[la] Sie haben alles hinter sich gelassen, das, was einmal ihre Heimat bedeutet hat; ihren Besitz, ihre persönlichen Dinge – seien es viele oder wenige gewesen. ALLES! Sie haben geliebte Menschen verloren oder mussten sie verlassen; sind aus der Familie gerissen worden oder versuchen gemeinsam mit ihr an einen sicheren Ort zu gelangen – immer mit der Angst im Nacken es nicht zu schaffen. Sie gehen es ein, dieses immense Risiko das wie „russisch Roulette“ ist, wo man keine Gewissheit hat, ob man es überhaupt schafft oder nicht.
Sie verlassen ihr gewohntes Lebensumfeld um in einer ungewissen Zukunft evtl. die Chance zu haben wenigstens zu überleben. Diese Angst, ob sie es überhaupt überstehen, ob sie irgendwo „ankommen“ und auch „angenommen“ werden, lähmt ihren Körper bei Tag und Nacht. Kann man sich vorstellen, wie ständige Angst die Seele zerstört?
Es sind Menschen die vor Hass, Zerstörung, Krieg, politischer, religiöser oder ethnischer Verfolgung fliehen.
Viele, damals wie heute, sind zum Teil schwer traumatisiert.Wo ist die Menschlichkeit in uns? Kann sich einer in diese verzweifelten Schicksale gefühlsmäßig einbringen? Wir lieben unsere Heimat und wissen sie zu schätzen. Diese Menschen mußten ihre, sicher früher einmal geliebte Heimat, aufgeben um wenigstens evtl. ihr Leben zu retten.
Sie stehen jetzt wie Bettler vor unserer Tür und betteln um ein wenig Verständnis und Akzeptanz.
Haben wir die Zeit um 1945 vergessen? Oder waren wir da noch nicht so egoistisch wie wir es heute sind. Alle hatten damals – auch die, die ihre Heimat nicht verlassen mussten – schwere Zeiten durchzumachen, aber waren vom Herzen her bereitwilliger zu teilen.

RollUp (c) Frauennetzwerk
Es stimmt schon, einiges ist heute anders. Die jetzigen Flüchtlinge kommen aus einem anderen Land, aus anderen Kulturen, sprechen nicht unsere Sprache, sehen anders aus, haben teils eine andere Religion. Das unbekannte macht uns Unbehagen.
So will das Frauennetzwerk Ennepetal gerade jetzt, wo dieses aktuelle Thema das ganze Land bewegt, ein Zeichen setzen. Sie wollen Mut machen, auf die Flüchtlinge zu zugehen, Kontakte zu knüpfen, Freundschaften zu schließen, zu helfen.
Aus diesem Grunde haben sie sich vor Wochen aufgemacht um mit Frauen, die 1945 auf der Flucht waren und Frauen, die jetzt angekommen sind, zu reden, ihre Geschichten in Kurzform aufzuschreiben und in einer außergewöhnlichen Dokumentation zusammen zu tragen und nun in einer Ausstellung auf 15 RollUps der Öffentlichkeit vorzustellen.
Diese Ausstellung wird am 4. August um 14:30 Uhr in der Hauptstelle der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld, Voerder Str. 79 – 83, eröffnet und wird bis zum 25. August 2015 für Interessierte zu den normalen Öffnungszeiten in den Räumlichkeiten der Sparkasse zu besichtigen sein.

Flyer Ausstellung Frauennetzwerk
Aber das Frauennetzwerk will es nicht allein bei dieser Ausstellung belassen. Es soll eine Art Wander-Dokumentation werden, die auch an die Schulen geht um hier Bewusstsein für die Situation der Flüchtlinge zu schaffen und Hintergrundinformationen rüber zu bringen.
Auch wird das Werk in einer Art Buch festgehalten, welches verkäuflich ist. Ein Teil des Geldes für dieses Buch wird dafür zur Seite getan, damit ein weiterer Deutsch-Sprachkurs für Flüchtlinge angespart werden kann.
Es ist ein Thema, dem wir uns alle stellen sollten um unser Bewußtsein wieder mit anderen Dingen zu füttern als den vielen aggressiven Meinungen und Parolen, die ohne wirkliches Hintergrundwissen nur Ängste schüren und Stimmung gegen diese bedauernswerte Menschen machen.
Linde Arndt für EN-Mosaik aus Ennepetal