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Gevelsberger Erinnerungskultur ´15

Gesprächskreis "Erinnerungskultur" Foto: (c) Linde Arndt

Gesprächskreis „Erinnerungskultur“ Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Jedes Jahr im November macht sich Gevelsberg auf, um sich an die Novemberpogrome 1938 zu erinnern. Es war die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 als die Verbrecherbanden der Nationalsozialisten, Juden in den Selbstmord trieben, Friedhöfe schändeten, Synagogen, (Gotteshäuser), Betstuben und sogar Wohnungen  zerstörten, wobei diese Verbrecher sich  die Wertsachen  in ihre Taschen steckten. Zehntausende Juden wurden damals inhaftiert und später in die neu geschaffenen Konzentrationslager geschafft. Später mündeten diese Verbrechen in die industriell forcierte Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland und Europa, es war der Holocaust oder für die Juden die Shoa.

Erinnerungstafel an der Mauer der Fliednerklinik Gevelsberg Foto: (c) Linde Arndt

Erinnerungstafel an der Mauer der Fliednerklinik Gevelsberg Foto: (c) Linde Arndt

In Gevelsberg aber auch in vielen deutschen Städten erinnert man sich Jahr für Jahr an diese unseligen Zeiten. Gevelsberg hat im Laufe der Jahre Denkmäler aufgestellt und an den denkwürdigen Orten im Stadtgebiet Tafeln anbringen lassen. In diesem Jahr erinnerte man sich an das ehemalige Gevelsberger Krankenhaus in welchem damals Zwangssterilisationen durchgeführt wurden aber auch Kranke denen die medizinische Versorgung verweigert wurde, so dass sie letztendlich elendig starben. Es gab extra Gesetze für diese Maßnahmen. Die Nazis nannten diese Menschen lebensunwert, hunderttausende wurden den Krankenhäusern gerichtlich zugeführt.

Pfarrer Martin Bach appellierte denn auch, mit der Erinnerung nicht aufzuhören, denn was damals geschah ist das genaue Gegenteil von dem wonach wir leben wollen. Auch die Kirchen haben sich damals mitschuldig gemacht. Diese damalige Ideologie war und kann nicht unsere Ideologie sein. Bürgermeister Claus Jacobi schlug einen Bogen zu der heutigen Flüchtlingsproblematik, die Gevelsberg menschlich fordert. Er erwähnte noch den antifaschistischen Arbeitskreis Gevelsberg, der sich jedes Jahr um die Organisation dieser Tage einsetzt. Er verwies nochmals auf die Gevelsberger Aktionswoche „Gegen Rechte Gewalt“ (wir berichteten) hin.

 

70 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges und 100 Jahre nach Ende des ersten Weltkrieges

70 Jahre später – Pfarrer Martin Bach hat schon recht wenn er die Kontinuität der Erinnerungen an diese Zeit vorschlug. Aber, Erinnerung um der Erinnerung wegen führen letztendlich zu keinem Ergebnis. Denn stellt man sich die Frage, wie konnte es zu diesen Verbrechen kommen, erntet man 70 Jahre später ein Schweigen welches den aufgeklärten Fragenden irritiert. Sigmund Freud hat in seinem Band X der gesammelten Werke das Kapitel „Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten“, in diesem beschreibt er wie man die „menschlichen Fehlleistungen“ in der Psychotherapie erfahrbar machen kann. Zwei Psychologen, haben sich des Problems der deutschen Schuld aus der Nazizeit, diesem Massenphänomen, angenommen. Sowohl Alexander Mitscherlich als auch Horst Eberhard Richter, beide haben den Deutschen empfohlen ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Denn letztendlich bleibt die brennende Frage: Wie konnte es geschehen? Wie konnten wir, jeder einzelne, solch eine Schuld auf sich laden? Leider wurde diese Aufarbeitung nie betrieben. Heute ahnen wir mit welchen Trieben Deutsche wieder in unserem Lande die Menschenrechte mit Füßen treten. Es ist noch weit bis zu den Euthanasiegesetzen, jedoch die Sprache der braunen Massen hört man laut und vernehmlich. Die Sprache ist schon entmenschlicht, man spricht von Strömen, von Massen oder von Schmarotzern die unser Land im Zusammenhang mit den Flüchtlingen heimsuchen.

Im Film „Der ewige Jude“ von 1940 wurde der Jude mit Ratten gleich gesetzt.

Diese damalige Sprache senkte erheblich die moralischen Hürden, die letztendlich Menschen dazu brachte, sämtliche moralischen Bedenken hinsichtlich der nationalsozialistischen Verbrechen über Bord zu werfen.

Seien wir vorsichtig, sonst werden wir eines Tages als Erinnerung nur die schönen bunten Flyer haben, die uns moralisch von den Bösen unterscheiden sollten. Nur damals nutze es nichts und morgen würde es nichts nutzten, wenn wir unsere Vergangenheit nicht aufarbeiten. Millionen Menschen wurden damals ermordet und werden zukünftig ermordet, wenn wir nur einer Erinnerungskultur ohne Hintergrund nachgehen.

Der evangelisch Pfarrer Martin Niemöller wurde einmal auf die Widersprüchlichkeit seiner Biografie angesprochen. Er war U-Boot Kommandant der Kaiserlichen Marine und Friedensbewegter Ostermarschierer. Er antwortete darauf: „Dass ich meine Überzeugung in meinem Leben geändert habe, ich glaube, nicht aus Charakterlosigkeit, sondern weil ich dazugelernt habe -, dessen schäme ich mich nicht … Wir sollten darauf hoffen, dass auch die Leute, die uns augenblicklich führen, noch dazulernen können…“

 

Hoffen wir, das unsere führenden Leute dazugelernt haben.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

Film-Uraufführung „Tödlicher Konflikt und seine Folgen“

Vorstellung des Kurzfilms v.li. Bürgermeister Claus Jacobi, Pfarrer Martin Stais , Günter Fischer, und Filmemacher Horst Groth Foto: (c) Linde Arndt

Vorstellung des Kurzfilms v.li. Bürgermeister Claus Jacobi, Pfarrer Martin Stais , Günter Fischer, und Filmemacher Horst Groth Foto: (c) Linde Arndt

[la] Es wird wohl kaum einen „Gevelsberger“ geben, den das Thema „Engelbert I.“ im Zusammenhang mit der Entstehung der heutigen Stadt Gevelsberg nicht interessiert.

Schon lange wandelt der „Arbeitskreis Engelbert“  (bestehend aus 14 Mitgliedern) auf den Spuren  des Kölner Erzbischofs und Reichsverwesers,  Engelbert I. von Berg, der am 7. November 1225  am Spätnachmittag auf dem Weg zum Nachtlager in seinen Oberhof in Schwelm auf der Rückreise von Soest nach Köln in einem Hinterhalt sein Leben ließ.

Die Erzählungen und Mythen über dieses Geschehnis haben in mancher Hinsicht zu nicht völlig geklärten Fragen  geführt und wurden erstmals 2010 mit „Aufruhr 1225!“ im  LWL Museum für Archäologie  – Westfälisches Landesmuseum – in Herne einem breiten Publikum vorgestellt.

Da aber Gevelsberg durch seine Besonderheit, daß Engelbert I. von Berg im Hohlweg am „Gievilberch“ überfallen und erschlagen wurde ein großes Interesse an diesem Thema hat, wurde heute im Büro des Bürgermeisters die Presse zu einer Vorbesichtigung des als Uraufführung am 7.11.2015 im „Filmriss“ an der Rosendahler Straße 18 präsentierten Films „Tödlicher Konflikt und seine Folgen“ zum 790. Todestag des Kölner Erzbischofs und Reichsverwesers Engelbert geladen. Dieser Film wurde  von dem regionalen Filmemacher Horst Groth in  mühevoller Kleinarbeit erstellt. und  durch den Arbeitskreis Engelbert gefördert. Immerhin dauerte es von der Idee, der Planung, Recherche, Storybord und Umsetzung um  eine Zeitspanne von 1 1/2 Jahren bis zur Fertigstellung.

Der geschichtliche Ursprung der Stadt Gevelsberg jährt sich im Jahr 2015 zum 790. Mal. Auch heute noch ist Engelberts spektakulerer Tod im Hohlweg zu Gevelsberg ein ungelöster, mittelalterlicher  Kriminalfall. Wie auch immer es sein mag und wie sehr sich Historiker auch nach wie vor über die tatsächlichen Umstände des Verbrechens streiten,  eines steht fest, die Geschichte der Stadt Gevelsberg nahm mit der Ermordung Engelberts ihren Anfang.

An der Todesstelle wurde etwa um 1230 ein Sühnekloster errichtet, das zur Keimzelle der heutigen Stadt Gevelsberg wurde.

Einlaß im Filmriss ist am 7.11.2015  um 18:30 Uhr.  Der Eintritt ist frei. Es folgt eine Begrüßungsrede von Bürgermeister Claus Jacobi und ein paar einführende Worte vom Filmemacher Horst Groth, dann wird der Kurzfilm dem interessierten Publikum vorgeführt. Später soll er auch  auf der Seite der Stadt Gevelsberg eingebunden werden und ggf. auch Schulen zur Verfügung gestellt werden.

 

 

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

 

 

 

 

 

 

 


 

Gevelsberger Aktionswoche – Für Zivilcourage – gegen rechte Gewalt

Flyer der Stadt Gevelsberg

Flyer der Stadt Gevelsberg

[la]  In der Zeit vom 05. bis 15. November 2015 findet in Gevelsberg wieder eine Aktionswoche  „FÜR ZIVILCOURAGE – GEGEN RECHTE GEWALT“ statt.

Bürgermeister Claus Jacobi wendet sich mit einem Grußwort an die Mitbürgerinnen und Mitbürger, indem er ihnen folgendes mitteilt.

„Gevelsberg ist eine Stadt, die offen für kulturelle Vielfalt und für neue ldeen ist. Um dieses tolerante und weltoffene Ver­ständnis der Bürgerschaft weiter zu stärken und dafür Sorge zu tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion, friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammenleben können, engagiert sich das Aktionsbündnis für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt.

In diesem Jahr 2015 nimmt das Bündnis mit der Aktionswoche zusätzlich am Bundesprogramm ,,Demokratie leben!“ teil, was eine besondere Premiere für unsere Stadt ist. Gemeinsam setzen sich alle Akteure im Rahmen der verschiedenen Veran­staltungen für ein offenes und facettenreiches Land ein, mit denen sich unsere gesamte Gesellschaft aktiv gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit einbringt. Jahr für Jahr möchte das Bündnis mit seinem Engagement das viel­fältige, gewaltfreie und demokratische Miteinander in unserer Stadt stärken.

Alle Akteure freuen sich darauf, Sie zahlreich als Gäste und Mitwirkende begrüßen zu dürfen.“

Wir haben den gesamten Flyer als pdf auf unserer Seite zur Verfügung gestellt und gleichfalls in unserer Veranstaltungsankündigung eingepflegt, so dass Sie alle Sie interessierenden Themen immer wieder nachlesen können.

 

Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben!

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

 

 

 

 


 

„Kirchen & Kino. Der Filmtipp“

Filmrisskino Gevelsberg Foto: (c) Linde Arndt

Filmrisskino Gevelsberg Foto: (c) Linde Arndt

[la] Bis Juni 2016 präsentiert die ökumenische Filmreihe »Kirchen und Kino. Der Filmtipp« wieder  herausragende Filme. Das Programm wurde von der Katholischen Akademie Schwerte und der Evangelischen Akademie Villigst zusammengestellt. Es besteht aus neuen oder wieder aufgeführten, internationalen Filmen, die aufgrund ihrer künstlerisch und humanistisch herausragenden Qualitäten von den zwei wichtigsten deutschen Filmzeitschriften – epd Film (evangelisch) und filmdienst (katholisch) – empfohlen werden.

Am Start war die Staffel am Montag, dem 19. Oktober, mit dem Film „Selma“ über die Rassenunruhen in den Vereinigten Staaten im Jahr 1965. Bis zum Mai des kommenden Jahres ist jeden Monat ein Film in der Reihe „Kirche und Kultur“ zu sehen.

Sondervorführungen möglich
Klaus Fiukowski, Betreiber des „filmriss-kino-gevelsberg“  meint dazu: „Es sind alles Streifen über Lebens- und Glaubensfragen, die zum Gespräch anregen. Für Gruppen ab 20 Personen vereinbaren wir gern einen eigenen Termin für eine Sondervorstellung.“

Interessenten können telefonisch unter 02331-53045 und über das Internet www.filmriss.de  direkt mit dem „filmriss kino gevelsberg“ Kontakt aufnehmen.

Und das sind die Filme, die Sie im „filmriss – kino – gevelsberg“ Rosendahler Straße 18, 58285 Gevelsberg   www.filmriss.de
sehen können.

» Film 1 | Selma
19.10.2015, 10.00 und 20.00 Uhr  [bereits aufgeführt]
» Film 2 | Birdman
16.11.2015, 10.00 und 20.00 Uhr
» Film 3 | Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit
21.12.2015, 10.00 und 20.00 Uhr
» Film 4 | IDA
25.01.2016, 20.00 Uhr
» Film 5 | Like Father, Like Son
22.02.2016, 20.00 Uhr
» Film 6 | Am Sonntag bist du tot
14.03.2016, 20.00 Uhr
» Film 7 | Timbuktu
18.04.2016, 20.00 Uhr
» Film 8 | Elser
23.05.2016, 20.00 Uhr
Einzelheiten über die Filme können Sie hier nachlesen:
Filmprogramm mit Link zur Seite

Filmprogramm mit Link zur Seite

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

 

 

 

 


 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 


ENKrone: Die AVU fördert insgesamt 19 soziale Projekte

Das sind die Sieger des AVU-Engagementwettbewerbs gemeinsam mit AVU-Vorstand Uwe Träris und Schirmherr Olaf Thon Foto: (c) André Sicks

Das sind die Sieger des AVU-Engagementwettbewerbs gemeinsam mit AVU-Vorstand Uwe Träris und Schirmherr Olaf Thon Foto: (c) André Sicks

Ein Dank für das alltägliche Engagement
Gevelsberg/Ennepe-Ruhr, 20. Oktober 2015

Eine ENKrone für das Miteinander: In der dritten Staffel des AVU-Engagementwettbewerbs ENKrone stehen soziale Projekte und Gruppen im Mittelpunkt. Insgesamt 19 Anträge sind aus Sicht der Jury förderungswürdig und werden finanziell unterstützt.

„Sieger sind Sie alle“, machte AVU-Vorstand Uwe Träris am Dienstagabend bei der AVU deutlich und dankte den Ehrenamtlichen für ihr alltägliches Engagement. Die Vertreter der Vereine und Organisationen stellten ihre Arbeit vor. Wie bei den Siegerehrungen in den Staffeln Sport und Kultur war auch dieser Abend so ein Netzwerk-Treffen für die Ehrenamtlichen aus der Region. So stellte Silke Eumann aus Wetter ihre Arbeit in dem Verein „Clownsvisite“ natürlich entsprechend kostümiert vor. „Bunte Momente schenken“ lautet das Motto, wenn sie als Clown kranke Kinder im Krankenhaus besucht. Und Michael Schürmann vom Senioren- und Pflegeheim Haus Elisabeth (Ennepetal) hatte seine Gitarre und ein extra für den Abend geschriebenes Lied mitgebracht, um das Projekt „JEMI“ (= jedem Menschen sein Instrument) vorzustellen. Hier geht es darum, den Bewohnern im Haus Eliesabeth musikalische Fähigkeiten zu vermitteln.
Auch ENKrone-Schirmherr Olaf Thon würdigte den Einsatz der Vereine – besonders beeindruckt war er von einem Besuch bei den „Lila Damen“, die er für einen Fototermin getroffen und so von ihrem Einsatz in Krankenhäusern und Altenheimen erfahren hatte. „Das ist ein tolles Engagement für mehr Lebensfreude“, schwärmte der Fußballweltmeister von 1990.

In der dritten Staffel des Engagement-Wettbewerbs hatten sich insgesamt 32 Vereine und Organisationen beworben. Die Jury bestand aus Cornelia Kistner (Caritas Hagen/ Ennepe-Ruhr), Klaus Bröking (Redakteur Westfalenpost), Armin Suceska (Kommunales Integrationszentrum des EN-Kreises) und Jochen Winter (AWO Ennepe-Ruhr). Sie hatten Projektcharakter, Originalität, Breitenwirkung und natürlich ehrenamtliches Engagement bewertet.
Die meisten Punkte erhalten die Freifunk-Initiative Ennepe-Ruhr für ihr freies WLAN-Projekt. Die „Freifunker“ bedankten sich auf besondere Art und Weise: Alle EN-Krone-Preisträger vom Dienstagabend erhielten einen Gutschein für einen Router, mit dem die öffentliche und kostenlose Internet-Nutzung im Sinne des gerade gegründeten Vereins möglich wird. Auf Platz zwei kam das Theaterstück „Fluchtwege“ des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Wetter und den dritten Platz belegte der Angelsportverein Henrichshütte (Hattingen) für sein „Treffpunkt Generation“, bei dem der vereinseigene Wald neu gestaltet wird.

Mit der ENKrone geht es im nächsten Jahr weiter – aber natürlich können sich schon jetzt Vereine und Gruppen bewerben. In der ersten Staffel steht wieder der Sport im Mittelpunkt. Anmeldeschluss ist der 15. Februar 2016. Teilnahmebedingungen, Bewerbungsformulare und weitere Informationen gibt es im Internet auf der Seite http://en-krone.de oder auf der Facebook-Seite (www.facebook.com/ENKrone). Dort werden auch alle ENKrone-Sieger aus den drei Staffeln dieses Jahres vorgestellt.

Verein / Schule / Organisation Projekt
EN-Kreis gesamt
Freifunk Ennepe-Ruhr-Kreis Freies WLAN in allen EN-Städten (200 neue Hotspots)
Friseurinnung Ennepe-Ruhr Benefiz-Haarschneideaktion
Ennepetal
Don Bosco AG des Reichenbach-Gymnasiums Projektpatenschaft für ein Waisenhaus in Südafrika / Unter- stützung von Flüchtlingskindern
Kinderschutzbund e.V. Sprachvermittlung und Integration von Flüchtlingen in deren Wohnumgebung
UNSICHTBAR e.V. Hilfe für Menschen am Rand der Gesellschaft
Senioren und Pflegeheim Haus Elisabeth „JEMI“: Vermittlung musikalischer Fähigkeiten im Pflege- heim
Gevelsberg
Lesefreunde-Förderverein Stadtbücherei Gevelsberg „Papa liest mit mir“ – lesepädagogischer Raum für Väter und ihre Kinder
Hattingen
ASV Henrichshütte Treffpunkt „Generation“ – Umgestaltung des vereinseigenen Wäldchens
Music Factory e. V „DAS FLIEGENDE ALTERSHEIM“ – Musical mit Kinder- chor und Senioren
Förderverein Sprungbrett Hilfe für suchtkranke Senioren
Förderverein Industriemuseum Henrichshütte e.V. Erfahrbares Metallgießen
Alzheimer Gesellschaft Hattingen / Sprockhövel e.V. „Die bewegte Stunde“: Treffen mit Musik und Bewegung
Schwelm
LILA DAMEN Kranken- und Altenheimhilfe Ehrenamtliches Engagement für mehr Lebensfreude
Städtische Katholische Grundschule St. Marien Eine Krone für unsere Forscher
Sprockhövel
sunshine4kids e.V. Segelaktion für Kinder in Not – dreitägiger Segeltörn im Ijsselmeer
Familienzentrum KAZ e.V. „Du könntest meine Oma sein!“ Besuch im Altenheim
Wetter (Ruhr)
Geschwister-Scholl-Gymnasium / Stimmen für die Menschlichkeit „Fluchtwege“ – Theaterstück/Diskussion
Tierheim Witten-Wetter-Herdecke „Tag der offenen Tür“
Clownsvisite e. V. Bunte Momente schenken – Clownsvisiten im EN-Kreis ermöglichen

 

„Sagenhaft“ Jahresausstellung des Gevelsberger Künstlerkreises

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Zum Feierabend noch etwas Frisches vom Markt

Nicht nur ProCity-Manager Frank Manfrahs auch Antje Simon-Behr von der Stadtsparkasse Gevelsberg, Susanne Schumacher (Vorsitzende ProCity Gevelsberg e.V.) und Hans-Christian Schäfer, seines Zeichens Beisitzer bei ProCity (vlnr), sind gespannt wie der Feierabendmarkt am morgigen 22. Oktober 2015 aufgenommen wird. Foto: André Sicks

ProCity Gevelsberg startet ersten Feierabendmarkt im südlichen EN-Kreis

Gevelsberg: Heute am  Donnerstag, 22. Oktober 2015, gibt es in der Gevelsberger Fußgängerzone eine Premiere: Von 16:00 Uhr bis 20:00 Uhr findet dann nämlich dort ein Feierabendmarkt zum Einkauf frischer Lebensmittel statt. Der erste seiner Art im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis. Und anders als bei den Wochenmärkten liegt die Federführung nicht etwa bei der Stadt, die das Pilot-Projekt natürlich wohlwollend begleitet, sondern vielmehr in der Hand von ProCity sowie ihren Kooperationspartnern, der AVU und der Stadtsparkasse Gevelsberg. Insbesondere für all jene Beschäftigte, die nach der täglichen Arbeit einmal in Ruhe frische Lebensmittel einkaufen möchten und zudem in entspannter Atmosphäre Kostproben aus dem Sortiment der rund 15 Anbieter genießen wollen, ist solch ein Feierabendmarkt genau das richtige. Neben wochenmarkttypischen Angeboten erwarten die Besucher Stände mit griechischen Spezialitäten, floraler Deko, Wildfleisch, Imkereiprodukten und Spirituosen. Da darf man dann auch gerne einfach mal ein Gläschen Wein verköstigen. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Unter anderem wird es bei der Fleischerei Ellinghaus, passend zur Jahreszeit, hausgemachten Grünkohl geben und die Firma Rehfeld plant eine „Feierabend-Oase“ mit Getränkestand und ausreichend Sitzmöglichkeiten zum bequemen Verzehr der im direkten Umfeld gekauften Speisen. Hinzu kommt, dass sich auch über 50 Einzelhändler, von der Fußgängerzone, entlang der gesamten Mittelstraße bis hoch zum Timpen, diesem Event angeschlossen haben und ihre Geschäfte bis 20:00 Uhr öffnen werden, damit einem gemütlichen After-Work-Shopping nichts im Wege steht. Zum Teil bieten sie sogar besondere Kundenaktionen. So lädt zum Beispiel Hof Stock alle Kinder zum Kürbisschnitzen ein und Juwelier Haarhaus stellt eine neue Schmuckkollektion vor. Atmosphärisch untermalt wird das Marktgeschehen von stilvoller Livemusik des Swingtrios „Mava Accoustic“. Ab 20:00 Uhr lohnt  sich abschließend ein Abstecher ins Bistro Papillon, wo man auf einer „After-Work-Party“ den Tag standesgemäß ausklingen lassen kann. „Uns ist es wichtig, dass wir ein entspanntes Einkaufserlebnis schaffen, ohne dabei die Stadt mit der Sperrung der Mittelstraße umkrempeln zu müssen.“, definierte ProCity-Manager Frank Manfrahs das Ziel des Feierabendmarktes. Dem fügte er hinzu, dass dies auch keinesfalls eine Konkurrenzveranstaltung zu den beiden Wochenmärkten sei. Vielmehr ist es eine Ergänzung zu den verkaufsoffenen Sonntagen. „Wir haben uns bewusst für die Fußgängerzone als Standort für solch einen Markt entschieden, da wir dadurch näher am Einzelhandel sind.“ Sollte das morgige Pilotprojekt also den gewünschten Zuspruch finden, dann stünde, laut ProCity Gevelsberg e.V., einer regelmäßigen Fortsetzung nichts im Wege.

André Sicks

 

 

Mitten in der Gesellschaft und nicht am Rande

Das ehemalige Opel-Autohaus van Eupen wird für die Flüchtlinge hergerichtet. Foto: ( c) Linde Arndt

Das ehemalige Opel-Autohaus van Eupen wird für die Flüchtlinge hergerichtet. Foto: ( c) Linde Arndt

[jpg] Es ist schwer in Deutschland in diesen Tagen. Einmal am Tage muss man europäischen Bekannten und Freunden erklären, dass die deutschen Politiker nicht von einer schweren Krankheit befallen sind. Jeden Tag werden irgendwelche Botschaften unwidersprochen von irgendwelchen Politikern in die Welt gesetzt. Das letzte Bubenstück: CDU und CSU haben sich auf eine Transitzone entlang der deutschen Grenze geeinigt. Eine europäische Entsprechung sind die „Hotspots“ in den Mittelmeerländern. Beides sind Lager in denen nach guten und schlechten Flüchtlingen selektiert werden soll. Mit hohen Zäunen versehen, die die Bewegungsfreiheit der Flüchtlinge eingrenzen. Die Lager Saatari, Qaraoun oder Öncüpinar sind nur 3 von mehreren Dutzenden Lagern für syrische Kriegsflüchtlinge, haben aber nicht den Gefangenencharakter wie die Hotspots oder die Transitlager.


[Beispiel eines Hotspots]

Denkt man diese Vorschläge, bezüglich der Transitlager, zuende, so müsste z.Bsp. Deutschland kurzfristig ein riesengroßes Terrain mit Containern, Zelten oder Baracken aufbauen um dort 1 Millionen Menschen unterzubringen, inklusiv einer Infrastruktur, wie Polizei, Gerichte, Gefängnisse, Küchen, Schulen, Lager und sonstige Einrichtungen. Das wäre ein Terrain von der Ausdehnung einer Großstadt wie Köln ( ~400km² ). Denn 2016 werden nicht weniger Flüchtlinge kommen, sondern es werden wieder 1 Millionen Flüchtlinge kommen.

Und was machen unsere Politiker, sie haben Angst und versuchen die Angst an die Bevölkerung weiter zu geben. Da geht der Bundesinnenminister her und macht die Flüchtlinge zu potenziellen Schlägern. Bayern will mit seinem Ministerpräsidenten Seehofer und seinem Adlatus Scheuer die Flüchtlinge nach Österreich zurück schicken, die Grenzen dicht machen oder vor dem Bundesverfassungsgericht (BVG) klagen. Ach ja, die Krönung ist, wenn behauptet wird, die Flüchtlinge wären durchsetzt mit Terroristen des IS. Es wird Stimmung gegen die Flüchtlinge gemacht. Das Boot ist voll, reicht einzelnen Politikern nicht mehr.

Parallel kann man beobachten wie Neonazis Aufwind bekommen und „Freude“ an der Brandstiftung entwickeln. Wenn man diese Entwicklung beobachtet, kann man unschwer Wiederholungen ausmachen. Im Ansatz wurden damals die Juden genauso behandelt, die allerdings aus Deutschland fliehen wollten.

Tatsächlich müsste aber jetzt an der Erstellung von Konzepten für die Integration gearbeitet werden und die konsequente Umsetzung daraus. Sprachkompetenz, Sprachkompetenz und nochmals Sprachkompetenz ist der Schlüssel für den Einstieg in eine gelungene Integration.

Es machte Hoffnung, als Bürgermeister Claus Jacobi während des Neujahrsempfangs 2015 die Weichen für ein weitergehendes Integrationskonzept stellte.

War dieses Konzept zu ambitioniert? Personell und finanziell war das Konzept auf ein Sponsoring angewiesen, was auf lange Sicht nicht ohne Risiko sein konnte. In der Stadtverwaltung mussten/müssen sich zwei Kräfte mit dieser Problematik befassen. Gevelsberg war mit diesem Konzept am Anfang, diese damalige Aufbruchstimmung hätte zu einer Blaupause für andere Kommunen dienen können. Denn, nach der organisierten Sprachschulung, die ja letztendlich zu einer Sprachkompetenz geführt hätte, hätte Gevelsberg weitere Module für die, sicherlich anspruchsvolle, integrative Einbindung der Flüchtlinge erarbeiten müssen. Kulturelle Unterschiede hätten begleitet werden müssen und verständlich gemacht werden. Ein großes Thema, die Religion, war noch nicht einmal angedacht worden. Hier bestimmen immer noch die Scharfmacher den Diskurs. Dabei wird der interreligiöse Dialog der abrahamischen oder Abrahams Religionen seit Jahren konstruktiv geführt.

Planung am Projekt van Eupen Foto: (c) Linde Arndt

Planung am Projekt van Eupen Foto: (c) Linde Arndt

Dann aber kam das Amtshilfeersuchen der Bezirksregierung Arnsberg an den Ennepe-Ruhr-Kreis, der Kreis möge doch bitte seine Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge überprüfen. Die Kosten für die Unterbringung würden zu 100% (Die durch Quote zugewiesenen Flüchtlinge werden nur zu 20% getragen) durch das Land NRW getragen. Ennepetal, Sprockhövel und Witten meldeten 350 Plätze, die heute, nach anfänglichen organisatorischen Schwierigkeiten, belegt sind.

Rund 4 Wochen später zog Gevelsberg nach und meldete die angemietete Immobilie Am Sinnerhoop 17, ein ehemaliges Autohaus, die durch die Stadt zum 1.Oktober angemietet wurde.

In einem mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis geführten Pressegespräch, erläuterten Bürgermeister Claus Jacobi und Michael Schäfer, Fachbereich III „Ordnung und Straßenverkehr“ des Ennepe-Ruhr-Kreises die zukünftige Nutzung und Organisation der angemieteten Immobilie.

Halle für Flüchtlingsversorgung durch den Kreis Foto: (c) Linde Arndt

Halle für Flüchtlingsversorgung durch den Kreis Foto: (c) Linde Arndt

147 Flüchtlinge werden für die Erstaufnahme das Haus belegen, 64 Flüchtlinge werden Schlafplätze als dauerhafte Notunterkunft bekommen. Daneben werden alle notwendigen Voraussetzungen der Erstaufnahme für eine zentralen stationären Einrichtung vorhanden sein. Dies geht von der medizinischen Erstuntersuchung bis zur ersten Erfassung und Registrierung der persönlichen Daten. Es soll letztendlich ein Drehkreuz (ein schreckliches Wort) für neu angekommene Flüchtlinge werden. 5-6 Wochen wird die Stadt Gevelsberg keine Zuweisungen von Flüchtlingen aus dem Quotensystem des Landes NRW bekommen. Die auf die im Kreis befindlichen Flüchtlings-Einrichtungen zukommenden gesetzlichen Änderungen, die sich schon in der Abstimmungsphase befinden, wurden organisatorisch noch nicht berücksichtigt. Es fehlt nur noch die Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt. Allerdings befindet die Gesundheitskarte, die auf der Ministerpräsidentenkonferenz im Kanzleramt beschlossen wurde, sich schon als Vorlage im Rat der Stadt Gevelsberg wieder. Die Gesundheitskarte ist eine freiwillige Leistung, wobei die Kommune medizinische Kosten, als Pflichtaufgabe ausgleichen muss. Es gibt aber starke Einschränkungen der medizinischen Leistungen durch die Kommunen.

Für die Immobilie wird nach Bezug durch die Flüchtlinge ein Sicherheitsdienst im 24/7 Schichtbetrieb beauftragt. Die Flüchtlinge werden nur kurzfristig, so der Gedanke, in der Immobilie verbleiben um sodann auf die Kommunen in NRW verteilt zu werden. Die bis Mitte November geplanten Gesetzesänderungen, wonach den Einrichtungen die Flüchtlinge 6 Monate erhalten bleiben und das hier die Registrierung für das BAMF erfolgen soll, wurden noch nicht berücksichtigt.

In den Erstaufnahmeeinrichtungen könnte auch die angestrebte Selektion erfolgen, wonach nur die Flüchtlinge mit einer 75%igen Aufnahme-Wahrscheinlichkeit im Lager verbleiben dürfen. Es ist fürchterlich hier organisatorisch weiter zu denken.

Für den Kreis soll diese Immobilie die zentrale Anlauf- und Schaltstelle sein. Die ankommenden Flüchtlinge die durch Arnsberg dem EN-Kreis zugewiesen werden, sollen „ Am Sinnerhoop 17“ die Erstaufnahme durchlaufen um dann den Städten des EN-Kreises zugewiesen zu werden.

Der Druck durch den Bund auf die Länder und Kommunen für die Unterbringung der Flüchtlinge wird kurzfristig nicht geringer. In Brüssel konnte man am Donnerstag dem 15. Oktober keine Einigung über eine permanente Verteilung der Flüchtlinge auf die 28 EU Staaten erreichen. Das Rats Consilium brach seine Sitzung schon nach einem Tag ab. Es bleibt also bei den einmalig 160.000 Flüchtlingen die verteilt werden sollen. Geeinigt hat man sich aber hinsichtlich der Hotspots in Griechenland und Italien und mit der Aufnahme von Verhandlungen mit der Türkei.

Zurück zu Gevelsberg. Was fehlt ist eine Vorzeigestadt die den Flüchtlingen aber auch der Gastkommune einen weitergehenden und begehbaren Weg der Integration zeigt. Man sollte weg von diesem, meiner Meinung nach, hysterischen Aktionismus kommen und die Wege der Integration ruhig und geordnet gehen. Man sollte nicht bei jeden Aufschrei zusammenzucken und sich dann wegducken. Und man sollte sich nicht in seinen personellen und finanziellen Möglichkeiten verzetteln. Der Bund hat mit den Ländern die finanziellen Eckdaten für die Flüchtlingshilfe verabschiedet. Da die Finanzhilfen des Bundes über die Länder an die Kommunen verteilt werden, muss man nun warten wie viel in Gevelsberg ankommt.

Nicht vergessen sollten wir, „ Am Sinnerhoop 17“ in Gevelsberg liegt in einem Gewerbegebiet. Hier fehlt die komplette Infrastruktur um am kulturellen und wirtschaftlichen Leben der Gastgeber teilzunehmen. Die Flüchtlinge sind hier „abgeschoben“, Besuch können und dürfen und sollen die Flüchtlinge, außer den registrierten ehrenamtlichen Helfern, nicht empfangen.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik