Ein würdiges Mahnmal in Duisburg

[jpg] Gestern am 22.Juni um 11:00 Uhr wurden die 44 Entwürfe für das Duisburger Loveparade – Mahnmal im Lehmbruck Museum vorgestellt. Das Original wurde von der Lehrwerkstadt der Firma Thyssen-Krupp gefertigt, wobei das Material  gespendet wurde.  Als wir die Entwürfe im Lehmbruck Museum sahen, stand das Original schon einige hundert Meter weiter fertig installiert.
Im Vorfeld gab es Probleme. Nachdem das Plagiat Desaster des Künstlers Jürgen Meister überstanden war, musste die Jury ein neues Mahnmal auswählen.
Mitglieder der 9 Köpfigen Jury waren Franz Hering (Vorstandsvorsitzender SSB  Duisburg), Arno Eich (Geschäftsführer Steinhof Duisburg), Sabine Siebenlist,  Josef Krings (Altoberbürgermeister),  J. Hagemann,  Klaus Peters (Präsident  Lions-Club Duisburg-Rhenania), Heinz Pletziger (proDuisburg e.V.) sowie  Elisabeth Höller (IG Duisburger Künstler) .

Gerhard Losemanns Entwurf wird am Sonntag, dem  26. Juni 2011 um 12:00 Uhr an der Ostseite des Tunnels der Karl-Lehr-Straße enthüllt. Alt OB Josef Krings wird eine kurze und angemessene Rede halten.

Die Angehörigen der 21 Opfer werden sich sodann zu dem Ort des Mahnmals begeben um der Toten zu gedenken.

Es stimmt schon traurig, wenn man sieht wie sich die Politik zu diesem Thema verhält.
OB Adolf Sauerland (CDU) hat es noch immer nicht geschafft die zumindest moralische Verantwortung zu übernehmen und zu gehen. Nein, lustig tummelt er sich in der Öffentlichkeit als wenn schon alles vergessen wäre. Als wir ihn letztens im MKM sahen  war er gut aufgeräumt und redselig. Anders am 12.September, 2 Monate nach der Katastrophe von Duisburg. Mahlers 8. Sinfonie, die sogenannte „Sinfonie der 1000“ stand im Duisburger Landschaftspark Nord in der Kraftzentrale auf dem Programm. Bundespräsident Wulff und Ministerpräsidentin Kraft, nein, sie wollten nicht mit OB Adolf Sauerland abgelichtet werden. Er wurde verdeckt in den Saal gelassen und saß sodann abseits von der Prominenz. Wie kann eine Großstadt Duisburg mit solch einem OB nur leben? Ob OB Adolf Sauerland am Sonntag anwesend sein wird oder irgendeine Funktion haben wird, wusste Frank Kopatschek der Stadtsprecher auf unsere telefonische Anfrage nicht zu sagen. Er, der OB, wolle sich evtl. am Sonntag positionieren, was auch immer das heißen mag. Es spricht schon Bände, dass die Organisation am Sonntag durch die Staatskanzlei gemacht wird. So wollten es die Angehörigen der Opfer.

 

Linkes Bild:
OB Adolf Sauerland bei der Pressekonferenz zur Loveparade am 17.6.2010
Rechtes Bild:
OB Adolf Sauerland (2.v. rechts)  im MKM Museum 
anlässlich der Tony Cragg Vernissage am 23.03.2011

Beide Fotos:  EN-Mosaik

Die 44 Entwürfe befassen sich alle mit den ungeheuerlichen Geschehen, wobei die Künstler unterschiedliche Herangehensweisen an dieses Thema erkennen ließen.

Gerhard Losemanns Entwurf ist ein Entwurf mit einem hohen Abstraktionsgrad und reflektiert das Geschehen vor einem Jahr sehr tief. Das Datum ist aus Stahl geschweißt und fest mit der darunterliegenden Platte verbunden, so, als solle man dies nicht mehr verwischen oder entfernen können. Dieses Datum ist für die Ewigkeit gedacht bzw. gemacht. Überhaupt ist das Mahnmal aus Stahl gefertigt, schwere viereckige Streben wurden zurecht geschweißt. Willkürlich übereinander gelegt, so, als wenn sie zusammen gefallen sind. Zusammen gehalten werden sie wie von unsichtbarer Hand; jederzeit könnten die Streben sich wieder selbstständig machen um eine neuerliche Katastrophe herbei zu führen.Sie liegen an einer Wand, auf deren Rückseite das Datum angeschweißt wurde und auf einem fragilen Schild stehen auf grauem Grund in schwarzer Schrift die 21 Namen der Opfer. Das Mahnmal erscheint schwer, sehr schwer, eben wie die Last die auf uns allen lastet.

 
Entwurf Loveparade-Mahnmahl Vorseite         Foto:EN-Mosaik   Entwurf Loveparade-Mahnmahl Rückseite            Foto:EN-Mosaik

Es ist ein aufwühlendes Mahnmal, welches den Betrachter packt und erahnen lässt welche Ungeheuerlichkeit hier passiert sein muss.

Es ist ein Mahnmal von Bürgern aus der Mitte der Stadt Duisburg mit einem Duisburger Künstler der auch aus der Mitte der Duisburger Künstler kommt, und somit also ein Anliegen welches die Bürger selber tragen und umgesetzt haben. Es ist aber auch ein Zeugnis für die Armseligkeitkeit von Politik und Verwaltung. Vielleicht wird dieses Mahnmal eines Tages in die Geschichte eingehen, indem man hier die Trennung der Politik und Verwaltung von seinen Bürgern festmacht. Gerade in der Metropole Ruhr in der jedes Unglück im Bergbau sensibel aufbereitet wurde, durfte und konnte so was nicht passieren.
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Auch für uns ist damit ein Abschnitt vergangen der uns schmerzlich an die Vorfälle in Duisburg erinnert. Hatten wir doch im vorigen Jahr die Berichterstattung begonnen und mussten diese kurzerhand abbrechen;  denn über eine solche menschliche Katastrophe wollten wir nicht berichten. Aber wir sahen und hörten die stümperhafte Kommunikation, die ja auch letztendlich einen großen Anteil an der Katastrophe hatte. Wir selber unterdrückten Fragen auf den Pressekonferenzen, die wir hätten stellen müssen. Wir waren eben genauso wie die Kollegen gut drauf. Auch wir luden damit Schuld auf uns.

Sollen uns die 21 Toten immer daran erinnern, dass wir uns eben nicht  anpassen sollten und damit leichtfertig in den Mainstream einreihen. Beharren wir auf der Beantwortung unserer Fragen und lassen uns nicht mit, „ach was, das wird schon“, abspeisen. Denn es wird eben nicht.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg

 

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