Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart

[jpg] Curt Goetz, dieser herausragende Spötter des vorigen Jahrhunderts, hatte diesen Spruch in die Welt gesetzt. Er passt aber auch in die heutige Zeit. In vielen Bereichen der Gesellschaft wird das Denken vermisst. Weil es nicht angewandt wird? Nein, weil das Individuum in der Gesellschaft nur noch degenerative Kapazitäten des Denkapparates besitzt. Was ist passiert? Zum Denken gehört ein Bewusstsein aber auch eine Bewusstheit um letztendlich eine Beziehung zu seiner Umwelt herzustellen. Zunehmend hatten und haben wir jedoch dies alles an andere in der Gesellschaft abgegeben, die uns immer wieder kehrend suggerieren, sie würden alles in unserem Sinne erledigen. Alle Probleme wurden aber nur auf die Sprachebene transportiert und sollen dort auch gelöst werden. Wurden sie dort auch gelöst? Nein,natürlich nicht.
Wir selber finden uns in einem Perpetuum Mobile  wieder, welches uns nur zwei Tätigkeiten zu billigt – dem des Produzierenden und des Konsumierenden. Wir produzieren Kriege und konsumieren Kriege ( Mit richtigen Toten! ) , Das ist die derzeit schlimmste gesellschaftliche Variante die die Gesellschaft dem Individuum zu bieten hat. Das Denken ist hierbei nur hinderlich.Der alte Stratege aus der Steinzeit, dieser Jäger und Sammler, der sich Gedanken über sein tägliches Leben machen musste, der konnte und musste noch selber denken.
Wenn also in einer Diskussionsrunde jemand sagt: Denk doch einmal nach!, so mahnt er damit das Denken des Gegenübers an. Milliarden von grauen Zellen werden, wenn der Inhaber derselben grauen Zellen es WILL, darauf ihre Arbeit aufnehmen und evtl. ein Ergebnis in Form einer Meinung erbringen. Vielleicht leitet er auch noch eine Handlung ab.Wenn nicht, plappert er das was alle sagen, also den Mainstream, nach. Dem „Glücklichen“ bleibt also , weil das Denken nicht mehr anwesend ist, vieles erspart. Oder nicht?


Hans Peter Müller und Landrat Arnim Brux beim Pressegespräch
Foto: © Linde Arndt
  Der Wittener Künstler Hans-Peter Müller hatte 2006 eine Idee indem er mittels „Denktafeln“ Menschen zum Denken animieren will. So fand er sich jetzt  im EN-Kreis bei Landrat Dr. Arnim Brux ein um auch im Kreis eine seiner Denktafeln anzubringen.

Landrat Brux lernte den Wittener Künstler und seine Idee der „Denktafel“ kennen und war sofort begeistert von dieser Idee. Ein kurzes Gespräch und schon war ein „Botschafter des EN-Kreises“ geboren.

Müller reiste zur 1000 jährigen Europastadt Görlitz/Zgorzelec um mit 16 weiteren KünstlerInnen am dortigen internationalen Plein-Air-Workshop „Stadt-Raum-Kunst“ teilzunehmen.
Die Künstler aus der Schweiz, aus Lettland, Portugal, Polen, Tschechien und Deutschland sollten sich mit der Stadt Görlitz künstlerisch unter dem Motto „Stadt-Raum-Kunst“ auseinandersetzen. Herausgekommen sind 50 Werke die zu einer Ausstellung zusammen gefasst wurden. Am 2. November 2012 war die Vernissage  dieser Ausstellung im Kaisertrutz von Görlitz/Zgorzelec, die als Wanderausstellung konzipiert ist. Die Ausstellung zeigte bis 02. Dezember u.a.  Installationen, Gemälde, Fotografien und Grafiken. In diesem Zusammenhang händigte Landrat Dr. Arnim Brux eine „Denktafel“ aus Stein an die Aussteller aus, die dann im Landratsamt eingelassen wurde. Übrigens war der EN-Kreis musikalisch mit den Schwelmern Stefan und Anke Wiesbrock vertreten, die einen schönen musikalischen Rahmen zur Vernissage erbrachten.Die Ausstellung wird auch demnächst in Schwelm zu sehen sein.

           


Hans-Peter Müller und Landrat Arnim Brux suchen den Platz im Kreishaus aus, wo die Denktafel hinkommen soll.                                                                                                                                                  Foto:    ©Linde Arndt

Zurück zu Hans-Peter Müller, der in Görlitz/Zgorzelec bei den Stadtrundgängen vielerorts die „Denktafeln“ auf Fassaden der noch nicht restaurierten alten Häusern sprühte. Wobei der eine oder andere Bauzaun eine „Denktafel“ aufgesprüht bekam.
Nun sind diese „Denktafeln“ weder an einem bestimmten Ort zu Hause noch ist ein bestimmtes Material vorgesehen, individuell kann sich jeder seine „Denktafel“ von dem Künstler anfertigen lassen. Letztendlich ist das Denken ein Prozess und die „Denktafel“ kann, wenn sie einmal installiert ist, den Betrachter erinnern einmal zu denken oder nicht zu denken. Es bleibt jedem selber überlassen ob er sich das Denken erspart. Landrat Dr. Arnim Brux freut sich schon mal  in seinem Kreisgebäude die Reaktionen der Menschen zu beobachten, wenn sie sich der „Denktafel“ widmen.

Über die Ausstellung aus Görlitz/Zgorzelec die hier in Schwelm auch seine Zeit haben wird werden wir noch einen eigenen Artikel bringen. Vorab sei gesagt, es wird eine thematisch und künstlerisch sehr schöne und gute Ausstellung. Die Arbeiten, soweit sie uns schon vorliegen, sind alle als exzellent
zu beurteilen. Wir freuen uns heute schon wenn wir den Artikel für sie anfertigen dürfen. 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

5 Kommentare
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    Susanne Köhler sagte:

    „Zunehmend hatten und haben wir jedoch dies alles an andere in der Gesellschaft abgegeben, die uns immer wieder kehrend suggerieren, sie würden alles in unserem Sinne erledigen.“ (Redaktion, Gerhardt)

    „dies alles“ kann u.a. im weitesten Sinne auf ‚Belange‘ unserer Kommune Ennepetal bezogen werden. Wir haben „dies“ im Rahmen kommunaler Demokratie „an andere in der Gesellschaft abgegeben“ – an den Stadtrat. Ergebnisse, Konsequenzen der Entscheidungen im Stadtrat haben Ratsmitglieder unmittelbar zu verantworten. Das Desaster in Milspe ist das Ergebnis falscher Ratsentscheidungen, die Ratsmitglieder zu verantworten haben. Aus dieser Verantwortung können sie sich nicht herausstehlen. In diesem Zusammenhang von unverbindlichen Entscheidungen im Ehrenamt im Rat zu sprechen ist völlig unhaltbar.

    Müllersche Denktafeln in Ennepetal, könnte das was bringen?

    Die Ennepetaler Bürger erleben tagtäglich, hautnah, was unter der Führung der 14-Millionen-Verwaltungstruppe schief gelaufen ist bzw. schief läuft.
    Unser dampfplaudernder Bürgermeister, unser „Schwätzbäckchen“ wird lächelnd an Müllerschen Denktafeln vorbeigehen und sich in Gevelsberg zur Nachtruhe betten.

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    Raistlin sagte:

    Denken ist Glückssache… vor allem in Ennepetal.
    Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß Denken hier sogar ausdrücklich unerwünscht ist. Soll heißen: Denken darf man (die Gedanken sind schließlich frei!), aber wehe dem, der Gedanken oder gar Bedenken äußert!
    Dann nämlich ist man ein Querulant (Querdenker), unerwünscht, unbequem und ratz fatz Persona non Grata für die hohen Herrschaften. Und dabei kommt es noch nicht einmal darauf an, ob man sich Inhaltlich korrekt oder gar konstruktiv äußert- Kritik ist Kritik und generell nicht gern gesehen/gehört.
    Aber ich will nicht unfair sein: Auch der Rat kann Denken!
    Die Mitglieder dieses elitären Vereins denken z.B. an ihre Honorare, Vergütungen, Aufwandsentschädigungen, Sitzungsgelder, Prestige-Projekte, etc, sprich: an sich und ihres Gleichen!
    Sie sollen diese Stadt verwalten, für den Bürger und zum Wohle der Stadt. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Sie dienen nicht dem Bürger, sondern dem Selbstzweck.
    Das, was unbequem ist überlassen sie gerne anderen. Selbst in die Hände spucken können sie nur, wenn für sie persönlich etwas dabei rumspringt. Ob dies der Stadt und ihren Bürgern gut tut, taucht in den Überlegungen nicht auf.
    Denken können sie, aber in die falsche Richtung. Von daher werden selbst plakatwandgroße Denktafeln lediglich einen Effekt haben: Nämlich daß man sich dran stößt!
    Schon eher helfen könnte da eine leistungsorientierte Bezahlung. Denn wenn die Börse nicht mehr klingelt, kommt wieder Bewegung in den Denkkasten.
    Trotzdem eine interessante Idee, diese Denktafeln.

    Euer Raistlin

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    René Schuster sagte:

    Müllersche Denktafeln ‚gegen‘ die Ennepetaler „Pepitas“ in Rat und Verwaltung? Schön wär’s!

    Heute ärgern sich Bundesbürger u.a. über die Kölner U-Bahn, Stuttgart 21, die Elbphilharmonie, den Flughafen in Berlin. Wir in Ennepetal sind schon seit unserem „Millionending“ (1978) damit beschäftigt. Planungsmängel unserer toten Fußgängerzone verlängerten dieses Desaster bis in die Gegeenwart.

    Berlin ist seit Jahren mitten unter uns – bitte besucht uns in Ennepetal!

    http://www.zeit.de/1978/32/das-millionending

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    Raistlin sagte:

    Ich habe mich mit Leuten älteren Semesters unterhalten, die damals Hautnah dabei waren. Die Details über ursprüngliche Planung, Fehlentscheidungen, Pannen und sogar Korruption sind erschreckend. Es wurde gelogen, geklaut und in die eigene Tasche gewirtschaftet.
    Fehlplanung und stümperhafte Bauausführung waren nur die Spitze des Eisberges. Ganze Wagenladungen Laminat kamen „abhanden“.
    Die Liste ist endlos. Die damals Verantwortlichen gehören gesteinigt.
    Man sieht also deutlich: Ennepetal hatte noch nie große Denker! Zumindest nicht im öffentlichen Dienst.
    Das ganze Konstrukt „Stadt Ennepetal“ ist ein einziger großer Denkfehler, der bis Heute nicht behoben werden konnte. Wie denn auch…

    Euer Raistlin

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