Ufern, teilweise mitsingend. Am Ufer mit den Fahrrädern mit radelnd. Und die Chöre waren stolz – stolz darüber, was Ruhr2010 aus ihrem Revier gemacht hatte. Und sie waren Teil dieses Reviers – der Metropole Ruhr. Boote kamen aus den Buchten und fuhren ein Stück weit mit. Am Rande grillten Menschen, die aufstanden und winkten und lachten als sie die Gesänge hörten, es war ein fröhliches und leichtes miteinander Erkennen. Überall wo die Flotte einen kurzen Stopp machte, wurden sie von hunderten empfangen, sei es im Recklinghauser Stadthafen oder im Herner Stadtpark. Es tönte von allen Seiten und war wie ein Dialog der Stimmen – eben ein Virus. Allerdings war es auch sehr warm und einige hatten sich eine etwas skurrile Kopfbedeckung gebastelt, die einigermaßen Schutz bot.
Wir haben für Sie einige Fotos aufbereitet, die Sie in der gesonderten Gallery abrufen können:
Es waren drei Flotten/Paraden mit insgesamt 13 Schiffen die sich auf den Weg machten. 21 Chöre waren darauf, wovon 14 am Abend noch auf dem Spielfeld der Veltins Arena singen mussten – darunter auch der Shantychor-Voerde. In den Häfen und Anlegern sangen 35 Chöre im Wettstreit mit den Chören auf den Schiffen. Die Fahrt war an der Herner Künstlerzeche "Unser Fritz 2/3" um rund 17:00 Uhr zu Ende, hier mussten die Chöre in die bereitgestellten Busse umsteigen, die Generalprobe wartete.
Auf Schalke angekommen, durften sie jedoch erst einmal sich an dem bereitgestellten Essen laben, während in der Veltins Arena schon die Generalprobe mit weiteren Akteuren lief.
Die Spannung stieg bei allen Beteiligten, es war nun ein ständiges Hin und Her. Vor der Arena hatten sich schon einige tausend Besucher angestellt. Und dann war es soweit, um 18:30 wurden die Tore geöffnet und die Arena füllte sich, kein Drängeln – es war ja noch Zeit.
Um 19:45 fing die Anstimmprobe, also das Einsingen für alle an. Volker Buchloh machte die Zuschauer richtig heiß auf das Singen. Wir wurden während dieser Zeit das letzte mal gebrieft und vergattert auch mitzusingen. Steve Sloane meinte mit einem lachenden Auge, er würde schon hören wer von uns Journalisten nicht mitsingen würde. Dann verschwand er in der Maske.
Nachdem der letzte Gong ertönte betrat die Die WDR-Moderatorin Catherine Vogel die Bühne und begrüßte die inzwischen vor Spannung kochende Arena auf Schalke und den Dirigenten Steve Sloane.
Nach dem gemeinsam gesungenen "Glück auf" kam es zu dem ersten Höhepunkt mit Bobby McFerrin. Er benutzt seinen ganzen Körper als Musikinstrument (Human Beatbox), ein wahrer Vokalkünstler dessen Brust wie ein Resonanzkörper ist. Auch der Rhythmus zog einen unwillkürlich in den Bann, ich konnte die Lippen und die Füße nicht stillhalten.
Hören sie selbst Bobby McFerrin (Die Video Aufnahme ist ein bisschen wackelig):
Wem das keine Gänsehaut bringt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Das kann Stimme! Unsere Stimme, unser Instrument, welches wir immer bei uns tragen, er machte es uns vor.
Die belgische Gruppe Scala sang "Hungriges Herz", wobei der Refrain "Mein hungriges Herz durchfährt ein bitterer Schmerz…." von allen mitgesungen wurde. Dann von Xavier Naidoo das "Was wir alleine nicht schaffen". Es klang wie ein Versprechen der Chöre und Zuschauer als sie sangen, "Was wir alleine nicht schaffen, dass schaffen wir zusammen".
Ja das sind die Ruhries. Dabei wiegten alle die Arme hin und her.
Dann wieder Bobby McFerrin, er scheint der absolute Publikumsliebling zu sein, nein, er ist es. Er stimmte das "Let it Be" an und alle sangen es mit, gefühlvoll, es wurde ein Choral. Im Takt klatschten die Zuschauer zu dem Gesang. Und dann wieder, rauschender Applaus.
Die Kinder-und Jugendchöre aus Dortmund hatten verstärkt mit einer Steelband einen Calypso zum besten gebracht. Alle Kinderchöre im Spielfeld hielt es nicht auf den Sitzen und sie sprangen und tanzten zum Rhythmus hin und her. Warum haben wir eigentlich in Ennepetal ein Kinder- und Jugendproblem? (grübel)
Dann die anderen Kulturhauptstädte. Zuerst gab Pécs aus Ungarn, mit dem Bela Bartok Chor, ein Solo als auch ein chorales Volkslied. Diese Gruppe ist mit das beste was Ungarn zu bieten hatte, mehrfach ausgezeichnet. Oder die Acapella Grup 4 aus Istanbul, aus der zweiten Kulturhauptstadt. Die gemischte Gruppe überzeugte in ihrer gesanglichen Stärke. Begeisterter Applaus war die Folge. Was für ein reiches Europa, unser aller Europa, in seinem Liedgut. Und dieses Europa ist heute in der Metropole Ruhr zu Gast.
Chorwerk Ruhr mit "Kein schöner Land". Die erste bis dritte Strophe wurden vorgetragen
und zwar zweistimmig. Die letzte Strophe wurde von dem Gesamtchor angestimmt, kein Mund war inzwischen mehr still. Hingebungsvoll sangen nun alle den Lindenbaum von Schubert, wobei man meinen konnte, dass dieser Chor schon immer zusammen gehört hatte.
Die Wise Guys, ein weiterer Renner, mit "Jetzt ist Sommer" niemand blieb sitzen,
die Gruppe riss alle mit. "Sing mal wieder" da wackelte die Arena. Da wurde das Publikum
richtig heiß gemacht. Musikalische Zwiesprache mit dem Publikum.
Ein weiteres Highlight von Bobby McFerrin, das "Ave Maria" von Bach-Gounod, ein Gebet der 60.000 in der Veltins Arena, inbrünstig wie es nicht anders sein konnte. Es ging ein leichter Schauer durch das Publikum. Händels Halleluja, wie anders kann man seinen Gott ehren als mit einem Chor von 60.000 Stimmen. Den Göttern muss bei solch einem Ruf sicherlich eine stille Freude über ihre Gläubigen gekommen sein.
In der Arena hatte es alle erfasst, dass Sing-Virus ein Virus der die Gemeinsamkeiten anspricht, die Seele berührt und niemanden alleine stehen lässt. Das ist es was rüberkommt, das besondere Gebiet, welches sich anschickt Metropole zu werden. Was fehlt? Der Mensch ist da, dieser besondere Mensch der anpacken kann.
Man muss sich das mal vorstellen, 60.000 Menschen sind mit ihren Stimmen angereist, darunter 600 Chöre, nur mit einem Gedanken beseelt: Wir sind die Metropole Ruhr! Hier bei uns sind 15 Nationen zu Besuch die mit uns den gleichen Gedanken haben – Singen. Vorurteilslos wurde etwas vorgemacht, was so nicht selbstverständlich ist. Nicht der eine Chor war wichtig, sondern der gesamte Chor, dessen Rückgrat die aus vielen Städten des Ruhrgebietes angereisten Einzelchöre waren. Diese Einzelchöre, die es gewohnt sind für sich alleine aufzutreten, reihten sich freudig ein in einen Gesamtchor. Da passte es, als die neunte Symphonie von Beethoven ertönte, mit seiner Ode an die Freude von Schiller.
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder! über’m Sternenzelt
muß ein lieber Vater wohnen.
Seid umschlungen!
Diesen Kuss der ganzen Welt!
Freude schöner Götterfunken!
Tochter aus Elysium!
Freude, schöner Götterfunken! Götterfunken!
Warum wohl, wird dies als Europas Hymne gespielt?
Wenn man die Dramaturgie richtig verfolgte, so hätte dies gefühlsmäßig der Schlussakt sein müssen. Aber nein, es kam noch Edward Elgar mit dem "Land of Hope and Glory" einer der Hymnen Englands. Der Refrain Text von Arthur Benson passte so gut zur Metropole Ruhr.
Land der Hoffnung und des Ruhmes,
Mutter der Freien,
Wie sollen wir dich preisen,
wir, die von dir Geborenen?
Weiter noch und weiter
Sollen deine Grenzen ausgedehnt werden;
Gott, der dich mächtig gemacht hat,
Möge dich noch mächtiger machen.
Gott, der dich mächtig gemacht hat,
Möge dich noch mächtiger machen.
Wie anders kann man es ausdrücken, wie eine Metropole Ruhr entstehen könnte? Aus den vielen, vielen Städten und Städtchen die zusammen so stark sein könnten. Warum? Weil sie immer schon stark waren und wissen wie man mit Stärke umgehen kann. Nur das Bewusstsein muss noch gehätschelt werden. Den Typ Mensch beschrieb treffend Grönemeyer in dem gemeinsam gesungenen Lied "Komm zur Ruhr"
Und der Abend klang zu ende mit einem "Ein schöner Tag" nach der Melodie von Amazing Grace.
Von reicher Freude angefüllt und Sorgen ungetrübt.
Mit Liedern die die Lerche sang,
so fing der Morgen an,
die Sonne gab dann ihren Strahl
dem Tag der neu begann.
Ein schöner Tag voll Harmonie
ist wie ein Edelstein,
er strahlt euch an
und ruft euch zu:
"Heut´sollt ihr glücklich sein!"
Und was das Schicksal euch auch bringt,
was immer kommen mag,
es bleibt nur die Erinnerung
an einen schönen Tag.
Auch von diesem großartigen Event haben wir einige Impressionen für Sie eingefangen, die wir Ihnen in unserer gesonderten Gallery mit dem Titel "Ein schöner Tag – !Sing DAY OF SONG auf Schalke"
präsentieren möchten.
Es war ein umwerfender Tag, er verzauberte, er hob und vibrierte die Seele. Streichelte das Gemüt. Machte nachdenklich und brachte Mut, Mut es zu wagen. Zu wagen diese Metropole Ruhr anzugehen.
Was bleibt?
Für die beiden Ennepetaler Chöre war es wichtig als Ennepetaler an diesem Großereignis teilgenommen zu haben. Es wird ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis gewesen sein, dass sicher lange nach hält. Sie waren vorbildliche, charmante und liebenswerte Botschafter der Stadt Ennepetal. Das eine oder andere Gespräch zwischen den Chören wird sicher irgendwann Früchte tragen. Auch wird die Bestätigung, dass man selber Teil einer großen Metropole respektive Gemeinde ist, herübergekommen sein. Schade nur, dass es wieder die Stadtverwaltung versäumt hatte den Geist solcher Veranstaltungen zu erfassen und nur das Notwendigste getan hat. Verstand und Herz reagieren eben nicht auf Schönschwätzereien. Wenn die Stadtverwaltung der Meinung ist auf dem Marktplatz brauch man nur eine Bühne hinstellen und alle kommen angerast, so wurde sie am Samstag eines Besseren belehrt. Singen ist etwas für die Gefühlsebene und Gottseidank kann man Gefühle noch nicht anordnen. Rund 40% mehr an Personalkosten hat Ennepetal. Wofür? Für das Notwendigste? Wenn die Stadt es nicht begreift, dass sie ihre Botschafter so auszustatten hat, damit sie dementsprechend zur Geltung kommen, so muss sie sich nicht wundern wenn es mit der Attraktivität der Stadt nichts wird. Die beiden Chöre haben zumindest ihr Bestes gegeben und dafür gebührt ihnen zumindest von unserer Seite ein herzliches Dankeschön. Die Stadtverwaltung, und mit ihr der Bürgermeister, haben einmal mehr bewiesen, dass sie weit vom Besten entfernt sind – alltägliches bekommt man überall.
Und für die beiden Chöre als auch für die vielen Ennepetaler haben wir auch gerne diesen für uns nicht unerheblichen Arbeitsaufwand auf uns genommen. Für uns war es ein Großereignis, was uns weit über unsere Leistungsgrenzen befördert hat. Wir haben uns jedoch den vielen Herausforderungen gestellt, aber nur deshalb weil wir, genauso wie die beiden Chöre, eine andere Einstellung zur Leistung haben als unsere Stadtverwaltung und ihr Bürgermeister.
Nachwort:
Am Sonntag habe ich im WDR den 1 ½ stündigen Zusammenschnitt nebenbei gehört. Ab und an habe ich mir auch die Bilder angesehen. Wovon ich enttäuscht bin – über das Audiosignal. Live war ein viel größerer Hall zu hören, der machte dieses Gänsehautfeeling. Da hat aber einer beim WDR etwas zu viel gefiltert. Auch die Chöre wurden zu stark unterdrückt.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik auf Schalke
ANMERKUNG:Diese Seite ist die Fortsetzung unseres Beitrages "Vom Lokalen zum Finalen" http://en-mosaik.de/?p=12877
http://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.png00Redaktionhttp://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.pngRedaktion2010-06-07 13:58:362010-06-09 10:42:48Ennepetal geht "auf Schalke"- !SING - DAY OF SONG
http://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.png00Linde Arndthttp://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.pngLinde Arndt2010-06-07 12:19:302010-06-11 12:28:59Ennepetal auf dem Kulturkanal unterwegs zum !Sing DAY OF SONG
[jpg] Was ist ein schöner Strand ohne ein Sandkorn und was ist das Sandkorn ohne den Strand, beide bedingen einander. So fuhr der Shantychor-Voerde heute in die Veltins Arena und wir begleiteten ihn. So kann sich Ennepetal glücklich schätzen zwei Chöre als Botschafter in die Arena geschickt zu haben, ein Botschafter der guten Stimme. Nebenbei war auch noch der Stadtverband der Ennepetaler Chöre in der Veltins Arena, er saß einen Block weiter. Nachdem wir unseren Voerder Shantychor auf dem Spielfeld begrüßt hatten, ging es auch schon los.
8.000 Sängerinnen und Sänger waren zu der Hauptprobe angereist und wollten das zusammen singen proben. Was vorher in mehreren kleinen Gruppen schon einmal geübt wurde, wurde heute in einem größeren Rahmen durchgeführt.
Das große Finale des !Sing – Day of Song soll morgen prächtig gefeiert werden. Seit Juni 2009 proben alle Chöre für dieses eine Konzert, auch der Shantychor-Voerde mit seinem Vorsitzenden Klaus Glenzke und seinem musikalischem Leiter Jürgen Schöneberg. Beide hatten ihre Noten in der Hand und warteten, wie alle, auf ihren Einsatz.
Die Stimmen sollen ja morgen die Arena zur Gänze füllen und bei den Zuschauern bzw. Zuhörern eine Gänsehaut erzeugen. Als wir durch die Blocks gingen sahen wir die vielen,vielen Chöre. Einen Kinderchor aus der Türkei, einer Partnerstadt, einen Chor aus Schweden, einen Chor einer kirchlichen Gemeinde und, und, und. Unterschiedlicher könnte ich mir keinen Chor vorstellen. Logisch das dies einmal im Großen geübt werden musste.
So begrüßte Steven Sloane, Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker der die musikalische Leitung des !Sing – Day of Song hat die anwesenden Chöre, Sängerinnen und Sänger und brachte seine Freude zum Ausdruck mit ihnen morgen dieses Konzert zu erleben. Auch für ihn wird es etwas Einmaliges werden. Danach begrüßte Jonathan Eaton, Künstlerische Direktor des Opera Theater Pittsburgh, USA, der die Regie führen wird, die Anwesenden, wobei er sich wünscht das morgen jedem der Zuschauer und Zuhörer ein Schauer des Wohlbefindens über den Körper fahren soll. Er zumindest würde seinen Teil dazu beitragen.
Und dann ging es auch schon los. Die Einleitung mit der Musik von Georg Friedrich Händel Alle sangen den "Sing – Day of Song im Stadion auf Schalke, dann eine Überleitung nach einer Komposition von Robert Frankenberry – nun standen alle Sänger auf und sangen das "Glück auf". Es war ein berauschender Chor der wirklich unter die Haut ging. Logisch das manchmal noch wiederholt werden musste, aber dafür waren alle zu sehr Profis, die auf ihren Dirigenten Steven Sloane hörten. Nach einigen Liedern sah ich, wie einige der Sänger etwas feuchte Augen hatten, weil das Gefühl sie offensichtlich übermannt hatte. Na ja, man singt ja auch nicht mit den Augen. Wenn auch viele Lieder der klassischen Musik zu zu ordnen sind, so ergibt sich mit der Programmabfolge jedoch eine derart fesselnde Dramaturgie, die sicher auch bei einem Rocker eine Gänsehaut erzeugt.
Dieses Feeling wird sicher morgen noch gesteigert, wenn Bobby McFerrin, die Wise Guys, Vasselina Kasarova und die Scala & Kolacny Brothers dazu stoßen.
Selber musste wir noch einige Probleme lösen, damit wir morgen fit über dieses sicher einmalige Jahrhundertkonzert live berichten können. Denn auch wir sind nur ein Sandkorn in dem riesigen Tross der Pressevertreter des In- und Auslandes, seien es Print- oder E-Medien, die morgen anreisen. Morgen heißt es von uns allen !Sing Day of Song, in Ennepetal, in Gelsenkirchen, in Europa und in der ganzen Welt. Millionen werden morgen singen, unter anderen unser Shantychor-Voerde aus Ennepetal. So wird das Kleine morgen Bestandteil des großen Ganzen.
Übrigens, es sind noch einige unzusammenhängende Restkarten zu haben, so versicherte man uns.
Information:
Konzerttermin: 5. Juni 2010 Einlass: ab 18.30 Uhr Konzertbeginn: 20.30 Uhr Dauer: ca. 120 Minuten (Änderungen vorbehalten) Ort: VELTINS-Arena, Gelsenkirchen
Eine Anfahrtsskizze finden Sie unter: www.veltins-arena.de/besucher_anreise.php
Ticketpreise*: Ticket Oberrang: 11,50 €
Ticket Unterrang: 16,50 €
Stehplatz in der legendären Nordkurve: 6,50 €
Die Abendkasse ist geöffnet ab Samstag, 5. Juni 2010, 17 Uhr.
Ab hier geht es morgen weiter, bis bald.
Update 05.Juni 2010 – 13:23 h
Punkt 12:10 stimmte der Stadtverband der Ennepetaler Chöre das "Glück auf" an, um danach Grönemeyers "Komm zur Ruhr" auf dem Milsper Markt mit rund 100 Ennepetalern zu singen. Aber nicht nur in Ennepetal, sondern im gesamten Ruhrgebiet wurde zur gleichen Zeit dies Lieder angestimmt. Nachdem morgens schon der Tag in Gelsenkirchener Nordsternpark um 5:00 Uhr mit dem "Solistenensemble TAMAR des Chorwerks Ruhr" singend begrüßt wurde, sollte dies der zweite heutige Höhepunkt sein. Zum Abschluss wurde noch das alte Volkslied "Lindenbaum" gesungen. Nachdem Der Bürgermeister die Sänger verabschiedete, ging es auch schon weiter, denn der Chor muss noch packen und in Gelsenkirchen wartet die Veltins Arena.
Morgens hatte der Bürgermeister auch den Shantychor – Voerde verabschiedet. Die Unstimmigkeiten scheinen beigelegt worden zu sein. Ein Chormitglied meinte zu mir, dass musste ja nicht alles sein. Wir sind doch alle Ennepetaler und wollen doch für unsere Stadt in der Veltins Arena einen guten Eindruck hinterlassen. Danach stiegen die Shantys singend in den Bus und wurden winkend verabschiedet.
Wie mir gerade übermittelt wurde, sind die Shantys auf dem Schiff und haben die erste Station der !SING – CITY Chor kanal schon passiert – "Die Heldengesänge" am Schiffshebewerk Henrichenburg. Auf dem Schiff ist noch ein zweiter Shantychor, der "Hafenchor Datteln" sodass die Stimmung auf dem Schiff sehr ausgelassen ist. Auf dem Kanal kommen immer mal wieder aus den Buchten Boote, um sich in die Parade einzureihen. Die Chöre geben sodann das Lied an, und alle fallen ein, ein lustige singende Parade. Auch auf den Uferstreifen winken und rufen die Menschen der Parade zu und die Fahrradfahrer begleiten die Schiffe singend des Weges. Die Bilder dazu werden ich nachher in der Veltins Arena einstellen.
Ich habe noch was vergessen. Das ganze Konzert wird vom WDR in einem Livemitstream im Internet unter http://www.wdr.de/wdrlive/audioevent/livestream.phtml gesendet. Also nichts wie rein und mitschneiden und als mp3 abspeichern und die Tage als Podcast auf die Ohren setzen.
Ich melde mich jetzt wieder aus der Veltins Arena auf Schalke
Update 05.Juni 2010 – 17:12h
So wir sind jetzt zu zweit in der Schalker Arena. Die Verbindung zum Internet steht und jetzt kann es los gehen. Unten auf dem Spielfeld wird gerade noch geprobt. Ich versuche jetzt die ersten Bilder reinzustellen.
Update 06.Juni 2010 – 9:18h
Gestern ist das Signal auf einmal gestört gewesen und die Verbindung brach zeitweilig ab. Na ja, wir haben dann entschieden auch zu "brechen". Für uns ging der Abend mit einer Nachbesprechung um 0:08 h zuende. Wir waren dann erst um 1:06h wieder zu Hause. Die Bilder im Rohformat noch reingespielt und ab ins Bett. Jetzt sitze wir hier und brüten über den Artikel.
Update 06.Juni 2010 – 22:42h
Wir brechen den Artikel hier ab.Es hat nicht sein sollen. Stattdessen bringen wir einen neuen Artikel unter dem Titel
[jpg] Kaum sind die Ballone des Schachtzeichenprojektes herunter geholt worden, laufen mit Hochtouren die Vorbereitungen für das nächste große Projekt. War das Projekt Schachtzeichen schon ein Renner indem es viele, viele Menschen in der Metropole begeisterte, so scheint sich eine Steigerung anzukündigen.
Mit Leidenschaft und Stimmkraft drängen die Sänger und Sängerinnen des Ruhrgebietes, und darüber hinaus aus ganz Europa, auf dem Höhepunkt am Samstag in die Veltins Arena "auf Schalke".
Auf dem anberaumten Pressegespräch wurden die Inhalten und Abläufe vorgetragen.
v.l.n.r.: Benedikte Baumann / Prof. Dr. Oliver Scheytt / Dr. Markus Nievelstein / Steven Sloane / Jonathan Eaton
Prof. Dr. Oliver Scheytt betonte, dass dieses Projekt nicht nur auf die Metropole Ruhr begrenzt ist. 14 Nationen aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland machen begeistert mit. So werden die beiden anderen Kulturhaupstädte Pécs (Béla-Bartók-Chor) aus Ungarn und Istanbul (Acappella Grup 34) aus der Türkei mit ihren Liedern den Tag noch bunter machen. Aber nicht nur das, vielmehr bringen viele Länder ihre Lieder mit um die bunte Vielfalt des Abends zu vergrößern.
Die internationalen Sänger und Künstler werden sich mit ihren Herzen und Stimmen einbringen.
Steven Sloane der künstlerische Direktor der Ruhr2010, nannte die Stimme und den Gesang womit man Emotionen wecken kann, Emotionen die die Gemeinsamkeiten befördern können. Die Stimme als gemeinsamer Nenner aller Nationen. Er verband das mit einem Aufruf mitzumachen, es sind schon viele auf dem Weg und es sollten noch mehr werden. Im September wird es eine Sinfonie der 53 Kommunen geben, auch hier sind die Kommunen aufgerufen.
Von Donnerstag, 3.6.2010 bis Sonntag, 6.6.2010 wird es 600 Einzelkonzerte geben, 13 Schiffe mit Chören werden sich auf den Weg machen, 26.000 Sänger werden sich finden und 760 Chöre einschließlich einem Gebärdenchor werden den "Day OF Song" für alle zu einem unvergesslichen Erlebnis erscheinen lassen.
Der Anfang wird der !Sing Twins am 3. Juni 2010 um 15:30 Uhr im Foyer des Aalto-Theaters in Essen sein. Dort werden unter dem Titel "Essen grüßt die Welt" Partnerchöre der Metropole Ruhr die ersten Lieder anstimmen und alle Spontan-Sänger zum mitsingen animieren.
Am 4. Juni 2010 von 11:00 bis 12:00 geht es weiter mit !Sing Twins in der Philharmonie Essen mit einem internationalen Kinderkonzert unter dem Titel, "Die Ruhrkids treffen Europas Kinderchöre".
Es werden viele, viele Chöre singen, es gibt einen Polizei-, einen Kleingärtner-, einen Hochschul- und auch einen Journalistenchor um nur einige zu nennen.
Bis zum 5.Juni 2010 steigert sich das ganze, denn um (aber nicht nur) 12:10 Uhr gibt es !Sing City global, in 50 Städten der Metropole Ruhr, übrigens auch in Ennepetal. Millionen werden das Steigerlied "Glück auf" und Grönemeyers "Komm zur Ruhr" singen. Der Gemeinschaftschor des Stadtverbandes der Ennepetaler Chöre wird auf dem Marktplatz Milspe das Rückgrat des gemeinschaftlichen Gesanges bilden um auch die Ennepetaler Stimmen zum klingen zu bringen. Währendessen wird der Shantychor Voerde in Datteln-Hafen an Bord des Schiffes "Der Reservist" gehen und die 3. Chor Kanal Parade anführen.
Der Shantychor – Voerde wird dort von EN-Mosaik durch Linde Arndt empfangen und auch begleitet. Die Redaktion hat keine Mühen gescheut um unseren Ennepetaler Shantychor auf dem Schiff " Der Reservist" zu begleiten, war doch Ehrensache. Am Schiffshebewerk Henrichenburg wird die Parade von 4 Schiffen durch die Heldengesänge angelockt und wird mit mehreren Chören antworten. Dort stößt die FGS Rheinfels mit dem BVB Fanchor und Stadionsprecher Norbert Dickel dazu, sowie der kleinen Integra die dann die Flotte komplett macht. Und ab geht es zu den Recklinghauser "Hafenklängen" und dann kommen auch schon die "Herner Wellengesänge".
Um 17:40 Uhr werden die Chöre in Gelsenkirchen eintreffen und auf dem Spielfeld der Veltins Arena (Auf Schalke) eintreffen. Ab da gibt es auch eine Vereinigung der EN-Mosaik Redaktion, denn ich [Jürgen Gerhardt] werde vorab schon die Stimmung in der Veltins Arena eingefangen haben und Linde Arndt, sowie den Shantychor – Voerde empfangen. Für kurze Zeit werde ich von der Pressetribüne runterkommen. Vielleicht klappt es ja diesmal, dass wir direkt ins Internet stellen können. Die technischen Voraussetzungen sind gegeben, was fehlt ist die Kommunikation vom Spielfeld ins Pressezentrum. Wir drücken uns und Ihnen die Daumen.
Die Anstimmprobe wird um 19:30 Uhr durch Steve Sloane, Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker, geleitet, eine Stunde später beginnt dann !Sing Europa in der Veltins Arena. 2 Stunden werden wir ein außerordentliches Programm hören, man kann sagen es singt Europa in der neuen Metropole. Um ca.22:30 Uhr wird der Abend in der Veltins Arena mit "Ein schöner Tag zu Ende geht" (Amazing Grace) beschlossen. Vorher, eine Besonderheit, wird der Gebärdenchor den Gefangenchor aus Nabucco anstimmen, eine Einmaligkeit, so meine persönliche Meinung. Lassen Sie sich mitreißen und Ihre Stimme wieder mal erklingen, so wird auch Ihr Herz einmal mehr erwärmt.
Jonathan Eaton der künstlerische Direktor des Opera Theaters Pittsburgh brachte es auf den Punkt: Es soll ein Erlebnis der Gemeinsamkeit sein, die jeden in ein Gefühl der Freude versetzen soll. Und darüber hinaus, werden sich durch dieses Ereignis viele Menschen wieder an das Singen erinnern und spontan mit machen. Denn Singen macht das Herz frei. Es würde mich nicht wundern, wenn nach dieser Veranstaltung die Chöre regen Zulauf hätten, so Eaton.
Dr. Markus Nievelstein vom WDR kündigte an, dass der WDR dieses Ereignis sowohl im Radio als auch im Fernsehen übertragen wird.
Die Sendetermine sind: Samstag, 5. Juni 2010 von 17:20 Uhr bis 17:50 Uhr Live
Sonntag, 6. Juni 2010 von 20:15 Uhr bis 21:45 Uhr
Es wird sicher sehr viel Gänsehautmomente geben, sowohl für die Sänger, Chöre aber auch für uns von der Presse.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gelsenkirchen
Bevor das große Sing-Ereignis wie eine Welle die Arena erreicht, gibt es noch jemanden, der als Botschafter dieses einmaligen Events als sogenannter "Running-Singers" durch verschiedene Orte des Ruhrgebietes zieht und mit seiner fröhlichen Art so herzerfrischend ist, das sich eigentlich jeder hiervon anstecken lassen und mitsingen wird.
Zumindest hat SIE es – Irina Kraft aus Herne – auf Anhieb beim Vorgespräch im Presseraum der Veltins-Arena geschafft. Das ganze Team und auch viele der anwesenden Journalisten stimmten mit ihr in den fröhlichen Gesang ein.
Aber Irina zieht nicht nur singend durch die Städte, sie hat sich darüber hinaus auch noch eine besondere Performance einfallen lassen.
Bei sich trägt sie Acrylfarben und Pinsel und animiert die Menschen, die ihr begegnen, doch für diesen besonderen Tag ihr Outfit persönlich zu bemalen. Prof. Dr. Oliver Scheytt und Steven Sloane waren eine der ersten, die dieser Aufforderung gerne nachkamen und so bibn ich gespannt, ob bei dieser großen Resonanz ein einziges Outfit reicht und was Irina Kraft dann später mit diesem/n Unikat/en macht.
Ich hatte das Glück, mit ihrer Mutter ein kurzes Gespräch zu führen und erfuhr so, dass Irina immer – schon als sie noch ein kleines Kind war bis heute – ein stets aufgewecktes, rasch zu begeisterndes und immer fröhlicher Mensch war. Und das konnte jeder heute persönlich spüren.
Freuen wir uns auch auf Irina, die ebenfalls in der Veltins-Arena ihren Auftritt haben wird.
Freuen wir uns darauf, wenn das jetzt noch leere Stadion voller Akteure, Besucher und Musik gefüllt ist.
Singen Sie mit beim:
"Glück auf"
Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.
|: Und er hat sein helles Licht bei der Nacht, :
|: schon angezündt‘ :
Schon angezündt‘! Das wirft seinen Schein,
|: und damit so fahren wir bei der Nacht, :
|: ins Bergwerk ein :
Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut‘ sein,
|: die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht, :
|: aus Felsgestein :
Aus Felsenstein, hau’n wir das Gold,
|: doch dem schwarzbraunen Mägdelein, bei der Nacht, :
|: dem sein wir hold :
Ade, nun ade! Lieb‘ Schätzelein!
|: Und da drunten in dem tiefen finst’ren Schacht, bei der Nacht, :
|: da denk‘ ich dein :
Und kehr ich heim, zum Schätzelein,
|: dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht, :
|: Glück auf, Glück auf! :
Die Bergmann’s Leut sein’s kreuzbrave Leut,
|: denn sie tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht :
|: und saufen Schnaps :
oder beim
"Komm zur Ruhr"
Schnörkellos ballverliebt wetterfest und schlicht
Geradeaus, warm, treu und laut
Hier das Leben da der Mensch, dicht an dicht
Jeder kommt für jeden auf, in Stahl gebaut.
Und der Hang, zum dürretrockenen Humor
Und der Gang, lässig und stark
Wer morgens verzagt hat’s mittags längst bereut
Es ist wie es ist, es wird Nacht und es wird Tag.
Wo ein rauhes Wort dich trägt,
Weil dich hier kein Schaum erschlägt
Wo man nicht dem Schein erliegt
Weil man nur auf Sein was gibt.
Wo man gleich den Kern benennt
Und das Kind beim Namen kennt
Von klarer offner Natur
Urverlässlich, sonnig stur
So weit so pur,
Komm zur Ruhr.
Leute geben
Leute sehn
Sie bewegen
Sie verstehn.
Alle vom Flussrevier
Dass der Rhein sich neu genießt
Liegt an diesem Glücksgebiet
Alles fließt alles von hier
Wo ein Wort ohne Worte zählt,
Dir das Herz in die Arme fällt
Wo woher kein Thema ist
Man sich mischt und sich nicht misst
Wo man gleich den Kern benennt
Und das Kind beim Namen kennt
Von klarer offner Natur
Urverlässlich, sonnig stur
Das ist Ruhr,
Seelenruhr
Von schwerverlässlicher Natur
Urverlässlich, sonnig, stur
So weit, so ur
Seelenruhr.
Ich mein ja nur
Komm zu Ruhr
http://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.png00Redaktionhttp://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.pngRedaktion2010-06-04 13:09:452010-10-17 20:29:30Singen verbindet Menschen international. !Sing - Day Of Song
[la] Nach den anfänglichen Schwierigkeiten [wir berichteten darüber] sollte Schwelm sich mit ihren Bemühungen jetzt doch noch in das Projekt Schachtzeichen einreihen und so entstand dieses romantische Bild am Freitagabend, dem 28. Mai 2010.
Foto Copyright: Linde Arndt
Das Ballonglühen in der Kreisstadt setzte den Akzent, dass nun auch Schwelm im Netzwerk verbunden ist, wobei, wie bereits berichtet, Schwelm dabei den südlichsten Punkt bestimmte.
Wie wir erfuhren, hatten sich etliche Schwelmer und Auswärtige noch spät am Abend auf den Weg gemacht, um dieses einmalige Schauspiel persönlich in Augenschein nehmen zu können.
Am nächsten Tag strahlte der Schachtzeichen-Ballon in seiner sonnengelben Farbe vom blauen Himmel herunter. Nur der aufkommende Wind forderte viel Einsatz von den Schachtzeichenhelfern und so mußte das Schwelmer Schachtzeichen – nachdem es stürmischer wurde – eingeholt werden.
Was bleibt nach 2010 ist die Erinnerung, sind Fotos und Geschichten über diese außergewöhnliche Aktion, die auch die Schwelmer hat Teil einer einmaligen Aktion gewesen zu sein.
Und so liest man auf den Seiten von www.schachtzeichen.de:
"RUHR.2010 und das SchachtZeichen-Team bedanken sich herzlich für den unermüdlichen Einsatz aller Helfer an den Ballonen. An alle Veranstaltungsorganisatoren vor Ort gilt ebenfalls unser bester Dank! Dass SchachtZeichen eine Gemeinschaftsinitiative ist, konnte dank des Einsatzes aller Beteiligten bewiesen werden."
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Schwelm
*[alle Fotos Linde Arndt]
http://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.png00Linde Arndthttp://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.pngLinde Arndt2010-05-31 20:05:572010-09-05 09:16:25Und wenn auch nur für kurze Zeit - Schachtzeichen in Schwelm
[jpg] Dr. Fritz Pleitgen und Professor Dr. Oliver Scheytt plauderten kurzweilig über ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit der Eröffnung des Projektes SchachtZeichen am 22.Mai 2010. Am höchsten Punkt des SchachtZeichens war Professor Oliver Scheytt, was Dr. Fritz Pleitgen nicht auf sich sitzen lassen wollte und konterte mit dem östlichsten Punkt im Ruhrgebiet wo er anwesend war.
Eingeladen hatte die Ruhr2010 GmbH zum ersten "BallonGlühen" 38 Meter über der Zeche Zollverein in der ehemaligen Kohlenwäscherei im Erich Prost-Pavillon. Ein fantastischer Rundblick der die Veltins Arena, die Skyline von Essen aber auch der Tetraeder in Bottrop einschloss, sorgte für ein stimmungsvolles Gefühl. Geladen waren Oberbürgermeister, Bürgermeister, Dezernenten, Sponsoren, Landräte, Regierungspräsidenten und Prominenz der Unterhaltungsbranche, es war ein illustrer Kreis der diesem Ereignis beiwohnen wollte.
Bis 20:00 Uhr war noch ein bisschen Zittern auszuhalten, war es nicht sicher ob die Ballons überhaupt aufsteigen durften. Dr. Fritz Pleitgen hatte jedoch immer den heißen Draht zum Regierungspräsidenten, der für die Genehmigung zuständig war.
Letztendlich wurde es ein Kompromiss, die Ballons durften 30 Meter aufsteigen. 2100 ehrenamtliche Helfer an den einzelnen Standpunkten wurden per SMS sofort informiert. Damit war das erste "BallonGlühen" gesichert, korrekt heißt es allerdings NachtSchachtZeichen. Wiederholt wird dieses Event noch einmal am 29.5.2010, wo die beleuchteten Ballons von 22:00 Uhr bis 24:00 Uhr aufsteigen und im Ruhrgebiet bei Vollmond ein deutliches Signal setzen werden. An diesem Tage wird auch Schwelm seinen Ballon zum Glühen bringen und damit den südlichsten Punkt im Revier einnehmen.
Halten wir den Veranstaltern die Daumen, dass die Witterungsverhältnisse am 29.Mai es möglich machen die Ballons die anvisierten 80 Meter aufsteigen zu lassen.
Aber wenden wir uns einer anderen Gruppe zu, die oben zwar nicht erwähnt, die aber anwesend war – der Gruppe der Ballon-Paten. Sie waren es die kleine aber doch, im Sinne von SchachtZeichen, große Dinge erzählten.
Da sind ehemalige Schächte die heute Firmen beherbergen die nichts mehr mit der Kohle im herkömmlichen Sinne zu tun haben. Ein Dortmunder Unternehmer der nunmehr die Produktion von Kohleverbundfaserstoffe mit Erfolg aufgenommen hat. Kohleverbundstoffe sind Highttec Produkte die immer mehr die metallischen Verbindungen ersetzen werden. Da ist die Designfirma die weltweit agierend für alle möglichen Branchen in allen Variationen modernes Design entwirft. Das geht vom Print- über den Audio- bis zum Videobereich – eben Kommunikationsdesign. Oder eine Cateringfirma die für die unterschiedlichsten Kunden Tag für Tag die unterschiedlichsten Gerichte tausendfach herstellt und deren Verteilung übernimmt.
Die Ballon-Paten von SchachtZeichen
Diese Paten und mit ihnen die Sponsoren haben die Begeisterung miterlebt, als am 22. Mai die 311 Ballons um 12:00 Uhr zum ersten mal 80 Meter aufstiegen. Wir selber waren in Gevelsberg anwesend, wo wir die Begeisterung der Akteure erleben durften. Es war nicht nur ein lokales Ereignis, sondern man war sich der anderen 311 Teilnehmer bewusst, die zum gleichen Zeitpunkt feierten. Ob in Gevelsberg, Bochum, Dortmund, Moers oder auch Unna, alle gehörten sie zu einer großen Familie die von dem Wandel zeugten und diesen auch weiter befördern wollen.
So wurde in der Wartezeit bis zum "BallonGlühen" die Zeit überbrückt mit dem dreistimmige Kanon: "Heho, spann den Wagen an seht, der Wind treibt Regen übers Land"… der in: "Heho spann den Hänger an, denn der Wind treibt die Fahnen durch das Land"… umgetextet wurde.
Es klappte auf Anhieb. Gemeinsam sang man noch das Lied "Glück Auf" und die Ruhrhymne von Grönemeier, "Komm zur Ruhr".
Und dann war es soweit die Ballone wurden aufgelassen und standen "glühend" in der Dämmerung, wobei der fast Vollmond einen wunderschönen Kontrast darstellte.
Der Wandel glühte, dieses Glühen welches das ganze Ruhrgebiet erfasste und die Nachbargemeinde näher brachte und bringt. Da kommt einem das Lippenbekenntnis der interkommunalen Zusammenarbeit in den Sinn, wenn man sieht wie sich viele Kommunen inzwischen zusammen getan haben und gemeinsame Projekte, nicht nur Ruhr 2010, auf den Weg bringen. Es ist der gute Geist des Ruhrgebietes, den Dr. Volker Bandelow mit seiner Idee dieser größten Kunstinstallation SchachtZeichen sichtbar machte. Und dieser gute Geist ist in den Herzen angelangt und leuchtete mit den 3,70 Meter dicken gelben Ballonen vor uns.
Gesprächsweise wurde von den Kommunen gesprochen die das Projekt links liegen gelassen hatten, sei es aus mangelndem Interesse oder weil sie die Konsequenz der möglichen Vernetzung unterschätzt hatten. Ist es doch inzwischen so, dass der Kulturgedanke der Kulturhauptstadt 2010 der am Anfang im Vordergrund stand, sämtliche Abteilungen der einzelnen Kommunen durchdrungen hat. Wirtschaftsförderungen entdecken neue Möglichkeiten über die Stadtgrenzen hinaus zu agieren, Städteplaner definieren Urbanität neu indem sie die Möglichkeiten der Nachbarkommunen in neuen gemeinsamen Flächennutzungsplänen und Leitbilder mit einfließen lassen. So veranstaltete das Museum Folkwang mit dem Kolloquium: "Urbanität gestalten.Zukunftsszenarien für die Städte des Ruhrgebiets" mit hochkarätigen Referenten aus unterschiedlichsten Disziplinen und Berufsfeldern eine zukunftsträchtige Veranstaltung. "Denn das Ruhrgebiet der Zukunft wird so sein wie bisher, und doch ganz anders." so ein Credo der Veranstaltung.
Man stand zwanglos und entspannt auf dem Dachgarten und schaute sich die sichtbaren Highlights dieses Abends an. Unterschiedlichste anregende Gespräche, die meistens in einem Meinungsaustausch mündeten, fanden statt. Die Kommunen die noch gewaltige Aufgaben vor sich haben, finanziell spärlichst ausgestattet, haben bisher viele große Aufgaben bewältigt und werden auch die weiteren noch vor ihnen liegenden Aufgaben, trotz Haushaltssicherung oder Nothaushalt, bewältigen. Wie sagte mir ein Bürgermeister der mit einem Nothaushalt lebt im Gespräch: "Im Überfluss zu planen ist schwieriger, denn erst diese Situation des Nothaushaltes verurteilt uns zur Kreativität. Der Überfluss verleitet einen nur zum Blinden verteilen."
Übrigens haben wir auch zwei Ennepetaler entdeckt, Anita Schöneberg (SPD), stellvertretende Bürgermeisterin mit ihrem Mann Jürgen Schöneberg.
Ein Wermutstropfen bleibt jedoch; denn drei Ballons wurden beschädigt bzw.zerstört. Aber das Ruhrgebiet wäre nicht das Ruhrgebiet, wenn die Ruhries nicht auch solche Untaten gelassen wegstecken würden. Die Sicherheitsmaßnahmen werden eben dementsprechend verstärkt und so bleibt das Projekt erhalten.
Hier noch einioge Fotos von dem wunderschönen Abend (alle Fotos Linde Arndt)
Nun, Ennepetal hat sich einmal mehr in der Gemeinschaft abseits gestellt. Begründet wurde dieses nach unserer Kenntnis mit den Kosten von rund Euro 5.000,– die mit einer Patenschaft verbunden war. Dieses Geld wird sich letztendlich jedoch reinvestieren, wenn man den Gedanken der interkommunalen Zusammenarbeit nicht als leere Sprachhülse sieht, womit man im Wahlkampf versuchte in Ennepetal Stimmen zu fangen. Letztendlich muss man sagen, dass die Stadtverwaltung die Dynamik des Kulturhauptstadtjahres total falsch eingeschätzt hatte und viel zu spät eingestiegen ist und dies auch bis heute sehr zögerlich. Wir haben jetzt 6 Monate die unterschiedlichsten Veranstaltungen besucht und nur verschämte Verantwortliche aus Ennepetal gesehen. Ennepetal will halt auf seiner "Insel der Glückseligen" alleine sein und sucht sicher erst einmal Perspektiven für diese "Insel".
In der Zwischenzeit wandelt sich das Umfeld und der Ennepetaler schaut erstaunt zu.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen
http://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.png00Redaktionhttp://en-mosaik.de/wp-content/uploads/2017/10/en-mos-logo-neu.pngRedaktion2010-05-25 22:06:462010-10-17 20:39:17Die Zeichen des Wandels leuchteten weithin
[la] Das wohl spektakulärste Kunstprojekt anlässlich der RUHR 2010 hatte heute seinen Stapellauf (oder besser gesagt – Höhenflug).
Schachtzeichen: Ein Zeichen setzen für das Ruhrgebiet und den Ennepe-Ruhr-Kreis und den Strukturwandel.
4000 qkm groß wird die Kunstinstallation. Aus den ehemals mehr als 3.300 Schächten und 10.000 Tagesöffnungen wurden 350 ausgewählt und wurden dadurch Teil des flächenmäßig größten Kunstwerkes der Welt.
In über 311 früheren Bergwerksschächten im Ruhrgebiet hat die Kulturhauptstadt eines ihrer spektakulärsten Projekte gestartet. Mehr als 2000 Helfer ließen 3,70 Meter große Gasballons bis zu 80 Meter hoch in den sonnigen, aber leicht bedeckten Himmel steigen. Sie sollen das einst dichte Zechennetz im Revier ins Bild setzen und zugleich für den Strukturwandel stehen.
Weitere 39 Standorte werden im Laufe der kommenden Woche noch hinzukommen, so daß zum Abschluß der Aktion die 350 Ballons das geplante Kunst-Netzwerk ergeben, das in seiner Einmaligkeit noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Und so erhielten wir heute die offizielle Pressemitteilung aus Essen:
Mit Applaus und Beifall sind die 311 gelben Heliumballone des Kulturhauptstadt- Großprojekts SchachtZeichen am heutigen Samstag um Punkt zwölf von Tausenden Menschen begrüßt worden – die größte Kunstinstallation der Welt schmückt bis zum 30. Mai 2010 den längst wieder blauen Himmel über dem Ruhrgebiet. Die SchachtZeichen markieren auf einer Fläche von 4.000 km2 von Weitem sichtbar die ehemaligen Kohlenschächte und symbolisieren mit den Mitteln von Kunst und Kultur den Wandel der ehemaligen Kohle- und Stahlregion zu einer Metropole der Zukunft, der Metropole Ruhr. „Es war ein mannigfacher Sonnenaufgang zur Mittagsstunde“, sagte Fritz Pleitgen. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der RUHR.2010 GmbH hat das Auflassen der Ballone am Maximilianpark in Hamm erlebt. Sein Geschäftsführer-Kollege Oliver Scheytt freute sich derweil an der Halde Rheinelbe, im Volksmund „Himmelsleiter“, dass die Aktion auch dort von so vielen Bewohnern und Besuchern der Kulturhauptstadt Europas gefeiert wurde – mit Picknick hier, mit Sektkorken dort, festgehalten von einer Legion an Fotoapparaten. „Alle haben beim Thema Ruhrgebiet Bilder von Zechen im Kopf – die SchachtZeichen zeigen, was aus ihnen geworden ist: nämlich neues Leben in der Metropole Ruhr“, erklärt Oliver Scheytt. „Es sind vor allem die Geschichten der Menschen, die unter den SchachtZeichen lebendig werden und damit auch den Mythos Ruhr durch ihre Erzählungen begreifbar machen. Sie tragen die Vergangenheit vor und verbinden sich mit der Zukunft.“ An vielen Standorten seien Bergleute vor Ort, die vor über 30 Jahren mit einem Deckel den Schacht endgültig geschlossen haben.
Wir waren in Gevelsberg mit dabei, wie wir weiter unten noch ausführlich berichten werden.
Ennepetal hatte wohl seine Gründe, warum sie sich an diesem Projekt erst gar nicht beteiligt haben, oder sie gingen von Anfang an davon aus, dass sie keine freiwilligen Helfer hierfür aktivieren könnten und so wurde es erst gar nicht in Angriff genommen. Schade.
Schwelm wollte es unbedingt und hat lange darum gekämpft, bei diesem Zeichen für die gesamte Kulturlandschaft dabei zu sein. Leider sind die Auflagen ziemlich hoch und so war es trotz Aufruf in der Presse nicht möglich, für die gesamten 9 Tage jeweils täglich für 12 Stunden Helfer zu bekommen. Etwas traurig für alle Schwelmer, insbesondere den Bürgermeister, der mit ganzem Herzen hinter dem Projekt stand, mußten wir heute aus der Presse erfahren, das der heutige Start – gemeinsam mit den 39 übrigen Städten leider nicht möglich war.
So schreibt derWesten u.a.:
Knackpunkt ist das Personal. Ein Aufruf blieb fast ohne Erfolg. Kaum ein Bürger wollte das Ehrenamt übernehmen, auf den gelben Ballon aufzupassen. Ist der Ballon erst einmal mit Gas gefüllt, muss er zur Sicherheit rund um die Uhr bewacht werden. Schließlich fanden sich zwölf Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der Technischen Betriebe Schwelm bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Zu wenig, um das Projekt Schachtzeichen eine ganze Woche lang in Schwelm betreiben zu können.
Deshalb wird es in der Kreisstadt ein stark abgespecktes Projekt geben. Statt am heutigen Samstag, wird der gelbe Ballon erst am kommenden Freitag erstmals in den Schwelmer Himmel aufsteigen. Mit dem Abschluss der Aktion liegt Schwelm allerdings wieder im Zeitplan der ruhrgebietsweiten Aktion. Am Sonntagabend soll der Ballon, wie seine 310 Kollegen im Gebiet der Kulturhauptstadt, zum letzten Mal eingeholt werden – und dann allerdings endgültig.
Diese großflächige Aktion braucht das Engagement tausender Helfer und Unterstützer vor Ort – sie sind das Herzstück des Projekts. Denn sie zeigen wie das miteinander im Ruhrgebiet funktionierte und auch noch heute funktioniert.
SchachtZeichen-Volunteers lassen den Ballon morgens aufsteigen, holen ihn abends oder bei Unwetter herunter und passen auf, dass er keinen Schaden nimmt; sie stehen auch für Fragen zum Standort zur Verfügung und haben in vielen Fällen bereits diverse Veranstaltungen "unter dem Ballon" geplant.
Der Projektgeber Dr.Volker Bandelow hat das Projekt Schachtzeichen auch als Netzwerk verstanden, wonach die Standorte ihre Verbundenheit miteinander dokumentieren werden. Wir gehören dazu, wir sind der Wandel und stehen für diesen ein.
Wir aber durften – wie oben schon erwähnt – in Gevelsberg auf der ehemaligen Zeche Trappe, heute Betriebshof der Firma Schäfer & Flottmann, Esborner Straße 97 – 103, dabei sein und es war schwer beeindruckend.
Als nach der Eröffnungsansprache durch Bürgermeister Claus Jacobi und dem Gastgeber der Startfläche, Herrn Heinrich Flottmann auch der sich hinzugesellte Landrat Dr. Arnim Brux die Anwesenden gebührend begrüßt und über das aussergewöhnliche Projekt ausgiebig informiert hatten, und der Männergesangverein Diamant, Silschede, die feierliche Zeremonie musikalisch untermalte, wurden durch das Sicherheitspersonal "Schachtzeichen" die Sicherungsleinen punkt 12:00 Uhr gelöst und der 3,70 Meter große Ballon, der tagsüber bis zu 9 Tagen 80 Meter hoch am Himmel steht, setzte sich nach oben in Bewegung.
Mit ihm stiegen in Gevelsberg aber auch 50 Helium – Ballons mit dem SchachtZeichen und Grußkarten aus Gevelsberg auf, symbolisch für die Helfer der Aktion "Schachtzeichen" und genau das setzte noch einmal ein besonders Zeichen für die Bedeutung der Aktion "Wir sind mit allen anderen verbunden".
Schaute man nun nach rechts, so stieg zur gleichen Zeit von Wetter her der dortige Ballon des Schachtzeichens in den Himmel.
Wie beeindruckend muß das Ganze erst aus der Luft oder Sicht eines Flugzeuges zu sehen gewesen sein. Immerhin sind insgesamt 311 Helium-Ballone aufgestiegen – ein gigantisches Gesamtkunstwerk, wie es so etwas in seiner Art noch nie gegeben hat.
In Gevelsberg-Silschede gab es jetzt noch ein kleines festliches Rahmenprogramm. Jule Karthaus las aus dem Buch "Sagen und Geschichten aus Nordrhein-Westfalen".
Helmuth Orth und Siggi Lettau vom Förderverein Bergbau historischer Städte stellten eine Ausstellung mit historischen Dokumenten und Fotos zur Verfügung.
Der MGV Diamant gab noch einige Stücke seines Repertoires zum Besten.
Bürgermeister Jacobi bedankte sich bei den vielen Helfern die diese Aktion ermöglicht hatten. Nur Gevelsberg ist, wie von Jacobi erwähnt nicht der südlichste Punkt beim Schachtzeichen, wenn am 29. Mai Schwelm sein Schachtzeichen setzt, wird Schwelm diese Position einnehmen.
Und nun noch einige Bilder von der Schachtzeichen-Eröffnung in Gevelsberg.
[alle Bilder in diesem Artikel und der Gallery von Linde Arndt]
Und wieder ist ein neues Glied in der Kette der Metropole Ruhr geschmiedet, wo eins ins andere greift und gemeinsame Stärke und Verbundenheit symbolisiert.
Welch gigantisches Jahr – und es sind erst 5 Monate herum.
Danke RUHR2010, dank an alle Initiatoren, die Macher, die für diese Idee gekämpft haben, besonderer Dank an alle Helfer, die sich ebenso mit dieser Idee identifizieren und die Menschen in den Städten und Gemeinden, die diese Idee mit tragen und realisieren.
Linde Arndt
für EN-Mosaik aus Gevelsberg
Innerhalb des Projektes gibt es aber noch ein weiteres Highlight. Am 24. und 29. Mai von 22:00 bis 1:00 Uhr werden die Ballone von innen beleuchtet – das NachtSchachtZeichen oder auch Ballonglühen. So werden an vielen Standorten die unterschiedlichsten Veranstaltungen stattfinden. Da wird es Nachtwanderungen, Feten, Konzerte. Lesungen oder auch Rockkonzerte geben. Denn an diesen Tagen ist Vollmond und die Sonne geht um 21:30 Uhr unter.
So kann man heute schon sagen, der Strukturwandel, der letzten 30 Jahre eines industriellen Kerngebietes ist vielerorts schon gelungen und andern Ortes noch in vollem Gange. Wenn vor Jahren noch 80 % mit Industriebetrieben und 20 % mit Dienstleistern belegt waren, so hat sich das Verhältnis inzwischen gewandelt und es sind nun 80% Dienstleister und 20% Industriebetriebe.
Auf der Seite von Schachtzeichen.de gibt es ein interessantes Video von Schachtzeichen-TV