Die Habanera wird in Hagen gesungen
[jpg] L’amour est un oiseau rebelle (Die Liebe ist ein wilder Vogel) .“Carmen“, eine der meistgespielten Opern, wird am Samstag, dem 8. Juni 2013 um 19:30 im Hagener Großen Haus Premiere feiern. An dieser Oper kann man die Klassik im wahrsten Sinne des Wortes erkennen; denn sie erzählt von den ewigen Irrungen und Wirrungen des menschlichen Seins.
Es ist die sexuelle Revolution, die Gegensätzlichkeit von menschlicher Freiheit und selbstgewählter Gefangenschaft, bürgerlichem Spießertum, Egoismus, Narzismus, Lust, Tod, Eros, Anima und, und, und jede Menge Projektionen. Die Handlung spielt im Süden Spaniens, dort wo die Tradition Jahrhunderte zählt und wo das Licht am hellsten und die Luft am heißesten ist.
Prosper Mérimées Novelle von 1845 liegt dieser Oper zugrunde, die übrigens damals sehr gerne gelesen wurde. Bizet hat diese Oper in geradezu selbstzerstörerischer Weise geschrieben und fand nach der Uraufführung einen zu frühen Tod. Was an den Kompositionen so fasziniert, Bizet findet für sämtliche Charaktere eine eigene Melodie und darüber hinaus findet er eine eigene Komposition für die spanische Landschaft im Süden.
Zur Oper selber:
Im ersten Akt wird eigentlich schon alles festgemacht. Micaela, die „Verlobte“ von Don José, fragt auf der Wache vor einer Zigarrenfabrik nach ihrem Zukünftigem. Micaela ist eine schöne und liebe Frau, die sicherlich als Schwiegertochter von allen Eltern gewünscht würde. Später, als Don José anwesend ist, öffnen sich die Tore und die Arbeiterinnen treten auf, mitten unter ihnen, Carmen.
Carmen ist das Alter Ego von Micaela, emanzipiert, freiheitsliebend, lasziv, kurz, eine rassige Schönheit, die bei jedem Mann die Begierde weckt. Es folgt nunmehr die Habanera:
Auszug:
Die Liebe ist ein wilder Vogel
den kein Mensch jemals zähmen kann,
ganz umsonst wirst du ihn rufen,
er löst sich stets aus deinem Bann.
Kein Schmeicheln hilft und keine Wut,
der Eine spricht, der Andere schweigt:
es ist der Andere den ich bevorzuge,
er sagte nichts, doch gefällt er mir.
Liebe! Liebe! Liebe! Liebe!
Und ganz zum Schluss
….
auch wenn du mich nicht liebst:
ich lieb dich!
Und wenn ich liebe
wirklich liebe
gib acht auf dich!
Carmen ist das ewig fordernde Weib, sie fordert und warnt zugleich vor der Selbstzerstörung der eigenen Persönlichkeit durch Liebe – ihrer Liebe.
Es kommt wie es kommen muss, Don José verfällt Carmen und verliert alles was ihn bisher ausmachte, nur um mit Carmen zusammen zu sein. Nur die spielt mit ihm und will ihn nicht mehr, er ist ihr zu schwierig. Wollte sie ihn denn überhaupt? Da tritt Josés Alter Ego auf – Escamillo. Escamillo ist guter und beliebter Torrero, dem seine Fans zu Füßen liegen. Er kann alle haben. Er liebt nur einen Menschen, sich selber. Im Gegensatz zu José würde er nie eine Bindung eingehen. Das kurze Abenteuer, dass war es – die nächste wartet ja schon. Escamillo ist Carmens Mann. Sie schläft mit ihm und das war es, die reine Lust. José kann es jedoch nicht ertragen, Eifersucht plagt ihn. Er kann nicht mehr, José zerstört das was ihn zerstört hat – Carmen. Der Mensch Carmen wird ermordet und mit ihr stirbt die Freiheit des menschlichen Ideals. Eine wahrhaftige ewige Tragödie.
Generalmusikdirektor Florian Ludwig und der international bekannte Regisseur Anthony Pilavachi haben sich in Hagen zusammen getan um eine Carmen zu verwirklichen, die den Zuschauer anfasst und mit nimmt. Pilavachi fand besondere Aufmerksamkeit 1999 für seine Frankfurter Inszenierung des Fliegenden Holländers von Wagner. Aufgrund dieser Inszenierung wurde er zu einem Vortrag „Wagner heute“ vom Wagnerverband nach Berlin eingeladen.
Schon mit den ersten Takten will man den Zuschauer in das Stück holen. Kristine Larissa Funkhauser, die schon als Prinzessin Eboli in Don Carlo (Guiseppe Verdi) als Mezzo Sopran brillierte, wird den Zuschauer mit der Carmen in ihren Bann ziehen. Charles Reid als Don José, Frank Dolphin Wong als Escamilo und Jaclyn Bermudez als Micaëla werden die Stimmen sein, die den Zuhörer in ihren Bann ziehen werden.
Informationen
Carmen
Oper in vier Akten
Musik von Georges Bizet; Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Florian Ludwig; Inszenierung: Anthony Pilavachi; Bühnenbild: Peer Palmowski; Kostüme: Bernhard Hülfenhaus; Licht: Ulrich Schneider; Chor: Wolfgang Müller-Salow; Kinder- und Jugendchor: Caroline Piffka, Alexander Ruef; Dramaturgie: Dorothee Hannappel
Premiere am 8. Juni 2013, 19.30 Uhr, Großes Haus
Weitere Vorstellungen: 11.6., 14.6., 28.6., 3.7. und 10.7.2013 – jeweils um 19.30 Uhr.
Wiederaufnahme in der Spielzeit 2013/14.
Karten unter 02331 207-3218 oder www.theater.hagen.de, an allen Hagener Bürgerämtern,
Tel: 02331 207- 5777 sowie bei den EVENTIM-Vorverkaufsstellen.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Hagen
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