Das Hagener Theater spielt weiter, trotz eines drohenden Einschnitts

Die "Neuen" beim theaterhagen Foto: (c) Linde Arndt

Die „Neuen“ beim theaterhagen Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Es ist ein Kreuz mit den Hagenern. Nicht mit den Bürgern.

Über die Region hinaus hat das Hagener Theater einen exzellenten Ruf mit seinen vier Sparten. Ob das nun die Opern, das Theater, das Ballett oder das Jugendtheater ist, Hagen wird mit seinem Theater positiv wahrgenommen. Jeder PR Manager wird bei solch einem Imageergebnis durch das Theater, alles unberührt lassen. Nicht so der Rat der Stadt Hagen und die Stadtverwaltung mit ihrem Oberbürgermeister Erik O.Schulz (Parteilos), sie wollen die Quadratur des Kreises. 1,5 Millionen Euro müssen 2018 durch das Theater eingespart werden und das bei gleichbleibender Qualität. So trug der OB vor, dass wenn das Theater die 1,5 Millionen nicht einspart, die Stadt Hagen ohne einen genehmigungsfähigen Haushalt dasteht. Und darüber hinaus, so die Andeutung, wäre Hagen nicht mehr Mitglied im Stärkungspakt NRW. Heißt, wenn die Kämmerei der Stadt Hagen nicht in der Lage ist den Haushalt anders zu priorisieren, ist das was OB Schulz vortrug nichts anderes als eine Erpressung. Zu sagen, wenn ihr nicht das macht was wir vorgeplant haben, leidet die Stadt, solche Einwendungen sind kontraproduktiv und sind nicht in der Lage die emotionalen Wogen zu glätten.

 

GDM Florian Ludwig und Intendant Norbert Hilchenbach Foto: (c) Linde Arndt

GDM Florian Ludwig und Intendant Norbert Hilchenbach Foto: (c) Linde Arndt

Ratsbeschluss von 2013

Der Hagener Rat hat 2010 mit: „Der Rat bekennt sich zum Hagener Bürgertheater mit all seinen Sparten. Auch für die Zukunft muss ein selbstbespieltes Haus das Ziel aller Bemühungen im Rahmen der Haushaltskonsolidierung bleiben“. (…) „ ein klares Bekenntnis zum Hagener Theater ausgesprochen. Soweit der Rat zu einer anderen Zeit. 2013 gab es jedoch viele Parameter die den Rat der Stadt Hagen zu einem Beschluss veranlasste der „Tödlich“ für das Theater ist und letztendlich zur Schließung führen muss.

Hagen gehört zu den pflichtigen Stärkungspaktgemeinden, die mit ihrer Überschuldung ohne äußere Finanzspritzen nicht mehr lebensfähig sind. Das das Mittel der ersten Wahl eine Austeritätspolitik bei einer konservativ/liberalen Stadtführung ist, war abzusehen. Nur sparen mit dem Rasenmäherprinzip und darüber hinaus die Bereiche zu malträtieren die als weiche Standortfaktoren gelten, ist noch nie gut gegangen. 1,5 Millionen sollen ab 2018 eingespart werden, wobei der Rat nicht in der Lage ist konzeptionell der Theaterleitung zu folgen. Fraglich ist auch immer die Kompetenz der politischen Instanz im Bereich Kultur. Viele der im Stadtrat sitzenden Politiker sind Kulturfans eines Pantoffelkinos das inzwischen auf einfache Naturen zugeschnitten ist. Und diese Leute wollen über einen Kulturbetrieb, wie es ein Theater ist, entscheiden?

 

Spielzeiteröffnung 2016/2017

Es wird die letzte Spielzeit von Norbert Hilchenbach und Florian Ludwig sein und das Kriseln konnte man im Theater körperlich spüren. Nebenbei, für GMD Florian Ludwig hat man schon einen neuen GMD, nämlich den aus Mannheim stammenden Joseph L. Trafton der dort bis dato noch der 1. Kapellmeister am Nationaltheater Mannheim ist. Von einem Intendanten ist allerdings weit und breit nichts zu sehen.

OBB Schulz Foto:(c) Linde Arndt

OBB Schulz Foto:(c) Linde Arndt

Oberbürgermeister Erik O.Schulz (parteilos) kam denn auch zur Eröffnung der Spielzeit um den einen oder anderen Schmerz auszukurieren. Ansonsten lobte er das Theater über den grünen Klee um aber danach auf die Umsetzung des Einsparungsbeschlusses von 1,5 Millionen zu bestehen. Es war eine vergiftete Rede; denn nicht der demografische Wandel oder die Regierungspräsidentin können eine derartige Forderung begründen, sondern eine fehlende Priorisierung bei politischen Zielvorstellungen. Die Theaterkürzung kann nicht Voraussetzung für die Genehmigung eines Haushaltes sein, die Regierungspräsidentin will eine Alternative für die eingesetzten 1,5 Millionen sehen. OB Schulz möchte die Diskussion über die 1,5 Millionen für beendet erklärt haben und weitere Gespräche nur hinter verschlossenen Türen führen. Wobei, betriebsbedingte Kündigungen (40 sind einmal angedacht gewesen) soll es nicht geben, wohl ein Wunschdenken bei 1,5 Millioen. Auch die Sozial- und Kulturdezernentin Margarita Kaufmann, die das Theater auch erst einmal für seine Arbeit lobt, sieht sich in der Pflicht den Sparbeschluss umzusetzen.

Dr. Peter Born Foto: (c) Linde Arndt

Dr. Peter Born Foto: (c) Linde Arndt

Dr. Peter Born Vorsitzender des Theaterfördervereins erinnerte an die 170.000 Besucher in der vergangenen Spielzeit, welche als eine eindrucksvolle und zahlende Demonstration der Hagener für ihr Theater gesehen werden kann.

Der scheidende Intendant Norbert Hilchenbach bemerkte die nun 10. und letzte Begrüßung der neuen Mitglieder des Hauses. Ihm und dem GMD Florian Ludwig hatte man vorgeworfen ihren Abgang mit einem Feuerwerk an Aufführungen zu versüßen. Hilchenbach sah dies als Unverschämtheit an und hinderlich für einen kreativen Dialog. Planerische Sicherheit braucht ein Haus wie das Theater Hagen, so Norbert Hilchenbach und deutet einen positiven Einigungsprozess hinsichtlich der Einsparproblematik an.

Es geht aber nicht wenn man das Olympische Motto von „Schneller, Höher, Weiter“ in „Langsamer, Tiefer, Kürzer“ umdeutet, dies führt letztendlich zum Stillstand und zum Aus des Hagener Theaters.

„Langsamer, Tiefer, Kürzer“ und Einsparungen und Angestellte freisetzen und die Qualität beibehalten, dass ist eine Gleichung  die nie aufgeht.

Hilchenbach begrüßte mit Florian Ludwig die neuen Mitglieder des Hauses und zeichnete mehrere Jubilare für ihren Einsatz im Hagener Theater aus, so unter anderen Edgar Wehrle.

Es bleibt zu hoffen, dass die Politik mit der Verwaltung das Theater nicht durch die Hintertür dem Verderben aussetzt, hier kann man sicher mehr Ehrlichkeit erwarten indem ein Ende mit Schrecken herbeigeführt wird.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Hagen.

 

4 Kommentare
  1. Avatar
    Erbsenzaehler sagte:

    Umgekehrt wird ein Schuh daraus…..

    Seit über drei Jahren hat die Theaterleitung Kenntnis von diesem Ratsbeschluß. Anscheinend ist die Theaterleitung nicht in der Lage und/oder nicht willens, diesen Beschluß umzusetzen.
    Stattdessen kam immer nur das Mantra „Es geht nicht“. Keine Vorschläge, wie Einnahmen erhöht bzw. Kosten gesenkt werden können.

    Und die leidenschaftlichen Vertrteter der Interssen des Theaters aus dem Förderverein? Von denen hört man außer Lobhudelei auf das Theater nichts. Keine Vorschläge, wie Einnahmen erhöht bzw. Kosten gesenkt werden können.

    Und das der Autor die kulturellen Leidenschaften vieler Hagener Stadtratsmitglieder kennt, freut mich. Denn sonst müßte man die Aussage zum Pantoffelkino als niveaulose Polemik einordnen.

    Zudem entscheiden diese Mitglieder des Stadtrats nicht über „Kultur“. Sie entscheiden über die finanziellen Rahmenbedingungen.
    Das Geld ist einfach nicht da. PUNKT.
    Da muß das Theater einfach sparen. Das ist nicht schön, aber unausweichlich.

    Auch vermisse in diesem Artikel, der sich mal wieder am OB abarbeitet, Vorschläge zur Finanzierung dieser 1,5 Mio. €.
    Kitas schließen oder Kita-Gebühren erhöhen?
    Grund- oder Gewerbesteuer noch weiter erhöhen?
    Städtische Infrstruktur komplett verrotten lassen?
    Also bitte, nicht immer nur (polemisch) jammern und klagen, sondern mal „Butter bei die Fische“!

    Zumal das Theater bisher relativ glimpflich davon gekommen ist.
    Fragen Sie mal andere Kulturträger in der Stadt. Diese mußten Kürzungen der städtischen Unterstützung hinnehmen, die sie an den Rand der Arbeitsunfähigkeit brachte. Komischerweise haben diese aber Mittel und Wege gefunden, ihren Betrieb anders zu finanzieren…..

  2. Avatar
    Jochen Sieber sagte:

    Seit über zwei Jahren spricht das Theater mit der Stadtverwaltung. Die Stadtverwaltung hat nur ein Mantra, den Beschluss umsetzen, also 1,5 Millionen einsparen. Was den Förderverein und die Freunde des Theaters betrifft, sie haben in die Tasche gegriffen um Nöte am Theater zu lindern.
    Der Autor hat mit dem Pantoffelkino schon recht, denn solch ein inkompetenter Beschluss kann nur von solch einer Gruppe kommen.
    Und zum Schluss, klar entscheidet die Politik, also der Rat über die Kultur, wenn sie dem Theater die finanzielle Grundlage entzieht. Oder dachte der Rat die 1,5 Millionen kann das Theater ja selber im Keller drucken?
    Und der Autor hat weiterhin recht, wenn er das Theater als herausragenden Imagefaktor für Hagen sieht. Aber von Wirtschaft schein der Rat ja auch keine Ahnung zu haben. Der Haushalt einer Stadt wird vorher priorisiert, heißt was muss, und dabei ist das Theater durch gefallen. Ist nicht so wichtig für den Rat.

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    Helene Graf sagte:

    Die Politik spielt in der Kultur immer das gleich Spiel. Die Gelder werden gestrichen, die Qualität lässt nach, das zahlende Publikum bleibt aus. Dadurch werden höhere Zuschüsse nötig, die aber nicht genehmigt werden. Und weitere Qualitätseinbußen und wieder zahlender Zuschauerrückgang. Dann ist der Punkt gekommen, das Theater kann Leistungen nicht mehr bringen und muss schließen. Die Politik geht jetzt her und kommuniziert: „Die Bürger wollen solche Einrichtungen nicht mehr!“ Dieser Prozess zieht sich über 10 Jahre hin, danach hat die Politik die Gelder aus dem Zuschuss für ein Theater, das Hagener Theater, frei.
    Thema: Kaputtsparen

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