Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt?
Bürgermeister Wiggenhagen Foto: Linde Arndt |
[jpg] Wir haben in diesem Jahr 2012 schon lange nichts mehr über unseren ersten Bürger Wilhelm Wiggenhagen geschrieben. So lange, dass es unseren Lesern unheimlich wurde. Ein Leser meinte gar unsere Liebe zu Wilhelm Wiggehagen wäre erloschen. Um es kurz zu machen: Nein, wir lieben unseren ersten Bürger noch immer so heftig, wie am ersten Tag als wir ihn kennen lernten. Und das sind immerhin schon 10 Jahre. Wir beobachten ihn auch und sehen was er so alles anstellt um Ennepetal ja nicht nach vorne zu bringen. So weit wir informiert sind gibt es nur noch rund 30.400 Ennepetaler und wenn die 30.000 Einwohner Marke geknackt ist, wird das Gehalt von Wilhelm Wiggenhagen gekürzt – so sind die Regeln. Sicherlich wird es Wilhelm Wiggenhagen freuen, denn das viele Geld muss ja auch irgendwie angelegt werden. |
Aber, wir haben halt auch ein paar Wohnungen frei, die es neu zu besetzen gilt Über 38.000 Einwohner hatte Ennepetal einmal. Fährt man durch die Straßen sieht man hier oder dort das Schild "Zu vermieten" oder auch "Zu verkaufen".
Nur die Schilder sind schon seit Monaten, ja teils schon seit Jahren zu sehen und es findet sich kein Mieter oder Käufer dafür. Nun haben wir ja in Ennepetal teilweise auf Kosten des Steuerzahlers „Klein Manhatten“ abgerissen, was den Druck auf dem Wohnungsmarkt etwas entlastet hat. Das bedeutet, die Mieten müssen nicht gesenkt werden. Sicher müssen noch mehr Wohnungen der Abrissbirne zum Opfer fallen. 8.000 Einwohner weniger sind halt ein ganzer Stadtteil. |
Foto: EN-Mosaik Pool |
Da kam jetzt Pfingsten mit dem Pfingstturnier des TUS Ennepetal gerade recht. Für Außenstehende: Der TUS ist ein Sportverein von Sportlern, die – um ihrem Hobby zu fröhnen – im Laufe der Jahre Millionen an Steuergeldern für dieses Hobby bekommen hat. Hauptsächlich geht es jedoch nur um den Fußball, also den Massensport. Und das Pfingstturnier des TUS ist das Turnier, welches viele, aber nicht all zu viele, in das Bremenstadion lockt um dort ein ( oder auch mehrere) Gläschen Bier zu sich zu nehmen. Die Fußballspiele dienen als willkommene Unterhaltung beim Bier trinken. Und damit das alles nicht so leer aussieht, werden tausende von Freikarten an Schulen und sonstige Institutionen verteilt. Das Turnier selber ist ein drittrangiges Jugendturnier. Gefördert wird es von der Firma ABC in Milspe.
Und im Zusammenhang mit diesem Turnier trafen sich „D“ Prommis der Wirtschaft und ein weichgespülter C Journalist, der mal auf dem Ennepetaler Gymnasium zur Schule gegangen ist, mit unserem ersten Bürger Wilhelm Wiggenhagen zu einem sogenannten Wirtschaftsgespräch (-forum). Thema war das Nachwuchsproblem unserer deutschen Wirtschaft. EN-Mosaik und andere Printmedien sowie Blogger haben dieses Thema in den Jahren schon öfter aufgegriffen um eine Lösung anzumahnen. Die Lösung heißt Bildung, Bildung, Bildung. Dafür müssten aber die Schulen formell, materiell und personell verstärkt werden, wofür natürlich kein Geld da ist. Die Milliarden die dafür notwendig waren und sind, wurden in Steuergeschenke, wie die Mehrwertsteuersenkung für Hoteliers und jetzt aktuell für eine Herdprämie an Mütter, die das Angebot des Staates nicht nutzen mögen, gesteckt. Die einmal beschlossene Ganztagsschule kann zur Zeit nicht umgesetzt werden, weil Gelder fehlen. Es ist nur eine offene Ganztagsschule (Halbtagsschule) möglich. Die groß angekündigten Kitas wird es nur in homöopathischen Dosen geben, so dass nur ein paar Alibikinder in den Genuss dieser Errungenschaft kommen. Selbst die Bertelsmann Stiftung kommentierte sarkastisch die Steuergeschenke auf Kosten von Bildung und Schulden, seien nicht das Gelbe vom Ei gewesen. Bildung und Ausbildung sind nun mal die Voraussetzung für eine Top Wirtschaft.
Das Wichtigste ist BILDUNG – BILDUNG – BILDUNG – Fotos: Linde Arndt |
Jetzt lamentierten Wilhelm Wiggenhagen mit der SIHK (Andreas Lux ), einem Vertreter der Firma ABC (Michael A. Thomas ), einem Vertreter eines Sportnetzwerkes (Norbert Dickel) mit einem Duisburger WDR Journalisten (Marc Schulte) woher man gut ausgebildete Fachkräfte bekommen kann. Man ist auch nicht zufrieden mit der Qualität der schulischen Ausbildung ( wie auch), auch fehlen junge Menschen hier im Kreis oder wollen hier nicht bleiben. Es ist die Folge einer falschen Lokalpolitik in Einheit mit einer verfehlten Bildungs- Familien- und Schulpolitik. Es hat halt nicht funktioniert mit einem Minimum an finanziellen Aufwand jede Menge „Nobelpreisträger“ zu produzieren. Gute Fachkräfte wachsen nun mal nicht auf den Bäumen. Es blieben nur durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Schulabgänge in Ennepetal und anders wo hängen. Wie oft hat die Presse von Lehrern aber auch Schülern die personellen Engpässe mit geteilt bekommen. Wir haben dies immer thematisiert.
Und dann kam dem CDU affinen Wilhelm Wiggenhagen die glorreiche alles rettende Idee: In vielen Ländern der EU kann man eine sehr hohe Jugendarbeitslosigkeit beobachten, so Wiggenhagen. Beispiel: Spanien 49% der bis 25 jährigen. Was wäre wenn man die arbeitslosen Jugendlichen in den Kreis und damit auch nach Ennepetal anwerben würde um damit den hiesigen Fachkräftemangel zu beseitigen. Geniale Idee!? Abgesehen davon, dass die Idee nicht neu ist, wird sie doch landauf, landab immer wieder in Deutschland von den Konservativen und Liberalen mit dementsprechendem Ernst dem Wahlvolk vorgetragen. Und das seit Jahren. Da fragt man sich, wieso kommen denn die Jugendlichen nicht gleich scharenweise nach Deutschland?
Es sind viele Gründe die die ausländischen Jugendlichen direkt weiter nach UK, die USA oder die Schweiz ziehen lassen. Zweitsprache auch auf den ausländischen Schulen ist nun mal englisch, deutsch gilt als Exotensprache. Und wenn deutsch gelernt wird, ziehen diese Jugendlichen in die Schweiz oder Österreich. Denn die beiden deutschsprachigen Nachbarn zahlen erheblich mehr an Lohn und bieten den Jugendlichen mehr. Es ist im Ausland schon bemerkt worden, dass die Deutschen einen millionen großen Niedriglohnsektor haben. |
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Sprich, in Deutschland muss man erst einmal im 1,– Euro Lohn Sektor verharren. Nebenbei bemerkt gehen die deutschen jugendlichen Fachkräfte selber massenweise ins Ausland. Jahr für Jahr wandern zehntausende (2010: über 140.000) gut ausgebildete deutsche jugendliche Fachkräfte aus, in die europäischen Länder oder nach Übersee. Dort stimmen Gehalt und Arbeitsbedingungen. Es war schon immer in der Wirtschaft gang und gäbe, gut ausgebildete Leute konnten halt überall anfangen, die durchschnittlich ausgebildeten hatten es da etwas schwerer. Weiter, der Arbeitsmarkt ist härter geworden und das seit Jahren. Selbst die Türken, die eine Fachkräfteausbildung haben, wandern aus; es gibt keinen Zuwanderungsüberschuss mehr bei den Türken. Wenn Deutschland sich politisch nicht besinnt, werden in 20 Jahren Fachkräfte mit nur unterdurchschnittlicher Qualifikation in Deutschland bleiben wollen.
Was aber können oder sollten Wiggenhagen und Co. auf lokaler Ebene machen?
Zuerst sollten sie Druck auf die Institutionen, wie den Städte- und Gemeindetag aber auch den Parteien machen um dieses Problem beim Bund oder Land einer Lösung zu zu führen. Als zweites sollten sie in ihren Kommunen Strukturen schaffen, welche die jungen Menschen zum Bleiben animieren. In einigen Kommunen schließt man Verträge mit SchülerInnen ab, wo diese sich verpflichten sich zumindest Gedanken über ein Bleiben bei einem heimischen Unternehmen zu machen. Auch gibt es Patenverträge in einigen Städten. Firmen arbeiten eng mit Schulen zusammen und bilden Cluster, so wird in vielen Fällen eine punktgenaue Ausbildung gewährleistet.
Ennepetal ist da sehr weit zurück.
Und die oben genannten Spanier? Die ziehen mit den deutschen Fachkräften nach USA oder UK.
Und da saßen die 5 Leute mit Wilhelm Wiggenhagen im Bremenstadion und salbaderten über den Fachkräftemangel den sie mit diesen alten politischen Werkzeugen nicht lösen können. Leute, die anscheinend keine Ahnung vom Bildungsbereich und dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt haben. Schön das man mal wieder von alten Zeiten träumen konnte. Eine Problemlösung kann man nicht herbei reden, man muss Konzepte erarbeiten die in die Zukunft reichen. Eine Kommune, aber auch ein Unternehmen macht auch ein Angebot gegenüber der jugendlichen Fachkraft (Man nennt das auch Imagepflege) und ruht sich nicht auf den vorhandenen landschaftlichen Gegebenheiten aus.
Schon einmal selbst kritisch überprüft , wie man bei den Anderen da steht?
Schon einmal eine Schwachstellenanalyse gemacht?
Schon einmal eine Befragung gemacht?
Das wäre doch schon mal ein Anfang. Es ist genau wie seiner Zeit mit dem Vorschlag für eine neue Steuerreform, wo die Unternehmer bestimmen sollten, wann es eine Erhöhung gibt. Das war ein peinlicher Vorschlag.
Nutzt doch erst die eigenen Möglichkeiten, baut die, wenn nötig aus, als in die Ferne zu schweifen.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal
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