500.000. Besucher bei RUHR.2010-Ausstellung „Sternstunden“ im Gasometer

So erfolgreich, wie das Jahr der Astronomie 2009 zu Ende ging, so erfolgreich hat das Kulturhauptstadtjahr 2010 für den Gasometer Oberhausen begonnen: Oliver Scheytt, Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, und Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH, begrüßten heute (16. Februar 2010) die 500.000. Besucher der Ausstellung "Sternstunden – Wunder der Sonnensystems". Statt eines Ehrengasts gab es gleich eine ganze Klasse, die 7b der Realschule Lendrigsen aus dem sauerländischen Menden. Zur Gratulation erhielten die Schülerinnen und Schüler unter Leitung ihres Lehrers Gregor Kertelge den Gutschein für einen gemeinsamen Besuch im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Oliver Scheytt würdigte die herausragende Rolle des gigantischen Industriedenkmals: "Der Star ist der Gasometer. Er gehört, nicht zuletzt dank spektakulärer Ausstellungen wie den 'Sternstunden', zu den wichtigsten Wahrzeichen der Metropole Ruhr".

Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz betonte die gelungene Kooperation mit vielfältigen Aktionen der RUHR.2010. Unter anderem wird der Gasometer während des RUHR.2010-Projekts "SchachtZeichen" vom 22. bis 30 Mai mit längeren Öffnungszeiten den Besuchern der Kulturhauptstadt ein außergewöhnliches Panorama bieten.

Clip-Tipp: www.ruhr2010.de/programm/bilder-entdecken/ausstellungen/sternstunden.html

                  

TOP-NEWS: Einreichungsfrist Kohle-Kühe-Kunst bis 15.02.2010 verlängert

Da der BBK [Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler] die ihm übersandten Unterlagen verspätet an seine Mitglieder weitergegeben hat, wurde beschlossen, die Anmeldungsfrist für BBK-Mitglieder bis zum 15. Februar 2010 zu verlängern.

Diese Maßnahme wurde nun derart erweitert, dass auch Künstler, die bisher keine Gelegenheit zur fristgerechten Einreichung hatten, sich ebenfalls bis 15.02.10 noch bewerben dürfen.

Nur noch Restkarten für „Odyssee Europa“

Für die öffentliche Generalprobe des Kulturhauptstadtprojekts "Odyssee Europa" am 24./25.02.2010 sind die Karten zum Sonderpreis von 119 Euro ab Donnerstag, 11.02.2010 direkt an den Theaterkassen in Bochum, Dortmund, Essen und Oberhausen sowie an der Touristinfo im Medienhaus in Mülheim an der Ruhr erhältlich. Dieser Sonderpreis gilt aus logistischen Gründen nur für die Reisevariante ohne Übernachtung. Außerdem sind über diese Direktverkaufsstellen auch die ersten beiden Aufführungswochenenden buchbar. Für die Premiere am 27./28.02.2010 sind nur noch Restkarten verfügbar.

Übrigens: Das 2. Reisewochenende (06./07.03.2010) ist noch bis zum 19.02.2010 über die Tickethotline und das Online-Ticketing buchbar: www.ruhr2010.de/tickets und +49 (0)1805 15 2010 (Festnetzpreis 0,14 EUR/Minute, Mobilfunk abweichend).

Zum Projekt "Odyssee Europa": Die Theater der Metropole Ruhr und die Gruppe raumlaborberlin laden zu einer Irrfahrt durch die Zwischenwelt: Sechs europäische Autoren erzählen Homers berühmte Heldendichtung an fünf Wochenenden neu. Das Publikum begibt sich auf eine Reise… Weitere Informationen unter www.odyssee-europa.de.

"Odyssee Europa" ist ein gemeinsames Projekt von Schauspielhaus Bochum, Schauspiel Dortmund, Schauspiel Essen, Schlosstheater Moers, Theater an der Ruhr, Theater Oberhausen, raumlaborberlin, der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 und den Gastgebern des Ruhrgebiets.

Einen Beitrag über die „Odyssee Europa“ zeigt auch die neue Ausgabe von RUHR.2010-TV.
 

Einfach nur Ehrfurcht – Folkwang-Museum in Essen

[jpg] Vorbemerkung:  Als wir 2006 erfuhren, dass Essen den Zuschlag für die Kulturhauptstadt bekommen hatte, wussten wir auch schon von dem Konzept der Regionalpräsentation. Wir beobachteten das Ganze. Wir sahen wie sich Stadt für Stadt der Region mit den unterschiedlichsten Projekten meldeten und eingebunden wurden. 2008 stellte das Land NRW den Städten der Region, auf Intervention der Ruhr 2010, pro Einwohner EUR 2,– zur Verfügung. Dieses Geld sollte dafür verwendet werden um eine Beteiligung nicht an den finanziellen Möglichkeiten scheitern zu lassen. Wieder meldeten sich Städte mit Projekten an. So entstanden die 52 +1 Stadt, die das Ruhrgebiet in vielen Bereichen nach vorne bringen sollten.

Ab März 2009 fragten wir die Verantwortlichen in unserer Stadt womit sie sich denn einbringen wollten. Ob die Partnerstadt Vilvoorde mit dabei wäre, immerhin hat Vilvoorde  eine recht lebendige Kunst- und Kulturgemeinde. Wir ernteten nur ungläubiges Staunen oder Phrasen bei unseren Ansprechpartnern. Es kam uns so vor, als wenn wir nach etwas Außerirdischem gefragt hätten, was für die Stadt und die Politik weit weg wäre.

Nun, wir und damit alle Ennepetaler Bürger, gehören zu dieser Region, für die einen am Rand und für die anderen mittendrin. Wir aber wollten mittendrin sein, wir wollten nicht zu dieser durch Politik und Verwaltung stillschweigend ernannten "Insel der Glückseligen" gehören. Wir, und damit Ennepetal wollten dabei sein.

Aus diesem Grunde haben wir uns recht frühzeitig bei der Ruhr2010 akkreditiert um auch allen Ennepetalern die Möglichkeit zu geben zumindest über unseren Zeilen dabei zu sein. Freude, Staunen, Inspiration, Nachdenklichkeit, Rührung, Emotionen, Denkansätze, Begeisterung und auch Enttäuschungen (Bis jetzt noch nicht), das wollten und wollen wir mit unserem Dabei sein vermitteln.

Die Enge die in Ennepetal herrscht wollten und wollen wir sprengen, Türen öffnen für die Nachbarn und für das Andere und die Andersartigen in unserer Region. Bis jetzt wurden wir mit keinem Tag enttäuscht. Und wir erkannten Ennepetal ist größer als nur  31.000 Einwohner, Ennepetal gehört mit zu einer 5,3  Mio großen Region die nicht vielfältiger sein kann. Und Sie und wir sind dabei.

Lassen Sie unsere teils bräsigen und sauertöpfischen Politiker und  so teuren Verwaltungsexperten zurück und folgen Sie uns zumindest geistig in eine Welt, unserer aller Welt, in der trotz überwiegend verschuldeter Städte soviel mehr geht. Von den  52 + 1 Städten  sind immerhin 37 Städte in der Haushaltssicherung, die trotzdem oder gerade wegen dieser Haushaltssicherung für ihre Städte Großes leisten.

Folgen Sie uns heute zum Neubau des Folkwang Museums in Essen.

Für den  27.01.2010 wurden wir zum Pressetermin geladen, also drei Tage vor der eigentlichen Eröffnung. Es waren so an die 100 Vertreter, der Print-, TV-,  Radio- und Online Medien anwesend.

Das alte Folkwang Museum war uns bekannt. Ab und an besuchten wir die angekündigten Ausstellungen und es war immer ein anregender Ausflug, der nach der Besichtigung im Cafe mit guten Gesprächen der Besucher endete.

Nun wusste jeder, das Folkwang Museum ist in die Jahre gekommen, der Fundus war zu groß und die Haustechnik nicht mehr zeitgemäß. Die Exponate im Lager fanden immer seltener Gelegenheit zu einer Ausstellung, kurz, dass Haus war viel zu klein geworden.

Prof. Dr.h.c. Berthold Beitz*, der Vorsitzende des Kuratoriums der gemeinnützigen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, hatte 2006 – wie so oft aus dem Bauch heraus – bei seinem Aufenthalt in Kampen die Idee, den notwendigen Neubau des Folkwang Museums über die Stiftung alleine zu finanzieren.

[* Prof.Dr.h.c. Berthold Beitz wird in diesem Jahr 97 Jahre alt. Er hat von 1942 – 1944 hunderte Juden im polnischen Boryslaw das Leben gerettet. Er gehört zu den Deutschen die in der israelischen Gedenkstätte Jad Vaschem als "Gerechter unter den Völkern" 1973 ausgezeichnet wurden. d. Redaktion ]

  In Essen zurück rief er den Stiftungsrat zusammen und trug diese Idee vor. Der Stiftungsrat stimmte einstimmig für dieses Vorhaben. Es war der 23.08.2006 –  Dr. Berthold Beitz wieder in seinem Büro neben der Villa Hügel rief den damaligen Oberbürgermeister der Stadt Essen Dr.Wolfang Reiniger  und den Leiter des Folkwang Museums Dr. Hartwig Fischer zu sich in die Villa Hügel und eröffnete den beiden, dass die Stiftung den Neubau unter drei Bedingungen finanzieren wolle.
v.l.n.r. Dr.Berthold Beitz und Dr. Hartwig Fischer
   

 

  • der Neubau sollte rechtzeitig zum Kulturhauptstadtjahr fertig werden
  • die Stadt Essen muss für die laufenden Kosten des Neubau aufkommen
  • und die Stadt muss Rücklagen für künftige Renovierungen tragen

Dr. Beitz ging davon aus, dass Essen Kulturhauptstadt werden würde, was ja auch geschah. Und –  es sollte eine Stiftung für den Bürger sein – so Dr. Beitz.

Den beiden Herren,  dem OB Dr. Reiniger und dem Museumsleiter Dr. Fischer, blieb die Luft weg ob dieses Glücksfalles. Freudig sagten beide zu.

Was folgte war ein Wettlauf, die Zeit war knapp. Es wurde eine Sichtungs-, Findungs- und Anforderungsphase , die letztendlich in einem Architektenwettbewerb endete, dem ein umfangreiches Profil für den Neubau zugrunde lag. Die Maximen waren: Licht, Raum und Orientierung für diesen Neubau zu erbringen.

Gewonnen hatte diesen Wettbewerb der britische Architekt David Chipperfield, der bei Norman Foster gelernt hatte und in Berlin ein Büro unterhält. Bauherr wurde die Neubau Museum Folkwang Essen GmbH, ein Unternehmen der Wolff Gruppe.

                
                           Entwurf Chipperfield
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Soweit die Vorgeschichte die uns in der Pressekonferenz von Dr. Fischer vorgetragen wurde.

Klaus Wolff von der Wolff Gruppe, welche die Realisation des gesamten Neubaus umsetzte, berichtete sodann von den immensen Herausforderungen die der Neubau mit sich brachte. Er sprach von den  innovativen Materialien die  beschafft und eingesetzt werden mussten, um den Anforderungen der Museumsleitung als auch der Architekten gerecht zu werden. Die Verglasung die ein Spezialglas erforderten oder die Decke und mit ihr das Dach welches ein besonderes Licht erbringen sollte. Dann die enge Zeitplanung die immer wieder mal ins Wanken kam. Letztendlich haben alle die anvisierten Leistungen erbracht, denen sie sich verbunden fühlten.

Das angegliederte Restaurant "Vincent & Paul"  war zu letzt noch ein Problem. Hierfür fand sich auf Grund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten kein ambitionierter Pächter, die Firma Wolff Gruppe sprang ein und übernahm das Restaurant in Eigenregie, mit gehobener Gastronomie der asiatischen und mediterranen Küche, um es sodann nach Einführung an einen geeigneten Pächter weiter zu reichen.

Für Wolff ist es das schönste Museum der Welt.

Oberbürgermeister Reinhard Paß war glücklich mit der Stadt Essen diesen gelungen Neubau in den Stadtmauern zu haben und schloss sich dem Anspruch, das schönste Museum der Welt zu haben, an.
 

David Chipperfield, als Architekt,  referierte über seine Gedanken zu diesem Neubau, über deren Umsetzung er sehr zufrieden sei.

Mit Chipperfield, Alexander Schwarz von Chipperfield Architects, Fischer als Museumsleiter und Klaus Wolff von der Wolff Gruppe stellte sich ein Team vor, was sich gegenseitig ergänzte.

        
     
                 

v.l.n.r: Wolff / Fischer / Chipperfield / Schwarz
 


Räume

Es gibt den Begriff wonach Museen die Kathedralen der Jetztzeit seien. In der Regel sind Kathedralen jedoch von einer festen Mauer umgeben, wobei der Eingang mit dementsprechender Freitreppe wie eine Einladung wirken soll. Nicht so der Neubau des Folkwang Museums. Die Räume sollen fließend vom Außen nach Innen gehen, doch sollte man an keiner Position von dem anderen Raum abgeschnitten sein. Der Eingangsbereich ist schon ein Raum für sich, zwar im Freien, jedoch hat man durch die Glaswand schon die Verbindung zum Innenbereich. Man sieht und ahnt die einzelnen Abteilungen, fühlt sich  hineingezogen. Es bedarf keiner Einladung, es bedarf nur eines selbstverständlichen Schrittes um die unsichtbaren Grenzen zu überschreiten.

Innen angekommen, fühlt man noch den öffentlichen Raum, sieht den Verkehr über die Bismarckstraße, die Fußgänger über den Gehwegen aber auch die anderen Bauten ringsum. In dem Bau sind bepflanzte Inseln integriert die eine Verbindung zur natürlichen Umgebung signalisieren. Lange freie Verbindungswege mit Abzweigungen lassen die Abteilungen schon erahnen, es ist als wenn jemand leise zu einem sagt: "Lass Dich auf mich ein."

In den Abteilungen sind gepolstete Bänke aufgestellt, sie laden ein zum Verweilen, zum Betrachten, dem Berühren lassen durch die Exponate. Ein Gefühl der Weite stellt sich ein, Weite die den Geist frei macht zum Empfangen der geistigen Strömungen der Kunst.

Licht

Wenn man durch die Abteilungen geht, merkt man das Licht berühren, es Stimmungen erzeugen, ja sogar schmecken kann. Licht kann zerstören, man denke an die alten vergilbten schwarz/weiß Fotografien, die jeder von uns schon einmal gesehen hat. Nicht so im Folkwang Museum. Licht hat hier eine besondere Qualität. Durch die Glasfassade und die besondere Decke, erscheint das Licht zu jeder Tageszeit anders, nicht verfälschend sondern unterstützend.
                         

Jeder von uns ist den unterschiedlichen Tageszeiten, den Witterungsbedingungen aber auch den Jahreszeiten stimmungsmäßig ausgesetzt. Wir sind stark abhängig von den Lichtverhältnissen. Wer schon einmal ein Museum besucht hat, wird bemerkt haben, die Exponate sind in der Regel immer gleichmäßig und indirekt ausgeleuchtet, das bedeutet,  sie vermitteln keine natürliche Stimmungen.

Das Kunstwerk sieht immer gleich aus, hat damit auch eine immer gleiche Ausstrahlung. Nur stellt man das Bild in den Kontext des Künstlers und darüber hinaus des Betrachters, müsste sich eine andere Wahrnehmung einstellen. Und da setzt das Radikale des Folkwangmuseums ein, zu jeder Tageszeit sind andere Lichtverhältnisse, die das Kunstwerk eben in einem anderen Licht erscheinen lassen Es bedeutet jedoch nicht, dass das Kunstwerk verfälscht wird, vielmehr sollen die durch die äußeren Lichtverhältnisse erzeugten Stimmungen auf die Kunstwerke einwirken.

Im Kleinen können Sie diesen Effekt auch hier beobachten. In Voerde steht vor dem Rathaus eine Skultur die den Nachtwächter darstellt. Gehen Sie einmal bewusst zu unterschiedlichen Tageszeiten dorthin, sie werden bemerken der Nachtwächter hat jedes Mal eine andere Ausstrahlung. Er ist aber immer der Gleiche.
 

Orientierung

In vielen Museen verliert man sich, manchmal entsteht ein Gefühl des Eingesperrt seins. Die verwinkelten Abteilungen auf mehreren Ebenen nehmen einem Energie damit die Orientierung nicht verloren geht, man möchte ja wieder herausfinden. Der Neubau des Folkwang Museums führt  wie an einem unsichtbaren Faden durch die Abteilungen. Immer wieder findet man  zurück und man ist sich sicher den Gedanken, die Orientierung  nicht zu verlieren, zu vergessen. So kann man sich getrost auf die einzelnen Abteilungen und die darin befindlichen Exponate einlassen. Auch die Glasfassade vermittelt hierbei ein Gefühl der Sicherheit, da das Außen ja nicht mehr weit ist, es ist ja fast drinnen. Es ist sofort das Gefühl vorhanden wie in einem schon vertrauten Haus zu sein, an dem alles seinen Ort oder seinen Platz hat – man ist zu Hause.

                                      

Abgrenzung

Es soll ein Haus für den Bürger sein, so Berthold Beitz. Das Folkwang Museum hat seinen Eingang zur Bismarckstraße, einer der verkehrsreichsten Straßen von Essen. Sie ist vierspurig und ist eine Bundesstraße, die B 224. Auf der einen Seite geht es zur Stadtmitte und auf der anderen Seite stadtauswärts oder in einen anderen Stadtteil, wie Essen –  Werden.

Die Intention ist, das Tosende des Verkehrs, welches den Puls der Stadt darstellt, einen  offenen Eingang und keine Barriere durch eine Rückwand entgegenzustellen. Man wollte dem Bürger gegenüber die Offenheit der Museumskunst dokumentieren.

So ergibt es sich wie von selber, dass sich, wenn man die Bismarckstraße heraufkommt, das Bedürfnis des Verweilen wollens, mal eben vorbei schauens, wie bei einem guten Nachbarn. Kein Gefühl der Abgrenzung, wie z. B.  "Halt, hier beginnt ein elitärer Bereich",  welches in einigen Museen zu beobachten ist. Die Überwindung der Grenze erscheint wie selbstverständlich; denn es gehört mir, so meint man.

Wir haben viele, viele gute Gespräche geführt, bei dem anschließenden Essen waren alle berührt von dem Geist der jetzt schon in den neuen Räumen fühlbar wurde. Es sind erhabene Momente die einen erfassen, die einen aus dem Alltag fliehen lassen. Persönlichkeiten, die auch Persönlichkeiten sind, deren Wort von einer innerer Freiheit zeugen, die souverän auftreten und mit ihren Leistungen überzeugen. Wort und Tat fallen hier nicht auseinander, sie sind eins.

Als ich auf den Rückweg war, war ich trunken von den Eindrücken und war nicht in der Lage sofort einen Artikel zu schreiben, man mag mir das entschuldigen.

Ab März 2010 ist auch der Altbau fertig, so dass dann das Folkwangmuseum komplett ist.

Am 20.03.2010 beginnt eine große Sonderausstellung, die die Kunstsammlung des Folkwang Gründers Ernst Osthaus aus Hagen beinhaltet. Viele dieser Exponate sind auf der ganzen Welt verteilt, weil das Naziregime sie als "entartet Kunst" verkauft hatte, sie wurden teilweise zurück gekauft oder finden sich in dieser Ausstellung als Leihgabe wieder.

Es war ein schöner Tag, dass wurde uns bewusst als wir wieder auf unserer "Insel der Glückseligen" ankamen.

Denken Sie daran auch einmal der "Insel der Glückseligen" zu entfliehen? Tun Sie es einfach.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.
 

[Bild Nr. 16 Foto Jürgen Gerhardt, alle übrigen Fotos Linde Arndt]

Ruhrmetropole2010 trifft das Rheinland

Grand Tour 2010

[ jpg] NRW ist ein Land welches Potenziale hat die man anderswo vergebens sucht. Wenn NRW ein eigener Staat wäre, würden wir an 14. Stelle der wirtschaftlich bedeutendsten Länder in der Welt stehen. Unser Bestreben ist es die Unterschiede unseres Landes besonders herauszustellen; denn diese Unterschiede machen unsere Stärke aus.

Nein, NRW ist nicht "nur" Rheinland und Westfalen. Im Wappen von NRW gibt es die kleine lippische Rose, eine Besonderheit, denn die Lipper haben in unserem Land einen Sonderstatus. Und jetzt? Jetzt macht sich das Ruhrgebiet auf, sich in unserem Lande neu zu positionieren, besser  neu zu erfinden.

Aufbruch ist angesagt, zu einer Reise deren Ziel durch den Weg bestimmt ist. So fanden sich die Macher der Ruhr2010 zu ihrer Pressekonferenz am 26.01.10 in Düsseldorf im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft ein um den Startschuss für die "Grand Tour" zu geben.
Grundlage war die italienische Reise von Goethe, eine Art Tagebuch im autobiografischen Format. Goethe reiste damals alleine von Regensburg bis Sizilien und besuchte die im Jahre 1786/1788 noch vorhandenen Stätten der Antike. Es war eine Reise in die Hochkultur der europäischen Vergangenheit, wobei er Teile der damaligen Gegenwart nur bedingt zur Kenntnis nahm. Die italienische Reise wurde im Untertitel auch als "Et in Arcadia ego" ( Auch ich war in Arkadien ) von Goethe veröffentlicht.

Analog wurden uns im NRW-Forum die "Boxen" vorgestellt, mit welchen die Möglichkeiten an die Hand gegeben wurden, das Ruhrgebiet zu erkunden, wobei das Rheinland nicht außen vor bleiben muss, es könnte auch als Start verstanden werden.  Denn Düsseldorf wartet in diesem Jahr mit der Quadriennale 2010  auf, Kunst unter dem Motto "Gestern-Heute-Morgen", eine Art Denkanstoß welchen Einfluss die Kunst  in unserer Gesellschaft hat. Eine spannende Frage, auf die Antworten kann man neugierig sein. In diesem Zusammenhang präsentiert  die Landeshauptstadt  eine Vielzahl von Ausstellungen, Aufführungen und Events, die der Landeshauptstadt gerecht werden. Eingebettet ist aber auch die Ruhr2010, die die Möglichkeiten der Landeshauptstadt erweitert und ebenfalls bereichert. Ob es die Landessammlung NRW in Düsseldorf, das Museum Ludwig in Köln, das neue Folkwang Museum in Essen ist, oder einfach nur die entlang der Emscher geschaffenen Kunstwerke, die mit dem Fahrrad erreichbar sind, alle zeigen einen Reichtum des Landes der entdeckt werden will.

So wie die Kohle, das schwarze Gold, aus dem Berg geholt wurde, so kann man nun die Kunst als unser aller Gold besuchen – es ist schon aus dem Berg der Kreativität geholt worden.

So bietet die Ruhr2010 ab sofort unter www.grand-tour-2010.de  Kulturboxen an, wobei an alles gedacht wurde. Man hat drei Boxen für den Besucher vorbereitet. Von der Tagestour, EUR 49,– bis zur 3 Tagestour zu zweit, EUR 249,–, ist alles dabei. Hier wird  es dem interessierten Reisenden ermöglicht die Reichhaltigkeit der Kultur vom Rheinland bis zum Ruhrgebiet zu entdecken. Da ist die Bau- und Wohnkultur, wie der Duisburger Innenhafen, die Lichtkunst, wie die erste Biennale für Lichtkunst in ausgesuchten Städten , Kunsträume, dann das Lehmbruckmuseum in Duisburg oder die Grand Tour Hightlights, wie das Museum Folkwang in Essen oder auch das Museum Wallraff oder das Museum Ludwig in Köln, ein Angebot das inspirierend ist und zum erkunden einlädt.  
     

 

               

Foto: Linde Arndt
v.l.n.r: Werner Lippert, dem Leiter des NRW Forums Düsseldorf,Prof.Karl-Heinz Petzina (RUHR GmbH Direktor Stadt d. Möglichkeiten, Dr.H.C.Fritz Pleitgen (Vorsitzender der Geschäftsführung RUHR 2010 GmbH), Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (Kulturstaatsekretär NRW), Dr. Ute Dallmeier, (Geschäftsführung Tourismusverband NRW)
 

Auf die Frage,  wieso die versammelte Presse des Rheinlandes eingeladen wurde, wo doch die Ruhr2010 im Ruhrgebiet stattfindet, antwortete Frau Dr. Dallmeier von der Tourismuszentrale NRW: Die Ausweitung des Angebotes der Ruhr2010 in das Rheinland zeigt doch eindeutig wie reichhaltig das Angebot in unserem Land NRW ist. Und das gilt es touristisch zu erschließen. Wenn das rheinische Kulturangebot doch eine Ergänzung darstellen kann, warum sollte man das nicht mit einbringen?

Dr. Pleitgen, einer der Geschäftsführer der Ruhr2010, betonte keine geschlossene Gesellschaft sein zu wollen, das Miteinander sollte eine herausragende Rolle spielen, nicht nur im Kulturhauptstadtjahr.

Kulturstaatssekretär Hans -Heinrich Grosse-Brockhoff nannte es einen Glücksfall für das Ruhrgebiet aber auch für das Rheinland und NRW, sich endlich einmal national und international bekannt zu machen. Nicht das Nebeneinander, Gegeneinander sonder das Miteinander sollte als Geist der Kulturmetropole Ruhr auf alle anderen Teile des Landes abstrahlen.

Professor Karl-Heinz Petzinka; Direktor Stadt der Möglichkeiten, betonte das Besondere der neuen Architektur in der Ruhrgebietsregion und nannte dabei das "U" in Dortmund welches eine unkonventionelle attraktive Kunst geschaffen hatte. Kunst und Architektur, wobei diese ja bekanntermaßen Bestandteil der Kunst ist, befruchten sich gegenseitig in diesem Jahr in atemberaubender Weise.

Nun muss man wissen, sich in Düsseldorf zu präsentieren ist immer etwas schwierig, Düsseldorf war schon immer viel selbstbewusster als alle anderen Städte, manchmal, so hatte man den Eindruck, etwas arrogant.

  Das Ruhrgebiet wurde immer ein wenig  belächelt und als Gebiet der "Malocher" abgetan. Kunst und Kultur, zumindest die elitäre Kunst und Kultur, konnten im Ruhrgebiet keinen Raum haben, zumindest nach Ansicht der konservativen Düsseldorfer.

Zunehmend "grummelt" es in der Düsseldorfer Kunstszene, zu abgehoben meinen viele, sei die Szene in Düsseldorf  aber auch nicht revolutionär genug um die Blicke auf sich zu ziehen. Man buhlte schon immer mit Paris und London, konnte den beiden Städten jedoch nie das Wasser reichen, sehr zum Leidwesen vieler Düsseldorfer.

Aber und das ist das gute an den Düsseldorfern, sie sind pragmatisch. Warum nicht, wenn wir unseren Tourismus befördern können, so wollen wir auch nicht abseits stehen.

     

Ein Wermutstropfen  zum Schluss vielleicht, so eine Frage eines Kollegen, sind die Übernachtungsmöglichkeiten in dieser Box, sie alle sind nur im hochpreisigen Segment angesiedelt. Dr.Pleitgen bedauerte dies, er hätte diese Möglichkeiten aber deshalb ausgesucht, weil diese Häuser zu den Sponsoren gehörten und die Zielgruppe sich sicherlich in diesen Häusern  wieder finden würde.

 

[Fotos: Linde Arndt]

Übrigens, parallel findet ab 6.2.10 eine Ausstellung des 1989 verstorbenen Fotografen Robert Mapplethorpe statt, die einzigartig mit einem neuartigen Mobilphone Guide ausgestattet ist. Jeder Besucher kann mit seinem Handy zum Ortstarif Kommentare zu den Themenräumen und den Werken abrufen.

Was bleibt: Unser Ennepetal hat schlicht und ergreifend gepennt. Wenn man nur mit sich selber beschäftigt ist, muss man sich nicht wundern, wenn die Welt an einem vorbei rauscht. Obwohl EN-Mosaik im März ´09 schon die Frage stellte, wie bringt die Stadt sich im Kulturhauptstadtjahr mit ein, ist nicht wirklich viel  geschehen. Heute in 2010 stellt man fest: Huch, wir haben ja schon 2008 vom Land NRW für diese Aktion Geld überwiesen bekommen. Wo is´n das? Wollen wir wetten, dass dieses Geld nicht zurückgelegt wurde? Auf einer "Insel der Glückseligen" sind solche Aktivitäten in der Nachbarschaft uninteressant, interessanter ist es sicherlich wenn der Bürgermeister sich irgendwo ablichten lässt.
Dabei ist das Leben doch so spannend, man muss nur um die Ecke schauen.

Und so enden wir frei nach Heinrich Heine.

Denk ich an Ennepetal in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

und weiter

Ennepetal hat ewigen Bestand,
Es ist eine Stadt im kerngesunde Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden,
Werd' ich es immer wiederfinden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf

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Schreiben statt Miete zahlen – Projekt 2-3 Strassen

[la] Welche Verbindung hat der Borsigplatz in Dortmund mit seinen hiervon abzweigenden sechs Straßen, einem Türken-Imbiss und Borussia-Fanshop, mit einem der größten Kunstprojekte der Kulturhauptstadt Europas 2010?

Dieser Platz  zählt nicht gerade zu den besten Gegenden Dortmunds und doch rückt er jetzt durch das Projekt des bekannten und rennomierten Projektkünstlers Jochen Gerz in ein neues Licht.

Von den Bewerbungen zur Teilnahme an diesem Projekt  aus mehr als 30 Ländern wurden 78 Personen ausgesucht, die daran teilnehmen dürfen. Sie werden 1 Jahr lang, z.T. mit einem zweiten Bewerber des Projektes in einer ca. 60 qm großen sanierten Wohnung mietfrei wohnen, verpflichten sich aber als Gegenleistung dafür auf dem zur Verfügung gestellten Laptop so eine Art Tagebuch über ihre Eindrücke, Erlebnisse, Gedanken und ihr Umfeld zu schreiben.

Die über das Jahr gesammelten Werke werden Ende 2010 von allen Teilnehmern zusammengetragen und in einem Gesamtwerk als Buch veröffentlicht.

 

 

So stand ich beim Fototermin mit einer ganzen Reihe Fotografen und Kameraleuten vor dem Haus Nr. 46 und quälte mich raschen Schrittes (denn jeder wollte möglichst der erste sein) durch das schlichte Treppenhaus des Mehrfamilienhauses bis zum dritten Stock.

Ziemlich außer Atem oben angekommen schoss mir zunächst der Gedanke durch den Kopf, dass es bestimmt allmählich Zeit für eine Diät wäre, damit eine solche banale Aktion, wie der Spurt durch das Treppenhaus, mich nicht so attackieren könnte.

Die Gedanken wurden schnell verdrängt, denn nun standen wir vor der Korridortür mit dem Schild "Stören erwünscht", hinter welcher die Bewohner bereits auf unser angekündigtes Ankommen warteten.

Foto: Linde Arndt
   

An die 60 qm Wohnraum ist eigentlich schon recht geräumig, allerdings weniger, wenn sich dort zusätzlich zu den beiden Bewohnern und dem Projektleiter Jochen Gerz  10 Fotografen und drei Kamerateams tummeln.

Es dauerte schon einen kleinen Moment und bedurfte auch einiger Mühe, endlich einen Blick in die Räume zu erhaschen und im Bild fest halten zu können.

Die beiden Bewohner Mathias Lemparth (aus Karlsruhe) und sein Mitbewohner Ralf gaben bereitwillig Auskunft über ihre ersten Eindrücke und waren beide stolz, Teil dieses einmaligen Projektes im Jahr 2010 sein zu dürfen.

 
Foto: Linde Arndt

Es gibt bestimmt einige unter uns, die gern einmal einen Blick auf die Schreiber und ihre Wohnungen werfen würden und sich selbst gern von dieser außergewöhnlichen Aktion ein Bild machen möchten. Und das ist möglich. Es gibt eine Liste mit den Straßen und Mietern und nach vorheriger Anmeldung hat man die Chance, dort einen Besuch abzuhalten. Denn auch das gehört zum Projekt und muss von den Akteuren akzeptiert werden. Eine spannende Angelegenheit. Und je nach dem, wie es in diesem Jahr in den drei davon betroffenen Städten Dortmund, Mühlheim, Duisburg abläuft, überlegt u.a.die Wohnungsbaugenossenschaft EVONIK das Projekt ggf. noch für das kommende Jahr zu verlängern. Hier noch einige Fotos von dem Besichtigungstermin, die ich persönlich angefertigt habe.

Nach einer guten Viertelstunde, in der die Wohnung inspiziert und einige Gespräche mit den Bewohnern geführt wurden, blieben nur noch einige Mitarbeiter des Fernsehteams zurück und wir machten uns auf den Weg in das Zelt im Garten, das von unserem Gastgeber, der EVONIK Dortmund extra für diese Informationsveranstaltung aufgebaut war und in der Jörg Stüdemann, Kulturdezernent von Dortmund die Podiumsdiskussion moderierte, bei der sich die Möglichkeit bot, mit Förderern aus Politik, Kunst und Wirtschaft zu sprechen.     

          
  v.l.n.r: Hans-Jürgen Schneider (v.l.), NRW-Kulturstaaatssekretär Hans-Heinrich Grosse Brockhoff, Jochen Gerz, Kulturdezernent Jörg Stüdemann, Prof. Karl-Heinz Petzinka und Bürgermeisterin Birgit Jörder  

                             

Auch hier noch einige Bilder der Veranstaltung:

Auf ein weiteres spannendes Jahr.

 

Linde Arndt für EN-Mosaik

Nun sind wir komplett, der Reigen kann beginnen

[jpg] Gestern Abend war es soweit, Istanbul feierte als letzte Stadt, nach Pécs und Essen (Ruhr2010), die Eröffnung zur Kulturhauptstadt 2010. Damit werden alle drei Städte nun für ein Jahr ihre umfangreichen Projekte vorstellen.

Es sind hunderte Projekte und tausende Einzelaktionen die den Besucher  in seinen Bann ziehen werden.
Istanbul und Ruhr 2010 haben alleine 25 Projekte und Kooperationen angestoßen, es wird spannend, interessant und auch kurzweilig.

Lassen wir uns gemeinsam die drei Städte betrachten, die eines zumindest in der Vergangenheit gemeinsam hatten, alle drei hatten am Anfang unserer Zeitrechnung die Römer zu Besuch. Aber nicht nur das verbindet uns, es gilt viele kulturelle Gemeinsamkeiten in diesem Jahr zu entdecken. Und diese kulturellen Gemeinsamkeiten sind es, die unser Europa so reich aber auch so bunt und facettenreich in seinen Regionen macht.

Fangen wir mit Istanbul an:

An sechs Orten wurde die Eröffnung gefeiert, wobei die eigentliche Eröffnung im Haliç Congress Center, zelebriert wurde. Dies vorab.

Istanbul ist die älteste Stadt unter den Kulturhauptstädten, die von den Griechen gegründet, aber später auch von den Römern heimgesucht wurde und heute nach Schätzungen 15 Mio Einwohner hat. Kulturell ist Istanbul ein Schwergewicht.

Istanbul ist aber immer wieder gezwungen sich neu zu erfinden, denn auch hier, und da sind wieder die Gemeinsamkeiten, strömen, ja strömen, Menschen unterschiedlicher Herkunft, die in Sprache und kulturellem Hintergrund nicht verschiedener sein können in diese Stadt. Wenn man bedenkt, dass Istanbul 1900 noch nicht einmal 1 Mio Bewohner hatte und diese heute im Jahre 2010 auf geschätzte 15 Mio angewachsen sind, so kann man schon erkennen welche Aufgaben diese Stadt zu bewältigen hatte und hat. Da ist er wieder der Meltingpot, der Schmelztiegel den EU Präsident Barroso meinte.

Für das Kulturhauptstadtjahr hat das türkische Organisationskomitee rund  Eur 123 Mio zur Verfügung. Schwerpunkte wird die reichhaltige Kultur innerhalb der Stadt sein. Umfangreiche Vorarbeiten lassen die kulturellen Bauten in ihrer ganz Pracht sichtbar machen.
Asli  Sevindim, Künstlerische Direktorin für die Stadt der Kulturen bei RUHR.2010, bekannt auch als Redakteurin des WDR, freut sich schon auf diesen interkulturellen Dialog.

Eine Kostprobe? Es wird  das Märchenfestival, die Kasperiade, Wiegenlieder, Poetry Slam, Mehr Licht, Mord am Hellweg, Melez – Kulinarik und Mode; oder auch bei den Künsten Promethiade, Istanpoli/Rimini Protokoll: Landsmannsein, Pollesch, Agora, Fazil Say, und,und,und  geben.
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Die jungen revolutionären Künstler aus allen Bereichen wurden nicht so bedacht, wie es ihrem Ruf entsprochen hätte. Die jungen türkischen Künstler haben inzwischen einen sehr guten internationalen Ruf. Istanbul ist da auf Nummer sicher gegangen und hat sich konservativ entschieden. Wie dem auch sei, es verspricht spannend zu werden. Wir freuen uns von der Redaktion das eine oder andere Projekt zu begleiten. Die ersten Akkreditierungsbestätigungen sind bereits in unserer Redaktion eingegangen.

Die südungarische Stadt Pécs (Fünfkirchen)

Auch hier haben die Römer vorbeigeschaut und es wundert nicht wenn sich  auch in dieser Stadt, die mit ihren 170.000 Einwohnern, die kleinste unter den drei Kulturhauptstädten ist, die verschiedensten kulturellen Gruppen tummeln. Friedlich versteht sich.

Pécs, das mit seinem mediteranen Flair wirbt, hatte und hat EUR 180 Mio zu Verfügung gestellt bekommen. Pécs wirbt mit seiner Unfertigkeit; denn an allen Ecken wird restauriert, gebaut ist eingerüstet, welches die Bewohner zwar freut die Besucher aber etwas ärgert. Die Bewohner sehen das aber gelassen und meinen, man können sicher nochmals vorbeikommen, wenn alles fertig ist. Ansonsten kann man in der sehr ansprechenden Altstadt spazieren oder flanieren gehen. Aber auch hier unendlich viele Projekte und Aktionen die den Besucher in seinen Bann ziehen werden. Der interkulturelle Dialog mit den beiden anderen Kulturhauptstädten findet sicherlich große Aufmerksamkeit, hier bei uns und in Istanbul.
Pécs hat wie alle drei Städte eine Universität, die mit den anderen beiden Kulturhauptstädten ein gemeinsames Projekt angestoßen hat. Dieses Projekt wurde uns schon vorgestellt, welches wir auch begleiten werden. Was sich in Essen bei den Eröffnungsfeierlichkeiten schon zeigte, es macht einen Riesenspass mit anderen Kulturen einen Austausch zu betreiben. Schon auf den Pressekonferenzen zeigte sich das Unkonventionelle, wie alle drei Städte an Projekte herangehen. Es ist schon atemberaubend wie Menschen verschiedener Herkunft zueinander finden.

Und unsere Kulturhauptstadt Essen, Ruhr 2010

 

Der Mythos Ruhr erfindet sich neu durch den Wandel der Kulturen.
Auch hier waren die Römer schon gewesen, in Haltern stand sogar ein ganzes Lager. Und wussten Sie, dass in unserem Ruhrgebiet rund 170 verschiedene Nationalitäten ihr zu Hause haben? Das macht das Ruhrgebiet aus und hält es auch aus, ohne Konflikte.

Viele Projekte werden wir mit den beiden anderen Städten sehen dürfen, viele Gemeinsamkeiten werden wir erkennen. Nicht Fremdheit sondern Vertrautheit wird uns begegnen.

Viele der 53 Gemeinden haben ihre Städtepartner angesprochen und werden die schon vorhandenen Kulturen bereichern. Denn die Städtepartnerschaften im Ruhrgebiet sind sehr reichhaltig. Da kann es passieren, dass eine polnische, spanische, portugiesische, französische oder auch belgische Stadt kurzerhand mit ihrem Theater oder ihren Künstlern anreist und man eben gemeinsam feiert. So ist  Europa, man wohnt eben Tür an Tür, wobei die Türen alle offen sind, ist doch nur um die Ecke. Übrigens wussten Sie, dass von den 53 Städten, 30 Städte in der Haushaltssicherung sind? Nur bei der Geldbeschaffung waren diese Städte sehr, sehr kreativ, so dass die Finanzierungen frühzeitig unter Dach und Fach waren. Das Zauberwort hieß hierbei "public private partnership", kurz PPP genannt.
Und mal ehrlich, gemeinsam zu feiern hat doch noch immer Spaß gemacht. Und bei Musik, einem guten Essen und sich zu freuen oder auch zu lachen, kommt man sich eben näher.
Vielleicht sieht man sich ja bei dem einen oder anderen Projekt, den local Heroes oder auf der A40 während des Still-Lebens.
Wir werden uns sicher wieder sehen, vielleicht hier, wenn uns das Herz mal wieder übergeht.

So rufen wir unseren beiden anderen Kulturhauptstädten zu:

                                               Sizi ne gelir bekliyoruz.
                                             Bízunk benne, hogy mi jön.

Bis dahin aber, lassen Sie es sich gut gehen

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Wir (Ruhries) sind anders als die Anderen, wir sind stark

[jpg] Früher hatte man das, was an diesem  Wochenende an Wetter war, einen ganz normalen Winter genannt. Heute nennt man den Winter Katastrophe, unter dem geht es nicht mehr.

Das Tief  "Daisy",  das auf Deutschland zu kam, war ein ganz normales Tief, welches im Winter über unser Land immer wieder ziehen könnte, mehr nicht. Sven Plöger der "Wetterfrosch" der  ARD brachte es auf den Punkt, als er sagte: "Nun macht doch mal keinen auf Panik, es wird nicht so schlimm, wie es immer wieder anmoderiert wird."  Und. Es war ein ganz normaler Wintertag, mehr nicht. Es mag aber auch sein, dass ich persönlich anders als Andere bin. Das ich gelernt habe mit Gefahren umzugehen, nicht wohl behütet den Gefahren aus dem Wege zu gehen, sondern ihnen mit Umsicht zu begegnen, um sie letztendlich zu meistern.

Wir(die Ruhries) können auch Wetter, so schrieb die WAZ.

Und deshalb war ich ohne Probleme, wie 10.000 andere unterwegs nach Essen, um die Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres Ruhr2010 mit zu erleben, es wurden letztendlich am Abend 100.000 Besucher. Es war DAS Wetter für DIE Feierlichkeiten, DIE Kulisse und DIE Akteure, die das rüber brachten, was das Ruhrgebiet ausmacht und wohin sich das Ruhrgebiet in Zukunft entwickeln könnte und sollte.

Kultur war schon immer ein Initialzünder, welche gesellschaftliche Umwälzungen einleitete und letztendlich auch beförderte. Und um diese Initialzündung geht es im Kulturhauptstadtjahr.
 

   

Der Festakt der Eröffnung, der von dem renommierten Regisseur  Gil Mehmert inszeniert wurde, hätte nicht eindrucksvoller sein können. Da waren die Farben der Akteure die nur sparsam eingesetzt wurden – schwarz und weiß,hin zum grau, überwog. Der Bergmann der weiß in den Schacht einfuhr und grau bis schwarz wieder herauskam. Da waren die Tänzer, die sich in der Salz durchdrängten Nässe bewegten, wälzten und wieder aufstanden, diese wogende Masse, scheinbar ohne Ziel. Das war der Abbau der Kohle in verschiedenen Schächten mit verschiedenen Gruppen – gleichzeitig, immer der Kohle nach.

Wetterschlag, Wassereinbruch oder Explosionen, Hitze und Dreck, dem war der Bergmann ausgesetzt. Ein ehedem hohes Risiko, dem dieser Bergmann sich Tag für Tag stellte. Manchmal kriechend ging er seiner Arbeit nach. Anfangs mit Hacke und Schippe über Presslufthammer bis hin zu überdimensionierten Fräsen. Kilometerweit waren die Verzweigungen im Berg. Kohle für die Stahlproduktion. Eine zweite große Säule des Ruhrgebietes, scheinbar unzertrennbar mit dem Bergbau verbunden. Zeche Zollverein in Essen machte den Koks für das Stahlwerk in Duisburg – aber nicht nur  Stahl der in riesigen Schmelzen gefertigt wurde und  heute nur noch Spezialstähle, bis 1.700 Grad in den Thomasbirnen, Schweiß, Funkenflug. Die Schmelze wurde angestochen.

Eindrucksvoll zeigten die Akteure die Stahlverarbeitung, hämmernd, kreischend und letztendlich grob formend. Ein Höllenlärm auf der Bühne entsprechend dem der Stahlverarbeitung. Da flogen ganz schön die Funken, als wenn der Sauerstoff der Schmelze zugeführt wurde.
Der Bergmannszug, Symbol des Zusammenhalts, bewegte sich über die Bühne, er der nie bei den Veranstaltungen der Bergleute fehlte. Und all´ das vor dem Hintergrund der Industriebrache "Kokerei". Symbolträchtiger konnte die Aufführung nicht sein.

     
  Foto: Linde Arndt
  Foto: Linde Arndt
 

Die Zukunft, die letztendlich im Wandel zur Dienstleistung liegen sollte, ist auf der Zeche schon vertreten. Sie wurde durch die ganz in weiß auftretenden Akteure dargestellt. Veränderungen durch mehr Kreativität. Architektur, Landschaftsplanung, Städtebau, Design, kurz die ganze Palette im Dienstleistungsbereich. Die Kunstszene durch Hip Hopp, Rapper oder  Streettänzer, jung und vital – auch sie ist schon vorhanden, auf der Bühne aber auch im Revier. Übrigens vertreten durch zwei Künstler aus Witten.  Stoppok, der von Hamburg kam und nachdem er durch halb Europa auf der Strasse getingelt war, jetzt fest im Ruhrgebiet etabliert ist, mag da als Stellvertreter für viele dieser Lebensläufe stehen.[ Er trat übrigens am Sonntag ab 20:00 im Ruhrmuseum auf. ] Oder die deutsch-türkische Musik- und Theaterszene, stark und alte eingefahrene Wege im Kunstbereich in Frage stellend, agiert sie, die Szene, im Ruhrgebiet. Und das alles im Schneetreiben.

Grönemeyer erfasste es schon richtig, es ist dieses "sture" , dieses "Geradeausgehen" was die Stärke dieser Menschen  einschl. der Migranten, ausmacht. Türken, die als "Kanaken" beschimpft wurden, sprechen heute trotzig, stolz und stark "kanak" in der Rapperszene. Aber sie können auch hochdeutsch – vorzüglich. Oder die türkisch-deutschen Theatertage in Bochum BOStanbul, sind  Ausdruck einer vielfältigen Kunstszene, die fest im Ruhrgebiet integriert ist.

Moscheen im Ruhrgebiet sind kein Problem, "dat wird schon", in Köln oder Berlin macht man Aufstände damit.

Das Ruhrgebiet kommt mir wie ein riesiger Staubsauger vor, der alles aufsaugt und letztendlich was eigenes daraus macht. "Auffe" Zeche oder "auffe" Arbeit waren alle aufeinander angewiesen, es waren teilweise gefährliche Arbeiten, da war keine Zeit für Klischees oder für Empfindlichkeiten. Ob Pole, Italiener, Türke oder Deutscher, anpacken war gefragt und aufeinander verlassen musste man sich können – "auffe" Arbeit. Religion oder Sprache spielten dabei keine Rolle. Der gläubige Moslem, der während der Arbeit sein Gebet verrichten "musste", hörte nur von seinen Kumpels: "Mach´ hinne", wir brauchen dich.

Keine Schnörckel, kein Drumherum nur das Wesentliche ist wichtig.  Nicht Frack und festliches Abendkleid ist angesagt, sondern "Blaumann". Und wenn es regnet? Kein Problem, wir sind nicht aus Zucker, ziehen das durch. Erfahren und erprobt.
 

   
  Herbert Grönemeyer   "Komm zur Ruhr"                                                                                                                               Foto Linde Arndt  

Herbert Grönemeyer brachte zum Schluss seine Hymne. Er, der aus dem Ruhrgebiet kommt, er der den Menschen hier kennt, er der durch dieses Ruhrgebiet seinen Durchbruch ( Bochum, ich komm aus dir…) erfuhr. "Schnörkellos urverlässlich, sonnig stur, wetterfest und schlicht", so die neue Hymne, die damit auch die Attribute dieser so eindrucksvollen Veranstaltung ausmachten. Die 1.200 geladenen Gäste einschließlich der VIP´s waren begeistert von dieser Eröffnung. Als wir danach über das Gelände gingen, wusste jeder einen für sich wesentlichen Ausschnitt als begeisterungswürdig im Gespräch heraus zustellen.

Bundespräsident Horst Köhler, dessen Kommen, auch bei dieser Witterung, die Wichtigkeit herausstellte, betonte: Es ist und sollte eben keine elitäre Veranstaltung, sondern eine lebensgestaltende Kraft für alle sein.

Auch der Präsident der Europäischen Kommission Juan Manuel Barroso, der übrigens in deutsch sprach, erinnerte an den Beginn des modernen Europas mit Kohle und Stahl – der Montanunion, hier im Ruhrgebiet. "Der Kohlenpott ist ein "Meltingpot" ( Schmelztiegel ) der Völker und Kulturen. Mutig und kreativ wird hier der Wandel gestaltet und dabei aller Unbill trotzig die Stirn geboten. Ganz Europa gratuliert ihnen, wie auch den beiden anderen Städten Pecs und Istanbul"so Barroso.
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers freute sich auf die vielen Ideen und Inspirationen die von den Kreativen zukünftig aus dem Ruhrgebiet erbracht werden. Allerdings hatte Rüttgers offenbar leichte Probleme, mit den witterungsbedingten Schwierigkeiten zurecht zu kommen, im Gegensatz zu seinen mitfeiernden Ruhrbewohnern.
  

     

Bundespräsident Horst Köhler
Foto: Linde Arndt
  EU-Präsident Juan Manuel Barroso
Foto: Linde Arndt
  Ministerpräsident von NRW Jürgen Rüttgers   Foto: Linde Arndt

Die offizielle Eröffnung nahm der Oberbürgermeister der Stadt Essen,  Reinhard Paß, vor.

Ein paar Zahlen: Die Live Übertragung des ZDF am Nachmittag haben sich 1,4 Mio Zuschauer / 7,9% ,WDR 470.000/10% , angesehen. "Für eine Kultursendung ist diese Resonanz sehr gut, " so Fritz Pleitgen. Gemäss Aussage des Veranstalters wurden am Samstag 100.000 Besucher gezählt, dies wurde uns auf der abschließenden Pressekonferenz am Sonntag übermittelt. Die Eröffnung des Ruhrmuseums hatte am Samstag alleine schon 5.000 Besucher angezogen. Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz am Sonntagnachmittag waren es wieder 3.000 Besucher. Prof. Ulrich Borsdorf meinte zu wissen, dass auf Grund seiner Erfahrung die Besucher das Museum als auch die Ausstellung gut angenommen haben. "Es war so eine Aura über den Besuchern", so Professor Borsdorf.

 

                             
  Foto: MelTi
 

Fritz Pleitgen, der Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH, meinte:  "Wir haben nun den gelungenen Startschuss gegeben, jetzt müssen die Städte dieses starke Signal aufnehmen und über das gesamte Jahr halten.", so Pleitgen.

Es kann sein, dass einige von uns in 40 Jahren sagen werden, wir waren dabei gewesen als der Startschuss für den Wandel fiel. Ob der Wandel dann jedoch gelungen sein wird, vermochte keiner zu beantworten. Denn dafür ist dieses Gebiet zu stark in seinem vergangenen Wandel gewesen. Die Zukunft verspricht aber sehr spannend zu werden.

Was bleibt noch:

Wenn man bedenkt was für herausragende Projekte angestoßen wurden, wie Temporäre Stadt an besonderen Orten, shared space, oder Emscherkunst, die alle schon vorher initiiert wurden und sehr ambitioniert sind und weit in die Zukunft zeigen. So fragt man sich: Was ist mit Ennepetal und dem EN-Kreis los? Ennepetal schaffte es mal gerade am Sonntag seine Installation "Regenbogenland" auf zu bauen. Da standen der Ruhr2010 Beauftragte Carsten Michel und die Künstler Anja Michel und Markus Nottke mit ihrer Installation und wussten nicht, außer ihrem Objekt, ihre Stadt zu präsentieren. Es war "nett" was die drei  boten, mehr aber auch nicht. Nur die Latte hätte man sicher etwas höher setzen können – spielend. Rund 500 Druckerzeugnisse lagen für die Pressevertreter aus, so dass sich jeder einen Überblick über die Aktionen in den 53 Städten, als auch über die Städte selber, während des Jahres machen konnte. Es wurden fleißig Termine notiert um die Aktionen über das Jahr zu begleiten. Und Ennepetal? Ennepetal hatte weder eine Promotion noch irgendein anderes Druckerzeugnis welches die Aktionen ankündigte. Auf fehlende finanzielle Mittel kann nicht verwiesen werden, denn von den 53 Städten sind immerhin 30 Städte in der Haushaltssicherung. Diese haben sich aber zumindest auf der Eröffnung präsentiert. Ennepetal, möchte attraktiv werden, richtig, aber wie muss Attraktivität erlangt werden, wenn nicht mit guter Öffentlichkeitsarbeit? Und da kommen wir wieder zum Anfang. Es müssen schon besondere Parameter stimmen, damit Ennepetal für sich und damit für seine Bürger Imagewerbung macht. Vielleicht hätte man einen Flyer ohne Inhalt auslegen sollen, ganz blank, mit der Aufschrift: Eine Stadt verweigert sich und stellt sich nicht vor.

Am 9. Dezember 2009 wurde in den Halles von St. Géry durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Brüsseler Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen, das Konzept Ruhr 2010 vorgestellt. Unsere 2. Bürgermeisterin Frau Anita Schöneberg (SPD) war auch anwesend, wobei sie sich danach noch per Dringlichkeitsbeschluss vom Rat der Stadt Ennepetal diese Fahrt bewilligen lassen musste. Bis zur Eröffnung an diesem Wochenende lagen weder Fotos vor noch wurde ein Bericht gefertigt. Auf Anfrage teilte uns Frau Schöneberg (SPD) mit, irgendwann würde sie solch einen Bericht anfertigen. Ich denke mal, dass war für Frau Schöneberg ein schöner Ausflug, wobei die angefertigten Bilder sicher irgendwann den Enkelkindern unter die Nase gehalten werden. "Sieh mal, da war Oma mal gewesen", so die dann ältere Frau Schöneberg.

Das unsere Stadt durch einen zündenden Bericht einen Motivationsschub bekommen hätte, was soll´s, die sollen nur die Spesen bezahlen. Mit solch einer Einstellung sollte man sich nicht wundern, wenn auch andere Menschen keine Lust verspüren etwas für die eigene Stadt zu machen.
Liebe Frau Schöneberg, war das Büfett wenigstens reichhaltig und ausgesucht? Der Service im Hotel zufriedenstellend? Und sind die Spesen von der Stadt schon überwiesen? Und sind Sie danach bummeln gewesen? Ich bin immer gerne durch die Rue de Bouchers und die Petit Rue de Bouchers gegangen oder waren Sie nur auf dem Place St-Géry gewesen?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Wir sind vor Ort auf Zeche Zollverein

Date: 09.01.2010 Time: 15:12 h

 

[jpg] Es ist geschafft. Nach 90 Minuten mit dem Auto sind wir auf der Zeche Zollverein angekommen.
Nachdem die technischen Probleme gelöst wurden und wir uns im Netz der Presse der Zeche Zollverein eingebeamt haben, können wir nunmehr los legen.
 
Nun zuerst einmal möchte ich sagen, draußen ist es zwar real nicht kalt, ich denke mal so  Minus 2 Grad Celsius, wenn einem aber der "leichte" Wind entgegenkommt so fühlt man in etwa 7 Grad Celsius.
 
Auf der Fahrt hierher ist nur das Stück von Voerde, Karlstrasse bis auf den Zubringer zur Autobahn  winterlich gewesen. Wobei die Karlstrasse eigentlich das größte Problem darstellte, was heißt Problem, es lag halt viel Schnee. Die weitere Fahrt bis zur Zeche stellte sich, bei angepasster Geschwindigkeit, problemlos dar. Mit unserem Presseausweis wurden wir sofort durch gewunken und besetzten unseren Parkplatz.
 
Wir haben es gut, sehr gut, wir sind zu zweit. Linde Arndt ist zur Eröffnungsverantaltung und ich halte hier im Pressezentrum die Stellung.
Normalerweise war das so nicht vorgesehen, Linde Arndt sollte mir Infos rüber schicken, die ich aber jetzt nicht bekomme. Habe mir jetzt von einem Kollegen ein Foto von der Eröffnung geschnappt und stelle es mal rein.
 
Eröffnung
 
Jetzt soll die Hymne von Herbie kommen, ich suche verzweifelt den Text, damit auch in Ennepetal jeder mitsingen kann ;-).
Es ist gelaufen, den Text habe ich auch gerade gefunden:
 

Komm zur Ruhr

Wo ein raues Wort dich trägt, weil dich hier kein Schaum erschlägt,
wo man nicht dem Schein erliegt, weil man nur auf Sein was gibt.
Wo man gleich den Kern benennt und das Kind beim Namen kennt.
Von klarer offner Natur, urverlässlich, sonnig stur,
leichter Schwur: Komm zur Ruhr.

Schnörkellos ballverliebt, wetterfest und schlicht.
Geradeaus, warm, treu und laut –
hier das Leben, da der Mensch, dicht an dicht.
Jeder kommt für jeden auf, in Stahl gebaut.
Und der Hang zum dürretrockenen Humor.
Und der Gang, lässig und stark.
Wer morgens verzagt, hat’s mittags längst bereut.
Es ist wie es ist, es wird Nacht und es wird Tag.

Wo ein raues Wort dich trägt, weil dich hier kein Schaum erschlägt,
wo man nicht dem Schein erliegt, weil man nur auf Sein was gibt.
Wo man gleich den Kern benennt und das Kind beim Namen kennt.
Von klarer offner Natur, urverlässlich, sonnig stur,
so weit so pur: Komm zur Ruhr.

Leute geben, Leute sehn, sie bewegen, sie verstehn, alle vom Flussrevier.
Dass der Rhein sich neu genießt, liegt an diesem Glücksgebiet.
Alles fließt, alles von hier.

Wo ein Wort ohne Worte zählt, dir das Herz in die Arme fällt.
Wo "woher" kein Thema ist, man sich mischt und sich nicht misst.
Wo man gleich den Kern benennt und das Kind beim Namen kennt.
Von klarer offner Natur, urverlässlich, sonnig stur – das ist Ruhr.
Seelenruhr von schwerverlässlicher Natur.
Urverlässlich, sonnig, stur – so weit, so ur: Seelenruhr.
Ich mein ja nur: Komm zu Ruhr.

Ich warte immer noch auf Linde Arndt und die Bilder.
Nun ist sie endlich da. Jetzt muss die auch noch was zu essen holen. *seufz*
 
Es hat aufgehört zu schneien, alles kann man jetzt schön hell beleuchtet sehen.
 
Hier noch ein Bild:
 

 
Date: 09.01.2010 Time: 18:12 h
 
Also, ich bin jetzt da und inzwischen auch satt. Aber die nächsten Aktionen warten schon und so werde ich erst einmal wieder los ziehen und neue Fotos machen.
Bis denne  – Linde Arndt
PS. Bestimmt hätte ich es zu Hause vor dem Fernseher kuscheliger gehabt und bessere Bilder im Großformat gesehen, aber die Atmosphäre war einfach [trotz des aussergewöhnlichen Wetters] berauschend und ich bin glücklich dabei gewesen zu sein.
 
Es geht weiter. Wenn nicht heute, so melden wir uns morgen wieder aus dem Pressezentrum der Ruhr2010. Ich denke mal, morgen werden es auch die Ennepetaler Künstler schaffen hier hin zu kommen.
An dem abschließenden Artikel arbeiten wir noch, den wir spätestens Dienstag ins Netz stellen werden. Es sind zu viele Eindrücke die verarbeitet werden müssen, von dieser, für uns zumindest,  außergewöhnlichen Eröffnung.
 
Date: 09.01.200 Time: 23:23 h
 
Feuerwerk ist vorbei, jetzt geht es ab zum chillen, zur after show Fete. Haben wir uns verdient. Es war ein wunderschöner arbeitsreicher Tag, hoffen wir auf einen gleich guten Tag morgen. Hier noch ein paar Bilder zum Abschluß:
 
 
 
Bis morgen in alter Frische. Ach ja, noch was. Besucher waren so an die 50.000 bis 80.000 auf dem Gelände, je nachdem wen man gefragt hatte. Es waren Besucher aus allen Landesteilen Deutschlands angereißt, es standen genügend P+R Plätze zur Verfügung.
 
Date: 10.01.2010  Time: 12:57 h
 
Wir sind wieder da. Die Anreise war total entspannt. Man braucht so eine Stunde. Im Moment sind in der Umgebung noch Parkplätze vorhanden. Für die Pfiffigen. In den umliegenden Siedlungen kann man auch abparken.
 
Date: 10.01.200 Time: 23:45 h
 
Wir sind wieder zuhause. Ennepetaler haben wir auch entdeckt: Markus Nottke und Anja Michel mit ihrem Regenbogenland und Carsten Michel als den Beauftragten der Ruhr 2010. Aber wo war Ennepetal? Wie kann eine Stadt attraktiv sein, wenn sie nicht zu sehen ist? Im Pressezentrum waren viele Städte mit ihren Programmen und Aktionen, die sie per Druck zur Verfügung vorstellten. Vielleicht hätten wir einen Flyer ohne Druck herausgeben sollen. Titel: Ennepetal, das Tal der Unsichtbaren.
 
Der Entwurf für diesen Artikel ist halb fertig. Vielleicht schaffe ich es bis morgen. Ach nein, die Bilder müssen ja noch alle fertig gemacht werden.
 
Auf jeden Fall, eines ist sicher es war eine Aufbruchstimmung ohne Gleichen. Das Ruhrgebiet hat Potenzial.
 
Date: 11.01.2010 Time: 23:45 h
 
So, der Artikel ist raus.
 
Wir hängen sicher noch eine Bildergalerie dran,
 
 
Linde Arndt und Jürgen Gerhardt aus Essen für En-Mosaik

Denn Sie wissen nicht was Sie tun ……………sollen

Manchmal fühle auch ich mich mit meiner durchaus positiven Einstellung zu den meisten Dingen überfordert und dann packt auch mich der stille Zorn. So auch jetzt, wo wir von EN-Mosaik tief eingebunden sind in die Geschehnisse der Ereignisse zur  Kulturhauptstadt Europas 2010.

Da ist das spektakuläre, überwältigende Erlebnis der Eröffnungsfeier in Essen. Da sind Massen von Besuchern die sich freuen hier und da etwas von "ihrer Stadt" zu entdecken. Sei es an Darbietungs- und Infoständen oder auf den vielen Public-Viewing-Wänden die überall auf dem Gelände aufgestellt sind und wo Promotion-Filme ihrer Stadt ablaufen.

"Schau, unser Schwelm" ……."Unser Hattingen"  und so weiter. Ich stand dabei und wartete und wartete und wartete verzweifelt auf  "mein Ennepetal".   Fehlanzeige!!!

Hatte es mich vorher schon geärgert, dass auf den Seiten der RUHR.2010 bei den Vorankündigung zu den Local-Heroes Wochen Ennepetal zwar kurz vermerkt, aber immer noch ohne Programmpunkte auftauchte, so schmerzte es in diesem Moment noch mehr, wieder einmal zum Schlusslicht zu gehören.
Zwar war mir bekannt, dass unsere Stadt für die Meldung Zeit bis Monatsende Januar 2010 hat, aber muss alles immer auf den letzten Stippen sein? Können wir nicht die Chance erkennen, dass sich die Menschen schon  j e t z t  informieren wollen?

Bereits vor Beginn des Eröffnungsstartschusses wurden die Seiten auf RUHR.2010 täglich einhunderttausendfach aufgesucht.

Kann es sein, dass  unsere Stadt ihr Konzept noch nicht  zusammengestellt hat? Das das, was bisher zusammengetragen wurde nicht ausreicht um sich als "Heroe" darzustellen? Das sie noch nicht wissen, was sie tun sollen?

Die Vorbemerkungen allein reichen nicht aus, um einen Fremden in unsere Stadt zu locken.

Und dabei gibt es genug, was Ennepetal präsentieren könnte. Vielleicht wäre es aber auch gut gewesen, einmal seinen Allerwertesten zur Eröffnungsveranstaltung zu bewegen und zu schauen, was man alles mit wenig Geld und kleinen Mitteln auf die Beine stellen kann und dann ……………
die Bürger dieser Stadt zu motivieren, Ideen beizusteuern!!!!

Letztendlich würde bis heute am Teckel keine Bank und kein Büdchen stehen, wenn nicht Bürger Ennepetals den Anstoss gegeben hätten. Oder hat das nur geklappt, weil zufällig Wahljahr war?
Da sind von einer Ennepetaler Bürgerin Broschüren über den Teckel, das Industriemuseum und den Krenzer Hammer angefertigt worden. Liegen die öffentlich aus, oder sind die wieder in dem großen Schoss verschwunden?

Wir wissen, dass die Öffentlichkeitsarbeit in Ennepetal bisher eher "grottenschlecht" war und das haben ja die Verantwortlichen inzwischen selbst zugegeben. Nun ist ein neues Jahr angebrochen und noch dazu ein überaus bedeutendes. Was wird sich ändern?  Machen wir wieder weiter wie bisher?

Müssen die Ennepetaler Bürger – zumindest die aktiv an ihrer Stadt interessierten – wieder Eigeninitiative ergreifen?
 

                  
  kleiner Ausschnitt von den  Broschüren-Infowänden   Foto: Linde Arndt
 

                                   

Kann sich einer vorstellen, wie traurig es ist, wenn von allen Städten bei der Eröffnugnsveranstaltungen Hinweisbroschüren ausliegen und man gefragt wird "Wo ist den euer Flyer" und man dann nur nervös suchend hin und her guckt und sagt "Ich schau grad mal", obwohl man schon ahnt, das nichts da ist?

Aber dafür haben wir ja Hochglanzbroschüren für unseren Milsper Weihnachtsmarkt gehabt. Obwohl, Hochglanzflyer wären in Essen gar nicht notwendig gewesen, da gab es auch recht einfache Drucke. Einfach, aber informativ über die einzelnen Städte.

Wie traurig ist das hier? Was für eine Stadt!!!

 

Linde Arndt