[zd] Neue Ausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten-Bommern Witten – Die argentinische Künstlerin Cecilia Herrero-Laffin wagt es das globale Thema „Frauenarbeit“, seit dem es in allen Munde ist, im Klein- und Großformat im Gemälde und in plastischer Form auf eine ganz besondere Art und Weise darzustellen. Eine Auswahl dieser festgehaltenen „Momentaufnahmen“, die Migrantinnen bei ihrer Erwerbstätigkeit in Deutschland, Frauen beim Zigarrendrehen oder in einer Textilfabrik an einer Nähmaschine sitzend in einer südamerikanischen Fabrik, wird in einer neuen Ausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten-Bommern, ausgestellt. „Trabajadoras del Mundo – Frauenarbeit“ – Neue Ausstellung in der Zeche Nachtigall Rund 50 farbenfrohe Gemälde und Plastiken von Cecilia Herrero-Laffin können Interessierte vom 29. Mai 2011 bis zum 25. September 2011 im LWL-Industriemuseum betrachten, das der Landschaftsverband-Westfalen Lippe (LWL) in der Zeche Nachtigall zeigt. Die Ausstellung wurde am Sonntag, 29. Mai 2011 um 11 Uhr eröffnet.
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Bild: Ingrid Telsemeyer (l.) und Dr. Anne Kugler-Mühlhofer (beide Kuratorinnen, Zeche Nachtigall) und Jenny Linke, Volontärin (r., Zeche Nachtigall) freuen sich auf die neue Sonderausstellung „Trabajadoras del Mundo – Frauenarbeit“. Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de |
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Herrero-Laffin, eine außergewöhnliche Künstlerin mit scharfsinniger Wahrnehmung, deren Lebensweg sie durch verschiedene Länder geführt und geprägt hat, will das Thema „Frauenarbeit“ mit Hilfe ihrer Kunst öffentlich machen. Arbeit und Alltag der Frauen unterschiedlichen Alters, nicht geschminkt, müde, hochkonzentriert – an zahlreichen Orten, ob in der Fabrik, auf der Straße, auf dem Fischmarkt, im Kleinunternehmen – in Deutschland und Südamerika – das sind die Themen, mit den sich die Künstlerin intensiv auseinandersetzt und als Motiv ihrer vielseitigen Kunstwerke in Form von Momentaufnahmen präsentiert.
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Bild: Cecilia Herrero-Laffin, Fischereiarbeiterin 2007, bemalter Gips, 25 cm hoch. Foto: ZD,
Onlineredaktion www.muensterland-events.de |
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"Wir nehmen die künstlerische Präsentation der Frauenarbeit zum Anlass, das bis zum heutigen Tag brisante Thema ins gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken", sagt Kuratorin Ingrid Telsemeyer vom LWL-Industriemuseum. Die 24 in der Zeche Nachtigall gezeigten Skulpturen sind aus bemalten Ton und Gips angefertigt. Die Farbnuancen der präsentierten Plastiken variieren in ihrer Farbenprächtigkeit. Eine tief gebückte Fischereiarbeiterin, die in den Eimer greift. In dieser fast unscheinbaren Frauenskulptur, dominiert die grau-weiße Farbe der Kleidung und der zusammen gebundenen Frisur, lediglich die fleischig angepinselten Arme und das Gesicht lassen die schwerstarbeitende Frau lebendig erscheinen. Sie ist durch diese Haltung und ihren monotonen Gesichtsausdruck erstarrt, um sich dem Betrachter einzuprägen. Eine großartige Leistung der Künstlerin Herrero-Laffin mit Gips und Ton umzugehen, eine menschliche Figur zu formen, die etwas ganz Bestimmtes darstellen soll. Die in Deutschland lebende Argentinierin Cecilia Herrero-Laffin kennt aus ihrer Heimat die „geheimen Textilfabriken“ der späten 1990er Jahre in Buenos Aires, wo unter anderem auch aus den Nachbarländern illegal eigewanderte Näherinnen zu menschenunwürdigen Bedingungen geschuftet haben.
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Bild: Cecilia Herrero-Laffin, ein Gemälde und vier Skulpturen, die Szenen aus der Textilfabrik darstellen. Textilfabrik 2011, Mischtechnik, 140 x 137 cm. Näherinnen 2007, bemalter Ton, jeweils 30 cm hoch.
Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de |
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Herrero-Laffin und der LWL betrachten gemeinsam die Situation von arbeitenden Frauen weltweit, das Industriezeitalter in Westfalen-Lippe ist hierbei integriert. Mit dieser neuen Ausstellung „Trabajadoras del Mundo – Frauenarbeit“ in der Zeche Nachtigall und dem aktuellen umfangreichen Begleitprogramm zum Thema „Frauenerwerbstätigkeit“, das in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern von LWL während der Ausstellungszeit stattfindet, wird in Form von Vorträgen, Diskussion und Information ein direkter Zusammenhang der sensiblen Thematik gespannt. Aus historischer, künstlerischer und aktueller Sicht werden prekäre Arbeitswelten der weiblichen Bevölkerung betrachtet, neu analysiert und führen letztendlich durch lange Tradition wieder in die Zeit der Industrialisierung zurück. Die Kooperationspartner: Die Bundesagentur für Arbeit, die Gleichstellungsstelle Bochum, die Gleichstellungsstelle Witten, der Regionalverband Ruhr, die Stadt Witten, die Gewerkschaft Verdi
Die 27 farbenprächtigen Bilder und drei Videoinstallationen ergänzen die Auswahl der zwei Kuratorinnen von LWL. Mit großzügigen Pinselstrichen, allerdings wohlüberlegt auf der Leinwand angebracht, erscheinen die meist großformatigen Gemälde, der in Bielefeld arbeitenden Künstlerin, im ersten Augenblick der Betrachtung so farbenfroh. Das Thema „Frauenarbeit“, Entlohnung, Doppeltbelastung der Frau in ihrem Job und zu Hause gerade in den Entwicklungsländern, sollen die Betrachter der farbig auffälligen Gemälde aufrütteln. „Wir wollen Denkanstöße geben, denn Frauenarbeit ist kein neues Thema“, so Ingrid Telsemeyer. Aktuelles Thema: Die unsichtbare Arbeit
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Bild: Cecilia Herrero-Laffin, Mutter mit Kinderwagen, 2011, bemalter Ton, 30 cm hoch. Im rechten Bereich sind drei Videoinstallationen, die erstmals in Witten ausgestellt sind, zu sehen. Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de |
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Frauen sind weltweit in verschiedenen Arbeitsbereichen tätig, ob Teilzeit oder Vollzeit angestellt oder selbständig. Allerdings leisten sie auch „unsichtbare“ Arbeiten. „Pflege von Angehörigen, Kochen, Putzen, Kinderbetreuung – diese gesellschaftlich wichtigen Tätigkeiten bleiben oft unbeachtet. Auch das wollen wir ins Blickfeld rücken“, betont Kuratorin Dr. Anne Kugler-Mühlhofer über das Anliegen der Ausstellung. Cecilia Herrero-Laffin schaut über den Tellerrand und erweitert fortwährend ihre Arbeitsweisen und Techniken, so können die Besucher der Zeche Nachtigall die erstmals ausgestellte Videokunst sehen, wo filigran ausgearbeitete Filmaufnahmen das Thema „Pflege der Angehörigen“ im wahrsten Sinne des Wortes sehr plastisch darstellen. Der zur Ausstellung im KLARTEXT-Verlag publizierte Katalog: „LWL-Industriemuseum. Trabajadoras del Mundo – Frauenarbeit. Gemälde und Plastiken von Cecilia Herrero-Laffin“ ist im Museumsshop der Zeche Nachtigall erhältlich. Auf knapp 40 Seiten erfährt der Leser wie umfangreich und aktuell das Thema „Frauenarbeit“ auf der Welt ist. Vielseitige Texte, Zitate aus verschiedenen zeitlichen Epochen sowie intensiv ausgearbeitete, mit handfesten Diagrammen belegte Recherche-Ergebnisse, verdeutlichen gemeinsam mit der Biografie und den ausgewählten klein- und großformatig abgebildeten Kunstwerken der Künstlerin Cecilia Herrero-Laffin die Intention der Künstlerin, die sie gemeinsam mit den Organisatoren und Veranstaltern verfolgt. Zitat aus dem Begleitkatalog von Prof. Jutta Allmendinger, 2010, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. In: taz vom 26.03.2010: „Wir steuern auf eine gigantische weibliche Altersarmut zu. Wir müssen ernsthaft über große Teilzeit reden, für Frauen und Männer. Dass die Politik das nicht thematisiert, halte ich für fahrlässig.“
Text: Zdena David, Onlineredaktion www.muensterland-events.de
Alle Fotos (6) sind von Zdena David, Onlineredaktion www.muensterland-events.de
„Trabajadoras del Mundo – Frauenarbeit“
Gemälde und Plastiken von Cecilia Herrero-Laffin
29.05.2011 bis 25.09.2011
Veranstaltungsort:
Zeche Nachtigall, Nachtigallenstraße 35, 58452 Witten-Bommern
Telefon: 02302 93664-0
Telefax: 02302 93664-22
www.lwl-industriemuseum.de
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, sowie feiertags 10 – 18 Uhr, letzter Einlass 17:30 Uhr
An folgenden Tagen können die Besucher das LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall kostenlos besuchen. Neben drei freien Freitagen (1. Juli, 2. September, 4. November und 13. November 2011) nimmt das Museum auch am Knappentag (3. Juli 2011) keinen Eintritt.
Eintritt:
Erwachsene: 3,00 Euro
Kinder, Jugendliche (6-17 Jahre) und Schüler: 1,50 Euro
Ermäßigt: 2,00 Euro
Begleitkatalog:
LWL-Industriemuseum. Trabajadoras del Mundo – Frauenarbeit. Gemälde und Plastiken von Cecilia Herrero-Laffin“. Essen, 2011. Preis: 5,20 Euro. Ab dem 29.05.2011 im Museumsshop erhältlich.
Begleitprogramm zur Ausstellung „Frauenarbeit“:
– 08.06.2011, 18 bis 20 Uhr, Vortrag „Der kleine Anfang – in Teilzeit selbständig. Chancen und Risiken der Gründung in Teilzeit“, Referentin. Bigitt Torbrügge, Unternehmensberaterin. Eine Veranstaltung der Gleichstellungsstelle Witten/Beratungsdienst der Sparkassen-Finanzgruppe. Freier Eintritt. Anmeldung notwendig unter:
gleichstellungsstelle@stadt-witten.de oder Tel.: 02302/5811613
– 20.06.2011, 19 Uhr bis 21:15 Uhr, Vortrag und Diskussion, „Der Minijob: Was ist bei einer ‚geringfügigen Beschäftigung‘ zu beachten?“ – Achtung: Abweichender Ort: Seminarzentrum Holzkampstr. 7, Witten. Eintritt frei. Anmeldung unter: Tel.: 02302/910500, Kursnummer 12321. Veranstalter: Gleichstellungsstelle der Stadt Witten/VHS Witten-Wetter-Herdecke
– 30.06.2011, 19 Uhr, Film: We Want Sex, GB 2010, 113 Min., FSK 6. Regie: Nigel Cole
– 14.07.2011, 18:30 bis 20:30 Uhr, ein Abend in Salon-Atmosphäre mit Musik und Führung durch die Ausstellung. Unter der Moderation von Gudrun Kemmler-Lehr (Regionalverband Ruhr) beantworten Expertinnen zum Thema „Arbeit ist das halbe Leben – Frauen-Erwerbsarbeit im Ruhrgebiet“ Fragen. Einführende Bilder und Worte liefert Claudia Horch vom Regionalverband Ruhr. Die Gesprächspartnerinnen sind:
– Astrid Berger-Fels, Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit
– Maria Tschaut, Landesbezirk NRW der Gewerkschaft Verdi
– Bärbel Weber, Gleichstellungsstelle Bochum
– 04.08.2011, 14-17 Uhr, Grundkurs „Figuren töpfern“, gemeinsam mit der Künstlerin für Kinder von 6 – 11 Jahren. Anmeldung erforderlich! Teilnahmegebühr inkl.
Material 5,– Euro.
– 10.09.2011, 13-18 Uhr, Grundkurs „Keramik Skulptur“, gemeinsam mit der Künstlerin für Erwachsene. Anmeldung erforderlich! Teilnahmegebühr inkl. Material und Brand 20,– Euro.
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Bild: Cecilia Herrero-Laffin, Tabacalera, 2011, Mischtechnik, 60 x 160 cm.
Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de |
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