Das Glück und die Hingabe an eine würdige Lebensaufgabe

[jpg] Es ist schon etwas Besonderes in einem Jahr zwei Menschen kennen gelernt zu haben, die sich selbstlos zurücknehmen und sich einer Lebensaufgabe widmeten die der Allgemeinheit zu gute kommt. Anfang des Jahres 2010 durfte ich anlässlich der Eröffnung des Folkwang Neubaues in Essen Berthold Beitz kennen lernen. Der 97 jährige Beitz hat der Stadt Essen den dringend notwendigen Neubau des Folkwang Museums über die Kruppstiftung finanziert, rund 50 Millionen hat das Ganze gekostet. Warum schreibe ich das?

Immerhin geht es ja um den 80. Geburtstag eines Wilhelm Erfurt. Wilhelm Erfurt ist ein Mann der das Glück hat diese würdige Lebensaufgabe gefunden zu haben. Dieses Haus Martfeld ist unter seinen Händen eine erste Adresse in Schwelm geworden. Viele im Kreis beneiden die Schwelmer um dieses Juwel.

Wilhelm Erfurt hat viele Facetten die mich an Beitz erinnern. Beitz ist ein Mann der     pragmatisch und zupackend handelt. Er ist patriarchalisch in einer Art die in die heutige Zeit passt und stellt einen ruhenden Pol zu der zunehmend technokratisch aufgebauten Welt dar. Beide, Erfurt und Beitz haben sich aus dem operativen Geschäft zurück gezogen, sind aber immer bestens informiert. Beide widmen sich ihren Stiftungen die eine nicht nur kulturelle Ausrichtung haben.

Beide haben hohe ethische Grundsätze für die sie stehen und die sie auch leben.
Kultur ist für beide kein Schnickschnack oder ein Hype dem kurzfristig gehuldigt werden sollte. Nein, Kultur ist etwas erhaltenswertes, ist Leben und ist etwas wovon wir zehren. Es gilt unsere Vergangenheit zu erhalten um die Zukunft zu gestalten. Und beide haben eine Familie die ihnen den notwendigen Rückhalt geben.

   
     

Wen wundert es, wenn Wilhelm Erfurt an seinem 80. Geburtstag Menschen eingeladen hatte die ihn ein Stück weit begleitet haben. Und es lag auf der Hand, Haus Martfeld, "sein" Haus Martfeld, als würdigen Ort für die Geburtstagsfestivitäten auszuwählen.

Gabriele Weidner und Regine Köppen von der Schwelmer Musikschule überbrachten die Glückwünsche mittels eines Flötenstückes und übergaben die erste Festbroschüre der Musikschule als eine Aufmerksamkeit.

Auch bei der Musikschule griff Wilhelm Erfurt ein als er beim Jeki Projekt ( Jedem Kind ein Instrument) von den finanziellen Engpässen hörte.

Heute ist die Musikschule in der glücklichen Lage den Grundschulkindern eine musikalische Erziehung nahe zu bringen.

 
     

Seine beiden Söhne Martin und Stephan Erfurt, denen er augenscheinlich ein guter Vater aber auch Freund ist, wussten ihren Vater in einem realistischen und menschlichen Licht zu zeichnen. Vor 12 Jahren hat sich Wilhelm Erfurt aus dem operativen Geschäft verabschiedet ist aber immer informiert indem sein Sohn Martin ihm die Protokolle der Geschäftsleitung zu kommen lässt.

Nicht nur das. Vielmehr ist er jederzeit ansprechbar auch für das kleinste Problemchen. Einmal im Jahr machen sie einen Vater/Sohn Tag.

Der Ablauf: Kunst, essen, trinken und reden. Ziel ist es die  Smalltalkebene zu überwinden um auf die ernsten und tiefen Ebenen zu gelangen in denen ein Gedankenaustausch angestrebt wird.

"Ihr seid nicht alleine," vermittelt er seinen Söhnen, aber nicht nur denen. Oder "wir schaffen das schon."

Wilhelm Erfurt als Mutmacher! Wilhelm Erfurt der voran geht. Und, was auch gilt: Reden ist Gold und Schweigen ist Silber. Ja, lasst uns darüber reden.  Facetten der Persönlichkeit von Wilhelm Erfurt, so seine Söhne.

So war es auch die Solidarität von Wilhelm Erfurt, dass er mit seinem Sohn Stephan in Berlin im alten Postfuhramt die Firma "C/O Berlin"  ans laufen gebracht hatte. Viele kleine und größere Probleme wurden gelöst.Und heute? Die "C/O Berlin"  ist eine erste Adresse für Fotografie im Kulturbetrieb. Ein "Internationales Forum für visuelle Dialoge" , wie Stephan Erfurt es will, eben etwas besonderes. In diesem Postfuhramt  feierte Wilhelm Erfurt seinen 80sten im Dezember ´10 im Kreis seiner Familie.

Es wurden viele, sehr viele Glückwunschadressen übermittelt, Bürgermeister Stobbe, Dieter Ehlhardt vom Vorstand der Stiftung Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Schwelm, Lothar Feldmann, sie alle wussten mindestens eine Berührung mit Wilhelm Erfurt zu nennen.

Wilhelm Erfurt brachte in seiner Rede seine Lebensaufgabe für die Kultur zum   Ausdruck, indem er Ministerin Schäfer zitierte die Kultur als Pflichtaufgabe ansieht. Haus Martfeld und die Anlage insgesamt sind Wilhelm Erfurt von Anfang an ans Herz gewachsen.
Als die Restaurierung der Schlossanlage auf der Kippe stand, organisierte Wilhelm Erfurt Bürger die sich mit Schippen bewaffnet einfanden um den ersten Schlamm von der Anlage zu entfernen. Die Politik reagierte und restaurierte Haus Martfeld und Wilhelm Erfurt half wo er nur helfen konnte. Zuletzt wurde der Lesesaal wieder für den Publikumsverkehr hergerichtet und der alte Haferkasten vor dem Zusammenfall gerettet. Wilhelm Erfurt sieht nicht weg, und weil er nicht weg sieht, hilft er und hinter lässt damit Spuren. Spuren die seine Freundschaft zu Schwelm verdeutlichen. Wen wundert es, wenn Schwelm ihn 2006 zu seinem Ehrenbürger ernennt.
 

   
     

Es war eine freundschaftliche Stimmung an diesem Abend. Und weil das so ist fand an diesem Abend eine Welturaufführung statt, indem sich der Stiftungsbeirat zu einem Chor "The Foundation Singers" zusammen gefunden hatte und: Ein Freund, ein guter Freund... von Werner Richard Heymann, sangen, der dieses Lied genau vor 80 Jahren zur Aufführung brachte. Und alle Gäste stimmten ein und sangen begeistert mit.
 
Und Bethold Beitz? Nun, Beitz ist 97 Jahre alt und steht in Essen immer noch dem kulturellen Leben zur Seite und zwar putzmunter. Wilhelm Erfurt ist erst 80 Jahre und wird sicher Schwelm noch lange zur Seite stehen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm


Hier eine Fotogallery der Geburtstagsfeier Wilhelm Erfurt im Haus Martfeld.

Und noch einige Bilder vom Auftritt des Chors  "The Foundation Singers"

 

Alle Fotos dieses Artikels © Linde Arndt

2 Kommentare
  1. Avatar
    Cornelia Eggert sagte:

    Liebe Linde Arndt, lieber Jürgen Gerhardt,

    einfach nur Danke !

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