Gespräche zur Bewusstseinsbildung in Gevelsberg

Teilnehmer am runden Tisch in Gevelsberg  foto: Linde Arndt

Teilnehmer am runden Tisch in Gevelsberg foto: Linde Arndt

 

[jpg] Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden, so ein Spruch aus dem Internet.

Die Stadt Gevelsberg lud zu „Miteinander im Gespräch – Menschen mit Behinderung und Vertreter der Stadtverwaltung“ in ihren Ratssaal ein. Als „normaler“, also ohne Behinderung versehener Mensch machte dieses Gespräch doch betroffen. Als Redakteur war ich zum ersten mal Teilnehmer eines solchen Gesprächskreises. Klar, habe ich mich vorher vorbereitet, nur auf dieses Gespräch bezogen konnte ich das Vorbereitete vergessen.

Schumacher - Pfleging  foto: Linde Arndt

Gabriele Schumacher und Michael Pfleging foto: Linde Arndt

Es war ein „Round Table“ Gespräch welches vom Fachbereichsleiter für Bildung, Jugend und Soziales Michael Pfleging und Gabriele Schumacher als Behindertenbeauftragte moderiert wurde. Nun, Gevelsberg zeigt sich im sozialen Bereich der Menschen mit Behinderung, auch hier vorbildlich. Man spricht miteinander um Probleme einer Lösung zu zu führen, soweit sie von der Stadtverwaltung gelöst werden können. Wobei im Dialog auch gemeinsame Lösungsvorschläge erarbeitet werden.

Allerdings fielen mir so manche Schuppen von den Augen. Mein persönliches Bewusstsein für Behinderte befand sich vor diesem Gespräch in einem rudimentären Status. Für mich war ein Behinderter ein Mensch, für den irgendjemand sorgt, sei es die Rentenversicherung, die Berufsgenossenschaft oder der Sozialbereich einer Stadt. Bestenfalls erwartete ich von einem Behinderten wegen einer Hilfeleistung angesprochen zu werden. In dem Fall würde ich dem vorgebrachten Ansinnen gerne folgen. War es das? Nein, ich wurde eines besseren belehrt.

 

Einige Beispiele gefällig?

Wer hat nicht den neuen ZOB (Zentralen Omnibusbahnhof) gesehen. Auf dem Boden sind Riffelungen eingelassen. Sie sollen Blinde führen, die mit ihrem Blindenstock den richtigen Weg finden sollen. Problem gelöst? Keinesfalls. Denn der Rollstuhlfahrer hat mit den Riffeln seine liebe Not, indem er sich immer wieder aus den Rillen befreien muss. Und der Blinde? Auch dessen Probleme sind noch nicht alle gelöst. Denn wie kommt er nun an den richtigen Bahnsteig?

In einem anderen Beispiel schilderten Behinderte das Problem, dass ein LKW die Sicht auf die B7 versperrte, in dem er im Eingangsbereich zwar vorschriftsmäßig parkte, nur man konnte die Straße nicht mehr richtig einsehen, wenn man den Platz vom Gesundheitscentrum verlassen wollte. Diese Situation in den  Raum gestellt, wusste ein anderer Behinderter eine Problemlösung, indem dieser Parkplatz nur für Motorräder reserviert werden sollte. Problem gelöst? Auch hier ist sicher eine Abwägung notwendig, denn Parkraum ist ein knappes Gut.

Die Mittelstraße in Gevelsberg, die Flaniermeile der Stadt, kann für einen Behinderten zu einem schweißtreibenden Hindernisparcour werden, wenn er die auf dem Bürgersteig ausgestellten Werbestopper oder Warenkörbe umfahren oder -gehen muss.

Oder nehmen wir die Parkzeit, für einen Behinderten kann das zum Problem werden. 1 Stunde mit einem Rollstuhl oder mit Krücken einkaufen ist sicher nicht als angemessene Parkzeit für einen Behinderten einzuordnen.

 

Es sind nur 4 Beispiele, die, mit einem Bewusstsein eines nicht behinderten Menschen, niemals aufgefallen wären. Gevelsberg ist weiter im sozialen Bereich. Aber es besteht noch Gesprächsbedarf.

Susanne Auferkorte [KISS]  Foto: Linde Arndt

Susanne Auferkorte [KISS] Foto: Linde Arndt

Frau Auferkorte (KISS) berichtete denn auch über neue Selbsthilfegruppen die gebildet werden sollen. Die Räume in der Hagenerstraße platzen aus allen Nähten und KISS braucht dringend neue Räume. Frau Auferkorte bittet denn auch um Anruf (02332 – 664028), falls Räumlichkeiten fei sind.

Denn zwei neue Selbsthilfegruppen, „Depressionen“ und „Lungenkrebs“ könnten und sollten gegründet werden.

Und als Vorschlag sollte zu dem nächsten Gespräch jemand von der VER eingeladen werden um die im Zusammenhang mit der ÖPNV und den Behinderten entstehenden Probleme zu sprechen.

Foto: Linde Arndt

Wolfgang Büge Foto: Linde Arndt

Und, ab sofort hat der EN-Kreis einen Lotsen für Menschen mit Behinderung. Wolfgang Büge, der blind ist, hat in Münster eine Schulung zum Lotsen gemacht. Er kümmert sich ab sofort mit Rat und Tat um Menschen mit Behinderung und zwar kostenlos. Er wird Wege aufzeigen wie jeder Behinderte zu den Stellen gelangt um seinen richtigen AnsprechpartnerIn zu bekommen. Zu erreichen ist Wolfgang Büge unter Telefon: 02332-61963.

Es sind viele Probleme der Behinderten, die das Miteinander mit der Gesamtgesellschaft behindern. Tatsächlich ist es jedoch dem gegenseitigen mangelndem Bewusstsein geschuldet. So könnten diese Miteinander Gespräche ein neues Bewusstsein erzeugen. Es fehlt etwas, das miteinander Aufpassen und Hinsehen. Nachdenklich bin ich danach nach Hause gefahren. Passt auf euch auf.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

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