Piep, piep, piep, wir haben uns lieb!
Kandidatenvorstellung mit Überraschungen.
[jpg] Eines vorweg, es war schon eine Zumutung für die ausstellenden Handwerker aber auch politisch Interessierten. Die Handwerker hatten für den ganzen Tag gebucht, am Vorvortage geschleppt und aufgebaut um 2 Stunden eingeschränkte Aufmerksamkeit zu ernten.
Dann, wenn jemand gerufen hätte, alle Parteianhänger und Parteimitläufer bitte den Saal verlassen, wären nur, so meinen wir, 20 Personen im oberen Saal übrig geblieben. Diese 20 Personen hätten sicherlich gerne mit den Politikern diskutiert, oder auch nicht. Für zwei Veranstaltungen war das zuviel.
So wurden immer wieder die Ausführungen der eigenen Kandidaten goutiert und die des politischen Gegners mit Schweigen belegt. Anders bei den Ausführungen des Kandidaten Dr. Mehner, die teilweise nieder geschrieen wurden, dass warum, war zu durchsichtig. Denn die Parteien hatten durchweg noch Schwierigkeiten ihre Kandidaten in Position zu bringen, da passte es zur Strategie den Kandidaten Mehner anzugreifen, lenkte dies doch vorzüglich von den relativ schwachen eigenen Positionen ab. Auch war es nicht nachvollziehbar, warum die Partei- oder Fraktionsvorsitzenden nicht mit am Pult standen, immerhin haben wir ja zeitgleich auch die Kommunalwahl. Vergessen?
Weiter konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, die Kandidaten, allesamt, kannten die Regeln der anstehenden Kommunalwahl nicht.
Zur Erinnerung: Auf der einen Seite wird eine Partei ( Der Rat ) gewählt und auf der anderen Seite eine Person, nämlich der Bürgermeister.
Politisch hat der Bürgermeister ( hauptamtlich ) aber eine andere Funktion als der alte Bürgermeister der durch den Rat der Stadt gewählt wurde, dies schon seit Jahren. Auch der Rat hat eine andere Funktion.
Den Kandidaten sei ins Gewissen geschrieben, es hat schon lange die Jetzt Zeit angefangen.
Es heißt also nicht, wir vom Rat haben schon immer gesagt……, oder wir von der Partei….,
es heißt also: Ich werde, dieses Amt so und so ausfüllen!!!! Rechenschaft ist der Bürgermeister seinem Wähler schuldig, nicht seiner Partei.
Nun, wir, heißt das EN-Mosaik Team waren mit 8 Personen unabhängig voneinander auf dieser Veranstaltung und stimmten uns hinterher ab, wer die beste Figur gemacht hat. Wir wissen, für die Formalisten, es ist alles nicht repräsentativ und hat keine Relevanz, wir haben es aber trotzdem gemacht. So sind wir nun mal.
Die Abstimmung ergab folgendes:
1. Platz
Anita Schöneberg
2. Platz
Sabine Hofmann
3. Platz
Wilhelm Wiggenhagen
Verblüffend war wie, groß der Abstand vom 1.Platz bis zum dritten Platz war, nämlich sehr groß .
Gespannt sind wir, wenn wir die Auswertung über unser Newslettersystem haben, immerhin haben wir schon über 500 Ennepetaler User in unserer Datenbank.
Zur Begründung der Abstimmung:
Vorbemerkung: Bei solch einer Veranstaltung kommt es darauf an, welche geschlossenen Botschaften, die aber auch noch verständlich sein müssen, der Kandidat an den Mann bzw. die Frau bringt. Der politische Gegner (Nicht Feind !!) muss aber versuchen diese Botschaften in Frage zu stellen oder zu relativieren.
Ein Beispiel aus der Veranstaltung: Frau Schöneberg brachte beim Thema Innenstadtverbesserung, den fehlenden Branchenmix und das leere Allianzgeschäft als Beispiel für die fatale Situation in der Innenstadt.
Botschaft: Leere Geschäft sind nicht gut für den Fuzobereich, man sollte sich besser um die Belegung kümmern. (Geschlossen)
Ein weiteres Beipiel: Herr Wiggenhagen zu dem gleichen Thema.
Wir sind auf einem guten Weg mit der GmbH&Co. KG., es haben sich schon sehr viele Einzelhändler eingetragen.
Botschaft: Guter Weg, wohin? GmbH&Co.KG, wofür? Einzelhändler eingetragen, wofür?
(Offene Botschaft, zuviel Raum für Spekulation)
Diese geschlossenen Botschaften wurden am meisten von den beiden Kandidaten Schöneberg als auch Hofmann übermittelt, so dass eine gehörige Punktzahl aufkam. Auf Zwischenfragen waren beide präsent und hoch konzentriert, beide sehr professionell. Frau Dr. Siekermann, war zweimal auf Zwischenfragen nicht im Bilde, Herr Wiggenhagen wich zumindest der Zwischenfrage mit allgemeinen Antworten aus, fiel also nicht so auf.
Marc Schulte hatte zwar das Publikum aufgefordert Fragen zu stellen, aber vielleicht hätte er bereits vorher nachdrücklicher darauf hinweisen werden müssen, damit die Besucher sich besser vorbereiten konnten.
Frau Siekermann und Herr Mehner hatten in der Vorstellung offensichtlich eine eigene Abteilung aufgemacht, sprich wir üben noch.
Frau Dr.Siekermann trug alles ziemlich ohne Engagement vor, ähnlich einem wissenschaftlichem Vortrag, auch fehlte der Bezug zum Alltag. Das Thema Demografie ist, wenn man die Statistik kennt, für Ennepetal ein beschämendes Feld, sind uns doch in den letzten 10 Jahren, 3000 Einwohner abhanden gekommen und zwar in den besten Lebensjahren. Offensichtlich ist die Bindung der Stadt Ennepetal nicht so groß um den Menschen das Verlassen zu erschweren? Das das Verhalten der Jugendlichen in vielen Bereichen der Gesellschaft sich grundlegend geändert hat, vermag ich bei keiner der Kandidaten auszumachen. Ich glaube das Bild eines Jugendlichen ist noch von den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts bei den Kandidaten eingefärbt, so eine Art Insel der Glückseligkeit.
Wo war da Frau Dr. Siekermann, die sich engagiert für die Jugend einsetzt – ihre Domäne?
Offensichtlich war das nur ein privater Kleinkrieg im Rathaus zwischen der Dame Siekermann und dem Herrn Eckhardt. Soll ja vorkommen. Kleinkriege haben aber nichts mit guter Jugendpolitik zu tun, Jugendpolitik ist immer eine Politik für die Zukunft. Die Jugendpolitik in Ennepetal ist halt eine Konserve aus einer Zeit als man noch der Meinung war, die Stadt brauche nur den Sportvereinen oder Jugendorganisationen ein paar Mark zu geben und die holen die Kids von der Strasse. Das ist aber schon länger vorbei.
Dr.Mehner hatte eine etwas gewöhnungsbedürftige Dramaturgie als auch Sprache gewählt.
Inhaltlich hatte er als Einziger, politische Visionen mitgebracht, Alternativen zu der derzeitigen stadtplanerischen Situation in welcher die Stadt es hinnimmt, das die Einwohnerzahl nochmals um 15% in den nächsten Jahren sinkt (Wir schrieben schon mal darüber).
Er schlug ein grundlegendes Überdenken des Citykonzeptes für Milspe vor, welches keine Ausweitungsmöglichkeiten aus mehreren Gründen bietet. Er schlug Voerde als Alternativcity vor, wobei der Bereich Arbeiten in der Verlängerung Dorma – Oberbauer – Breckerfeld angesiedelt werden könnte, der Bereich Wohnen in Voerde Nord genügend Platz bieten würde. Nachvollziehbar! Nur, warum bei einer Provokation, wie "Voerde kauft Milspe auf" die Parteimeute aus dem Tritt geriet, kann ich nur der mangelnden politischen Kultur zuschreiben.
Alles in allem sollte man aber sagen, dies wird nicht Aufgabe des Bürgermeisters sein, dies ist zu allererst einmal dem Rat der Stadt und seinen Ausschüssen vorbehalten. Warum bisher keine Grundsatzdiskussion stattfand, kann ich mir nicht erklären.
Zusammenfassend kann man sagen, Herr Dr. Mehner, wollte den einfachen Mann darstellen (Hinterm Deich) der anpacken kann, jedoch brachte er teilweise die Sprache und die Regeln der Juristen auf Landesgerichtsebene mit. Dies passte nicht zusammen.Juristen versuchen, in der Regel, mit der Provokation den Gegner aus dem Tritt zu bringen und dadurch den Richter für sich einzunehmen.Nur, Herr Mehner, andere Bühne, andere Regeln. Vielleicht beim nächsten mal.
Wie weiter?
Nun, es fehlt eine Veranstaltung. Nämlich eine Veranstaltung der Partei- oder Fraktionsvorsitzenden mit den Bürgermeisterkandidaten zusammen.
Die Organisation müsste allerdings eine andere sein. Zwei Moderatoren, genügend Fragen so dass gezogen werden kann, ein großer Saal, wie in Haus Ennepetal, keine Micros, sondern Headsets, evtl. Webcams, damit das ganze ins Netz übertragen werden kann. Man könnte auch nur das Audiofile ins Netz übertragen und die Kandidaten als festes Bild einbringen.
Wer sollte das machen?
In der Regel setzen sich die Parteien über eine Medienfirma zusammen und organisieren das, wie Zeiten( Einzelzeit und Gesamtzeit ) oder Beleuchtung usw. Da aber die hiesigen Parteien nur semiprofessionell agieren, sollten sie sich ihrer Landesverbände versichern. Da die Landesverbände jedoch den Ortsverbänden bei solch einer Aktion abraten würden, hätten wir ein Dilemma. So sollte die Stadt einspringen und das mit den Akteuren organisieren.
Eines hätte die Stadt Ennepetal erreicht, eine positive PR Werbung allererster Güte. Wenn diese im Vorfeld das Ennepetaler Wahlkampfthema festlegen würde, wie "Ennepetal hält unterschiedlich Strömungen aus." "Ennepetal, tolerant wie immer".
Was bleibt?
Und täglich grüßt das Murmeltier, so hieß mal ein Film, indem jeder Tag mit dem gleichen Ablauf belegt wurde, bis eine Zäsur eintrat. Fast 30 Jahre wohne ich hier in Ennepetal, habe 5 Kommunalwahlen, als Wähler mit gemacht und nichts hat sich am Verhalten der Politiker geändert. Nur die Umwelt, unsere Stadt, hat sich dramatisch verschlechtert, in "Manhattan" stehen viele Wohnungen leer, die Tafel versorgt hier in Voerde ohne Ende die Menschen unserer Stadt, viele, viele ehemaligen Bekannte sind weggezogen, unsere Einkäufe können wir in Ennepetal nicht mehr decken, den kulturellen Bereich vermögen wir nur rudimentär zu erahnen, Gastronomiebereich ist überhaupt nur unzureichend präsent, kurz, es ist unser aller Schlafzimmer – mehr nicht. Am Samstag sind wir durch Schwelm gegangen, wir haben 5 zukünftige Kommanditisten der GmbH&Co. KG mit einem Eis und Einkaufstüten aus Schwelmer Geschäften an der Hand gesehen, alle versichern aber immer wieder hoch und heilig, wir sollten nur bei uns einkaufen.
Bin mal gespannt im Sommer auf der Kö, wer kommt mit? Oder gucken wir uns dann nicht an? Man grüßt sich halt.
Und täglich grüßt das Murmeltier.
Jürgen Gerhardt
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