Hier – in Ennepetal – werde ich es nicht tun
[jpg] In den letzten Tagen haben mich viele Zeitgenossen aus den unterschiedlichsten Lagern angesprochen, ob ich denn eine Berichterstattung über die "local Heroes" Woche in Ennepetal machen werde. Ihr Argument: Ich hätte doch über so viele Veranstaltungen und Projekte die in anderen Städten stattfanden berichtet, da sollte ich auch Ennepetal mit in meine Arbeit einbeziehen.
Meine eindeutige und klare Antwort lautete: Nein! Ich werde nicht über diese "local Heroes" Woche in Ennepetal berichten.
Die komplette Berichterstattung wird Linde Arndt übernehmen (so sie mag) , das ist die, die immer neben irgendwelchen Vaterhäusern herumsteht, oder auch als Pixelhexe ihr Unwesen treibt, also die Nette aus der Redaktion.
Ich will das auch begründen, wie ich es auch in Einzelgesprächen schon getan habe:
- Ich persönlich bin seit 2007 informativ mit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 verbunden. Mit der Zeit begeisterte mich dieses Projekt immer mehr – zumal die Akteure des Projektes durch ihre gute Arbeit, weite Kreise der politischen und gesellschaftlichen Gruppen erreichten und mitnahmen. Auch mich hat diese Idee erfasst und durchdrungen, was mich bewegte diese Idee weiter zutragen oder zu verstärken.
- Im März 2009, während des Kommunalwahlkampfes, habe ich indirekt hierüber in Ennepetal gesprochen und geschrieben, und zwar bewusst. Immer mal wieder habe ich dieses Projekt in meine Artikel einfließen lassen um letztendlich ein Bewusstsein bei den Multiplikatoren und Entscheidern zu erzeugen. Schlussendlich ist es mir auch gelungen, die Idee und den Inhalt dieses Projektes hier in Ennepetal ankommen zu lassen. Was will ich mehr?
- Durch meine kritischen Artikel gegenüber der Ennepetaler Politik habe ich eine bestimmte Position eingenommen, die mich in diesem Falle nicht in die Lage versetzt, über die nun stattfindenden Aktionen zu schreiben. Es wäre für mich ein Widerspruch, einesteils die Idee und den Inhalt des Kulturhauptstadtjahres 2010 positiv zu verfolgen, zu transportieren und zu begleiten und andererseits über die angekommenen Aktionen hier in Ennepetal zu berichten. Subjektiv habe ich das Gefühl etwas von meiner kritischen Grundhaltung zu verlieren. Und das will ich auf keinen Fall. Denn gerade diese kritische Grundhaltung hat in Ennepetal etwas bewegt, zwar nur marginal, aber immerhin.
- Die letzten Tage haben mir im Zusammenhang mit dem Haushalt 2010 wieder einmal gezeigt, dass Ennepetal noch nicht aus seiner Position der "Insel der Glückseligen" herauskommen will. Da bringt sich, und damit Ennepetal, eine Gruppe von Politikern in eine Ecke, die Ennepetal als eine Stadt von Verschwörungstheoretikern und paranoiden Neurotikern erscheinen lässt. Ja, es ist wieder Wahlkampf. Aber ist den Verantwortlichen nicht bewusst, dass sie der Stadt mit diesem, ihrem Verhalten nachhaltig schaden? Nur um ein paar Stimmen mehr im Landtagswahlkampf ist ihnen der Ruf der Stadt egal? So weit ich die Zahlen über die Wahl zum Landtag mitbekommen habe, wird es nach der Wahl auf jeden Fall eine andere Zusammensetzung der Regierung geben. Wahrscheinlich wird die FDP nicht mehr in die Regierungsarbeit gelangen und muss die Oppositionsbank drücken. Aber und das ist wesentlich, daran hat die FDP selber Schuld.
Der Haushalt steht nun einmal auf der Kippe und wird, wenn sich nichts ändert, von der kommunalen Aufsicht mit der Forderung zurückgewiesen, es müsse ein Haushaltssicherungskonzept erstellt werden. Unsere Redaktion wusste das schon lange, nur mit einer Arroganz ohne gleichen wurde dieser Haushalt dem Kreis vorgelegt. Wie es zu der Forderung ein Haushaltssicherungskonzept zu erstellen kam, dass wissen die verantwortlichen Politiker sehr genau und es ist unredlich heute dem Kreis und der Bezirksregierung den schwarzen Peter zu zu schieben. Diese Vorkommnisse haben mir gezeigt, dass die Politik in Ennepetal noch nicht bereit ist eine Politik zu machen, die sich an dem Gemeinwohl der Ennepetaler Bürger orientiert. Das heißt aber auch, meine Arbeit ist immer noch irgendwo am Anfang zu verorten. Zu einem für mich guten Ende, und das ist mir bewusst, wird es allerdings wohl kaum kommen. - Ennepetal habe ich als eine "Insel der Glückseligen" beschrieben und das aus gutem Grunde. Warum? Ennepetal ist eine von 9 Städten im EN-Kreis, spielt sich aber so auf als wenn es eine kreisfreie Stadt wäre. Ja, manchmal habe ich den Eindruck, Ennepetal will eine Republik Ennepetal ausrufen. Diese Einstellung, die von den politisch Agierenden eingenommen wird, ist für Ennepetal fatal. Führte diese Einstellung doch dazu, dass die Attraktivität der Stadt von Jahr zu Jahr abnahm. Dies wird letztendlich dazu führen, dass Ennepetal in die Bedeutungslosigkeit zurück fallen könnte. Alle statistischen Zahlen haben mir gezeigt, dass ein nicht unbedeutender Teil der Bevölkerung Ennepetal verlassen hat. Es waren in der Regel junge Leute, die hier keine Perspektive mehr für sich sahen. Und diese jungen Leute fehlen heute um den Alten neue Impulse zu geben. Ideen die unbefangen vorgetragen werden können und die Stadt damit nach vorne bringen könnten.Solche unkonventionelle Ideen kommen halt nur von den Jungen. Ich für meinen Teil möchte nicht das Ennepetal eine "Insel der Glückseligen" ist und bleibt, sondern eine achtbare Stadt innerhalb des Verbundes des EN-Kreises aber auch darüber hinaus. Aber dies geht nur indem sich Ennepetal auch öffnet, und zwar nicht nur mit Worten.
Wilhelm Wiggenhagen hat auf seiner Internetseite den Lokomotivführer Jim Knopf von Michael Ende sehr nett aufgeführt, wobei er "Lummerland" ins Spiel brachte. Nur offensichtlich ist ihm die Geschichte von Michael Ende nicht gänzlich bekannt. Denn es gibt eine viel zutreffendere Beschreibung oder Analogie die in dieser Geschichte beschrieben wurde, das "Tal der Dämmerung". Ich glaube nicht, dass Wilhelm Wiggenhagen diese Geschichte richtig gelesen hat, sonst wäre er auf dieses Tal auch gestoßen. Vorerst benutze ich also weiter den Begriff der "Insel der Glückseligen", auf welcher die Bewohner nichts anficht.
Nun habe ich in 5 Punkten in ganzer epischer Breite eine Begründung geliefert, warum ich nicht über die "local Heroes" Woche berichten werde.
Vielleicht wird es mir ja irgendwann vergönnt sein über Ennepetal zu berichten, |
– in der gute Politik gemacht wird. In der es eine ernstzunehmende Opposition gibt, der eine klare Mehrheitspartei
oder -koalition gegenübersitzt
– einen Bürgermeister hat, der sein Amt unabhängig gegenüber den Parteien wahrnimmt – dieser Bürgermeister
den Rat der Stadt ermutigt Ideen aufzugreifen und zu diskutieren, die diese Stadt nach vorne bringt
– diese Ideen dann auch mit einer leistungsfähigen und -bereiten Verwaltung freudig umsetzt und zwar so
umsetzt und nach vorne bringt, dass sie im Verbund des Kreises überhaupt positiv erwähnt wird.
Und dann, lieber Herr Faupel, kann man von einem "Ennepetaler Weg" sprechen. Und dann würde bei der Frage, wo kommen sie her?, man nicht mehr sagen müssen, ich wohne zwischen Hagen und Wuppertal. Und wenn man sagen kann, ich wohne in Ennepetal, dann ist man auch eingezogen.
Trotz allem wünsche ich allen Beteiligten ein gutes Gelingen und "Glück auf" innerhalb der "local Heroes" Woche. Ich selber bin nur teilweise da und habe die Einladung des Bochumer Künstlerbundes angenommen, der in der Bochumer Turbinenhalle eine Ausstellungseröffnung im Rahmen des Projektes "Starke Orte" hat.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal
Tja Herr Gerhardt, dabei könnten Sie direkt loslegen.
Da stellt die Verwaltung mal was gutes auf die Beine, und schon will es der Bürgermeister nicht gewesen sein. Er hat zwar auch einen Kulturhauptstadtbeauftragten, nur der hat laut Zeitungsbericht mit den Veranstaltungen in der Local Hero Woche nichts zu tun. Das haben die Ehrenamtlichen gemacht. Ich habe einmal gelernt, dass Lob in den eigenen Reihen die Leute motiviert. Nur in der Ennepetaler Stadtverwaltung nicht, da machen das gute die anderen, und das schlechte haben alle nur falsch verstanden. Hört das denn hier nie auf ? Früher hat wenigstens noch Michael Eckhardt die Verantwortung für alles was gut lief übernommen, zum Teil sogar das Lob mit seinen Mitarbeitern geteilt. Herr Wiggenhagen lehnt sogar die Verantwortung für gut gelaufene Dinge inzwischen ab und schiebt sie lieber den Bürgern zu. Heisst das, wir sind jetzt demnächst für alles Verantwortlich ? Müssen wir die Verwaltungsarbeit gar selber machen ?
Es würde Ihnen nicht schaden, wenn Sie einmal die Verantwortung, in diesem Fall sogar für etwas postives, übernehmen würden, sehr geehrter Herr Wiggenhagen.
In anderen Städten wurde anders damit umgegangen. Aus Gevelsberg wurde sogar der Kulturhauptstadtbeauftragte (laut Zeitung) offiziell zur Eröffnung in der Nachbarstadt geschickt.
„Ennepetal ist eine von 9 Städten im EN-Kreis, spielt sich aber so auf als wenn es eine kreisfreie Stadt wäre.“ Diese Denke, das Sich-Aufspielen gedeiht parteiübergreifend schwerpunktmäßig in Altherren(-frauen) – Zirkeln. Sie halten sich für etwas Besonderes, rekeln sich selbstzufrieden im eingebildeten Neid (von Nachbarstädten). Sie begeistern sich für sich selbst, lassen politischen Emotionen und Tagträumen freien Lauf, verrennen sich in Angstfantasien und appellieren: Wir müssen uns vor der Presse, der Opposition, den Nachbarstädten, der Kreisverwaltung, der Bezirksregierung schützen; überall lauern Feinde – innen wie außen!
Seit dem es EN-Mosaik gibt, werden diese eher dunkleren Bereiche des „Ennepetaler Weg[es]“ ein wenig beleuchtet. Ewiggestrige finden in EN-Mosaik unkomplizierte Anlässe für Empörung. Aufgeschlossene Ennepetaler sind nicht mit allem einverstanden, schätzen jedoch das berichtende und kommentierende Engagement für einen anderen Weg, auf dem Sachorientierung und Kompetenz größeres Gewicht haben.