Der Whistleblower Edward Snowden, Held oder Verräter?

[jpg] Geht man nach der offiziellen Regierungsmeinung, ist Snowden ein Verräter. So versucht die Obama Administration mit allen Mitteln Snowden in die Ecke des kriminellen Verräters zu bringen. Überwiegend gelingt ihr dies ja auch. Selbst die Washington Post, die ja immerhin die „Watergate Papiere“ veröffentlichte, ist da nicht mehr ganz so sicher. Man spricht allerdings fast überall von Snowden und dem Journalisten Glenn Greenwald, der die Papiere im Guardian veröffentlichte.

codeeyeVon der Ungeheuerlichkeit der Einschränkung unserer im Grundgesetz und Verfassungen verbrieften Bürgerrechte spricht niemand mehr. Man legt sich halt nicht mit „Big Brother“ USA an; denn die Drohnen mit den Raketen fliegen über der ganzen Welt. Und so ein Seal Team kann auch schnell auf den Weg gebracht werden.
Und Deutschland? Immerhin wurde unsere aller Kanzlerin von ihrem Staatsfernsehen befragt. Sie meinte nur, sie wüsste nicht, dass sie ausgespäht würde. Unser Innenminister meinte gar, so schlimm wäre das nun auch nicht. Und dann sprachen alle noch von der Verhältnismäßigkeit der Mittel, ein Grundsatz der staatlichen Gewalt. Damit wird zum Beispiel geregelt, dass wenn jemand einen Apfel klaut, dieser nicht von dem verfolgenden Polizisten gleich erschossen wird – das wäre unverhältnismäßig.

Jetzt sagen unsere „lieben Freunde“ in den USA, sie hätten mit diesem „Prism“ Spionageprogramm in den letzten Jahren 45 Terroristen, darunter 5 in Deutschland, dingfest gemacht.
Damit soll diese ungeheure Datenspionage gerechtfertigt werden?
Unser Innenminister nahm es dankbar hin und überbrachte uns als treuer Untertan der USA die gute Nachricht. Wie dankbar müssten wir den USA doch sein.

Bleiben wir bei der Verhältnismäßigkeit. 45 Terroristen dingfest gemacht, mit einem Aufwand innerhalb der Jahre nach der Jahrtausendwende von über 1 Billion Euro also tausend Milliarden Euro, ist doch ein starkes Stück Unverhältnismäßigkeit. Setzt man das in Relation zu einem anderem Bereich unserer Gesellschaft, kommt man schon ins Grübeln. Über 7.000 tödliche Unfälle sind Jahr für Jahr in deutschen Haushalten zu beklagen. Auf die 13 Jahre betrachtet, wurden soviel Menschen getötet wie eine Kleinstadt aufbieten kann. Und das nur in Deutschland. Wäre es da nicht an der Zeit, wenn der BND, MAD, NSA, CIA und was für eine noch so geheime Organisation seine Bevölkerung überwacht, ob eine Leiter auch richtig aufstellt wurde, im Haushalt nichts rumliegen gelassen wurde oder die Treppe so aufwischt wurde, damit auch niemand ausrutscht? Denn diese Leute im Haushalt sind die eigentliche Bedrohung die ein Land nachhaltig dezimiert. 150 mal mehr Tote im Haushalt als in diesem Terrorgeflecht welches uns immer wieder von irgendwelchen Regierungsstellen serviert wird. Ich persönlich habe mehr Angst vor einer Treppe putzenden Person als vor einem langbärtigen Islamisten.

Was also soll diese ganze Datensammelei der Schlapphüte aller Länder? Man kann das nur mit einer pathologischen Paranoia erklären. Und die entsteht in diesem Falle aus Angst vor Bedeutungs-und Machtverlust. Und dieser Befund ist ein Befund der die USA und andere Länder von innen bedroht.

Ein mit Phobie und Paranoia ausgestatteter RegierungschefIn ist sicher nicht in der Lage Bedrohungen von außen oder innen richtig einzuschätzen und dem gemäß zu reagieren.

Ich denke wir sollten dem Whistleblower Edward Snowden und dem Journalisten Glenn Greenwald dankbar sein, haben sie uns doch die Augen über diejenigen geöffnet, die uns und unsere Rechte beschützen sollten, uns aber kläglich verraten haben und weiter verraten. Für mich sind die beiden Männer Helden, haben sie doch dem Druck der Administrationen widerstanden und uns die Augen noch weiter geöffnet. Wie sagte der US amerikanische Regisseur Oliver Stone: Diese gigantische Überwachung frisst unsere Freiheiten. Und der größte Whistleblower der vorherigen Generation Daniel Ellsberg (82) schreibt in der Washington Post:

„Snowden believes that he has done nothing wrong. I agree wholeheartedly. More than 40 years after my unauthorized disclosure of the Pentagon Papers, such leaks remain the lifeblood of a free press and our republic. One lesson of the Pentagon Papers and Snowden’s leaks is simple: secrecy corrupts, just as power corrupts.“

Dies ist ein eindeutiges Credo für eine freie Presse und für ein transparentes demokratisches System. Ellsbergs “Pentagon Papiere” landeten vorm obersten Gericht der USA die eine Freigabe dieser Papiere anordnete.

Um auch unseren Usern die Möglichkeit zu geben, die Beweggründe des Whistleblower Edward Snowden zu erfahren, hier der Link zu dem Interview welches Glenn Greenwald, Ewen MacAskill und Laura Poitras für den Guardian am 10. Juni in Hongkong mit Ed Snowden führten: http://www.guardian.co.uk/world/2013/jun/09/edward-snowden-nsa-whistleblower-surveillance

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

5 Kommentare
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    Klaus Schmalenbach sagte:

    Dem kann ich nur zustimmen!

    Mir wird auch „Angst + Bange“ bei diesem Sauhaufen von Weltpolizei!

    Klaus Schmalenbach

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    Theodor Bicking sagte:

    Eine prima Sache solch eine freie Presse wie in den USA. Ebenso prima wie die unabhängige Justiz in den USA. Nicht nur Daniel Ellberg findet das gut. So sind sie die Amerikaner, Patrioten durch und durch.

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    Theodor Bicking sagte:

    Die Chose kocht immer noch. Aber es sind doch zumindest prinzipiell alte Kamellen. Ausgespäht werden wir vom gesamten Ausland. Nur Qualität und Umfang der Ausspähung unterscheiden und entwickeln sich laufend. Die momentane Hype spielt sich dementsprechend nur unter den allgemein oberflächlich interessierten 70% der Bürger ab, bzw. tiefer gehend den sicherheitspolitisch desinteressierten 95% der Bevölkerung. Auswärtige Dienste werden dankbar sein für diese hysterische deutsche Medienöffentlichkeit. Ich kann hier nicht darauf eingehen, das würde zu lang. Schon vor 10 Jahren waren in „BND-Intern“ prinzipiell alle Fakten benannt worden. Die Masse der Wortführer der aktuellen Hype sind Knalltüten. Sie haben doch überhaupt kein Modell wie wir uns zu dem Thema der Ausspähung aufstellen müssten. Den Bundesregierungen seit 1990 ans Bein zu pinkeln ist weder Geniestreich noch Heldentat.

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    Ein Voerder sagte:

    Snowden ist eindeutig als Held einzustufen. Er hat etwas, was viele nicht haben – Zivilcourage. Wenn man unsere Regierung betrachtet, die wie Kleinkriminelle nur das zugibt was bewiesen ist. Wenn unsere Regierung das Grundgesetz missachtet und über den Innenminister ausrichten lässt, jeder solle selber für seine Sicherheit sorgen.
    Da haben die Britten und USA sich die richtigen ausgesucht. Ein Volk das dem Obrigkeitswahn huldigt und die USA als „Führer“ sehen. Das was die USA macht dient der „Demokratie“ und die Deutschen dürfen keine Zweifel haben.Vielleicht sollten wir auch das Waterbording erlauben, bringt doch Arbeitspätze und damit Wachstum. Die Gestapo im dritten Reich hatte doch schon Erfahrung damit.
    Unser „Staatsfernsehen“ müht sich auch kräftig diese kriminellen Aktivitäten zu rechtfertigen indem sie die Terrorwarnungen der USA veröffentlicht. Mich würde es nicht wundern wenn die USA morgen einen eigenen Agenten mit einer Bombe hoch gehen lassen würden. Dann wäre alles wieder gut. Ein paar Tote, aber he, was soll es.

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    Theodor Bicking sagte:

    Auf die Person Snowden zielen meine Kommentare nicht. Ich beziehe meine Kritik auf die deutsche mediale Öffentlichkeit.

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