Was war das denn – Ennepetaler Kultur in spe?
[jpg] Das hörte sich doch gut an. Die FWE hatte sich Gedanken über die Kultur gemacht und hatte mit dem Kulturausschussvorsitzenden im Rat der Stadt Ennepetal, Jens Knüppel zu einem Informations- und Diskussionsabend eingeladen, der einen kulturellen Neuanfang in Ennepetal versprach. Aufbruch? Aber, wie das in Ennepetal so ist, kam es ganz anders.
Zuerst wurde ein Video über Ennepetal gezeigt, die schönen Seiten die sich sicher auch sehen lassen können. Ennepetalsperre, Die Täler der Ennepe oder der Hülsenbecke, das Industriemuseum oder die Kluterthöhle, alles Sehenswürdigkeiten unter dem Aspekt „Ennepetal voll Natur“, womit man in der Region punkten könnte. Nur das Video hatte einen kleinen Wermutstropfen. Mehrmals wurde in dem Video auf fehlende Hinweisschilder hingewiesen.
Das Video wurde vor einem Jahr erstellt und dann der Stadt vorgestellt. Keiner ist aber auf den Gedanken gekommen, Hinweisschilder zu organisieren und den Fehler abzustellen.Industriemuseum, Kluterthöhle,
Der anwesende Dr. Karl-Ernst Dieckmann reklamierte auch bei passender Gelegenheit diesen Fehler.
Zuvor kam jedoch Dr. Paul Schrömbges (CDU), Beigeordneter der Stadt Viersen für Schule, Sport, Kultur, Jugend, Soziales, Gesundheit, Wohnen zu Wort, um über Kultur zu referieren. Nebenbei bemerkt, ist Dr. Paul Schrömbges der Bürgermeisterkandidat der CDU für die Stadt Viersen.
Das Referat über die Kultur brachte nur bekannte Versatzstücke die man sicherlich mit einer guten Allgemeinbildung kurzfristig als Beigeordneter vortragen könnte. Das Dr. Paul Schrömbges in Viersen mit einem sehr großen Geschäftsbereich versehen wurde, sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Die Bereiche Schule, Sport, Kultur, Jugend, Soziales, Gesundheit, Wohnen beinhalten zwar Schnittmengen aber auch viele unlösbare Interessenkonflikte.
Kultur war das Thema, dessen sich Dr. Paul Schrömbges (CDU) geschickt „entledigte“. So ist bei ihm der Kulturbegriff ziemlich weit gefasst und deckt sich mehr mit dem Zivilisationbegriff. Kultur ist „nur“ für die Imagebildung einer Stadt nach innen als auch nach außen. Und im interkommunalen Wettbewerb könnte man mit der Kultur gegenüber dem leidigen kommunalen Mitbewerber um Investoren buhlen.
Wie gesagt, der ehemalige Gymnasiallehrer hat sich der Kultur entfremdet und endete damit, dass Kultur, die „gute Kultur“, sich selbst genügt. Das einzige, und das ist für Ennepetal schon viel, was Dr. Paul Schrömbges (CDU) den Ennepetaler mitgeben kann, ist, sich an einen Kulturentwicklungsplan zu begeben.
So hat die neue Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters (CDU) ein Bekenntnis der Bundesregierung zum besonderen Stellenwert der Kultur abgegeben. Ich bin froh, dass die Kultur hier sehr wohl fraktionsübergreifend unterstützt wird und damit die größtmögliche Freiheit bekommt, um sich entfalten zu können, so Frau Grütters.
Dr. Paul Schrömbges (CDU) endete mit seinem Referat indem er für eine Kultur für und mit der Stadt plädierte.
Thomas Niebuhr (FWE) war es dann vorbehalten eine Analyse der Kultur und weitergehend, eine Analyse der politischen Organisation und Planung darzustellen. Es waren viele Fragen, die einer Antwort zugeführt werden sollten, aber auch Feststellungen die noch hinterfragt werden sollten. Letztendlich mündete dieser Vortrag in einem Antrag der der anwesenden Mitarbeiterin des Fachbereich 4 – Bildung, Kultur und Sport, Frau Dulk übergeben wurde.
„Ennepetal als kultureller und touristischer Mittelpunkt in der Region“ so lautete die Überschrift unter der ein Sammelsurium von unfertigen Denkansätzen, Anweisungen und auch Feststellungen zu einem kulturellen und touristischen Konzept führen soll. Politische Rhetorik ohne Folgen halt.
Jetzt sollten alle Anwesenden das Vorgetragene sich auf dem Nachhauseweg durch den Kopf gehen lassen, so die Leitung dieses Abends. Große Proteste, der Anwesenden. „Was sollen wir konkret machen?“, so eine offensichtlich Anwesende Dame aus dem Ennepetaler Vereinsleben. Dr. Karl-Ernst Dieckmann und einige andere wollten die in der Einladung angesprochene Diskussion über dieses Thema. Anita Schöneberg (SPD) eine der anwesenden Bürgermeisterkandidatinnen reklamierte lautstark als Vorsitzende des Ennepetaler Verkehrsvereins die doch schon bestehenden umfangreichen kulturellen Aktivitäten. So sei im Herbst eine Konzert mit den befreundeten Musiker aus Vilvoorde vorgesehen. Und Imke Heymann (CDU) die zweite Bürgermeisterkandidatin wollte sich gar in den Kulturbereich einbringen. Wenn beide Damen doch geschwiegen hätten. Was war das? War es Kommunalwahlkampf, war es Bürgermeisterwahlkampf oder eine Kickoff Veranstaltung zu einem Kultur und Touristikkonzept?
Es entstand ein durcheinander, das die Stimmung des angestrebten Aufbruchs zum kippen brachte.
Dabei wäre alles so einfach gewesen. Es war kein Moderator für die Diskussion vorhanden, also hätte die Veranstaltung doch einen weiteren Termin ansetzen können. Tat man aber nicht. Auch die angeforderte Konkretisierung der einzelnen Punkte auf die Stadtverwaltung abzuschieben, befremdete. Denn die Politik hat die Vorgaben zu machen, die Stadtverwaltung hat diese umzusetzen. Hilflosigkeit griff um sich. Irgendwie erinnerte das Ganze an die Auftritte von Wilhelm Wiggenhagen, während des Wahlkampfes 2009. Wobei die damaligen Ideen oder Anforderungen alle in diesen „Runden Tischen“ mündeten, die zu nichts führten.
Ennepetal hat ein Umsetzungsproblem. Viele kleine Bausteine sollten zu einem Gesamtkonzept führen, nicht so in Ennepetal. Ein paar E-Bikes machen noch kein Touristikkonzept. Und dann die immer gleichen Leute die sich mit den Themen befassen, führen auch zu den immer gleichen unfertigen Ergebnissen, die nicht oder nur unzureichend umgesetzt wurden und werden.
So kamen denn auch zum Ende der Veranstaltung nur noch die Einzelgespräche im Vorbeigehen zustande, die aber ohne Belang waren.
Es sind viele, viele Fehler in diesem Antrag, die die Naivität der Verfasser entlarven. Seit 1999 hat sich in Ennepetal nichts mehr getan, lassen wir bis 2020 zusehen wie der Stillstand in Ennepetal weiter verwaltet wird.
Es geht anders, dafür braucht es aber andere Leute. Und diese Leute gibt es in Ennepetal, wie in jeder Stadt.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal