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Projekt „Vision 100“ dankt in einer Abschlussfeier in Gevelsberg allen Beteiligten

Foto: © 2016 Staatskanzlei NRW / Collage: Linde Arndt

Foto: © 2016 Staatskanzlei NRW / Collage: Linde Arndt

[jpg] Menschlichkeit ist eigentlich etwas einfaches, sie ist in der DNA eines jeden Menschen vorhanden. Zu dieser Menschlichkeit gehört es, sich für die schwächeren Mitmenschen einzusetzen. Mit dem Projekt „Vision 100“ vom 27. November 2016 hat das Netzwerk „KulturgartenNRW“ diesem mitmenschlichen Anspruch entsprochen, indem es das Gevelsberger ökumenische Hospiz Emmaus materiell unterstützte. Primäres Ziel war, Kindern, die mit einer lebensverkürzenden Krankheit leben, mehr oder eine bessere Lebensqualität zukommen zu lassen.

Etwas Statistik

134 Menschen haben dieses Projekt unterstützt, wovon 76 regionale Künstler die Hauptlast trugen, indem sie dem Projekt „Vision 100“ 104 ihrer Kunstwerke mit einem Gesamtmarktwert von 29.523,– Euro unentgeltlich zur Versteigerung überließen.

25 Unterstützer stellten Waren und Leistungen unentgeltlich zur Verfügung, 4 Spender unterstützen dieses Projekt mit ihren Spenden. Das Projekt „Vision 100“ war aber auch ein Impuls für mehrere Initiativen um dem Gevelsberger ökumenischen Hospiz Emmaus weitere Unterstützung zu kommen zu lassen. In Ennepetal sammelte eine Einzelhändlerin während eines organisierten Weihnachtsmarktes rund 1.100,– Euro. Und so ist denn heute schon absehbar, dass „Rock for Children“ mit der Band „Proscription“ in der Schule „Alte Geer“ am 14.1.17 zugunsten des ambulanten Hospiz ein Rockkonzert abhält, dessen Erlös dem Hospiz zugute kommt.

Und zu guter Letzt, gab es 27 Helfer die körperlich anpackten, die transportierten, zusammen bauten, montierten oder sonstige Hilfestellungen leisteten. Unterm Strich gab es 134 Helfer oder Unterstützer die dem Projekt „Vision 100“ zur Seite standen. Logistisch mussten sowohl Lieferwagen als auch PKW´s Transporte erledigen. Drei Lagerstätten wurden unendgeltlich zur Verfügung gestellt. Und das alles ohne einen Cent dafür zu verlangen.

Und nicht zu vergessen die Bandmitglieder der „Fighting Spirits“ die einen wunderbaren musikalischen Rahmen am 27.November 2016 abgaben und die Anwesenden bewegten.

Die Fighting Spirits Foto: Trey Pics

Die Fighting Spirits Foto: Trey Pics

 

Die Veranstaltung am 27. November 2016

Es war eine schwierige Veranstaltung, denn am Vortage und morgens meldeten sich 8 Helfer telefonisch krank, gleichzeitig musste die Organisation zeitlich total umgeschmissen werden. Wenn uns die Ennepetaler Bürgermeisterin Heymann nicht zur Seite gesprungen wäre, hätte es eng werden können. Danke dafür. Es ging um eine Stunde, die nach hinten verlegt werden musste. Gottseidank waren die Fighting Spirits da, die die größten Hürden grandios umschifften.

Als die Auktion vorbei war, hatte der Hagener Regisseur Werner Hahn mit seiner charmanten Art der Versteigerung 6.500,– Euro ersteigert. Der Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld Bodo Bongen mit seinem Vorstandskollegen Uwe Volkmer stockten spontan die erlöste Summe auf 7.000,– Euro auf. Es war ein überwältigender Erfolg, der allein schon durch die anwesenden Personen dargestellt wurden. Eine gut aufgelegte Landtagspräsidentin Carina Gödecke, eine Bürgermeisterin Imke Heymann, ein Regisseur Werner Hahn, ein Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld Bodo Bongen und die Band Fighting Spirits, machten der Veranstaltung alle Ehre. Aufmerksamkeit für die Hospizarbeit, die war ja wohl gewährleistet. Damit war eine der Zielvorgaben erfüllt.

v.l. Linde Arndt und Michaela Pesenacker Foto: Wolfgang Vogel

v.l. Linde Arndt und Michaela Pesenacker
Foto: Wolfgang Vogel

Bis zum 12. Dezember 2016, dem vereinbarten Tag der Abrechnung hatte sich dann die erlöste Summe auf sage und schreibe 10.557,13 Euro noch erhöht. Die 13 Cent waren aus einer Spendensammlung die das Team um den Friseursalon Stephan Schneider gesammelt hatte. Spontan hatten sich die Friseurinnen zu dieser Spendenaktion entschlossen als sie von dem Projekt „Vision 100“ hörten.

Danke, Tag der Abrechnung am 12.Dezember 2016

Im Vorfeld hatte sich Linde Arndt mit ihren Mitstreitern entschlossen nicht nur den pressewirksamen Scheck zu überreichen, nein, es sollte ein ganz persönliches Dankeschön im Namen der betreuten oder zu betreuenden Kinder werden.

Für jede Gruppe sollte eine Person geladen werden, die die Gruppe vertreten sollte. Die Räumlichkeiten sollte das Gevelsberger Hospiz für diese, sicherlich ungewöhnliche Aktion, stellen.

24 Personen plus die Presse waren geladen um einmal der Scheckübergabe beizuwohnen und zum anderen das Danke für die geleistete Hilfe im Zusammenhang mit der Auktion mit zu erleben.

Herr Gerhardt begrüßte die anwesenden Gäste und machte nochmals deutlich, wie dankbar das Netzwerk „KulturgartenNRW“ ist, mit seinem Projekt „Vision 100“ eine derartige Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität ausgelöst zu haben. Linde Arndt hat einen Impuls ausgelöst, der viele erreichte, trotz unserer Schnelllebigkeit und einer überhitzten Zeit. Es ging nur um die Hilfe für unheilbar kranke Kinder und deren Lebensqualität und um keine persönlichen Eitelkeiten.

Der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi ließ es sich, trotz übervollem Terminkalender, nicht nehmen die Keynote vorzutragen. So betonte er denn auch, dass ihm die Arbeit der Gevelsberger Hospizstation sehr am Herzen liegt und mit Stolz erfülle.

Danach bekamen die anwesenden Gäste von einer der beiden Leiterinnen des ökumenischen Hospiz EMMAUS Frau Michaela Pesenacker und dem Moderator Herrn Gerhardt jeweils ein paar passende Dankesworte übermittelt. Linde Arndt übergab dann als Dank stellvertretend für die Kinder eine Rose; denn die Kinder sollten der Mittelpunkt sein.

Die Unterstützer der "VISION 100" erhielten eine weisse Rose als Zeichen des Dankes Fot: (c) Wolfgang Vogel

Die Unterstützer der „VISION 100“ erhielten eine weisse Rose als Zeichen des Dankes Foto: (c) Wolfgang Vogel

So bekam die anwesende Bürgermeisterin Imke Heymann folgende Dankesworte:

Das einer Bürgermeisterin Dank gebührt ist offenbar in Vergessenheit geraten.

Sie liebe Frau Heymann haben sich von Anfang an für das Projekt „Vision 100“ nicht nur interessiert, sondern sie haben es auch noch unterstützend begleitet. Sie waren aber auch Mutmacherin, wenn es mal hakte und am Tage der Veranstaltung reihten sie sich in die Reihe der Helfer ein, als sie sahen wie personelle Engpässe auf die Veranstaltung Einfluss nehmen konnten. Sie wussten die prominenten Gäste hervorragend zu begrüßen und damit die Veranstaltung als auch ihre Stadt in positivem Lichte erscheinen zu lassen.

Danke dafür, es war schön sie als Begleiterin der Veranstaltung zu haben.

Und Suna Belek die stellvertretend für alle Helfer stand:

Ein herzliches Dankeschön an Suna Belek, die vollkommen selbstlos mit ihrer ganzen Firma und Familie, selbst in schwierigen Situationen, Hilfe bieten konnte. Sie war immer an unserer Seite und sah manchmal Dinge die noch nicht sichtbar waren. Mit ihrem Mann Taylan war sie ein zuverlässiger Begleiter, immer ansprechbar, freundlich und reaktionsschnell mit einem profunden handwerklichem Können, waren sie da.

Danke nicht nur dafür, sondern auch für ein aufmunterndes Lächeln, wenn es manchmal drunter und drüber ging. Danke.

Oder Diana Marie, die für die 76 Künstler den Dank entgegen nahm:

Danke Diana Marie. Sie steht für die 76 Künstler für die sie auch ansprechbar war und unermüdlich den Hospizgedanken in den Vordergrund stellte. Auch spendete sie nicht nur ihre Kunstwerke, sondern wusste sich auch finanziell einzubringen. Sie war aber auch Ansprechpartnerin wenn es galt Probleme zu lösen. Danke für die zupackende burschikose Art, die immer wieder eine Stärkung war. Danke.

Für alle Anwesenden wurde ein passendes Dankeswort gefunden, die die Anwesenden doch berührten.

Ein Dankeschön an die Ehrenämtler Foto: Wolfgang Vogel

Ein Dankeschön an die Ehrenämtler Foto: Wolfgang Vogel

Persepktivisches

Linde Arndt die vorher schon das Resümee gesprochen hatte, gab dann auch bekannt, dass es nach diesen beiden guten und erfolgreichen Aktionen Zeit für die Gründung eines Netzwerkes „KulturgartenNRW“ wäre, welches nachhaltig in der Kultur tätig sein sollte. Das Netzwerk „KulturgartenNRW“ sollte dann in die Rechtsform eines Vereins überführt werden um sodann die Gemeinnützigkeit nach §52 Abs.2 Nr.5 i.V. mit Nr. 25 AO zu beantragen.

Das die Förderung der Kultur eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, ist im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Disput über eine deutsche Leitkultur im Angesicht leerer Kassen als unabdingbar anzusehen. „KulturgartenNRW“ wird der Container sein, der die vielfältigen Möglichkeiten der Kultur transportieren wird. Über 100 Millionen Euro hat denn alleine das Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für weitere Aktionen dieser Art für 2017 bereitgestellt. An diese Gelder heranzukommen, bedeutet eine andere Organisation aufzubauen.

Linde Arndt sucht denn auch die unterschiedlichsten Menschen die kulturell als interessiert anzusehen sind. Hierbei soll die gesamte Breite von Kultur, wenn möglich, abgebildet werden.

Epilog

Michael Lindermann (Vorstandsvorsitzender der Städtischen Sparkasse zu Schwelm) erhöht spontan mit seinem Vorstandsmitglied Johannes Schulz den Spendenbetrag auf 12000 Euro Foto: Wolfgang Vogel

Michael Lindermann und Johannes Schulz erhöhen spontan den Spendenbetrag auf 12000 Euro Foto: Wolfgang Vogel

Als die Dankesworte die jedem zuteil wurden und die von Linde Arndt bekanntgegebene Gründung eines Kulturvereins erfolgt war, wäre man für ein oder zwei Worte sicher zusammen gestanden. Der Vorsitzende des Vorstandes der Städtischen Sparkasse zu Schwelm, Michael Lindermann und sein Kollege im Vorstand Johannes Schulz,  erklärten sich dann spontan zu einer Aufstockung des Erlöses von 10.557,13 Euro auf

12.000,– Euro

bereit. Und die anwesende Bürgermeisterin Grollmann lud die anwesenden ehrenamtliche Begleiter zu einer Veranstaltung der Klinikclowns nach Köln ein. Dieser Erfolg für die Kinder und durch die Künstler ist eine wunderbare Sache. Was für ein Erfolg auf allen Ebenen.

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  Drei Ziele wurden von „KulturgartenNRW“ im Zusammenhang mit dem Projekt „Vision 100“ definiert, zwei Ziele wurden erreicht.

    1. Die angedachte Summe von 10.000,– Euro wurde erreicht und um mehr als 20% überschritten.
    2. Die Publizität oder die Bekanntheit des Ökumenisches Hospiz Emmaus e.V., Gevelsberg zu erhöhen.
    3. Den Hospiz- und Palliativgedanken alternativ zur Sterbehilfe und Euthanasie als eine zutiefst menschenwürdige Art der menschlichen                      Zuwendung in die Gesellschaft zu tragen ist uns kaum gelungen. Dazu waren wir personell und zeitlich überfordert. Schade drum.    

Eindrucksvoll wurde durch dieses Projekt das bürgerschaftliche Engagement unterschiedlichster Akteure gezeigt, die damit denen widersprachen, die immer wieder Eigeninitiative der gesellschaftlichen Gruppen anmahnten und anmahnen.
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Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik und KulturgartenNRW aus Gevelsberg und Ennepetal

Tag des Ehrenamtes, eine mäßige Danksagungs-Nummer?

  [jpg] Das Ehrenamt hat eine ureigene Geschichte. Die alten Griechen nannten in ihrer Polis einen Menschen der nur seinen Geschäften nach ging und sich gesellschaftlich nicht betätigte einen Idioten ( ἰδιώτης = idiótes). Im Umkehrschluss war derjenige der ein Ehrenamt bekleidete kein Idiótes. Später sahen die Christen im Dienst an dem Nächsten, übrigens ohne Dank, erbrachte Leistung als eines der höchsten Ziele des christlichen Daseins. Das Paradies nach dem Leben war einem dabei fast sicher.

In der neueren Zeit schien durch den sich steigernden Egoismus dieser Dienst in den Hintergrund getreten zu sein. Der Staat teilte seiner Gesellschaft nur die Rolle der Produzenten und Konsumenten zu.

Der freie Rest, also die Freizeit, der leistungsorientierten Lebensspanne diente der Regeneration. Der Staat versprach darüber hinaus seinen Gesellschaftsmitgliedern (Wählern + Leistungserbringern) alles für sie zu tun damit sie nicht an der Leistungserbringung gehindert würden. Das änderte sich schleichend als der Staat 1982 anfing eine gewaltige Umverteilungspolitik  in Gang setzte. War die Gerechtigkeitsschere, also die Öffnung der Schere zwischen arm und reich, 1982 in einem für alle tragbaren Bereich, so veränderte sich dies zunehmend als die Einkommen allmählich von unten nach oben befördert wurden. Dies blieb natürlich nicht ohne Folgen. Denn der Staat hatte auf gewaltige Steuereinnahmen zu Gunsten der oberen Schichten vezichtet, konservative Berechnungen sprechen von 300 Mrd. Euro. Und diese Schere öffnet sich immer mehr, auch heute noch. Wurden diese nun fehlenden Summen an Steure Einnahmen erst mit Krediten aufgefangen, so wurde dieser Weg jedoch durch die immensen Zinszahlungen immer mehr verbaut. Es mussten Einschnitte in die sogenannten freiwilligen Leistungen, sprich, Leistungen die nicht gesetzlich einklagbar sind, vorgenommen werden.

   
          

Heute spricht man jedoch schon von der Aufgabe der freiwilligen Leistungen durch den Staat. Ein Testballon erst einmal, um zu testen inwieweit keine sozialen Unruhen entstehen könnten. Welches sind die freiwilligen Leistungen? Nun, im Grunde befinden sich diese Leistungen in allen Bereichen der Politik. Die Jugend- und Kulturpolitik könnte beispielsweise ganz vom Staat aufgegeben werden. Teilweise bemerken wir wie Jugendliche wieder auf der Straße rum lungern, Jugendclubs geschlossen wurden, Theater und Opernhäuser vor der Schließung stehen oder schon geschlossen sind. Wir bemerken wie Ensembles nicht mehr die Kleinstädte versorgen können oder Kleinstädte die Zuschüsse für Kulturtreibende nicht mehr zahlen können. Auch sind viele soziale Leistungen freiwillig und könnten je nach Kassenlage eingestellt werden. Als wir dieses zum ersten Mal thematisierten ( http://en-mosaik.de/?p=4043 ), konnten wir die Dimensionen nicht erahnen, mit denen das Ehrenamt nun angegangen wird.

Und jetzt kommt das Ehrenamt wieder ins Spiel; denn Politik verspürt die sozialen Unruhen, die das System nicht gebrauchen kann. Der Deckel muss unbedingt auf dem Topf gehalten werden. Den Startschuss gab das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (bmfsfj) mit seiner damaligen Ministerin Ursula Gertrud von der Leyen (CDU) mit der Initiative "Miteinander – Füreinander" 2007. Ab da sprach man von „sozialem Dienst“, Zivildienst, Zivilengagement, von der Leyen O-Ton "Immer mehr Menschen erkennen: Sich für andere einzusetzen, tut gut". Ab sofort hatte man die selbstlose Nächstenliebe fest im Blick. Die Wehrpflicht wurde abgeschafft, womit der Zivildienst entfiel. Damit wurden tausende Stellen frei, die vorher mittels Ersatzdienst finanziert wurden. Es musste dringendst Ersatz beschafft werden. Jetzt liefen Optimisten durch die Lande um die neue Gesellschaft auszurufen und riefen die Bürgergesellschaft aus. Alt und jung sollten sich zusammen setzen und voneinander lernen. Da sollte Oma und Opa kostenlos fremden Rackern helfen die Schule zu bewältigen. Ausländer trafen sich mit Inländern um kostenfreie Sprachkurse abzuhalten. Fremdenfeindlichkeit wurde mittels kostenfreier Konzepte und Helfern bekämpft. Aber nicht nur das, vielmehr wurden auch qualifizierte Pflegeberufe durch in Schnellkursen ausgebildete Ehrenämtler ersetzt. Ein Programm oder Projekt nach dem anderen wurde aus der Taufe gehoben. Eines dieser Projekte ist das Mehrgenerationenhaus, welches zuerst (2006) in Niedersachsen initiiert wurde und sodann auf Bundesebene bis heute weiterverfolgt wird. Und was man nicht bemerkte, es tauchten scharenweise Menschen in der Gesellschaft auf die ihre Mitmenschen unter moralischen Druck setzten, und das gegen Lohn in Hilfsorganisationen und Ämtern. Ein Problem blieb, dass alles musste auch in der Wirtschaft eingebunden werden. Flugs sagten die Unternehmen die Einbindung des „Ehrenamtes“ in die Personal- und Organisationspolitik zu. Darüber hinaus wurde eine Verbindung zu den Zentren der Corporate Citizenship ("Gesellschaftliches Engagement von Unternehmen")  hergestellt und abgesichert. Es war nun alles gerichtet. Und zwar für eine große Offensive der Selbstausbeutung mittels eines neu geschaffenen Ehrenamtes.

Ein weiteres Problem tat sich auf – die Wertschätzung dieser nicht unerheblichen und unentgeltlichen Aufwendungen in der Gesellschaft. Was sagt man einem „Kumpel“ der am Samstag gerne zu seinem Fußballverein pilgert, während man selber einem Sterbenden in einem Hospiz zur Seite steht. Tut gut? Ich denke man wird im Laufe von Monaten und Jahren kaum einen Menschen finden der mit einem um die Häuser zieht. Der Kumpel wird sich also kopfschüttelnd abwenden. Und die Gesellschaft? Auch die Gesellschaft steht dieser Tätigkeit ziemlich widersprüchlich gegenüber. Denn die Gesellschaft liebt die MacherInnen, die ihr Ego raus hängen lassen. Da kam die Gesellschaft auf die Idee einen Ehrenamtstag einzuführen. An diesem Tage wollte man den Ehrenamtsmenschen seinen Dank rüberbringen, für all die im  Jahr erbrachten Leistungen die ohne Lohn erbracht wurden.  

 In einer Kleinstadt wie Ennepetal können da mal so an die 2 – 3 Millionen zusammenkommen, die die Kommune so erspart hat. Und da wundert es einen doch wie diese Kommune diesen Dank erbringt, indem Ennepetal eine Wertmarke für eine Bratwurst ( Einkaufspreis  ca. –,80 Euro ) und eine Wertmarke für ein Getränk (Einkaufspreis ca. –, 30 Euro ) an seine Ehrenämtler heraus gibt. Die zweite Bratwurst musste übrigens mit 2,20 Euro selber bezahlt werden. Aber es gab ja noch eine Bühne mit  Musik. Und diese Bühne nutzte Wilhelm Wiggenhagen um ein kurzes Dankeschön abzuliefern. Offensichtlich haben einige Ehrenämtler nicht so die rechte Lust verspürt diesem niveaulosen Treiben noch mit ihrer Anwesenheit die Würze zu geben. Was mich so stört ist dieses „billige“ Dankeschön, wo doch die Ehrenämtler die Leistung erbringen die der Staat gemäss Grundgesetz erbringen müsste und zwar in Millionenhöhe.

Artikel 20,1: “Die Bundesrepublik ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.” , daraus folgt: Das Sozialstaatsprinzip (bzw. -postulat) umfasst die normativ festgelegte, nicht aufhebbare Kennzeichnung der Staatsform der Bundesrepublik Deutschland als “sozial”.

„Die unsichtbare Hand des Marktes“ eines Adam Smith sollte durch dieses Sozialstaatsprinzip in eine „sichtbare Hand des Staates“ eingetauscht werden. Wenn wir nicht aufpassen werden unsere Steuergelder nur noch für die Personalkosten der Verwaltung draufgehen, weil die Politik sich unter das Primat der Wirtschaft stellt. Hier in Ennepetal haben wir die geringsten Gewerbesteuern. Aber schauen wir uns unsere Kinderspielplätze an, unsere Straßen, ja unsere Bürgersteige, unsere öffentlichen Gebäude ( Haus Ennepetal bröckelt so vor sich hin ) oder unsere Stadtteile – überall nur Ödnis und Tristesse. Und jetzt kommen die modernen SelbstausbeuterInnen dazu, die man mit einer Wurst und einer Cola in Höhe von 1,10 Euro abspeist und damit die von ihnen erbrachten Leistungen in den Schmutz zieht. Das war würdelos gegenüber dem Ehrenamt. Das hätte man sicher anders machen können. Aber Niveau war ja noch nie die Stärke der Kommune Ennepetal.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

[Collage Ehrenamt © Linde Arndt]

 

„Ohne Heidi Pamp wäre Hattingen ärmer“

(pen) „Ehrenamtlich Engagierte sind Vorbilder in Sachen Menschlichkeit und Miteinander. Eines von ihnen ist Heidi Pamp, die etwas für die Schwachen in unserer Gesellschaft bewegt hat. Sie setzt sich für die Menschen ein, denen das Schicksal nicht so wohl gesonnen ist, die kein lautstarkes Sprachrohr haben. Ohne Heide Pamp und ihren vielfältigen Einsatz für andere wäre Hattingen deutlich ärmer.“ Mit diesen Worten übergab Landrat Dr. Arnim Brux die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an die 67-jährige.

         
  Heidi, Reinhard und Simone Pamp mit Hattingens Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch und
Landrat Dr. Arnim Brux/     Foto: UvK/Ennepe-Ruhr-Kreis
 

Seit mehr als 20 Jahren ist Pamp eine feste Größe in der SPD und im Rat der Stadt. 1987 trat sie in die Partei ein, seit 1998 ist die Vorsitzende des Ortsverbandes Niederwenigern, viele Hattinger kennen sie aus ihren Amtszeiten als zweite bzw. erste stellvertretenden Bürgermeisterin zwischen 1999 und 2009. „Nach ersten Erfahrungen als sachkundige Bürgerin waren sie von 1989 bis 2009 Mitglied des Rates und arbeiteten in nahezu allen Gremien mit“, blickte Brux zurück. Schwerpunkte setzt Pamp im Sozial- und Gesundheitsauschuss, wo ihr Sachverstand als sachkundige Bürgerin bis heute gefragt ist.

„So eng der Name Pamp mit der Hattinger Kommunalpolitik verbunden ist, so eng ist er auch mit Niederwenigern verbunden“, machte der Landrat deutlich, wo die Geehrte ihre Wurzeln hat. Dort fand sie in der Frauenhilfe der evangelischen Kirchengemeinde 1970 auch den Einstieg ins Ehrenamt. „Sie besucht ältere und bedürftige Gemeindemitglieder, gestaltet Frauenkreisnachmittage und hilft bei Veranstaltungen. Egal, um was es sich handelt, sie hat stets ein offenes Ohr und ist dank ihrer vielfältigen Kompetenzen auch in der Lage zu helfen“, würdigte Brux in seiner Laudatio.

Als weiteres Beispiel für das Engagement direkt vor ihrer Haustür erwähnte er den runden Tisch Kultur Niederwenigern. Diese wurde 2006 von Pamp initiiert, sie gilt als Ideengeberin und Motor und leitet die Gruppe, die Ausstellungen und Konzerte organisiert. „Die Ergebnisse sind auf zwei bis drei Konzerten pro Jahr hörbar und auf zahlreichen Ausstellungen sichtbar. Insgesamt hat der runde Tisch das ´Wir-Gefühl´ des Stadtteils sowie seine Lebensqualität gestärkt, den generationenübergreifenden Dialog gefördert und Neubürgern die Integration erleichtert“, so Brux.

Auch wenn Pamp in Niederwenigern zu Hause ist, vernachlässigt sie nicht den Blick über den Tellerrand. Dies unterstreicht zum einen die Zusammenarbeit des runden Tisches mit dem Kultur- und Bürgerverein Niederbonsfeld und dem Heimat- und Bürgerverein Essen-Burgaltendorf. Zum anderen der Einsatz für den Verein „Hilfe für notleidende Kinder e.V.“, wo sie von 1993 bis 1998 stellvertretende Vorsitzende war und sich um Sachspenden für Tschernobyl-geschädigte Kinder kümmert. „Und auch für die wichtige Aufgabe als Schöffin am Amtsgericht Hattingen fand Pamp von 1993 bis 2000 noch Zeit“, schloss Brux seine Rede.

Stichwort Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

Der Verdienstorden ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Er wird an Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen sowie für Verdienste aus dem sozialen, karitativen und mitmenschlichen Bereich verliehen. Seit seiner Stiftung durch Bundespräsident Theodor Heuss 1951 wurden etwa 240.000 Menschen auf diese Weise für ihre Leistungen gewürdigt. Der Orden verfügt über acht verschiedene Stufen. Als Erstauszeichnung wird im Allgemeinen die Verdienstmedaille oder das Verdienstkreuz am Bande verliehen.

Jeder kann die Verleihung des Verdienstordens an einen anderen anregen. Das Schreiben ist formlos an die Staatskanzlei des Bundeslandes zu richten, in dem der Vorgeschlagene wohnt. Die Anregung sollte neben Namen und Anschrift des möglichen Ordensempfängers auch Art und Umfang der Verdienste darstellen und Personen oder Organisationen nennen, die zu dem Vorschlag Stellung nehmen können. Übrigens: Wer seine eigene Auszeichnung anregt, kann nicht mit einer Verleihung des Verdienstordens rechnen.

 

Gutes tun, wo es mir gefällt Erfolgreiche Servicestelle Ehrenamt bei der Stadt Schwelm

Von der Pressestelle der Stadt Schwelm erhalten wir folgende Information:

 

Seit dem Herbst vergangenen Jahres gibt es bei der Stadtverwaltung Schwelm die Servicestelle Ehrenamt. Bürger, die ihre Tatkraft gerne in den Dienst einer guten Sache stellen möchten, können sich hier melden und beraten lassen. Die Servicestelle kennt alle Einrichtungen, in denen man ehernamtlich wirken kann und kann aufgrund dieses Netzwerkes interessierte Menschen dorthin vermitteln, wo sie sich am richtigen Platz fühlen.

                   

Seit März 2010 sind Christine Flieger und Anke Grundmann in der Servicestelle tätig, werben für das Ehrenamt und seine Vermittlung und machen dabei viele positive Erfahrungen.

So haben sie einen pensionierten Lehrer, der sein Wissen gerne an die Jugend weitergeben wollte, mit einer Schwelmer Schule zusammengebracht, in der der Pädagoge nun ehrenamtlich Schülern bei den Hausaufgaben hilft.

Ebenso freuen sich Anke Grundmann und Christine Flieger über eine Bürgerin, die Sinnvolles tun wollte und die dank der Vermittlung der Servicestelle jetzt mit Freude für den Trägerverein des Schwelmebades arbeitet.

Christine Flieger hat die Servicestelle u.a. bei den Schülern der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule vorgestellt. Umgehend meldete sich im Rathaus einer der Schüler, der Tiere liebt. Nach ein paar Anrufen stand fest: Der junge Mann würde zweimal in der Woche im Tierheim helfen. In der Folge haben mehrere Mitschülerinnen das Büro der Servicestelle aufgesucht, um auch Gutes zu tun. "Jugendliche", so C. Flieger, "sollten wissen, dass ihre ehrenamtliche Tätigkeit, die viel über ihr Sozialverhalten aussagt, auch im Zeugnis vermerkt wird."

Auch ihre Kollegin Anke Grundmann schätzt die guten Gespräche mit den Bürgern und Einrichtungen. So macht sie sich u.a. dafür stark, dass z.B. der Hundebesuchsdienst, der schon in mehreren Seniorenheimen erfolgreich durchgeführt wird, ausgeweitet wird. Bekanntlich tut es vielen älteren Menschen gut, Berührung mit einem Hund zu haben, sein Fall zu streicheln und seine Körperwärme zu spüren Zur Zeit klärt A. Grundmann für einen Herrn aus Wuppertal, der gerne mit seinem Hund diesen Dienst aufnehmen möchte, die Bedingungen.

Einige Bürger, wissen schon genau, auf welchem Gebiet sie aktiv werden möchten; andere loten im Gespräch mit der Servicestelle erst einmal aus, ob sie lieber mit Kindern oder mit Senioren zusammen sein möchten, ob sie vielleicht etwas für den Sport oder die Natur tun möchten u.v.m. Das Feld ist weit. Mit jedem interessierten Bürger wird ein Tätigkeitsprofil erstellt.

Außerdem hat das Duo Flieger/Grundmann auf der Internetseite der Stadt Schwelm unter ( http://www.schwelm.de/Servicestelle-Ehrenamt.612.0.html) wichtige Informationen rund ums Thema Ehrenamt (z.B. Versicherungsschutz, steuerliche Vorteile, Landesnachweis NRW, u.v.m.) und dringend zu besetzende Ehrenämter in unserer Stadt ins Netz gestellt.

Die beiden Frauen aus der Servicestelle Ehrenamt reizt an ihrer Tätigkeit der Kontakt zu den verschiedenen Menschen und Einrichtungen. Christine Flieger kennt das Ehrenamt aus eigenem Erleben; so wurde sie Mitglied der Schwelmer Selbsthilfe-Gruppe Multiple-Sklerose, als ihre Mutter an MS erkrankte. Und Anke Grundmann ist jedes Mal dankbar berührt, wenn sie tatkräftige und hilfsbereite junge Zivildienstleistende sieht, die auch ihren Vater in einer Klinik "wundervoll betreuen".

Beide Frauen betonen, wie wichtig das Ehrenamt auch künftig sein wird. "Denn bei immer weniger Nachwuchs werden viele Menschen noch mehr Ehrenämter übernehmen". Sie bedauern, dass heutzutage die Leistungserwartungen schon an Schüler und Auszubildende so hoch ist, dass vielen gutmeinenden Kindern und jungen Menschen schlicht kaum noch Zeit für private Freuden, geschweige denn ein Ehrenamt bleibt.

Häufig erfahren sie in den Beratungsgesprächen, dass Menschen eine Veränderung ihres Lebenslaufes zum Anlass für ein Ehrenamt nehmen. Veränderungen des Lebenslaufes sind auch den beiden Frauen aus der Servicestelle nicht fremd. Beide haben wie Millionen anderer eine gute Ausbildung absolviert, in ihren Berufen gearbeitet und haben erfahren müssen, wie schnell die bürgerliche Sicherheit verloren gehen kann.

Christine Flieger ist gelernte Erzieherin und Reisekauffrau. Weil Bürger ihre Reisen zunehmend im Internet buchen, verlor sie ihre Arbeitsstelle. Anke Grundmann war als gelernte Fotokauffrau in ihrem Element. Die Entwicklung der digitalen Fotografie hat sie um ihre Arbeitsstelle gebracht. Gegen die Arbeitslosigkeit hat sie sich gestemmt, indem sie noch eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolvierte. Mit dem Bezug von Leistungen nach dem Hartz IV-Gesetz mögen sich beide nicht abfinden.

Die Arbeit im Rathaus verschafft beiden Frauen ein geringes Salär und gibt ihnen die Möglichkeit, ihre große Berufserfahrung, ihre tiefe Menschenkenntnis und ihre soziale Zugewandtheit zum Nutzen vieler Bürger einzusetzen. Mit Tatkraft und Herz haben sie die von Bürgermeister Jochen Stobbe gewünschte und von ihrer Vorgängerin Christina Düster begründete "Servicestelle Ehrenamt" etabliert und zu einem Stadtgespräch gemacht.

Sollte die Servicestelle Ehrenamt ab Herbst von Nachfolger/innen fortgeführt werden, weil die Verträge mit den beiden kompetenten Frauen leider nur eine begrenzte Zeit laufen dürfen, so kann man eines sicher sagen: Christine Flieger und Anke Grundmann haben sich schon jetzt durch ihre Arbeit für jeden Arbeitgeber wärmstens empfohlen, der wirklich beeindruckende Mitarbeiterinnen sucht.


Servicestelle Ehrenamt – kurzgefasst
Die Servicestelle Ehrenamt dient den Schwelmer Bürgerinnen und Bürgern jeden Alters als Beratungs- und Vermittlungsstelle, um ihre individuellen Fähigkeiten für Menschen, Tiere oder die Umwelt einzusetzen. Innerhalb dieser generationenübergreifenden Freiwilligenarbeit können sie sich und ihre Persönlichkeit einbringen, kreative Kontakte knüpfen und neue Eindrücke gewinnen. Der zwischenmenschliche Wert der ehrenamtlichen Arbeit lässt sich nicht ermessen. Solidarität und Gemeinsinn sind die Werte, die das Projekt Servicestelle Ehrenamt tragen, und die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme durch den Einzelnen wird die Gemeinschaft stärken. Machen Sie mit! Gemeinsam werden wir die Lebensqualität in unserer Stadt verbessern.

Schwelmer Bürger
Die Servicestelle Ehrenamt berät und vermittelt freiwillige helfende Hände an jene, die sie dringend brauchen. Und die, die Hilfe brauchen, hoffen wir trotz eventueller Hemmschwellen zu einem Kontakt mit der Servicestelle bewegen zu können. Jeder Mensch kann unvermittelt in die Situation geraten, kurz- oder langfristig auf Hilfe angewiesen zu sein. Gut, wenn dann unkompliziert motivierte, zuverlässige Hilfe gegeben wird.

Organisationen in Schwelm
Egal ob Organisation, Verein, Schule, Kindergarten oder bürgerschaftliches Projekt – besprechen Sie mit uns die Anforderungen, die ein ehrenamtlicher Helfer für Ihre Einsatzstelle erfüllen sollte, und wir werden uns bemühen, Ihnen einen motivierten Freiwilligen zu vermitteln.



Kontakt:
Servicestelle Ehrenamt, Rathaus, Hauptstraße 14, Tel. 02336 / 801-211. Sprechstunden: montags bis mittwochs 9 bis 13 Uhr, donnerstags 12 bis 16 Uhr. E-Mail: servicestelle-ehrenamt@schwelm.de. Internet: www.schwelm.de

 

Ein Licht in der dunklen Jahreszeit – Helga Kümeke, Witten

[jpg] Es ist schon etwas besonderes die Verdienstmedaille, umgangssprachlich das Bundesverdienstkreuz, der Bundesrepublik Deutschland zu bekommen. Es sind besondere Personen und Persönlichkeiten die durch besondere Leistungen positiv auffielen. 2008  erkannte Bundespräsident Köhler Helga Kümeke aus Witten anlässlich einer Feierstunde im Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz zu.

So überreichte am 3.11.09 der Landrat Dr. Arnim Brux anlässlich einer Feierstunde im Saal des Kreistages, des Kreishauses Helga Kümeke persönlich das Bundesverdienstkreuz. Die Überreichung war mit einem Grußwort als auch der Gratulation des Regierungspräsidenten, des Ministerpräsidenten des Landes NRW und  auch des Bundespräsidenten verbunden.
 

                                                                        
Landrat Dr. Arnim Brux mit Helga und Heinz Robert Kümeke sowie den Enkeln Maja und Mika und Wittens Altbürgermeister Klaus Lohmann, Vorsitzender der Ortsverbandes Witten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. [Bild Linde Arndt]

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Ehrenamt als Kostenverschiebebahnhof der Kommune

[JPG] Als ich so 7 Jahre war, ging ich in eine Jugendgruppe, den CVJM. Über Jahre ging ich Woche für Woche in die Gruppenstunde. Einmal oder zweimal im Jahr machten wir mehrwöchige oder auch nur mehrtägige Ausflüge.

Es war eine schöne Zeit. Es gab einen oder sogar mehrere Gruppenleiter,  die uns anhielten etwas Sinnvolles zu unternehmen. Keiner von uns Kindern machte sich damals Gedanken  über die Organisation. Als ich so 16 Jahre war, nahm mich mein damaliger Gruppenleiter zur Seite und meinte, ich könne doch auch eine Gruppe übernehmen, das Zeug hätte ich dazu. Nach kurzer Überlegung und einem Gespräch mit meinen Eltern sagte ich zu. In Folge bekam ich als Gruppenleiter eine Jungschargruppe zugewiesen. Die ich im ersten Jahr mehr schlecht als recht leitete. Schlecht deshalb, weil ich auf einmal mit den Dingen konfrontiert wurde, die halt ein Gruppenleiter außerhalb der Gruppenstunde machen musste. Es stellte sich danach so dar, dass ich für die 90 Minuten Wochengruppenstunde einen Aufwand von bis zu 4 Stunden in der Woche tätigen musste. Sicher ich hatte Hilfe von erfahrenen Leitern oder von der Bundeshöhe, ich hatte es mir aber in meiner Naivität einfacher vorgestellt. Kurz es blieb nicht bei den 4 Stunden in der Woche, sondern es wurden hernach 10 Stunden und mehr.

Im Gespräch mit dem Gemeindepfarrer wurde zum ersten mal was von "Ehre" erwähnt, als sich mal Frustration unter den Leitern breit machte. Denn es war irgendwie selbstverständlich, dass wir bei der Finanzierung der Gruppen auch aus unserer Tasche etwas dazu legten., auf der anderen Seite jedoch nie einen Dank bekamen.

Die Gemeinde hatte kein Geld, das Jugendamt kein Budget aber alles musste finanziert werden. Heute sehe ich das zwiespältig, ich sehe diese damalige Tätigkeit einesteils als etwas, indem ich das zurück gegeben haben, was mir durch Andere zuteil wurde. Auf der anderen Seite, sehe ich jedoch auch, dass wir Jugendleiter im Budget der Gemeinden als auch der Kommunen für eine Kostenentlastung gesorgt haben. Denn der Wert einer guten Jugendarbeit wurde uns immer wieder gebetsmühlenartig mitgeteilt, von der Gemeinde als auch von der Kommune. Ich will das jetzt nicht weiter ausführen, Fakt ist, es gibt inzwischen mehrerer solcher Arbeiten, wo Menschen sich unentgeltlich einsetzen. Die Bereiche sind inzwischen recht vielfältig und breit, ziehen sich also durch alle Bereiche unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Politisch habe ich hier in Ennepetal als auch anderswo erfahren: "Wir wollen das Ehrenamt stärken", so, oder so ähnlich. Nun haben wir Kommunalwahl und dann hört sich solch ein Programmpunkt gut an. Man würde gerne einen Bonus für diese Partei geben, welche diesen Programmpunkt aufführt. Nur bei näherem Hinsehen ergibt sich ein ganz anderes Bild. Die Politik ist am Ende!!! Sie möchte sich von den Feldern des Sozialbereichs finanziell und personell verabschieden. Zumindest möchte sie Kostenblöcke in den ehrenamtlichen Bereich abschieben, hier in Ennepetal, aber auch anderswo. Nur warum redet die Politik nicht Klartext? Da geht der Bundesköhler her und kuschelt mit den Ehrenamtlichen, obwohl er genau weiß es geht um harte Fakten, Kosten in einen anderen Bereich zu überführen.

Was ist passiert? Im Laufe der Jahre haben die Kommunen immer weniger Manövriermasse, die sie in die Lage versetzen die Kommune weiter zu entwickeln. Heißt, wenn eine Kommune Strassen erneuern muss, so ist dafür kein Geld da, weil der Bereich Soziales so stark zu Buche schlägt. Der Bereich Soziales hat aber auch sogenannte freiwillige Leistungen, sprich der Gesetzgeber hat hier keinen Rechtsanspruch definiert. Die anderen großen Kostenblöcke stehen jedoch nicht zur Disposition.

Der obige Jugendgruppenleiter bekommt vielleicht einen Zuschuss für Sachaufwendungen, aber der ist freiwillig. Fällt er weg, so wäre das Geschrei groß. Und da gibt es noch andere Bereiche. Nur wie das mit der Politik so ist, mit der Ehrlichkeit und Offenheit hat man es nicht so.

So schreibt der Bürgermeisterkandidat der CDU Wilhelm Wiggenhagen auf seiner Website folgendes:

"Viele reden einfach von "Stärkung des Ehrenamtes", ohne näher darauf einzugehen, was sie mit dem sehr allgemein gehaltenen Begriff eigentlich verbinden. Ich möchte gerne von der "Würdigung des Ehrenamtes" sprechen, denn nur durch entsprechende Würdigung können wir Anreize zur Übernahme von Ehrenämtern schaffen. Wir müssen dafür sorgen, dass es wieder reizvoll ist ein Ehrenamt zu übernehmen und wir sollten auch dem bescheidensten Menschen deutlich machen, dass die Gemeinschaft für sein Handeln dankbar ist und dies anerkennt. Auch in unserer Stadt gibt es so viele Aufgaben, die in Vereinen, Verbänden und weiteren Organisationen erledigt und geleistet werden, ohne dass die Allgemeinheit – sprich die Stadt – hier eingreifen muss."

Und genau das meint er: Die Stadt hat kein Geld mehr für diverse soziale Leistungen, macht es doch selber.
Die Konsequenz? Wir brauchen einige Angestellten im Sozialbereich weniger und die Budgets können entfallen.

Nur was für eine Alternative haben wir? Nun, die Stadt Ennepetal, wie auch andere Städte haben sich eine Verwaltung geschustert, die sehr große Personalkosten erfordern. Dabei haben die Verwaltungsfachleute, in der Regel diplomiert, vergessen, dass Verwaltungskosten variabel sind. Das viele Ämter geschaffen und mit Personal ausgestattet wurden, die es aber bei Licht betrachtet nicht mehr geben muss. Da wäre ein Abteilungsleiter schon sauer, wenn er seinen Kaffee mal selber kochen müsste. Also sind in so einer Stadtverwaltung round about mehrere Personen mit Kaffee kochen beschäftigt. Ich weiß, es hört sich überspitzt an, es ist aber so, da sind Jobs in einer Verwaltung, die einem Betriebswirt die Haare zu Berge stehen lassen. Klar, dass jede Stadt seine eigene Feuerwehr und sein eigenes Schwimmbad haben muss, man ist ja wer. Soll doch die andere Kommune sich an unseren Kosten beteiligen. Oder die moderne Kommunikation, die wird nur unzureichend genutzt, weil der Verwaltungsmensch an seiner geliebten Schiefertafel festhält, die aber leider nicht kompatibel zu dem IT System der Kommune ist. Eine Schulung? Für mich doch nicht, sollen die doch die Daten für mich aufbereiten und auf meine Schiefertafel übertragen.

Und da kommen wir auf das eigentliche Problem, die Verwaltungen kommen mit der Geschwindigkeit der Entwicklungen in unserer Gesellschaft nicht mehr mit. Die Kosten zeigen ihnen im Grunde aber, es hat sich viel verändert. In unserer heutigen Zeit haben sich die Innovationszyklen, das sind die Zeiträume in dem eine Veränderung umgesetzt wird, derartig verkürzt, dass ein Mensch sich innerhalb seiner Lebensarbeitszeit mehrfach grundsätzlich ausrichten muss – Stichwort: Lebenslanges lernen.

Man sehe sich die Internetpräsenz der Stadt Ennepetal an. Geht man in die Tiefe so stellt man fest, sie entspricht ja noch nicht einmal im Ansatz der Anforderung eines modernen E Gouvernements. Hier leisten sich die drei Städte, Ennepetal, Schwelm, Gevelsberg jeweils einen eigenen Internet Hoster mit jeweiliger kostenpflichtigen Software und Hardware, das Einsparpontenzial ist hier z.Bsp. gewaltig, nur es wird nicht genutzt, geschweige denn angedacht.
Ich könnte beliebig fortsetzen Kosten aufzuzeigen, die bei näherer Betrachtung bis zu 50% gesenkt werden könnten.

Und da liegt die Crux. Eine intelligente und kreative Verwaltung nutzt die Einsparpotenziale ohne die Qualität der Leistungen auf den Bürger mit fadenscheinigen Werbeversprechungen hin zu einem Ehrenamt abzubauen. Aber wo ist der Verwaltungsmensch der seine eigene "Truppe" beschneidet und die eingefahrenen kostenintensiven Strukturen optimiert?

Den Jugendgruppenleiter wird es weiter geben, weil er eben der christlichen Ethik Rechnung trägt, aber einen Streetworker im Sonderangebot für EUR 10.000,– sollte es niemals geben, auch nicht als Ehrenamt. Diesen Jugendgruppenleiter aber auch andere Felder soll es immer geben, solange wie sich verantwortungsbewusste Menschen  um ihre Mitmenschen kümmern mögen. Nur die öffentlichen Hände sollten nicht so tun, als wenn sie das Ehrenamt achten, sie tun es nicht, sondern wollen nur die Kosten nicht mehr tragen. Nicht Kameras und Polizei kann unsere Probleme mit Jugendlichen lösen, aber auch keine ehrenamtliche Wache. Sondern ein Konzept welches diese Jugendlichen zu einem Verhalten führt, welches keine Sorgen aufkommen lässt. Und dieses Konzept kostet eben Geld, was dem sozialem Bereich einer Stadt zur Verfügung stehen sollte.Und dieses Konzept kann nur eine effiziente Verwaltung fachlich erstellen und umsetzen. Verlängert man das Ganze, so wird eines Tages die Verwaltung nur noch mit sich selber und der Wirtschaft beschäftigt sein. Ja, sogar die öffentliche Ordnung die durch unsere Polizei wahrgenommen wird, wird dann teilweise durch Ehrenamtliche kostenfrei ausgeführt.

Und wenn nicht, so sollte sich die Stadtverwaltung als auch die Politik ein eigenes Armutszeugnis ausstellen.

Jürgen Gerhardt