Eine ganz andere Liga – Frauen in Führungspositionen
[jpg] Es ist Bürgermeisterwahlkampf in Ennepetal. Imke Heymann (CDU) und Anita Schöneberg (SPD) stehen zur Wahl. Der Wahlkampf kann nicht unterschiedlicher sein. Während Imke Heymann (CDU) offensiv auf die Ennepetaler zu geht, um diese von ihren Vorteilen als Bürgermeisterin zu überzeugen, spielt Anita Schöneberg (SPD) eine mehr passive Rolle.
Neben Ministerin von der Leyen waren anwesend:
Der parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Verteidigung Dr. rer. oec. Ralf Brauksiepe (CDU)
Und für die Diskussionsrunde:
- Volker Schlinge, Geschäftsführer Personal, GALERIA Kaufhof GmbH
- Dieter Siekermann, ehem. Geschäftsführer Ferdinand Bilstein GmbH &Co. KG
- Mirja Becker, Director Group Human Resources bei der
DORMA Holding GmbH + Co. KGaA - Andrea Schmitz, Head of Employer Branding, Inclusion & Diversity,
Employee Engagement METRO GROUP
Moderation des Abends und der Diskussion: Imke Heymann (CDU).
Imke Heymann (CDU) hat mit diesem Abend, für das provinzielle Ennepetal, ein besonderes Highlight organisiert. Denn Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in punkto Vorzeigefrauen in Führungspositionen das Maß aller Dinge. So ist es nicht verwunderlich, dass aufgrund ihrer Qualifikation, die Ministerin immer wieder als zukünftige Bundeskanzlerin gehandelt wird.
v.l. Bundesministerin für Verteidigung Dr. med. Ursula von der Leyen (CDU) im Gespräch mit Gabriele Grollmann und Staatssekretär Dr. rer. oec. Ralf Brauksiepe (CDU) . dahinter: Daniel und Imke Heymann Foto:© Linde Arndt
Ministerin Ursula von der Leyen trug denn auch eindrucksvoll, spannend aber auch kurzweilig die Probleme vor, mit denen sie bei der Bundeswehr konfrontiert wurde und wird. Neben einer neuen strategischen Ausrichtung und einer neuen Militärdoktrin, die für die Bundeswehr notwendig wurde, musste sich die Ministerin auch dem derzeitigen Rüstungsbestand und der Beschaffung neuer Rüstungsgüter stellen. Als Stichwort für ein Problemfeld soll hier einmal die „hybride Kriegsführung“ erwähnt werden.
Neben allen diesen Problemen muss die Bundeswehr auch die Probleme des Personalwesens in besonderem Maße beachten.
Hier muss die Frauenförderung für die Bundeswehr besondere Berücksichtigung finden und das im Zusammenhang damit, dass die Bewerberzahlen nicht den Zahlen entsprechen die die Bundeswehr benötigt um die Personalstärke zu erhalten. 60.000 Bewerbungen muss die Bundeswehr erhalten um 20.000 neue Bundeswehrangehörige zu rekrutieren. Denn 267.000 Bundeswehrangehörige bei 180.000 für die Streitkräfte haben Jahr für Jahr eine natürliche Fluktuation. So ist die Ministerin der Frage nachgegangen, wie viele weibliche Generäle hatte und hat die Bundeswehr denn bis heute. Denn mit einem Urteil des EuGH aus dem Jahre 2000, das die Elektronikerin Tanja Kreil erwirkt hatte, öffnete sich die Bundeswehr für Frauen auch für den Dienst an der Waffe. Wobei schon 1975 der Sanitätsdienst für Frauen geöffnet wurde.
Drei Frauen konnte die Bundeswehr im Generalsrang bis heute vorweisen:
- Generalarzt (analog Brigadegeneral) Dr. Verena von Weymarn a.D.
- Generalstabsarzt (analog Generalmajor) Dr. Erika Franke
- Generalarzt (analog Brigadegeneral) Dr. Gesine Krüger (am 25.März 2015 ernannt)
Die Frage, die sich der Ministerin stellte, war – woran liegt es, wenn eine so geringe Anzahl von Frauen innerhalb eines doch großen Zeitraumes und dann nur in einem Truppenteil in den Generalsrang befördert werden? An der Bildung konnte und kann es nicht liegen, sind doch den Frauen inzwischen sämtliche schulischen und universitären Türen weit geöffnet worden. Wobei die Abschlüsse denen der männlichen Mitbewerber überlegen sind. Ein gesellschaftliches Problem ist jedoch das biologische Problem das mit dem Rollenverständnis in der Gesellschaft einhergeht. Es geht um die Entscheidung: Frau und Familie oder Frau und Beruf einschließlich Perspektiven. Nach Ansicht der Ministerin sollte man die Frau nicht vor die Entscheidung entweder oder stellen, vielmehr sollte die Gesellschaft für ein sowohl als auch sorgen. Dies setzt voraus, dass die Politik die Rahmenbedingungen dazu schafft. Die Ministerin stellte sich auch die Frage ab wann die Frauen passen, ab wann die Männer signifikant die Dienstgrade dominieren. Ab der Besoldungsgruppe A14, also ab Major oder Oberstabsarzt, findet man sehr wenig Frauen. Und das muss sich ändern, so die Ministerin. Das sich aber auch etwas in den Köpfen ändern muss, zeigte der Ministerin folgende immer wieder kehrende Frage von Journalisten: „Wie ist das wenn ein Mann vor ihnen stramm stehen muss?“ Sie sehen wie die Klischees in unserer Gesellschaft das Rollenbild von Frauen weiter prägen. Im Gegensatz dazu hat mich die Bundeswehr total offen empfangen, so die Ministerin. In Folge kam auch die Frage nach der Frauenquote auf die Ministerin zu. Als wir, so die Ministerin, der Wirtschaft die Frauenqoute in der Führungsetage vorhielten, es gab damals keine Frau in den Führungsetagen bei den 30 DAX Unternehmen, meinten die Wirtschaftsunternehmen es müssten einige politische Änderungen gemacht werden. Wir kamen damals auf die freiwillige Regelung. Heute muss man feststellen, die Wirtschaft hat nichts getan. Die Politik hatte alle gewünschten Änderungen umgesetzt. Und jetzt denke ich, dass wir kurze Zeit eine Frauenqoute einführen mussten um der Wirtschaft einen Schubs zu geben. (Die am 1.Mai in Kraft getretene Frauenquote betrifft nur Aufsichtsräte von 108 Unternehmen. Diese Aufsichtsräte treffen sich ein paar mal im Jahr. d. Red.)
Die Frage wie es denn weiter gehen soll, dass Frauen eine Perspektive bekommen in der Führungsebene Einzug halten zu können, wurde in der Diskussionsrunde recht unterschiedlich beantwortet. Überprüfbare und veröffentliche Zielvorgaben stellen eine Möglichkeit dar. Hierzu gehört, die Rahmenbedingungen für Frauen in den Betrieben aber auch in den Kommunen zu verbessern um dieses „sowohl-als-auch“ umsetzen zu können.
So wusste der ehemalige Geschäftsführer der Ennepetaler Ferdinand Bilstein GmbH + Co. KG, Dieter Siekermann, einen Mittelweg zu skizzieren. Er wollte bei, für ihn, herausragender Eignung einer weiblichen Bewerberin die betrieblichen Voraussetzungen den Anforderungen der Bewerberin anpassen.
So bleibt es wohl der Bundeswehr vorbehalten den Frauen in die Führungsetage zu verhelfen. Die Zwänge der Freiwilligen Armee sind groß, da sie im Jahr 60.000 Bewerber benötigt um 20.000 Neuzugänge zu bekommen. Tatsächlich scheinen die neusten Zahlen für eine hohe Frauenqoute in den Streitkräften zu sprechen. Denn die Halbjahresbilanz 2015 spricht für die Überschreitung der 20% Quote in den deutschen Streitkräften. Druck bekommen die deutschen Streitkräfte beim Frauenthema auch noch von anderer Seite, so wurde zum ersten male mit einer Frau als Befehlshaberin der US-Brigadegeneral Giselle Wilz für das „NHQSa“ (NATO Headquarters Sarajevo) ernannt. Die Nato in Mons wird das sicher nicht unerwähnt lassen.
Die Veranstaltung von Imke Heymann (CDU) hatte durchaus eine gute Qualität hinsichtlich der Themen Vorgabe „Frauen in Führungspositionen“. Man sollte jedoch nicht zu viel von den Debatten mit dieser Thematik erwarten; denn wie die Ministerin schon richtig bemerkte, die deutsche Gesellschaft ist noch nicht so weit. Schaut man mal über den Zaun, so sieht man zum Beispiel die israelische Armee mit einem Frauenanteil von immerhin 1/3 in der Armee, wobei die Frauen laut einer Umfrage einen hohen Zufriedenheitsgrad haben. Einschränkend muss man allerdings sagen, in der israelischen Armee gilt die Wehrpflicht – auch für Frauen.
Schließen wir uns der Ministerin an, die noch einen weiten Weg für die Gleichberechtigung von Mann und Frau in den Führungsetagen beim Militär als auch in der Wirtschaft sieht.
Zum Schluss soll nicht unerwähnt bleiben, es hat sich bei der Stadt kein männlicher Kandidat für das Ennepetaler Bürgermeisteramt gemeldet, so dass Ennepetal auf jeden Fall eine Bürgermeisterin bekommt.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal
Zahlen zur Bundeswehr wurden über die Pressestelle des Bundesministerium der Verteidigung (BmVg) erfragt.