Gute Nachbarn wollen sich näher kennen lernen – NL-Ruhr

[jpg] Der europäische Gedanke scheint allgemein zurzeit etwas müde zu wirken. Die Regierungschefs sind mit anderen Dingen beschäftigt. Europa muss erst einmal warten, so scheint es. Und wir? Wir nehmen derweil wie selbstverständlich die Segnungen, die Europa uns gebracht hat, jeden Tag wahr. Eine Währung, keine Grenzen und das in einem Raum wo sich rund 500 Millionen Menschen befinden. Nur, was wissen wir voneinander? Man kann ja verstehen, wenn der Spanier sehr wenig über die Letten weiß, es sind ja einige Kilometer zu bewältigen. Für eine weitergehende Beziehung ein bisschen weit. Aber der Nachbar, der nur ein paar Kilometer entfernt wohnt, zu dem sollte sich doch eine stärkere Bindung erzeugen lassen.

Nein, auch hier sind die Beziehungen nur auf einer offiziellen Ebene vorhanden. Ministerpräsidenten oder Bürgermeister,  ja die treffen sich ab und an um ein mehr oder weniger unverbindliches Gespräch zu führen. Und wir selber? Unser direkter Nachbar, die Niederlande, sind uns als Ziel für den preiswerten Einkauf bekannt. An den Grenzen haben die Niederländer für uns Deutsche Supermärkte aufgebaut, die keinen Wunsch offen lassen. 1 ½ Stunden rüber nach Arnheim oder einer sonstigen Stadt, 1 Stunde einkaufen und 1 ½ Stunden wieder zurück. Die Niederländer selber kommen gerne in das Sauerland um einen Kurzurlaub zu machen. Wie soll da etwas entstehen? Was wissen wir über die Niederländer oder umgekehrt. Fast  sind es alles nur Klischees, die über den Anderen kursieren.

                
   Gruppenfoto Pressekonferenz Oper Dortmund                                                             Foto: © Linde Arndt
 

Es finden sich jedoch Partner zusammen die mehr wollen, die das Kennenlernen als eine Bereicherung ansehen.
So hat das Theater Dortmund im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2010 mit seinem Generalmusikdirektor Jac van Steen, einem Holländer, die Initiative mit anderen ergriffen um einmal die breite holländische Theatersparte den Deutschen näher zu bringen. Aber nicht nur das, die Initiatoren gingen noch einen Schritt weiter indem sie Holländer mit Deutschen zusammen bringen um sich gemeinsam einem Publikum zu zeigen. Da das Ruhrgebiet im Zusammenhang mit dem Kulturhauptstadtjahr ein umfangreiches Netz geknüpft hatte, brauchte man nur noch eine Klammer um das niederländische Netz anzuknüpfen. Herausgekommen ist das Projekt NL-RUHR. Dieses Projekt soll keine einmalige Sache sondern eine langfristige Kooperation werden. 300 kulturelle Aktivitäten mit den niederländischen Nachbarn wurden während der Ruhr 2010 gemeinsam entwickelt.
Das Angebot umspannt die gesamte Bandbreite von klassischer Musik, Jazz, Rock-und Popmusik, Schauspiel, Musiktheater, Tanz, Malerei, Fotografie Landschaftsgestaltung, Design, Mode oder auch Neue Medien. Eben  der ganze Reichtum der niederländischen Kultur.

           
          v.l.n.r.:  Nadin Deventer / Bettina Pesch / Michael Nieuwenhuizen                                 Foto: © Linde Arndt  

Der Generalmusikdirektor der Dortmunder Philharmonie, Jac van Steen entwickelte unter dem Projekt "Holland Panorama" einen Schwerpunkt der zeitgenössischen Musikszene Hollands. Die Comic Strip Oper "Affe besiegt Knochengeist" von Peter Schat oder das Familienkonzert "Die Nachtigall", von Theo Loevendie mit der "Hexe Hillary" wenden sich an ein modernes Publikum. Darüber hinaus wird es eine internationale Ballettgala unter dem Titel "Tanzszene Niederlande/Ruhr" geben. Hier treffen zwei Ballettkulturen mit dem Ballett Dortmund und dem Nederlands Dans Theater und Het Nationaal Ballet mit den Stücken der Meisterchoreographen Jiri Kylian und Hans van Manen aufeinander.

                                    

  Jac van Steen
Foto: © Linde Arndt
  Tobia Ehinger
Foto: © Linde Arndt
     

Nadin Deventer bringt unter dem Motto "Raus nach Europa" die Jazzszene des Ruhrgebietes mit der niederländischen Szene zusammen. Das Jazzplayseuropa-laboratory zwischen dem Jazzwerkruhr und TryTone aus Amsterdam werden  das Publikum begeistern. Hier werden wildfremde Musiker sich willkürlich zu einer Session zusammenfinden, nachdem sie vorher für ein paar Tage in einem Proberaum eingesperrt waren. TryTone schickt die Jazzsängerin Kristina Fuchs und Jazzwerkruhr den Pianisten Oliver Maas in den Ring.

Mit der "NL-RUHR Music Kitchen" treffen drei niederländische Bands aus Amsterdam auf drei Bands aus dem Ruhrgebiet aufeinander um ein Programm für 9 Abende zu erarbeiten. Man darf gespannt sein.

So wird es eine internationale Ballettgala XII – "Tanzszene Niederlande/Ruhr" am 16. Oktober 2010 geben, Balettdirektor Xin Peng Wang lädt zu seinem jährlich stattfindenden Tanz- und Ballettgalaabend ein. Es sind zwei große europäische Tanzkulturen die sich in Dortmund treffen. Es wird sicher ein herausragender Dialog der der Solisten des Nederlands Dans Theater (Den Haag), dem Het nationaal Ballet (Amsterdam) und vielen weiteren internationalen Tanzgrößen werden.
Die Webseiten www.nl-ruhr.de und www.mcn.nl sowie www.jazzplayseurope.eu und musickitchen.eu halten hierzu ein umfangreiches Programm bereit.

Die stärksten künstlerischen Persönlichkeiten werden wie in einem Teilchenbeschleuniger aufeinander treffen, ein Prozess der sicher enorme Mengen an künstlerischer Energie freisetzt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Dortmund

 

 

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