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Und erlöse uns von diesem Stadtrat und Bürgermeister

Strassenmuseum, Tourismus, Ennepetaler Füchse40 Jahre Städtepartnerschaft Ennepetal/Vilvoorde

Kunstausstellung 2010 in Vilvoorde  foto: Linde arndt

Kunstausstellung 2010 in Vilvoorde foto: Linde arndt

[jpg] Rund 100 Ennepetaler fahren jetzt zu einer offensichtlich eiligst organisierten 40 Jahr Feier nach Vilvoorde. Auf der Agenda steht die 40 jährige Städtepartnerschaft Vilvoorde/Ennepetal.
Eine Woche vorher richten die Ennepetaler Künstler von Kunstraum-EN mit den Vilvoorder Künstlern vom königlichen Portaelskrings eine Kunstausstellung “WegVanWater” in Vilvoorde aus. Die 1. Bürgermeisterstellvertreterin Anita Schöneberg fährt extra zur Eröffnung der vorgenannten Kunstausstellung. Und die restlichen rund 100 Ennepetaler fahren eine Woche später. Also wird zweimal gefeiert, Kunstraum und Stadtverwaltung feiern jeweils für sich. Was soll´s.
Organisation sieht anders aus. Wenn man dies sieht, wundert man sich nicht, warum die Personalkosten Ennepetals viel höher als anderswo sind. Warum nicht einen Termin gemeinsam feiern und als Highlight die Kunstausstellung “WegVanWater”.

Dabei wäre das so einfach gewesen. Die beiden Stadtverwaltungen schließen sich wegen eines Feiertermins kurz, benennen jeweils einen Organisator oder eine Ansprechperson. Dann werden gemeinsam die Inhalte der Feier festgelegt und alles mit der jeweiligen Einladung an die Ennepetaler veröffentlicht. Und das 6 Monate vorher, nach 3 Monaten wird nochmal nachgehakt – Stand der Dinge.

Ganz anders in Ennepetal. Hier plant der Kunstverein ein Jahr vorher, der Termin ist allen bekannt. 1 Monat vorher fällt der Stadtverwaltung ein, wir könnten ja mit dem Städtepartner die 40 Jahre auch feiern. Weil? Weil Nachbar Gevelsberg seine 40 Jahre Städtepartnerschaft Vendome mit „Paucken, Trompeten und großen Hallo“, 10 Bussen und über 500 Gevelsbergern, in Vendome feierte. Für Ennepetal hätte es  etwas mickrig ausgesehen, wenn die 40 Jahre Feier Vilvoorde/Ennepetal ins Land des Vergessens verwiesen worden wäre. Übrigens hatten die Gevelsberger vorher noch ein Gastgeschenk für Vendome. Ennepetal bringt nur sich und einen hängenden Magen mit. Ein Glück also, dass die Stadtverwaltung noch ein Teilgewissen hatte, sonst wäre das sicher nichts geworden. Der Neid auf die Gevelsberger tat sein übriges; denn die hatten frühzeitig geplant und organisiert – öffentlich und mit seinen Bürgern.

Tourismus

Wandern in Ennepetal - Foto: Linde Arndt

Wandern in Ennepetal – Foto: Linde Arndt

Der Wuppertaler OB Jung organisierte einen Schnadegang um mit seinen Bürgermeisterkollegen im Osten an der Stadtgrenze ein „Schwätzchen“ abzuhalten. Nur einfach so. Wilhelm Wiggenhagen, als Ennepetaler Bürgermeister, nahm an diesem „Schwätzchen“ teil. 2 Jahre später brachte Wilhelm Wiggenhagen diesen Schnadegang in eigener Regie auf die Beine. Die Strecken sollten potenzielle Touristen zum Besuch der Stadt Ennepetal und evtl. zum Wandern bewegen.

Gleichwohl wurde dies mehr oder weniger als Hightlight eines Wilhelm Wiggenhagen verkauft, der seine dynamischen und mobilen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollte. Er brauchte persönliche Zuwendungen und sucht für sich ein Image. Die Strecken, die gelaufen wurden, wurden denn auch nicht markiert oder dokumentiert, meinetwegen als Schnadestrecke. Und was noch schlimmer ist, es fehlt die gastronomische Infrastruktur.

So weit wollte man nicht gehen für die Touristen auch noch ein Hotel- und Gastronetz aufzuzeigen. Da hätte man ja auf die Nachbarkommunen verweisen müssen.

Schaut man sich dazu die Artikel in den Tageszeitungen der Westfalenpost/Westfälische-Rundschau an, so erkennt man einen Werbeartikel (PR) für den Bürgermeister und nicht für Ennepetal. Aber auch das kann man nicht stehen lassen, in dem PR Artikel sind zu viel handwerkliche Fehler. Ennepetal steht wieder peinlich da.

Gute Idee aber mit schlechter Ausführung. Planung und Organisation waren wie gehabt zu rudimentär.

 

Straßenmuseum in Ennepetal  Foto: Linde Arndt

Straßenmuseum in Ennepetal Foto: Linde Arndt

Straßenmuseum

Der Ennepetaler Walter Knuff hat 27 unterschiedliche Maschinen aus der industriellen Geschichte Ennepetals über das gesamte Stadtgebiet verteilt.  Alle stehen sie auf einem Fundament.

Mit einer Tafel wird erklärt wozu die Maschinen benötigt wurden. Nun sollen die Ausstellungsstücke  aus dem etwas tristen grau in grau befreit werden. Schön sollen sie aussehen, mit Täfelchen und Beschreibung was die Maschinen so vorher getan haben.

Nur, was macht das für einen Sinn wenn man nichts mit den Teilen anfängt?

Zeitgemäß wäre ein Geotagging, Geocoding, Geo-Imaging oder eine Industrierallye mit Preisen und Urkunden. Es gibt inzwischen gute Apps für unsere Smartphones.

Aber das würde ja bedeuten, wir müssten etwas Geld in die Hand nehmen. Eine Freikarte für das Platsch Schwimmbad für 3,– Euro als erster Preis, dass wäre drin, mehr ist jedoch nicht. Denn wir müssen ja unser teures Personal bezahlen. Auch müssen wir der Firma Berlet unter die Arme greifen und zwar nicht zu knapp.

Auch hier wird zwar die Werbetrommel fleißig über die Westfalenpost/Westfälische-Rundschau, gerührt, jedoch ohne Begeisterung für dieses Projekt. Dazu kommt noch ein sozialer Aspekt. Die notwendigen Arbeiten werden von der Gebal, einem Unternehmen der sogenannten „Armutsindustrie“ ausgeführt deren Arbeitnehmer in der Regel 1,– Euro Jobber sind. Das bedeutet, die Arbeiter werden von irgendeiner Stadt einen Zuschuss (Aufstocker) zum Lebensunterhalt bekommen. Es kann also sein, dass die Arbeiter von der hoch verschuldeten Stadt Hagen, wenn die Arbeitnehmer von dieser Stadt kommen, einen Zuschuss bekommen um in der reichen Stadt Ennepetal arbeiten zu dürfen. Und der Effekt ist gleich Null.

 

Berlet Investition

Abbruch ehemaliges Postgebäude für Berlet-Parkhaus  Foto: Linde Arndt

Abbruch ehemaliges Postgebäude für Berlet-Parkhaus Foto: Linde Arndt

Die Westfalenpost/Westfälische-Rundschau zeigte ein anscheinend bestelltes Bild mit Artikel auf dem Wilhelm Wiggenhagen, Volker Rauleff (SPD) und Erich Berlet auf der Raupe eines Baggers stehen. Ort des Geschehens: Vor dem in Abriss befindlichen Ennepetaler Postgebäude. Es geht voran, will das Bild sagen? Die SPD mit seinem Fraktionsvorsitzenden Volker Rauleff unterstützt den Bürgermeister bei der städtischen Berlet Investition in Höhe von wahrscheinlich 5 Mill. Euro. Die Frage wäre allerdings: Hat Berlet das Grundstück Parkplatz vor dem Haus Ennepetal geschenkt bekommen? Solche Fragen werden im „Geheimen“ abgehandelt, die „Kumpels“ will man nicht in Schwierigkeiten bringen. Wie war das noch? Im Rat der Stadt und in der Stadtverwaltung wurde klar und deutlich gesagt: Die Berlet Investition kostet der Stadt keinen Cent! Was ist das für ein Geschäftsmodell, wenn eine Firma Berlet die Gründungsinvestition weder mit Eigen- noch mit Fremdkapital stemmen kann.

 

Fuchszination

Toll! Die Stadt Ennepetal hat 15 neue Füchse eingekauft, Rohlinge versteht sich. Die hatte man flugs auf einen freien Platz gestellt. Wilhelm Wiggenhagen, als Bürgermeister, und Dorothea Schleusener, als städtische Angestellte, posierten mit den Rohlingen um sich von dem gerufenen Mitarbeiter der Printmedien  dabei ablichten zu lassen. Titel der Westfalenpost/Westfälische-Rundschau „15 Tiere in gute Hände abzugeben“ für 1187,26 Euro (inklusive Mehrwertsteuer), versteht sich. Wenn das keine Werbung und gleichzeitig PR für Wilhelm Wiggenhagen ist, dann muss Werbung und PR neu definiert werden.

Soll da jetzt rüber kommen, Wilhelm Wiggenhagen ist ein Fuchs der Werbeaufnahmen für eine Fuchsproduktion macht? Oder verkaufen die Füchse sich nicht mehr so gut, dass Wilhelm Wiggenhagen  höchstselbst sich um den Verkauf bemühen muss?

Vielleicht sollte man sich in diesem Zusammenhang einmal nach einer Füchsin umsehen. Und wenn wir gerade dabei sind, auch ein paar Fuchskinder. Als Vorbild könnten die Schlümpfe oder die deutschen Gartenzwerge dienen. Die sind doch immer so schick angezogen, und wie schön, man hat sie in jedem Alter.

 

Epilog

teilausschnitt Kinderspielplatz Schwelm als Vorbild - Foto: Linde Arndt

Teilausschnitt Kinderspielplatz Schwelm als Vorbild – Foto: Linde Arndt

Ein Kinderspielplatz der den Namen auch verdient, den kriegen wir nicht auf die Beine. Seit Jahren laufen wir hinter einer Toilette her, auch die hat in Ennepetal keine Chance. Eine Hundewiese, auch hier sind wir zu unfähig. Eine Bikerstrecke, Fehlanzeige. Ein Jugendparlament, Stunden wurden von der Stadt eingebracht, es konnte jedoch keine Früchte tragen. Vorhandene Kinderspielplätze sind mit zerbrochenen Glasflaschen, Urin und Erbrochenes zu sehen – keine Reaktion.

Es sind so viele Dinge die in Ennepetal durch Politik des Rates und der Stadtverwaltung angeschoben und umgesetzt werden könnten. Nur es passiert nichts. Weil kein Geld da ist? Nein. Die Investition Berlet kostet die Stadt wahrscheinlich 5 Millionen Euro und dieses Geld fehlt an andere Stelle. Es sind im Haushalt so einige Positionen die umgebucht werden könnten. Es fehlt an Stellen die die Stadt attraktiver und lebenswerter machen könnten.

Viele Ennepetaler fahren nach Gevelsberg, Wuppertal oder Düsseldorf zum einkaufen, unterhalten, Essen und Trinken oder haben dort bereits einen Freundeskreis, weil es hier nicht lohnt. Es ist zu eng im Ennepetal und es fehlt an allem. Politik und Rat betonen immer wieder, Ennepetal wäre reich und schön. Nur wenn  es darauf ankommt sieht diese Stadt armseelig aus.

Mir fällt hierzu das Gedicht von Bert Brecht  “Fisch mit Namen Fasch”  ein. Lutz Görner hat dieses Gedicht im Netz vorgetragen

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal.

Hilflosigkeit und Ohnmacht in Ennepetal

[jpg] Es macht mich natürlich immer nachdenklich. Woche für Woche mailen, telefonieren oder sprechen Ennepetaler mit mir und fragen, was man gegen die Zustände in dieser Stadt machen könnte.
Ein Bürgerbegehren, Bürgerbescheid oder gar eine Volksinitiative kommt für fast alle nicht in Frage. Zu aufwendig, zu schwierig oder zu langwierig. Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland wurde immerhin mit einem Bürgerentscheid von den Duisburgern aus dem Amt gekegelt.
Nein, so wollen die Ennepetaler es nicht, so können sie es auch nicht.
Nun, es gibt die Form des stillen Protestes in einer Demokratie, in der man dem politischen Gegner zeigt was man von ihm hält. Der Vorteil: Man kann seine eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht einer Verarbeitung zu führen. Indem man diese Handlungen ausführt, erfährt man eine gewisse Aufweichung der negativen Gefühle, man hat das Gefühl etwas dagegen getan zu haben. Vorgemacht haben das in den letzten Jahren die arabischen Staaten, die damit ihre Präsidenten zur Verzweiflung und aus dem Amt trieben. Ich führe mal die mir bekannten Maßnahmen auf.

Bitte geht.

Hier werden Schuhe hochgehalten oder in den Sitzungssälen einfach nur stehen gelassen. In den Schuhen befinden sich Zettel mit welchen die Adressaten aufgefordert werden zu gehen. Die Mutigen unter ihnen werden sich zusammen schließen und die mitgebrachten Schuhe hochhalten.
Die rechtliche Konsequenz dieses Tuns ist lediglich eine Ordnungswidrigkeit die mit einem Bußgeld geahndet werden kann. Tatsächlich wurde bei Überstellung des Bußgeldbescheides der Stadt mit geteilt, dass man die Schuhe vergessen habe.

Man bat um einen nahen Termin um diese Schuhe wieder abzuholen. Gegen den Bußgeldbescheid haben die Demonstranten natürlich Rechtsmittel eingelegt und haben in dem folgenden Prozess gewonnen.

Tut einmal etwas für unser Geld

Bei dieser Art des Protestes nimmt man Geld in Form von Münzen oder einen kleinen Schein ( Es kommt nicht auf die Höhe an), legt diesen unbemerkt an den Platz des politischen Gegners. Auch wurden Gelder in geringer Höhe an die Stadt überwiesen mit der Bemerkung "für die politische Arbeit."  Die Überweisungsträger hatten sämtlich Namen die es nicht gab, so dass eine Rücküberweisung nicht möglich war. Rechtliche Konsequenz: Dies ist noch nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Also keine Konsequenz.

Wir sind bereit etwas zu geben

Hier nehmen sie einen verschlossenen leeren Briefumschlag und halten diesen während einer Auschuß- oder Ratssitzung mit einer Hand hoch. Hiermit signalisieren sie für die „Pflege der politischen Landschaft“ etwas zu tun. Da in dem Briefumschlag kein Geld ist, kann man ihnen auch keinen Versuch unterstellen Ratsmitglieder oder Mitglieder der Stadtverwaltung zu bestechen. Sie wollten lediglich das Wort ergreifen, so einfach ist das. Rechtliche Konsequenz: Keine.
 

 

Das sind drei Möglichkeiten des gewaltfreien Protestes und in einer Demokratie durchaus üblich. Wenn man bedenkt, dass die von uns gewählten Ratsmitglieder aber auch der Bürgermeister nicht in der Lage waren etwas für die Stadt Ennepetal zu tun, sich aber mit unseren Steuergeldern  einen guten Tag machen, so kann man dies als eine Art von psychischer Gewalt einordnen welcher der Ennepetaler Bürger Tag für Tag ausgesetzt wird.
Versuchen sie es mal, man hat danach ein viel besseres Gefühl. Sie fühlen sich dann nicht mehr so hilflos.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal