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Was macht den Frieden so schwierig?

[jpg]  Goethe schrieb in seiner Gedichtssammlung unter "Sprichwörtliches"  schon im 19ten Jahrhundert: "Alles in der Welt lässt sich ertragen, nur nicht eine Reihe von schönen Tagen." Goethe meinte damit, wir sind unfähig unser eigenes Glück, und damit den Frieden,  zu organisieren. Schopenhauer wird da sogar sarkastischer, indem er sagt: "In einem Schlaraffenland würden die Menschen zum Teil vor langer Weile sterben oder sich aufhängen."  Sind wir Menschen wirklich so unfähig?

Über die Auslandsgesellschaft NRW wurden wir zu den Dortmunder Montagsgesprächen eingeladen. Alexandra Senfft wollte eines Teils ihre Bücher vorstellen und andererseits über ihre Erfahrung mit Menschen im Nahostkonflikt erzählen. Ich kam relativ früh und unterhielt mich mit der Veranstalterin der "Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V". Und auf einmal stand Alexandra Senfft mitten unter uns und beteiligte sich an unserem Gespräch.

Die Augen schauten mich mit einem einnehmenden Lächeln an, ein Lächeln welches sämtliche Probleme vergessen macht. Auch die Körperhaltung war auf Kommunikation ausgerichtet. Ich habe bisher nur einen Menschen so erlebt, den ehemalige Bremer Oberbürgermeister Henning Scherf. Auch er hatte diese Gabe jeden Menschen für sich einzunehmen.

Und so ging es auch sofort ans Panel und ins Thema. "Was die Nachrichten nicht erzählen – Wege zur Verständigung in Israel" Frau Senfft ist keine Unbekannte, immerhin war sie Beobachterin und Pressesprecherin des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA, the United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East). Als solche erlebte sie die Intifada und den Golfkrieg 1991. Was sie auszeichnet,  sie pflegte sowohl Verbindung zu den Palästinensern als auch zu den Israelis. Dadurch lernte sie Menschen kennen, die versuchten aus der Spirale des Hasses auszubrechen. Aus diesen Verbindungen ergaben sich Gespräche die das Bild des Konfliktes veränderten.

 Durch ihre Art zuhören zu können, entwickelte sich mit der Zeit ein Netz von Menschen über die Frau Senfft berichten konnte. Es entstanden Geschichten die letztendlich zu dem  Buch "Fremder Feind, so nah – Begegnungen mit Palästinensern und Israelis" führte.

Herausgegeben wurde dieses Buch von der renommierten Körber Stiftung in deren  Edition Körber Stiftung unter ISBN 978-3896840752 und kostet   Euro 20,–.

Es werden Begriffe und Sprachregelungen verwendet die für Europäer fremd sind: Ramallah als "Fünf Sterne Gefängnis"; Jugendliche haben einen Heidenspaß aber keine Arbeit; beide Gruppen, Israelis als auch Palästinenser befinden sich in selbst gebauten Ghettos aus denen es kein Entkommen gibt.

 
Alexandra Senfft

Die "Ghettos" werden von beiden Seiten durch bewaffnete Kräfte überwacht. Checkpunkte mit Mauern führen nur in Sackgassen, an deren Ende wieder die Gewalt steht. In einem Europa ohne Grenzschranken welches nun seit 60 Jahren Frieden hat, sind diese Geschichten nicht nachvollziehbar.

Ein Israeli der im Gazastreifen Friedensarbeit macht und im Dialog mit den Palästinensern steht, der aber nur ein Jude bei den Palästinensern ist, wäre hier in Europa undenkbar. Es sind die Dialoge an der Grassroots-Ebene die Mut machen den Hass zu überwinden. Bis diese Gespräche jedoch bei den Entscheidern in der Knesset (Israelisches Parlament) oder der Hamas und Fatah ankommen, vergehen Jahre – aber sie kommen zunehmend an. Eine Organisation in Israel, die "Schalom Achschaw" in Europa bekannt unter dem Namen "Peace Now" entstand aus solchen Dialogen in der Armee. Leider gibt es bis heute keine Analogie auf der palästinensischen Seite. Aber, so Alexandra Senfft, da gibt es noch die Dialoge die dazu führen, dass der Andere erkennt, es gibt eine gemeinsame Trauerarbeit zu leisten, die am Ende zu Gemeinsamkeiten führen. So die Geschichte von  Dalia Golomb, einer 81-jährige Israelin die an den Checkpoints gegen die Israelische Besatzung protestiert und mit dieser Arbeit zu Rawda Sliman, einer palästinensischen Schauspielerin findet. Beide verbindet heute eine tiefe Freundschaft.  Oder  der Palästinenser Khaled Abu Awwad und der Israeli Rami Elhanan die sich  um verwaiste Eltern kümmern und darüber Freunde wurden obwohl sie Familienmitglieder durch den "Anderen" verloren haben.


Claudia Steinbach
  Es sind ergreifende Geschichten in einem Umfeld voller Hass und Gewalt, die man so nicht für möglich hält.  Alexandra Senfft zeichnet sehr sensibel und verständnisvoll die Menschen die einen Weg gefunden haben an dem tagtäglichen Leid nicht zu zerbrechen, vielmehr sich aktiv in die notwendige Friedensarbeit von unten einbinden und damit die Politik zumindest nachdenklich macht.

Alexandra Senffts Botschaft ist eindeutig: Es ist genug gelitten worden, es ist Zeit für den Frieden. Und mal ehrlich, so schwierig kann ein Frieden doch nicht sein?

Projektleiterin dieses Gespräches war Claudia Steinbach, der wir an dieser Stelle Dank aussprechen für ein gelungenes Gespräch mit einer wunderbaren Persönlichkeit.

  Hier noch mal die Informationen zum Buch:

Alexandra Senfft

"Fremder Feind, so nah"
Begegnungen mit Palästinensern und Israelis

336 Seiten mit 23 s/w-Fotografien von Judah Passow
Gebunden mit Schutzumschlag | 14,5 x 22 cm
Edition Körber Stiftung

ISBN: 978-3-89684-075-2

20,00 € (D) Versandkostenfrei

Alle Fotos © EN-Mosaik Pool

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Dortmund.

 

Dann geriet das Ganze zu einem Tribunal

[jpg]  In der Vergangenheit hatten viele meiner Kollegen aus dem Pressekorps als auch ich den Eindruck, das Projekt EU ist nicht mehr so interessant für die Regierenden der EU. Denn seit Jahren tritt das Projekt EU auf der Stelle.

Nun, die Finanzkrise und Brüssel erkannten, auch Europa ist nicht sicher vor den Finanzjongleuren. 750 Mrd. Euro wurden als Schutzschild über Europa aufgespannt. Griechenland und Irland mussten erst einmal gerettet werden. Und diese Finanzkrise ging nicht ohne Getöse in Brüssel ab. Die Deutschen wollten in den Diskussionen die harte DM wieder haben und die Griechen in die Insolvenz gehen lassen. Schnell war jedoch allen klar, die Mitglieder der Eurozone sitzen in einem Boot.  Es wurden Konferenzen ohne Ende abgehalten. Nebenbei, wurde auch noch das Wirtschaftssystem in der jetzigen Form in Frage gestellt. In Brüssel war man mehr die Getriebenen. Von politischer Gestaltung konnte da keine Rede mehr sein.

Und da passierte etwas unbemerkt für die Kommission und für den Rat der EU, in Ungarn wurde gewählt.

In all der Aufregung hatte man übersehen, wie Ungarn sich von einem einstmals Superstar zu einem Aschenputtel entwickelt hatte.

Man hätte ja nur mal eben rüber zu Eurostat gehen können, die hatten die Zahlen.

     

Verwundert bemerkte man, Ungarn erfüllte auf einmal die Kriterien für die Eurozone nicht mehr. Ungarn leidet unter einem wirtschaftlichen Niedergang. Das Tafelsilber ist verkauft, was soll man noch dazu setzen?

Aber wie gesagt, es waren Wahlen. Und wie das so ist, bei wirtschaftlich schlechten Zeiten, die Konservativen müssen her. Und Ungarn wählte konservativ und zwar so konservativ, dass auf einmal eine verfassungsändernde 2/3 Mehrheit im Parlament heraus kam. Und wenn solch  eine Mehrheit heraus kam, musste die Verfassung auf den Tisch. Und was wird als erstes geändert, logisch, die Meinungsfreiheit wird eingeschränkt. Aber was in Italien für einen Berlusconi eine Selbstverständlichkeit ist, die Justiz, das Parlament und die Regierung ganz nach belieben zu manipulieren, dass darf in Ungarn natürlich nicht sein. Obwohl, es war und ist ja keine Manipulation. In der EU wird mit zweierlei Maßstäben gemessen, Italien hat 60 Millionen Einwohner, Ungarn nur 10 Millionen.

Ich will das Mediengesetz in Ungarn nicht entschuldigen, aber wenn man Ungarn an den europäischen Pranger stellt, so gehören einige andere Staaten auch an denselben. Dies vorab als Betrachtung.

So ludt die Auslandsgesellschaft NRW zu einem Vortrag und einer Diskussion ein. Der Botschafter Dr. József Czukor kam extra aus Berlin um eine Bestandsaufnahme aus ungarischer Sicht zu machen. Es versprach spannend zu werden, zumal Ungarn die Präsidentschaft der EU seit dem 1.1.2011 für ein halbes Jahr hat.

Am Panel saßen Bernhard Rapkay (SPD) MdeP, Dr.Michael Kluth (Dokumentarfilmer und Ungarn Experte), Klaus Wegener (Moderator), Präsident der Auslandsgesellschaft NRW e.V. und wie gesagt der ungarische Botschafter Dr.József Czukor.

Nachdem Frau Magdolna Wiebe von der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft ein paar einleitende Worte gesprochen hatte, ging es auch schon los.

Bernhard Rapkay sprach Ungarn indirekt die Demokratiefähigkeit ab und Dr.Michael Kluth wusste als "Ungarn Experte" auch eine lange Liste von "Unartigkeiten" die in Ungarn zu beobachten waren aufzuzählen. Das Tribunal war eröffnet. Ich fand es als Deutscher Journalist sehr peinlich, wie mit einem diplomatischen Vertreter einer Nation umgegangen wurde.

Jean-Claude Junker aus Luxemburg hat schon Recht, in der EU ist eine recht ruppige Art zu bemerken, wie die Großen mit den kleinen Ländern umgehen. Die Großen machen alles richtig und die Kleinen logischerweise alles falsch.

Der Botschafter hatte natürlich recht. Die Wahlen waren nach demokratischen Regeln abgehalten worden und er als Botschafter ist ein Bediensteter seines Landes und hat sich zu politischen Fragen nicht zu äußern. Auch wenn er wollte, er hätte nicht gedurft. Und so schlug sich der Botschafter recht wacker, klärte auf oder stellte richtig. Nebenbei stellte er noch das Programm Ungarns für die 6 Monate der Ratspräsidentschaft vor. Nur dieses Programm wollte am Panel niemand hören. Interessant wäre was Ungarn in puncto Minderheitspolitik vor hat. Es war ein unfaires Spiel und der Auslandsgesellschaft nicht würdig. Man konnte den Eindruck gewinnen, es sollte von der derzeitig desolaten EU Politik abgelenkt werden.

Die eigentliche Frage, die sich bei diesem Spiel eigentlich stellte, wurde nicht gestellt. Was ist denn eigentlich wenn ein Mitgliedsstaat so gegen die Regeln verstößt, dass er nicht mehr haltbar ist? Diese Frage wurde schon einmal "beinahe" gestellt, als Jörg Hayder in Österreich mitregierte.

In Ungarn heißt der Ministerpräsident nun Viktor Orbán, ist so dem Vernehmen nach erzkonservativ nur er ist nicht nationalistisch. Warum er in die ganz rechte Ecke gestellt wurde, war auch nicht so ersichtlich.  Viktor Orbán hat aber vor der Wahl niemanden im Unklaren gelassen was er tun würde wenn er gewählt würde. Und jetzt? Weil er das tut was er versprach ist die EU erstaunt. Wie hohl und scheinheilig muss man sein um solch eine Rolle zu spielen, wie sie zur Zeit die EU spielt. Als es Ungarn noch gut ging, hat man dem Land von Seiten der Sozialisten und Konservativen auf die Schulter geklopft. Warum wohl? Klar, die Wirtschaft brummte. Und jetzt? Jetzt geht es Ungarn nicht so gut, jetzt soll es das Schmuddelkind sein und die Klappe halten? Wie dem auch sei, es war keine Veranstaltung die einer Ratspräsidentschaft entsprach. Viele auf den Fluren hatten etwas anderes erwartet. Man hätte über Europa diskutieren können. Europa braucht Impulse und da sind auch die Ungarn gefragt, aber nicht nur die Ungarn. Da sind vor allen Dingen die Menschen in Europa gefragt. Die Wirtschaft geht nur dorthin wo es Gewinne oder Margen gibt, die Staatsform ist der Wirtschaft egal. Schon öfter wurde kommentiert, Europa ist nicht die Summe der Bruttoinlandsprodukte ihrer Nationen. Europa ist ein Zusammenschluss von zur Zeit 27 freien Nationen, wovon eine Nation Ungarn ist.
Und so wurde aus einem erwartet interessanten Nachmittag ein langweiliges Tribunal, welches noch nicht einmal einen Sinn ergab.

Nun gut, dann haben wir jetzt einen Schuldigen für alles was so schief lief in Europa. Das die EU sich in außenpolitischer Hinsicht nicht äußern mag, wie jetzt zum Nordafrika Thema. Das die EU keine neuen finanzpolitischen Spielregeln erlassen will. Das das Projekt Europa der Regionen nicht weiter mit Leben gefüllt wird. Das es ein Europa der Offiziellen gibt aber keins der kleinen Leute. Der Agrarmarkt seit Jahren reformiert werden soll. Eine gemeinsame Verteidigungsarmee entstehen sollte. Das es ein Europa der Wirtschaft gibt und kein Europa der Menschen. Und Straßburg die Rechte bekommt die es durch den Souverän bekommen hatte.Und, und, und.

Ach Europa, du hast soviel zu tun und lässt alles liegen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Dortmund.

Ein kleines Land mit großem Ballett – NL-RUHR 2010

[jpg] Es war ein fulminanter Galaabend mit großen TänzerInnen, wobei der Programmablauf alles bot, was man sich beim Ballett nur wünschen darf.

Vom klassischen Ballett mit Giselle bis hin zum modernen Ausdruckstanz mit tué oder element x:bottom´s dream, eine beeindruckende Vielfalt.

Durch das Programm führte Hannes Brock unterhaltend und kurzweilig mit vielen Hintergrundinformationen, so dass auch ein Zuschauer der das erste mal einem Ballettabend beiwohnte ohne Schwierigkeiten dem Abend folgen konnte und seine helle Freude daran haben musste.

Zu Gast am Theater Dortmund waren die großen Häuser der Niederlande, das Het National Ballet und das Nederlands Dans Theater. Sie schickten ihre großen Solisten auf Einladung von Xin Peng Wang dem Dortmunder Ballettdirektor. Aber nicht nur das, denn mit Sue Jin Kang und Marijn Rademaker sowie Bridget Breiners und Howard Lopez Quintero waren vom Stuttgarter Ballett vier weitere herausragende Solisten eine Bereicherung des Galaabends.

Es war ein Wechselbad der Gefühle in die uns diese großen Tänzer tauchten und die Besucher in ihren Bann zogen. So tanzte Bridget Breiner und Howard Lopez Quintero die Giselle nach der Choreografie von Paul Chalme den Pas de Deux Bauerntanz in einer Anmut, dass man schon ins schwärmen über soviel Romantik kam. Dieselbe Bridget Breiner trat aber sodann in tué nach der Musik der unvergesslichen Barbara und der Choreografie von Marco Goeke in einem zeitgenössichen Tanz auf, der einen ob des vibrierenden Körpers in Erstaunen und Schrecken versetzte. Die Gegensätze konnten nicht größer sein. Aber das macht erst eine große Tänzerin und einen großen Tänzer aus. Es gelten nicht mehr die Einteilungen im heutigen Ballett. Und überhaupt die Breite des Dargebotenen war gewaltig.

Dann wieder komödienhaft mit "mozart:quartett", Choreografie Xin Peng Wang nach der Musik Mozarts. Es war schon eine Augenweide wie Rosa Ana Chanza Hernandez sich von den drei Herren Philip Woodman, Eugeniu Cilenco und Arsen Azatyan vom Dortmunder Ballett umgarnen lies, wobei sie alles unter Kontrolle hatte. Lachend spielte sie mit ihren Verehrern, die nicht von ihr lassen konnten. Es war ein Quartett das einem vor Lachen die Tränen in die Augen treiben konnte – herrlich.

              
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Rubinald Pronk und Drew Jacoby vom Nederlands Dans Theater tanzten "one" nach der Choreografie von Annabel Lopez Ochoa und der  Musik von Jacob Ter Veldhuis. Danach jedoch "softly as i leave you" nach der Choreografie von Lightfoot/Leon und der Musik J.S. Bach sowie Arvo Pärt. Absolute Körperbeherrschung bei den Sprüngen, den Hebefiguren der Gestik, eine Spannung ohne Gleichen. Gebannt folgte man den beiden Stücken.

Primaballerina Monica Fotescu-Uta und Mark Radjapov tanzten "element X:Bottom dream" nach der Choreografie von Xin Peng Wang und der Musik von Hans Werner Henze hochkonzenztriert in sich versammelt – excelent. Der Gitarrist Hans Werner Huppertz begleitete musikalisch. Ich fand diese Aufführung im Harenberg Center Dortmund allerdings etwas eindrucksvoller, was allerdings dem Gebäude geschuldet war.

Igone de Jongh und Alexander Zhembrowski vom Het National Ballet tanzten "vorbijgegaan" nach einer Choreografie von Rudi van Dantzig und der Musik Frédéric Chopin, sowie "frank bridge variations" nach der Choreografie von Hans van Manen und der Musik von Benjamin Britten.  Im Tanz der Beiden sah man die Formenstrenge die beide Choreografen auszeichnet. Beide Stücke erzählten Geschichten von Menschen die zueinander finden aber sich auch wieder trennen, das Glück des Findens aber auch der Schmerz der Trennung. Sehr eindrucksvoll tänzerisch umgesetzt.

Es waren insgesamt 18 Stücke die in dieser XII Ballettgala zur Aufführung gelangten, eine hervorragende Gala, die man nicht missen mag. Es war dem Namen nach ein Holland Panorama und diesem Namen wurde mehr als nur gerecht getan. Wahrlich, ein kleines Land mit einer Größe die beeindruckt und überzeugt.

Zu guter letzt möchte ich noch betonen, dass ich nicht alle Tänzer erwähnen konnte, ich habe die Leistung der Nicht Erwähnten in keinster Weise damit schmälern wollen – niemals. Es war ein wunderbarer Abend, der schon nach über 4 Stunden wie im Fluge zu Ende ging. Das Publikum dankte es auch mit stehendem Applaus und begeisterten Rufen.

Was aber auch einmal gesagt werden sollte und meiner Meinung immer wieder bei Kritiken untergeht, die Technik. Die Leistungen der Beleuchtungs- und der Tontechniker, die die Solisten immer ins rechte Licht setzten aber auch den rechten Ton brachten und damit den hervorragenden Tanz noch verstärkten, dies sollte wirklich einmal erwähnt werden. Denn die im Dunklen sieht man nicht, dieses Wort sollte einmal nicht gelten.

 

 

       
Photo by Bill Cooper

Drew Jacoby of Jacoby & Pronk,

   Oper Dortmund  

Lassen wir uns auf die XIII Ballettgala mit internationalen klassischen Traumpaaren freuen, wenn es am 24. Oktober im Dortmunder Opernhaus heißt: Vorhang auf.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Dortmund.

 

Love was in the train

[la] Sie sind beide 75. Jahre alt und feiern heute ihren 51. Hochzeitstag. Liebe ist keine Frage des Alters und ….. Liebe hält jung.

So wirkten Rosi und Jochen aus Dortmund auf jeden Fall unter den fröhlichen jungen Leuten, die gestern wie sie den Liebes-Express geentert hatten um Studiogast zu sein und "Party" zu machen. Jochen hatte vorab die Fahrt seiner Rosi zum Hochzeitstag geschenkt und sie hatten – wie alle anderen Teilnehmer – mächtig Spass.

Immerhin war es ja auch eine völlig ausgeflippte Idee von den RUHR2010- und den MELEZ-Organisatoren, eine umgebaute S-Bahn als Party-Station und als Ton- und Videoschnitt-Studio ein zu setzen. Als Moderator hatte Thomas Bug  alles voll im Griff, trotzdem war es spannend, ob die kurze Zeit ausreichte, das Projekt zu realisieren. Eine Menge Action war angekündigt – und die gab es wahrlich!

Bei dem gestrigen Part ging es darum, das schnulzigste Liebeslied zu kreieren.
Zur Auswahl standen als Grundmelodie

Stevie Wonder – I just call to say I love you / Rio Reiser – Junimond / Klaus Lage – 1000 Mal berührt / Max Herre & Joy Denalane – Mit dir / Ben E. King – Stand by me / James Blunt – Beautiful / Hildegard Knef – Rote Rosen / The Police – Every breath you take /
Kiss – I was made for loving you / Münchner Freiheit – Ohne dich.

Das Publikum traf die Entscheidung: Stevie Wonder´s – I just call to say I love you

Die Musik wurde kurz angespielt und dann die Spielregeln erklärt. Im vorderen Waggon, dem Bühnenwagen, probte die gerade aus mehreren Bewerbern zusammengestellte Band das Stück und Zusammenspiel. 

Während dessen trafen sich die Texter im Salon-Wagen, arrangierten sich um das Klavier und schrieben ihre Textvorschläge auf Papier. Dann wurde aus diesen die Auswahl getroffen, welche Zeilen in den neu arrangierten Love-Song einfließen sollten. Es wurde aufgeregt diskutiert, akzeptiert, wieder verworfen, neu gestaltet und letztendlich war man sich einig. Aus vielen Ideen war der Song "zusammen gestrickt".


Nun wurde den Sängern der Text  übergeben und dann wurde zusammen mit der Band geprobt. Da war eine Stimmung und gute Laune im Zug, einfach toll dabei zu sein.

Es war nicht einfach, sich durch die  Zugabteile vorbei an jeder Menge Fernseh- und Videokameras und den vielen Studiogästen zu bewegen um eigene Fotos zu schießen, wobei noch erschwerend hinzukam, das das ständig flackernde und farblich wechselnde Licht der Discostrahler die Situation verstärkte.  Immerhin hatten die Akteure ja nicht nur die Sitzplätze eingenommen, sondern füllten auch die Gänge. Aber es war  echt spannend und emotional und so reichten auch ein paar Schnappschüsse um diese aussergewöhnlichen Momente fest zu halten.

Nun wurde noch ein Video gedreht, wobei die Zuschauer die Statisten waren. Dann wurden aus einer Box Rosenblätter in die Luft geschossen und regneten auf die neuen Stars herab. Lachen, scherzen, Fröhlichkeit. Ein toller Abend.

Im Zug wurde jetzt noch ein weiteres Paar entdeckt, dass einen besonderen Anlass dafür nutzte, die Fahrt im Liebes-Express mit zu machen. Familie Becher, die heute ihren 29. Hochzeitstag hat und extra aus Berlin zum Liebes-Express angereist war.

Auch sie waren voll dabei und genossen die ausgelassene Stimmung. Ja – so die beiden – es hatte sich gelohnt die Reise von Berlin anzutreten um diese einmalige Geschichte live zu erleben.

Es hat tatsächlich geklappt, nach 2,5 Stunden war der Song auf dem Video. Der Zug war zurückgekehrt  und hielt am Dortmunder Bahnhof. Noch einmal wurde das Lied mit der Band live gespielt und dann ging es vereint in den Partywagen, wo ein DJ für weitere Stimmung sorgte und alle ausgelassen "abzappeln" oder sich mit  einem Getränk erfrischen konnten. Auch Becher`s und Rosi und Jochen waren dabei mitten in der Schar der Partywilligen.

Es war eine wirklich verrückte Inszenierung was da gestern im MELEZ Liebes-Express abging. Daumen hoch für RUHR2010 und MELEZ.

 

Am 23. Oktober fährt noch einmal der Liebes-Express ab Bahnhof Essen. Dann wird der härteste Liebessong geschaffen.

Für alle, die es leider versäumt haben gestern dabei zu sein wäre das noch einmal eine Chance. Nutzen Sie sie.

 

Hier noch einige Stimmungsfotos:

[alle Fotos © Linde Arndt]

 

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Dortmund

 

 

 

Gute Nachbarn wollen sich näher kennen lernen – NL-Ruhr

[jpg] Der europäische Gedanke scheint allgemein zurzeit etwas müde zu wirken. Die Regierungschefs sind mit anderen Dingen beschäftigt. Europa muss erst einmal warten, so scheint es. Und wir? Wir nehmen derweil wie selbstverständlich die Segnungen, die Europa uns gebracht hat, jeden Tag wahr. Eine Währung, keine Grenzen und das in einem Raum wo sich rund 500 Millionen Menschen befinden. Nur, was wissen wir voneinander? Man kann ja verstehen, wenn der Spanier sehr wenig über die Letten weiß, es sind ja einige Kilometer zu bewältigen. Für eine weitergehende Beziehung ein bisschen weit. Aber der Nachbar, der nur ein paar Kilometer entfernt wohnt, zu dem sollte sich doch eine stärkere Bindung erzeugen lassen.

Nein, auch hier sind die Beziehungen nur auf einer offiziellen Ebene vorhanden. Ministerpräsidenten oder Bürgermeister,  ja die treffen sich ab und an um ein mehr oder weniger unverbindliches Gespräch zu führen. Und wir selber? Unser direkter Nachbar, die Niederlande, sind uns als Ziel für den preiswerten Einkauf bekannt. An den Grenzen haben die Niederländer für uns Deutsche Supermärkte aufgebaut, die keinen Wunsch offen lassen. 1 ½ Stunden rüber nach Arnheim oder einer sonstigen Stadt, 1 Stunde einkaufen und 1 ½ Stunden wieder zurück. Die Niederländer selber kommen gerne in das Sauerland um einen Kurzurlaub zu machen. Wie soll da etwas entstehen? Was wissen wir über die Niederländer oder umgekehrt. Fast  sind es alles nur Klischees, die über den Anderen kursieren.

                
   Gruppenfoto Pressekonferenz Oper Dortmund                                                             Foto: © Linde Arndt
 

Es finden sich jedoch Partner zusammen die mehr wollen, die das Kennenlernen als eine Bereicherung ansehen.
So hat das Theater Dortmund im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2010 mit seinem Generalmusikdirektor Jac van Steen, einem Holländer, die Initiative mit anderen ergriffen um einmal die breite holländische Theatersparte den Deutschen näher zu bringen. Aber nicht nur das, die Initiatoren gingen noch einen Schritt weiter indem sie Holländer mit Deutschen zusammen bringen um sich gemeinsam einem Publikum zu zeigen. Da das Ruhrgebiet im Zusammenhang mit dem Kulturhauptstadtjahr ein umfangreiches Netz geknüpft hatte, brauchte man nur noch eine Klammer um das niederländische Netz anzuknüpfen. Herausgekommen ist das Projekt NL-RUHR. Dieses Projekt soll keine einmalige Sache sondern eine langfristige Kooperation werden. 300 kulturelle Aktivitäten mit den niederländischen Nachbarn wurden während der Ruhr 2010 gemeinsam entwickelt.
Das Angebot umspannt die gesamte Bandbreite von klassischer Musik, Jazz, Rock-und Popmusik, Schauspiel, Musiktheater, Tanz, Malerei, Fotografie Landschaftsgestaltung, Design, Mode oder auch Neue Medien. Eben  der ganze Reichtum der niederländischen Kultur.

           
          v.l.n.r.:  Nadin Deventer / Bettina Pesch / Michael Nieuwenhuizen                                 Foto: © Linde Arndt  

Der Generalmusikdirektor der Dortmunder Philharmonie, Jac van Steen entwickelte unter dem Projekt "Holland Panorama" einen Schwerpunkt der zeitgenössischen Musikszene Hollands. Die Comic Strip Oper "Affe besiegt Knochengeist" von Peter Schat oder das Familienkonzert "Die Nachtigall", von Theo Loevendie mit der "Hexe Hillary" wenden sich an ein modernes Publikum. Darüber hinaus wird es eine internationale Ballettgala unter dem Titel "Tanzszene Niederlande/Ruhr" geben. Hier treffen zwei Ballettkulturen mit dem Ballett Dortmund und dem Nederlands Dans Theater und Het Nationaal Ballet mit den Stücken der Meisterchoreographen Jiri Kylian und Hans van Manen aufeinander.

                                    

  Jac van Steen
Foto: © Linde Arndt
  Tobia Ehinger
Foto: © Linde Arndt
     

Nadin Deventer bringt unter dem Motto "Raus nach Europa" die Jazzszene des Ruhrgebietes mit der niederländischen Szene zusammen. Das Jazzplayseuropa-laboratory zwischen dem Jazzwerkruhr und TryTone aus Amsterdam werden  das Publikum begeistern. Hier werden wildfremde Musiker sich willkürlich zu einer Session zusammenfinden, nachdem sie vorher für ein paar Tage in einem Proberaum eingesperrt waren. TryTone schickt die Jazzsängerin Kristina Fuchs und Jazzwerkruhr den Pianisten Oliver Maas in den Ring.

Mit der "NL-RUHR Music Kitchen" treffen drei niederländische Bands aus Amsterdam auf drei Bands aus dem Ruhrgebiet aufeinander um ein Programm für 9 Abende zu erarbeiten. Man darf gespannt sein.

So wird es eine internationale Ballettgala XII – "Tanzszene Niederlande/Ruhr" am 16. Oktober 2010 geben, Balettdirektor Xin Peng Wang lädt zu seinem jährlich stattfindenden Tanz- und Ballettgalaabend ein. Es sind zwei große europäische Tanzkulturen die sich in Dortmund treffen. Es wird sicher ein herausragender Dialog der der Solisten des Nederlands Dans Theater (Den Haag), dem Het nationaal Ballet (Amsterdam) und vielen weiteren internationalen Tanzgrößen werden.
Die Webseiten www.nl-ruhr.de und www.mcn.nl sowie www.jazzplayseurope.eu und musickitchen.eu halten hierzu ein umfangreiches Programm bereit.

Die stärksten künstlerischen Persönlichkeiten werden wie in einem Teilchenbeschleuniger aufeinander treffen, ein Prozess der sicher enorme Mengen an künstlerischer Energie freisetzt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Dortmund

 

 

Ein rollendes Kultur Festival, wie es bunter nicht sein kann

[jpg] Da stand er, der Zug, der demnächst auf allen Gleisen der Metropole Ruhr ein fahrendes und rollendes Festival zu den einzelnen Orten bringt.

Das Projekt "Melez 2010" stand im Oberhausener Hauptbahnhof auf den Schienen schon einmal bereit um zu zeigen was so alles zu erwarten ist. 170 Nationen und damit Kulturen gibt es in der Metropole Ruhr unterschiedlicher kann man doch nicht feiern. In allen Kulturkreisen feiert man eben anders und diese Unterschiedlichkeit macht den Reiz der Metropole Ruhr aus. Wir fördern Kultur, so ein Slogan der Ruhr2010, nur diesen Reichtum an Kulturen gibt es wohl in keinem anderen Gebiet.

Melez heißt, etwas zusammengewürfeltes welches etwas Neues erbringt, besser, stärker und unverwechselbar. Ankommen ist das Thema eines Bahnhofs und der Menschen die diesen Bahnhof betreten oder verlassen. Ist die Metropole Ruhr angekommen? Eine Metropole Ruhr mit einem Charme der zwar etwas spröde aber unverwechselbar direkt ist, der Menschen in einer ambivalenten Art einfach anspricht und für sich einnimmt. Was gibt es Besseres als die Symbolkraft eines selbstgestalteten Zuges zu nutzen um diese Vielfalt dem Besucher näher zu bringen.

Die Strecke zwischen Duisburg und Dortmund, einer der Verkehrsadern der Metropole Ruhr verbindet die 170 Nationen und Kulturen, wobei jede Station ein Festivalort ist. Der Zug ein von außen goldener Zug, fantasievoll mit Linien, Ornamenten und Schriften angemalt, könnte der Zug nach Tausendundeinernacht sein.

5 Wagen hat der Zug:

         

Der "Bühnenwagen" für Konzerte für alle Stilrichtungen, wie Jazz oder auch nur ein Klavierkonzert.
Der "Salonwagen" zum plaudern, reden, diskutieren oder auch nur zum zuhören ist das Wohnzimmer des Zuges.
Der "weisse Wagen" er ist ganz in weiß gehalten, Böden, Wände, Sitze, Türen – alles weiß. Man möchte sofort eine Nachricht schreiben, etwas malen, einen Aufkleber aufbringen, was weiß ich noch – tut es.
Der"Medienwagen" Kommunikation ist das A und O in einer funktionierenden Gesellschaft, in Verbindung treten, mit der Außenwelt, sagen was einen bewegt, aber auch empfangen. Da kann man bloggen, streamen, twittern oder auch chatten was das Zeug hält und das an acht Laptops.
Das "Tanzcafe" während der Aufenthalte an den Bahnhöfen gehen die Türen hier auf und es wird abgezappelt, getanzt aber auch gebaggert. Discokugel, DJ mit modernem Mischpult und Sound – da gibt es was auf die Ohren. Logisch gibt es eine Bar mit allem drum und dran, wo sonst sollte man  die Telefonnummer für den nächsten Date aufschreiben.

Am 3.Oktober 2010 läuft der Zug um 13:56 Uhr auf Gleis 9 in Duisburg ein und es beginnt um 15:03 Uhr die Jungfernfahrt.

Und das wie bei jeder Fahrt mit Programm:

Da spielt die Gruppe "Faela" einen Mix aus Reggae und Jazz. Für jeden Besucher unwiderstehlich. Sie kennen Django Reinhard nicht? Kein Problem die Gruppe "Romeo Franz" ist dem Stil ganz nah.
Menschen erzählen uns ihre Lebensgeschichten über Arbeit, Familie, Sehnsucht, Hoffnung und Enttäuschungen in der Heimat und jetzt im Ruhrgebiet.

Dann gibt es eine Diskussion über "Bewegung im Ruhrgebiet, zwischen Last und Lust" mit Professor Leggewie als Moderator. Es wird sicher spannend.
"Landscape of Glory – Beautiful Moments but schnell vorbei" eine Führung der besonderen Art mit dem schweizerisch-deutschen Performance-Kollektiv "Schauplatz-International"
Chatten, Bloggen, Funken, Morsen,Videos uploaden, Botschaften versenden und empfangen der Medienwagen, die Melez.Funkbase nimmt Kontakt mit der Außenwelt auf.
Kaffeetango ist am Zielbahnhof Dortmund mit dem Ensemble "Tango del Sur" angesagt. Kaffee, Süßes aus aller Welt wird aufgetischt. Aber nicht vergessen, das Tanzbein sollte geschwungen werden.
Keine Sorge es geht wieder zurück nach Duisburg, so dass Sie dann in ihrem eigenen Transportmittel träumend nach Hause fahren können. Träumen Sie von Ihrer Metropole Ruhr einer ganz besonderen Metropole, für jeden anders.
Übrigens, es sind mehrere Touren, jede anders aber irgendwie besonders – eben wie es sich für eine Metropole gehört.
Fragen Sie nicht lange und steigen Sie ein, damit der Zug nicht ohne Sie fährt.

Das Projekt Melez2010 geht vom 02. – 31. Oktober 2010. Nähere umfangreiche Informationen, auch die einzelnen Programme zu den verschiedenen Zugfahrten, können über die Internetsite: www.ruhr2010.de/melez erfahrbar gemacht werden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Oberhausen.

 


Fotos von der Pressekonferenz im Melez-Zug

 

[alle Fotos © Linde Arndt]

 

Liebe, Abschied und Neubeginn in der Galerie Torfhaus

[la] Der Westfalenpark in Dortmund hat schon seinen eigenen Charme. Ob es der Flamingoteich, die unendlich vielen Blumenrabatten, mannigfachen Baumarten, die Themengärten mit seltenen Pflanzen sind. Und mittendrin liegt umgeben von Skulpturengärten das kleine idyllische „Torfhaus“, welches vom Freundeskreis Westfalenpark Dortmund für Kunstausstellungen genutzt wird.

Nach einem Spaziergang am gestrigen Samstag durch den Westfalenpark fanden auch wir uns zur Vernissage von Bettina Brökelschen und Refika Düx mit dem Titel „Liebe, Abschied und Neubeginn“ im kleinen Torfhaus ein.

Es waren schon einige Gäste anwesend und es wurden im Laufe des späten Nachmittags immer mehr. Obwohl es nur wenige persönliche Einladungen gegeben hatte, waren recht viele Kunstinteressierte dem Aufruf der Rundschau und der Westfälischen Post gefolgt. Und da Bettina Brökelschen in Ihrer Heimatstadt Dortmund und deren Umfeld  sich längst im Bereich der Kunst einen Namen gemacht hat, war es nicht verwunderlich, dass über fünfzig Gäste anwesend waren.

Anregende  Gespräche mit den beiden Künstlerinnen, aber auch der kleine Plausch zwischen den Gästen wurden zusätzlich verschönt durch die musikalischen Darbietungen von Miguel Lòpez [Gitarrist] und Farsin Chahidi [Gitarrist Master´s Monkeys], einer Reihe folkloristischer Rhytmen aus Kolumbien und Argentinien.

 

 

Großen Anklang und auch bereits zur Vernissage manchen Käufer fanden die neuen Werke von Bettina Brökelschen. Eine ganz andere Technik, wie man sie bisher von ihr gewohnt war. Auf Papier, Pappe, Holz oder Leinen werden spontan Farbfelder aufgetragen, die sodann betrachteten Ergebnisse inspirieren die Künstlerin erst dann, mit Kohle  teils abstrakte aber auch gegenständlich realistische Elemente heraus zu arbeiten, die letztendlich dann das endgültige Werk ergeben.

Beachtenswert ist dabei, dass diese Kompositionen durchweg farbenfroh sind und pure Lebensfreude ausstrahlen. Das ist es vielleicht, was den Betrachter so anspricht und zu diesem überaus positiven Erfolg der Ausstellung beiträgt.

Und dann ist da noch Refika Düx aus Münster, die gemeinschaftlich mit Bettina Brökelschen die Kunstausstellung im Torfhaus bestückt.

Ihre dort gezeigten Werke sind Studien auf Büttenpapier, mit Grafitzeichnungen, umsäumt mit Aquarellfarben. Sie zeigen meist Körper, bei denen jedoch die Farbe ausgespart wurde.

Auch sie konnte ebenso eine große positive Resonanz auf ihre Bilder spüren und auch hier fanden sich viele Gäste, die sich intensiv mit Refika über ihre Werke auseinandersetzen.

Wieder einmal hat Bettina Brökelschen es verstanden, mit der verblüffenden Andersartigkeit ihrer Werke andere Menschen in ihren Bann zu schlagen und der Kunst einen wirklich gediegenen und ansprechenden Rahmen zu geben. Und ihre Verbindung mit Refika Düx und dem Folklore-Ensemble, nicht zuletzt aber auch das Ambiente der urigen Torfhaus-Galerie, ließen diese Ausstellung zu einer gelungenen Veranstaltung werden.

Die Ausstellung dauert noch bis zum 17. August 2010 an und kann täglich von 11:00 bis 18:00 Uhr besucht werden.

v.l.n.re.: Farsin Chahidi / Vivian di Iorio / Bettina Brökelschen / Refika Düx/  Miguel Lòpez

 

Refika, die übrigens von September 2010 – Juli 2011 ein Atelierstipendium gewonnen hat [winner heArtfund 2010, Hengelo, NL.] hat zusammen mit Bettina noch große Pläne.

Und so werden die beiden schon bald – und zwar am 25. August 2010 – nach New York fliegen, um neue künstlerische Abenteuer in Angriff zu nehmen.

Bettina Brökelschen, die bereits für den Autor Bernd Gieseking zwei Kinderbücher illustriert hat und auch schon mehrere Buchcover gestaltete, hat schon seit geraumer Zeit den Herzenswunsch, selbst ein Kinderbuch zu schreiben und zu illustrieren. Und es gibt auch schon Interessierte, die dieses Buch verlegen möchten. Für diese Vision hat sie schon lange New York im Sinn. Und das wird nun noch durch die gemeinsame Aktion mit Refika Düx verfestigt, die sich ebenfalls eine ganz ausgefallene Aktion zur Aufgabe machen will.

Refika will zusammen mit einer in New York lebenden Freundin, mit Phoebe Steinhoff-Smith Studien in dieser Stadt anfertigen, wobei jeder seine eigenen schafft. Diese werden dann aber an den anderen Partner weitergegeben, der seine Idee und seinen Part dort noch einarbeitet und geht so von einem zum anderen, bis es heißt: „Jetzt ist es okay – es ist fertig“.

Die Idee, die anfänglich zwischen den beiden Freundinnen entstanden ist, wurde mir großer Euphorie von Bettina Brökelschen aufgegriffen und so beteiligt sie sich als Dritte im Bunde an dieser Kunst-Aktion.

Später einmal denkt man – wenn genug Studien fertiggestellt sind, dass man daraus ein gemeinschaftliches Werk anfertigen lässt und hofft auf interessierte Verleger. Eine interessante Geschichte, die wir von EN-Mosaik bestimmt weiter verfolgen werden.

Was uns dabei besonders berührt ist der Mut, mit dem Bettina Brökelschen an die Angelegenheit herangeht. Immerhin geht sie für die 14 tägige Reise ein nicht abzuschätzendes Risiko ein, denn z. Zt. ist sie auf Grund ihrer gesundheitlichen Situation gezwungen, jeden Tag ärztlich behandelt zu werden.

Auf unsere Rückfrage, wie ihre Ärztin denn dazu stehe meinte sie, ihr wäre gesagt worden, wo so viel Herz und Freude dabei sei, könnte es doch nur gut gehen.

Hoffen wir es mit ihr und wünschen wir den beiden, dass sie sich ihren Traum New York erfüllen können.

 

Linde Arndt für EN-Mosaik

aus dem Dortmunder Westfalenpark


 

Hier noch einige Schnappschüsse:
Alle Bilder dieses Beitrags © Linde Arndt

 

Das Nichts erfahrbar zu machen -„Element X“

[jpg] Als ich bei den Buddhisten in Düsseldorf das Meditieren erlernen wollte, kam ich in eine Diskussionsrunde, in der japanische Zen Mönche mit Christen über die japanische
und europäische Philosophie diskutierten. Was mich damals faszinierte war die Bedeutung des "Nichts" in der japanischen als auch asiatischen Philosophie.
Dieses Nichts ist ein Zustand den ein Mensch erreichen kann, wenn er in absoluter Vergeistigung verharrt. Alle Dinge, Gefühle, Erfahrungen fallen von ihm ab und er ist "nur" er selbst, eben der Urzustand seiner Gattung als sie geschaffen wurde. Es ist nicht der Nihilismus europäischer Prägung, wie etwa bei Nietsche oder Heidegger beschrieben, er, der europäische Nihilismus ist nur die Verneinung. Das Nichts der asiatischen Philosophie ist ein Endzustand auf dem Weg zur Menschwerdung, er ist quasi die Krönung des zu Ereichenden. Damals hatte ich erfahren, wie viele Gespräche notwendig sind um einander zu verstehen und sogar eine gemeinsame Sprache zu entwickeln. Die damaligen Diskussionen wurden nach zwei Jahren eingestellt, die Teilnehmer dieser Runde hatten erkannt, dass es andere Formen der Kommunikation bedurfte um zu einem Miteinander zu kommen. Was wir erreicht haben, wir waren uns nicht mehr fremd und hatten eine gewisse menschliche Nähe entwickelt.

An diese Erfahrung dachte ich als ich am 24.4.2010 nach Dortmund ins Harenberg City Center eingeladen wurde um der Premiere des Tanzabends "Element X" nach der Choreographie von Xin Peng Wang und der Idee, Konzeption und dem Szenario von Christian Baier beizuwohnen. Element X ist aber auch Bestandteil des Henze Projekts der Ruhr 2010.

Das Dortmunder Ballett wurde begleitet von Hans-Werner Huppertz mit der Gitarre sowie der Musik von Hans-Werner Henze der bekannte Stücke der Klassik und Pop Musik neu interpretiert hatte und multimedial in den Abend einfließen ließ.

Selbstredend, dass in solch einem Haus kein Orchester Platz finden konnte, sondern nur der Gitarist Huppertz konzertant anwesend war.

 

  Das Publikum fand sich in der Eingangshalle in kleinen zufälligen Gruppen ein, kein Zeichen wann die Aufführung beginnen sollte.

Keine Plätze,  die Positionen waren zufällig durch den Einzelnen eingenommen worden. Freundlich lächelnd tauschte man gerade noch Gedanken aus, als eine Vierergruppe in schwarz gekleidet und weiß geschminkt, also gesichtslos würdevoll und ruhig den Raum betrat.

Sie fixierten den einzelnen Besucher mit ihren Augen, suchten ihn und mischten sich sodann unter die Menge.

Aufgeregt liefen sie durch die nun teilweise freien Räume, die Besucher wichen zurück. Es waren die Spiegel unserer täglichen Handlungen in denen wir uns so wichtig nehmen und die doch so leer sind. Irritationen breiteten sich aus. Sie nehmen uns auf mit unseren Gedanken, Gefühlen und Wünschen. Sie sind das fünfte Element, der Äther oder die Leere, nicht sichtbar und fassbar, die gefüllt werden muss und doch immer unter uns ist. Musik erklingt, die Kompagnie tritt auf – die Vorstellung. Da löst sich ein Tänzer, steigt in den Aufzug und entschwindet gestikulierend und kommt zurück. Was hat er gesehen, was entdeckt?

  Ortswechsel. Wir werden in den Amphisaal gelockt. Dort das klassische Romeo und Julia Ballet, nach der Musik, Royal Winter Music Nr.2, von Henze. Nur wo ist Julia? Wird etwa Julia unter uns sein? Nein.

Pantomimisch sucht der Solist sein Gegenstück oder das was er dafür hält. Er ist alleine. Die Musik "Echo-Canzone und Ciaconna" von Cazzati lässt ein Gefühl der Sehnsucht aufkommen. Ortswechsel. Es ist noch nicht gefunden was wir suchen.

Ist es denn  hier? Was suchen wir überhaupt? Die TänzerInnen sind wie kleine Geister, geduldig und nicht belehrend. Vertrauen entsteht. Sie zeigen uns die Grenzen der Räumlichkeiten auf, sie machen erst Räume erfahrbar. Flure, Treppen und Freiflächen, die wir so nie wahrnehmen und doch immer durchschreiten. Sie sind öffentlich, für jeden begehbar, weit, um Massen von Menschen durchzulassen. Eine Episode am Wegesrand wird nur außerhalb des Sichtfeldes erfasst, stört uns aber nicht in unserer Suche. Suche nach was? Und immer weiter geht es. Geduldig führt man uns. Der Aufzug bringt uns in die oberen Stockwerke, 18 Stockwerke hat das Harenberg-City-Center. Ein enges Zimmer, tausendfach gibt es diese Zimmer, standardisierte 10 qm. Oder mehr? Eine Schale mit Sand, ein Tisch, Licht und ein Panoramablick auf Dortmund. Ist es das was wir suchen, den Raum außerhalb? Henzes second Sonata aus seiner Royal Winter Music untermalt die Szene mit der Gitarre. Gespannt hören wir und ertragen die Enge.

Die Zeit rinnt dabei durch die Hände. Unsere Zeit? Die ach so kostbar und mit der wir doch nicht so recht was anfangen können. Es sind immer wieder die gleichen Dinge die wir Tag für Tag machen, eine endlos Schleife.

Wer programmierte uns nur? If else ohne Variable. Selbst die Gefühle sind standardisiert, die Begrüßung durch Umarmung geübt und angewendet. Was ist eigentlich Leben? Was ist Liebe? Nur Begriffe ohne Bedeutung, inhaltsleer? Der Sand rinnt weiter, hinter dem Gitaristen steht sie. Wer ist das? Wie eine Wächterin, mahnend. Bedenke! Die Zeit ist um, wir müssen weiter.

Stillstand ist bei uns nicht vorgesehen – nicht programmiert. Und doch kommen wir nicht weiter.
Die Endlosschleifen durchbrechen – die Autonomie über das Handeln wieder erlangen. Andere Inhalte. Räume überspringen um in Räume zu gelangen die unser Sein wieder mit Sinn erfüllt.

 

Auf der Brücke, dazwischen, Schreie des Schmerzes und der Lust, die keine Lust ist. LaBarbara Songs 1-10 ertönen. Das suchen und nicht finden hört nicht auf. Ermattung breitet sich aus. Die Besucher sind nun über das ganze Gebäude verteilt, Verharren auf allen Etagen und verfolgen gebannt das Geschehen im Foyer. Auf den Galerien und Brücken erwarten wir nun die Botschaft, schmerzhaft haben wir es gesehen, was fehlte. Ist die Suche nun beendet? Nein!
Die Suche ist dann beendet wenn wir das Fehlende benennen können und uns wieder mit ihm verbinden. Henzes Royal Winter Music ertönt wieder im Foyer. Dort wo Romeo jetzt seine Julia findet. Sie ist es die das Fehlende besitzt, es ist in ihr wie in uns allen, das eigene Ich welches ungezwungen und frei agieren kann und sollte. Dieses Ich, welches ein wahres Füllhorn ist, so man es frei lässt. Dieses Ich kann lächeln, lächeln das man auch lächeln nennen kann. Dieses geheimnisvolle Lächeln, welches uns zu dem führt was uns Halt gibt, was unseren Handlungen einen Sinn gibt, der universellen Liebe.

Und da kommen wir wieder zurück zu dieser eingangs genannten Diskussion. Es gab eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Gruppen, den Christen als auch den Buddhisten. Bei den Buddhisten gibt es eine Buddhaschaft die in jedem von uns ist, man muss sich nur von den anhaftenden Dingen lösen.
 Die Christen haben eine Analogie indem sie dem Menschen das Göttliche zuschreiben, welches in jedem ist. Denn dadurch das nach der christlichen Lehre Gott den Menschen geschaffen hat ist er in ihm auch vorhanden.
 

 Nur der Mensch muss diese Eigenschaft auch zulassen. Er ist es der sich gegen sich selber stellt und verwirrt durch die Räume geht, immer auf der Suche. Warum sucht er nur? Hat er es nicht erfasst, dass er alles in sich hat? Muss er erst seinen Mitmenschen fragen um zu erkennen? Erfährt er es dann, so ist es für ihn nicht glaubhaft. Die Suche geht weiter. If else ohne Variable. Die Folge: Absturz.
Wir haben ein Ballett der Berührungen erlebt, was unser Seele berührt hat, zärtlich und manchmal etwas fordernd. Es war ein Dialog der in eine Interaktion mündete, staunend haben wir unsere Gegebenheiten erkannt, die ach so einfach aber auch so schwer auf unseren Erwartungen lasten. Es fällt uns schwer uns dem zu öffnen, was uns gut tut. So werden wir weiter hasten zu unserem nächsten Leid, welches uns niemals befriedigen kann.

Das Schlußbild im Pas de deux  geht mir nicht aus dem Kopf, wo das Paar sich nur imitiert aber nicht annähern kann. Wo die bewegungslose Seele des Tänzers ihre Wünsche artikuliert, welche in dem Tanz der Tänzerin ausgedrückt wird. Er, der Tänzer kann seine Seele jedoch nicht fassen und gibt verzweifelt auf.

Deshalb: Geben Sie niemals auf.

Info:

Weitere Termine:

2. und 13. Mai,
5. Juni,
2. und 3. Juli

Karten gibt es unter den Telefonnummern:

Service-Telefon 0231/90 56-166
Theater-Hotline 0231/5027-222

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Dortmund

Fotos: Björn Hickmann, Stage Picture, Linde Arndt, EN-Mosaik

Bilder der Gallery  Björn Hickmann, Stage Picture,

Liebevolle Netze, die immer wieder neu geknüpft werden

[jpg] Ach, könnte das in allen gesellschaftlichen Bereichen so sein. Dieses gegenseitige Befruchten und von einander lernen, Freude an den Leistungen des Anderen zu haben. Wo das Fremde etwas Vertrautes ist, was man nicht missen möchte – es ist das zweite Ich.

So fiel am 12.4.2010 der Startschuss für die "SCENE UNGARN IN NRW" zum 10.mal. Alle 2 Jahre stellt sich die ungarische Kultur in NRW vor, so dass man sehen kann wie sich die nunmehr Freunde entwickelt haben. 187 Veranstaltungen in 14 Städten mit mehr als 100 Künstlern sollen es werden. Ungarische Musik, Theater, Tanz, Literatur, Film und bildende Kunst werden NRW und das Ruhrgebiet reicher machen. Eingebettet sind unsere Gäste auch in das Kulturhauptstadtjahr 2010, Ruhr 2010. Die Eröffnung fand im Operhaus Dortmund statt und wurde von der deutsch ungarischen Gesellschaft organisiert, wobei der Ministerpräsident des Landes NRW diese Veranstaltungen fördert.

EröffnungsrednerInnen:
 

            
   Birgit Jörder  Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff    János Can Togay

Birgit Jörder, Bürgermeisterin der Stadt Dortmund
Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Kulturstaatssekretär beim Ministerpräsidenten von NRW
János Can Togay, Direktor des Collegium Hungaricum, Berlin
                              Botschaftsrat der ungarischen Botschaft, Berlin

Bürgermeisterin Jörder betonte die in vielen Städten NRW vernetzte Kulturarbeit, die die internationale Kultur einbezieht. Dieses Treffen geht auf eine Idee der Stadt Dortmund aus dem Jahre 1987 zurück, dem sich inzwischen andere Städte NRW angeschlossen haben. Das besonders entspannte aber auch freundschaftliche Verhältnis zu Ungarn kommt dadurch zum Ausdruck, dass der Wunsch seine Erfüllung findet immer mehr von dem Anderen zu erfahren.

Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff unterstrich, dass die Beteiligung noch nie so groß war wie in diesem Jahr. Er erinnerte daran, dass es der ungarische Außenminister Horn war, der den eisernen Vorhang zerschnitten hatte. Neben der Metropole Ruhr und Istanbul ist auch das ungarische Pécs europäische Kulturhauptstadt. In dieser Reihe werden für ihn der hohe künstlerische Standard und das kreative Potenzial Ungarn  sichtbar. Kulturarbeit unterliegt in der Landesregierung nicht einer Kürzung, damit soll die Wichtigkeit dieses Ressorts betont werden. Auch die Städte, denn nur mit diesen ist gute Kulturarbeit möglich, sollten sich nicht dazu hinreißen lassen Kulturarbeit zu kürzen.

Der ungarische Botschaftsrat János Can Togay, der selber ein anerkannter internationaler Kulturschaffender ist, drückte zu erst sein Beileid und das seines Volkes zum Tode des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski aus. Die besonderen innigen Beziehungen zu Polen machten diese Beileidsbekundung notwendig.
In diesem Jahr sind besondere Programme und Veranstaltungen geplant, die die kompromisslose, innovative und aufrüttelnde schöne ungarische Gegenwartskultur zeigen wird. Die Geschichte Ungarns seit dem 1. Weltkrieg hat dem Land viel Kraft und Energie abverlangt, die einen Transformationsprozess erforderte der dem des heutigen Ruhrgebietes ähnelt. Diese Spannungsverhältnisse und dynamischen Prozesse wurden immer wieder in einem gegenseitigen Austausch und Dialog mit NRW reflektiert. Beide konnten dabei von den Erfahrungen des Anderen profitieren. Ungarn durchlebt heute eine Rückbesinnung auf seine Wurzeln, um daraus eine moderne Identität zu erlangen. Das die internationale Finanzkrise diese dynamischen Prozesse in Ungarn verlangsamt hat, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Auch Ungarn durchlebt, ebenso wie andere Staaten, eine tiefgreifende Krise. Trotz allem oder gerade deswegen, bietet Ungarn heute international anerkannte Künstler, die das Beste des Landes darstellen, den Auftritt in NRW. Kultur ist ein gesellschaftlicher Faktor in Ungarn, der hilft die Zukunft des Landes zu verbessern.  Das Interesse an der Kultur und damit auch der Kunst stellt eine gegenseitige Bereicherung dar, die Europa als gemeinsamen Kulturraum erlebbar macht.

So konnte man die Worte Togays durch die Aufführung des "Hungarian State Folk Ensemle"  mit ihrer Tanzperformance "Labyrinth" bestätigt bekommen.

Zu Grunde dieser Tanzperformance lagen die umfangreichen Sammlungen volkstümlicher, ungarischen Werke, die seinerzeit Bela Bartok sammelte um die Reichhaltigkeit Ungarns im Lied- und Erzählgut zu dokumentieren. Diese Werke wurden variiert  und neu interpretiert, dienten dem Tanztheater als Basis.

Durch leises Flüstern, mehr ein Wispern, machten sich diffuse Figuren im Dunklen bemerkbar. Disharmonische Klänge untermalten die Bewegungen im Halbdunkeln. Ein Dialog über Distanzen entstand kaum wahrnehmbar.

Dann entstand das Licht, grell und die Akteure kamen. Die Kompanie ganz in schwarz wobei sich paarweise Akteure in grauen mit roten Streifen versehenen Kostümen  unter sie mischten. Orientierungslos versuchte man  bestimmte Haltepunkte zu erlangen, was aber nicht gelang. Es entstand eine Sogwirkung, die den Betrachter zwang sich in die Handlung einzubringen. Eine "Zigeunerband" bestehend aus den typischen Instrumenten Geige, Cello, Kontrabass und Klarinette, betrat ab und an die Bühne, begleitete die Kompanie und verschwand wieder, mal im Vordergrund, dann wieder im Hintergrund.

      

Schnelle Wechsel der Szenen die durch Gesangsvorträge nur kurz unterbrochen wurden. Wie zufällig bildeten sich die Tanzformationen die sich mal in schnellem Rhythmus, dann wieder im normalen Paartanz  trafen. Trennung und Bindung ergaben sich wie zufällig und doch gewollt. Dann zwei weiße angestrahlte quadratische Areale in welchen sich das grau/rote Paar zum Vortrag begab. Sehnsucht kam durch die Stimmen und die Bewegungen auf. Ein aufeinander zu Bewegen über das Dunkle in des Anderen Feld, sich finden wollen und doch wieder trennen müssen. Ruhig und erhaben trat die Kompanie ab. Pause und dunkle Bühne. Licht. Es wurden nunmehr seitwärts Sprechgesänge vorgetragen, fordernde, klagende oder lamentierende. Man brauchte keine Sprachkenntnisse um zu erfühlen, es ist eine emotionale Krise. Stille. Dann die Kompanie, immer wieder in weiten schwarzen Mänteln mit Led Leuchten versehen, mit den Bewegungen schwingend, nun ergänzt durch mehrere grau/rot gekleidete Paar. Die Led Leuchten verstärkten die Bewegungen im Dunkeln, Gedankenblitze gleich wurden sie auf der Bühne wahrgenommen.

Die Musik wechselnd von  schnell bis langsam theatralisch, mal harmonisch kurze Melodien mit einem scheinbaren Erkennungswert, die sich  mit einem Stakkato von Disharmonien abwechselten, welche  eine ungeheurere Dynamik der Tänze erforderten. Schnelle detailversessene Schrittfolgen wechselten ab mit einer Ideenfülle, die choreographisch den Atem stocken ließ. Gebannt sah man sich selber in der Szene und hatte niemals Zeit der Ruhe. Mitgerissen wurde der Betrachter. Irgendwie konnte man die teilweise leidvolle Geschichte Ungarns in diesem Stück erkennen, wobei der Fall des eisernen Vorhangs eine weitere ungeheuere Orientierung auslöste.

Es war eine packende und spannende Geschichte die dieses Tanztheater erzählte, gefüllt mit ungarischer Folklore, die modern vermittelt  wurde. Die Choreographie, die von Csaba Horváth, Péter Gerzson und Gabór Mihály geschrieben wurde, hatte die Tradition neu aufbereitet. Lásló Sáry schrieb die Musik auf der Basis der umfangreichen Bartok Sammlung. Es war eine unterhaltende und sehenswerte Aufführung die eine Bereicherung und ein Highlight in der NRW Kultur darstellte. Minutenlanger Applaus des Publikums war der Dank an die Künstler. Danke Ungarn.

Die Veranstaltungen gehen noch bis zum Juni 2010 und werden in 14 Städten von NRW zu sehen sein.
Lernen Sie das Andere in sich kennen.
 
Der Flyer hierzu: scene_ungarn_flyer.pdf
Das Programm hierzu, nur Text: scene_ungarn_program.pdf

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Dortmund

 

Nachtrag: An dieser Stelle möchten wir uns noch ausdrücklich bei Magdolna Wiebe, Leiterin der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, für ihre aufmerksame Pressebetreuung bedanken.

 


Alle Fotos in diesem Beitrag –  Copyright Linde Arndt